Stigma von Anshie (Scars) ================================================================================ Kapitel 1: Scars ---------------- Serie: Death Note Pairing(?): B x A Disclaimer: Death Note © by Obata Takeshi & Ohba Tsugumi, Death Note : Another Note © by Nishio Ishin Warning: Diese Fanfiction enthält Darstellungen von SVV (Selbstverletzendes Verhalten) und körperliche Gewalt Beta: Ryusei Widmung: B (für die tollen B Fanarts und dafür, dass sie A Leben eingehaucht hat) ~ S . T . I . G . M . A ~ „Hallo, L“, grüßte der schwarzhaarige Junge den anderen, doch L antwortete zuerst nicht. B aber lächelte, während er das Marmeladenglas mit den Fingerspitzen aufschraubte, drei Finger hineinsteckte und dann ableckte. Keine Sekunde ließ er L aus den Augen. „Ich bin’s, B“, sagte er, obwohl er genau wusste, dass L wusste, wer er war. Bs Augen verengten sich zu Schlitzen und sein Lächeln wurde breiter. „Ich bin besser als du“, fuhr er völlig monoton fort. „Das wollte ich dir nur sagen.“ Endlich blickte der Angesprochene auf und sah sein Gegenüber an. „B?", fragte er, als habe er nicht richtig zugehört, was B nicht einmal für unwahrscheinlich hielt. „Besser als ich?" Es lag weder Hohn noch Spott in Ls Stimme, als er antwortete. Er hatte keinen Hass auf den Anderen. Warum auch? Er kannte ihn ja nicht einmal. „Das glaube ich nicht. Roger sagt da etwas anderes." Bs Augen weiteten sich vor Empörung. Bitte was?! Er spürte, wie sein Herz vor Wut schneller schlug. Er presste die Lippen aufeinander. So! Roger sagte also etwas anderes, ja? Schön! Er würde schon noch sehen, was er davon hatte! Es gab einen Knall, als das Marmeladenglas am Boden vor L zersprang. Der blasse Junge wischte sich mit dem großen Zeh des einen Fußes die Marmelade, die bis zu ihm gespritzt war, vom anderen Fuß. Er sah B nicht nach, als dieser wütend davon stapfte. 28. Oktober 1989 In den Gängen des Wammy's House in Winchester, England, wurde es allmählich lauter. Die Turmuhr der alten Kirche, die neben der Einrichtung stand, hatte gerade zwölf Uhr geschlagen und das hieß für die Kinder Mittagspause. Es machte für ein Kind wenig unterschied, ob es nun durchschnittlich intelligent war, oder als hochintelligent zählte; nach rund vier Schulstunden mit nur fünfzehn Minuten Pause dazwischen hatte einfach jedes Kind Hunger und war froh, wenn es den Klassenraum endlich verlassen durfte. An den Nachmittagsunterricht dachte jetzt noch niemand. Dabei waren die Schulnachmittage im Wammy's House wesentlich länger und anstrengender als an öffentlichen Schulen oder in Internaten. Was durchaus logisch war, denn immerhin war dieses Waisenhaus eine Einrichtung, die nicht nur überdurchschnittlich begabte Kinder förderte, sondern dazu noch jemanden ganz bestimmten suchte. Jemanden, der später einmal zur Hoffnung der gesamten Menschheit werden sollte. Jemanden, wie... Die Bibliothek war immer der ruhigste Ort des Gebäudes. Hier herrschte ein wesentlich strengeres Redeverbot als sonst wo. Und doch wurde es mit dem zwölften Glockenschlag für einige Minuten lauter, da die hier lernenden Kinder ihre Sachen zusammenpackten und sich auf in die Mensa machten. Auch der 8-jährige Abel Gallows stand von seinem Platz an einem der langen hölzernen Tische auf, griff die Tasche neben sich und packte einige Bücher hinein, als ihn jemand ansprach. „Du nicht, A", sagte eine freundliche Stimme neben ihm. Als der hagere Junge mit den aschbraunen Haaren und den kleinen mausgrauen Augen aufblickte, stand eine der Schwestern neben ihm und lächelte. „Roger hat mich angewiesen, dir zu sagen, dass du..." Sie legte den Stapel Bücher, den sie bis dahin gehalten hatte, neben A auf dem Tisch ab. „...die hier bis heute Abend anschauen sollst. Er hat dir einige Seiten markiert, die wichtig sind, lässt er ausrichten." A warf einen Blick auf die dicken, alten Wälzer. Trockener Lernstoff. So wie immer. Sein Magen gab ein protestierendes Grummeln von sich. Er seufzte. „Schwester Amy", begann er. „Ich habe Hunger." Natürlich hatte besagte Schwester Amy das selbst gehört, doch er wusste, sie würde es gekonnt ignorieren, wenn er sie nicht selbst darauf hinwies. Die junge Frau mit dem rötlichen Haar und der Nonnenrobe lächelte noch etwas breiter, hob dann die Hand und tätschelte das ungekämmte, filzig aussehende Haar des Jungen. „Ich bringe dir etwas vorbei", versprach sie. Und noch ehe er widersprechen konnte, war sie auch schon verschwunden. A blickte sich schweigend um. Er war alleine in der Bibliothek, die nun gleich noch einmal größer und kahler wirkte. Die anderen saßen jetzt schwatzend und lachend in der Mensa und aßen zu Mittag. Seufzend ließ er sich wieder auf der unbequemen Holzbank nieder und zog das erste Buch heran. Den etwa gleichaltrigen, schwarzhaarigen Jungen, der im Türrahmen stand und ihm hasserfüllte Blicke zuwarf, bemerkte er nicht. Die kleine Mittagshalle war laut und überfüllt, als A eine dreiviertel Stunde später, entgegen der Anweisungen, seinen Platz in der Bibliothek verlassen hatte und dort hinkam. Er hatte den ganzen Morgen nichts gegessen. Sollte Roger sagen was er wollte. Schwester Amy war nicht gekommen, also holte er sich eben selbst etwas. Doch er war kaum durch die Tür, als er auch schon Rogers Stimme hörte. „A!" Der Angesprochene zuckte zusammen. „Jawohl, Roger?" Der ältere Mann mit der Halbglatze und den runden Brillengläsern trat lächelnd auf ihn zu. Roger lächelte fast immer. Aber A wusste, dass man diesem Lächeln nicht immer trauen durfte. Roger war die Art von Erzieher, die auch dann lächelte, wenn sie dir gerade eine Strafarbeit aufgab. „Bist du schon fertig?", erkundigte er sich. A zögerte. „J...ein", murmelte er schließlich. „Jein?", wiederholte Roger fragend und seine Augenbraue wanderte ein Stück Richtung Stirn, als wolle er ihm gleich eine Moralpredigt halten, dass es dieses Wort ja nicht gab und dass er doch mittlerweile gelernt haben müsse, dass man in vollständigen Sätzen zu antworten hatte. „Das heißt...", kam A ihm zuvor. „Ich bin fast fertig. Mit dem ersten Buch komplett. Die Paragraphen aus dem zweiten muss ich noch abschreiben und... das letzte mache ich gleich danach. Ich wollte mir nur schnell etwas zu Essen holen, Schwester Amy ha-" Weiter kam er nicht. Roger war noch einen Schritt näher getreten, legte nun die Hand auf die Schulter des Jungen und schob ihn in Richtung Essensausgabe. „Iss nur, Junge", meinte er. „Du bist sowieso viel zu dürr." A seufzte und lächelte erleichtert. „Ja, Roger." „Ich habe etwas zu erledigen und bin vor heute Abend nicht zurück", erklärte Roger. „Aber bis dahin will ich, dass du deine Arbeiten gemacht hast." A nickte eifrig. „Natürlich, Roger!" Nickend und sichtlich zufrieden kehrte Roger ihm den Rücken und verließ den Saal. Das Essen im Wammy's House war besser, als in so mancher Schulkantine. Da das Institut im letzten halben Jahr so gewachsen war, gab es seit einiger Zeit sogar eine Essensausgabe, wo zuvor noch alles direkt auf den Tisch gestellt worden war. Das hatte den Vorteil, dass mehr Platz an den Tischen selbst war, an denen nun immerhin insgesamt um die hundert Waisenkinder saßen. Der Nachteil war, dass man wie überall sonst auch ein bisschen drängeln können musste, um die Nase bei der Ausgabe vorn zu haben. Heute betraf A das zum Glück nicht, da er viel zu spät gekommen war und alle anderen längst bedient waren. A war schon immer von schwächlicher Statur gewesen, aber das machte nichts, denn jeder wusste, dass er hier einen Sonderposten besaß. Er war einer von jenen, in die Roger große Hoffnungen legte, was die Suche nach 'ihm' anging. 'Er', das hieß, der künftig größte Detektiv der Welt. DAS wusste natürlich niemand. Aber dass Roger manche Kinder aus bestimmten, wenn auch nicht jedem bekannten Gründen bevorzugte, war bekannt. Heute gab es Linsensuppe. A starrte den gerade gefüllten Teller äußerst skeptisch an. Sie dampfte nicht und auch der Tellerboden blieb kalt. Das war wiederum ein Nachteil am Zu spät kommen. Der Junge in dem etwas zu groß geratenen, braunen Kapuzenpulli und den alten Jeans blickte über die Köpfe der Kinder, während er den Teller durch die Reihen balancierte und nach einem freien Platz Ausschau hielt. So wie er da in der Luft herum schaute, achtete er natürlich nicht auf seine eigenen Füße und ehe er sich versah, machte es ‚batsch!’ Er stolperte, fiel vornüber und nach einem lauten Klirren war es mucksmäuschenstill im Saal. Alles Geschwätz hatte mit einem Mal aufgehört und jetzt starrten sie ihn alle an, wie er da auf dem Bauch lag, das Gesicht, die Haare und den Pullover voller Suppe und die weißen Scherben des Tellers um ihn herum. Im nächsten Augenblick brachen die Kinder allesamt in schallendes Gelächter aus. Alle, bis auf eines. Ein schwarzhaariger Junge, B genannt, saß mit einem stummen Grinsen auf der Bank neben A und hatte das ausgestreckte Bein gerade wieder angezogen. B war ebenfalls eines dieser Kinder, die Roger bevorzugte. Doch anders als A genoss er nicht den Respekt der Anderen, sondern deren Verachtung. B hatte keine Freunde. Alle hatten sie Angst vor ihm. Allen voran A. Als er aufblickte, sah er das Grinsen auf Bs Gesicht nur allzu deutlich. Natürlich wusste er, dass er es gewesen war, der ihm ein Bein gestellt hatte, doch er sagte nichts, sah ihn nur schweigend und wissend an. Dann rappelte er sich auf. Der Suppenbrei tropfte ihm vom Pony auf die Nase und noch immer lachten alle. Sein Arm brannte. Eine Scherbe hatte ihm eine schöne, lange Schnittwunde verpasst. „A!", rief plötzlich eine Stimme und A erkannte sie als die von Schwester Amy. Als er sich umdrehte, beugte sich die Besagte bereits zu ihm und packte ihn an den Schultern. „Kind, was machst du denn? Ich sagte doch, ich bringe dir etwas!" Sie griff nach seinem Arm und verengte die Augenbrauen angestrengt, als sie das Blut sah. „Roger wird das nicht gefallen", stellte sie fest. Neben sie waren bereits zwei weitere Aufseherinnen getreten und das allgemeine Gelächter hatte sich gelegt. Während eine der beiden Frauen die Scherben zusammen kehrte, kniete die andere sich hin und wischte die Suppe vom Boden. „Komm schon", drängte Schwester Amy ihn und zerrte ihn mit sich aus dem Raum. Ihre Moralpredigt nahm noch lange kein Ende, doch A hörte nicht zu. Roger würde es nicht gefallen. Doch Roger war genauso wenig besorgt um ihn selbst, wie Schwester Amy und alle anderen auch. Er war nur wichtig, weil er klüger war als die anderen. Weil Roger solche Hoffnungen in ihn legte, darum war es wichtig, dass es ihm gut ging. Mehr nicht. A wusste das. Und manchmal tat es ihm weh. Es tat mehr weh, als der lange Schnitt an seinem Unterarm, den Schwester Amy gerade desinfizierte. A konnte oft gar nicht verstehen, warum B so scharf darauf war, positiv aufzufallen. Warum wollte er unbedingt diesen Posten haben? Sollte er ihn doch nehmen. A war es egal. Wenn er gekonnt hätte, hätte er B gerne den Vortritt überlassen, doch so einfach war es nicht. Das war Rogers Entscheidung. Und Roger hatte entschieden, dass B nur auf Platz zwei kam. Dafür musste A seit langem, ja eigentlich schon seit er denken konnte, die Konsequenzen tragen. B ärgerte gerne andere Kinder. Doch besonders jene, von denen er wusste, dass sie besonders begabt waren und somit mögliche Rivalen werden konnten, blieben nicht lange von seinen Angriffen verschont. Da er A höchstpersönlich zu seinem Erzfeind auserkoren hatte, machte er gerade ihm mit Vorlieb das Leben zur Hölle. Es war ein paar Tage später, als es geschah. Um die gleiche Zeit wie immer rief Schwester Amy zum Essen und die Kinder, die bis dahin draußen gespielt hatten, liefen eilig nach drinnen. Auch B war unter ihnen. Die ganze Zeit hatte er schweigend auf der Schaukel gesessen. A hatte ihn von seinem Platz neben der Tür, wo er wie so häufig mit einem Buch in der Hand saß, heimlich beobachtet. Nun klappte er es zu und hoffte, dass er nicht wieder vom Essen zurück gehalten werden würde. Erfreulicherweise lief Schwester Amy wortlos an ihm vorbei. Das hieß, er durfte seine Lernerei endlich unterbrechen. Er stand auf und folgte den anderen Kindern nach drinnen. „Aus dem Weg, Gallows!", zischte B ihm von hinten leise zu und schupste ihn, um an ihm vorbei zu kommen. Nicht, dass er nicht auch so genug Platz gehabt hätte. A seufzte und ignorierte es bestmöglich. Einer der Gründe, warum die Anderen B mieden und sogar die Schwestern heimlich über ihn tuschelten, waren seine rötlich schimmernden Augen und seine Fähigkeit, Dinge zu wissen, die er gar nicht wissen konnte. Wie zum Beispiel As Namen. Niemand hatte ihm den jemals verraten. Den Namen eines Anwärters um die Position des weltgrößten Detektivs durfte man nicht kennen. Doch B kannte ihn. Woher auch immer. Und ab und an, da sprach er ihn auch mit seinem Nachnamen an. Selten und meist nur so, dass auch wirklich niemand sonst es hören konnte. So wie gerade eben. Fast so, als wolle er damit demonstrieren, dass er etwas über A wusste, was sonst niemand wusste, was ihm eine gewisse Macht über ihn verlieh. Etwas, was ihn stärker und besser machte als ihn. A hörte, wie Roger B zu sich rief und er war dankbar dafür, auch wenn er nicht glaubte, dass Roger gesehen hatte, wie B ihn geschubst hatte und ihn nun dafür schelten wollte. Selbst wenn er es gesehen hatte, Roger sagte nie etwas dazu. Roger schimpfte B auch nie aus, wenn er ein anderes Kind ärgerte. Er war der Meinung, dass sie selbst beweisen mussten, dass sie stark genug waren, um damit fertig zu werden. Da spielte das Alter keine Rolle. „Da draußen", sagte er immer, „werdet ihr es noch mit viel Schlimmeren auf euch nehmen müssen." Er sah es als eine gute Übung an. Aber egal, aus welchem Grund er B zu sich gerufen hatte, einen Vorteil hatte es immerhin. Und zwar den, dass A nun wenigstens in Ruhe essen können würde. Es war nach dem Nachmittagsunterricht, als A B das nächste Mal sah und da wirkte der Schwarzhaarige mehr als wütend. Was auch immer Roger ihm mitgeteilt hatte, es war nichts Gutes gewesen. Zumindest nicht für B. A biss sich auf die Lippen, als er von seinem Platz auf der Gartenbank aus beobachten musste, wie B auf Caroline, einem Mädchen etwa in ihrem Alter, herumhackte, nur weil sie ihn gebeten hatte, ihr einen Fußball zuzuspielen, der vor Bs Füße gerollt war. „Hör auf, sie anzuschreien!", fuhr ein anderer Junge, namens Victor, ihn an. „Sie hat gar nichts Schlimmes gemacht!" Caroline hatte längst Tränen in den Augen. Sie schnappte sich den Ball und rannte damit ins Haus, während B Victor zu Boden schubste. „Misch dich nicht ein!", fuhr er ihn an. „Du brauchst sie nicht jedes Mal zu beschützen. Schlimm genug, dass ihr nicht mal in der Lage seid, euren Ball ordentlich zuzuspielen!" „Und du kannst es besser, ja?" Victor war mutig. Dafür, dass er nicht viel kräftiger war als A selbst. A senkte den Blick, als B bemerkte, dass er das Geschehen beobachtet hatte. Das war gefährlich. Am besten mischte er sich nicht weiter ein und tat so, als würde er lesen. „Ich kann ALLES besser als du, Victor Pearson!", hörte er B schreien. Und spätestens jetzt herrschte Stille bei allen anderen Kindern. A blickte wieder auf und musterte die beiden gegenüber Stehenden. Das war nicht gut, was B gerade getan hatte. Er hatte Victors Namen herausgeschrieen. So das jeder es gehört hatte. Das war alles andere als gut. A schluckte. Das würde ein Nachspiel haben. Sogar für B. Das war das letzte Mal gewesen, dass A Victor gesehen hatte. Ein Vorname war nicht wichtig. Vornamen hatte man unter Umständen sogar mehrere und es gab Millionen Victors auf der Welt. Aber Victor Pearsons gab es schon entscheidend weniger und damit war es unmöglich, dass er noch für Rogers Zwecke diente. Selbst ein Umbenennen half da nichts. Man hätte es unter Umständen zurückverfolgen können. Viel zu gefährlich. Anonymität hatte oberste Priorität für Roger. Victor hatte das Waisenhaus offensichtlich verlassen. Doch an seiner Stelle war da jemand Neues. Jemand, der, wenn A richtig schlussfolgerte, der Grund für Bs schlechte Laune sein musste. Sein Name war L. L war ein Junge in ihrem Alter, vielleicht ein kleines bisschen älter, aber das ließ sich schwer sagen, denn Geburtsdaten zählten zu den Dingen, die geheim waren. Er hatte schwarzes Haar, genauso wie B, aber seine Augen waren anders, dunkler und sie hatten nicht diesen roten Glanz. Er war auch wesentlich blasser, seine Nase schien etwas zu groß und alles in allem konnte er rein optisch nicht mit B mithalten. Dafür aber was die Intelligenz anging und das war es, worauf es ankam. L schien immer alles zu wissen. Er war nicht nur klug, sondern auch ausdauernd und er lernte sehr schnell. A hatte nicht allzu viel Ahnung davon, aber er merkte, dass L mit seinem Tempo durchaus mithalten konnte. B konnte das nicht. L war nicht sehr gesprächig und er hatte ein paar seltsame Eigenarten, aber da war er nicht der einzige hier und davon einmal abgesehen wirkte er auf A eigentlich recht nett. B hasste ihn. Er hasste ihn wirklich. Zu seinem Bedauern schien L das jedoch nicht weiter zu interessieren. L war stark, was das anging. Anstatt es, wie A, mit sich machen zu lassen, konterte er blitzschnell auf Bs verbale Attacken und ließ es zu Handgreiflichkeiten erst gar nicht kommen. Selbstverständlich trug das nicht unbedingt zu Bs Seelenfrieden bei und leider Gottes war es A, an dem er seine Wut ausließ. Oder um es kurz zu machen: Mit der Ankunft Ls, war As Schicksal besiegelt worden. Es verging kein Tag mehr, an dem er nicht Opfer von Bs Angriffen wurde. Und sie wurden mit jedem Mal schlimmer. A überlegte sich oft, ob er nicht doch zu Roger gehen und mit ihm darüber reden sollte, doch dann dachte er an Rogers Worte und er versuchte stark zu sein. Roger erwartete Stärke von ihm. Genauso wie er sie von L erwartete und der enttäuschte ihn nicht. ~ Die Jahre strichen ins Land und doch änderte sich nicht viel am Wammy's House. Außer, dass die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt worden waren, nach einem gewissen Vorfall mit einem Jungen namens Victor. Die Kinder, die nun neu in das Waisenhaus kamen, bekamen alle falsche Namen. Nur um sicher zu gehen. Damals, nach dieser Sache, da hatte A Roger in seinem Büro schreien hören. Das war das erste und einzige Mal, dass er B ausgeschimpft hatte. Und seitdem war es nie wieder vorgekommen, dass B den wirklichen Namen eines Kindes herausgeschrieen hatte. A war sich sicher, dass er ihre Namen trotzdem alle kannte. So wie er offensichtlich auch Ls Namen kannte, aber er verriet ihn nicht. Niemandem. 1995. Das Jahr war schon wieder ein paar Monate alt und A war vor einigen Wochen 14 Jahre alt geworden. Natürlich wusste das niemand. Aber er wusste es. Man hatte ihm einmal sein Geburtsdatum verraten. Allmählich neigte sich der kalte, bittere Winter dem Ende zu. Morgens hörte man nun schon die ersten Vögel zwitschern und ab und an stahlen sich weiche Sonnenstrahlen durch die Bäume, läuteten den Frühling ein. Immer öfter gingen die Kinder des Wammy's House zum Spielen in ihrer freien Zeit nach draußen. Freizeit hatten sie hier alle nicht viel, doch manche immerhin mehr als andere. A gehörte zu denen, die so gut wie gar keine hatten. An seiner Position hatte sich nicht viel geändert. Er lernte immer noch ohne Widerrede stur, was Roger von ihm verlangte. Allerdings war er sich in den letzten Jahren sicher geworden, dass Roger nicht mehr allzu viel Hoffnung auf ihn setzte. Er war zu schwach. Und außerdem war da ja noch L. L, der sich gegen B durchsetzte, L der ebenso klug war wie er. A sollte es recht sein. Ihm war es gleich. Er betete, dass er in zwei Jahren diese Anstalt verlassen und ein normales Leben wie jeder andere auch führen könnte. Denn lange würde er Bs Angriffe nicht mehr aushalten. B hatte sich leider nicht so entwickelt, wie Roger es gerne gehabt hätte. Ls Ankunft hatte ihn nicht wie erhofft angespornt, sich mehr auf seine Studien zu konzentrieren. Nein, im Gegenteil. All der Frust, der sich in ihm aufstaute, wann immer L wieder in einem Test besser abschnitt als er, wurde zu purer Wut. Er war nicht länger nur der zweitbeste nach A. Nein, er war sogar nur noch der dritte, nach L und A. Das war etwas, womit er nicht hatte umgehen können. Und darunter litten Viele. Es war Wochenende und Roger war außer Haus. Die Sonne schien zwar, doch es war noch immer etwas kalt und so saß A in seinem alten braunen Pulli auf der Terrasse auf einem Stuhl und las ein Buch. Eines, was nichts mit der Ausbildung zu tun hatte. Einen Roman. Freizeit. Etwas, was er so selten hatte und doch so sehr genoss. Einige jüngere Kinder spielten im Garten, schaukelten oder spielten Verstecken. Ein kleines Mädchen fuhr ihre Puppe in einem Kinderwagen an A vorbei. Von B war nirgends eine Spur, genauso wenig wie von L. Wahrscheinlich waren sie beide irgendwo im Haus. Selbstverständlich möglichst weit voneinander weg, denn sonst wäre es längst laut geworden. A las das letzte Kapitel zu Ende, atmete tief ein und stand dann auf. Das war es also. Er hatte dieses Buch gemocht. Es war eine mehr als angenehme Abwechslung zu all dem trockenen Lernstoff gewesen. Er klappte es zu und trug es ins Haus. Sicher war sicher. Wenn er es hier liegen ließ, konnte er sicher sein, dass es später entweder kaputt oder ganz verschwunden war. Im Wammy's House lernte man schnell mit seinen wenigen persönlichen Sachen ordentlich und sorgsam umzugehen. Im Haus war es heute ziemlich ruhig. Die Kleineren waren alle draußen und diejenigen in seinem Alter machten nicht so viel Lärm. As Zimmer befand sich im oberen Stockwerk und im Vergleich zu einigen anderen genoss er die Vorteile eines Einzelzimmers. Er war gerade um die Ecke des Flurs gebogen, da hörte er eine Stimme. „Ich sag's zum letzten Mal, wo ist der Schlüssel?" A hielt für einen Moment den Atem an, als er B dort im Korridor stehen sah. Sofort schlich er zurück um die Ecke und drückte sich mit dem Rücken an die Wand. Was stellte er nun schon wieder an? „Ich weiß es wirklich nicht", hörte er eine zweite Stimme. Als er einen weiteren kurzen Blick um die Ecke riskierte, sah er, zu wem sie gehörte. Mico war sein Name. Zumindest der Name, unter dem er hier bekannt war. Er war noch nicht lange hier. A schätzte ihn ein bisschen jünger als sich selbst und B. Der Junge mit den strohblonden Haaren wurde von B an die Wand gedrückt und- As Augen weiteten sich. Was war das? Ein Messer? Hatte B da ein Messer? Das konnte doch nicht- oder etwa doch?! Nervös biss A sich auf die Lippe. Was sollte er denn jetzt nur machen? Würde B so weit gehen? Nein, er ging ja längst so weit! Er bedrohte einen anderen mit einem Messer. Er hielt es ihm schon gefährlich nahe an die Kehle. As Herz schlug schneller. „Du hast doch gesehen, wo Roger ihn hingetan hat!", hörte er wieder B, der zunehmend aggressiv klang. „Und wenn schon! Du darfst nicht einfach in Rogers Büro. Und es bringt dir auch nichts, wenn du die Testergebnisse weißt. Das macht dich nicht klüger!" Es war ein Fehler von Mico sich B zu widersetzen, das wusste A. Doch er fühlte sich mehr als hilflos. Wenn er einschritt, dann waren im Prügel sicher. Mindestens. Und wenn er wegrannte, um Hilfe zu holen, dann würde B ihn ohnehin sehen. Und dann wäre er spätestens heute Nacht fällig. Ein dicker Kloß steckte ihm im Hals. „WAS hast du gesagt?" B gab sich keine Mühe, leise zu reden. Aber hier oben würde ihn dennoch niemand hören. „Das geht dich gar nichts an!", fuhr er Mico an. „Ich muss in diesem verdammten Test besser sein als L, verstehst du das nicht?! Und jetzt sag mir wo Roger den Schlüssel hin hat oder-" „Du bist ja verrückt!" A hatte sich fest an die Wand hinter sich gepresst, blickte starr geradeaus und hatte die Augen weit aufgerissen. Micos Stimme klang verängstigt. „Hör auf!", schrie er schließlich. „B!" Er wusste, es war ein Fehler, in dem Moment wo er sich entschlossen hatte, einzugreifen. Sofort galt Bs kalter Blick ihm. As Hände hatten sich zu Fäusten geballt und er spürte sein eigenes Herz schlagen. „Leg das Messer weg! Ich werde es Roger sagen, und dann schmeißt er dich endgültig raus." „Ab...el..." A stockte. Bs Stimme war nicht mehr als ein Fauchen. Und er hatte ihn bei seinem wahren Namen genannt. Vor Mico. Das war gar nicht gut. Aber angesichts des Messers in Bs Hand war das gerade As kleinste Sorge. „Du...", zischte B und kam auf A zu. „Wieso... stellst... du... dich mir IMMER in den Weg?! Wieso... fällst du nicht einfach auf der Stelle tot um?!" Und in diesem Moment stürmte B los. A sprang zurück, stolperte fast über seine eigenen Füße und rannte den Flur entlang, doch B war schneller. Und auch kräftiger. Er bekam ihn an der Schulter zu fassen, brachte ihn erneut ins Wanken, zog ihm schließlich ein ganzes Büschel Haare heraus, kurz bevor A sein Zimmer erreichte, hinter sich die Tür zuknallte und den Schlüssel umdrehte. Sein Atem überschlug sich und als B so sehr gegen das Holz hämmerte, dass die Tür im Rahmen wackelte, brach A am Boden zusammen. „Ich bring dich um!", schrie B. „Ich schwöre dir, ich bring dich um, A! Und L gleich mit!" Die Türklinke wurde wie wild immerzu nach unten gedrückt, das Messer kratzte am Holz und die Tränen flossen unaufhaltsam über As blasse Wangen. Er vergrub das Gesicht in den Händen und schluchzte laut. Sein Buch hatte er bei der Flucht fallen gelassen und er war sich sicher, wenn er das Zimmer später wieder verließ, würde nicht mehr viel davon übrig sein. Lange blieb er zusammen gekauert auf dem Boden sitzen. Irgendwann hatte Bs Schreien und Klopfen aufgehört. A hatte Stimmen gehört. Schwester Amy und noch einige andere. Sie hatten auch bei ihm geklopft und sich nach ihm erkundigt, doch A hatte nur gesagt, es sei alles okay. Dabei war es doch alles andere als das... Sein Kopf schmerzte, da wo B ihn an den Haaren gezogen hatte. Seine Knie waren noch immer weich, als er sich schließlich aufrichtete und zu seinem Bett hinüberschleppte. Erschöpft vom vielen Weinen ließ er sich darauf fallen. Eigentlich weinte er noch immer, doch über die letzten Stunden war ein stilles Schluchzen daraus geworden. Stille Tränen, die sich ihren Weg über seine eh schon nassen Wangen suchten. Seine Hände zitterten so sehr, dass er es fast nicht schaffte, die Schublade seines Nachttisches zu öffnen und die kleine Bastelschere herauszuangeln. Er atmete tief ein und zog den Ärmel seines Pullis nach oben. Auf dem Unterarm sah man feine Narben und frischere Wunden, die unsauber in die Haut geritzt worden waren. Ein 'C', ein 'V' und ein 'I'. ‚Roger sagt, wir müssen lernen, stark genug zu sein, um uns auch gegen Leute wie B wehren zu können’, dachte er und starrte mit trübem Blick auf die Buchstaben. 'C' für Caroline, die so oft völlig grundlos von B angeschrieen worden war. 'V' für Victor, der wegen B das Wammy's House verlassen musste. 'I' für Irma, ein kleines Mädchen, das an einer Lungenentzündung gestorben war. B hatte sie im Winter in den Teich geschubst - natürlich ganz aus Versehen. Seufzend griff A die alte Schere fester und setzte sie an eine freie Stelle auf die Haut. Dann zog er die zackigen Linien für den Buchstaben 'M'. Er biss die Zähne zusammen. Es tat weh. Und er konnte nicht einmal genau sagen, wieso er es tat. Es war dumm, das wusste er tief in seinem Inneren genau. Aber andererseits... Es erinnerte ihn daran, dass er nicht der einzige war, der unter B litt. Es gab Schlimmeres, als gelegentlich in eine Abstellkammer geschleppt und verprügelt zu werden. Es gab Schlimmeres, als seine Sprüche Tag für Tag ertragen zu müssen, Kaugummi in die Haare geklebt oder ein Bein gestellt zu bekommen. Das war alles zu ertragen. Das waren alles Dinge, die er einfach ertragen MUSSTE, um stärker zu werden. Er dachte daran, wie B ihn einmal erwischt hatte, als er zur Schere gegriffen hatte. „Weiter so!", hatte er gesagt. „Am besten noch ein Stück tiefer." A schluckte schwer. Während er daran dachte, begannen die Tränen erneut zu fließen. Er verstand es nicht. Wie konnte ein Mensch nur so sein? Wieso konnte er ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Er wollte ja noch nicht einmal diese dämliche Position. Er wollte eigentlich nur seine Ruhe. Von ihm aus konnte B sich ruhig mit L darum schlagen. Es war ja nicht seine Schuld, dass L stärker war und es nicht so einfach mit sich machen ließ. Gut, dann war er eben schwach, na und? Tränen tropften auf die frischen Wunden und brannten auf der offenen Haut, vermischten sich mit Blut. „Willst du dir nicht ein T-Shirt anziehen, A?" Schwester Amys Stimme war freundlich und verlogen wie immer. A schüttelte den Kopf. „Aber es ist so warm heute." Sie ging zu ihm hin und legte ihre Hand auf seine. „Du musst doch schwitzen, Junge." „Nein", antwortete A und blätterte eine Seite seines Buches um. „Dir würde ein bisschen Sonne auf der Haut sicher gut tun, du bist immer so furchtbar bla-" „ICH SAGTE NEIN!" Erschrocken zog die Frau ihre Hand zurück und starrte ihn an. L, der gerade mit einem Spieß Süßigkeiten in der Hand auf die Terrasse kam, blickte fragend in ihre Richtung. A schrie niemals. Das passte nicht zu ihm. Irgendetwas stimmte nicht. Und trotzdem hielt L ihn nicht auf, als er sich an ihm vorbei und ins Haus drängte, als würde er von einem wilden Tier gejagt. Und dann eines Tages, geschah es… A fuhr erschrocken zusammen, als die Tür zu seinem Zimmer mit einem solchen Schwung aufgeschlagen wurde, dass das Holz gegen die Zimmerwand knallte. „WO IST ER?", schrie B, der wutentbrannt im Türrahmen stand. Sofort spannte sich alles in A an. „Wo...", begann er stammelnd, während er sich instinktiv noch weiter in das Eck seines Bettes kauerte. „Wo ist wer?" „STELL DICH NICHT DÜMMER ALS DU BIST!" Mit großen, schnellen Schritten kam B auf ihn zu und packte ihm am Kragen. „Du weißt doch genau, wovon ich rede! L ist weg! Und Roger auch. Wo sind sie hin?" „I- ich hab keine Ah-" „LÜGNER!" Mit einem kräftigen Schwung zerrte B ihn vom Bett, so dass A mit dem Gesicht zuerst auf den harten Boden aufschlug. „Elender Lügner! Sie haben es dir doch gesagt, oder nicht?" A hatte nicht einmal bemerkt, wie er so plötzlich zu zittern begonnen hatte. „Sie sind bei Mr. Wammy", gab er schließlich nach. „Weil L sein Titel verliehen werden soll." Er wusste, dass B diese Neuigkeiten nicht gerade ruhiger stimmen würden, doch was sollte er sonst tun? Roger hatte Gut darin tun wollen, es ihm zu verheimlichen, aber er konnte nicht erwarten, dass A sich von B dafür verprügeln ließ. „Den TITEL?!", schrie B aufgebracht und packte A an den Haaren. „Und du hast davon gewusst, ja? Du hast es die ganze Zeit gewusst! Ihr habt mich alle reingelegt. Du und er und Roger, ihr alle!" Es tat weh. Er sollte aufhören. Doch alles Zappeln half nichts; B war stärker als er. Wieso hörte ihn denn nur niemand? Irgendwer musste ihm doch helfen. „Schwester Amy!", rief er verzweifelt. „Da kannst du lange rufen! Die sind alle ausgeflogen, schon vergessen? Zum Markfest. Du wolltest ja nicht mit. Dein Pech, A! Jetzt bist du alleine mit mir!" So wie jetzt, so hatte A ihn noch nie erlebt. Er hatte noch nie solche Angst gehabt. B war wahnsinnig geworden, anders konnte man es gar nicht beschreiben. „Steh auf!", schrie B und zerrte ihn im gleichen Augenblick auch schon auf die Beine. Kurz schaffte A es, sich von ihm loszureißen, doch dann bekam der Schwarzhaarige seinen Pulli im Nacken zu fassen. Es schnürte A die Luft ab, als B ihn hinter sich her und aus dem Zimmer zog. „Nein", wimmerte A mit Tränen in den Augen. „Hör auf damit!" „AUFHÖREN? Ich hab ja noch nicht einmal angefangen!" Oh Gott, was hatte er nur mit ihm vor? A schlug mit allen Vieren um sich, doch es half alles nichts. Erst als sie in dem kleinen Badezimmer am Ende des Flurs angekommen waren, ließ B ihn los. Oder um genauer zu sein, stieß er ihn kurzerhand in die kleine weiße Badewanne, drehte sich um und schloss die Tür so schnell ab, wie A es nicht einmal geschafft hatte sich aufzurappeln. „Du bist ja verrückt!", schrie A in Panik und wollte aus der Wanne steigen, doch er wurde sofort wieder nach hinten geschupst. „Lass mich endlich in Ruhe!" „Einen Teufel tu ich! Weißt du was? Jetzt wo L mir alles genommen hat, ist es auch egal, ob ich hier raus fliege!" Wieder bekam er As Handgelenk zu fassen. „Was meinst du-" A verstummte schlagartig, als sein Gegenüber eine Spritze aus der Tasche zog. Seine Augen weiteten sich. Wo hatte er die her? „B, was...?" „Ich werde nicht zulassen, dass du besser bist als ich. Wenn du erst weg bist, dann kümmere ich mich um L. Und er wird sehen, dass er diesen Titel nicht verdient hat, denn es ist MEINER!" B hielt As Arme fest, drängte ihn nach hinten, bis er mit dem Rücken den Wannenboden berührte. „Hör endlich auf! Du redest wie ein Irrer!" B lachte lauthals auf. "Vielleicht bin ich das ja!", fuhr er A an und sah ihm in die Augen. A sah das rote Funkeln darin ganz deutlich. Dämon! Und plötzlich spürte er die spitze Nadel in seinem Hals. Wie viele Stunden waren vergangen? War er... tot? Nein. So fühlte es sich nicht an. Aber was war dann passiert? Wo war er überhaupt? Es war weiß um ihn herum. Badezimmerkacheln. Sein Schädel dröhnte. Und da war eine Stimme. „Nur weiter so", hauchte die Stimme ganz leise. Von wo kam sie überhaupt? Er drehte den Kopf etwas und sah Bs verschwommene Umrisse. Er saß neben ihm, aber seine Stimme klang von sehr weit weg. „Noch etwas fester, A", sagte er. „Du weißt, dass du es verdient hast." Noch etwas fester? Wovon redete er? A blickte an sich herunter. Da war Blut. Aber ihm tat nichts weh. Sein linker Arm war Blut überströmt, sein Pullover, seine Jeans und die Badewanne ebenfalls. In der rechten Hand hielt er ein Messer. Hatte B es ihm gegeben? Sein ganzer Körper fühlte sich an wie gelähmt. Er spürte seine Beine nicht, hatte das Gefühl, sich nicht bewegen zu können, doch offensichtlich konnte er es. Immerhin genug, um sich selbst so tief ins Handgelenk zu schneiden. Seine Finger zuckten unaufhörlich. Leises Schluchzen erfüllte die Stille, die in dem kleinen Raum eingetreten war. „Nicht weinen, A", hörte er B tröstend flüstern. „So schlimm ist es doch gar nicht. Es dauert auch gar nicht mehr lange, ich verspreche es dir. Und dann bist du tot." Er hatte Recht. Lange würde es nicht mehr dauern. Gleich... gleich war er tot... ~ Nachwort: Ich bin nicht so wirklich zufrieden damit diesmal. Deshalb wäre es nett, wenn ihr mir eure Meinung sagen würdet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)