Strandurlaub von NaokoSato ================================================================================ Kapitel 1: Strandgut -------------------- Hallo ^^ Krankhafter Weise eine kleine Story, die länger werden wird als ich ursprünglich wollte, wie so oft also... Noch eine kleine Anmerkung: Alles meine. Ähnlichkeiten mit lebenden, toten oder sonstigen Personen sind rein zufällig und keineswegs beabsichtigt. Orte, die genannt werden, mögen mir vergeben, aber mir fielen grad keine anderen ein... und wer auch immer da wohnt, auch diejenigen bitte ich um Vergebung, ich meinte es nicht so... So, nun aber zum Grund unserer Zusammenkunft: Kapitel 1 Strandgut Ich bin ein Idiot. Ein verdammter Idiot. Warum auch muss ein Mensch an Weihnachten durch die Gegend fahren? Noch dazu an einem eiskalten Abend. Mit dem Fahrrad. Bei Eisregen. Auf einer kleinen, dunklen Landstraße. Was ich davon hatte? Kaputte Jeans, einen dreckigen Mantel und eine formschöne Acht im Vorderrad. Und wofür ich so was auf mich nehme? Für den lieben Familienfrieden, wofür sonst? Ohne diese kleine Tour würde meine Mutter ohne Eier in der Küche stehen. Okay, die Ersatzeier sind mittlerweile auch Matsch und nicht mal mehr für Rührei zu gebrauchen, dabei waren es die letzten, die meine Oma uns spenden konnte. Aber was soll’s, ich mochte Würstchen schon immer lieber zum Kartoffelsalat… Mal abgesehen davon, dass der wohl das Beste am heutigen Abend darstellt, vor allem wenn man zwei Geschwister hat. Zwillinge. Neun Jahre alt und quietschvergnügt, weil endlich Weihnachten ist. Aber mein Fluchtplan steht und wird konsequent umgesetzt. Morgen Vormittag geht ein Zug in Richtung Berlin und von da aus ein zwei weitere in Richtung… warum vergesse ich nur ständig Orts- und sonstige Namen?... ach ja, Ahlbeck auf Usedom. Weit, weit weg von dieser durchgedrehten Familie… und ich werde in diesen Zügen sitzen. Die Fahrt dauert zwar ewig, aber das ist es mir allemal wert. Und nichts und niemand wird mich aufhalten. Meine Tante hat darauf bestanden, dass ich bei ihr Hundesitter spiele. Zwei Wochen lang nur ich und der Hund in einem Haus direkt am Meer, wenn man die Dünen mal außer Acht lässt. So eine Chance lass ich mir natürlich nicht entgehen. Besser noch: Meine Familie ist einverstanden. Der Junge muss schließlich für seine Prüfungen lernen, das Studium dauert eh schon viel zu lange, ganze vier Jahre schon, und das, wo er doch mit 17 Abitur gemacht hat, als Jahrgangsbester. Ja, so war ich, Musterschüler und Vorzeigesohn. Kein Wunder, dass es mit den Mädchen nichts wird. Ich wäre ja so ein guter Ehemann, sagen meine Großeltern. Aber die ahnen nicht, dass ich Fußball nicht wegen des Sports schaue, genauso wenig wie Schwimmwettkämpfe… Wir leben in einer Kleinstadt, und meine Großeltern auf dem Dorf, da gibt so unanständige Sachen wie Homosexualität nicht. Dabei haben sie keine Ahnung, dass der Pfarrer nicht verheiratet ist, weil er eine Beziehung mit dem Kantor hat. Und die beiden Frauen, die vor kurzem den großen Vierseitenhof am Dorfrand gekauft haben teilen sich auch mehr als nur die Wohnung… Aber nein, so etwas gibt es nicht, und schon gar nicht bei uns. Zum Glück sind meine Eltern anders drauf und halten gegenüber meinen Großeltern dicht. Und zum Glück studiere ich in einer angehenden Großstadt in der es Menschen gibt, die sich selbst nicht verleugnen, ziemlich viele sogar. Doch da bin ich gerade nicht und muss mich stattdessen mit einer Mutter rumschlagen, die es nach Eiern verlangt und mit einem Vater, der mir Vorwürfe macht, dass ich nicht das Auto genommen habe, wo er genau weiß, dass ich keinen Führerschein habe und er schon zu viel getrunken hat. Eigentlich trinkt er nie, aber anders würde auch er wohl die schreiend bunte Weihnachtsdeko meiner Schwestern nicht aushalten. Nun hat also dieser Zusammenhang sein Fahrrad auf dem Gewissen. So kann’s gehen. Zumal er die letzten Eier hat auf den Boden fallen lassen. Meine Mutter dreht derweil komplett am (kaputten) Rad: 1. Keine Eier! 2. Mein Vater und ich sind kurz davor uns zu zoffen. 3. Meine Schwestern drängeln wegen der Geschenke. „Ich geh packen“, meine ich nur bevor das Ganze in Stress ausartet und verzeihe mich in mein Zimmer. „Nicky, komm jetzt endlich oder wir essen ohne dich!“, brüllen die Zwillinge im Chor. Also wie immer das gleiche Spielchen. Essen im Schnelldurchlauf und dann die allseits beliebte Geschenkeschlacht, also beliebt bei den jüngeren Mitgliedern der Familie, jünger als ich. Dabei kommt es im Endeffekt gar nicht mehr darauf an, ob Charlotte oder Josephine auf dem Packet steht, da alles auf einem Haufen landet und die beiden sich danach darum streiten, wer womit spielen darf. Man muss sie einfach lieb haben. Besonders wenn sie letztendlich doch mal müde werden und wir endlich das weihnachtsquietschige Wohnzimmer verlassen können. Ich muss eh noch ein bisschen was packen. Am nächsten Morgen folgt dann der, zumindest auf Seiten meiner Schwestern, tränenreiche Abschied, die ewig lange Fahrt in Richtung Erholung und die Erkenntnis, dass es an der Ostsee auch nicht wärmer ist als zu Haus. Meine Tante holt mich vom Bahnhof ab und zeigt mir das Haus, in dem ich schon vor 15 Jahren gespielt habe und mich eigentlich ganz gut auskenne. Dann drückt sie mir noch 200 Euro für die Verpflegung in die Hand und lässt mich mit Mephisto, ihrem steinalten Zwerg-Wasauchimmer, allein um mit meinem Onkel auf eine 14-tägige Kreuzfahrt in die Karibik zu fliegen. Ach, kinderloser Großverdiener müsste man sein. Oder eben deren Hundesitter. Zwei Wochen lang Ruhe und selbst das Lernen kann ich mir verkneifen, da ich vorgearbeitet habe. Und Mephisto schläft sowieso zwei Drittel des Tages. Ja, besser kann es wohl kaum kommen. Das Haus an sich ist schön, ungefähr 100 Jahre alt, frisch renoviert und geschmackvoll eingerichtet, gerade so, wie es sich für ein Haus dieses Alters gehört, inklusive neuem Plasmafernseher an der Wohnzimmerwand. Ich weiß schon, weshalb ich mich immer mit meiner Tante gutgestellt habe. Mephisto muss erfahrungsgemäß dreimal am Tag raus, das sollte aber nicht weiter stören, da er bei der Kälte auch gerne mal nur in den Garten geht und schnellst möglich wieder reinkommt. Wir sind ein eingespieltes Team und überstehen den Rest des Tages und die Nacht ohne weitere Vorkommnisse. Doch irgendwann braucht auch der Mensch mal ein wenig Auslauf, also gehen wir zwei, der Hund und ich, an den Strand, der dank der Kälte menschenleer ist. Den Schal bis zur Nase gezogen und die Hände tief in den Taschen vergraben beobachte ich Mephisto, der versucht die kleinen, auf den Sand rollenden Wellen zu fangen. „Das hast du davon, Schwuchtel!“, brüllt auf einmal jemand hinter den Dünen und als ich mich umdrehe, sehe ich eine Gestalt auf mich zu laufen. Sie trägt ein Kleid, rennt, fällt, steht auf, rennt, fällt wieder und bleibt schließlich keine zehn Meter von mir entfernt im Sand liegen. Ich trete näher und sehe, dass das, was ich für blondes Haar gehalten hatte, eigentlich eine Perücke über tiefschwarzem Haar ist, und die Person im Kleid eigentlich ein Mann, oder besser ein Teenager von vielleicht 18 Jahren. Ich gehe neben ihm in die Knie und berühre vorsichtig seinen Arm, doch er zuckt nur zusammen. „Ganz ruhig, ich gehöre nicht zu denen“, flüstere ich. „Lass mich!“, fordert er mit erstickter Stimme. „Du liegst weinend, ohne Schuhe und ohne Jacke im Sand, natürlich werde ich dich nicht in Ruhe lassen“, erwidere ich nur und ziehe ihn auf seine Füße. Ob er will oder nicht, jetzt steht er und sieht mich nicht an, schnieft nur hin und wieder. „Ist dir kalt?“, frage ich obwohl er am ganzen Körper zittert. Er nickt logischerweise und ich lege ihm meinen Mantel um die Schultern. „Mephisto, komm!“ Der Hund gehorcht und ich ziehe den Kleinen an der Hand in Richtung Tantchens Haus, weit weg von den immer noch Lachenden hinter den Dünen. Er zittert immer noch und ein Blick auf seine unnatürlich blauen Zehen verrät mir, dass die kurz vorm Abfrieren sind. „Steig auf meinen Rücken“, fordere ich ihn auf und gehe vor ihm in die Hocke. „A-ab-aber…“, klappern seine Zähne. „Nichts ‚aber’, steig auf.“ Ich bin zwar nicht viel größer als er, aber dafür nicht ganz so dürr, das schaff ich also auf jeden Fall, zumal es nicht mehr weit ist. Ohne weiteres Murren wird er vernünftig und krabbelt auf meinen Rücken, auf welchem ich ihn bis vor die Haustür trage. Zum Aufschließen muss ich ihn dann aber doch absetzen und ziehe in dann ohne Umwege durchs Haus direkt ins Bad. „So, du gehst erstmal unter die Dusche und ich bringe dir gleich was zum Anziehen, dann erzählst du mir was los ist, ja?“ Er nickt zaghaft und versucht den Mantel aufzuknöpfen, allerdings zittern seine Finger so sehr, dass ihm das nicht wirklich gelingen will. Ich helfe ihm also beim Ausziehen bis nur noch ein zitternder Junge in Unterhose vor mir steht. „Den Rest schaffst du aber allein, oder?“, frage ich. „J-ja, d-danke.“ Ich nehme das Kleid gleich mit, um es zu entsorgen, die Perücke hat er unterwegs schon weggeworfen. Als ich wiederkomme, rauscht die Dusche immer noch und da auf mein Rufen niemand reagiert, schiebe ich die Tür auf und trete in den warmen Wasserdampf, der den Raum erfüllt. „Ich lege dir ein paar Klamotten aufs Fensterbrett und warte unten, okay?“ „Danke“, kommt es leise aus der Dusche. Ich gehe in die Küche, um Kakao zu machen und einem bettelnden Mephisto sein Futter zu geben. „Und, was hältst du von unserem Gast?“, frage ich den in sein Futter vertieften Hund. „Kennst du ihn? Kommt er überhaupt von hier? Ach was soll’s, du antwortest mir doch eh nicht, du verfressenes Fellknäuel.“ „W- wie heißt er?“, fragt eine leise Stimme an der Küchentür. „Mephisto“, antworte ich dem Kleinen lächelnd. Der steht, mit nassen Haaren und eingewickelt in den wohl wärmsten Pullover meines Onkels da und beobachtet das Fellknäuel beim Fressen. „Er ist süß“, meint er und kommt langsam näher, hockt sich neben mich und streichelt den Hund, der sich durch nichts und niemanden ablenken lässt. „Er ist schon ziemlich alt und mittlerweile auch ziemlich eigensinnig.“ „Ich mag den Namen. Hat er den von dir?“ „Nein, ich passe nur auf ihn auf solange meine Tante im Urlaub ist. Sie hat ihn so genannt, hat es irgendwie mit Goethe. Mephistos Vorgänger hieß Götz von Berlichingen.“ „Ziemlich uncool.“ „Meine Meinung, aber nach der haben sie damals nicht gefragt. Wie wäre es mit einer Tasse Kakao?“ „Gerne“, antwortet der Kleine und sieht auch jetzt immer nur zu Mephisto. Kurze Zeit später sitzt er dann regelrecht zusammen geknüllt in einer Ecke des Sofas, krallt sich an seine Tasse und schweigt. „Darf ich fragen, wie du heißt?“, frage ich und versuche damit ein Gespräch anzufangen, ganz leise und vorsichtig, damit er sich nicht erschreckt. „Benjamin“, flüstert er. „Du?“ „Nicolas, aber nenn mich bitte Nick. Oder Nicky, wie meine kleinen Schwestern.“ „Magst du Nicolas nicht?“ „Nicht wirklich, so hat meine Mum mich immer genannt, wenn es Ärger gab. Darf ich dich Benni nennen?“ „Bitte nicht, den Namen hasse ich.“ „Dann nur Ben also, ja?“ Er nickt und trinkt etwas von seinem Kakao. „Du hast Schwestern?“ „Ja, Josi und Charlie, die beiden sind Zwillinge und ziemlich nervtötend.“ „Wie alt?“ „Neun dreiviertel, wenn du sie fragen würdest.“ „Aber so nervtötend können sie gar nicht sein, so wie du grade lächelst. Du musst sie wirklich lieb haben.“ Das erste Mal sehen wir uns direkt an, und würde ich nicht schon sitzen, hätte ich ein echtes Problem. Seine Augen sind so unglaublich blau, dass es einen förmlich umhaut. Und so unfassbar traurig, dass es nur schwer zu ertragen ist. Da hilft nur eins, Ruhe bewahren und so tun als würden einen solche Augen nicht aus dem Konzept bringen. „Hast du Geschwister?“, frage ich. „Leider“, erwidert er und senkt den Blick wieder. „Wieso? Mögt ihr euch nicht?“ In seine Tasse starrend schüttelt er den Kopf. „Vorhin… der, der am lautesten gelacht hat, der mich dazu gezwungen hat… Alexander, der ist mein Bruder.“ Und jetzt sag mir bitte mal einer, was man darauf sagen soll. Eigentlich scheint es unmöglich irgendetwas zu sagen. Oder irgendetwas tun außer Ben völlig überrumpelt anzustarren. Und jetzt fängt er auch noch an, leise vor sich hin zu schniefen als wolle er gleich los heulen. Okay, in seiner Lage würde ich das zwar auch wollen, aber in solchen Situationen zeigt sich immer, wie talentlos ich doch eigentlich bin, besonders in zwischenmenschlichen Beziehungen. Aber das alles hilft nichts, der Kleine muss getröstet werden und ich bin der einzige Mensch außer ihm hier, also nehme ich ihm vorsichtig die Tasse ab und stelle sie auf den Tisch. Dann nehme ich ihn noch in den Arm, was sich nicht einmal als Fehlentscheidung erweist, da er keine Sekunde später in Tränen ausbricht und sich schluchzend an mich klammert. Als er sich schließlich ausgeweint hat, liegt er kraftlos in meinen Armen und wir beide auf dem Sofa, irgendwie jedenfalls. „T-Tut mir Leid“, stammelt er irgendwann kaum hörbar. „Nichts muss dir Leid tun“, erwidere ich nur unwesentlich lauter. „A-Aber ich mache dir nur Umstände…“ „Machst du nicht, ich bin froh, dir helfen zu können. Außer natürlich es gibt jemanden, mit dem du lieber reden würdest, deine Eltern vielleicht? Ich kann sie gerne anrufen.“ Er schüttelt den Kopf. „Nein, die sind auch nicht besser als Alex, haben mir wahrscheinlich genauso die Pest an den Hals gewünscht als ich gesagt habe, dass ich schwul bin.“ Aus einem, meinem schwachen Hirn in dem Moment unerklärlichen Grund schließen sich meine Arme etwas fester um Ben. „Hast du denn überhaupt niemanden?“, frage ich leise und wieder schüttelt er den Kopf. „Willst du hier bleiben?“ Überrascht löst er sich von mir und sieht mich mit seinen unglaublichen Augen an. „Geht das denn?“ „Bis meine Tante und mein Onkel wieder kommen auf jeden Fall und dann finden wir eine Lösung. Zu deiner Familie lass ich dich jedenfalls nicht zurück.“ „Danke“, haucht er daraufhin nur und wirft sich mir um den Hals. Wie sollte ich ihn denn nicht bei mir behalten? Obwohl es wohl reichlich schwer werden wird, so wie ich mich kenne… „Schon gut. Und fang jetzt nicht wieder an zu heulen, ja?“ Das wäre nämlich wirklich fatal… „I-Ich heul doch gar nicht“, schnieft er. „Ja, klar“, entgegne ich dieser wenig überzeugenden Darbietung und wische ihm schon mal die erste Träne von der Wange, woraufhin Ben nur knallrot anläuft und von mir wegsieht. „Ich glaube, Mephisto will uns etwas sagen“, stellt er nach einigen Sekunden des Schweigens fest. Und tatsächlich, als ich zu ihm rüberschaue, guckt der Hund abwechselnd uns und die Terrassentür an. „Und ich glaube, er will raus.“ Schweren Herzens löse ich mich endgültig von Ben und lasse Mephisto in den Garten um in der offenen Tür stehen zu bleiben. „Gibt es was interessantes da draußen?“, meldet sich Ben nach einer Weile vom Sofa. „Nur Schnee.“ „Echt? Lass sehen!“ Fast klingt er wie ein kleines Kind, steht auch keine Sekunde später wie ein Kind neben mir und starrt völlig fasziniert die Flocken an. „Aber nicht lange, oder willst du dich erkälten?“ „Es ist Schnee, der ist es mir alle Mal wert.“ Und kaum hat Ben diese Worte gesprochen, kommt Mephisto hereingetapst, schüttelt sich und lässt sich in der Nähe der Heizung nieder. „So, genug gesehen“, erkläre ich daraufhin die abendliche Schneebeschau für beendet und schließe die Tür wieder. „Schade“, seufzt Ben nur. „Hast du Hunger?“, frage ich um ihn abzulenken, Schnee bleibt schließlich länger kalt als seine Haare nass. „Ein bisschen, glaube ich.“ „Okay, ich habe großen Hunger, also lass uns essen.“ Wir essen dann auch, oder besser, ich esse während Ben mit der Gabel auf seinem Teller rumstochert und schweigt. Nur zu gern wüsste ich, was in seinem süßen Kopf vor sich geht… Streicht das Wort ‚süß’. Für so was bin ich nicht hier, ich wollte abschalten, mich erholen und das bedeutet auch: KEINE Liebesabenteuer! Hör also auf, dich zu verlieben, du Vollidiot! „Wo… wo schlafe ich eigentlich?“, fragt er leise als mein Teller leer und sein Essen kalt ist. „Im zweiten Gästezimmer, würde ich sagen. Wir müssen nur das Bett noch beziehen“, erkläre ich lächelnd und hoffe, ihn auch mal lächeln zu sehen, wenn auch nur ein bisschen. Aber vergeblich, er nickt nur und macht sich daran, den Tisch abzuräumen. „Lass stehen, das mach ich später“, fordere ich erfolgreich und er schlurft hinter mir die Treppe hoch, hilft mir noch mit dem Bett und sagt kein Wort mehr außer „Gute Nacht“ bevor ich ihn allein lasse und wieder runtergehe um aufzuräumen. Die halbe Nacht liege ich noch wach und versuche nicht an Bens Augen zu denken, oder seinen Mund, seine Stimme, sein… Nein, ich muss wissen, was ich mit ihm anstelle, wenn ich wieder weg muss. Zu seiner Familie kann er nicht wieder, das ist mal klar, aber was sonst…? Und dabei habe ich keine Ahnung, ob er noch zur Schule geht, oder vielleicht einen Job hat, zu dem er muss, oder was er sonst mit seiner Zeit anfängt… Doch bis ich einschlafe, rätsle ich weiter und dennoch fällt mir nichts ein. Rein gar nichts außer seinen Augen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)