Taking the chance von abgemeldet (1 Jahr, um zu bekommen, was du willst) ================================================================================ Kapitel 6: Die Back-to-school Party ----------------------------------- Hi Leutz! Also dieses 6. Kapitel dient eigentlich dazu, die bestimmten Paare bzw. die, die noch Paare werden sollen, deutlich zu machen. Deshalb war dieses Kapitel auch um einiges länger als die anderen, weswegen ich es jetzt in zwei Teile aufgespalten habe. Hier kommt erstmal der erste Teil: Ich hoffe euch gefällt es! Viel Spaß! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Die Back -to -school -Party Auch die letzte Woche vor der Schule neigte sich langsam ihrem Ende zu. Im Hotel verkehrte das Gerücht, dass eine Party am vorletzten Tag vor Schulbeginn organisiert würde. Schließlich wurde dies am Samstag vor dem 1. Schultag bestätigt. Während des Frühstücks wurde verkündet, dass am Abend ab neun Uhr eine "Back- to -school- Party" stattfand. Chiyoko lag auf ihrem Bett und starrte die Decke an. "Was habe ich mir nur dabei gedacht?" Schon den ganzen Tag über hatte sie sich in ihrem Zimmer verkrochen und zerbrach sich den Kopf. Die Szene tauchte wieder vor ihren Augen auf. Sie kam Ray näher und strich ihm über den Arm. Sie lief rot an. Mit großer Anstrengung riss sie sich zurück in die Realität. Wie hatte sie so etwas nur tun können? War sie denn völlig übergeschnappt? "Was er denn jetzt nur von mir denkt?" Sie kniff die Augen zusammen und raufte sich die Haare. "Er denkt bestimmt, ich bin eins von diesen Mädchen, die zum Vergnügen Jungs anmachen..." Chiyoko schlug sich hart mit der Hand gegen den Kopf. Sie fühlte sich schrecklich. Ray war rot geworden. Bestimmt war ihm das Ganze dermaßen peinlich gewesen und er würde ihr mit Sicherheit aus dem Weg gehen. Sie seufzte gequält. Warum musste ihr so etwas passieren? War ihr Verstand etwa im Urlaub gewesen, als sie ihn so heftig angeflirtet hatte? Am besten sie blieb einfach ein paar Wochen hier drin, bis er es vielleicht vergessen hatte. Ganz bestimmt würde sie nicht auf diese Party gehen... Kai seufzte. "Dann weißt du es also auch nicht?" Bedrückt sah er Salima an. Er lag auf seinem Bett und seine Schwester saß neben ihm. Er konnte nicht fassen, dass er nun schon zwei Menschen von seinen Gedanken erzählt hatte. Doch weder Ozuma noch Salima hatten ihm helfen können. Salima erwiderte seinen Blick. "Wenn sie dich so beschäftigt, warum fragst du nicht einfach Max? Immerhin ist Jasmin, so heißt sie doch oder?, seine Schwester. Kai sah sie entgeistert an. "Schon gut, schon gut... tu einfach so als hätte ich den Vorschlag niemals gemacht.", antwortete sie kleinlaut. "Kommst du dann wenigstens auf die Party? Bitte!", bat sie ihn. Kai stöhnte auf. Er hatte Salima noch nie etwas abschlagen können. Natsue war gerade dabei ihr Zimmer zu verlassen, als sie ihn sah. Tyson. Er schien gerade ebenfalls sein Zimmer zu verlassen. Natsues Blick verfinsterte sich, aber sie wollte keinen Streit. Lieber leise verschwinden, ohne dass er sie bemerkte. Doch in dem Augenblick, in dem sie sich abwendenden wollte, kreuzten sich ihre Blicke. In Tysons Augen leuchtete kurz Verwunderung auf, aber kein Zorn. Natsue wunderte sich. Sie drehte sich um und ging in Richtung Aufzug. "Warte mal kurz!", ertönte es plötzlich hinter ihr. Natsue blieb stocksteif stehen. Sie hatte es gewusst. Nun würden sie sich doch streiten. Tyson schloss zu ihr auf und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Natsue drehte sich überrascht zu ihm um. Tyson zog seine Hand zurück und schaute sie verlegen an. "Hör mal, ich wollte mich eigentlich nur entschuldigen.", begann er. "Was?", fragte Natsue fassungslos. Sie glaubte sich verhört zu haben. "Na ja." Tyson kratzte sich an der Wange. "Ich habe mich ziemlich dumm benommen. Manchmal geht einfach alles mit mir durch." "Willst du dich damit irgendwie rechtfertigen?", wollte Natsue ohne Umschweife wissen. Tyson blickte sie an. Dann musste er grinsen. Jedoch ohne irgendeine Spur von Arroganz. "Kann sein.", antwortete er, "Jedenfalls tut es mir Leid, wie ich dich behandelt habe. Du hast mir ja selbst gezeigt, dass du stärker bist als ich." Natsue nickte bestätigend. Dann lächelte sie freundlich. "Ich nehme die Entschuldigung an.", sagte sie. "Toll!", freute sich Tyson, "Na dann, bis zu unserem nächsten Match." Damit ging er in die entgegengesetzte Richtung. Zum Trainingsraum. Der Tag verging und der Abend kam. Es wurden letzte Vorbereitungen für die Party getroffen und die Jugendlichen- vor allem der weibliche Teil- waren eifrig damit beschäftigt, sich selbst vorzubereiten. "Warum schmeißt du dich denn so in Schale?", fragte Jasmin und beobachtete Rebecca, die damit beschäftigt war ihre Haare mit Rundbürste und Föhn in Form zu bringen. "Das ist eine Party. Da putzt sich ja wohl jeder ein bisschen raus. Sogar du perfekte Schönheit.", antwortete Rebecca spitz. Jasmin grinste schelmisch. "Ja, aber die perfekte Schönheit ist seit einer halben Stunde fertig und du stehst immer noch hier.", erwiderte sie. Jasmin war tatsächlich bereits fertig. Sie hatte sich in den Türrahmen gelegt und trug einen weißen Minirock und ein schwarzes Paillettentop. Die dunkelblauen Locken fielen ihr offen über den Rücken und sie trug schwarze Ohrringe. Die Schminke hielt sie eher dezent, die blauen Augen stachen auch so schon genug hervor. Rebecca musterte sie kurz. "Du siehst aber heute wirklich heiß aus.", lobte sie mit einem Grinsen. Ihr Blick blieb an Jasmins Schuhen hängen. "Wow, wenn du mit denen den Abend überstehst und es dir morgen noch gut geht, bin ich echt beeindruckt.", meinte sie begeistert. Rebeccas Freundin trug schwarze Stiefel. Highheels. Sie waren vorne spitz und ab und zu mit kleinen silbernen Steinen verziert. Jasmin lachte. "Keine Panik. Ich laufe sowieso immer mit hohen Schuhen rum. Meine Füße sind das gewohnt." Sie winkte ab. "Stimmt ja." Rebecca grinste süffisant. "Du bist ja nur 1,62m groß." "Ach ja?" Jasmin grinste geheimnisvoll zurück. "Wann willst du mir dann endlich erzählen, dass du dich für meinen süßen Maxi schön machst?" "Woher weißt du?", fragte Rebecca geschockt. "Tja.", antwortete Jasmin schelmisch, "Wer weiß?" Sie lief zu Rebeccas Schrank. "Und jetzt, zieh dich endlich an, verdammt noch mal.", drängte sie und warf Rebecca ein rotes, kurzes Kleid und dazu passende rote Stilettos. "Er mag rot.", fügte sie hinzu. Rebecca errötete leicht. "Von mir aus.", murrte sie und zog das eng anliegende Kleid an. Die Party war bereits in vollem Gange, als die Hiwatari Geschwister auftauchten. Sie hatten eigentlich nicht geplant zusammen zu der Party zu gehen. Kai wollte zunächst eigentlich überhaupt nicht gehen. Doch Salima war in sein Zimmer hereingeschneit und hatte ihn gedrängt mitzukommen. Danach waren sie in Ozumas Zimmer gegangen und hatten ihn ebenfalls mitgenommen. So hatten die Brüder wenig Auswahlmöglichkeiten gehabt. Salima erfreute sich bester Laune und war ganz aufgeregt. Sie trug einen grauen Rock, dazu ihre schwarzen Kniestrümpfe. Dann ein T-Shirt mit V-Ausschnitt und Schuhe mit kurzen Absätzen. Salima sah sich begeistert um, nachdem sie den Partyraum betreten hatte. "Hier ist ja schon ganz schön was los.", freute sie sich und strahlte, "Das wird bestimmt super!" Ozuma sah sich um. "Hey, schaut mal wer da ist.", grinste er und deutete in eine Richtung. Die beiden anderen wandten die Köpfe. "Michael!", rief Salima und winkte. Michael winkte zurück. Er hatte sich freiwillig als DJ gemeldet und so sorgte er dafür, dass die Stimmung nicht abschwoll. Mittlerweile war es 10.30 Uhr. Salima hatte eine Freundin entdeckt und war zu ihr gegangen. Die beiden tanzten nun zu den immer neuen Songs, die Michael gekonnt auswählte. Ozuma beobachtete sie mit Argusaugen. Doch als Salima seinen Blick bemerkte und ihm die Zunge herausstreckte, gab er auf und drehte sich zu Kai. Dieser hatte sich mit verschränkten Armen an die Wand gelegt. "Wo ist sie nun?", fragte Ozuma neugierig und sah Kai auffordernd an. Kai sah ihn vernichtend an. Er bereute es überhaupt jemandem von seinen Gedanken erzählt zu haben. Inzwischen war er sich sogar beinahe sicher, dass er die angebliche Bekanntschaft mit Max' Schwester einfach nur einbildete. Das redete er sich zumindest ein. "Und?", fragte Ozuma ungeduldig und mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. "Du kannst mich.", brummte Kai. Ozuma lachte. Kai drehte seinen Kopf beleidigt weg... und da sah er sie. Jasmin ging gerade mit einem Glas in der Hand auf ein Sofa zu. Dort ließ sie sich neben ein schwarzhaariges Mädchen, das ihr sehr ähnlich sah, fallen. "Da ist sie!", rutschte es ihm heraus. Ozuma drehte sich um und folgte seinem Blick. Kai wurde rot. Er könnte sich ohrfeigen! Warum hatte er sich den nicht mehr unter Kontrolle? Nun würde er sich wohl für den Rest seines Lebens irgendwelche dummen Sprüche anhören müssen. Das letzte bisschen Würde zusammennehmend, blickte er seinen Bruder an. Doch dieser beachtete ihn nicht. Ozuma sah immer noch in Richtung von Jasmin. Doch als Kai ihn misstrauisch musterte, bemerkte er, dass Ozuma das schwarzhaarige Mädchen anstarrte. Jasmin hatte Ozumas Blick gemerkt und machte anscheinend das Mädchen neben ihr auf ihn aufmerksam. Kai rammte seinem Bruder unsanft den Ellbogen in die Rippen, damit sich auch Ozuma noch den Rest seiner Würde bewahren konnte. Er rieb sich schmerzhaft die Seite. "Was?", fuhr er Kai aufgebracht an. Dieser sah ihn abschätzend an und deutete unauffällig in Richtung der Mädchen. Die Schwarzhaarige blickte Ozuma an, mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen. Er grinste dümmlich. Das Mädchen lachte. Sie stand auf und rannte auf Ozuma zu. Dieser grinste breiter und breitete die Arme aus. Unter dem geschockten Blick von Kai, fiel die Schwarzhaarige um Ozumas Hals. Ozuma neigte seinen Kopf in Kais Richtung. "Darf ich vorstellen?", fragte er zufrieden und ohne eine Antwort abzuwarten: "Momoko Tate." Kai war verwirrt. Das gab es doch nicht. Anscheinend hatte Max noch mehr Geschwister. Nach dem Aussehen des Mädchens in Ozumas Armen, schloss Kai, dass sie eigentlich nicht älter als Jasmin sein konnte. Das bedeutete, die beiden waren Zwillinge. Kai schüttelte leicht den Kopf. Er musste hier wirklich weg. "Sorry, Salima, aber ich habe genug für heute.", dachte er und ging hinaus. Er bemerkte nicht wie ihm ein blaues Augenpaar folgte. Tyson schoss Dragoon ein weiteres Mal ins Tableau. "Die Party muss jetzt schon in vollem Gange sein...", überlegte er laut vor sich hin. "In der Tat und du bist nicht da!", erklang eine Stimme vom Eingang. Tyson drehte sich um. "Ach du bist' s Hilary! Wie geht's?", grüßte Tyson. "Gut." Hilary lächelte. "Und wie geht's dir?", wollte sie wissen. Tyson zuckte mit den Schultern. "Ich denke, Dragoon und ich werden besser.", wich er aus. Hilary seufzte. So kannte sie ihn gar nicht. "Tyson, ich muss mit dir reden!", platzte es plötzlich aus ihr hervor. Tyson sah sie verwirrt an. "Habe ich wieder irgendwas gemacht, was dir gegen den Strich geht?", fragte er vorsichtig. "Nein." Hilary lachte. Ein wenig hysterisch. Ihr Lachen brach schlagartig ab und sie ging auf Tyson zu. Dieser sah sie argwöhnisch an. "Tyson.", begann Hilary und holte tief Luft. "Ja, so heiße ich.", meinte Tyson in dem kläglichen Versuch die Situation auf die witzige Ebene zu bringen. "Kannst du vielleicht mal ernst sein?", brauste Hilary auf. Sie stand nun direkt vor ihm. Dragoon kreiselte noch immer im Tableau. "Sorry.", gab Tyson mürrisch zurück. Seine Augen weiteten sich aber, als Hilary auf einmal seine Hand ergriff. Sie hielt sie mit ihren beiden Händen und blickte nieder. "Ich muss dir was sagen.", sagte sie und wurde leicht rot. "Ich... ich liebe dich, Tyson.", presste sie hervor, den Blick noch immer auf die Hände gerichtet. Tyson war sprachlos. Damit hatte er wirklich nicht gerechnet. Um genau zu sein, war ihm so etwas noch nie auch nur in den Sinn gekommen. Schon gar nicht mit Hilary. Hilary lächelte auf einmal. "Hast du deine Sprache verloren?", fragte sie und ohne Vorwarnung fiel sie ihm um den Hals. Tyson legte automatisch seine Arme um ihre Taille. Als Hilary das spürte, sah sie ihn strahlend an. Tyson lächelte leicht. Sie sah so fröhlich aus. Hilary schloss die Augen und küsste ihn. Tyson erwiderte den Kuss. Als Hilary sich löste, sah sie ihm einen Moment verträumt in die Augen. Endlich hatte sie es geschafft! So lange hatte sie mit sich gerungen und jetzt war es raus! Und er liebte sie auch! Hilary war so glücklich. Er hatte es zwar noch nicht gesagt, aber sie war sich sicher, dass er seine Arme nicht um sie gelegt hätte, würde er sie nicht genau so innig lieben wie sie ihn. "Was meinst du?", fragte sie und legte ihren Kopf an seine Brust, "Sollen wir nicht auch auf die Party gehen?" Hilary sah ihn an. Tyson lächelte und strich ihr übers Haar. "Wenn du das willst.", antwortete er. Gemeinsam gingen sie einige Schritte, bis Tyson etwas einfiel. Er ließ kurz von Hilary ab, lächelte sie entschuldigend an und rannte zurück zum Tableau. Dort kniete er sich nieder und hob Dragoon auf. Er blickte seinen Blade einen Moment lang nachdenklich an und rannte dann zurück zu seiner neuen Freundin. "Ray, was machst du denn?", fragte Mariah entgeistert, als ihr Bruder wieder einmal den Kopf in die Höhe reckte. "Ich suche Chiyo.", gab er zurück, ohne sich von der Suche unterbrachen zu lassen. "Wie gut er's doch hat.", brummte Lee, der auf einem Barhocker saß und an einem Tequila Sunrise nippte. Mariah verdrehte die Augen. "Jetzt hör auf hier so rumzuhängen.", maulte sie, "Such dir doch einfach auch ein Mädchen, dann kannst du dir genauso wie Ray den Hals ausrenken." Lee blickte sie angesäuert an. "Schön. Na dann bis später.", gab er bissig zurück. Er sprang auf und zog beleidigt ab. Mariah schüttelte genervt den Kopf. "Hey, Ray!", sie schlug ihrem Bruder unsanft auf die Schulter. "Au!", schrie dieser auf, "Was soll denn das, Mariah?" "Warum suchst du nicht einfach mit deinen Füßen, anstatt mit deinen Augen nach ihr?", schlug Mariah gereizt vor. Ray wurde rot. "Na ja, ich... ich weiß nicht genau, was ich zu ihr sagen soll...", antwortete er kleinlaut. Mariah sah ihn verzweifelt an. "Das ist jetzt nicht dein Ernst?" Sie schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. "Was habe ich nur für verkorkste Brüder?", beschwerte sie sich. Ray wurde noch röter. Sie hatte ja Recht. Aber er hatte wirklich keine Ahnung, wie er sich Chiyoko gegenüber verhalten sollte. Als sie ihn am Vortag am Arm berührt hatte, war er sich sicher gewesen, dass sie bemerkt hatte, dass er errötet war. Aber sie hatte ihn einfach aus der Fassung gebracht und ihm war bewusst geworden, dass sie mit jeder Berührung diesen Effekt hervorrufen konnte. Was sollte er denn machen? Er konnte sie ja schlecht einfach an sich ziehen und ihr einen Kuss auf die Lippen drücken. "Doch, das würde sie bestimmt wahnsinnig beeindrucken, wenn ich praktisch über sie herfalle.", dachte er ironisch. Ray seufzte. Aber Mariah hatte nun mal doch Recht. Wenn er wollte, das das etwas wird- und das er sie wollte, war definitiv klar-, dann musste er schon auch etwas dafür tun. Ray atmete tief ein. Gerade als er jedoch loslaufen wollte, blieb sein Blick an einem Punkt ein paar Meter entfernt hängen. "Was ist denn jetzt, hmh?", drängte Mariah und stupste Ray an. Doch als er darauf nicht reagierte, folgte sie seinem Blick. Für einen Moment war sie wie geschockt. Da war Chiyoko! Ein großer, dunkelhaariger Typ hatte seine Arme um sie gelegt und die beiden schienen sehr beschäftigt. Über Chiyokos Gesicht zog sich eine ungesunde Röte. Sie hatte schon viel zu viel getrunken und realisierte schon gar nicht mehr was sie tat. Doch das wusste Ray nicht. Er sah nur, wie die Frau, in die er sich verliebt hatte und von der er geglaubt hatte, er würde ihr auch gefallen, gerade in den Armen eines anderen Typen lag und heftig mit diesem herumknutschte. Er sah wie seine Hände an ihrer Taille lagen und langsam aber sicher tiefer wanderten. Er drehte sich weg. Das konnte er nicht mitansehen. Mariah blickte ihn mitleidig an. "Oh Gott, Ray! Es tut mir so Leid!", versuchte sie ihn zu trösten, "Bitte Ray! Es gibt bestimmt eine Erklärung!" "Mariah, sieh doch hin. Das ist Erklärung genug..." Rays Stimme versagte und er lief davon. In diesem Moment öffnete Chiyoko ihre Augen. Sie sah, wie Ray weglief und wie ein Schlag wurde ihr wieder bewusst, was sie tat. "Ray!", rief sie verzweifelt. Dann fing sie Mariahs Blick auf. Chiyoko konnte nur Enttäuschung darin lesen. "Ray!" Sie befreite sich ungeschickt aus den Händen des dunkelhaarigen Typen und rannte hinter dem Chinesen her. Dies gelang ihr jedoch mehr schlecht als recht. Erst nach ein paar Minuten schaffte sie es, den Raum zu verlassen. Der Alkohol zeigte seine Wirkung. Auf dem Gang angekommen, war von Ray keine Spur mehr. Chiyoko rannte in irgendeine Richtung und rief immer wieder seinen Namen. Langsam stiegen ihr die Tränen in die Augen. Sie stolperte und fiel hin. Weinend lehnte sie sich an die Wand und blieb dort sitzen. Auch bei anderen wurden Tränen vergossen. Es war nun mal eine Party. Und auf einer solchen waren neben Freude und Ausgelassenheit erfahrungsgemäß meistens eben auch immer Kummer und Streit zu finden. Fast immer trifft es jemanden für den die Party ein schlechtes Ende nimmt. Lee hatte sich nach seinem 3. Tequila Sunrise dazu entschlossen sich ein wenig umzusehen. Er konnte noch problemlos laufen, obwohl er schon dieses gewisse benebelnde Gefühl spürte, dass sich langsam aber sicher ausbreitete. Vor ein paar Minuten hatte Lee Ray hinausstürmen sehen und die kleine Pinkhaarige, die sein Bruder so abgöttisch anbetete, war ihm nachgetorkelt. Anscheinend war es nicht so gelaufen, wie Ray es sich vorgestellt hatte. Lee hatte schlechte Laune. Die ganze Party begann ihm wirklich auf die Nerven zu gehen. Er beschloss, den Raum zu verlassen und sich die Füße zu vertreten. Frische Luft würde ihm bestimmt gut tun. An einem Seitengang blieb er jedoch abrupt stehen. Wütende Stimmen drangen an sein Ohr. Lee horchte auf. Es war eigentlich nicht seine Art andere zu belauschen, aber aus irgendwelchen ihm unbegreiflichen Gründen, tat er es trotzdem. "Was soll ich denn eigentlich noch machen?", ertönte eine zornige männliche Stimme, "Ich kann machen was ich will und nie ist es dir recht!" Ein Junge, schätzungsweise im gleichen Alter wie Lee mit hellblauem Haarschopf, stand mit geballten Fäusten und wutverzerrtem Gesicht vor einem Mädchen. Sie hatte lange orange Haare und sah aus, als ob sie sofort in Tränen ausbrechen würde. "Das tust du eben nicht, Tony!", erklang ihre tränenerstickte Stimme, "Du gibst die keine Mühe! Mir kommt es so vor, als ob ich dir völlig egal wäre!" Lee senkte beschämt den Blick. Dies war ein Streit zwischen einem Paar. Es ging ihn nichts an. Er sollte gar nicht hier sein. Also was hielt ihn? "Du mir egal?!", schrie Tony, "Ich glaube eher, es ist umgekehrt! Egal was ich für dich mache, du bist kein bisschen dankbar. Du bemerkst es ja nicht einmal, Lourdes!" Sie hatte während seinen Worten haltlos angefangen zu weinen, drehte sich dann weg von ihrem Freund und... entdeckte Lee! Er hatte gerade gehen wollen, doch das Mädchen hatte ihn bemerkt. Er war wie angewurzelt stehen geblieben. Das Mädchen blickte ihn entsetzt an. Funkelnde Tränen rannen ihre Wangen hinab. Auch Tony hatte Lee jetzt gesehen. "Das ist mir echt zu blöd hier. Ich gehe.", sagte er tonlos. Ohne noch einen letzten Blick auf Lourdes zu werfen, stürmte er an Lee vorbei. Seine Freundin schluchzte auf. Ihr Körper zuckte und sie versuchte vergeblich ihre Tränen zu stoppen. Lee stand unbehaglich und peinlich berührt im Gang. "Kann... kann ich irgendetwas für dich tun?", fragte er zögernd. Das Mädchen schüttelte heftig den Kopf, doch die Tränen fielen weiter. Lee fühlte sich ganz und gar nicht wohl. Aber er konnte sie auf keinen Fall in diesem Zustand alleine lassen. Also riss er ein Stück Stoff von seinem T-Shirt und drückte es dem Mädchen in die Hand. "Danke...", nuschelte sie und wischte sich die Tränen weg. "Du hättest aber nicht extra dein T-Shirt kaputt machen müssen!", schniefte sie. Lee lächelte kurz. "Mach dir keine Gedanken. Meine Schwester wird mich in spätestens zwei Wochen sowieso wieder zum Einkaufen schleppen." Das Mädchen lachte leicht und wischte sich ein letztes Mal übers Gesicht. "Danke.", sagte sie noch einmal und atmete tief durch. Ihre Schultern zuckten immer noch und ab und an entfuhr ein herzzerreißendes Schluchzen ihrer Kehle. Lee seufzte leise. Er mochte es gar nicht, wenn ein Mädchen weinte. Und noch weniger mochte er Kerle, die ein Mädchen zum Weinen brachten. "Hast du Lust ein wenig an die frische Luft zu gehen? Ich wollte gerade eine kleine Auszeit von der Party nehmen.", schlug er vor. Das Mädchen zögerte einen Moment. Dann nickte sie. "Gern.", antwortete sie mit einem unbeholfenen Lächeln. Gemeinsam gingen sie nach draußen. "Wie heißt du eigentlich?", fragte sie nach einer Weile, als sie sich beruhigt hatte. "Lee." Er kratzte sich verlegen grinsend am Kopf. "Und wie heißt du?" "Lourdes.", gab sie zurück und strich sich eine von den Tränen durchnässte Haarsträhne aus dem Gesicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)