Filth von abgemeldet ([Fortsetzung zu "Wie früher..."]) ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Danke für eure Kommis ^__^ *rumhops* dafür gibts auch gleich das nächste kapitel ^.~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Unsicher stehe ich vor Toshiyas Wohnungstür. Ich bin viel zu früh, meine Hände sind feucht vom Angstschweiß und plötzlich weiß ich garnicht mehr so wirklich was ich hier überhaupt mache. Es wurde mehr oder minder einstimmig entschieden, dass wir uns statt in einem Restaurant lieber in Ruhe auf der Terasse von Toshiyas Wohnung treffen sollten. Da es gerade Hochsommer ist, steht die Sonne noch recht hoch am Himmel, es ist heiß, nur hier im Gang ist die Luft angenehm kühl. Den ganzen Nachmittag über schwirrten meine Gedanken nur um dich, Kyo. Jetzt wo ich dich endlich wiedersehen darf, scheint sich jedoch alles in mir dagegen zu wehren. Vielleicht aus Angst, dass sich doch nichts geändert hat, vielleicht auch aus Sorge, was aus dir geworden ist. Shinyas Worte beunruhigen mich mehr, als ich mir selbst eingestehen will. Noch völlig in Gedanken versunken, schreckt mich das gedämpfte Geräusch der Klingel auf und aus den Augenwinkel erkenne ich einen Arm, der sich von dem Knopf zurückzieht. Dann eine leise Stimme: „Hi, Die.“ Ich fühle mich, als würde ich den Boden unter den Füßen verlieren. Allein deine Stimme zu hören lässt mir Schauder über den Rücken laufen und ich traue mich nicht dich anzusehen, aus Angst, das alles wäre nur ein Traum. Doch irgendwann wird mir sowieso nicht anderes übrig bleiben, also sehe ich auf und blicke in ein Gesicht, dass mir über das letzte Jahr ziemlich fremd geworden ist. Du hast dich so sehr verändert und bist doch noch der gleiche und plötzlich kann ich meinen Blick nicht mehr von dir nehmen. Du siehst so jung aus ohne Piercings und mit den glatten, schwarzen Haaren, wie ein Schuljunge. Unschuldig, ist das beste Wort, das mir dazu einfällt. „Hi, Kyo.“ Es wundert mich selbst wie fest und sicher meine Stimme klingt, obwohl ich mich garnicht so fühle. Wir sehen uns immernoch ausdruckslos an, als Toshiya strahlend die Tür aufreißt und dich erstmal ausgiebig knuddelt. Wie immer reagierst du mit einem warnenden Knurren, aber desweiteren scheint es dir eher egal zu sein. Trotzdem ist diese Szene genauso wie sonst. Als Toto sich wieder löst – seine linke Hand hält er theatralisch nach oben, damit auch jeder den dicken Verband um seinen Finger sieht – guggt er mich skeptisch an. „Deine Haare sehn komisch aus.“, stellt er fest und stiefelt dann zurück in die Wohnung. Du folgst ihm mit einem kurzen Blick zurück auf mich. Ich weiß nichtmehr ob ich mich wirklich darein trauen kann. Hoffentlich ist Shinya da, denn irgendwie ist er derjenige, der mir momentan am meisten Sicherheit vermittelt. Vielleicht kann er mich ja beschützen? ... plötzlich wird mir selbst die Lächerlichkeit meiner Gedanken bewusst und ich muss unweigerlich grinsen. Sie werden wohl keine Mordpläne gegen mich entwickelt haben und alles andere werde ich schon irgendwie bewältigen können... irgendwie... Unsicherheit macht sich mehr und mehr in mir breit, mein Körper zittert und ich habe das schreckliche Gefühl wieder einmal die Kontrolle über mich und meinen Körper zu verlieren. Vielleicht hat sich doch nicht alles geändert in den letzten Monaten. Mir scheint sich beinah der Magen umzudrehen vor Anspannung und nur mit größter Konzentration und dank der Tatsache, dass ich seit dem Frühstück nichts gegessen habe, kann ich es verhindern mich auf der Stelle zu übergeben. Alles dreht sich und ich muss mich am Türrahmen abstützen, um nicht umzukippen, Bilder kehren in mein Bewusstsein zurück die ich dachte verdrängt zu haben. „Die? Warum kommst du nicht rein?“ Shinyas sanfte Stimme holt mich zurück in die Realität und ich schaffe es irgendwie mir ein Lächeln abzuringen. Bald sitzen wir draußen, nur Kaoru fehlt noch, gerade er, die Pünktlichkeit in Person... Einige Zeit verbringen wir in angespanntem Schweigen. Du betrachtest interessiert deine Fingernägel, reibst dir dann über die Augen, gähnst herzhaft; das ist so ein schmerzhaft vertrauter Anblick, das ich bald den Blick von dir abwende, nur um mich nicht mehr der Tatsache stellen zu müssen, dass ich dich nie wieder allein für mich haben werde. Toshiya spielt nervös an dem Verband an seiner Hand herum und kaut dabei auf seiner Unterlippe herum. Keiner scheint zu wissen, was er sagen oder tun soll, am allerwenigsten ich. Die aufsteigenden Schuldgefühle zerreißen mir beinahe das Herz. „Hey, baka, wann färbst du dir deine Haare wieder?“ Toshiya, der mir gegenüber sitzt, lehnt sich über den Tisch, piekst mir mit dem Finger gegen die Stirn und schmeißt dabei beinahe den Essig um. „Toshiya, pass gefälligst auf!“, warnt Shinya, der in diesem Moment hinaus auf die Terasse kommt und eine große Platte mit Tomate-Mozarella-Salat auf den Tisch stellt. Dann setzt er sich an die Tischseite links von mir, ihm gegenüber sitzt du. „Wo bleibt Kao denn?“, hake ich nach, allen Mut zusammennehmend. Jetzt, da Shinya als meine Rückendeckung – zumindest nehme ich ihn gerade so wahr – wieder mit in der Runde sitzt, traue ich mich irgendwie gerade so, die Stimme zu erheben. Wohl fühle ich mich dabei nicht. Toshiyas Blick auf mir, macht mich irgendwie nervös, obwohl nicht die geringste offene Abneigung darin zu sehen ist. Shinya räuspert sich unbehaglich und rutscht unruhig auf seinem Platz hin und her. „Kaoru kommt nicht.“ „Warum?“, frage ich weiter. Ein schlechtes Gefühl beschleicht mich. Es muss etwas schlimmes sein, wenn gerade Kao nicht kommt. Bei dir hätte ich das verstanden, habe es vielleicht sogar erwartet, aber da sitzt du, als wäre nie etwas geschehen. Und Shinya behandelt mich wie immer, vielleicht sogar eine Spur herzlicher... „Er sagte, er würde sich wohl nicht beherrschen können. Dass er Zeit braucht, um sich mit den Gedanken auseinanderzusetzen, wie er reagieren soll, wenn er dir gegenübersteht.“ Der braunhaarige schluckt hörbar und beginnt dann wortlos reihum allen Essen auf die Teller zu häufen. Allein der Anblick bringt meinen Magen schon wieder zur Rebellion. Nichtmal wenn ich wollte, könnte ich so viel essen. „Esst.“ Wir essen schweigend. Natürlich. Nur langsam frage ich mich, warum wir das machen, schließlich haben wir uns hier getroffen um das Gegenteil zu tun, oder? Trotzdem bringe ich nicht mehr den Mut auf, etwas zu sagen und konzentriere mich auf das Brot und den Salat vor mir. Ab und zu flucht Toshiya, weil er mit dem Verband nicht gut zurecht kommt und Shinya grinst dann. Aber gerade ist mir das eigentlich egal, denn ich muss meine ganze Aufmerksamkeit darauf lenken, den Akt des Verzehrens ganz normaler Nahrung zu vollziehen, ohne dass mein Hände merklich beginnen zu zittern, mir der Schweiß ausbricht oder ähnlich auffälliges. Aber es ist schwieriger, als erwartet. In der Klinik habe ich so in mich selbst zurückgezogen gelebt, dass sich der Ablauf des Essens relativ verselbständigt hat, ich konnte das Gefühl dabei abschalten, war innerlich so gut tot. Aber mit der Freiheit ist auch das Leben in mich zurückgekehrt, wenigstens ein kleiner Teil davon, und somit kann ich mich auch nicht mehr vor den gerade aufkommenden Gefühlen schützen. Die Blicke, die mir die drei immer mal wieder zuwerfen, machen es auch nicht besser, es ist, als würden sie jeden Bissen, den ich mir herunterzwinge, genaustens mustern und... Leise seufzend schüttle ich den Kopf und versuche diese Gedanken zu verscheuchen. Stattdessen richten sie sich ohne mein Zutun auf dich.... so wunderschön... so perfekt... so makellos... '... aber er wird dich niemals lieben, Die... sieh es ein... er hat es noch nie getan... und du dachtest, du könntest das durch Gewalt ändern?' Ein kaltes Lachen ertönt, wie immer nur in meinem Kopf, es ist schon lange verstummt. '...du bist so naiv, so dumm, so... hässlich...' „Entschuldigt mich...“ Überstürzt stehe ich auf und eile hinein, Richtung Toilette. Der Würgreflex setzt längst von selbst ein, wenn ich nur stark genug daran denke, aber ich merke es ohnehin kaum noch, es ist so vertraut dieses Gefühl... Es ist ein Kreislauf, der sich längst verselbständigt hat, den ich garnicht mehr aufhalten könnte, selbst wenn ich es wollte. Aber warum sollte ich wollen, wenn ich so doch – wenn ich schon gegen mein hässliches Gesicht nichts tun kann – wenigstens meinen Körper schön machen kann. Ihn perfekt mache... irgendwann. Noch dazu ist es doch eine wunderbare Möglichkeit, Stress abzubauen... ich habe versucht, es wie du zu machen, Kyo, auch weil ich dich besser verstehen lernen wollte, aber ich konnte das nicht. Es hat meinen Körper noch hässlicher gemacht, anstatt schöner... Leise stöhnend drücke ich die Spülung und lasse mich zurück sinken, Rücken an der Tür. Es hat wieder geblutet. Obwohl das nicht das erste Mal so war, schockt es mich auch dieses Mal wieder, tut es immer. Mein Rachen ist rauh und brennt, mein Bauch fühlt sich angenehm leer an. Der erste Tag in Freiheit und schon bricht das totale Chaos der Gefühle aus... die Erinnerungen kehren zurück...wo bleibt nur das neue Leben, das ich beginnen wollte? Als ich mich schließlich aufraffe und mich auf den Rückweg nach draußen mache, kann ich von der Tür aus die anderen reden hören. Wenigstens sind sie nicht ganz stumm geworden. „Das sag ich doch auch nicht, aber könnt ihr euch nicht ein wenig zusammenreißen?“, zischt Shinya und es überrascht mich, so wütend habe ich ihn seit Jahren nicht gehört. Und enttäuscht. „Wenigstens du, Toshiya. Wir haben uns gemeinsam so entschieden, jetzt steht verdammt nochmal auch dazu.“ „Ich für meinen Teil tu das auch...“ Du sprichst so leise, dass ich dich kaum verstehe, aber das was ich höre, macht mich unbeschreiblich glücklich. „Aber was soll ich denn sagen?“ Daraufhin herrscht wieder angespanntes Schweigen. Bevor sie noch weiter über mich diskutieren können, entschließe ich mich wieder zu ihnen zu gehen. Mit einem gezwungenen Lächeln setze ich mich zurück an meinen Platz. „Tut mir leid...“ „Schon okay.“, lächelt Shinya. Der Vermittler zwischen den Fronten. „Geht's dir gut? Du bist blass...“ Abwehrend schüttle ich den Kopf. „Alles okay.“ Nur du siehst skeptisch aus, scheinst das Thema dann aber fallen zu lassen. „Bist du jetz' eigentlich wieder so richtig als geistig zurechnungsfähig erklärt?“ Von jemand anderem kommend, wäre die Frage auf gewisse Art verletztend gewesen, aber ich weiß, dass es einfach nur deine Art ist. Gerade heraus, ohne Rücksicht auf Verluste. Ich zucke die Achseln. „Mehr oder weniger. In Therapie bin ich immernoch, aber wenigstens wurden die Medikamente abgesetzt. Außerdem muss ich mich regelmäßig bei einem Betreuer melden. Wenn die irgendwie das Gefühl bekommen, dass ich nicht klar komm, oder ich irgendwie Mist bau, ganz schnurstraks zurück... aber das werd ich mit allen Mitteln zu verhindern versuchen.“ „Beruhigend.“, gibst du mit der Spur eines Grinsens auf den Lippen zurück, aber die Erleichterung hinter deinen Worten, ist dir allzu deutlich anzuhören. Wer könnte es dir verübeln... „Da ihr ja jetzt alle endlich eure Sprachfertigkeiten wiederentdeckt zu haben scheint, können wir ja endlich mal darüber reden, was aus Dir en grey wird.“ Herausfordernd blickt Shinya in die Runde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)