When the gods fell in love von Ayame-chan (Seto x Yami oder Seth x Yami Bakura x Marik) ================================================================================ Kapitel 17: schmerzhafte Wahrheit --------------------------------- Das Kapitel hieß ursprünglich ‚Nephtys Stunde‘, es sollte also eigentlich mehr passieren, aber dann hätte ich wohlmöglich die 10-Seiten-Marke gesprengt. Wem geb ich da am besten die Schuld? Ich glaub Yami, der mir mal wieder Amokgelaufen ist. Jetzt wo er mit den Nerven am Ende ist weint er noch mehr, dabei soll er doch wieder etwas selbstbewusster werden. Viel Spaß mit dem nächsten Teil. 18. schmerzhafte Wahrheit Bakura blickte Yami nicht an. Musste es auch nicht, um zu wissen, dass dieser weinte. „Ich…weiß ich hab es dir versprochen, aber…“, murmelte Yami noch, dann hatte er auch schon die Arme um den Weißhaarigen geschlungen und drückte ihn so fest an sich, dass es weh tat. Doch Bakura ließ ihn gewähren. Zu sehr noch war er in seinen Erinnerungen gefangen, als das er ihn zurechtweisen konnte. „Schon gut.“, murmelte er leise und schloss für einen Moment die braunen Augen. „Ich hab meine Eltern seit dem erst einmal wiedergesehen.“ „Als du blau gemacht hast?“, fragte Yami leise und löste seinen Klammergriff ein wenig, um den Älteren von der Seite ansehen zu können. Stumm nickte Bakura, bevor er zu einer Antwort ansetzte. „Ich hab sie den Abend vorher in der Stadt getroffen…zusammen mit Ryou. Ich bin ihnen ein Stück gefolgt, ich hatte gehofft zu sehen, wie sie auch ihn beschimpften. Aber es fiel nicht ein böses Wort. Egal was er tat, was er sagte…ständig diese Liebe…“ Schlagartig drückte Yami ihn wieder fester und versuchte das Zittern von Bakuras Körper so zu unterbinden. „Ist das auch der Grund, warum du Marik eine Chance gegeben hast?“ Yami hatte eigentlich nicht fragen wollen. Lieber hätte er Bakura eine Pause gegönnt, als noch weiter zu bohren. Doch wenn er jetzt nicht fragte, würde er es wohl nie erfahren. „Ich wollte nur wissen, ob es auch andere Menschen außer dir gibt, die mich mögen.“ „Tristan und Joey mögen dich doch.“, wandte Yami sofort ein, doch Bakura reagierte nur mit einem Schnauben. „Du weißt ganz genau, dass das nur so ist, weil sie deine Freunde sind! Und Tea versucht sich nur mit allen gut zu stellen!“ Der Schwarzhaarige ging nicht näher darauf ein. „Sag schon, magst du Marik?“ „Ich weiß es nicht.“, gestand Bakura ehrlich. „Ja, ich glaub schon, dass ich ihn mag, aber dir ging es bei deiner Frage doch sicherlich um mehr, als um reines Mögen, oder? Bevor ich darauf antworten kann muss ich mir wohl erst mal darüber klar werden, was ich eigentlich von dir will. Liebe ich dich, will ich dich nur beschützen, bist du nur ein Bruder für mich, ein guter Freund…ich weiß nicht, was derjenige bezwecken will, der mich ständig in deiner Nähe zu lenken versucht.“ „Glaubst du wirklich, dass jemand dich kontrolliert?“, fragte Yami leise. „Glaubst du, ich denk mir so was aus?“ Zum ersten Mal seit Stunden wandte Bakura ihm wieder den Kopf zu und Wut stand in seinen Augen. „Selbst dein ach so toller Seth glaubt das! Frag ihn, wenn du mir nicht glaubst!!“ „Entschuldige, so war das nicht gemeint.“, wandte der Violettäugige ein, doch er wurde sogleich unterbrochen. „Und ob du es so gemeint hast! Hab ich dir nicht gesagt, dass du dich nicht jedes Mal entschuldigen sollst, wenn jemand dich im Unrecht glaubt?!“ Bakura sprang auf, drehte sich zur Couch herum und funkelte den Jüngeren finster an. „Nur deshalb wirst du nämlich ständig von Seto ausgenutzt! E kann mit dir machen was er will, siehst du das immer noch nicht ein???“ Yami zuckte zusammen und er wich Bakuras Blick aus. „Als ob du der Erste wärst, der mir das sagt.“, murmelte er leise, zog die Beine an und schlang die Arme um sie, während er die Stirn gegen die Knie drückte. „Wenn du es weißt, warum spielst du dann trotzdem den Schoßhund?!“ „Weil ich so dämlich war mich in Seto zu verlieben!“, schrie Yami zurück und erneut rannen Tränen über seine Wangen. „Von Kay konnte ich mich trennen, aber ihn habe ich nie wirklich geliebt. Das mit Seto ist etwas völlig anderes. Ich hab Angst in zu verlieren, ich hab Angst, dass er mich verlassen könnte! Lieber bin ich den ganzen Tag allein, als seinen Zorn auf mich zu ziehen!“ „Ach wirklich?“, fragte Bakura skeptisch und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. „Gestern konntest du ihm aber scheinbar doch die Meinung sagen.“ „Aber auch nur wegen Seth! Weil ich Seto nicht verletzten will, wenn sich herausstellen sollte, dass ich die ganze Zeit über eigentlich Seth geliebt habe! Herrgott, ich weiß selbst, dass ich ein Idiot bin, ok?! Reib mir das nicht ständig unter die Nase, das macht es auch nicht besser! Wie lang hast du denn gebraucht, bist du mit der Sprache herausgerückt bist?? Du bist auch nicht besser als ich!“ Eine Zeit lang sagte niemand mehr etwas und sie beschränkten sich darauf, sich einfach nur wütend anzustarren. Bis Yami den Blick wieder senkte und sich über die Augen wischte. „Ich werde Seth fragen, ob es möglich ist andere zu kontrollieren.“, wechselte Yami das Thema und zupfte am Saum seines Schlafanzuges. „Wenn jemand weiß, was man mit dir vor hat, dann sicherlich er.“ Bakura erwiderte nichts. Langsam beruhigte er sich wieder und ging auf Yami zu. Kurz zuckte es in seiner Hand, als ob er seinen Freund berühren wollte, ließ es dann jedoch bleiben. „Aber warum so ein Mistkerl?“ In Yamis Mundwinkeln zuckte es kurz, als versuche er ein Lächeln zu verbergen. „Es bringt wohl nichts das Thema zu wechseln.“ „Ich will doch nur verstehen können, warum du ausschließlich Leute um dich scharrst, die dich nur verletzen.“ Der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern. „Vielleicht in der Hoffnung ihnen helfen zu können? Dass niemand ohne Grund kalt und abweisend ist, müsstest du doch am besten wissen, oder nicht?“ „Du weißt, dass das keine Entschuldigung dafür ist, jemanden den er angeblich liebt so zu behandeln!“ Langsam schüttelte Yami den Kopf, während er den Blick senkte und seine Hände betrachtete. „Manchmal lässt Seto mich hinter seine Fassade blicken. Und das was ich dann sehe, macht es mir unmöglich ihm für irgendetwas böse zu sein, ganz egal ob es mir weh tut. Klar könnte mir jemand Anderes mehr geben, öfter liebevoll sein. Aber…“ Yami hielt inne, suchte nach den richtigen Worten, um sich erklären zu können, ehe er ein passendes Beispiel fand. „Mit dir ist es genauso. Du kannst ganz schön grantig und fies sein, wenn du willst und aus deinem Mund mal ein nettes Wort zu hören ist ziemlich selten. Und trotzdem kann man als Freund immer auf dich zählen.“ „Willst du damit sagen, dass Seto seine Firma für dich links liegen lässt?“ fragte Bakura sarkastisch. „Nein. Diese Firma ist Setos Lebenswerk, sie wird immer an erster Stelle stehen, selbst wenn draußen die Welt unter geht und ihre Rettung von ihm abhängen würde, zuerst würde er sich seiner Firma widmen. Aber er hat mich noch nie zurückgewiesen, wenn es mir mies ging.“ Seelig lächelte Yami vor sich hin. Seto liebte ihn, da war er sich sicher. Für ihn hatte die Liebe nur eine andere Bedeutung, als für die meisten Menschen… „Aber vielleicht rede ich mir auch alles nur schön.“ Sogleich war die Stimme des Schwarzhaarigen wieder traurig. Wie sollte er sich denn sicher sein? Das Seto ihn zu Beginn ihrer Beziehung geliebt hatte, darüber konnte Yami sich sicher sein, doch jetzt? Und wen liebte er selbst denn nun überhaupt? Den distanzierten Firmeninhaber? Oder den sanften Gott? Auf ihre eigene Art und Weise liebte Yami sie beide. Der Pharao in ihm drängte zu Seth, während seine andere Hälfte an Seto klammerte. „Ich liebe ihn!“, rief Yami nun wieder an Bakura gewandt und presste sein Gesicht wieder gegen seine Knie. „Nenn mich ruhig weiterhin bescheuert, aber das lässt sich nicht ändern. Solange, wie Seto mir nicht offen ins Gesicht sagt, dass er mich hasst, dass ich ihm egal bin und dass ich verschwinden soll…solange werde ich ihn auch weiterhin lieben. Ich kann einfach nicht anders. Kannst du das denn nicht ein bisschen verstehen?“ Fest biss Bakura sich auf die Unterlippe. Das war es, was er so hasste. Zu sehen, wie Yami wegen des Eisklotzes litt. Verstehen…wie sollte er denn so was verstehen? War Yami Masochist? Wie konnte man jemanden nur so sehr lieben? „Nein, ich kann es nicht verstehen.“, antwortete er schließlich leise. „Aber ich habe auch noch nie geliebt.“, fügte er noch hinzu, ehe Yami etwas sagen konnte. „Vielleicht…wenn Marik es mit mir aushalten sollte…vielleicht werde ich dann verstehen können.“ Bakuras Blick war auf die Wand geheftet, jedoch ohne sie wirklich zu sehen, während er seinen Gedanken nachhing. Yami hob langsam den Kopf und blinzelte mehrmals, um seine Sicht zu klären. Nachdenklich ließ er sich Bakuras Satz durch den Kopf gehen und misstrauisch runzelte er die Stirn. Wusste der Weißhaarige mittlerweile eigentlich, dass Marik nur für begrenzte Zeit hier war? Nur so lange, bis seine Schwester ihn im Museum ablöste? Schon wollte Yami den Mund öffnen, um ihn zu fragen, ließ es dann jedoch bleiben. Lieber sprach er erst mit Marik darüber. Wenn Bakura davon wirklich noch nichts wusste, dann war es besser, wenn der Ägypter es ihm selber sagte. Das Vertrauen des Weißhaarigen war eh schon gering genug, jetzt musste er nicht unbedingt einen Keil zwischen ihn und Marik treiben. „Trefft ihr euch heute wieder?“, fragte Yami stattdessen nur und wischte sich zum hoffentlich letzten Mal über die Augen. „Kleben wir aneinander?“, schnaubte Bakura und setzte sich wieder neben Yami. „Und du? Kriechst du zurück zu Seto und bittest ihn um Verzeihung?“ Der Angesprochene schüttelte den Kopf. „Nein. Ich habe gesagt, dass ich erst zurückkomme, wenn ich mir darüber im Klaren bin, wen ich wirklich liebe und daran halte ich mich auch.“ „Ich mag Seth nicht.“ Yami kicherte. „Das war mir fast schon klar.“ Immer wieder spritzte Marik sich kaltes Wasser ins Gesicht und blickte dann prüfend in den Spiegel. Es war sinnlos. Die Augenringe würden wohl den ganzen Tag über bleiben. Der Ägypter hatte die Nacht über kaum geschlafen. Am Abend noch hatte seine Schwester ihm eine SMS geschickt, dass sie am Montagmorgen in Domino ankommen würde und ihm sogar schon den Rückflug gebucht, der eine Stunde später gehen würde. Das war jedoch nicht der wirkliche Grund, für Mariks Schlaflosigkeit. Im Gegenteil! Er war froh wieder in seine Heimat zu können. Die Hitze, der ständig blaue Himmel, der Sand, die alten ägyptischen Legenden… Das war nichts im Vergleich zu dieser widerlichen Kälte hier! Und die so blind geworden Menschen. Selbstsüchtig, kein Gedanke mehr an ihre Götter verschwendend. Nichts hielt ihn an diesen Ort. Zumindest sollte es so sein. Was den Ägypter nicht los ließ, war Bakura. Der Weißhaarige war immer so distanziert, nahm vieles gleich als Angriff auf sich. Doch Marik hatte in den wenigen Tagen hier oft genug das traurige Kind hinter der Fassade gesehen. Als Bakura stumm in der Museumshalle gewartet hatte oder als er sich so eng an ihn gepresst hatte…Marik konnte nicht sagen, ob es Verliebtheit oder ein schlechtes Gewissen gegenüber Bakura war, dafür kannte er ihn noch zu wenig, doch war es offensichtlich, dass es scheinbar zwischen ihnen ein Band gab. Seufzend drehte Marik den Wasserhahn zu und schloss für einen Moment die Augen. Was hatten sich die Götter nur dabei gedacht, ihn an diesen Albino zu binden? Und wie sollte er ihm beibringen, dass er abreisen würde? Dass das bei Bakura sonderlich einfach werden würde, bezweifelte Marik stark. Dem Weißhaarigen wäre es sogar sicherlich zuzutrauen, dass er aus Wut handgreiflich wurde. Aber einfach kommentarlos verschwinden? Marik würde sein Leben lang ein schlechtes Gewissen haben. Andererseits, er würde Bakura doch eh nie wieder sehen. Er konnte sich also nicht rächen. /Kaum zu glauben, was für ein Feigling ich sein kann./ Alles andere als zufrieden mit seiner Entscheidung verließ Marik den Raum und trat in den Flur. Als sein Blick auf den Schuhschrank fiel wurde seine Aufmerksamkeit auf die Papyri gerichtet, die dort lagen. Es waren Seths Briefe. Ishizu würde die Originale sicherlich noch mal einsehen wollen, also war es wohl besser er gab sie Yami zurück. Dieser war ja ziemlich schnell aus dem Museum verschwunden. Ganz so, als ob er ebenso abergläubisch wäre, wie Mariks Schwester. Seiner Meinung nach übertrieben sie Beide. Atemu mochte ein mächtiger Pharao gewesen sein, der unter Seths Schutz gestanden hatte, aber er war tot! Und selbst wenn er wirklich in Yami wiedergeboren wäre, wer sollte noch Interesse an seinem Tod haben? Er besaß keinerlei Macht mehr! Nachdenklich kratzte Marik sich am Hinterkopf, griff dann nach dem obersten der Briefe und bemühte sich die Hieroglyphen zu entziffern. Seth und Atemu…ein Liebespaar? Nun, wäre sicherlich nicht das erste Mal, dass sich ein Gott in einen Sterblichen verliebte. Viel verwunderlicher war, dass es dem Wüstengott gelungen war, Yami hier zu finden. /Nein kein Wunder! Schicksal!/ kam es Marik in den Sinn. Natürlich! Die Legende, dass Seth das Grab seines Geliebten beschützt hatte, dass er nie von der Seite der Mumie gewichen war! Deshalb kam Seth nach Japan und deshalb fand er ihn hier Japan! Und Yami musste doch irgendwo in den tiefen seines Stammbaums ägyptische Vorfahren haben, sonst hätte Atemu nicht in ihm wiedergeboren werden können. /Das erklärt aber trotzdem nicht Ishizus Verhalten./ Seth wollte dem Jungen ja nichts Böses. Und Atemus Mörder waren längst zu Staub zerfallen. Und hätten sie Nachfahren gehabt so wäre es für sie noch schwerer gewesen Atemu zu finden. Außer sie waren selbst Götter. Marik schauderte. Apis, der Gott der Wiedergeburt, er wusste natürlich wo Atemu wieder auftauchen würde. Aber wer hatte Interesse daran Seth von seinem Geliebten zu trennen? Zettelte Horus einen neuen Krieg zwischen ihnen an? Oder handelte es sich um jemanden, der sich bisher immer still verhalten hatte? Ahnte Ishizu etwas? Die Wahrscheinlichkeit war zumindest höher, als bei Marik. Seine Schwester kannte sich immerhin viel besser mit den Legenden aus. „Ich wusste, ich würde es bereuen nach Japan zu kommen.“, murmelte Marik, schob die Papyri in seine Tasche und machte sich auf den Weg zum Spieleladen der Mutos. Seto Kaiba war in der wohl übelsten Laune seit Jahren. Niemand, nicht einmal Roland wagte es ihn zu stören, aus Furcht Ziel eines alles verzehrenden Wutanfalls zu werden. Doch konnte man es den Konzernchef verdenken, wenn man den Grund kannte? Er schien wohl oder übel akzeptieren zu müssen, dass Yami seine Worte durch und durch ernst gemeint hatte, denn er wohnte noch immer bei seinem Großvater. Dem Whisky hatte er zudem einen dicken Kater zu verdanken und letzte Nacht zu wenig geschlafen. Seinen wievielten Kaffee er soeben runterstürzte konnte Seto nicht sagen, das Aspirin wollte nicht anschlagen, im Büro war es unnatürlich heiß und er fühlte sich beobachtet. Zum sicherlich zehnten Mal in den letzten Minuten glitt Setos Blick zu der Sitzecke auf der rechten Büroseite hinüber. Er könnte schwören, dass dort jemand saß und ihn anstarrte. Aber das war völliger Quatsch! Immerhin konnte er selbst sehen, dass der Platz leer war. Diese Einbildung kam wohl von seinem geschunden Körper, doch dafür schien sie ihm zu intensiv. „Alles Yamis Schuld.“, zischte Seto und hackte wütend auf seine Tastatur ein. Was Seto jedoch nicht sehen konnte, da in seinen Adern kein ägyptisches Blut floss, war, dass er durchaus beobachtet wurde. Seth hatte sich auf die Suche nach seinem Rivalen gemacht. Zwar kannte er von Atemu nur den Vornamen dieses Mannes, doch die Anzahl der Personen, die seiner menschlichen Gestalt ähnelten war deutlich geringer. Der Wüstengott fühlte sich beleidigt. Na gut, dieser Mann mochte zwar äußerlich gewisse Ähnlichkeit mit ihm haben, doch Atemu schien unter Geschmacksverirrung zu leiden, wenn er sich in diesen abscheulichen Charakter verliebt hatte! Seth konnte sich nicht vorstellen, dass dieser Kerl jemals ein nettes Wort Atemu gegenüber gesagt hatte, geschweige denn, dass er ihn liebte. Und eins war für die Gottheit klar: Wenn ihr Geliebter ihr keinen vernünftigen Grund dafür liefern würde, sollte er sich gegen sie und für diesen Eisklotz entscheiden, so würde sie ihn Seto nicht freiwillig überlassen! /Ich hab genug gesehen!/ in einer fließenden Bewegung erhob Seth sich von seinem Sitzplatz, wurde zu Sand, achtete darauf noch möglichst viel der kleinen Körnchen auf dem teuren Teppich zu verteilen und entschwand dann durch das Schlüsselloch und den ebenerdigen Türspalt. Yami lag halb auf dem Küchentisch, die Arme bis über die Platte hinaus ausgestreckt und gähnte, ehe er das Kinn aufstützte, um etwas sehen zu können. Bakura war um seinen Tiefschlaf, der schon fast an einen klinischen Tod grenzte, echt zu beneiden. Er hatte keine Probleme damit, sein Schlafdefizit trotz eines musikhörenden Yugis nachzuholen. Ganz im Gegensatz zu Yami, für den es unmöglich war ein Auge zuzubekommen. „’tschuldige.“, murmelte er in Richtung Marik, setzte sich aufrecht hin und verzog angewidert das Gesicht, nachdem er sich gezwungen hatte einen Schluck Kaffee zu trinken. Wie Seto dieses Zeug pur und in gewaltigen Massen runter bekam war ihm echt ein Rätsel. „Ich hab letzte Nacht nicht geschlafen.“ „Ach, macht doch nichts.“, winkte Marik ab. „Ich wollt eh nicht lange stören, sondern dir nur Seths Briefe wiedergeben.“ Während er sprach hatte der Ägypter sich zu seiner Tasche gebeugt und schob nun die Papyri über den Tisch. „Oh.“, murmelte der Schwarzhaarige schläfrig, „Die hatte ich wohl vergessen.“ „Am Montag kommt meine Schwester aus Ägypten an. Sie kann dir dann genauer sagen, was in den Briefen steht. Außerdem will sie noch wegen Atemu mit dir reden. Sie glaubt du könntest in Gefahr sein.“ Marik ließ seine Stimme so klingen, als würde er das für verrückt halten, doch war seine Show nicht sehr überzeugend, ebenso wenig wie Yamis Lachen. Er war Nephtys oft genug begegnet, um sich über seine Situation im Klaren zu sein. Viel mehr wunderte ihn, dass sie es noch nicht wieder versucht hatte. „Dann fliegst du am Montag also in deine Heimat zurück?“, fragte Yami und das nicht nur, um nicht an die Göttin denken zu müssen, sondern auch um Bakuras Willen. „Ähm…“ der Sandblonde strich sich verlegen eine Haarsträhne hinters Ohr. „Ja…also…ist Bakura gar nicht da?“ Jegliche Müdigkeit schien verschwunden zu sein, als sich Yamis Augen zu zwei gefährlichen Schlitzen verengten. „Er schläft noch und wenn du seinen Ärger nicht auf dich ziehen willst weckst du ihn besser nicht auf. Davon abgesehen glaube ich nicht, dass er dich sehen sollte!“ Marik zuckte zusammen, überrascht von dem ungewöhnlichen Verhalten des Violettäugigen. So konnte er ihm ja fast Angst machen! „Was bildest du dir eigentlich ein ihm nicht zu sagen, dass du nur für wenige Tage hier bist?!?!“ „Ich…“, begann Marik leise und kauerte sich auf seinem Stuhl zusammen. „Eigentlich hatte ich es ihm ja schon längst sagen wollen. Aber…wann immer er bei mir ist sieht er so traurig aus, dass ich ihn nicht noch mehr verletzen will und wenn er abweisend ist kann ich es auch nicht sagen, weil ich weiß, dass er nicht so stark ist, wie er tut.“ Überrascht blickten violette Augen ihren Gegenüber an. Er hätte wirklich nicht vermutet, dass Marik den Weißhaarigen schon so gut durchschauen konnte. Für Joey und Tristan war es selbst heute noch schwierig zu erkennen, dass Bakuras Angriffe sich nicht wirklich gegen sie richteten. /Wie schnell er sich Marik gegenüber geöffnet hat…ich könnte mir gut vorstellen, dass Marik deutlich weniger warten müsste, bis Bakura ihm seine Geschichte erzählt./ Yamis Wut machte der Traurigkeit platz. Kein Wort hatte er von Seto erfahren. Alles wusste er von Mokuba. War er denn wirklich so aufdringlich bei dem Versuch zu Helfen dass man ihn nicht einweihen wollte? Hatte Bakura etwa auch damit recht gehabt? Fest biss Yami sich auf die Unterlippe und wischte sich über die Augen um mögliche Tränen zu verbergen. Nein, das wollte er nicht wahr haben! Er hatte es doch nur gut gemeint. Er hatte nur helfen wollen…nur helfen…wollen…nur… „Ya-yami? Yami!“ Marik sprang halb von seinem Platz auf, als Yami plötzlich die Arme auf den Tisch warf, seinen Kopf zwischen sie legte und lauthals zu Schluchzen begann. „Hab ich was Falsches gesagt?“ Keine Antwort. Nun stand Marik doch gänzlich von seinem Platz auf, um zu Yami herumzugehen, doch noch bevor er ihn erreichte, kam ihm jemand zuvor. Ohne irgendetwas zu sagen hob Bakura Yami von seinem Stuhl, setzte sich selbst auf diesen und den Jüngeren auf seinen Schoß. „Kura!“, wimmerte Yami, schlang die Arme um den Hals des Älteren und drückte sein Gesicht an dessen Schulter. „Es tut mir so leid! Ich hatte dich doch nur lieb! Hab dich immer noch lieb!“, schluchzte er, womit niemand etwas anzufangen wusste. Doch Bakura fragte nicht was los war, sondern drückte Yami nur fest an sich und strich ihm über den Rücken. Er vermutete Marik als Übeltäter und schenkte ihm einen finsteren Blick. „Ich bin unschuldig.“, rief Marik sofort und hob abwährend die Hände. Der Weißhaarige musterte ihn einen Moment lang noch kritisch, dann richtete sich sein Blick wieder auf das zitternde Bündel in seinen Armen. *+*+*+*Flashback 3000 Jahre zuvor*+*+*+* Mit kräftigen Zügen durchschwamm Atemu das Becken und hievte sich am Ende über den Rand. Kein Sklave oder Diener stand bereit, um dem Regenten ein Handtuch zu reichen und ihn abzutrocknen, keine Musikerinnen saßen in der Ecke, um für Unterhaltung zu sorgen. Atemu versuchte stets so oft wie möglich allein zu sein, denn nur dann konnte Seth seine Nähe suchen. Außerdem störte es Atemu nicht wirklich sich allein herrichten zu müssen, denn dann konnte er sich zumindest für einen Moment wie ein normaler Mensch fühlen. Als er zu seinem Handtuch hinüber ging spürte er Sand unter seinen nassen Füßen. „Bespannst du mich schon lange?“, fragte Atemu, während er sich mit dem Handtuch das Gesicht trocknete. „Seid du das Bad betreten hast.“, raunte eine Stimme dicht an Atemus Ohr und heißer Atem löste einen Schauer auf seiner Haut aus. Das Handtuch wurde ihm aus den Händen genommen und achtlos fallen gelassen. „Was machst du denn?“, fragte der Schwarzhaarige und lehnte sich an den warmen Körper in seinem Rücken. Seth war ebenso nackt wie er selbst, wie er feststellen musste und die Finger, die sich um seinen Bauch legten fuhren begierig über seinen Körper. Atemu konnte nicht verhindern, dass ein Keuchen über seine Lippen drang. Das Verlangen seines Geliebten übertrug sich auf ihn selbst, brachte ihn dazu die Hände nach hinten zu strecken, um somit ebenfalls den geliebten Körper berühren zu können. „Du bist wunderschön, wenn das Wasser die Konturen deines Körpers nachzeichnet.“, beantwortete Seth schließlich die Frage und liebkoste den schlanken Hals des Regenten mit seinen Lippen. „Hast du eine Ahnung welche Anstrengung es mich gekostet hat dich nicht schon vorher zu überfallen?“ „Mich hätte es nicht gestört, wenn du die Kontrolle verloren hättest.“ „Auch nicht wenn ich dich dann vergewaltigt hätte, wie einst Hathor?“ Atemu zögerte daraufhin und hasste sich selbst dafür. „Du liebst mich Seth. Außerdem hast du bisher noch nie die Kontrolle verloren.“ „Und wenn ich es doch getan hätte?“, bohrte der Gott weiter. Tief atmete der Pharao durch und drehte sich in der Umarmung um. „Geliebter.“, hauchte er sanft und legte Hände und Stirn an die makellose Brust der Gottheit. „Ich…ich weiß nicht, was ich dann täte. Vielleicht würde ich dir verzeihen, vielleicht auch nicht.“ Langsam hob er den Kopf, um in die blauen Saphire zu sehen. „Warum müssen wir über so ein Thema sprechen?“ Seth zuckte nur mit den Schultern und wandte sich von seinem Geliebten ab. Während er zu einer der bemalten Säulen ging, um diese scheinbar interessiert zu betrachten, stob Sand an seinem Körper empor und verfestigte sich zu einem Gewand. Atemu ließ dieses Verhalten nur Seufzen. Er nahm das Handtuch wieder vom Boden auf, um sich zu trocknen und trat dann an das kleine Tischchen heran, um seinen Körper mit Öl einzureiben. „Lauscht du ihren Gebeten?“ fragte Atemu, ohne sich umzudrehen. „Von welchen Gebeten redest du?“ „Die meiner Soldaten. Sie danken dir dafür, dass du unsere Feinde im Sand erstickt hast. Obwohl du meiner Meinung nach ruhig etwas unauffälliger hättest eingreifen können.“ „Ich brauche keine Gebete aus Mitleid. Außerdem stören sie mich nur. Ohne sie war es sehr ruhig in meinem Kopf.“, sagte Seth ruhig, doch die stark steigende Temperatur verriet seinen Unmut. Mit geübtem Griff wickelte Atemu sich seinen Rock um die Hüften, dann trat er auf Seth zu und berührte sachte den Rücken seines Geliebten, wo der Stoff ihn vor der erhitzten Haut schützte. „Willst du mich verbrennen?“, fragte er sanft nach und spürte daraufhin, wie sich der Körper des Größeren wieder abkühlte. Es schien einem Gott wohl schwer zu fallen zu fühlen, ohne dass seine Kräfte dabei Amok liefen. „Was erzählen sie dir?“, erkundigte Atemu sich nun und schmiegte sich näher an Seth. „Bösartigste aller Gottheiten, Herrscher über böse Geister und Dämonen, sei bitte auch so gütig und bringe meinem nervenden Weib ebenfalls den Tod!“ sagte Seth nach kurzem Zögern völlig gefühllos. „Idiot, seit wann bin ich Anubis?!“ Atemu erstarrte und war froh, dass Seth davon nichts mitbekam. „Sind das…normale Gebete?“ „Das ist noch harmlos.“, meinte der Braunhaarige schulterzuckend und drehte sich nun zu seinem Geliebten um. „Egal was es ist, alle bösen Taten schreiben sie mir zu. Dabei bin ich lediglich ein Gott der Wüste!“ „Scht…“ Der junge Pharao hob die Hand und legte zwei Finger an Seths Lippen. „Wir beide wissen es besser, nicht wahr? Aber das genügt dir nicht.“ Seths Augen weiteten sich, als der Blick aus den schönen Amethysten traurig wurde. Fest zog er den Jüngeren an sich. „Du bist das Einzige, was mir wirklich wicht…“ „Lüg nicht.“, unterbrach Atemu leise, „Ich weiß, dass es nicht so ist. Wir beide haben unsere Liebe zueinander, die uns Kraft gibt zu überstehen. Aber zum Überleben reicht sie nicht. Liebe ist wunderbar, ja…aber sie allein kann nicht glücklich machen, wenn das restliche Leben nur eine Qual ist.“ „Ich weiß…ich hab es auch nicht vergessen…aber es ist nicht fair…“ „Nichts ist fair. Und jetzt küss mich endlich. Küss mich, lieb mich…lass uns für diesen Moment vergessen, dass es nie ausreichen wird.“ Ein Flehen lag in den violetten Seelenspiegeln, als ihr Besitzer sich fest an den Gott presste. Ihre Lippen fanden einander, liebkosten sich wie nur zwei einsame Seelen es konnten, die ihren letzten noch verbliebenen Überlebenswillen in ihrer Liebe zueinander gefunden hatten. *+*+*+*Flashback ende*+*+*+* Nach und nach ebbte das Schluchzen ab, ebenso wie das Zittern nachließ. Und schließlich löste Yami seinen Klammergriff und wischte sich über die Augen. „Sorry, dass ich hier so eine Szene veranstalte.“, murmelte er und bemühte sich um ein klägliches Lächeln. „Irgendwie bin ich in letzter Zeit ziemlich nah am Wasser gebaut.“ Yami versuchte sein Verhalten ins Lächerliche zu ziehen, doch Bakura runzelte nur die Stirn. „Yami…“, begann er, doch wurde mit einem Kopfschütteln davon abgehalten weiter zu sprechen. „Lass nur. Es ist die Wahrheit und die muss ich eben verkraften.“ „Von welcher Wahrheit redest du?“ Der Weißhaarige sah nun wieder zu Marik herüber, der nur ratlos mit den Schultern zuckte. „Ich…“, begann Yami leise, seufzte dann, schüttelte den Kopf und rutschte von Bakuras Schoß. Griff stattdessen nach dem inzwischen kalten Kaffee und kippte ihn weg. /Alles was ich je wollte war der Vertrauen der Menschen in meiner Nähe, das Vertrauen derer, die mir wichtig waren. Doch bei den Wichtigsten unter ihnen habe ich mir dadurch nur mein eigenes Grab geschaufelt. Ohne es zu merken haben ich ihnen meine Hilfe so sehr aufgezwungen, dass…./ Die Erkenntnis traf den Schwarzhaarigen wie ein Schlag und die Tasse rutschte ihm aus der Hand, zersprang mit lautem Scheppern auf dem Boden. /Ich hab selbst dafür gesorgt, dass Seto auf Abstand ging. Am Anfang lief es so gut zwischen uns, bis ich anfing zu bohren, bis ich Mokuba so weit hatte, dass er mir alles erzählte./ Fest presste er sich die Hand auf Lippen, um ein erneut aufkommendes Schluchzen zu unterdrücken. Bakura hatte sich von seinem Stuhl erhoben, als die Tasse zerfallen war und machte einen Schritt auf Yami zu, doch der hob abwehrend die Hand. „Ich gehe zu Seto.“, murmelte er leise, aber entschlossen. „Du tust was?“, fragte Bakura entsetzt, durchquerte mit zwei Schritten die Küche und packte Yami an den Schultern um ihn zu schütteln. „Yami! Was ist los mit dir?! Du wolltest doch Abstand von ihm nehmen!“ „Mir ist soeben etwas klar geworden.“, sagte Yami nur und versuchte Bakuras festen Griff um seine Schultern zu lösen, doch hatte er dabei keinen Erfolg. „Was ist dir klar geworden? Das du Seto anstelle von Seth liebst?“ Die violetten Augen weiteten sich. /Seth!/ „Nein ich…ich weiß nicht….wollte nur…hatte doch…“ „Hey! Fang nicht schon wieder an loszuheulen!“ „Ich heule doch gar nicht!“, widersprach Yami mit schriller Stimme und musste selbst stark mit sich ringen, um seine Worte nicht zu einer Lüge werden zu lassen. „Lass mich bitte los.“ Bakura zögerte noch einen Moment, dann ließ er die Arme sinken. „Danke. Ich…ich glaub ich geh wieder ins Bett. Der Schlafmangel scheint mir nicht zu bekommen.“ Kurz warf er noch Marik einen vielsagenden Blick zu, dann schlich er sich die Treppen nach oben in sein Zimmer. Aus Yugis Zimmer kam kein Mucks mehr. Vielleicht war Bakura doch von der Musik aufgewacht und hatte daraufhin die Anlage zerschlagen. Zuzutrauen wäre es ihm zumindest. Doch Yami hatte keine Lust dazu, das nun herauszufinden. Er ließ sich auf sein Bett fallen, zog sich die Decke über den Kopf und kniff fest die Augen zusammen, bis bunte Lichter hinter seinen geschlossenen Lidern aufblitzten. Obwohl ihm durchaus zum Weinen zu Mute gewesen wäre, schien keine Träne mehr übrig zu sein. /Ich will nicht mehr daran denken. Weder an Seto noch an Seth…und auch nicht an Bakura. Ich will schlafen…nur noch schlafen…/ Nervös kaute Marik auf seiner Unterlippe und fuhr sich zum sicherlich fünfzehnten Mal durchs Haar, wodurch von seiner Frisur nicht mehr viel übrig war. Musste Yami ausgerechnet jetzt so einen seltsamen Ausbruch kriegen? So konnte er doch nie mit Bakura darüber sprechen, dass er am Montag, also morgen, zurück nach Ägypten fliegen würde! Na ja eigentlich könnte er es schon, immerhin schien Bakura diesmal nicht wirklich deprimiert zu sein, wie er sonst vielleicht gewesen wäre. Er wirkte eher nachdenklich auf Grund Yamis Verhalten. Doch wer wäre das nicht? „Bakura?“, fragte Marik schließlich leise und zwirbelte nun eine Haarsträhne zwischen den Fingern, um seine Nervosität abzubauen, während er Bakura ansah. Der Angesprochene löste den Blick von den Scherben, die er gerade aufsammelte und richtete ihn stattdessen auf den Ägypter. „Was ist?“ „Ich…muss dir etwas sagen.“ Wieder begann Marik an seiner Unterlippe zu nagen, während sich die weißen Augenbrauen misstrauisch zusammen zogen. „Was willst du mir sagen?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)