Wenn die Nacht anbricht von sweet-shadow (story) ================================================================================ Kapitel 1, Teil 1 ----------------- Wenn die Nacht anbricht Wie eine Wolke Die vom Wind gescheucht wird Schwebt die Finsternis herbei Und legt sich Leise wie ein Schatten Tief wie ein See Kühl wie der Tod Über die Erde In ihr lauern sie Die Kinder der Nacht Lüsternd Wispernd Unheimlich Sie brechen aus Und das Unheil nimmt seinen Lauf Kapitel 1 Ich schaute mich unsicher um. Mein Gesicht zuckte nervös. Meine Sinne waren aufs äußerste gespannt. ‚Ruhig, ganz ruhig’, sagte ich zu mir selbst. ‚Es gibt hier gar keinen Grund, sich zu fürchten.’ Doch ich konnte mich einfach nicht beruhigen. Meine Augen huschten argwöhnisch im Raum herum. Darauf bedacht, jedes unnormale Detail wahrzunehmen. Mein Verstand sagte mir, es gab nichts, wovor ich mich fürchten müsste, doch das beeinflusste meine Gefühle kein bisschen. Ich war von Dunkelheit umgeben. Langsam setzte ich einen Fuß auf die nächste Treppenstufe. Selbst das schon erwartete Knirschen des Holzes ließ mich schaudern. Meine Nackenhaare stellten sich auf. Langsam drehte ich meinen Kopf herum. Wer sagte mir denn, dass da niemand hinter mir sein konnte? Doch dort war auch nur endlose Schwärze. Ich konnte lediglich die Schemen des Treppengeländers erahnen. Ob dort nun jemand war oder nicht mochte ich nicht zu erkennen. Ich richtete meinen Blick wieder nach vorn. Ich kam zu dem Schluss, dass ich so schnell und leise in mein Zimmer kommen musste, wie nur möglich. Da währe ich endlich in Sicherheit. Ich biss mir auf die Unterlippe, nahm meinen ganzen Mut zusammen und rannte so schnell es mir möglich war, ohne zu viele Geräusche zu verursachen. Treppenstufe um Treppenstufe. Auf dem langen, dunklen Flur angekommen stoppte ich. Erneut sah ich mich um, ließ meinen Blick schweifen- nichts zu sehen. Ich schlich auf leisen Socken voran. An der ersten Zimmertür vorbei. Warum musste die Tür bloß offen stehen? Ich sah den großen Schrank, der sich in meiner Phantasie zu einem dunklen Etwas formte. Sah ich da nicht Augen, die mich begierig anstarrten? Mein Herz schlug schneller. ‚Das war nur ein Schrank’, sagte ich mir, doch es half kaum. Ich rechnete jeden Moment damit, dass mich etwas von der Seite ansprang. Dann war die Tür auch schon hinter mir in der vollkommenen Schwärze verschwunden. Nun kam die zweite Tür, an der ich vorbei musste. ‚Komm, du hast es gleich geschafft, nur noch an vier Türen vorbei!’ Als ich an dieser Tür vorbei schlich hoffte ich inständig, sie würde auch geschlossen bleiben, aus Angst davor, was sich dahinter verbergen könnte. Die Schulter hochgezogen huschte ich weiter. Da hörte ich ein, wie es mir schien, unendlich lautes Geräusch. Wer hatte es verursacht? Ich war es diesmal nicht gewesen! Woher kam es? Was war es? Alles in mir zog sich zusammen. Hatte ich Recht, war hier wirklich jemand …oder etwas? Es war nicht mehr wichtig, ob es mich hören würde oder nicht, es war wichtig, dass ich hier wegkam! Ich rannte erschrocken los, stürmte verängstigt auf meine Zimmertür zu. Ich riss sie auf, sauste hinein, zog sie so schnell zu, wie nur möglich, lehnte mich gehen die geschlossen Tür und drehte den Schlüssel im Schloss. ‚Endlich in Sicherheit!’ Ich schloss die Augen fest. Ich wartete, bis sich meine Atmung wieder einigermaßen beruhigt hatte. Ich öffnete sie wieder und- stockte. Irgendwas war hier falsch! Ich schaute mich um, aber ich konnte keinen Grund feststellen. Unheimlich schien das Licht der Straßenlaterne durch den Spalt zwischen meinen Vorhängen. Still lag der gewohnte Anblick meiner vier Wände vor mir. Doch ich hatte dieses warnende Gefühl noch immer in den Knochen. Vielleicht war ich auch einfach nur zu schreckhaft. Vielleicht war das einfach ein bisschen zu viel Aufregung in den letzten Stunden gewesen. Ich sollte mich einfach ausruhen und morgen währe alles wieder in Ordnung! Ich tastete nach dem Lichtschalter und nach einem leisen „Klick“ flackerte die Lampe kurz und erhellte dann den kleinen, aber doch ganz gemütlichen Raum. Noch eine Weile stand ich an der Tür, dann ließ ich meinen Rucksack auf den Boden sinken. Mein Mantel rutschte mir von den Schultern. Ich ging in das Bad nebenan und schmiss mir kaltes Wasser ins Gesicht. Ich begutachtete mich im Spiegel. Das unwohle Gefühl war noch immer da. ‚Du brauchst unbedingt ein bisschen Ruhe!’, gestand ich mir zu, als ich mein übermüdetes und durch Aufregung und Anstrengung gekennzeichnetes Ebenbild betrachtete. Ich blinzelte. Jetzt spielten mir meine Augen auch noch einen Streich! Ich wollte ein Huschen im Spiegel hinter mir wahrgenommen haben. Ich schüttelte den Kopf und entschloss mich sofort schlafen zu gehen. ‚Sonst drehst du noch völlig durch, du zuckst ja schon bei jedem noch so kleinen Geräusch zusammen!’ Ich putzte mir fluschig die Zähne, als mich ein noch stärkerer Anfall von Beobachtung überkam, den ich nicht zu unterdrücken vermochte. Ich drehte mich um und erstarrte zu Eis. Meine Zahnbürste fiel klappernd zu Boden… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)