Filth von abgemeldet ([Fortsetzung zu "Wie früher..."]) ================================================================================ Kapitel 19: ------------ Es vergehen scheinbar Ewigkeiten so, ohne dass wir uns bewegen. Ich weiß nichtmal ob du noch schläfst oder dich nur wie immer verzweifelt an den Schlaf klammerst, einfach nicht ganz aufwachen willst, obwohl du es längst schon bist. Aber ich möchte dich nicht stören, weiß genau, dass du manchmal einfach jemanden bei dir brauchst, wenn du in deinen Gedanken versinkst. Ich möchste dir das nicht verweigern, zumal ich jedes bisschen Nähe genießen will, das du mir zugestehst. „Kopfweeeh...“, grummelst du irgendwann leise protestierend und schüttelst den Kopf, als könntest du damit die Schmerzen vertreiben. Mit zusammengekniffenen Augen zum Schutz gegen das helle Sonnenlicht, das mittlerweile den Raum erhellt, siehst du mich an, lächelst, wenn auch etwas bedrückt wirkend. „Tut mir leid... dass ich dich gestern so... überfallen hab...“ Du seufzt. Ich streiche dir nur sanft über die Haare und muss schmunzeln, drücke dich kurz fest an mich. „Schon in Ordnung... ich seh auch von einer offiziellen Beschwerde ab!“ Irgendwie habe ich keine wirkliche Lust ernsthaft darüber nachzudenken, darüber und über das was jetzt noch so passieren wird, was sich vielleicht verändert hat und was nicht. Auch wenn wir alle noch zu viele Probleme haben, will ich die Zeit mit dir genießen. Ich fühle mich irgendwie wie neu geboren. Das alles war doch nicht umsonst... Du grinst und richtest dich auf um dich ausgiebig zu strecken, gähnst herzhaft. Wie ein kleines Kätzchen... „Neko-chan...“ Hab ich das jetzt wirklich gesagt? Du lachst nur und siehst mich etwas verwundert an. „Du bist wohl lebensmüde! Mich Kätzchen und -chan in einem Satz zu nennen...!“ Gespielt aufgebracht funkelst du mich an und stürzt dich mit einem leisen Schrei auf mich, um mich durchzukitzeln. Der Morgen könnte doch garnicht besser anfangen... Eine Stunde später sitzen wir uns gegenüber am Küchentisch. Während du geduscht hast, habe ich Semmeln geholt und versuchen wir den Tag mit einem langen Frühstück einzuläuten. Zum Glück lässt dein Kater nach einer halben Überdosis Asperin schon nach und ich beobachte amüsiert, wie du ein Brötchen nach dem anderen in dich reinschaufelst. Vielleicht hat der Alkohol wenigstens in der Hinsicht einen guten Einfluss auf dich, dass du danach immer fast ausgehungert bist. Nach der zweiten Semmel siehst du etwas nachdenklich zu mir rüber. „Iss!“, forderst du mit einem aufforderndem Nicken in Richtung Brotkörbchen. „Bei den ganzen Knochen die da überall rausstehn, lässt es sich schlecht kuscheln, also musst du ein paar Kilo zunehmen!“, erklärst du. Hört sich logisch an. Wenn ich zunehme kuschelst du also mit mir? Ist es das, was du sagst? Aber dann werde ich nur noch hässlicher... ich werde dick und hässlich und du wirst dich vor mir ekeln und mich nicht einmal mehr anschauen können, geschweige denn mich berühren. Und diese Gedanken reichen schon um das hungrige Grummeln meines Magens zum verstummen zu bringen, stattdessen ein Gefühl der Übelkeit zu wecken, dem ich nur zu gerne sofort nachgeben würde. Aber das wäre zu auffällig, du darfst nichts merken, niemand darf etwas merken... Zu meiner Erleichterung gibst du es schon schnell auf und greifst nach einem Apfel. Schön groß und dunkelrot... nur an einer Seite ist er ein bisschen gelblich... Du schneidest rein und ihn in einem Zickzackmuster in der Mitte durch. Nachdem du die Kerne entfernt hast, legst du mir eine Hälfte auf den leeren Teller und grinst mich an. „Meine Großmutter hat die Äpfel immer so aufgeschnitten, wenn meine Schwester und ich bei ihr waren. Sie hatte einen Apfelbaum im Garten stehen... Im Sommer saßen wir immer darunter...“ Kurz wird dein Blick abwesend, gedankenverloren, bevor du lächelnd in seine Hälfte des Apfels beißt. Mein Blick wandert auf meine Hälfte. Das Muster ist fast schon zu perfekt um hineinzubeißen, aber gleichzeitig finde ich es so süß, wie du dir Mühe gibst, dass ich nicht anders kann, als wenigstens das hier zu essen. So ein bisschen Obst kann ja nicht schaden, oder? Zögerlich beiße ich hinein. Es schmeckt gut... Sadistic sadistic sadistic awaken the sadist Sadistic sadistic sadistic bury the sadist Sadistic sadistic sadistic sever the masochist Sadistic sadistic let's begin this platonically [Dir en grey; Filth] Wir verbringen den Tag wie ein ganz normales Paar... gehen spazieren, sehen uns Schaufenster an, halten sogar Händchen... für einige Stunden kann ich sogar meine Zweifel vergessen, wie lange das hier halten wird. Wie lange es dauern wird, bis diese kleine Traumwelt wieder einstürzt, einer von uns einen Fehltritt macht, und wir wieder in dem alten Drama enden. Es ist zu schön um sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen. Wir sind wie frisch verliebt, als hätte wäre das alles niemals passiert... Jetzt sitzen wir auf der Terrasse eines kleinen Cafés, studieren die Karten. „Nehmen wir so einen für zwei?“, fragst du begeistert und zeigst auf einen riesigen Eisbecher in der Mitte der Karte, der mit allen erdenklichen Früchten gespickt ist und aussieht, als wäre er für eine ganze Schulmannschaft gedacht worden. Darüber steht 'Lover's Dream'. Lover... Liebende... Liebhaber... Geliebte... Sind wir das? Ohne weiter darüber nachzudenken nicke ich und erwidere dein strahlendes Lächeln. Du hast es dir in dem Korbstuhl gemütlich gemacht, die Beine auf den Stuhl neben dir gelegt, das Gesicht in die Sonne gestreckt. Deine schwarzen Haare glänzen in dem Licht richtig schön... Schade, dass du sie dir wieder blondieren willst – wir haben schon die Farbe dafür gekauft. Langsam kehrt alles wieder in seine geregelten Bahnen zurück, bald können wir wieder mit den Proben anfangen und dann arbeiten wir wieder im Studio und alles wird gut... irgendwie... In diesem Moment bin ich mir dieser Tatsache sicherer denn je. Ich muss dich nur ansehen und alle Sorgen und Zweifel sind vergessen, denn du scheinst dir in allem so sicher zu sein, dass mir gar nichts anderes übrig bleibt als es auch zu sein. „Ich vermisse die Bühne...“, sagst du leise. Hier ist es so still, dass man Angst diese Stille irgendwie zu stören. Die nächste Straße liegt hinter dem Haus, die Terrasse zeigt zu einem kleinen Park. Nur ein paar Meter entfernt ist ein kleiner See, am Ufer spielen Kinder, ihre Mütter stehen daneben und passen aufmerksam auf, damit keines von ihnen hinein fällt. Noch sind diese Kinder so glücklich... aber werden sie das immer noch sein, wenn sie älter werden und merken, dass die Welt gar nicht so perfekt ist, wie sie hier gerade zu sein scheint? „Und die Musik... die Band... ich will endlich wieder mit euch allen auf Tour gehen...“ „Das werden wir.“, beschließe ich so überzeugend wie möglich. Werden wir es wirklich? Will man uns überhaupt noch? Wird man sich an uns erinnern? „Ganz bestimmt... vorausgesetzt Toshiya legt sich nicht wieder auf die Schnauze und bricht sich wieder was!“ Du lachst leise, setzt dich wieder gerade hin und verschränkst die Arme auf dem Tisch, um dein Kinn darauf abzustützen. „Am besten binden wir ihn irgendwo auf einem Stuhl fest, damit er nicht mehr so einen Unsinn machen kann. Und nicht noch von der Bühne fällt oder so was.“ „Na, das wär doch mal eine Schlagzeile: Toshiya bei den Proben von einer nicht-vorhandenen Bühne gefallen. Hals- und Beinbruch.“ Die Bedienung bringt uns den überdimensionalen Eisbecher und du beginnst auch gleich dich darüber her zumachen. „Das wär peinlich...“, grinst du zwischen zwei Bissen und hältst mir eine Erdbeere vor den Mund. Während ich sie esse, bekomme ich das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht. „Aber es wäre typisch Toto...“ Es ist so ungewohnt einfach mal an nichts besonderes denken zu müssen, ungewohnt fröhlich sein zu können... Du siehst mich verträumt lächelnd an. „Du kannst es also doch noch...“ „Was?“ „Das mit dem Lächeln...“, antwortest du leise, beugst dich zu mir rüber und verschließt meine Lippen mit deinen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)