Bleibt alles anders von abranka (SSxGW) ================================================================================ Kapitel 16: XVI. Kapitel ------------------------ Und sie spielten weiter. Letztlich den ganzen Abend lang. George gelang es irgendwann sogar, sein Lachen wiederzufinden und das Schachspiel spontan anzugehen – womit er für Severus wiederum reichlich undurchschaubar wurde, sodass dieser doch zweimal am Rand einer Niederlage stand. Jedoch nur am Rande, denn er hatte schließlich nicht überlebt, indem er sich aus solchen Situationen nicht zu befreien wusste. Sie hatten Spaß. Beide. Und Snape ließ sich hin und wieder sogar zu einem kleinen, kaum sichtbaren Lächeln verführen. Als George schließlich zu Bett ging, hatte er das Gefühl, vor Glück und Zufriedenheit zerspringen zu können. So viel bedeutete ihm allein dieser Abend. Dieser Abend mit dieser einen kurzen Berührung und den tiefen Worten... Wir werden weiterspielen... Mit einem äußerst zufriedenen Lächeln auf den Lippen kuschelte er sich schließlich in sein Kopfkissen und schloss die Augen. Der nächste Tag begann mit der üblichen Arbeit. Weihnachten kam immer näher. Es waren nur noch fünf Tage bis zu dem heiligen Fest und entsprechend war der Laden den ganzen Tag über brechend voll. Auch die Eulenpostbestellungen hatten massiv zugenommen, sodass sie letztlich alle voll und ganz in Arbeit versanken. Snape schnürte ein Paket nach dem anderen und schickte es samt Rechnung auf den Weg, Verity und George traten sich im Laden beinahe auf die Füße, so viel hatten sie zu tun, und Itodi brach über der erhöhten Nachschubproduktion beinahe zusammen. Die Hauselfe wirbelte nur so herum und schien bald nur noch als schwacher Schemen zu erkennen zu sein. Zwischenzeitlich hatte sie es irgendwie noch geschafft, die Dekoration des Ladens aufzupeppen und weitaus weihnachtlicher zu gestalten, als sie es vorher gewesen war. Tannenzweige schlangen sich um die Fenster, behängt mit roten und goldenen Bändern, Glasglöckchen und roten Kristallkugeln. Mistelzweige hatten sie über beinahe jede Tür gehängt, Kerzen flackerten an allen mehr oder minder ungefährlichen Orten, Glaslaternen wiederum an anderen. Es war ihr gelungen, eine wahre Weihnachtsatmosphäre zu schaffen. Als sie jedoch mit einem verzauberten Plattenspieler ankam, zog George die Notbremse. Bei dem Krach, der schon allein aufgrund der Menschenmasse im Laden herrschte, konnte er darauf verzichten, auch noch den ganzen Tag mit den gleichen Melodien zugeschüttet zu werden. Das musste wirklich nicht sein. Außerdem hing er an seinem Verstand und wollte sich diesen noch nicht weich kochen lassen. Irgendwie brauchte er ihn ja noch. Sie alle waren froh, als sich die Pforten für den heutigen Tag schlossen und der Stress langsam abklang. Verity sorgte in den Geschäftsräumen für Ordnung, während Itodi bereits in die Küche verschwand. Snape und George nahmen sich den Arbeitsraum vor, der im Chaos schier versank. Sie arbeiteten schweigend Seite an Seite und doch war dieses Schweigen nichts, was als unangenehm zu werten war. Plötzlich hielt George inne. Federn... Haare... Federbüsche... Die Idee überkam ihn so plötzlich, dass ihm ein begeistertes „Das ist es!“ entfuhr. Keine Minute später saß er an dem vollkommen überladenen Tisch und kritzelte bereits erste Überlegungen auf einen Zettel. Severus stand daneben und verbiss sich den Anflug eines Lachens. Das war doch... Mitten in Chaos und kurz vor dem finale des Weihnachtsgeschäfts fiel diesem jungen Kerl doch tatsächlich noch ein, ein neues Produkt zu entwickeln! Das nannte man wohl wahre Leidenschaft. Er schüttelte den Kopf und begann weiter das Chaos in Ordnung zu verwandeln, während der Rotschopf über seiner Idee brütete, hin und wieder einige Worte murmelte, hektisch kritzelte, innehielt, wieder alles ausstrich und von vorne begann. Es war auch Snape, der George nach rund anderthalb Stunden eine Schüssel mit der Kartoffelsuppe brachte, die Itodi für die Mitarbeiter der Zauberscherze vorbereitet hatte. „Du solltest essen und dann weitermachen“, kommentierte der ehemalige Lehrer die Situation, als George nach zehn Minuten noch immer keinen Blick an die dampfende Suppe neben ihm verschwendet hatte. „Hm?“ Der Rothaarige hob den Kopf und blickte Snape desorientiert an, ehe er des Geruchs gewahr wurde, der sich längst in dem Raum ausgebreitet hatte und seinen Magen zu einem äußerst nachdrücklichen Knurren veranlasste. „Oh... Ja, du könntest Recht haben.“ Er lächelte und begann langsam zu löffeln. Selbst die simplen Eintöpfe, die Itodi zauberte, schmeckten schlichtweg hervorragend. Die Einstellung der Hauselfe war definitiv eine ihrer besten Ideen gewesen. Und heute war sie wirklich eine große Hilfe gewesen. Das waren sie alle... Verity, die die ungeduldigen Kunden hatte beruhigen können, und Severus, der sich um den ganzen Versand gekümmerte hatte. George lächelte gedankenversunken. Er konnte wirklich froh sein, solche Menschen um sich zu haben. Und immerhin zweien von ihnen bedeutete der Laden wirklich viel. Bei Itodi und Verity konnte er dahingehend sicher sein, Snape jedoch... Für ihn war das wahrscheinlich einfach nur eine notwendige Beschäftigung. Aber selbst unter diesen Bedingungen gab er sich Mühe. Snape lehnte sich auf dem hölzernen Stuhl zurück und betrachtete George, der mittlerweile vollkommen in Gedanken versunken schien. Dabei handelte es sich wohl eindeutig um eher angenehme Gedanken, denn das Lächeln, das sein Gesicht zierte, konnte durchaus als selig bezeichnet werden. Es stand ihm. Sobald er fertig war, schob George die Suppenschüssel beiseite und widmete sich wieder seinen Überlegungen. Snape blieb einfach still neben ihm sitzen und sah ihm zu. Diese Art der Kreativität, der strengen Konzentration und Fokussierung besaß eine ganz eigene Faszination. Aus genau diesem Grund, aus dem Zusammenspiel dieser drei Momente, hatte er sich damals für den Weg als Zaubertränkemeister entschieden. Es waren Eigenschaften, von denen er wusste, dass sie ihn auszeichneten, und die er nutzen wollte. Es besaß eine eigenartige Faszination, genau diese Dinge bei einem anderen Menschen beobachten zu können. Als George schließlich so weit war, mit dem ersten Zusammenmischen der Zutaten zu beginnen, wurde er sich erst wieder bewusst, dass Snape noch immer neben ihm saß. „Könntest du vielleicht...“ Er brach ab und deutete auf seine Zutatenliste. Wenn jemand gut darin war, diese Dinge zusammenzurühren, dann ja wohl ein Zaubertränkemeister. Außerdem wollte er Severus einbinden, wenn dieser schon noch hier war. Nicht, dass er noch ging... Das wäre nämlich wirklich bedauerlich und gemeinsam zu arbeiten... Das war doch mindestens so schön wie Schach spielen. Wenn nicht sogar noch schöner! Snape nickte knapp und stand auf. Er besah sich kurz die Auflistung, griff dann nach der Feder und nahm zwei kurze Korrekturen vor. Weidengras durfte nicht länger als fünf Minuten auf einhundert Grad Celsius erhitzt werden und in Kombination mit Honig musste man die Temperatur für die Gänseblümchenblätter auf sechzig Grad Celsius herabsenken, da diese sonst ihre Wechselwirkung mit den Löwenzahnsamen verloren. Ansonsten war dieser Plan für die kurze Zeit, in der er entstanden war, wirklich bemerkenswert gut. George zappelte neben ihm auf den Zehenspitzen herum und schaute ihm über die Schulter, nickte dann. „Ich hätte daran denken sollen...“, murmelte er zerknirscht. Snape neigte leicht den Kopf. „Was wäre denn dann noch meine Aufgabe?“ George starrte ihn einen Augenblick lang sprachlos an und grinste dann frech. „Die des Versuchskaninchens?“ Wie erwartet wanderte die dunkle Augenbraue wieder nach oben und Snapes Gesichtsausdruck brachte ein deutliches „Wag es ja nicht!“ zum Ausdruck. George musste lachen. Über Snapes Ausdruck, über die Situation, selbst über die Tatsache, dass es ihm gewissen Dingen doch gelang, ihn zu durchschauen. Einfach nur lachen. Ohne irgendeine sichtliche Regung nahm Snape die erste praktische Umsetzung von Georges neuster Idee in Angriff. Innerlich jedoch schmunzelte der ehemalige Lehrer. Dieses unbändige Lachen war durchaus erfrischend und wirklich angenehm. Schließlich war der erste Versuch fertig. Snape begutachtete misstraurig die rosarote Masse. Sie klebte an dem Kochlöffel fest und wurde von Rührbewegung zu Rührbewegung fester. Er konnte sich nicht entsinnen, irgendetwas daran falsch gemacht zu haben. Er nicht. Sein Blick richtete sich fragend auf George, dazu hob er den Kochlöffel, an dem ein dicker pinkfarbener Kloß klebte. „Soll das so sein?“ „Äh...“ George betrachtete das pinkfarbene Etwas und stupste mit der Fingerspitze dagegen. Schlagartig klebte sie daran fest und machte es ihm schwer, wieder Abstand zwischen sich und dieses Zeug zu bringen. „Eher... nicht.“ Er lachte und schnupperte an seiner Fingerspitze. „Aber es riecht gut. Nach Himbeeren.“ „Deswegen haben wir ja auch Himbeeren hinzugefügt.“ George grinste nur und angelte nach einer kleinen Probiergabel. Mutig steckte er sie in die klebrige Masse und schaffte es, einen kleinen Brocken davon zu lösen. „Du willst das doch nicht wirklich probieren.“ Snapes Augenbraue bewegte sich mal wieder gen Stirn. „Doch. Du willst ja nicht.“ Der Rotschopf grinste und führte die Gabel zu seinem Mund. „Und wenn etwas schief geht? Was dann?“ Mittlerweile lag sogar so etwas wie ein Anklang von Besorgnis in Severus’ Stimme. Das konnte jedoch durchaus auch nur Wunschdenken sein. „Wirst du mir entweder das Leben retten oder mich nach St. Mungos einliefern.“ Georges Worte troffen nahezu von Überzeugung, während er die Gabel in den Mund schob und die klebrige Masse neugierig auf seiner Zunge zergehen ließ. Schmeckte klasse. Nach Himbeeren, aber auch nach Sonne und Freiheit und Federn... Er schloss die Augen und schluckte. Dann wurde es kalt auf seinem Kopf. Als er die Augen wieder öffnete, sah er, wie Snapes Gesichtszüge gerade entgleisten. Die perfekte Maske des ehemaligen Lehrers geriet tatsächlich vollkommen ins Rutschen und schlidderte nun zusehends hinunter. „So gut?“ George grinste und begann in einer Schublade nach dem Spiegel zu wühlen. Gewisse Effekte musste man schließlich selbst sehen. Mit einer Hand tastete er bereits nach seinem veränderten Haarschopf. Federn... Ja, ganz eindeutig Federn. Snape schüttelte nur den Kopf. Seine Mundwinkel neigten sich langsam nach oben, seine Lippen öffneten sich ein wenig, erlaubten die Zähne dahinter aufblitzen zu sehen. Endlich hatte George den Spiegel gefunden. Prüfend blickte er hinein. Anstelle seiner roten Haare schmückte nun ein pinkfarbener Federbusch seinen Kopf. Flatterig und zitterig bewegte sich der Flaum, als er den Kopf zur Seite neigte, um ihn besser sehen zu können. Hatte etwas von einem Irokesenschnitt. Den, den Mum ihm und Fred damals mit sechs Jahren verboten hatte – und den sie sich dennoch gehext hatten, nur um danach die Strafe ihres Lebens zu bekommen. „Hm... Mehr Pink wäre besser, oder?“, fragte er und drehte sich zur Seite. „Oder was meinst du?“ In diesem Augenblick brach das unterdrückte Lachen aus Severus heraus. Mit vollkommener Faszination blickte George den Älteren an. Wow! Er hätte niemals gedacht, dass er das wirklich erleben würde. Severus Snape lachte. Und zwar so sehr, dass sich seine eine Hand jetzt um die Rückenlehne von Georges Stuhl krampfte, ihm die Lachtränen über die Wangen rannen und er sich halb zusammenkrümmte. Georges Lächeln wurde breit und selig. Er hatte es wirklich geschafft! Nur einen Augenblick später ließ er sich selbst von diesem unglaublichen und vielleicht kaum zu wiederholenden Moment mitreißen und lachte mit – aus vollem Hals. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)