All Alone? von Chloe ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Die Idee ist mir im Urlaub gekommen. Sollte eigentlich nur ein Oneshot werden, aber meine Storys scheinen ein Eigenleben zu haben und entscheiden nun selbst, wie viele Kapitel es werden sollen. oo Am Anfang aus Kais Sicht und dann wechselt die Sicht zu Aoi. Ist hoffentlich verständlich. ^^ Naja, viel Spaß beim lesen! All Alone? - Kapitel 1 "Wir sehen uns dann morgen im Studio Kai!" "Kommt ja nicht wieder zu spät. Ich will nicht dauernd auf euch warten müssen." "Geht klar, geht klar. Ciao!" Ein letztes Lächeln während ich meinen besten Freunden hinterher sehe, wie sie die Treppen hinuntergehen, um meinen Wohnblock zu verlassen. Ihre Stimmen werden leiser, bis sie vollständig verstummen. Langsam und vorsichtig schließe ich die Tür, als hätte ich Angst davor, zu laute Geräusche zu machen, die mir in der Stille meiner Wohnung so laut wie der Schuss einer Kanonenkugel vorkommen würden. Ich sehe noch einen Moment auf die nun verschlossene Tür, bevor ich mich umdrehe und meinem leeren Apartment zuwende. Seufzend setzte ich mich in Bewegung und gehe in meine Küche, wo ich die letzten Hinweise auf meine Besucher wegräume. Schnell ist alles wieder an seinem Platz und ich gehe in mein Wohnzimmer, wo ich mich auf die Couch fallen lasse. Einen Moment liege ich einfach nur dort und studiere das Zimmer. In einem Schrank stehen einige eingerahmte Bilder von meinen Freunden und meiner Familie. Automatisch schleicht sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen. Ich bin froh, all diese Leute kennen zu dürfen. Aber mein Lächeln verschwindet schnell wieder. Mir wird wieder einmal bewusst, dass ich zwar Leute habe, mit denen ich ab und an mal meine Zeit verbringen kann, aber dass es auch nicht mehr ist. Meine Ängste überkommen mich wieder und sofort schalte ich meinen Fernseher an und drehe die Lautstärke voll auf. Ich halte diese Stille hier einfach nicht aus. Sie macht mich völlig wahnsinnig. Ich will nicht weiter darüber nachdenken, es macht mich fertig und das ist mir durchaus bewusst. Ich schaue auf den Bildschirm, nehme die Bilder jedoch nicht wirklich wahr. Aber etwas besseres, kann ich jetzt auch nicht machen. Immerhin versinke ich so nicht wider völlig in meinen Gedanken. Der Fernseher kann mich wenigstens ein bisschen von meinen Ängsten ablenken. Dennoch ist mir sehr wohl bewusst, dass sie noch immer da sind und nur darauf warten, mich wieder zu fesseln. ********************** Nachts, wenn ich allein bin, alles ruhig ist und die Anderen weg sind, da fühle ich mich so schrecklich. Meine Ängste haben dann immer vollständige Gewalt über mich und ich kann rein gar nichts dagegen machen. Wie sehr ich es auch versuche und mich anstrenge, es ist doch jeden Tag dasselbe. Mir wird immer wieder aufs Neue klar, wie sehr ich mich doch nach jemandem sehne, der mir Gesellschaft leisten würde. Dann wäre ich nicht mehr so schrecklich einsam, dann könnte ich auch meine Ängste vergessen. Mein Körper, meine Seele schreit förmlich nach einem Partner. Und je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir, dass ich mir nur eine bestimmte Person an meine Seite wünsche. Aber wie es das Schicksal so will, ist das völlig unmöglich. Er würde sich sicherlich nie für mich interessieren. Nicht er. Er verdient doch etwas Besseres als mich. Außerdem hat er sicherlich schon jemanden, mit dem er seine Zeit verbringt. Das kommt mir immer besonders dann in den Sinn, wenn ich die Blicke zwischen ihm und unserem anderen Gitarristen sehe. Mein Gefühl sagt mir, dass da etwas am Gange ist. Von daher hab ich gar keine Hoffnung, dass er sich jemals für mich interessieren würde. Ja, wer würde sich schon wirklich mit mir abgeben wollen? Das war doch schon immer so. Jeder, mit dem ich bisher zusammen war, hat mich einfach nur benutzt oder betrogen. Es war immer alles so verlogen und geheuchelt. Für mehr als Sex war ich nie gut. Auf mehr waren alle meine ehemaligen so genannten ’Freunde’ nie aus. Und ich habe nie aus diesen Fehlern gelernt. Immer wieder ließ ich mich auf die Falschen ein. Das Schicksal meint es wohl wirklich nicht gut mit mir. Wenigstens habe ich jetzt endlich aufgehört, mich auf irgendwelche Beziehungen einzulassen. Es hat mir immer nur geschadet und jetzt kann mir niemand mehr wehtun. Jetzt, wo ich völlig allein bin. Obwohl das mehr schmerzt als alles andere. Aber ich habe jetzt genug von all dem. Es soll endlich ein Ende haben. Ich will nicht mehr unglücklich und allein sein. Vielleicht würde ich ja in einem neuen Leben eine Chance haben, glücklich zu werden. Das wäre die einzige Möglichkeit. Ja, ich bin fest davon überzeugt, dass ich nur so vor meinen Ängsten flüchten kann. Dann werden sie bestimmt verschwinden und mich endlich in Ruhe lassen. Dann kann ich glücklich werden. Wirklich glücklich. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, wäre es schön, wenn ich wenigstens jetzt nicht so allein wäre. Aber das geht nicht. In diesen Momenten ist man immer allein. Egal was man macht. Also kann mir das nun auch egal sein. Es zählt jetzt sowieso nur noch eine Sache. Und die habe nur ich selbst in der Hand. Das Klingeln meiner Tür und lautes Klopfen dringt an mein Ohr. Verwundert sehe ich kurz zur Tür meines Bads. Wer will denn jetzt etwas von mir? Bestimmt nur die Nachbarn, die sich wieder über irgendwas beschweren wollen. Aber sie sollen mich in Ruhe lassen. Es interessiert mich nicht mehr, was diese Leute von mir wollen. Alles hat jetzt jegliche Bedeutung verloren. Ich bin schon so nah dran. Es ist doch ganz einfach. Nur eine einzige, kleine Bewegung. Dann ist alles vorbei... *°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*° Was ist denn heute nur los mit mir? Sonst bin ich doch auch nicht so nervös. Es ist doch nichts dabei, wenn ich noch etwas Zeit mit ihm verbringen will, oder? Ich muss ja nur endlich Klingeln. Aber ich stehe hier doch nun tatsächlich schon 2 Stunden lang und warte darauf, dass sich die Tür vielleicht von alleine öffnet. Das ist ja schlimm mit mir. Aber vielleicht schläft er ja schon. Er hatte vorhin einen müden Eindruck gemacht. Dann würde ich ihn jetzt nur wecken und das will ich nicht. Sicherlich wäre er dann böse auf mich. Obwohl… Wenn ich da so drüber nachdenke, bezweifle ich das. Um ihn wütend zu machen, gehört schon ein wenig mehr dazu. Also was zögere ich hier noch? Vielleicht hab ich ja Glück und er würde sich tatsächlich über meinen Besuch freuen. Und wenn nicht, dann hätte ich einfach Pech gehabt. Ließe sich dann auch nichts mehr dran ändern und ich müsste halt einfach damit leben. Würde sich ja nicht groß etwas ändern. Ich seufze niedergeschlagen. Wenn das so weiter geht, stehe ich noch morgen früh hier und überlege hin und her, ob ich jetzt einfach klingeln sollte oder nicht. Ich will es doch unbedingt. Deswegen bin ich doch hier geblieben, anstatt dass ich mit den Anderen noch in eine Bar gegangen bin. Also genug gezögert Yuu! Du klingelst jetzt endlich! Langsam nähert sich mein Finger der Klingel und ich lege ihn darauf, aber schaffe es nicht, auch den Knopf zu drücken. Zögerlich sehe ich auf die Klingel und ich merke schon wieder, wie ich nervös auf meinem Piercing rumkaue, bis ich mich dann doch noch dazu durchringen kann, endlich zu klingeln. Fast schon etwas ungeduldig warte ich nun darauf, dass etwas passiert, aber die Tür bleibt verschlossen. Schläft er vielleicht wirklich schon und er hat das Klingeln nicht gehört? Nach kurzem Überlegen klingele ich ein weiteres Mal, aber wie schon zuvor passiert nichts. "Kai?! Bist du da?" Ich klopfe gegen die Tür und das wird schnell zu einem energischen Hämmern. Ein wenig erschrocken höre ich wieder auf und sehe mich schnell auf dem Flur um. Was mache ich denn da? Ich will ihm doch nicht die Tür einschlagen. Was soll er denn von mir denken, wenn ich hier stehe und wie verrückt gegen seine Tür schlage? Er muss mich doch für verrückt halten, wenn er das wüsste. Ich sollte es wohl wirklich lieber lassen. Er schläft sicherlich. Denn weg kann er ja nicht sein. Ich habe nicht gesehen, dass er seine Wohnung verlassen hat. Immerhin habe ich ja die ganze Zeit hier gestanden. Und vorhin habe ich auch noch den Fernseher gehört. Das hat ihn bestimmt noch müder gemacht und nun schläft er. Das hat er sich allerdings auch verdient. Die letzten Wochen waren ganz schön anstrengend für jeden von uns und da schadet es ihm nicht, wenn er sich endlich mal etwas ausruht. Das macht er, meiner Meinung nach, sowieso viel zu selten. Immer kümmert er sich um alles außer um sich selbst. Also sollte ich ihn jetzt besser in Ruhe lassen und ihm die kleine Pause gönnen. Aber irgendwie schaffe ich es nicht, wieder die Treppen hinunter zu gehen. Irgendetwas hält mich hier an seiner Tür und ich weiß wirklich nicht, was das ist. Dieses Gefühl ist schon irgendwie komisch und es beunruhigt mich. Es ist, als wäre etwas nicht in Ordnung und langsam werde ich besorgt. Ich lege mein Ohr gegen das Holz der Tür und lausche, vielleicht kann man ja was hören. Aber da ist nichts. Nur Stille. Kein Fernseher mehr und auch keine anderen Geräusche. Was brauche ich eigentlich noch für Beweise, dass er offensichtlich am schlafen ist? Ich sollte besser dasselbe machen und jetzt auch nach Hause gehen. Ich sehe ihn ja morgen. Dann kann ich ja diesmal ankündigen, dass ich gerne etwas länger bei ihm bleiben würde. Ich fange an zu lächeln, als die Vorfreude auf die Proben am nächsten Tag das andere Gefühl langsam verdrängt. Genau, morgen ist auch noch ein Tag. Und den werde ich nutzen! Ich will nicht länger warten. Das habe ich schon lange genug gemacht, aber jetzt reicht es. Ich kann es doch nicht ewig für mich behalten. Irgendwann muss er es einfach erfahren. Und ich denke, ich habe jetzt endlich genug Mut zusammen, damit ich es ihm morgen erzählen kann. Hoffentlich reagiert er nicht irgendwie schlecht darauf. Ich weiß nicht, ob ich das verkraften würde. Reita, der Einzige, dem ich das bisher anvertraut habe, hat mir auch immer gesagt, dass ich es einfach versuchen sollte. Er ist sich sogar ziemlich sicher, dass er sich darüber freuen würde. Ob Reita wohl was weiß? Immerhin sind sie die besten Freunde, die ich mir vorstellen kann. Da wäre es ja nicht verwunderlich, wenn er ein bisschen mehr über ihn weiß als ich. Gut, ich werde es ja morgen herausfinden. Sofern ich denn nicht wieder den Schwanz einziehe, wie ein erbärmlicher Feigling oder einfach nur ein stotternder Haufen Elend sein werde. Ich gehe jetzt lieber, ich werde wohl schon Probleme genug mit dem Einschlafen kriegen, da muss ich jetzt nicht auch noch meine Zeit mit Rumstehen verschwenden. Also drehe ich mich doch noch um und gehe zurück zur Treppe. Gerade habe ich die ersten Stufen hinter mir gelassen, da bleibe ich wieder stehen und sehe noch einmal zu der Tür zurück. Da ist das Gefühl wieder und mit gerunzelter Stirn gehe ich noch ein letztes Mal zurück. Ich schlucke schwer, als mir ein wenig flau in der Magengegend wird. Schnell habe ich noch einmal die Klingel gedrückt, diesmal brauche ich gar nicht so viel Überwindungskraft und es überrascht mich schon ein bisschen. Doch wie nicht anders zu erwarten, bleibt die Tür auch diesmal verschlossen. Aber ich kann es irgendwie nicht einfach darauf beruhen lassen. Ich muss jetzt wissen, was hier los ist und warum ich so ein komisches Gefühl habe. Also greife ich nach der Türklinke und drücke sie runter. Vielleicht ist ja gar nicht abgeschlossen. Aber ich habe kein Glück, dennoch rüttele ich noch ein wenig an der Tür, in der Hoffnung dass sie vielleicht doch noch aufgeht. Und dann auf einmal höre ich ein leises Klicken und ich kann sie öffnen. Verwundert sehe ich auf die Tür. Sie schien wohl nicht richtig abgeschlossen gewesen zu sein, anders kann ich mir das jetzt nicht erklären. Vorsichtig sehe ich mich einmal um und ich rechne jeden Moment damit, dass er vor mir steht, ich habe ihn doch jetzt sicherlich geweckt. Langsam gehe ich ins Wohnzimmer, aber dort finde ich niemanden auf der Couch. "Kai?" Ich gehe weiter und stehe schon sehr bald vor der Tür zum Schlafzimmer. Diese öffne ich nur einen Spalt weit, sodass ich hineinsehen kann. Ich komme mir schon ein wenig seltsam dabei vor, aber als ich dann auch im Schlafzimmer niemanden finde, bin ich eindeutig überrascht. "Kai?!" Ich öffne die Tür nun ganz, sehe aber noch immer niemanden. Langsam frage ich mich, wo zum Teufel er schon wieder steckt. Immerhin ist es komplett ruhig und ich kann mir nicht vorstellen, wo er denn noch sein könnte. Das Einzige, was mir noch in den Kopf kommt, ist das Bad. Schluckend gehe ich nun in diese Richtung. Mir ist bewusst, dass so was sehr unhöflich ist, aber das ist mir in diesem Moment vollkommen egal. Ich will endlich Kai finden. Wenigstens klopfe ich noch einmal, bevor ich die Tür aufreiße. Ein bisschen Anstand kenne ich halt auch. Aber in der nächsten Sekunde erstarre ich gleich komplett, als ich ihn endlich entdecke. Übelkeit steigt in mir auf, als ich seinen Körper auf dem Boden liegen sehe. Inmitten einer wachsenden Blutpfütze. Aber ich reiße mich schnell zusammen und befreie mich aus meiner Starre. Im nächsten Moment knie ich auch schon neben ihm und habe hastig ein Handtuch gegriffen, dass ich nun auf die Schnittwunde an seinem Handgelenk presse. Ich sende Stoßgebete nach oben und hoffe, dass ich ihn noch nicht zu spät gefunden habe. Schnell greife ich nach seiner Schulter und schüttele ihn kurz, ich muss ihn wach kriegen, wenn es denn überhaupt noch geht. "Kai! Kai komm zu dir! Du musst wach bleiben! Nicht einschlafen!" Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer, als sich seine Augen ein bisschen öffnen und ich stoße erleichtert die Luft aus, die ich zuvor angehalten habe. Das gibt mir doch noch Hoffnung, dass es noch nicht vorbei ist. Ich widme mich wieder seiner Verletzung, auf die ich noch immer das Handtuch presse und ich sehe mich nach etwas um, womit ich die Blutung besser stoppen könnte. Dabei hätte ich jetzt fast nicht seine wirklich sehr leise Stimme gehört und sofort sehe ich wieder in sein Gesicht. "Lass... hör auf damit... Ich will nicht mehr" "Was redest du da für einen Schwachsinn Kai!? An so was darfst du doch nicht denken! Du darfst nicht gehen! Das erlaube ich dir nicht!" Ich schreie ihn fast schon an, so wütend bin ich gerade auf ihn. Es ist schon schlimm genug, dass er überhaupt erst so etwas getan hat, aber dass er dann jetzt auch noch so redet, kann ich kaum glauben. Er erwartet doch nicht ernsthaft von mir, dass ich ihn jetzt einfach hier sterben lasse. Nein, so würde er mir nicht davon kommen! "Aoi..." Ich sehe, wie sich seine Augen wieder schließen und erneut rüttele ich ihn ordentlich durch. "Wach bleiben hab ich gesagt! Bitte Kai! Bitte geb jetzt nicht auf!" Ich schlucke schwer und langsam sieht er mich wieder an. Ich kriege fast einen Herzinfarkt, als er seine andere Hand gehoben hat und nun schwach nach meinem Shirt greift. Gleich nehme ich seine Hand und drücke sie und er erwidert den Druck. "Danke Kai!" Schnell greife ich in meine Tasche und hole mein Handy hervor. Während ich merke, dass der Gegendruck immer schwächer wird, wähle ich schnell die Nummer des Notarztes. ********************** Der Notarzt war sehr schnell da und man nahm mir Kai ab. Ich bin schrecklich erleichtert, dass er die ganze Zeit durchgehalten hat und ich habe große Hoffnung, dass er das hier doch noch überleben wird. Einer der Ärzte fragt mich, ob ich im Krankenwagen mitfahren will und sofort nicke ich. Jetzt will ich ihn nicht allein lassen, also folge ich den Ärzten nach unten und zusammen fahren wir los. Erst jetzt fällt mir auf, wie sehr ich am zittern bin. Das hat mich schrecklich aufgewühlt und schluckend sehe ich auf meine Hand runter, an der noch immer Kais Blut klebt. Schnell wische ich meine Hände an meiner Hose ab, aber das Blut geht trotzdem nicht weg. Es macht mir nur noch mehr bewusst, was gerade wirklich passiert ist. Aber wenigstens weiß ich jetzt, warum ich so ein komisches Gefühl hatte. Es dauert auch nicht mehr lange, bis der Krankenwagen sein Ziel erreicht und die Ärzte stürmen gleich mit Kai raus aus dem Wagen und hinein in das Gebäude. Ich sehe ihnen hinterher, wie sie ihn gleich zum Operationssaal bringen, da es jetzt schnell gehen muss. Ich fahre mit meiner Hand durch meine schwarzen Haare. Das Bild von ihm in seinem eigenen Blut liegend will mir nicht mehr aus dem Kopf. Dieser Anblick wird mich wohl noch lange verfolgen. Es hat sich ja regelrecht in mein Gehirn gebrannt und immer wenn ich die Augen schließe, sehe ich es wieder vor mir. Ich hoffe nur, dass ich so was Schreckliches niemals wieder miterleben muss. Was hat er sich nur dabei gedacht? Warum wollte er seinem Leben ein Ende setzen? Sind ihm die Band und der Stress vielleicht über den Kopf gewachsen? Nachvollziehbar wäre es jedenfalls. Ich werde ihn am besten fragen, sobald er wieder ansprechbar ist. Ja, das werde ich machen. Aber jetzt will ich erstmal hoffen, dass es ihm schnell besser geht. Da wird wohl doch nichts mehr aus meinem Plan für morgen. Damit sollte ich nun wirklich noch warten. Wer weiß, was er jetzt tun würde, wenn ich es ihm sage. Am Ende dreht er nur durch und macht im schlimmsten Fall noch etwas Dummes. Und das ist das Letzte, was ich jetzt will. Seufzend gehe ich nun endlich auch in das Krankenhaus. Einer der Ärzte hat mir gesagt, dass ich im Aufenthaltsraum warten soll. Und genau das werde ich jetzt auch tun. Ich setzte mich schnell auf einen der Stühle und warte auf eine Nachricht vom Arzt. Dabei kümmere ich mich nicht mehr darum, dass ich noch überall Kais Blut an mir habe. Daran will ich jetzt nicht mehr denken müssen. Mir geht schon genug durch den Kopf, da will ich nicht ständig an dieses Bild erinnert werden. ********************** Es kommt mir vor, als säße ich hier schon eine halbe Ewigkeit, bis ein Arzt auf mich zukommt. Sofort stehe ich auf und rede auf den Arzt ein, noch bevor dieser überhaupt den Mund öffnen kann. Ich will endlich wissen, wie es Kai geht! Als ich allerdings merke, dass ich den Arzt gar nicht zu Wort kommen lasse, stoppe ich sofort und ich spüre, wie meine Wangen warm werden. Der Arzt schenkt mir nur ein beruhigendes Lächeln und nickt einmal leicht. "Der Patient hat die Operation gut überstanden und er ist außer Lebensgefahr. Er hat sehr viel Blut verloren und Sie scheinen ihn gerade rechtzeitig gefunden zu haben. Er hätte nicht mehr lange durchgehalten. Da hat der Patient sehr viel Glück gehabt." Ich nicke und bin sichtlich erleichtert. Wenigstens lebt er noch und ich muss kurz lächeln. "Darf... Darf ich vielleicht zu ihm?" Kurz scheint der Arzt zu überlegen, doch dann nickt er. "Sie dürfen gerne zu dem Patienten. Ich denke, das würde ihm gut tun. Allerdings schläft er jetzt noch und ich bitte Sie, ihn nicht zu sehr zu belasten. Nach einem Selbstmordversuch muss man sehr vorsichtig mit diesen Menschen umgehen. Er wird nun erstmal etwas Ruhe brauchen." Und erneut nicke ich, so was habe ich mir bereits gedacht. Aber ich bin froh, dass ich zu ihm darf. Kurz warte ich noch darauf, dass mir der Arzt sagt, wo ich Kai denn nun finde, bevor ich mich auch gleich auf den Weg zu diesem Zimmer mache. Es dauert nur wenige Minuten, bis ich davor stehe und erneut zögere ich, bevor ich die Tür endlich öffnen kann. Sofort schlucke ich schwer, als ich ihn so zerbrechlich in dem Bett liegen sehe. Dieser Anblick tut weh und es fällt mir schwer, mich nicht sofort wieder umzudrehen und von hier zu verschwinden. Aber ich reiße mich zusammen und gehe langsam auf das Bett zu, bevor ich mich auf einem Stuhl niederlasse. Er ist an mehrere Schläuche und Kabel angeschlossen und ich will gar nicht wissen, wofür diese alle da sind. Es interessiert mich nicht. Es ist nur wichtig, dass es ihm hilft, wieder gesund zu werden. Nur das ist jetzt am wichtigsten. Vorsichtig greife ich nach seiner Hand und ich erschrecke mich, weil sie erstaunlich kalt ist. Sofort drücke ich sie, damit ihm klar wird, dass er ja nicht verschwinden darf. Immerhin ist hier noch jemand, der ihn hier haben will. Langsam streichle ich mit dem Daumen über seinen Handrücken. Ich beschließe, dass ich später die Anderen anrufen werde. Sie müssen schließlich auch noch hiervon erfahren. Was sie wohl sagen werden? Sie werden bestimmt geschockt sein. Das kann ich verstehen, mir geht es ja nicht besser. Seufzend schüttele ich den Kopf. "Was machst du nur für Sachen..." Die Antwort bleibt aus, schließlich schläft er noch immer. Ich fange einfach an, seine beständigen Atembewegungen zu beobachten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)