Unschuld von Jadelady (Die Ohren zu verlieren ist gar nicht einfach) ================================================================================ Kapitel 1: Die erste Nacht -------------------------- „Soubi?“ Ritsuka starrte den Mann erschrocken an. „Ich liebe dich, Ritsuka“, erwiderte dieser nur. „Aber…“, fiepte der Junge. „Sch…“, murmelte Soubi beruhigend. Er hatte seine Hände unter Ritsukas Pullover geschoben und strich sanft über die zarte Haut am Rücken des jüngeren. Dessen Herz schlug hart. Er war nervös. Nun kannte der Junge den Mann schon drei Jahre und noch immer zitterte er bei jeder Berührung. Gestern hatte ihm Soubi eröffnet, dass es nun Zeit sei, seine Ohren zu verlieren. Ritsuka hatte sich lange vor diesem Moment gefürchtet. Denn in letzter Zeit verloren seine Mitschüler nach und nach ihre Ohren und galten als Erwachsen. Ritsuka zitterte am ganzen Körper. Angst hatte er nicht. Immerhin hat er schon so viel mit Soubi erlebt, dass er ich nun gut genug kannte. Der Mann würde ihm niemals absichtlich wehtun. Dennoch war der Ohrenträger nervös. Eigentlich mochte er keine Berührungen, doch Soubis nähe war schon fast normal geworden. Aber so hatte der Mann Ritsuka noch nie berührt. „Hast du Angst?“, säuselte Soubi leise. Der Junge, der seiner Stimme nicht traute, schüttelte den Kopf. „Das ist es nicht“, murmelte er schließlich. „Ich verstehe. Ich werde nichts machen, was du nicht möchtest“, erklärte der Mann ernst. Seine Stimme war leise und beruhigend. Er kannte seinen Liebling gut genug, um zu merken, was diesem zu schaffen machte. Noch immer war Ritsuka die Bedeutung des Wortes *Liebe* unbekannt. Dass einzige was er wusste war, was Soubi damit meinte, wenn er sagte: „Ich liebe dich“. Für den Mann bedeutete es, dass er ohne zu zögern für den jungen Ohrenträger sterben würde. Trotz der Tatsache, dass Ritsuka nun verstand, was Soubi meinte, wusste er noch immer nicht, was an ihm den Mann dazu brachte, so zu Fühlen. Ritsuka bezweifelte ernsthaft, ob er jemals: „Ich liebe dich“, sagen würde. Doch das brauchte er auch gar nicht, da es der Mann schon oft genug sagte. „Weiß ich doch“, murmelte der Junge nun und legte sich an die Brust des Mannes. Die beiden saßen auf dem Bett in Ritsukas Zimmer. Dieser hatte die Tür vorsorglich abgeschlossen, obwohl seine Mutter nach einem Anfall weg gefahren war. „Hat es dich Gestern erschreckt, als ich gesagt habe, dass es nun langsam Zeit ist?“, fragte Soubi. „Ein wenig. Aber ich habe damit gerechnet. Weißt du, Yuiko hat ihre Ohren letztes Wochenende verloren. Sie sagte es war schön“, erzählte Ritsuka. Der Mann strich dem Jungen weiter über den Rücken und dieser genoss es einfach. Sein Herzschlag hatte sich nun wieder normalisiert. *Ich muss sehr langsam vorgehen*, wurde Soubi klar. Obwohl er schon vorher vermutet hatte, dass es nicht leicht werden würde, den Jungen dazu zu bringen, sich fallen zu lassen. So an einander gelehnt saßen sie eine Weile ohne dass sich einer von beiden bewegte. „Bist du müde?“, fragte Soubi schließlich. Ritsuka blickte verschlafen auf. „Mh…“, murmelte dieser nur. Soubi lächelte. Der Junge vertraute ihm immerhin genug, um fast an seiner Brust einzuschlafen. „Gut, dann gehst du jetzt ins Bett und ich gehe nach Hause“, beschloss der Mann. Ritsukas Augen flackerten, als er erschrocken aufschaute. „Du gehst?“ „Soll ich bleiben?“, fragte Soubi daraufhin und zog seine Augenbraue hoch. „Ich…“, begann Loveless, biss sich auf die Unterlippe und wurde rot. „Möchtest du, dass ich hier bleibe“, fragte der Mann erneut, doch dieses Mal eindringlicher. Er sah dem Jungen in die Augen. Doch Ritsuka starrte nur auf seine Hände. Er nickte. „Gut“, lächelte Soubi „Dann gehst du sich jetzt umziehen. Ich warte hier“ Daraufhin sprang der Junge auf und verschwand schnell im Badezimmer. Soubi sah ihm lächelnd hinterher, dann zog er sich seinen Pullover über den Kopf, öffnete sich die Hose und schmiss beide Kleidungsstücke auf den Stuhl vor dem Schreibtisch. Nun hatte er nur noch das eng anliegende schwarze T-Shirt und die ebenfalls schwarze Boxershorts an. Soubi legte sich in das Bett, da es im Zimmer empfindlich kalt geworden war. Als Ritsuka wieder ins Zimmer gekommen war, blieb er vor dem Bett stehen, aber nicht ohne die Tür abgeschlossen zu haben. Der Schlüssel steckte noch. Der Junge trug nun ein weises T-Shirt und eine schwarze Stoffhose. Schüchtern lächelte er den Mann in seinem Bett an. Zwar hatten die beiden schon einmal im gleichen Bett geschlafen, doch damals war es eine andere Situation gewesen. Zu dieser Zeit war der Ohrenträger noch nicht alt genug gewesen, um seine Ohren zu verlieren. Soubi klopfte neben sich aufs Bett und lächelte. „Soubi“, fragte Ritsuka. Seine Stimme klang Ängstlich. „Hey…“, versuchte der Angesprochene den Jungen zu beruhigen. Dieser schluckte und legte sich zu dem Älteren. Er zitterte wieder und als Soubi die Arme um ihn legte zuckte Ritsuka zusammen. „Wenn du Angst hast… Ich kann auch gehen…“, sagte der Mann. „Ich liebe dich. Wenn du willst, dann gehe ich. Und wenn du Zeit brauchst, gebe ich sie dir“ Ritsuka sah ihn nicht an. Innerlich rang er mit sich selbst. Er mochte diesen Mann wirklich sehr. Vielleicht war es sogar Liebe, obwohl Ritsuka so nie reden oder denken würde. Aber dennoch hatte er nun Angst. Wovor wusste er selbst nicht. Was er wusste war, dass er Soubi vertraute. Mehr als jedem anderen. Als Ritsuka nun aufblickte, sah er direkt in die Augen des Mannes, dem er so sehr traute. Die Angst war vollkommen aus dem Blick des Jungen verschwunden. Kapitel 2: Seltsame Reaktionen ------------------------------ „Ich… ich vertraue dir. Ich möchte das du hier bleibst“, erklärte der Ohrenträger ernst und mit fester Stimme. Soubi lächelte. Sachte zog er seinen Liebling näher zu sich und dieser legte seinen Kopf an die Schulter des Mannes. „Gute Nacht“, murmelte Ritsuka, der plötzlich sehr müde war. „Gute Nacht mein kleiner“, hauchte Soubi in das Haar des jüngeren. Ritsuka schlief sehr schnell ein, während der Mann noch eine ganze Weile wach dalag und den Jungen einfach nur im Arm hielt. Lange dachte er darüber nach, wie er den Jungen den er liebte, dazu bringen könnte, sich richtig zu entspannen. Bei diesen Überlegungen schlief Soubi schließlich auch ein. ***** Als Ritsuka erwachte hatte er noch die Augen geschlossen. Ihm war schön warm. Noch leicht vom Schlaf benebelt erschrak er zuerst, als er bemerkte, dass er keineswegs alleine im Bett lag. Als der Ohrenträger die Augen öffnete, kamen die Erinnerungen an den vergangen Abend zurück. Soubi schlief noch. Die langen Blonden Haare lagen wild durcheinander auf dem Kopfkissen. Einige Strähnen waren dem Mann ins Gesicht gerutscht und Ritsuka fand es süß, fragte sich allerdings gleich danach, wie er den so was denken konnte… Er hob die Hand um die Strähne hinter das Ohr des Mannes zu schieben. „Hu…?“, machte er jedoch als Soubi seine Hand festhielt und ihn nun musterte. „Guten Morgen“, gähnte der Mann grinsend. Durch das offene Fenster fielen die Sonnenstrahlen der des frühen Morgens und blendete die beiden leicht. „Morgen…“, murmelte Ritsuka nur, da es ihm Peinlich war. Als der Mann nun seine Hand losließ, sprang er aus dem Bett und rannte ins Badezimmer. Mit klopfendem Herz lehnte sich er sich mit dem Rücken gegen die Tür. Langsam ließ sich der Junge zu Boden sinken. Noch immer hatte er das Gefühl, sein Herz würde so lauf schlagen, dass es sogar Soubi hören würde. *Was ist los mit mir?*, fragte Ritsuka im stillen. Aber darauf fand er keine Antwort. „Ritsuka?“, hörte der Angesprochene die Stimme des Mannes durch die Tür. „Geht es dir gut?“ Soubi klang besorgt. „Ja. Bitte geh jetzt“, sagte der Junge gerade laut genug, dass der Mann es verstehen konnte. Seine Stimme war zittrig. „Ist wirklich alles in Ordnung?“, kam eine Nachfrage. „Ja. Verschwinde jetzt!“, schrie der Ohrenträger. Plötzlich war er wütend. *Was bitte erdreistet er sich? Ob er jetzt endlich geht?* Er hörte nur noch, wie ein Fenster geschlossen wurde. Dann war alles ruhig. Ritsuka schluchzte auf. Er verstand nicht, was gerade eben geschehen war. Als er im Bett lag war doch noch alles in Ordnung gewesen. Aber warum hatte er dann so unversehens die Flucht ergreifen müssen? Ganz normal war es nicht. Wieder rief er sich in Erinnerung, warum er wollte, das Soubi bei ihm blieb. Der Junge hatte sich den ganzen gestrigen Tag alleine gefühlt und war mehr als froh gewesen als der Mann an seinem Fenster stand. Sie hatten eine Weile geredet, so wie sie es oft taten. Doch dann war das Gespräch auf den Geburtstag von Ritsuka gefallen und Soubi hatte ihm unter den Pullover gegriffen… Aber er wollte nicht, dass der Mann schon so schnell ging und ihn wieder alleine ließ. Er hatte zwar Angst gehabt, vertraute aber genug, um sich zu beruhigen. *Es war so schön warm gewesen…*, dachte der Junge, während ihm heiße Tränen die Wange runter liefen. Plötzlich tat es ihm leid, wie er reagiert hatte. Soubi hatte so eine Behandlung nicht verdient nachdem er gestern so zärtlich und rücksichtsvoll gewesen war. Leises Schluchzen erfüllte das kleine Badezimmer. Als sich Ritsuka nach einer Weile beruhigt hatte, war alles still im Haus. „Soubi…“ Der Junge verließ das Badezimmer nachdem er sich das Gesicht gewaschen hatte. Im Spiegel war deutlich zu erkennen gewesen, dass er geweint hatte. Allerdings hatte die kleine Maßnahme nichts verändert und so konnte jeder Ritsuka ansehen, dass etwas nicht in Ordnung war. Als er nun in seinem Zimmer stand wurde ihm bewusst, dass er über eine halbe Stunde in dem Badezimmer gewesen war. Soubi war gegangen, aber nicht ohne einen Zettel zurück zu lassen, der auf dem Bett lag. „Es tut mir leid, wenn ich etwas Falsch gemacht habe. Ruf mich bitte an, wenn es dir besser geht. Ich liebe dich S.“ Die geschwungene Schrift von Soubi war anmutig, was nicht verwunderlich war, wenn man wusste wie gut er Malte. Ritsuka musste lächeln. Zwar war er noch immer sehr durcheinander, aber die offensichtliche Sorge des Mannes rührte ihn. Zwar ging es dem Jungen mittlerweile wieder etwas besser, aber dennoch verspürte er keinen Drag dazu, bei Soubi anzurufen. *Später, wenn ich herausgefunden habe, was eigentlich genau los war*, nahm sich der Ohrenträger vor. Aber zuerst brauchte er ein wenig Ablenkung. Dabei dachte er jedoch nicht an Frühstück, sondern an einen Spaziergang, um seine Gedanken zu ordnen. Schnell hatte er sich also angezogen und verließ sein Zimmer. Durch die offen stehende Türe zur Küche konnte Ritsuka sehen, dass seine Mutter nicht dort war. Auch im Wohnzimmer befand sie sich nicht. Mit einem kurzen Blick in das Schlafzimmer von ihr, erfuhr er, dass sie dort auch nicht war. *Sie ist bestimmt weg gefahren. Oder sie ist gestern Nacht nicht nach Hause gekommen*, vermutete der Junge. Aber eigentlich war es ihm egal, wo seine Mutter war. Was jetzt zählte, war das Rätsel, dass sich um seine, doch sehr seltsame, Reaktion von vorhin rankte. Also ging er nach draußen. Zuerst lief er eine ganze Weile einfach nur. Ein Ziel hatte der Junge nicht. *Warum? Weil es mir peinlich war? Weil er mir so nah war?*, fragte er sich immer wieder. Die Fragen drehten sich im Kreis, so dass er keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Das Rätsel sollte wohl noch eine ganze Weile eines bleiben… Als Ritsuka schließlich stehen blieb und sich umschaute bemerkte er, dass er ganz in der nähe von Yuiko´s zu Hause war. Ob er sie besuchen sollte? *Immerhin hat sie schon ihre Ohren verloren… Vielleicht erzählt sie mir etwas darüber?* Entschlossen machte er sich auf den Weg um seine beste Freundin zu besuchen. Kapitel 3: Ein *klärendes* Gespräch ----------------------------------- Auf den Weg dorthin, der nun weniger als fünfhundert Meter war, fragte er sich, was er sagen sollte, wenn Yuiko mit ihren Fragen nicht zu bremsen währe. Denn, da war Ritsuka sich sicher, er würde ganz bestimmt nichts über seine seltsame Beziehung zu Soubi verraten. Dazu war ihm die ganze Sache noch zu ungewiss. Er kannte ja noch nicht einmal seine eigene Reaktion… Warum sollte er dem Mädchen dann die ganze verquere Situation erklären? Aber trotzdem: Warum sollte er nicht einfach mal Fragen? Immerhin kostete Fragen ja nichts… *Hoffentlich errät sie nichts. Ein besonders guter Lügner war ich ja noch nie… Und was mache ich, wenn sie es doch heraus bekommen sollte?* Fragen über Fragen, dabei hatte der Junge doch gehofft, einige davon los zu werden. „Ritsuka!“, schrie Yuiko freudig auf, als sie die Tür geöffnet und ihren unverhofften Besuch erkannte. Ohne lange nachzudenken hatte der Junge einfach den Klingelknopf gedrückt und seine beste Freundin war so schnell erschienen, dass er sich unweigerlich Frage, ob sie ihn erwartet hatte. *Ach was! Dass geht doch gar nicht!*, schalt sich Ritsuka selbst. „Komm rein!“, forderte das Mädchen ihn auf. „Gibt es einen besonderen Grund, warum du mich besuchst?“ „Nein. Ich war in der Nähe, spazieren, und habe mir gedacht, ich besuche dich endlich mal wieder“, log der Junge. *Lüge!*, schoss es Yuiko durch den Kopf. *Weiß er denn nicht, dass er nicht lügen kann?* „Das… das war eine lüge. Du hast es erkannt. Ich kann nicht lügen“, gab er resigniert zu. Schnell hatte er bemerkt, dass sie ihm nicht glaubte. „Und? Der wahre Grund lautet?“, fragte sie unbarmherzig. In den letzten Jahren hatte sie sich verändert, musste Ritsuka nun leider feststellen. Zwar war sie noch immer in einigen Bereichen recht naiv, doch hatte sie zu seinem Leidwesen einiges gelernt und war nun vorsichtig in dem, was sie glaubte. Die Welt war nicht so, wie es manche Menschen behaupteten. „Also… Na ja, du… du hast doch deine… deine Ohren verloren und… und ich…“, stotterte der Junge nun. Ihm war das Ganze sehr peinlich. Mittlerweile verfluchte er sich selbst dafür, überhaupt zu ihr gegangen zu sein. „Du wolltest also wissen, wie es ist? Oder ist da noch was anderes?“, fragte Yuiko lächelnd. Sie fand es süß, wie peinlich dieses Thema ihrem besten Freund zu sein schien. Als ihr vor einanhalb Jahren bewusst wurde, dass Ritsuka in ihr wohl nie mehr als eine Freundin sehen würde, hatte sie sich Yayoi zugewandt, der sie sehr Liebte. Allerdings hatte sie äußerst lange damit gewartet, diese Entscheidung zu treffen. Denn obwohl sie seit einem Jahr Yayoi Liebte, sehnte sich noch immer etwas in ihr nach dem anderen Jungen. Doch sie wollte wenigstens seine Freundin bleiben, in seiner Nähe sein, oder ihn einfach nur glücklich sehen. Als der Junge nun nickte und den Teppich betrachtete, musste Yuiko lachen. Doch Ritsuka, der daran nichts Lustiges erkennen konnte, starrte sie leicht Wütend an. „Hey!“, sagte sie nun. „Tut mir leid. Aber wie ihr Jungs immer reagiert, wenn es mal um dieses Thema geht! Göttlich, wie peinlich es euch dann ist“, kicherte sie weiter. Selbst Yayoi hatte nicht darüber reden wollen und als Yuiko ihn förmlich dazu zwang, wurde er so rot, wie ihr bester Freund es im Moment war. Dabei hatten sie im Nachhinein erst darüber geredet. „Gut, wenn du möchtest werde ich jetzt ernst und erzähle dir alles, was du wissen willst“, erbot sie dann schließlich. „Danke…“, nuschelte Ritsuka. „Also, ich denke mal, dass deine Fragen auf etwas beruhen… Wer ist es?“, konnte sich Yuiko nicht zurückhalten. „Ich… da ist niemand… ich frage nur aus reiner Neugier…“, versuchte er es erneut mit lügen. „Sicher?“, fragte sie. „Nein. Ich will dich nicht belügen müssen. Aber ich möchte nicht, dass du es weißt. Vielleicht später irgendwann. Tut mir leid…“, sprach der Junge. *Gut. Aber vielleicht kann ich ihm ja das versprechen abringen, es mir ganz sicher irgendwann zu verraten…* „Versprichst du es mir?“, setzte sie ihren Entschluss in die tat um. „Ich… Ja, ich verspreche dir, dass ich es dir irgendwann bestimmt sagen werde“, erwiderte Ritsuka nun. Irgendwann konnte auch bedeuten, dass er es erst in fünfzehn Jahren verriet. „Gut. Was wolltest du wissen?“, sagte Yuiko mit einem lächeln. „Wie ist es dazu gekommen? Hattet ihr es geplant?“, platzte er heraus. Nun war er doch wieder rot geworden. „Nein. Es war nicht geplant. Eigentlich war es wie jeder Abend auch. Wir haben nur ein wenig Fernsehen geschaut und rum gealbert. Dabei sind wir schließlich in meinem Bett gelandet und dann war etwas anders als sonst. Yayoi sah mich so seltsam an und mein Herz schlug schneller und dann ist es geschehen“, erzählte Yuiko. „Und… und tat es weh?“, zögerte der Junge. „Nein. Überhaupt nicht. Es war einfach nur schön. So nah bei ihm zu sein war wunderbar“, beantwortete sie. Ein lächeln huschte ihr nun wieder über die Lippen, ganz in Erinnerung versunken. „Wer hat den ersten Schritt gemacht?“ „Ich. Ich hatte ihn geküsst. Tatsächlich ist er noch immer irgendwie ein wenig schüchtern“, grinste das Mädchen. Ritsuka schien langsam selbstsicherer zu werden, obwohl sein Kopf noch immer zu leuchten schien. „Ihr beide wart unerfahren, oder? Hattest du nicht Angst, etwas falsch zu machen?“ „Zuerst schon. Aber als ich gemerkt habe, dass er meine Küsse und Berührungen erwidert hat, wurde ich sicherer und irgendwann war das einfach alles vergessen. Da hat nichts mehr gezählt außer er und ich“, erzählte Yuiko mit verträumtem blick. *Es schien wirklich schön für sie gewesen zu sein, sonnst würde sie nicht so Träumerisch aussehen*, schloss Ritsuka. Weiteres fiel nun auch ihm nicht mehr ein. Seine größte sorge, konnte er seiner besten Freundin niemals erzählen. Und so entschloss er sich, nach Tipps zu fragen, obwohl auch Yuiko keine Expertin in solchen Sachen war. „Es muss jemand sein, dem du vertraust. Sonnst bekommst du vielleicht Angst. Es ist dein erstes Mal und es ist was Neues also erwarte nichts. Der perfekte Partner ist zärtlich, fürsorglich und wird es verstehen, wenn du Angst haben solltest. Tu es nicht, nur um es getan zu haben. Das ist es nicht werd. Sei dir vollkommen sicher, ob du es auch wirklich möchtest und plane nichts. Denn meistens funktioniert es dann nicht“, zählte Yuiko auf. Ritsuka schwirrte der Kopf. Das alles soll er sich merken? „Also… und das letzte: Mach nur das, was du möchtest. Lass dich nicht überreden oder zwingen“, merkte das Mädchen noch an. „Muss ich mir all das merken?“, fragte der Junge. „Nein. Musst du nicht. Aber du wolltest Tipps. Das waren sie. Aber es ist egal, ob du ein paar vergisst. Wichtig ist, dass es dir gefällt“, erwiderte sie. „Ich… Danke. Du hast mir damit sehr geholfen und das versprechen werde ich bestimmt nicht vergessen“, bedankte er sich leise. Er wollte nun wieder gehen. Ritsuka war sehr froh, dass sie ihm nur dieses Versprechen abgerungen hatte. Auf seine Freunde konnte er sich halt verlassen… „Du musst jetzt wieder gehen?“, fragte Yuiko. „Ja. Ich bin dir sehr dankbar, dass du mir das alles erzählt hast. Aber ich bin eigentlich schon viel zu lange unterwegs und muss jetzt wieder nach Hause. Ich werde dich wieder Besuchen, wenn ich etwas Zeit habe“, erklärte der Junge mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht. Kapitel 4: Soubis Sorgen ------------------------ Schnell hatte Ritsuka Yuikos Haus verlassen und war weiter durch die Straßen gelaufen. Denn trotz seiner kleinen Ausrede, hatte er nicht vor als zu schnell nach Hause zu gehen. Schließlich konnte er nicht wissen, ob seine Mutter nun wieder dort war. Zudem wurde er aus seiner Reaktion vom morgen noch immer nicht schlau. *Vielleicht hat das etwas mit den Tipps zu tun, die mir Yuiko gegeben hat?*, fragte er sich und versuchte sie alle noch einmal durch zu gehen. *Vielleicht auch daran, dass ich neben ihm aufgewacht bin? Das war ja erst das zweite Mal. Und das erste Mal, seit dem ich alt genug bin, um meine Ohren zu verlieren. Immerhin hatte ich ja auch plötzlich Panik* Schon wieder war der Junge ohne zu überlegen durch die Stadt gewandert. Doch dieses Mal wusste er im ersten Moment nicht, wo er sich jetzt genau befand. Die Straßen wirkten schäbiger. Die Häuser schmutziger und die Menschen irgendwie kälter. Ritsuka hatte es geschafft, sich ohne dass es ihm Bewusst geworden war, in eine der Außenbezirke zu verlaufen. *Na toll! Was nun?* Suchend schaute der Junge sich um. Hier standen auch keine richtigen Straßenschilder… Als sein Handy klingelte fuhr er erschrocken zusammen. Das rote Blinken auf der Vorderseite des Telefons verriet ihm, dass es Soubi war, der anrief. „Ja?“, schnell hatte er abgehoben. „Ritsuka wo bist du?“, erklang die besorgte Stimme des Mannes. „Ich… Ich weiß es nicht genau“ „Gut. Ich komme dich abholen. Wie heißt die Straße?“, erklang Soubis stimme erneut. Als der Junge es gesagt hatte, wurde ihm das versprechen abgenommen, sich ja nicht vom Fleck zu bewegen. Als er es sagte, wurde schnell aufgelegt. *Er schien sehr beunruhigt zu sein…* Es dauerte auch gar nicht als zu lange, bis der Mann kam. Gerade mal zwanzig Minuten waren vergangen. Nun kam ein leicht gehetzt wirkender Soubi auf Ritsuka zu und blieb kurz vor ihm stehen. „Kommst du?“, fragte er den Junge ruhig. Nichts war von der Sorge übrig geblieben, die noch vor kurzem in seiner Stimme war. Doch Wut verdunkelte jetzt seine Augen. Erschrocken trat Ritsuka deswegen einen Schritt zurück. Sofort schien Soubi sich wieder zu beruhigen. Er hatte sich große Sorgen gemacht, als er zu seinem Liebling nach Hause ging und dieser nicht dort war. *Ich habe mir die schlimmsten Sachen ausgemalt…*. Doch nun, als er feststellen musste, dass es Ritsuka gut ging, versuchte er sich wieder zu beruhigen. „Entschuldige“, flüsterte der Mann. Das letzte was er wollte, war seinen Jungen zu erschrecken. Doch er hatte es wohl getan. „Macht nichts. Ich bin froh, dass du da bist“, sagte nun der Ohrenträger. Es stimmte. Er war sogar sehr froh darüber. Denn ihm war diese Gegend keineswegs geheuer. Nun trat er wieder näher an den Mann heran und versuchte ein leichtes Lächeln zustande zu bringen. „Gut. Dann komm jetzt mit. Ich bring dich jetzt erst mal nach Hause“, sagte Soubi mit einem kleinen Lächeln. Die Sorge war längst vergessen. „Ja“, murmelte Ritsuka nur und begann neben dem Älteren her zu trotten. Eine weile lief das ungleiche Paar nun neben einander ohne etwas zu sagen, oder sich auch nur anzuschauen. Jeder der beiden hing seinen eigenen Gedanken nach. Ritsuka fragte sich ein weiteres Mal, was ihn heute Morgen bewegt hatte und was wohl heute Abend geschehen würde. Auch Soubis Gedanken gingen eine ähnliche Richtung. *Warum er wohl heute Morgen so überstürzt in das Badezimmer verschwunden war? Ob er es mir erklärt? Vielleicht weiß er es selber nicht?* Der Rückweg dauerte um einiges länger, da der Mann sich sehr beeilt hatte und ihn die Sorge um seinen Liebling beflügelte. Doch nun, da es keinen ersichtlichen Grund dafür gab zu hetzen, schlenderten die beiden schon fast durch die Straßen der Stadt. „Ich war bei Yuiko“, durchbrach Ritsuka schließlich die stille. Er konnte sich nicht genau erklären, warum er es nun erzählte, aber er hatte das Gefühl, es währe wichtig. „Ich habe mir sorgen gemacht“, erwiderte Soubi nur. „Du sagtest mir, ich soll verschwinden. Ich habe die ganze Zeit auf den Anruf gewartet. Dabei warst du bei Yuiko“ Die Stimme des Mannes war voller Vorwürfe. Er hatte den gesamten Morgen damit zugebracht sein Handy anzustarren. Kio hatte ihn schon für verrückt erklären wollen, als er es nach einer Weile nicht mehr aushielt und damit begonnen hatte, in der Wohnung auf und ab zu Tigern. So hatte sich Soubi noch nie verhalten und dass es seinem Freund suspekt war, konnte man daher verstehen. „Es tut mir leid“, flüsterte Ritsuka leise. Schuldgefühle machten sich nun in ihm breit. Seit einer Ewigkeit hatte sich keiner mehr Sorgen um ihn gemacht. Am allerwenigsten seine Mutter. Soubi hatte es bis vor kurzem auch noch nicht getan. Oder, er hatte es zumindest nicht gesagt… Nun wollte der Junge sich jedoch auch nicht rechtfertigen. Er verstand es selbst nicht. Wie könnte er es dann dem Mann erklären, der das alles ausgelöst hat? „Es verwirrt mich“, sagte der Ohrenträger nur. „Was?“, kam sofort die Frage von Soubi. „Alles“, lautete die Antwort. Nun musste der Mann doch lächeln. Denn Ritsuka machte es sich auch noch zusätzlich schwer mit seinen dauernden Fragen an sich und alle anderen. Er wollte nicht nur wissen, wie, sondern auch warum. So machte er die Welt nicht einfacher und fand womöglich nie die Antworten auf die bedeutend wichtigeren Fragen. „Du denkst zu oft über alles nach. Du Fragst zu oft. Erlebe es doch einfach“, riet der Ältere. Wissensdurst war ja schön und gut, solange es nicht alles andere in den Hintergrund drängt. Als die beiden vor Ritsukas zu Hause standen, blickte sich der Junge erstaunt um. Wegen des Gesprächs und seinen Überlegungen hatte er gar nicht auf seine Umgebung geachtet. So musste er nun feststellen, dass er sein Ziel erreicht hatte. „Zu Hause. Ich hatte doch gesagt, ich bringe dich her“, lächelte Soubi. Er hatte bemerkt, wie abwesend sein Liebling gewesen war. Nun musste dieser auch lächeln. Es kam sehr selten vor, dass der Mann sein Wort brach. Wenn dies mal geschah, dann aus einem guten Grund. „Ja. Zu Hause…“, murmelte Ritsuka leise. Obwohl dieser Ort seit dem Tod seines Bruders kein wirkliches zu Hause war. Seit damals war das Haus kalt und leer. Die Worte von Soubi erinnerten den Jungen noch einmal daran. Der Mann betrachtete ihn. *Er wirkt so voller Zweifel und Fragen* „Wolltest du überhaupt hier her?“, fragte der Blonde nun. Kapitel 5: Samstag Nachmittag ----------------------------- Ritsuka legte den Kopf schief. Seltsame Frage… „Mein zu Hause ist nicht hier…“, sagte er schließlich. „Ja. Das zu Hause ist dort, wo das Herz ist. Ich weiß schon“, seufzte Soubi, „Wo willst du sonnst hin?“ Ein leichtes Lächeln huschte über das Gesicht des Ohrenträgers. Aber es verschwand so schnell, wie es aufgetaucht war. Da stand er, der Mann, der ihn nach seinem Willen fragt und er konnte ihm keine Antwort geben. Keine ehrliche. *Zu dir. Bei dir bleiben. Aber dass kann ich wohl nicht…*, dachte der Junge und erschrak über seine eigenen Gedanken. So deutlich war das Gefühl noch nie gewesen. Soubi, der den Gesichtsausdruck von Ritsuka bemerkt hatte, fragte sich warum er nun wieder so erschrocken blickte. „Woran denkst du?“ Er erntete nur einen etwas resignierten blick, aber bekam keine Antwort. *Was ist nur mit dem kleinen los? Habe ich etwa schon wieder etwas Falsch gemacht?* „Ich habe gerade daran Gedacht, wo ich jetzt gerne sein würde“, murmelte dieser nun. „Und?“, raunzte Soubi. Seine Stimme klang unbeabsichtigt um einiges Rauer als normal. Er hatte sich wieder etwas näher zu seinem Liebling gestellt und betrachtete nun die Haare des angebeteten. Ritsuka hatte den Kopf gesengt. Er starrte seine Schuhe an. *Was sage ich jetzt?*, schoss es ihm durch den Kopf. Lange würde es wohl nicht mehr dauern, bis er in Panik geriet. „In mein Zimmer. Es ist kalt“, nuschelte der Junge. „Wenn das dein Wunsch ist…“, lächelte Soubi wieder. Sein kleiner war wirklich kein besonders überzeugender Lügner, was im anbetracht der Situation gar nicht so schlecht war. *Vielleicht kommt er dann noch einmal mit zu mir? Hier will er ja definitiv nicht sein* Ritsuka kramte in seiner Jackentasche nach dem Schlüssel. „Mutter soll nicht mitbekommen, dass ich nicht alleine bin“, meinte er bestimmt. „Soll ich an deinem Fenster warten?“, fragte der Mann leise. Unter umständen konnte es für den Jungen gefährlich werden, wenn seine Mutter wieder *schlechte Laune* hatte. „Nein. Du gehst jetzt in deine Wohnung“, bestimmte der Ohrenträger und sah Soubi in die Augen. Er meinte es dieses Mal wirklich ernst und das verwirrte den Mann ein wenig. „Warum?“ „Weil ich dich nicht gebeten habe zu kommen. Ich bin dir dankbar, dass du mich abgeholt und hier her gebracht hast, aber das bedeutet noch immer nicht, dass ich jetzt mit dir zusammen sein möchte“, erklärte Ritsuka. „Wie du meinst“, knurrte der Mann . Er war enttäuscht. Er hatte darauf gehofft, seinen Jungen heute etwas näher zu kommen. „Ich ruf dich nachher an. Das ist ein Versprechen“, lächelte der Junge leicht. Er hoffte, dass Soubi nun nicht als zu enttäuscht währe. „Gut. Bis dann…“, erwiderte der Mann und ging. Zwar war ihm jetzt nicht besser zumute, aber er wusste, dass Ritzuka sich bei ihm Melden würde. Dieser schaute dem Mann nach, wie er die Straße entlang ging und schließlich um die Ecke bog. Erst dann ging auch der Junge in das Haus, dass er mit seiner Mutter bewohnte. „Ritsuka?“, fragte diese als er im Flur stand. *Also ist sie doch zu Hause*, dachte er resigniert. „Ach, du bist da? Hast du Hunger?“, fragte sie und lächelte. „Ja“ „Das ist gut. Ich habe Essen gemacht“, lächelte sie weiter. Heute schien es ihr wohl besser zu gehen. Schweigend aßen die beiden. Ritsuka beendete das Essen so schnell es ging. Seine Mutter schien das nicht zu stören. „Ich muss noch Hausaufgaben machen“, erklärte er schließlich und verschwand in sein Zimmer. Doch um Soubi anzurufen war es noch viel zu früh. Außerdem war er noch immer sehr aufgewühlt von den Ereignissen der letzten paar Tage. Auch der recht lange Spaziergang, der alles in allem etwa sechs Stunden gedauert hatte, konnte ihm keine Erleuchtung bringen. Der Junge ließ sich auf sein Bett fallen. Seine Gedanken schweiften wieder zu dem Moment, als Soubi ihm verkündet hatte, dass nun die Zeit sei, die Ohren zu verlieren. Genau so hatte dieser sich ausgedrückt. Jetzt gingen die Worte Ritsuka nicht mehr aus dem Kopf. Ständig dachte er nur daran. Soubi schien das ganze nichts auszumachen. Er hatte ja auch leicht reden. Mit einem Übermaß an Erfahrung und die Selbstsicherheit, konnte es ja nichts geben, was den Mann nervös werden lies. Ganz im Gegensatz zu dem Ohrenträger… Doch das lange Gegrübel nutzte nun auch recht wenig. Es machte ihn nur noch unruhiger und das war schließlich gar nicht gut zum entspannen, wie er es sich eigentlich vorgenommen hatte. *Warum? Warum denke ich ständig daran? Soubi hat doch gesagt, dass er mich nicht drängen wird. Aber warum mache ich mir dann nur diese vielen Gedanken darüber?* Nach einer Weile hielt es Ritsuka nicht mehr aus, auf dem Bett zu liegen und nichts zu tun. Er beschloss sein Zimmer endlich wieder einmal aufzuräumen. Dass dies jedoch auch nicht wirklich lange dauerte musste er schon nach einer halben Stunde feststellen, als alles sauber war. Letztendlich war er wieder unbeschäftigt. Als der Junge nun auf seine Uhr schaute stellte er fest, dass es 16.27 Uhr war. Der Tag war in einer Geschwindigkeit vergangen, die ihn sehr erschreckte. Gerade jetzt, wo er sich so vieles klar werden musste hatte der Tag scheinbar viel zu wenig Stunden. Leicht genervt von all den verwirrenden Gedanken und mit dem Gefühl vollkommen verlassen zu sein griff er schließlich nach dem Handy, dass Soubi ihm geschenkt hatte. „Soubi“, sagte er nur, als es auf der anderen Seite abgehoben wurde. „Ritsuka“, erwiderte Soubi. Der Angesprochene musste lächeln. „Wie geht es dir?“, fragte der Mann gleich weiter. Er wusste, dass der kleine noch immer verwirrt war und er konnte es auch ein wenig verstehen. „Ganz gut. Ich… ich habe nachgedacht“, sagte Ritsuka leicht zögernd. Auf der anderen Seite der Leitung blieb es stumm. „Komm bitte her, ja?“, redete der Junge weiter. „Ja. Ich komme gleich“, erwiderte Soubi und der Ohrenträger konnte ein Lächeln aus seiner Stimme heraus hören. Mit einem leisen klicken wurde die Leitung unterbrochen. Zwar war Ritsuka noch immer nicht auf eine zufrieden stellende Antwort auf die dringendsten Fragen gekommen, doch hatte er beschlossen, es einfach mal zu versuchen. Ohne groß darüber nach zu grübeln würde er einfach mal handeln. Das hatte er zumindest beschlossen. Ob er es durchsetzten würde, wenn Soubi vor ihm stand war fraglich. Schon jetzt klopfte sein Herz viel zu laut, dabei war der Mann ja noch gar nicht da. *Beruhig dich mal! Ich muss ja heute nichts überstürzen! Nur mal die Vorsicht beiseite schieben und nicht denken sondern handeln… Das schaffe ich schon* Um sich die kurze Zeit zu vertreiben bis Soubi kommen würde setzte sich Ritsuka an den Computer. Schnell überprüfte er seine Mails und dann saß er dort und starrte den Bildschirm an. Wieder versank er fast in Überlegungen als es am Fenster klopfte. Schnell schoss der Junge aus dem Stuhl um dem Mann das Fenster zu öffnen. Dieser stand jedoch nur dort und lächelte leicht. „Komm schon rein“, sagte Ritsuka leicht unwillig. Wieder schluck ihm sein Herz bis zum Hals. Dabei stand der Auslöser dieser Reaktion einfach nur da. Soubi betrat das Zimmer seines kleinen und schloss hinter sich das Fenster. Er schaute sich aufmerksam in dem Raum um. Seit gestern war aufgeräumt worden. „Deine Mutter?“, fragte der Mann. Aus dem Flur konnte er ihre Stimme hören, wie sie leise ein Lied sang. „Sie scheint heute bessere Laune zu haben. Vorhin haben wir zusammen gegessen“, erklärte Ritsuka und schaute zur Tür, die er vorhin hinter sich abgeschlossen hatte. Seine Mutter war schon ewig nicht mehr in seinem Zimmer gewesen. „Das ist gut“, erwiderte Soubi leise. Er freute sich für seinen kleinen. Denn die Frau konnte gefährlich werden. Schon oft war Ritsuka mit schrammen und kleinen Verletzungen in die Schule gegangen. Allerdings wundert sich keiner deswegen. Selbst der Mann hatte es lange Zeit nicht gewusst. Nun jedoch war wieder alles still und beide sahen sich an. Soubi mit einem leichten Lächeln und Ritsuka mit leichtem Unbehagen. *Nicht darüber nachdenken!*, ermahnte er sich selbst. „Warum so verkrampft?“, fragte der Mann nun. Sein Junge stand da, als ob er einen Stock verschluckt hätte und machte sogar noch ein angespanntes Gesicht dazu. Sofort entspannte sich der Angesprochene ein wenig. „Ich… ich habe nachgedacht. Über die letzten beiden Tage…“, platzte er heraus. Soubi sah ihn nur fragend an. Er wollte den Jungen auf keinen Fall drängen. „Na ja… Heute Morgen habe ich so seltsam reagiert… Ich weiß selbst nicht warum. Aber ich weiß noch warum ich gestern wollte, dass du bei mir bleibst. Ich möchte dir die Wahrheit sagen. Ich vertraue dir, aber du verwirrst mich. Alles verwirrt mich und auf meine Fragen habe ich noch keine Antworten bekommen. Du hast gesagt ich frage zu viel. Ich sollte einfach mal Handeln. Ich werde es versuchen, ja?“, erklärte Ritsuka nun mit fast schon ausdrucksloser Stimme. „Ich wollte dass du kommst, weil ich mich alleine fühle. Weil ich in deiner nähe sein möchte", gestand er. Nun waren beide erstaunt. Der Junge darüber, dass er wirklich nicht nachgedacht hatte, bevor er es sagte und Soubi weil ihn die Ernsthaftigkeit dieser Worte bewusst wurde. Bisher hatte der Ohrenträger über seine Gefühle geschwiegen. Es ging niemanden etwas an, was er fühlte. Nun aber ging es auch dem Mann etwas an, da sich alles um ihn drehte. „Ich liebe dich“, ertönten wieder diese Worte, die Ritsuka mittlerweile mehr als vertraut waren. Ausgesprochen von dem Mann, dem der Junge wirklich etwas zu bedeuten schien. Dieser lächelte und ging auf den Ohrenträger zu. Kurz vor ihm blieb er stehen und sah ihm in die Augen. Langsam beugte er sich runter zu den Lippen seines Lieblings um diesen sanft zu küssen. Doch auch dieses Mal konnte Ritsuka nicht handeln. Er war erstarrt unter den Lippen des Mannes und ließ es einfach geschehen. Auch als Soubi sachte die Arme um seine Taille legte reagierte er nicht. Kapitel 6: Unter Druck ---------------------- So blieben beide stehen, auch nachdem sich ihre Lippen voneinander gelöst hatten. Der Junge hatte nun den Kopf leicht gesengt. Noch immer war er von dem Kuss wie versteinert. Ja, es stimmte schon, dass es nicht sein aller erster Kuss war, aber der erste, der sich so angefühlt hatte. Denn als der Ohrenträger beschloss alle Vorsicht für die Heutige Nacht außer acht zu lassen, hatte er auch seine Angst verloren und da er noch nie ohne Angst geküsst wurde, war es sehr neu für ihn. Schließlich lehnte sich Ritsuka gegen Soubi und schloss die Augen. Er genoss die nähe zu dem Mann und hatte auch keine Lust, etwas gegen seine Lage zu unternehmen. Der Ältere lächelte. Er war sichtlich darüber erfreut, dass sein kleiner ihm nun so nah sein wollte. Als der Blonde nun spürte, wie sich zwei Hände auf seine Hüfte legten war er leicht erstaunt. So etwas hatte der Junge noch nie getan. Nun schmiegte er sich auch an den Mann. Als Ritsuka aufschaute sah er direkt in seine Augen. Lange verharrten beide so und verloren sich in den Augen des anderen. Der Junge war der erste, der den Blick löste und leicht rot wurde. *Ich habe nicht nur alle bedenken über Bord geworfen scheint mir… Mein Verstand scheint ebenso verschwunden zu sein*, schimpfte er sich in Gedanken. Dabei genoss er es sehr, endlich nicht mehr so Ängstlich zu sein. Es war fast so, als ob er jemand anderes währe… *Nein! So… so darf ich nicht denken!* Kurz verkrampfte sich Ritsuka in Soubis Armen. Diese Gedanken brachten nichts und waren vor allem nicht sonderlich gut, um die ruhe zu bewahren. Dass der Junge dieses jedoch tun sollte war ihm schon von vornherein klar gewesen. *Keine Panik, keine Angst und vor allem nicht als zu lange darüber nachdenken*, rief er sich nun wieder ins Gedächtnis. Doch er hatte bereits begonnen zu zittern und würde so bald damit auch nicht aufhören. Währendessen fragte sich der Mann, was mit seinem Liebling los war. Gerade eben hatte er sich noch wunderbar nah an ihn gedrängt und gleich danach schien er sich dessen nicht mehr sicher zu sein. *Was ist nur los mit ihm?* Aber, wie er es schon vorher immer gemacht hatte: Er würde ihn nicht drängen oder überreden. Denn es würde gar nichts bringen und außerdem wollte Soubi seine Liebe und nicht Angst und Panik. „Ich… Es tut mir Leid…“, murmelte schließlich der sehr niedergeschlagene Ritsuka leise an die Brust des Mannes. Starke Zweifel und Angst hatten seinen Entschluss zum Wanken und schließlich sogar zum Einsturz gebracht. Von seiner alles-über-Bord-schmeiß Methode war nichts mehr übrig geblieben. Zitternd stand er nun da und versuchte krampfhaft nicht zu schluchzen. Er fühlte sich mies. „Es tut mir leid“, wiederholte er nun. „Ich kann das nicht. Ich habe gedacht, ich kann es mal so versuchen. Einfach zu reagieren ohne groß zu denken, ohne zu zweifeln. Aber es funktioniert nicht“ Soubi, der still zugehört hatte ließ den Jungen jetzt los und schob ihn ein wenig weg von sich, um ihn richtig ansehen zu können. Tränen liefen Ritsuka über die Wangen. Er hatte den Kopf gesenkt, damit der Mann davon nichts mitbekam, doch er merkte es trotzdem. „Es brauch dir nichts Leid tun. Ich bin froh, wenn du ehrlich bist. Ich sagte doch schon, dass ich dich nicht zwingen werde und es auch gar nicht will. Du solltest das auch nicht machen. Ich bin mir nicht sicher, was du von mir denkst, aber wegen mir musst du dich nicht unter druck setzten. Ich liebe dich. Dir die Ohren zu nehmen währe eine weitere Liebesbekundung. Darauf zu warten aber auch. Wir beiden haben Zeit, vielleicht alle Zeit der Welt. Erzwinge nichts“, erklärte Soubi. So sehr er sich wünschte, dass der Junge sich ihm hingeben würde, so sehr war er sich auch bewusst, dass es für Ritsuka wohl unglaublich schwierig werden würde. So sehr er auch vertraute, aber es gehörte mehr als Freundschaft dazu, wenn man so etwas mit einem anderen Menschen macht. „Ich… Du… du bist so lieb zu mir…“, schluchzte der Junge nun leise. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Zwar hatte ihm der Mann schon gestern versichert, nichts zu machen, was er nicht wollte, doch dieses Mal war es anders. Er selbst hatte sich so unter druck gesetzt, dass er sich nicht sicher war, was nun kommen würde und wie er nun reagieren sollte. Der Junge schluchzte nur leise vor sich hin. Dabei bemerkte er nicht, dass Soubi wieder näher trat und sanft seine Arme um ihn legte. Erst als er den Körber des Mannes spürte wusste er, dass er direkt vor ihm stand. Doch statt zusammen zu zucken und sich aus den Armen des Mannes zu befreien, drängte er sich erneut gegen den Älteren. Dieser flüsterte ihm gerade leise Worte ins Ohr, die er gar nicht verstand. Aber es beruhigte ihn, die ruhige Stimme von Soubi zu hören. Dass er auch in dem Moment bei ihm war, in dem es ihm so schlecht ging, tröstete ihn sehr. Als langsam das Schluchzen verebbte und der Junge ruhiger Atmete, bewegte sich keiner von beiden. Zwar standen sie genau wie vorhin da, doch die Situation war eine vollkommen andere. Nun ging es nicht darum, dass sie sich nahe waren, weil sie Körperlich nacheinander verlangt hätten. Es ging darum, dass es Ritsuka nicht gut ging und er die zärtliche Nähe des Mannes brauchte um sich zu beruhigen. Angst hatte der Junge keine mehr. Jetzt war er einfach nur noch müde. Am liebsten hätte er sich in sein Bett gelegt und geschlafen, doch das ging ja nicht, da Soubi da war. „Du bist müde“, stellte dieser fest. Sein lächeln war einem besorgten Ausdruck gewichen. Der Ohrenträger nickte nur. Er war vollkommen erschöpft, von dem vielen Nachdenken und dem langen *Spaziergang*. „Du gehst jetzt in dein Bett. Wenn du möchtest bleibe ich hier bis du eingeschlafen bist und dann gehe ich. Morgen ist zwar Sonntag aber auch ich muss ab und an mal Hausaufgaben machen“, lächelte der Mann nun wieder leicht. Ein weiteres Mal erntete er nur ein Nicken von Ritsuka, der sich ins Badezimmer begab um sich seinen Schlafanzug anzuziehen. Als er wieder in sein Zimmer trat stand Soubi noch genau an der gleichen Stelle, wie er ihn zurück gelassen hatte. Doch eigentlich war der Junge zu müde um lange darüber nach zu denken und legte sich in sein Bett. Der Mann setzte sich auf die Kante und lächelte leicht. Er schaltete das Licht aus, damit sein Liebling ungestört schlafen konnte und tatsächlich dauerte es gar nicht lange, bis der Junge nach einem gemurmelten „Gute Nacht Soubi“ einschlief. Doch der Mann ging nicht gleich danach, sondern blieb noch eine ganze Weile nachdenklich an dem Bett von Ritsuka sitzen und lauschte den regelmäßigen Atemzügen des Ohrenträgers. Doch es wurde langsam spät und so beschloss der Mann nach Hause zu gehen. Mit einem Kuss auf die Stirn des Jungen verabschiedete er sich leise. „Ich liebe dich“, flüsterte Soubi bevor er zum Fenster raus ging. Kapitel 7: Ein fast normaler Sonntag ------------------------------------ Der Sonntagmorgen begann mit Regen und sollte so auch aufhören. Ritsuka stand erst sehr spät auf. Die Uhr an der Wand zeigte 10.47 Uhr an. Müde und noch leicht vom Schlaf benebelt ging er in das Badezimmer um sich zu Duschen. Erst danach wagte er einen Blick in den Spiegel. Seit gestern hatte er sich nicht verändert. Nur seine Augen wirkten nun trauriger. Leise ging der Junge zurück in sein Zimmer und zog sich dort an. Seine heutigen Kleider waren allesamt schwarz. Sie waren seiner Laune angepasst und auch der Himmel schien sich der trüben Stimmung bewusst zu sein. Ritsuka ließ das Frühstück ausfallen, als er bemerkte dass seine Mutter mal wieder nicht zu Hause war. Denn nur wegen ihr Frühstückte er, doch nun brauchte er es ja nicht zu tun. Er machte seine Hausaufgaben, die er seit Freitag vor sich hin geschoben hatte und erinnerte sich an Soubis Worte, dass auch dieser noch Hausaufgaben zu erledigen hatte. Der Ohrenträger ließ sich dabei Zeit. Immer wieder schweiften seine Gedanken ab und er konnte sich nicht richtig Konzentrieren. Die Zeit zog sich wie Gummi und so verbrachte er mehrere Stunden mit dem versuch, seine Aufgaben zu machen. Drei Stunden später hatte er alles erledigt und wusste nun nicht genau was er tun sollte. Seine Mutter war noch immer nicht zu Hause und da ihm doch jetzt langsam der Hunger plagte machte er sich schnell in der Küche ein paar belegte Brote, die der Junge mit in sein Zimmer nahm und sich vor den Computer setzte. Lange Zeit wusste er nun nicht, was er machen sollte und starrte einfach nur den Bildschirm an. Sogar das Hintergrundbild ließ ihn an Soubi denken, was nicht weiter verwunderlich war, denn dabei handelte es sich um einen blauen Schmetterling. Wieder gingen ihm die Ereignisse der letzten Tage durch den Kopf. Am Donnerstag hatte ihm der Mann gesagt, dass es Zeit währe die Ohren zu verlieren. Vorgestern hatte er schon den ersten versuch gestartet, der fast in einer Panikattacke endete und an Gestern wollte Ritsuka eigentlich gar nicht erst denken. *Ein toller start…*, dachte er sarkastisch. Schließlich hatte er es satt, den Schmetterling an zu starren und suchte nach einem neuen Hintergrund, denn er auch sehr schnell fand. Es war das Bild von dem seltsamen Tier, dass Soubi einmal für ihn Fotografiert hatte. Das war vor fast drei Jahren gewesen, als Ritsuka noch an den Worten des Mannes gezweifelt und Beweise verlangt hatte. Langsam ging er alle Bilder auf seinem Computer durch. Angefangen bei den Bildern, die er gemacht hatte, als er Soubi das erste Mal begegnet war, bis hin zu den Bildern, die er erst letzte Woche von Yuiko und Yayoi gemacht hatte. Das beanspruchte eine ganze Weile, da es sehr viele waren. Noch immer ging der Junge auf Nummer sicher und schoss Fotos, wann immer ihm danach war. Das da meistens seine drei Freunde drauf waren war nur zu verständlich. Aber auch einige Teile der Stadt hatte er Fotografiert. Am meisten wohl den Park in dem er oft Spazieren ging, wenn ihm die Wohnung zu klein wurde, oder seine Mutter ihn wieder einmal raus geworfen hatte. Mit einem Blick auf die Uhr wurde Ritsuka bewusst, dass es nun schon 16.34 Uhr war und noch immer hatte er nichts von seiner Mutter gehört. Doch darum machte er sich keine Sorgen. Sie blieb immer recht lange weg. Manchmal schien es so, als ob auch sie die Spannung in der Wohnung nicht vertragen würde. Als Plötzlich das Handy des Jungen klingelte musste er dieses zuerst einmal suchen. Es befand sich noch immer in der Hosentasche seiner Gestrigen Hose und so mit lag es in der Ecke von seinem Zimmer. Es war eine SMS von Soubi. „Wie geht es dir?“ Eine berechtigte Frage, nach dem vergangenen Abend. Ritsuka musste schmunzeln. Seit neuestem schien der Mann sehr besorgt zu sein. *Aber hat er nicht schon immer sehr darauf geachtet wie es mir geht?* Mit einem leichten Zögern schreib der Junge nun: „Ganz gut“ Kurz und knapp war seine Antwort. Er wusste nicht, was er noch schreiben sollte. Eigentlich hatte er gar keine Lust sich jetzt mit Soubi zu befassen, obwohl er es den gesamten Tag gemacht hatte. Als das Handy wieder Klingelte hob Ritsuka ab, denn dieses Mal war es keine SMS. „Es ist schön, dass es dir gut geht“, sagte Soubi. „Was hast du erwartet?“, fragte der Junge. „Wie war dein Tag? Soll ich kommen?“, überging der Mann einfach die Frage. „Es ging. Nein, ich möchte nicht, dass du heute kommst. Morgen ist wieder Schule“, erwiderte der Ohrenträger. „Soll ich dich morgen von der Schule abholen?“ „Wenn du Zeit hast“, antwortete Ritsuka. „Gut. Dann sehen wir uns morgen“, sagte Soubi mit einem lächeln in der Stimme. „Bis morgen“, meinte der Junge. „Ich liebe dich“, erwiderte der Mann und legte auf. Morgen würde wohl wieder einer dieser Tage kommen, die schell und gleichzeitig langsam vergehen. Denn einerseits freute sich Ritsuka schon jetzt darauf, den Mann morgen wieder zu sehen, doch andererseits war er sich wieder unsicher und außerdem bestand die Gefahr, dass Yuiko erfuhr, um wen es den Ohrenträger bei ihrem Gespräch gegangen war. Aber Soubi hatte ihn schon so oft von der Schule abgeholt, dass es wohl gar nicht auffallen würde. Plötzlich hörte Ritsuka wie die Haustür auf ging. Kurz darauf vernahm er die Stimme seiner Mutter, die ihn rief. In der Küche räumte sie gerade Einkäufe ein, doch als sie ihn hörte drehte sie sich herum und fragte ihn lächelnd, ob er Hunger hätte, da sie etwas zu essen mitgebracht hatte. Ritsuka dem in genau diesem Moment der Magen knurrte, sagte zu und gemeinsam Assen sie zu Abend. Danach verschwand der Junge ohne weiteren Kommentar in seinem Zimmer. Auch heute schien es seiner Mutter gut zu gehen und er hoffte, dass dies auch eine ganze Weile so bleiben würde. Mittlerweile war es schon fast sechs Uhr. Noch sehr früh eigentlich, doch da Ritsuka nicht wusste, was er machen sollte, ging er zu dem Regal in seinem Zimmer und zog ein Buch daraus hervor. Soubi hatte es ihm zu seinem letzten Geburtstag geschenkt. Er zwar es schon ein paar mal von ihm gelesen worden, aber in seiner Langweile und bei dem versuch nicht an den Mann zu denken, war ihm alles recht, was ihn auch nur für eine kleine Weile ablenkte. Lesend saß er auf seinem Bett und bemerkte nicht, wie die Zeit verflog. Fast drei Stunden später wurde Ritsuka langsam Müde und so beschloss er ins Bett zu gehen. Nachdem er sich im Badezimmer seinen Schalfanzug übergestreift hatte ging er zurück in sein Zimmer, wo ihn eine SMS auf seinem Handy erwartete. „Gute Nacht mein kleiner. Ich liebe dich“ Darauf wusste der Junge nicht, was er zurüch schreiben sollte und entscheid sich für ein einfaches „Gute Nacht“. Danach kroch er in sein Bett, schaltete das Licht aus und starrte lange an die Decke. Doch das viele Grübeln hatte ihn müde gemacht und so schlief er langsam ein. Kapitel 8: Ein Traum und seine Folgen ------------------------------------- Als der Wecker klingelte schreckte Ritsuka aus dem Schlaf. Erschrocken schaute er sich in seinem Zimmer um. Soeben war er aus einem Alptraum erwacht, in dem ihm Soubi erklärt hatte, dass er ihn für seine Schwächte Hassen würde. Schnell schaltete der Junge den Wecker aus, schnappte sich sein Handy und suchte nach der SMS von gestern Abend. Beruhigt stelle er fest, dass es wohl wirklich nur ein Traum gewesen war. Leise ging er ins Badezimmer. Nachdem er geduscht und sich angezogen hatte, ging er in die Küche. Dort war, entgegen Ritsukas Vermutung, niemand und auch in der restlichen Wohnung war seine Mutter nicht zu finden. *Also ist sie schon wieder weg* Das war sie in letzter Zeit wohl öfter. Als der Junge sich in der Küche umschaute entdeckte er einen Zettel auf der Ablage. „Ich musste leider schon los. Tut mir leid, dass ich nicht mit dir Frühstücken kann. Ich bin heute Nachmittag wieder zurück.“ Ritsuka wusste nicht, ob er nun beruhigt oder ehr besorgt sein sollte, da ihm seine Mutter noch nie einen Zettel geschrieben hatte. *Vielleicht ist dieser Zustand ja von Dauer?*, hoffte er. Doch nach einem Blick auf die Uhr vergaß er diesen Gedanken gleich wieder, denn er hatte nicht mehr viel Zeit und wenn er sich jetzt nicht beeilte würde er zu spät zur Schule kommen. Schnell holte er seine Schulsachen aus seinem Zimmer, schnappte sich eine Jacke und zog die Tür hinter sich zu. Zuerst lief er in einem schnellen Tempo, aber als er in die Sichtweite der Schule gelangte wurden seine Schritte langsamer. Am Tor, das das Schulgelände abgrenzte standen Yuiko und Yayoi und warteten schon. „Guten Morgen“, begrüßte ihn das Mädchen fröhlich. Von dem anderen Jungen wurde er nicht begrüßt, was ihn nicht wirklich störte. Yayoi war manchmal noch immer eifersüchtig und beobachtete jeden von Ritsukas Bewegungen. Als dieser jedoch nur ein leisen „Morgen…“ murmelte bildete sich ein lächeln auf dem Gesicht des anderen. Der Ohrenträger war noch immer Müde, außerdem war er ein wenig von Yuikos Fröhlichkeit genervt, da sie angefangen hatte ihm von irgendwelchen unwichtigen Sachen zu erzählen. „Lasst uns rein gehen, sonnst kommen wir noch zu spät“, sagte dann Yayoi, der Ritsukas missliche Lage bemerkt hatte. Langsam machen sich die drei auf den weg in ihr Klassenzimmer. Es waren schon alle Schüler da. Sie unterhielten sich leise und schauen zu den Freunden rüber, die nun zu ihren Plätzen gingen. Kaum, dass sie saßen klingelte die Schulglocke und verkündete den beginn des Unterrichts. Im selben Moment betrat auch schon ihre Lehrerin den Raum und begrüßte ihre Klasse. Die ersten paar Stunden brachte Ritsuka ohne irgendwelche Zwischenfälle hinter sich. Doch je später es wurde, desto mehr schweiften seine Gedanken ab. Ihm fiel es immer schwerer sich zu Konzentrieren. Er dachte an Soubi, der ihn nach der Schule unten am Tor erwarten würde. Auch dachte er an die letzten Tage und an das, was noch kommen könnte. Dabei bemerkte der Junge nicht, dass ihn seine Lehrerin angesprochen hatte. Abrupt schreckte er auf als die Junge Lehrerin direkt vor ihm auf den Tisch schlug. Erschrocken starrte er sie an. *Auweia, dass gibt ärger*, schoss ihm durch den Kopf. Und tatsächlich wurde er dazu aufgefordert nach dem Unterricht länger da zu bleiben. Ritsukas Laune verschlechterte sich bei dem Gedanken, dass Soubi nun auf ihn warten musste. Es dauerte noch zwei Stunden, bis der Unterricht beendet war und die Glocke das ende des Schultages einläutete. Während seine Mitschüler langsam gingen rief er Yuiko zu sich. „Soubi wartet unten am Tor auf mich. Kannst du ihm bitte sagen, dass ich länger bleiben muss“, bat er sie um einen Gefallen. Sie blickte in treuherzig an, nickte und ging aus dem Klassenzimmer. Dieses war nun lehr. Nur noch Ritsuka und seine Lehrerin waren noch da. Als die Türe geschlossen wurde begann die Frau auch schon mit ihrer Strafpredigt. Es dauerte fast zwanzig Minuten, bis der Junge endlich gehen durfte. Mit leiser Stimme und laschen Argumenten hatte er sich entschuldigt und gleichzeitig verteidigt. Noch nun konnte er endlich zu Soubi, der sich lässig an die Mauer neben dem Tor lehnte und eine Zigarette rauchte. Zu Ritsukas Verdruss hatte der Mann noch immer nicht mit dem Rauen aufgehört, obwohl er ihn oft genug dazu aufgefordert hatte. Doch jetzt war er einfach nur froh den Mann zu sehen. Lächelnd ging er auf ihn zu und blieb dicht vor ihm stehen. „Hey kleiner“, wurde Ritsuka grinsend begrüßt. „Soubi“, sagte dieser nur unwillig. Der Angesprochene wusste ganz genau, dass der Junge es nicht mochte so genant zu werden. „Wo sind Yuiko und Yayoi?“, fragte er weiter. „Gegangen. Sie meinten, sie hätten noch etwas Dringendes zu erledigen“, erklärte Soubi immer noch lächelnd. „Hm…“, machte der Junge nur. „Was machen wir jetzt?“, erkundigte der Blonde und sah seinen Liebling fragend an. „Spazieren. Ich möchte noch nicht nach Hause, obwohl meine Mutter wieder da sein müsste“ Nach diesen Worten liefen beide Richtung Park. Keiner von beiden sagte auf den Weg dort hin etwas. Erst, als sie den gewünschten Ort erreicht hatten und sich auf eine Bank setzten begannen die beiden sich zu unterhalten. „Wie war die Schule? Du musstest doch länger bleiben. Warum?“, fing Soubi das Gespräch an. „Hab nicht aufgepasst. Aber das ist egal. Ich musste mir nur eine Predigt von meiner Lehrerin anhören“, erwiderte Ritsuka. „Hast du etwa von mir geträumt? Tagträume sind ja schön und gut, welche von mir sogar noch besser, aber doch nicht in der Schule“, zog der Mann den Jungen nun auf. Dieser wurde auch sofort rot und murmelte etwas, dass Soubi nicht verstand. „Du sagst immer, du Liebst mich. Warum?“, wollte der Ohrenträger wissen, weil er sich wieder an den Traum vom morgen erinnert hatte. „Weil ich es gerne sage. Du sollst wissen was ich für dich empfinde“, erwiderte der Mann nun ernst. *Warum stellt er mir so eine Frage?*, wollte er von sich selbst wissen. „Nein, dass meinte ich nicht! Ich wollte wissen, warum du mich Liebst“, beharrte Ritsuka. Soubi seufzte nur. Wie sollte er dem kleinen nur klar machen, dass man Liebe unmöglich erklären konnte? Kapitel 9: Ein Kuss! Ein Kuss! ------------------------------ Als Ritsuka nach einer Weile noch immer keine Antwort von Soubi erhalten hatte, wurde er leicht ungeduldig. „Soubi“, sagte der Junge deshalb erbost. Das plötzliche Lächeln des Mannes verwirrte ihn leicht. Doch dann meinte er: „Liebe ist unrational“ „Aber das beantwortet meine Frage nicht“, erwiderte der leicht wütend wirkende Ohrenträger. „Ich weiß“, grinste Soubi nun und zog Ritsuka auf seinen Schoß. Dieser starrte ihn überrumpelt und erstaunt an und versuchte noch nicht einmal vor dem Mann zurück zu weichen. Soubi beugte sich vor und Küsste den kleineren einfach. Ritsuka wehrte sich nicht dagegen. Er blieb eine kurze Zeit so und nach einem kurzen zögern begann er dann, seine Lippen gegen die des Mannes zu bewegen. Soubi hielt kurz verwundert inne, genoss aber den vorsichtigen Kuss des Jungen. Als beiden dann schließlich die Luft ausging lösten sie sich von einander. Nach Luft schnappend lehnte sich Ritsuka gegen den Mann. Er lächelte. Gerade war das der erste Kuss, den er erwidert hatte und das ganz ohne Angst. Als er Soubi leise seufzen hörte sah der Junge auf und blickte direkt in die Augen des älteren. Zärtlichkeit und Liebe spiegelten sich darin. Ein leichtes Lächeln hatte sich über die Züge des Mannes gelegt. „Ich liebe dich mein kleiner“, hauchte er glücklich. Sein kleiner hatte ihn gerade eben geküsst. Irgendwie konnte Soubi das noch gar nicht ganz realisieren. Der schüchterne, stille, zurückhaltende Ritsuka hatte endlich auf ihn reagiert und nun saß dieser auf seinem Schoß und lehnte sich an ihn. *Kann es etwas Schöneres geben?*, fragte sich der Mann. Doch plötzlich fiel ein dicker Regentropfen auf die beiden und als diesem noch viele andere folgten, beschloss Soubi seinen Liebling ins Trockene zu bringen. „Gehen wir?“, grinste der Mann, als er Ritsuka auf die Beine stellte und sich dann ebenfalls erhob. Der Junge schaute sich um. Tatsächlich regnete es jetzt aus strömen und es schien wirklich besser, nun nach drinnen zu gehen. Aber wohin? „Zu mir oder zu dir?“ „Weiß nicht…“, grummelte der Ohrenträger nun wieder. „Gut, dann zu mir. Das ist näher und außerdem warst du schon lange nicht mehr bei mir“, entschied Soubi. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg und waren schon nach kurzer Zeit vollkommen durchweicht. Der Ältere schielte immer mal wieder zu Ritsuka rüber, der, in seinem nassen zustand, wie eine nasse Katze wirkte. Auch schien sich der kleine überhaupt nicht wohl zu fühlen. Diesem fielen die Blicke von Soubi auf und er fragte sich unwillkürlich, warum der Mann ihn den dauernd beobachtete. Dabei stelle er jedoch fest, dass der ältere genau so nass war, wie er selbst. Das lange blonde Haar viel ihm immer wieder nass und strähnig ins Gesicht, wo es ungeduldig hinter das Ohr geschoben wurde. So liefen die beiden nassen Gestalten die Straßen entlang. Vorbei an ebenfalls sehr nassen Menschen und Leuten mit Regenschirmen. Doch schließlich erreichten sie Soubis Wohnung und brachten sich sofort ins Trockene. Als die beiden die Wohnung betraten blieb Ritsuka an der Tür stehen, während der Mann weiter in das Wohnzimmer ging. „Komm rein“, forderte der Blonde seinen kleinen auf. „Ich mach doch alles nass“, erwiderte dieser nur. „Ach was! Es ist doch schon nass. Komm jetzt endlich und mach die Tür hinter dir zu“, ertönte es aus einem der hinteren Zimmern. Ritsuka tat, was ihm gesagt wurde und stand triefend in dem kleinen Flur, wo er unbehaglich den mittlerweile ebenfalls nassen Boden betrachtete. Doch da kam Soubi auch schon in den Flur. Er hatte ein paar trockene Kleider dabei. „Du gehst jetzt heiß Duschen und ich mache uns Tee. Was hältst du davon?“, lächelte er schon wieder. Er erntete nur ein Nicken, überreichte Ritsuka die Kleidungsstücke und verschwand in die Küche. ***** Es dauerte fast zwanzig Minuten, bis der Junge in die Küche kam. Als Soubi ihn bemerkte, musste er grinsen. Der Kleine sah aber auch zu süß aus in den viel zu großen Kleidern, die er ihm geliehen hatte. „Das ist mir alles zu groß“, murrte Ritsuka leise. In Soubis Sachen kam sich der Junge noch kleiner vor und als er den Mann auch noch grinsen sah, wurde er wieder sauer. Warum musste er sich auch immer lächerlich machen? War das machte er sich gar nicht. Nicht aus Soubis sicht, der den Ohrenträger einfach nur niedlich fand und ihn am liebsten Umarmt hätte. Doch seine Erfahrung hatte gezeigt, dass Ritsuka sich das wohl nicht einfach so gefallen lassen würde. „Setzt dich erst mal“, meinte er deswegen. Als nun der Angesprochene zu einem der Stühle schlurfte, die Hose dabei hoch gezogen, damit er nicht darüber stolperte, musste Soubi schnell weg schauen, um nicht in lautes Gelächter auszubrechen. Dies hätte wahrscheinlich zur folge gehabt, das der Junge wutentbrannt gleich wieder zur Tür raus gerannt wäre. Doch schließlich saß der kleinere und der Mann stellte ihm eine Tasse Tee hin. Mit einem kleinen Grinsen, das er nicht verbergen konnte, setzte er sich nun Ritsuka gegenüber. Erst dann bemerkte der Ohrenträger, dass auch Soubi in trockenen Klamotten steckte. Bloß die blonden Haare waren noch ein wenig feucht. Während dieser Musterung rührte der Beobachtete in seiner Tasse und tat so, als ob er die Blicke des Jungen nicht bemerken würde. „Wie war eigentlich dein Schultag, abgesehen von deinen Tagträumen von mir und deiner Strafpredigt?“, fragte Soubi schließlich grinsend. Er mochte es sehr Ritsuka ein wenig auf zu ziehen. Der Junge, dem das alles noch ein wenig Peinlich war grummelte nur: „So wie immer“ „Aber ich habe nicht von dir geträumt!“, fügte er nun etwas lauter hinzu. Doch mit leichtem erstaunen stellte Soubi fest, dass der Kleine schon wieder gelogen hatte. *Also hat er doch von mir geträumt und das er dabei erwischt wurde scheint ihm ziemlich unangenehm zu sein*, dachte er grinsend. „Warum grinst du den schon wieder so?“, wollte Ritsuka wissen. Ihn wurmte es, dass der Mann in letzter Zeit ein Dauergrinsen auf dem Gesicht trug. „Du bist süß“, erklärte der Ältere. Woraufhin der Ohrenträger heftig errötete. *Einfach Zucker der Kleine*, schoss es ihm durch den Kopf. Kapitel 10: Fragen über Fragen ------------------------------ „Sag so was nicht“, murmelte Ritsuka. Er starrte mittlerweile in seine Tasse um Soubi nicht ansehen zu müssen, denn das tiefe rot auf seinen Wangen sprach für sich. „Warum ist es dir noch immer peinlich, wenn ich dir sage, wie süß du bist, oder das du gut aussiehst?“, fragte der Mann. Er war wieder ernst geworden. Diese Frage Interessierte ihn schon länger. „Weil es nicht stimmt. Außerdem möchte ich nicht süß sein“, murmelte Ritsuka. In letzter Zeit murmelte er sehr oft, weil er sich nicht getraute, es laut auszusprechen. *Was? Hab ich das jetzt richtig verstanden? Er denkt, es stimmt nicht was ich sage?*, dachte Soubi leicht überrascht. Dann jedoch musste er nur wieder grinsen. *Aber, hat er nicht schon immer an allem gezweifelt, was mit mir zu tun hat? Dann muss ich ihm halt das Gegenteil beweisen*, nahm er sich grimmig vor. „Mh… Wie siehst du mich? Bin ich schön in deinen Augen? Sexy?“, fragte Soubi weiter. Daraufhin wurde Ritsuka noch röter, obwohl das unmöglich erschien, da er schon jetzt eine erschreckende Ähnlichkeit mit einer Ampel aufwies. *Warum muss er immer solche Fragen stellen? Er weiß doch ganz genau, dass mir das Peinlich ist und ich nicht antworten möchte*, dachte der Ohrenträger nun. „Das ist dir Peinlich“, seufzte Soubi schließlich. Wie hatte er auch erwarten können, von dem Kleinen eine Antwort zu bekommen? Sie kannten sich schon so lange und noch nie hatte er etwas in der Richtung von Ritsuka gehört. „Du hast ja noch gar nichts getrunken“, bemerkte der Mann schließlich. Der Ohrenträger hatte den Kopf wieder gehoben und betrachtete den Blonden vor sich. *Er ist schön und wenn er die Haare hochbindet ist er sogar noch schöner*, dachte Ritsuka, würde es aber nicht aussprechen. Doch bei seinen Betrachtungen wurde sein Blick etwas verträumt, so das Soubi sich denken konnte, was seinen kleinen so durch den Kopf ging. Der Mann hatte seine Tasse schon leer getrunken und räumte jetzt an der Küchenzeile rum. Irgendwie wusste er nun nicht mehr, was er machen sollte. Würden sie jetzt weiter reden, würde das Thema unweigerlich wieder auf Ritsukas verhalten zurück kommen und dabei könnte es wieder recht Peinlich für den Jungen werden. Während dieser als nun seinen Tee trank und Soubi mit dem Rücken zu ihm, das Spülbecken abwischte, bemerkte keiner von beiden, dass es aufgehört hatte zu Regnen. Nach einer Weile drehte sich der Blonde wieder um und betrachtete seinen Liebling. Diese Schüchternheit, die dieser sogar jetzt ausstrahlte war eines der Dinge gewesen, warum sich Soubi ihn in verliebt hatte. Das aus diesem Verliebt sein eine feste Liebe geworden war, war wohl auch deshalb so, da der Ältere ständig an seinem Beschützerinstinkt gebackt wurde. Denn Ritsuka war nun mal schüchtern und ruhig, nur hatte Soubi gehofft, dass er mit der Zeit auftauen würde. Doch wie es schien wurden seine Hoffnungen nicht erhört. „Es hat aufgehört zu regnen“, bemerkte der Ohrenträger. „Ja. Aber deine Kleider sind noch nass… Und in diesen Klamotten kannst du nicht auf die Straße“, erwiderte der Mann. „Ich habe sie über die Heizung gelegt. Da werden sie bestimmt bald Trocken oder?“, fragte Ritsuka. Eigentlich fühlte er sich nun gar nicht mehr wohl hier. Seit dem Gespräch hatte der Junge keine große Lust, noch länger bei Soubi zu bleiben. „Möchtest du nach Hause?“, fragte dieser auch sogleich. Er wirkte wieder leicht besorgt. *Vielleicht ist das alle zu viel für den Kleinen?*, fragte er sich. „Ja“, kam die schlichte Antwort. Schnell überlegte der Mann. Er wollte Ritsuka ja auch nicht verunsichern. „Du ziehst deine Sachen wieder an und noch dazu eine Trockene Jacke von mir. Der Weg ist ja nicht weit“, meinte Soubi dann schließlich. Gesagt getan. Der Junge wollte keine Sekunde länger bei dem Blonden bleiben, vor allem nicht, da die Stimmung zwischen den beiden mittlerweile den Nullpunkt erreicht hatte. ***** Nach dem Umziehen standen beide nun wieder auf der Straße. Soubi brachte Ritsuka noch nach Hause. Die Straße war noch immer nass aber die Sonnte zeigte sich wieder. Dieses Mal kamen beide schnell an Ritsukas zu Hause an, vor allem, da der Junge sich ziemlich beeilt hatte. Als sie vor der Wohnungstür standen blickte der Ohrenträger auf um etwas zu sagen, doch Soubi küsste ihn einfach, drehte sich dann um und ging. Ritsuka, denn das ganze verblüfft hatte, starrte ihm nur bewegungslos hinterher. Erst als der Mann verschwunden war, betrat der Junge die Wohnung. Seine Mutter war schon wieder nicht da, was ihn wenig störte, denn zuerst wollte er aus den nassen Sachen raus. Denn mittlerweile fror er doch ganz schön. Also dauerte es nicht lange, bis er unter der Dusche war. Ritsuka hatte das Wasser so heiß gestellt, dass es schon fast unangenehm war, aber noch immer hatte er das Gefühl zu frieren. Nach etwa einer halben Stunde verließ er die Dusche jedoch. Schließlich konnte er nicht den gesamten restlichen Tag im Badezimmer verbringen. Immerhin musste er auch noch seine Hausaufgaben machen, sonnst würde er morgen wieder ärger bekommen. Ritsuka, der, mit nassen Haaren, ausgeleiertem Shirt und ausgewaschener Hose in sein Zimmer schlurfte hatte noch immer kein Anzeichen seiner Mutter entdeckt. Im Zimmer angekommen setzte sich der Junge auch sogleich an den Schreibtisch. Nichts war schlimmer, als nicht mehr genug Konzentration für die Hausaufgaben zu haben, zumindest, wenn man seine Lehrer hatte… Trotz der Tatsache, dass Ritsuka sich gleich an die Aufgaben machte, konnte er sich nicht recht darauf konzentrieren, so dass seine Gedanken wieder einmal zu dem blonden Mann abschweiften, an den er in letzter Zeit so oft denken musste. Denn noch immer war er verwirrt. Vor allem, wegen dem Kuss in Park und natürlich wurmte ihn auch Soubis frage, ob er ihn schön findet. *Warum kann ich es ihm nicht sagen? Er sagt es doch auch immer*, überlegte er. Und so dauerte es fast zwei Stunden, bis die Hausaufgaben für den morgigen Schultag erledigt waren. Danach ging der Junge ohne Abendessen ins Bett. Es war noch früh, eigentlich viel zu früh, um schon Schlafen zu gehen, aber irgendwie hatte ihm der Tag sehr zu schaffen gemacht. Mit einem leichten Lächeln rief er sich die Ereignisse des Tages ins Gedächtnis. Ritsuka sah noch mal, wie sich Soubi bewegte und wie dieser gegrinst hatte, als er in den viel zu großen Sachen in die Küche kam. Es dauerte sehr lange, bist der Ohrenträger einschlafen konnte. Immer wieder fragte er sich, ob er nicht doch noch eine schnelle SMS an den Mann schreiben sollte. Doch dann tat er es doch nicht. Vielleicht war Soubi sauer, weil Ritsuka es so eilig hatte, von ihm weg zu kommen. ***** Der nächste Morgen begann mit dem lauten Schrillen des Weckers, was den Jungen dazu brachte, auf zu fahren. Schon wieder hatte ihn ein Alptraum geplackt. Jedoch dieses Mal nicht von Soubi, sondern von Yuiko, die ihm angewidert ins Gesicht gesagt hatte, was für eine hässliche Schwuchtel er doch sei. Ein weiterer Morgen, der mit dem Schrecken der vergangenen Nacht begann, führte dazu, dass sich Ritsuka keinesfalls auf die Schule freute, sonder ehr Panik bekam, schon allein wenn er daran dachte. *Sie weiß es doch gar nicht!*, hämmerte er sich selbst in den Kopf. Schnell verschwand er im Badezimmer und versuchte krampfhaft nicht an so etwas zu denken. Schließlich brachte ihm das nichts. Im Endeffekt würde er sich nur selbst das Leben schwer machen. Das wusste er, doch es half trotzdem nicht. Mit einem Gefühl im Magen, als müsste er sich gleich übergeben zog er sich an und ging zur Schule. An Frühstück war nicht zu denken, obwohl seine Mutter darauf bestanden hatte. Wie Ritsuka erfuhr, war sie erst spät am Abend nach Hause gekommen und hatte ihn nicht mehr wecken wollen. ***** Als die Schule nun in sichtweite kam, schlug sein Herz hart, aber nicht schneller als sonnst auch. Alles schien wie immer zu sein. Yuiko und Yayoi warteten wie üblich am Tor auf ihn. Dabei hatte das Mädchen wieder sehr gute Laune. „Guten Morgen“, trällerte sie auch sogleich, als Ritsuka die beiden erreicht hatte. Alles schien normal zu sein und so entspannte er sich auch gleich wieder und lächelte leicht. „Guten Morgen“, erwiderte der Ohrenträger. Yayoi nickte nur. Ihm schien die gute Laune des andern Jungen leicht zu stören. War das wirklich nur Eifersucht? Aber darüber konnte Ritsuka gar nicht lange nachdenken, da auch schon die Schulglocke läutete und alle Schüler in den Unterricht rief. ***** Der Tag zog sich dahin. Die Aufmerksamkeit des Ohrenträgers schwand mit jeder Stunde die verging und er ertappte sich öfter bei dem Gedanken, wann er endlich gehen durfte. Aber die Zeit wollte einfach nicht verstreichen. Als nach einer endlosen Zeit die Glocke das Ende des Unterrichts ankündigte, sprang er so schnell auf, dass sich Yuiko zu ihm drehte in ihn leicht verwirrt betrachtete. „Was ist den los?“, fragte sie auf dem Weg nach draußen. „Weiß nicht“, erwiderte Ritsuka ehrlich. Nun war auch er ein wenig durcheinander. Was war den jetzt schon wieder los? Kapitel 11: Ein wenig Klarheit ------------------------------ In den vergangenen Tagen hatte Ritsuka sich so oft diese Frage gestellt, dass es ihm nun zu mühsam wurde noch weiter darüber nach zu denken. Das auch Yuiko ihn dies Fragte, machte ihm sehr zu schaffen. War er nicht immer sehr gut im verbergen von Gefühlen gewesen? Schnell verabschiedete er sich von seinen Freunden, die ihm nur irritierte Blicke hinterher warfen. Er beeilte sich nach Hause zu kommen und bemerkte dort, dass keiner zu Hause war. *Auch gut. Da bemerkt sie zumindest nicht, dass ich ohne Essen nach draußen gegangen bin*, dachte der Junge. Kaum hatte er nämlich seine Schultasche in seinem Zimmer verstaut, verließ er die Wohnung auch schon wieder. Ein weiteres Mal streifte er also wieder durch die Stadt. Ohne genaues Ziel oder zu wissen, wo der Junge sich befand. Doch diesmal verlief er sich nicht. Zumindest nicht ganz. Denn als er zum ersten Mal stehen geblieben war, um sich zu Orientieren, wusste Ritsuka wirklich nicht, wo er sich eigentlich befand. Doch es war ihm egal. Das gehen half ihm zwar nicht beim Nachdenken, aber es blendete alles aus, so dass der Ohrenträger endlich mal seine Ruhe vor den vielen verwirrenden Gedanken und Fragen hatte. Dabei merkte er nicht, wie die Zeit verstrich und dass es langsam aber sicher dunkel wurde. Er lief immer weiter und weiter. Doch als er ein weiteres Mal stehen blieb merkte er es endlich und wunderte sich schon sehr darüber. Auch merkte Ritsuka, dass er sich im Park befand, ganz in der nähe seines “Zuhauses“. Seufzend beschloss er dorthin zurück zu gehen. Das herum Wandern hatte ihm auf seltsame Weise gut getan und das wollte er nun nicht aus spiel setzten, in dem er es übertrieb. Schon an der Haustüre bemerkte er, dass seine Mutter wieder da war. Lächelnd kam sie in den Flur um nach ihm zu sehen. „Warst du spazieren?“, fragte sie noch immer lächelnd. Ihr Sohn nickte nur, was sie ihn nicht übeln zu nehmen schien. Stattdessen ging sie zurück in die Küche und war scheinbar damit beschäftigt Teller umzuräumen. Ritsuka unterdessen verschwand sofort in seinem Zimmer, wo er sich leicht erschöpft auf das Bett fallen ließ. Hunger hatte er noch immer keinen, obwohl er den ganzen Tag gerade mal ein Belegtes Brot in der Schule gegessen hatte. Er blieb eine Weile so liegen, ohne irgendetwas zu machen, bis ihn schließlich einfiel, dass er noch Hausaufgaben zu erledigen hatte. Schnell waren diese erledigt und erst dann viel Ritsuka auf, dass er sich selbst nicht andauernd selbst Fragen stellte und auch die wie wild kreisenden Gedanken waren verschwunden. Also hatte das Laufen ihm doch gut getan. Doch schließlich war es mittlerweile schon etwas später als zehn Uhr und langsam wurde der Junge müde. Nachdem er sich Geduscht hatte schlüpfte er in sein Bett, wo er erstaunt bemerkte, dass er heute gar nichts von Soubi gehört hatte und es ihn auch nicht sonderlich störte. Bei diesen Überlegungen fielen im schließlich die Augen zu. ***** Als am nächsten Morgen der Wecker klingelte stand Ritsuka ohne Schwierigkeiten auf. Sofort war er wach und schien auch zur Abwechslung gute Laune zu haben. Die letzte Nacht hatte er keinen Albtraum gehabt, worüber er mehr als froh war und ging leicht lächelnd in das kleine Badezimmer um sich seine Klamotten an zu ziehen. Wieder war seine Mutter schon aus dem Haus, so dass der Junge ungestört Frühstücken konnte. Heute Morgen hatte er sehr viel Hunger, so dass er wieder fast du zu spät aus dem Haus ging. Doch er schaffte es noch rechtzeitig zur Schule zu kommen, bevor die Glocke läutete. Immer noch leicht lächelnd begrüßte er Yuiko und Yayoi, wobei letzteres sich weniger freute, ihn so gut Gelaunt zu sehen und das Mädchen war einfach nur überrascht. In den ganzen Jahren hatte er selten so fröhlich gewirkt. Der Unterricht begann, kaum das die Drei das Klassenzimmer betreten hatten und sich setzten. Dieses Mal konnte sich Ritsuka gut auf den Unterricht konzentrieren und dachte nur ein Mal ganz kurz an den Blonden Mann, der ihm vor zwei Tagen noch so oft im Kopf umhergespuckt war. Nicht nur seine beiden Freunde waren überrascht von ihm. Sogar seiner Lehrerin viel die Veränderung an dem Jungen auf und dies bemerkte sie auch während einer Pause. Woraufhin Ritsuka nur nickte und sich zu seinen Freunden. ***** Die Schule ging schnell zu Ende, so kam es dem Ohrenträger zumindest vor. Er wartete geduldig auf Yuiko und Yayoi, die etwas länger brauchten. Die drei verließen gemeinsam die Schule und standen gemeinsam am Tor um noch ein wenig zu reden. „Sag mal, warum hast du so gute Laune, Ritsuka“, fragte das Mädchen. Sie freute sich sehr über die Augenscheinliche Ausgelassenheit ihres besten Freundes. „Mh… Sagen wir es mal so: Ich frage nicht mehr ständig nach“, gab der Angesprochene von sich. Er wirkte nun doch wieder leicht nachdenklich, was allerdings nur daran lag, dass der Junge noch nicht darüber nachgedacht hatte. Schließlich verabschiedeten sich die Freunde sich und jeder ging seinen eigenen Weg. Heute ging Rituka ohne zu zögern nach Hause und blieb auch dort. Und zwar alleine, wie er nach einem Blick in die Küche feststellte. Schnell waren die Hausaufgaben für den Heutigen Tag erledigt und dann hatte er ein Haufen freie Zeit, die er am Computer verbrachte und anschließend lass. Als der Junge gegen Abend die Haustüre hörte ging er in die Küche, wo auch schon seine Mutter am Herd stand und in einem Topf rührte. „Ich mache gerade Suppe. Ich hoffe du hast Hunger“, sagte sie fröhlich. Wieder bekam sie nur ein nicken. Ritsuka sprach mit ihr nie sehr viel. Es dauerte gar nicht lange, bis das Essen fertig war und beide Assen. Danach verschwand der Junge etwas murmelnd in seinem Zimmer. Erst jetzt wurde ihm wieder bewusst, dass er seit dem kleinen Streit nichts mehr von Soubi gehört hatte. *Soll ich ihn anrufen? Immerhin bin ich ja fast geflüchtet*, dachte er nun. Aber kaum eine Sekunde später klingelte auch schon das Handy. Dabei erschrak der der Ohrenträger so, dass er fast vom Bett gefallen wäre. „Ja?“, nahm er das Telefonat an. „Ritsuka“, hauchte die Stimme Soubis. „Soubi“ „Es tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe. In dieser Woche sind die Prüfungen und ich habe keine Zeit. Es tut mir leid“, erklärte der Mann. „Das macht nichts. Ich hoffe aber, du bestehst“, erwiderte Ritsuka. Woraufhin ein leises lachen an sein Ohr drang. „Du scheinst gute Laune zu haben“, meinte Soubi schließlich. „Ja, ich habe nachgedacht“, sagte der Ohrenträger. Doch, eigentlich hatte er ja das genaue Gegenteil davon getan. „Das ist schön. Ich muss nun auflegen. Wir sehen uns also in eineinhalb Wochen“ „Okay. Bye“, verabschiedete sich Rusuka leise. „Ich liebe dich kleiner. Bye“, erklang noch, dann wurde aufgelegt. Wie benommen saß der Junge nun auf dem Bett. Es war so schön die Stimme des Mannes zu hören. Das hatte er ganz vergessen und jetzt würden sie sich fast zwei Wochen lang nicht sehen. Das machte Ritsuka dann doch ein wenig Traurig. Aber gleichzeitig freute er sich sehr darauf, Soubi endlich wieder zu sehen. Da es mittlerweile jedoch spät geworden war, ging der Ohrenträger zu Bett. Morgen war schließlich ein weiterer Schultag, denn er überstehen musste. Der Junge lag schon im Bett, als sein Handy leise klingelte. Es war eine SMS: „Gute Nacht süßer. Ich liebe dich“ Ritsuka schickte darauf hin nur ein kurzes „Gute Nacht“ zurück und ging zurück in sein Bett. Mit einem Lächeln schlief der Junge schließlich ein. Kapitel 12: Shoppen ------------------- Noch bevor der Wecker die Möglichkeit hatte zu klingeln, wurde er abgeschaltet. Ritsuka war bereits wach, allerdings immer noch müde. Er schlurfte in das Badezimmer und stellte sich unter die Dusche. Dadurch verschwand die Müdigkeit zumindest teilweise. Am heutigen Morgen war seine Mutter zu Hause, so dass er sich nicht vor dem Frühstück drücken konnte. Zum Glück hatte er trotzdem noch genug Zeit, um rechtzeitig zur Schule zu kommen. Wie jeden Morgen warteten seine beiden Freunde dort auf ihn. Ritsukas Laune war zwar nicht mehr ganz so gut wie am gestrigen Tag, aber auch nicht so schlimm wie davor, so dass sich der Schultag eigentlich als recht annehmbar gestaltete. Er bekam keinen Rüffel von der Lehrerin und so zog der halbe Tag schnell vorbei. ***** Nach dem Unterricht ging er mit Yuiko und Yayoi noch in die Stadt zum Shoppen. Schon lange hatte er nichts mehr mit seinen Freunden unternommen und da Soubi sowieso keine Zeit für ihn hatte und zu Hause auch nichts Dringendes anstand, beschloss Ritsuka, dass es eine gute Idee wäre. Allerdings nur bis zu dem Moment, als das Mädchen anfing, neugierige Fragen zu stellen. „Ritsuka? Sag mal, du hattest mich doch gefragt, wie es ist, aber so wie es aussieht, ist noch nichts geschehen. Willst du mir nicht sagen, um wen es geht?“, meinte Yuiko. Genau diese Frage hatte der Junge nicht hören wollen. „Nein. Nicht jetzt. Es ist alles andere als leicht momentan“, flüsterte er schon fast. Denn eigentlich hatte der Ohrenträger vermeiden wollen, dass auch Yayoi davon erfuhr. Doch wie es aussah, schien dieser jetzt erst recht neugierig auf das Gespräch geworden zu sein. „Was hat er dich denn gefragt?“, meinte der andere Junge deshalb lauernd. „Nichts“, beeilte sich Ritsuka zu sagen. Doch Yuiko machte ihm einen Strich durch die Rechnung. „Wie es ist, die Ohren zu verlieren“, antwortete sie ihrem Freund. Daraufhin wurden beide Jungen rot. Der Ohrenträger, weil es ihm peinlich war, dass der Andere davon wusste und Yayoi, weil er dachte, dass Ritsuka Details darüber erfahren hatte, was zwischen ihm und Yuiko geschehen war. „Was?!“, empörte sich Yayoi. „Ich wollte gar keine Details wissen, okay? Ich habe einfach nur so gefragt!“, knirschte der Schwarzhaarige. „Na und? Was fällt dir ein, so etwas zu fragen?“, schrie Yayoi nun wirklich. „Weil ich ihm gesagt habe, dass er zu mir kommen kann, wenn er Probleme hat“, versuchte Yuiko zu erklären. „Ja, aber doch nicht, wenn es um so was geht!“ Die Drei standen mitten auf dem Fußgängerweg in einer der belebtesten Straßen und stritten sich. Es war klar, dass das nicht unbemerkt bleiben würde und so hatten sich auch schon ein paar Leute um sie herum versammelt. Ritsuka, der dies bemerkte und dem es mehr als unangenehm war, schlug daher vor: „Entweder wir hören auf zu streiten oder wir gehen irgendwo anders hin.“ Yayoi, der die Menschenansammlung nun auch bemerkte, nickte nur und packte Yuiko am Arm, um sie hinter sich her zu ziehen. Im nahe gelegenen Park setzen sich die Drei auf eine Bank. Rechts saß Ritsuka, in der Mitte Yuiko und links neben ihr Yayoi. Das Mädchen hatte sich vorsorglich zwischen die beiden Jungen gesetzt, da sie damit rechnete, dass es bei einem erneuten Streit vielleicht nicht nur bei Worten bleiben würde. Schließlich war sie ja nicht blöd. Nur eben manchmal ein kleines bisschen naiv. „Also, noch mal von vorne“, begann Yayoi auch schon, kaum das sie sich hingesetzt hatten. „Ich habe Ritsuka gesagt, wenn er ein Problem hat oder Fragen, kann er zu mir kommen und wir reden darüber“, wiederholte Yuiko. „Und du bist dann zu ihr, um sie zu fragen, wie es ist seine Öhrchen zu verlieren?“, fragte der Junge. Woraufhin er von Ritsuka nur ein Nicken als Antwort bekam. „Na ja, so ganz stimmt das ja nicht“, meinte das Mädchen und erzählte, was eigentlich genau geschehen war. Währenddessen saß Ritsuka nur still da und starrte den Boden unter der Bank an. Na super! Jetzt wusste auch Yayoi, dass er ein Problem hatte und würde natürlich wissen wollen, wegen wem Ritsuka das gefragt hatte. „So war das also…“, meinte Yayoi schließlich nachdenklich. *Also gibt es da jemanden, mit dem er schlafen möchte. Also hat er akzeptiert, dass Yuiko meine Freundin ist*, überlegte er. Der Ohrenträger starrte weiter auf den Boden. Er rechnete jeden Moment mit der Frage, um wen es nun eigentlich ging. Doch genau davor fürchtete er sich. Wie würden die Beiden reagieren? Wieder fiel Ritsuka sein Traum ein, in dem Yuiko ihn verachtet hatte. Bei diesem Gedanken suchte er schon verzweifelt nach einer Ausrede, aber die Frage, vor der er solche Angst hatte, kam nicht. „Du wirst dein Versprechen nicht vergessen, oder?“, fragte das Mädchen und sah ihn fragend an. „Nein. Natürlich nicht“, erwiderte der Ohrenträger leise. „Gut, dann lasst uns wieder Shoppen gehen!“, sagte Yayoi und sprang auch gleich auf. *Wie jetzt? Und die Sache ist fürs erste vergessen?*, wunderte sich Ritsuka. Anscheinend war es so, denn die Drei machten sich wieder auf den Weg in die belebte Einkaufsstraße, um weiter zu bummeln. Doch Yuiko machte sich so ihre Gedanken. *Warum will er es nicht verraten? Hat er Angst, wir würden sie nicht mögen? Und was ist eigentlich mit Soubi? Er hat sich in letzter Zeit kaum blicken lassen…* Doch nach einem Schmuckgeschäft und einem Besuch bei der Eisdiele hatte das Mädchen ihre Fragen schon längst wieder vergessen. So verbrachten die Freunde noch zwei Stunden und trennten sich dann für den Heimweg, da jeder in eine andere Richtung musste. Den Weg nach Hause nutzte Ritsuka, um nachzudenken. Denn ein paar Fragen dann und wann konnten ja nicht schaden… So überlegte der Junge, was und vor allem wann er seinen beiden Freunden von der Sache mit dem Öhrchen verlieren erzählen sollte. Natürlich erst dann, wenn er sie tatsächlich verloren hatte, aber wann genau? Und würde Yuiko etwa so reagieren wie in seinem Traum? Doch für so viele Fragen war der Weg zu kurz, so dass sich Ritsuka in Gedanken selbst unterbrach und die Haustüre aufschloss. Drinnen war alles dunkel und still. Also konnte er sich einfach nur ein paar belegte Brote machen, in seinem Zimmer essen und anschließend mit den Hausaufgaben beginnen, was er dann auch gleich tat. Als er damit fertig war, ging er in das Badezimmer, um sich seinen Schlafanzug anzuziehen und legte sich in sein Bett. Morgen war Freitag und Ritsuka freute sich gar nicht darauf. Denn darauf folgte das Wochenende und der Junge wusste nicht, was er dann machen sollte, da Yuiko zu ihrer Großmutter fuhr. Über Yayoi wollte er erst gar nicht nachdenken. Schließlich wurde er müde und schlief ein. Kapitel 13: Freitag ------------------- Ritsuka schreckte aus dem Schlaf. „Ritsuka?“, hörte er ein weiteres Mal seine Mutter rufen. „Bin ja schon wach“, erwiderte dieser gerade laut genug, damit sie es hören konnte. Müde schaute er auf seinen Wecker und sprang gleich darauf hellwach aus dem Bett. Er hatte verschlafen! So schnell wie möglich duschte er und rannte dann, seine Tasche geschultert, aus dem Haus. Er hatte noch fünf Minuten Zeit, bis die Schulglocke klingeln würde, allerdings brauchte er für gewöhnlich sieben Minuten für den Weg. Ritsuka rannte die Straßen entlang und betrat gerade das Schulgebäude, als er das Klingeln hörte. In letzter Sekunde kam er vor dem Klassenzimmer an und sah, dass seine Lehrerin gerade die Tür schließen wollte. Mit einem: „Halt! Ich muss auch noch rein“, schaffte er es, die Frau lange genug abzulenken, um in den Raum schlüpfen zu können. „Das war aber knapp, mein Lieber“, bemerkte die Lehrerin nur und wartete darauf, dass er sich gesetzt hatte. Sofort beugte sich Yuiko zu ihm rüber und fragte leise: „Ritsuka, wo warst du?“ „Verschlafen“, grummelte er und widmete sich dann dem Unterricht, da die Frau an der Tafel seine Aufmerksamkeit beanspruchte. Der restliche Tag gestaltete sich eigentlich recht friedlich, abgesehen davon, dass es Freitag und somit der letzte Schultag in der Woche war. ***** Nach Unterrichtsende warteten Yuiko und Yayoi am Tor auf ihren Freund. Dieser hatte sich noch einen Vortrag über das Träumen im Unterricht anhören dürfen, da er etwa fünf Minuten nicht aufgepasst und stattdessen an Soubi und das bevorstehende Wochenende gedacht hatte. „Sag mal, du hast heute Morgen wirklich verschlafen?“, fragte Yayoi. „Ja. Mein Wecker hat nicht geklingelt und meine Mutter musste mich wecken“, erklärte der Ohrenträger. „Vielleicht solltest du darauf das nächste Mal besser achten. Du weißt ja, was los ist, wenn man mal zu spät kommt“, erwiderte der Junge nun und musste leicht grinsen. Vor einem Monat war Yuiko zu spät zur Schule gekommen und musste deswegen sehr lange nachsitzen. Noch heute fand Yayoi das sehr komisch. *Bilde ich mir das nur ein, oder ist er wirklich freundlicher als sonst?*, fragte sich der Ohrenträger im Stillen. Es war so. Yayoi, der sich seit gestern endlich sicher war, dass Ritsuka keine Gefahr darstellte, hatte aufgehört, so eifersüchtig zu sein und gab sich nun freundlich und fröhlich. Doch mit einem Blick auf die Uhr verkündeten Yuiko und der Junge, dass sie nun auch los mussten, da jeder etwas am Wochenende vorhatte. So trennten sich die Freunde ein weiteres Mal und Ritsuka fragte sich, was er tun könnte, wenn er zu Hause ankam. ***** Es war still, als er die Haustüre aufschloss, so dass er schon dachte, seine Mutter wäre nicht zu Hause. Doch das stimmt nicht. Als der Junge die Küche betrat, sah er sie. Mit großen Augen starrte die Frau ihn an. „Ritsuka?“, fragte sie ruhig. „Wo ist mein Sohn?“, schrie sie dann jedoch plötzlich. ***** Leise schluchzend stand der Ohrenträger an der Ecke der Straße. Mit zitternden Fingern tippte er Soubis Nummer. „Soubi?“, fragte er mit verweinter Stimme. „Was ist los?“, erklang es. Der Mann hörte sich besorgt an. „Hol mich bitte ab. Ich stehe an der Ecke von meiner Straße.“ „Ich komme sofort“, sagte der Blonde und schon wurde aufgelegt. Ritsuka blutete leicht aus mehreren kleinen Schnittwunden an seinem rechten Arm. Auch im Gesicht hatte er einige Kratzer. Es brannte ziemlich und der Junge hoffte, dass Soubi bald kommen würde. Stumme Tränen liefen über sein Gesicht, die er nicht unterdrücken konnte. Es dauerte gar nicht lange, bis ein schwer atmender Soubi um die Ecke kam. Er war fast den gesamten Weg gerannt. Schon von weitem bemerkte er, dass etwas mit seinem Liebling nicht stimmte. Als er dann nahe genug heran gekommen war, sah er auch gleich, was es war. „Was ist passiert?“, wollte der Mann wissen. „Meine Mutter…“, stotterte Ritsuka nur, schluchzte auf und drängte sich an den Mann. Dieser jedoch traute sich nicht, die Arme um den Ohrenträger zu schlingen, aus Angst, ihm noch mehr weh zu tun. Doch jetzt, da er die Wunden etwas aus der Nähe betrachten konnte, stellte er immerhin fest, dass sie nicht allzu schlimm waren und er sie auch zu Hause behandeln konnte. Aber zuerst musste er seinen Kleinen dazu bringen, sich etwas zu beruhigen und mit dem Weinen aufzuhören. „Hey…“, hauchte Soubi sanft. „Hör auf zu Weinen. Du bist doch stark, oder? Nimm dich jetzt ein wenig zusammen. Wenn wir bei mir sind und ich deine Wunden versorgt habe, dann kannst du weinen.“ Als Rituka das hörte, versuchte er sich zu beruhigen. *Soubi ist jetzt da, er wird dafür sorgen, dass mir nichts geschieht*, dachte er und hörte auf zu schluchzen. Dass ihm die Tränen übers Gesicht liefen, konnte er jedoch nicht verhindern. Doch der Mann bemerkte, dass sein Kleiner es zumindest versuchte und musste unwillkürlich lächeln. *Was für ein tapferer Junge mein Schatz doch ist.* Danach machten sie sich auf den Weg. Es dauerte recht lange, bis sie bei der Wohnung ankamen, da Ritsukas Arm sehr schmerzte und es bei jedem Schritt unangenehm zog. „Bitte geh gleich ins Badezimmer. Ich hole nur etwas und komme dann auch“, wies ihn Soubi an, als sie endlich angekommen waren. Der Junge tat, was ihm gesagt wurde und ging in das für eine so kleine Wohnung ungewöhnlich große Badezimmer, wo er sich auf den Badewannenrand setzte. Dort lauschte er dann auf die Geräusche, die anscheinend aus der Küche kamen. Es dauerte gar nicht lange, bis Soubi mit Schere, Pflaster, Verbandszeug und Papiertüchern im Bad erschien. Er hatte seine Haare hoch gesteckt, was er gewöhnlich nur tat, wenn er malte. Doch nun konnte er es nicht gebrauchen, wenn ihm die langen blonden Strähnen ins Gesicht fielen. „Ich muss deinen Pullover zerschneiden, um dir nicht unnötig weh zu tun“, erklärte Soubi. Da dieser jedoch bereits von den Scherben zerschnitten worden war, machte es keinen besonders großen Unterschied mehr, ob der Mann den Pullover nun ganz zerschnitt oder nicht. Wegwerfen musste man ihn ja sowieso. Nach einem Nicken von Ritsuka begann der Blonde sogleich mit der Arbeit. Vorsichtig machte er sich daran, die untere Seite des rechten Ärmels aufzuschneiden. Dabei kam er dem Jungen sehr nahe und merkte, dass sein Kleiner noch immer leicht zitterte. „Sch…“, machte Soubi. „Möchtest du zuerst ein Schmerzmittel nehmen?“ Wieder nickte der Junge nur. Also ging Soubi noch einmal in die Küche, um ein Glas Wasser und zwei Tabletten zu holen. Zurück im Badezimmer reichte er beides dem Ohrenträger, der die Schmerzmittel auch sofort schluckte. Nun, da das Zerschneiden des Pullovers nicht mehr so wehtat, begann Soubi damit, die rechte Seitennaht aufzutrennen. Als er damit fertig war, legte der Ältere die Schere weg und betrachtete sein Werk. „Ich werde dir jetzt helfen, den Pullover auszuziehen. Es könnte wehtun“, warnte er vor. Ein weiteres Nicken. Ritsuka biss die Zähne zusammen und signalisierte, dass Soubi nun anfangen könnte. Langsam und vorsichtig zog er den Stoff von der lädierten Haut. Ein leises Wimmern ertönte. „Sch… Ist ja gleich geschafft“, redete der Blonde leise auf seinen Liebling ein. Nun war der Stoff soweit entfernt, dass Ritsuka ihn nur noch über den Kopf ziehen musste. Schnell war auch dies getan. Soubi konnte nun erkennen, dass noch kleine Glassplitter im Arm seines Kleinen steckten. „Geht es?“, fragte der Mann besorgt, als er sah, wie dem Ohrenträger eine Träne über die Wange rollte. Wieder nickte Ritsuka nur, da er seiner Stimme in diesem Moment ganz und gar nicht vertraute. „In deinem Arm stecken noch Glassplitter. Ich weiß aber nicht, ob die Tabletten schon richtig wirken. Ich hole jetzt erst einmal eine Pinzette und eine Lupe und danach werde ich mir zuerst mal die Kratzer an deiner Wange ansehen“, erklärte Soubi und kramte in einer der Schubladen herum. Es dauerte nicht lange, bis er alles gefunden hatte und sich die Schnitte im Gesicht genauer ansah. Darin steckte zwar kein Glas, aber der Mann hielt es trotzdem für besser, auch diese Wunden zu säubern. Bei dieser Behandlung zuckte Ritsuka immer wieder leicht zusammen, da es ziemlich brannte. Doch da es „nur“ drei Schnitte waren, hatte Soubi auch dies schnell erledigt. „Wie geht es deinem Arm?“, fragte er, nachdem er die benutzten Tücher weggeworfen hatte. „Er fühlt sich taub an“, antwortete der Junge mit leiser Stimme. Ihm war ein wenig schlecht vom Geruch des Desinfektionsmittels, das ihn irgendwie an Krankenhaus erinnerte. Vorsichtig tastete Soubi nun die Ränder der Schnitte ab, um zu sehen, ob es noch schmerzte, aber da Ritsuka nichts sagte, begann er langsam damit, das Glas aus den Wunden zu ziehen. Nur selten zuckte der Ohrenträger dabei zusammen. Da er aber erneut angefangen hatte zu zittern, begann der Blonde wieder leise beruhigende Worte zu flüstern. Bei einem besonders großen Splitter musste er jedoch ein Messer zu Hilfe nehmen. Dabei bekam Ritsuka nun doch Angst und ihm liefen wieder die Tränen über die Wangen. Leise weitermurmelnd versuchte Soubi, es so schnell wie nur möglich zu machen, um seinem Kleinen nicht noch mehr Schmerzen als nötig zu bereiten. Als er dies geschafft und alle Wunden vom Glas befreit hatte, begann er mit dem Desinfizieren. Das tat jedoch sehr weh, so das Ritsuka immer wieder leise wimmerte und schon gar nicht mehr merkte, dass ihm noch immer die Tränen übers Gesicht liefen. Es war keine schöne Prozedur und tat Soubi auch weh, wenn auch auf eine andere Weise als dem Jungen. Soubi schmerzte es, seinen Liebling leiden zu sehen und er versuchte, sich nur darauf zu konzentrieren, die Wunden so schnell wie möglich zu versorgen. Immer wieder murmelte er leise: „Sch… Ist ja gleich vorbei.“ Und irgendwann war es tatsächlich auch so. Nachdem der Ältere nun auch noch den Arm verbunden hatte, zog er Ritsuka sanft in seine Arme. Dabei achtete er jedoch sehr darauf, dem Jungen nicht weh zu tun. Schluchzend und zitternd drängte sich dieser an Soubi. Kapitel 14: Umsorgt ------------------- Leise murmelte der Mann weiter beruhigende Worte in Ritsukas Haar. Es dauerte lange, bis sich der Ohrenträger beruhigt hatte. Schließlich schlief er in den Armen des Mannes ein. Als Soubi dies bemerkte, musste er wieder leicht schmunzeln. *Wie süß er doch aussieht, wenn er so entspannt ist.* Der Blonde trug den Jungen in sein Schlafzimmer und legte ihn sanft auf sein Bett. Der ganze Tag musste sehr anstrengend für den Kleinen gewesen sein. Sachte, um Ritsuka nicht aufzuwecken, begann er damit, ihn auszuziehen. In Boxershorts lag der Jüngere also da und schlief. Nach einer kurzen Zeit, in der Soubi nichts anderes getan hatte, als den Ohrenträger anzusehen, deckte er ihn zu und verließ langsam das Zimmer. *Was nur geschehen ist? Ob ihm das seine Mutter angetan hat? Ich werde ihn vorerst nicht alleine nach Hause lassen*, dachte der Mann, als er in der Küche stand. Er setzte Teewasser auf, ging aber danach erst einmal in sein Arbeitszimmer, um die Staffelei und die Farben zur Seite zu räumen. Bevor Ritsuka angerufen hatte, war er gerade dabei gewesen zu malen, doch nun konnte und wollte er sich nicht mehr auf darauf konzentrieren. Zurück in der Küche brühte Soubi den Tee auf stellte die Kanne auf einen Teewärmer. Nun hatte der Mann nichts mehr zu tun und so beschloss er, ein paar Skizzen zu zeichnen. Denn immer wieder spukten ihm die heutigen Bilder von Ritsuka durch den Kopf. Das eine, als er blutend und zitternd auf der Straße stand und auch das Bild, als er nur mit Boxershorts bekleidet im Bett lag. Erschrocken von seiner Traurigkeit begann der Blonde schließlich mit Bleistift und Radiergummi bewaffnet zu malen und vergaß dabei völlig die Zeit. Als es zu dämmern begann, war Soubi endlich einigermaßen zufrieden mit seinem Werk und legte Papier und Stift beiseite. Nun beschloss er, erst einmal nach Ritsuka zu sehen, der noch immer schlafend in dem Bett lag. Sachte legte der Blonde eine Hand auf die Stirn des Ohrenträgers, nur um zu bemerken, dass dieser kein Fieber hatte. Doch durch diese Berührung wachte der Kleinere auf und blinzelte verschlafen. „Soubi“, krächzte er leise. Sein Hals war sehr trocken und sein Arm schmerzte wieder sehr. „Warte, ich hole dir etwas zu trinken“, sagte der Angesprochene sofort. Als er zurückkam, reichte er Ritsuka das Glas und wartete, bis dieser getrunken hatte. „Hast du Schmerzen?“, fragte Soubi. „Ein wenig“, erwiderte der Ohrenträger nur. Es brachte ja nichts, wenn er jetzt jammerte. Davon würde sein Arm auch nicht schneller heilen. Doch Soubi betrachtete den Kleineren genau. Er sah das schmerzhaft verzogene Gesicht und dachte sich seinen Teil. *Klar hat er Schmerzen. Ich kenne ihn doch*, schoss es dem Blonden durch den Kopf. „Willst du noch eine Schmerztablette nehmen?“, fragte der Mann nur, um Ritsuka nicht bloßzustellen. Doch er bekam nur ein Kopfschütteln. „Später“, grummelte der Jüngere. „Hast du Hunger?“, erkundigte sich Soubi. Man konnte deutlich sehen, wie dünn der Ohrenträger doch war. Aber auch dieses Mal bekam er ein Kopfschütteln als Antwort. „Möchtest du Tee?“, setzte der Mann seine Befragung fort. „Ja.“ „Gut“, nickte der Blonde und begab sich wieder in die Küche, um einen Tee für seinen Schatz zu holen. Wieder im Schlafzimmer stellte er die Tasse jedoch erst mal auf dem Nachttisch ab, da diese noch ein wenig zu heiß war. Nachdenklich und vor allem forschend betrachtete er Ritsuka. Dieser jedoch wurde dadurch nur unruhig und fühlte sich gar nicht wohl. „Möchtest du mir erzählen, was passiert ist?“, fragte Soubi schließlich. „Nicht besonders viel“, erwiderte der Gefragte und nahm seine Tasse. So musste er wenigstens den Mann nicht ansehen und verschaffte sich ein wenig Zeit, indem er erstmal einen Schluck nahm. „Mutter war in den letzten Tagen sehr nett und liebevoll zu mir. Ich habe gehofft, dass es so bleiben würde, doch sie hatte wieder so einen Anfall und hat mich nicht erkannt. Sie wurde wütend und hat Teller, Tassen und Gläser nach mir geworfen. Als ich dann raus rennen wollte, um zu warten, bis sie sich wieder beruhigt hat, bin ich gestolpert und in die Scherben gefallen. Mutter hat das gar nicht registriert und ich bin einfach nur weggerannt. Was dann geschehen ist, weißt du ja. Ich habe dich sofort angerufen“, erzählte Rituka. Er wirkte nicht einmal traurig oder zumindest niedergeschlagen. Er hatte damit gerechnet. „Es war die Ruhe vor dem Sturm“, ergänzte er noch. Soubi war nicht erstaunt darüber. Er kannte den Jungen und seine Familie gut genug, um davon zu wissen. Er hatte nur befürchtet, dass seine Mutter ihn absichtlich verletzt hatte. Doch so war es fast ein Unfall gewesen. „Ich werde dich zumindest in den nächsten paar Tagen nicht alleine dort hingehen lassen. Nicht, solange du noch verletzt bist. In der Zeit bleibst du hier“, bestimmte der Mann. „Nein! Das geht nicht. Was ist mit der Schule? Ich kann doch nicht einfach von zu Hause wegbleiben. Das merkt doch jemand!“, erwiderte Ritsuka jedoch. „Klar geht das! Es ist sowieso Wochenende. Außerdem werden wir morgen zu dir gehen, ein paar Sachen holen und deiner Mutter Bescheid sagen, dass du bei Yayoi bleibst“, sagte Soubi. Doch dem Ohrenträger gefiel das ganze gar nicht. Er würde nur in der Wohnung sitzen und den Mann beim Lernen stören. Dies benutzte er auch als Argument. „Nein, du störst doch nicht. Du wirst wahrscheinlich die nächste Zeit eh nur im Bett bleiben oder auf dem Sofa liegen und fernsehen. Da störst du mich bestimmt nicht“, erwiderte der Blonde. Er wollte, dass sein Liebling bei ihm blieb. Er hatte, wenn er ehrlich war, schon genug für die Prüfung gelernt. Ihm machte es überhaupt nichts aus, dass Ritsuka nun bei ihm wohnen sollte. „Und was ist, wenn ich nicht will?“, erkundigte sich der Junge. „Pech gehabt“, grinste Soubi plötzlich. „Was?“ „Du kannst doch sowieso nichts machen! Du würdest dort wie hier nur rum liegen! Außerdem ist deine Mutter doch fast den ganzen Tag nicht zu Hause. Wer sollte sich um dich kümmern?“, erwiderte der Mann. „Aber wenn du dich um mich kümmern musst, dann störe ich dich doch bestimmt beim Lernen“, wiederholte Ritsuka. ****** Nach etwa einer weiteren Viertelstunde Diskussion war die Teetasse leer und der Junge erschöpft. Er hatte keine Lust mehr, Soubi zu widersprechen und sagte schließlich wütend: „Na gut! Dann bleib ich eben hier. Aber wenn du die Prüfung nicht bestehst, dann ist das nicht meine Schuld!“ „Ganz genau! Dann ist das nämlich meine“, erwiderte der Angesprochene und lächelte wieder leicht. Er hatte es geschafft, den Jungen zu überreden und sah jetzt, wie müde Ritsuka geworden war. „Es ist besser, du schläfst noch ein wenig. Ich koche jetzt erst einmal etwas und wenn du dann wieder wach bist, können wir gemeinsam essen. Einverstanden?“, erklärte der Blonde. „Ja“, meinte der Jüngere und nickte verschlafen. Kaum dass sein Kopf das Kissen berührt hatte, war er auch schon eingeschlafen. Wieder leicht lächelnd verließ Soubi das Zimmer. Er hatte sich erfolgreich durchgesetzt und war sehr froh darüber. Nicht auszudenken, was Ritukas Mutter mit ihm gemacht hätte… In der Küche angekommen überlegte der Mann erst einmal, was er überhaupt kochen sollte. Schließlich wollte er seinen Liebling ausschlafen lassen, also musste es etwas sein, das man schnell wieder erwärmen konnte. Außerdem etwas, das stärkte, da die Heilung viel Energie kosten würde. Doch schließlich fiel es Soubi ein. Er machte einfach Suppe. So begann er also mit den Vorbereitungen. Dabei ließ er sich jedoch sehr viel Zeit, immerhin eilte es ja nicht. Während also die Suppe vor sich hin kochte, holte der Blonde eines seiner Bücher hervor und begann damit, noch ein wenig zu lernen. Man konnte ja nie gut genug vorbereitet sein. Wieder vergingen drei Stunden. In diesen hatte Soubi die Suppe fertig gemacht und sie dann auf dem ausgeschalteten Herd stehen gelassen. Langsam aber sicher hatte auch er Hunger und so beschoss er, im Schlafzimmer nach dem Rechten zu sehen. Aber Ritsuka schlief noch. Der Mann fand das Bild, dass sich ihm bot jedoch so schön, dass er es für angebracht hielt, es zu Papier zu bringen. Er eilte schnell zurück in die Küche, wo er Block und Bleistift liegen gelassen hatte. Wieder im Schlafzimmer angekommen, setzte er sich in den Sessel, der am Fenster stand. Zu einem kleinen Ball zusammengerollt lag Ritsuka in dem großen Bett und wirkte etwas verloren. Seine Haare verdeckten halb das Gesicht, aber die sichtbare Hälfte war entspannt. Soubi fing an zu zeichnen und hörte erst damit auf, als das Bündel im Bett anfing, sich zu regen. Schnell legte er also alles weg und setzte sich auf die Bettkante. Kapitel 15: Viel Schlaf und kleine Streitereien ----------------------------------------------- Da es mir momentan nicht wirklich leicht fällt zu schreiben und ich auch nicht viel Zeit dazu habe, bitte ich euch einfach das zu ignorieren. Das Kap ist zwar recht kurz geworden, dafür verspreche ich aber, inerhalb dieser Woche noch das 16. rein zu stellen. ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ „Na, endlich wach?“, lächelte der Mann leise, als Ritsuka seine Augen öffnete. Er wirkte sehr verschlafen und war anscheinend noch nicht wirklich auf dem neuesten Stand der dinge. „Mh…“ grummelte er nur und wischte sich mit der linken Hand über die Augen. Seinen rechten Arm wollte er scheinbar nicht bewegen. Dies jedoch machte Soubi stutzig. Besorgt musterte er den Jüngeren. „Tut es sehr weh?“ „Es geht“, erwiderte der Ohrenträger. Doch dies war eine weitere Lüge. Es brannte höllisch, doch diese Tatsache wollte er dem Mann nicht auf die Nase binden. „Lügner“, sagte Soubi nur. Er hatte erkannt, dass dies kaum er Wahrheit entsprechen konnte, da der Schmerz sogar in den Augen des Jungen stand. „Und? Dann tut es eben weh! Dass du es weißt, lässt den Schmerz ja auch nicht plötzlich verschwinden!“, schrie Ritsuka schon fast. Die Schmerzen ließen ihn streitlustig werden. Soubi war darüber sehr erstaunt. Gerade jetzt hatte nicht mir so einer Reaktion gerechnet. Aber verstehen konnte er es schon irgendwie. Immerhin hatte er recht lange keinen, der sich um ihn kümmern konnte, so dass er sich wohl oder übel um sich selbst kümmern musste. Aber trotzdem machte es den Mann traurig zu sehen, dass der Ohrenträger fast noch jede Hilfe ablehnte. „Ist ja schon gut“, grummelte der Blonde deswegen nur und verschwand gleicht wieder in der Küche um ein glas Wasser und Schmerzmittel zu hohlen. So konnte man sich auf keinen Fall mit Ritsuka unterhalten, geschweige den zu Abend Essen. Dies bemerkend nahm der Junge dankbar das Wasser und die Tabletten an. Was gerade eben los gewesen war, verstand er noch nicht so genau. Ihm war es ein wenig Peinlich. Nun war Soubi so lieb zu ihm und was tat er? Er schrie ihn an… Das war ja sehr nett… „Tut mir leid“, entschuldigte sich der Ohrenträger sogleich und sah dann mit leichtem erstaunen, dass der Blonde nur abwinkte. *Warum?* Doch keiner von beiden wollte groß darauf eingehen. Während sich die beiden nur stumm anstarrten wurde Soubi bewusst, dass er unbedingt die Suppe aufwärmen sollte. Denn er hatte doch geplant, mit Ritsuka gemeinsam zu Essen. „Sag mal, hast du Hunger?“, fragte er auch sogleicht und erhielt ein leichtes Nicken. Denn in diesem Moment war dem Ohrenträger aufgefallen, wie Hungrig er war. Der Heilprozess seiner Wunden rang ihm schon jetzt mehr Kraft ab, als er eigentlich haben dürfte. „Dann gehe ich jetzt die Suppe aufwärmen. Es dauert sowieso noch ein wenig, bis die Tabletten wirken“, erklärte Soubi und verschwand ein weiters mal. Ritsuka blieb alleine zurück. Bewegungslos starrte er an die Wand. *Was ist nun wieder mit mir los? Eigentlich sollte ich doch dankbar sein. Aber das bin ich nicht… Und je mehr ich mich gegen ihn wehre, desto lieber ist er. Ich verstehe das ganze nicht. Vielleicht ist das, weil ich Verletzt bin? Ich werde jetzt ja eh erst einmal eine Weile bei ihm bleiben so wie es aussieht*, dachte der Ohrenträger. Als Soubi wieder in das Schlafzimmer kam, fand er Ritsuka so, wie er ihn zurück gelassen hatte. Da der Mann ihn nicht stören wollte, beschoss er ihn zu beobachten. Das Essen würde noch ein bisschen brauchen und so hatte er Zeit. Doch der Junge hatte bemerkt, dass er nicht mehr alleine war, doch ließ er sich das nicht anmerken. *Warum auch?* Jeder der beiden beobachtete die Reaktion des Anderen. Es dauerte wieder eine Weile, bis Soubi dieses Spiel aufgab und lieber nach der Suppe schaute. Immerhin wollte er nicht, dass die Nudeln zu weich wurden. Erst als der Ältere das Zimmer verlassen hatte, regte sich Ritsuka wieder. Ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht. *Er macht das gerne und denkt, ich bemerkte es nicht…* Die Suppe war unterdessen Warm und so bereitete der Mann alles vor. Zuerst suchte er nach einem Tablett oder einem großen Brettchen, da Ritsuka im Bett aß. Er selbst würde seine Suppenschüssel auf den Nachttisch stellen, doch da dieser zu klein für zwei Schüsseln war, musste er sich halt etwas anderes einfallen lassen. Nach einer Weile fand der Blonde jedoch, was er gesucht hatte. *Ich wusste doch, dass es hier irgendwo war*, dachte er triumphierend während er das kleine Plastiktischchen betrachtete. Seine Mutter hatte es ihm geschenkt, als er mal so Krank gewesen war, dass er sogar im Bett essen musste. Zuerst brachte er das Gefundene ins Schlafzimmer und stellte es so vor Ritsuka hin, dass er dann ohne große Schwierigkeiten die Suppenschüssel darauf abstellen könnte. Danach ging er zurück in die Küche, wo die Suppe mittlerweile heiß genug zum Essen war. Soubi füllte zwei Schüsseln voll und trug beide in das Zimmer, in dem sein Liebling im Bett saß. Nachdem der Mann die Suppen abgestellt hatte, Ritsukas auf das Tischchen und seine auf den Nachtischrank. „Iss vorsichtig. Die Suppe ist sehr heiß“, warnte der Blonde vor. Da Ritsuka Rechtshänder war, gestaltete sich das ganze zuerst recht schwierig, doch nach kurzer Zeit und einem beherzten zugreifen von Soubi als die Schüssel umfallen wollte, lernte der Junge mit der linken Hand zu essen. Das Essen verlief zumeist stumm. Keiner der Beiden wusste so recht, was sie sagen sollten. Dem Ohrenträger war es noch ein wenig Peinlich, wie undankbar er sich in letzter Zeit verhielt und Soubi wollte nicht daran erinnern. Aber schließlich ging auch dies vorbei. „Wie geht es dir jetzt? Schmerzen hast du keine mehr?“, brach Soubi schließlich das Schweigen. *Aber müde sieht er aus*, dachte der Mann besorgt. *Hat das Essen ihn so angestrengt? So schwach war er doch vorher nie. Aber vielleicht ist das wegen den Verletzungen. So viele Wunden hatte er noch nie auf einmal. Schließlich habe ich ihn so noch nicht erlebt* „ Nein, mein Arm tut mir nicht mehr weh, aber ich bin sehr müde“, antwortete Rituka leise. Er wusste auch nicht, warum er so schnell müde wurde. * Ich habe doch gerade erst geschlafen… Was ist nur los?*, fragte auch er sich im stillen. „Gut, dann solltest du wieder schlafen. Das soll doch bekanntlich die beste Medizin sein“, riss der Blonde den Jungen aus seinen Gedanken. „Gut“, nuschelte der Ohrenträger nur. Soubi stellte das Tischchen vom Bett auf den Boden, aber so dass niemand darüber stolpern würde. Dann legte sich Rituka wieder hin. Der Blonde wollte den Jüngeren nicht stören und schnappte sich nur die beiden Suppenschüsseln und verschwand in der Küche. Dort spülte er diese ab. Nun da Ritsuka wieder schlief und es langsam doch spät geworden war, fragte der Mann sich, wo er eigentlich schlafen sollte. Im Bett währe es wohl nicht gut, da er keine Ahnung hatte, wie der Jüngere darauf reagieren würde. Also beschloss er auf dem Sofa zu schlafen. Schnell waren also Decke und Kissen geholt und Soubi ging noch mal leise in das Schlafzimmer um nach dem Ohrenträger zu sehen. Dieser schlief jedoch ruhig und so legte sich der Blonde ebenfalls schlafen. Doch bevor er das Zimemr verließ beugte er sich noch einmal zu seinem Liebling runter Küsste ihn sanft auf die Stirn und hauchte leise:" Gute Nacht mein Kleiner. Ich liebe dich." Kapitel 16: Das erste Mal ------------------------- Langsam wachte Soubi auf. Die Sonne schien unangenehm hell in seine Augen und irgendwas war gar nicht so wie es sein sollte. Erst nach ein paar Augenblicken erinnerte er sich wieder an den gestrigen Tag und somit auch daran, warum er eigentlich auf dem Sofa geschlafen hatte. Leise ging der Blonde ins Schlafzimmer um nach Ritsuka zu sehen. Doch dieser schlief noch tief und fest. Erst dann sah der Mann auf die Uhr. Diese zeigte 10.37 Uhr an. *Was?! Ich habe so lange geschlafen?*, wunderte er sich. Doch plötzlich knurrte sein Magen und er musste leicht grinsen. Gestern hatte er ja nicht wirklich viel gegessen… Also ging er in die Küche um etwas zu Frühstücken. Ritsuka ließ er schlafen. *Es wird schon seinen Grund haben, warum es immer heißt, dass schlaf die beste Medizin ist* Nach dem Frühstück wusste Soubi jedoch erst einmal nicht, was er machen sollte. Den Ohrenträger wollte er nicht wecken. *Ich sollte Einkaufen gehen… Aber wenn er aufwacht?* Er schüttelte den Kopf. *Ich schreibe ihm einfach eine Nachricht* Und dass tat er dann auch. Den Zettel legte er auf den Nachttisch, so das Ritsuka ihn sehen musste. Leise verließ der Mann die Wohnung, mit dem Vorsatz, so schell wie möglich wieder zurück zu kommen. Aber trotzdem dauerte es fast eine Stunde bis er wieder die Wohnung betrat. In dem Geschäft wo er war, hatte er lange warten müssen, weil so viele Leute anstanden und nur eine einzige Kasse auf war. Darüber hatte sich der Blonde schon aufgeregt. Aber immerhin war er nun wieder da. Kaum das er die Taschen an der Tür abgestellt hatte, sah er nach Ritsuka welcher noch immer schlief. Dabei ging es nun wirklich auf Mittag zu. *Er wird es brauchen*, dachte Soubi, doch da er sich sorgte legte er seine Hand auf die Stirn des Jüngeren um zu sehen, ob dieser Fieber hätte, doch dessen Temperatur schien normal zu sein. Einigermaßen beruhigt ging der Blonde zurück um die Taschen zu hohlen und aus zu packen. Doch dies dauerte auch nicht sonderlich lange. Schließlich beschloss der Mann ein wenig Fernsehen zu kucken. Dabei beachtete er jedoch kaum das Programm, sondern dachte über seinen Liebling nach. *Ob er so viel schlaf braucht, weil er so schneller Gesund wird? So wie bei mir? Immerhin sind wir jetzt schon vier Jahre Kämpfer und Sacrivice. Zwar tragen wir noch immer nicht denselben Namen, aber was heißt das schon?* Soubi war das Rätseln zu viel. Es nervte ihn, nichts Genaueres zu wissen, aber nun hieß es halt erst einmal abwarten. Wenn der Junge aufwachte würde er es wissen. Als der Mann so nachdachte zogen wieder diese Bilder von Ritsuka durch seinen Kopf. Er hatte ihn doch irgendwann einmal malen wollen, war aber bisher noch nie dazu gekommen. *Vielleicht jetzt?* Der Blonde entschied, dass es der rechte Zeitpunkt dafür war. Zu Hilfe nahm er seine Skizzen, die er gestern noch gemacht hatte. Von neuer Kreativität gepackt ging er in sein Arbeitszimmer und stellte die Staffelei auf. Er legte noch die Pinsel und Farben zu recht und machte dann leise Musik an. Während Soubi malte hörte man nur die Musik und die Geräusche, die beim Malen entstanden. Als er einigermaßen mit seinem Werk zufrieden war legte er den Pinsel weg und starrte lange auf das Bild vor ihm. Es zeigte Ritsuka, wie er auf dem Bett lag. Er schien zu schlafen. Das Haar war dem Ohrenträger ins Gesicht gefallen, so dass man nur noch einen kleinen Teil davon sehen konnte. Er wirkte klein auf dem großen Bett. Um das Bett herum war es dunkel. Irgendwie hatte das Bild etwas anrührendes an sich, dass Soubi jedoch nicht benennen konnte und es auch gar nicht wollte. Er hoffte jedoch dass es dem Jüngeren gefallen würde. Mit einem blick auf die Uhr erfuhr der Mann, dass mittlerweile drei Stunden vergangen waren. *So lange habe ich gebraucht?* Schnell sah er nach dem Porträtierten, der noch immer Schlief. Soubi machte sich nun keine Sorgen mehr. Er wusste schon fast, dass es so war, wie er vermutete. *Wieso auch nicht? Wir sind schon so lange befreundet und auch oft zusammen, da ist es doch möglich* Das Mittagessen hatte der Blonde absichtlich ausgelassen. Er hatte keinen Hunger und er würde wohl erst wieder etwas zu Abend essen. *Ob er heute überhaupt noch aufwacht?* ****** Ritsuka wachte am Samstag nicht mehr auf. Er schlief den ganzen Tag durch. Soubi hatte den restlichen Tag noch ein wenig gelernt. *Zu gut vorbereitet kann man nicht sein.* ****** Sonntag***** Der Blonde war früh schlafen gegangen. Dementsprechend früh stand er auch auf. Als er zum ersten Mal an diesem Tag nach der Ohrenträger sah, war dieser Wach. „Guten Morgen Dornröschen“, lächelte Soubi glücklich. „Dornröschen?“, fragte der Angesprochene. Er wirkte wach und ausgeschlafen. Nichts deutete darauf hin, dass es ihm schlecht gehen könnte. „Ein Deutsches Kindermärchen. Dornröschen schläft wegen einem Fluch hundert Jahre und wird von einem Prinzen wach geküsst“, erklärte der Mann. „Achso“, nuschelte der Jüngere nur. „Wie geht es dir? Tut dir dein Arm weh?“, fragte der Blonde. „Nein, irgendwie gar nicht. Aber der Verband juckt“, erwiderte der Ohrenträger. „Ich schau mal nach“ Mit diesen Worten trat Soubi an Ritsuka heran und begann damit den Verband zu lösen. Als dieser vollständig entfernt war, starrten beide auf die freigelegte Haut. Die Schnittwunden, die gestern noch so stark geblutet hatte, waren fast verheilt. „Was?!“, quietschte der Ohrenträger. „Dadurch, dass du so viel geschlafen hast, ist die Wunde schneller verheilt. Du weißt doch noch, als ich so stark verletzt war und wie schnell es mir wieder gut ging? Ich habe meine Fähigkeit auf dich übertragen scheint es“, erklärte der Ältere. Er musste lächeln, da der Andere so ein ungläubiges Gesicht machte. Bei näherer Betrachtung der Wunden stellte Soubi fest, dass diese unter normalen umständen jetzt etwa zwei Wochen alt sein müssten. Es hatte sich Grind gebildet und Ritsuka brauchte keinen Verband mehr. Sanft strich der Mann über die Haut am Arm. Ohne es zu bemerkten wanderte seine Hand hoch zu der Schulter des Ohrenträgers. Der Blonde war in Gedanken versunken. Es würde einiges einfacher, aber auch vieles schwieriger machen, wurde ihm bewusst. Doch Plötzlich merkte er, wie der Jüngere unter seiner Hand erschauderte und so ließ Soubi diese zu dem Nacken des Anderen wandern. Zärtlich legte er seine Lippen auf die von Ritsuka. Dieser erwiderte nach kurzem Zögern. „Soubi…“, murmelte er nachdem der Kuss beendet war. Der Angesprochene legte den Kopf schief und grinste. Der Kleinere war rot geworden und blickte leicht verwirrt. Wieder beugte er sich runter. Dieses mal jedoch nicht, um ihn auf die Lippen zu Küssen. Er Küsste die Schulter des Ohrenträgers und arbeitete sich am Hals entlang. Am Ohr angekommen hauchte er sanft hinein und freute sich darüber, dass Ritsuka erneut erschauderte. „Gefällt dir das?“, grinste der Ältere. Er bekam ein schüchternes Nicken als Antwort. Wieder küsste sich Soubi zur Schulter und begann sachte über die Seiten des Anderen zu streicheln. Eine Gänsehaut bildete sich auf dem Körper des Ohrenträgers. Er genoss die Zärtlichkeiten und dachte nicht einmal daran, sich zu verweigern, obwohl der Blonde jeder Zeit damit rechnete. „Tut es dir weh, wenn ich über den Grind streichle?“, fragte dieser. „Nein“, kam die geflüsterte Antwort. *Wie süß der Kleine doch ist*, schoss es dem Mann durch den Kopf. Vorsichtig strich er über den rechten Arm des Anderen und spürte ein leichtes Zittern. Besorgt sah er ihn an. „Ist dir kalt?“, erkundigte er sich. „Ein wenig“, grummelte der Gefragte und kuschelte sich näher an Soubi. Dieser legte den Ohrenträger sanft aufs Bett und beugte sich über ihn um ihn zu Küssen. Während er das tat wanderte seine Hand langsam zu Ritsukas Bauch und blieb dort liegen. Der Junge erschrak ein wenig aber er ließ sich von den Küssen ablenken, die er immer erwiderte. Vorsichtig begann der Ältere seine Hand auf der weichen Haut zu bewegen. Er hatte gespürt, wie der Kleinere leicht zusammen gezuckt war. Doch nun schien er es sich gefallen zu lassen. Wieder Küsste sich Soubi zum Hals des Ohrenträgers und von dort aus Richtung Ohr. „Soubi…“, schnurrte dieser daraufhin leise. Die Hand des Angesprochenen glitt derweil immer weiter nach oben und als er die Brustwarze des Jüngeren berührte keuchte dieser leicht auf. Zwischen zwei Küssen löste der Mann sich kurz um den Kleinen anzusehen. Seine Wangen waren gerötet, sein Atem ging schneller und es zeichnete sich eine Beule in seiner Hose ab. Er musste grinsen. *Nun ist der richtige Zeitpunkt gekommen*, war sein Gedanke als er sich wieder runter beugte. Zuerst gab er ihm einen Kuss auf den Mund, begann jedoch dann über die Wange zum Hals zu wandern und sich immer tiefer zu Küssen und während er mit der linken Hand die linke Brustwarze massierte leckte er mit der Zunge über die rechte. Ritsuka keuchte wieder leicht auf. Seine Hose war ihm mittlerweile zu eng geworden. Das war ihm zwar ein wenig Peinlich, aber durch Soubis Liebkosungen wurde er schnell wieder davon abgelenkt. Der Junge drängte sich enger an den Mann und zeigte ihm so, wie es um ihn stand. Dieser lächelte in den Kuss hinein. „Soll ich dich berühren?“, fragte er leise am Ohr des Kleineren. Dieser sah ihn nur mit großen Augen an und wurde noch röter. Er wusste was mit der Frage gemeint war. „Ja“, hauchte er. Darauf hin ließ der Mann seine Hand wieder tiefer gleiten, bis sie den Hosenbund erreicht hatte. Sachte streichelte er die Haut direkt darüber. Dann jedoch nahm er seine Hand weg und Ritsuka spürte sie auf der Innenseite seines Oberschenkels nicht weit über dem Knie. Der Stoff trennte sie zwar, aber dennoch spürte er diese Berührung in einer Intensität die er nie erwartet hätte. Nur langsam ließ der Blonde seine Hand höher wandern. Doch je höher desto schneller ging der Atem des Ohrenträgers. Dieser wand sich mittlerweile unter den leichten Berührungen und Küssen. Diese Tatsache ließ Soubi wieder schmunzeln. Er löste sich ein weiteres Mal von dem Kleineren um seine Reaktion besser sehen zu können, als er seine Hand auf die Beule in der Hose legte. Die besagte Reaktion bestand aus einem Stöhnen und der Ältere war froh, dass der Ohrenträger keine Angst zu haben schien. Sachte drückte er ein wenig dagegen und begann dann seine Finger zu bewegen. „Soubi…“, keuchte Ritsuka nun leise. Ihm war heiß und diese neuen Gefühle ließen ihn alles andere vergessen. Er wollte den Anderen einfach nur spüren. Der Blonde küsste den Kleineren verlangend und bewegte seine Hand wieder hoch zum Hosenbund. Ein weiteres Mal strich er sanft über die Haut direkt darüber, bevor er damit begann den Stoff sachte nach unten zu schieben. Dabei beobachtete er jedoch das Verhalten von seinem Liebling, da er ihm auf keinen Fall Angst machen oder wehtun wollte. Schließlich lag der Ohrenträger nur noch in Boxershorts bekleidet vor ihm. Soubi dagegen hatte noch all seine Kleider an. „Das ist unfair“, grummelte Ritsuka deshalb leise. Sofort begann er an den Kleidern des Mannes zu zerren. „Nun mal langsam“, lachte dieser daraufhin und stand auf um sich aus zu ziehen. Schließlich hatte auch er nur noch Boxershorts an und stand eine weile einfach nur da um von dem Jüngeren angestarrt zu werden. Dessen Blick lag vor allem auf der Delle die sich nun gut unter der weißen Short abzeichnete. Doch nach kurzer Zeit schon legte sich der Blonde wieder zu dem Ohrenträger und begann von neuem ihn zu Küssen. Als sich Ritsuka näher an den Mann drängte spürte er die warme Haut von Soubi und stöhnte wieder leise. Dessen rechte Hand lag auf der Wange des Anderen und seine linke wanderte gerade Richtung Bauchnabel. Immer weiter runter glitt die Hand und der Ältere begann von neuem den Oberschenkel des Kleineren zu streicheln. Doch dieser wollte schon längst mehr als nur gestreichelt werden. Nur, wie sollte er es sagen? Immerhin hatte sich sein klares Denken schon verabschiedet als Soubi ihn in den Schritt gegriffen hatte. Doch auch die rechte Hand blieb nicht vollkommen untätig sondern wanderte nun ebenfalls ein kleines Stück nach unten und begann nun erneut die Brustwarzen des Ohrenträgers zu massieren. „Soubi… Ich… Kannst du… Mehr…“, keuchte Ritsuka wieder. Er wollte die Hand des Anderen an seiner empfindlichsten Stelle spüren und zwar sofort, doch der Blonde schien es nicht gar so schnell machen zu wollen. Aber er grinste. Auch er war mittlerweile mehr als bereit, nur war es nun mal so, dass er dem Kleineren keine Schmerzen zufügen wollte. Auserdem war er der Meinung, dass das Vorspiel auch sehr schön sein konnte. Doch schließlich kam er der Bitte seines Schatzes nach und legte seine Hand auf die Delle. Sofort stöhnte der Ohrenträger wieder auf. Ihm gefiel es sehr, was der Ältere mit ihm anstellte. Er suchte den Mund des Blonden und küsste ihn verlangend und drängte sich noch enger an ihn. Er erschauderte leicht, als Soubi seine Hand dann unter die Boxershorts gleiten ließ und diese vollständig entfernte. Nun war Ritsuka nackt und wurde von unten bis oben betrachtet. Er wurde rot und drehte den Kopf leicht weg. Es war ihm sehr peinlich, doch als er die Hand des Anderen an seinem Penis spürte verging das Gefühl wieder und der Junge konnte an gar nichts mehr denken. Soubi, dem der Anblick des Kleineren sehr erregt hatte, begann sanft den Ohrenträger zu streicheln. Als dann seine Hand um die Härte des Jungens schloss stöhnte dieser wieder auf. Rutsukas Hände waren jedoch auch nicht ganz untätig. Er begann nun ebenfalls die Shorts des Mannes nach unten zu ziehen und nun waren beide nackt. Der Blonde legte sich auf den Kleineren um ihn besser spüren zu können. Er merkte dass er selbst es nicht mehr lange aus halten konnte und der Ohrenträger müsste auch bald so weit sein. Nach einem besonders langen und wilden Kuss fragte er leise: „ Möchtest du es wirklich?“ Er war wieder von dem Anderen runter gerutscht und legte nun eine Hand an seinen Hintern. Er berührte nur ganz sanft den Eingang von Ritsuka und spürte wie dieser erschauderte. „Ja“, hauchte der Gefragte leise. Er war schon viel zu weit um jetzt noch einen Zückzieher zu machen. Mal abgesehen davon, dass er das auch gar nicht wollen würde. Durch dieses Wort bestärkt griff Soubi in die Schublade seines Nachtischschrankes und holte eine Tube Gleitmittel heraus. Dies verteilte er auf seinen Fingern und bestrich auch den Eingang des Jungen damit. Erst dann legte er die Tube wieder weg. Während der Mann also wieder den Finger an die Stelle legte, sah er in Ritsukas Augen. Ein Kuss wurde geteilt. „Keine Angst. Entspann dich“, sagte der Blonde noch, bevor er einen Finger in ihn gleiten ließ. Der Schwarzhaarige zuckte zusammen und verkrampfte sich leicht wegen dem ungewohnten Gefühl doch fast augenblicklich entspannte er sich wieder. Als Soubi das spürte begann er damit seinen Finger zu bewegen. Dabei achtete er immer noch auf die Reaktion des Anderen. Doch diesem schien das sehr zu gefallen und stöhnte leise. Nach einer weile ließ der Mann einen zweiten Finger in den Jungen gleiten und nach einer kurzen Pause begann er damit den Kleineren zu weiten. Dabei trafen seine Finger auf den Punkt, denn Ritsuka nur Sterne sehen ließ. Etwas lauter stöhnte er auf und drängte sich nun mit dem Hintern an die Hand des Blonden. Dieser konnte sich kaum noch zurück halten und befand, dass es genug sei mit dem weiten und postierte sich zwischen den Beinen des Jüngeren, der diese sofort spreizte. Dieser Einladung konnte Soubi nicht widerstehen und drängte seinen harten Penis gegen den Eingang des Schwarzhaarigen. Er nahm seine Finger weg und glitt langsam in die Enge des Anderen. Ritsuka erschrak und verkrampfte sich. Es war unangenehm, jedoch nur am Anfang, denn er gewöhnte sich langsam daran. Als wieder alles gut war bewegte er sich ein wenig näher zu Soubi der sofort verstand, dass es nun in Ordnung war, weiter zu machen. Weiterhin langsam drang er tiefer ein. Immer darauf bedacht seinem Schatz nicht weh zu tun. Als er vollständig in dem Jüngeren drin war blieb er erst einmal so. Der Blonde Küsste den Kleineren und hauchte ihm ins Ohr: „Geht’s?“ Der Gefragte nickte nur. Es war zwar nicht mehr unangenehm aber immer noch gewöhnungsbedürftig, doch langsam fand er gefallen daran. Indem er sich wieder ein kleines Stückchen an den Älteren presste signalisierte er, dass der Andere nun weiter machen könnte. Soubi begann sich langsam in dem Schwarzhaarigen zu bewegen und hörte dessen leises stöhnen. Er umfasste wieder den Penis des Kleineren und begann ihn zu massieren. Immer schneller wurde der Rhythmus der Bewegungen. Ritsuka bekam als erstes seinen Orgasmus und ergoss sich in die Hand des Blonden. Durch das Zusammenzeihen der Muskeln wurde der Jüngere noch enger und auch der Mann ergoss sich. Mit einem keuchen sackte er auf dem Schwarzhaarigen zusammen. Doch er blieb nicht lange so liegen. Denn obwohl beide noch schnell Atmeten hatte er die Befürchtung zu schwer für seinen Liebling zu sein und legte sich einfach neben ihn. Doch das war zu weit für Ritsuka, der sich sofort an den Mann kuschelte. Soubi musste lächeln. *Wie süß*. Er legte seine Arme um den Kleineren. Der Blonde war sehr müde, aber erst als er merkte, dass der Jüngere schon schlief, erlaubte er es sich ebenfalls zu schlafen. Kapitel 17: Ohne Ohren ---------------------- Montagmorgen: Ritsuka kam zu spät. Er hatte die Zeit falsch eingeschätzt, denn von Soubis Wohnung zur Schule brauchte er länger als von zu Hause und so hetzte der Junge den Weg entlang. Keine Schüler waren mehr zu sehen, als er endlich an der Schule ankam. Mit einem Blick auf seine Uhr stellte er fest, dass er ganze zehn Minuten zu spät war. Als er das Klassenzimmer betrat wurde plötzlich alles still. Alle schienen ihn anzustarren. Eigentlich war es normal, dass man jemanden genauer betrachtete, der seine Ohren verloren hatte und auch über ihn tratscht, aber Ritsuka war das irgendwie unangenehm. Mit einer leise gemurmelten Entschuldigung setzte er sich auf seinen Platz neben Yuiko die ihn ebenfalls ansah. „Später“, flüsterte er ihr zu und versuchte sich ab da auf den Unterricht zu Konzentrieren. Es gelang ihm nur schlecht, da jeder über ihn zu reden schien. *Mist aber auch! Obwohl ich damit hätte rechnen müssen…*, schoss es ihm durch den Kopf. Dementsprechend langsam verging auch die Zeit. Doch endlich hatte der Schwarzhaarige es überstanden und als die Schulglocke klingelte war er der erste, der das Klassenzimmer und das Schulhaus verließ. Am Tor wartete er auf Yuiko und Yayoi. Beide hatten sich schrecklich beeilt um mit ihm mitzuhalten, hatten es aber dann doch nicht geschafft. Als sie nun auf ihren Freund zu kamen grinste das Mädchen. „Sagst du mir jetzt wer es war?“, fragte sie. Sie hatte schon länger spekuliert und war zu dem Endschluss gekommen, dass es kein Mädchen aus dieser Schule war, denn das wäre allen sofort aufgefallen. Durch diese Tatsache war ihre Neugier weiter gestiegen. „Nicht hier. Können wir spazieren gehen? Oder zu dir Yuiko?“, sagte Ritsuka leise. Ihm war die Sache zwar nur bedingt peinlich, aber er machte sich Sorgen, wie die Beiden darauf reagieren würden. „Gut. Gehen wir zu mir. Meine Eltern sind heute nicht da und so können wir uns ein wenig unterhalten“, lächelte das Mädchen wieder. Was sie so schön als „unterhalten“ bezeichnet hatte, würde wahrscheinlich in einem Verhör enden. Doch das war dem Schwarzhaarigen klar. Kein Geheimnis war vor ihr sicher. Dafür jedoch, war sie sehr verschwiegen und erzählte nichts weiter. ****** Bei Yuiko zu Hause angekommen setzten sich die Drei auf das Sofa. Das Mädchen wuselte jedoch gleich wieder in die Küche um Getränke zu holen. Als sie wieder da war fragte sie ein weiteres Mal nach und schließlich begann Ritsuka zu erzählen. „Yuiko, du weißt doch, dass Soubi und ich viel Zeit miteinander verbringen…“, fing er an und in dem Mädchen keimte ein Verdacht. „Als er mir vor einer Woche sagte, dass ich langsam alt genug bin, um meine Ohren zu verlieren sagte er mir, dass er das gerne machen würde…“, erklang die Stimme des Schwarzhaarigen. Er starrte schon wieder auf den Teppich und hatte Angst hoch zu sehen. Wieder erinnerte er sich an den Alptraum den er gehabt hatte und wurde bei jedem Wort leiser. „Du und Soubi?“, vergewisserte sich Yayoi. Er starrte seinen langjährigen Rivalen an und erkannte, dass dieser ihm nie hätte gefährlich werden können. Der Schwarzhaarige nickte wieder nur. Zwar hatte sich der Andere nicht angeekelt angehört, aber Angst hatte er immer noch. Zudem hatte sich Yuiko dazu noch gar nicht geäußert. „Ich habe es vermutet, aber nie gedacht…“, sagte diese jetzt. Ihre Stimme war leise und leicht traurig. Die ganze Zeit hatte sie nichts bemerkt. „Du bist glücklich oder?“ Ritsuka der jeden Moment mit einem Donnerwetter rechnete war erstaunt. „Ja. Ich bin sehr glücklich. Zuerst wusste ich nicht genau, was ich fühlte, aber nun ist es mir klar…“, erklärte der Junge und wagte es auf zu blicken und was er sah, erstaunte ihn sehr, denn weder Yuiko noch Yayoi wirkten so als ob sie etwas dagegen hätten. Doch konnte der Schwarzhaarige nicht umhin zu bemerken, dass das Mädchen traurig wirkte und der Junge neben ihr leicht betröppelt drein sah. „Ihr… ihr findet es nicht schlimm?“, vergewisserte er sich leise. Irgendwie hatte er noch gar nicht ganz realisiert, dass die Beiden nicht abwehrend reagierten. „Nein. Warum auch? Du bist unser Freund. Und Soubi auch“, antwortete Yuiko. Den Mann hatte sie schon lange ins Herz geschlossen. Nun nickte auch der andere Junge zur Bestätigung. ****** Die drei Freunde redeten noch eine Weile bis Ritsuka auffiel, dass es nun langsam Zeit sei um zu gehen. Seinen Freunden hatte er erzählt, dass er bei Soubi wohnte, jedoch nicht warum. Dies würden sie vielleicht nie erfahren, aber es tat gut zu wissen, dass sie immer noch Freunde waren. ****** Bei Soubi angekommen wartete dieser schon auf ihn. Heute war zwar die Erste der Prüfungen gewesen, aber diese war schon am Mittag vorbei gewesen. Gestern, nachdem sie ein paar von Ritsukas Sachen geholt hatten, war der Mann noch einmal in seinem Arbeitszimmer verschwunden um zu lernen. Nun hatte dieser das Gefühl, die Prüfung gut gemeistert zu haben. „Wie war es?“, fragte der Blonde sofort, kaum das der Jüngere die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Sie haben es akzeptiert und Yuiko scheint sich für mich zu freuen. Die Beiden sind die Besten!“, antwortete der Gefragte glücklich lächelnd. Er kuschelte sich an Soubi, der auf dem Sofa saß. „Das ist schön. Ich freue mich für dich“, sagte der Mann und zog den Kleineren näher an sich. „Ich liebe dich“, hauchte er ihm ins Ohr. „Soubi…“, hauchte Ritsuka nur zurück. Mehr brauchte er auch gar nicht sagen. Der Mann verstand und lächelte. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)