Sag niemals 'Leb wohl!' von Kimie_Yashi (..denn damit stirbt die Hoffnung auf ein Wiedersehen (CS/ORS/PS)) ================================================================================ Kapitel 14: Reliquien der Vergangenheit --------------------------------------- So, hier kommt endlich das nächste Kapitel... habe auch 'nur' zwei Wochen länger gebraucht, als ich eigentlich wollte, sorry >_< Wie dem auch sei, jetzt erfahrt ihr endlich, was nach dem Absturz von Shuu und Haruka alles passiert und auch ansonsten kann ich nur sagen, dass dieses Kapitel sehr informativ ist, was Haruka vergangenes Leben angeht! Also, viel Spaß beim Lesen... Kapitel 14 – Reliquien der Vergangenheit Ich laufe… ich laufe panisch zurück in den Palast hinein, durch die weiten Gänge. Doch warum habe ich es so eilig? Und warum verspüre ich eine bisher ungekannte Angst in meinem Herzen? Auf meinem Weg laufe ich an vielen Personen vorbei, Menschen wie auch Pokémon. Sie sehen besorgt aus. Besorgt um mich? Warum? Miraya stellt sich mir plötzlich in den Weg und versucht auf mich einzureden umzukehren, meine Weg nicht fort zu setzten… ich verstehe sie nicht, doch ich kann ihr ihre Worte und Besorgnis ansehen. Doch warum hatten hier alle Angst und warum waren alle um mich besorgt? Was geschah nur außerhalb des Palastes? Ich erwidere meinem Kindermädchen etwas, doch seltsamerweise kann ich meine eigenen Worte nicht hören, bevor ich sie zur Seite schiebe und meinen Weg fortsetze. Mit jedem Schritt breitet sich die Angst in mir immer weiter aus, auch wenn ich noch immer nicht weiß, was der Grund dafür ist und um wen ich eigentlich bange. Von draußen sind Kampfesschreie zu hören und immer wieder durchziehen helle Blitze den Himmel. Kaum bin ich draußen angekommen, blicke ich mich auch schon wie wild um. Offensichtlich suche ich etwas… oder jemanden – nur wen? Dort! Dort hinten ist jemand. Es sind sogar zwei Personen, die sich einen erbitterten Kampf liefern. Doch ich kenne keinen von ihnen… dennoch lenken mich meine Füße mit eiligen Schritten zu diesen beiden hin. Sie scheinen mich nicht zu bemerken, sind zu sehr auf ihren Gegner fixiert. Aber was ist das? Der Mann mit dem boshaften Grinsen im Gesicht hebt sein Schwert an und will es auf seinen Feind schnellen lassen, um ihn zu töten. Meine Schritte werden schneller und verzweifelt rufe ich etwas, das die Aufmerksamkeit des am Boden liegenden auf mich lenkt. Im letzten Augenblick, noch bevor das Schwert ihn erreichen kann, werfe ich mich schützend über ihn, warum? - Ich weiß es nicht! Alles was ich nur noch mitbekomme, ist der Schmerz, als mich das Eisen durchbohrt und die verzweifelten Rufe desjenigen, den ich durch mein Handeln gerettet habe. Selbst jetzt, wo ich ihn seinen Armen liege und bemerke wie allmählich alles um mich herum schwarz wird, kann ich sein Gesicht nicht sehen, ihn nicht erkennen, nur seine Stimme, die mir irgendwie vertraut ist, dringt zu mir hindurch. „Harumi! Harumi, sag doch etwas! Harumi… Harumi… Haru… ka… Haruka… Haruka, wach doch endlich auf!“ Mit einem Mal schlug die Angesprochene ihre Augen auf und blickte, schwer atmend, in das besorgte Gesicht Shuus, der sich über sie gebeugt hatte. „Ein Glück, dir geht es gut und du scheinst auch nicht verletzt worden zu sein“, stellte der junge Mann erleichtert fest, als er ihr beim Aufstehen half. Noch vollkommen benommen und nicht begreifend was nun Traum war und Realität ist, hielt sich das Mädchen ihren Kopf, als sie ihn fragte: „Wo sind wird und was ist denn passiert?“ „Erinnerst du dich nicht mehr? Scheinst wohl doch etwas an den Kopf bekommen zu haben, aber das ist ja nichts Neues…“, kommentierte er ihre Aussage, was ihm einen wütenden Blick einhandelte, woraufhin er sofort hinzufügte, „Wir sind die Klimmen hinuntergefallen und dann von der Strömung des Flusses mitgerissen worden. Das hast du aber schon gar nicht mehr mitbekommen, weil du beim Aufprall auf das Wasser direkt ohnmächtig geworden bist. Nach einer ganzen Weile sind wir dann in diese Höhle gespült worden und ich konnte uns irgendwie ans Ufer ziehen. Tja und seit dem habe ich versuche dich zu wecken, was auch eine ganze Weile gedauert hat.“ Stille kehrte zwischen den beiden ein, die nur von dem schnell fließenden Gewässer durchbrochen wurde. Angestrengt versuchte sich Haruka an alles zu erinnern, doch irgendwie hatte sie, trotz seiner Erzählung, noch immer ziemlich viele Lücken in ihrem Gedächtnis. Auf der einen Seite waren ihre Gedanken bei dem eben geschehenen und andererseits versuchte sie herauszufinden was es mit diesem Traum auf sich hatte. Sie fühlte sich seltsam… „Hast du eigentlich geträumt? Und wenn ja, von was, dass du hast dich ständig hin und her gewälzt und seltsame Dinge gerufen hast? Du klangst ziemlich aufgebracht“, wollte Shuu von ihr wissen und schaute sie erneut mit einem etwas besorgten Ausdruck in seinen Augen an. Wieder hielt sich die Gefragte den Kopf und versuchte angestrengt zu verstehen was dieser Traum ihr mitteilen wollte, doch es gelang ihr einfach nicht. Mit eher flüsternder Stimme antwortete sie ihm nach einiger Zeit: „Ich weiß es nicht… es war ganz seltsam. Ich bin gerannt und wusste nicht warum. Ich habe jemanden gesucht, aber ich wusste nicht wen… ich hab… Shona, Masato! Shuu, was ist mit den beiden passiert?“ Ganz aufgebracht verlangte sie von ihm zu erfahren was mit ihrer Freundin und ihrem Bruder geschehen war, denn mit einem Mal waren all die Erinnerungen vor ihrem Absturz zurückgekehrt. Die Flucht, der Kampf, Shonas Entwicklung von einem Evoli in ein Psiana und der Fall… Beruhigend legte der Grünäugige seine Hände auf ihre Schultern: „Sie sind nicht mit uns abgestürzt. Ich bin mir aber sicher, dass es ihnen gut geht. Bestimmt konnten sie entkommen und sind jetzt wieder bei den anderen, mach dir also keine Sorgen.“ Noch immer besorgt ließ Haruka den Kopf hängen, stimmte ihm allerdings mit einem Nicken zu. Mit einem Lächeln ließ der Koordinator sie wieder los und blickte sich in der Höhle um: „Wir sollten nach einem Ausgang suchen. Hier wird es sicherlich auch noch einen anderen Ausweg geben, als der, den der Fluss nimmt. Und danach müssen wir schnell die anderen finden, damit wir endlich wieder zurück in unsere Welt können…“, erläuterte der 17-Jährige ihre nächsten Schritte, als er feststellte, dass es genau zwei weitere Tunnel gab, die sie hinaus aus dem Berg führen könnten. Nur welcher war der Richtige? „Hm… am Besten wir lassen uns von unseren Pokémon helfen…“, überlegte der junge Mann und zückte sogleich einen seiner Pokébälle, „Leana, los geht’s!“ Erneut rief er seinen Feuerlöwen zur Hilfe, in der Hoffnung, dass dieser mit Hilfe seiner Schwanzflamme herausfinden konnte, aus welchem der Gänge ein stärkerer Luftzug wehte. Und so positionierte sich das Feuerpokémon für einige Augenblicke vor jeweils einen möglichen Ausgang, um so seinem Trainer mitteilen zu können, welchen Weg sie am Ehesten nehmen sollten. „Leana meint, dass auf dem rechten Gang ein stärkerer Luftzug weht. Sicherlich kommen wir auf diesem Wege auch nach draußen, los komm!“, forderte der Grünäugige seine Begleiterin auf ihm zu folgen, während sein Pokémon voranging, um ihnen Licht zu spenden. Der Aufforderung nachkommend setzte auch Haruka sich in Bewegung. Plötzlich blieb sie allerdings wieder stehen, denn als sie gerade den Rechten Höhlengang betreten wollte, hörte sie eine Stimme, die nach ihr rief. Erschrocken wandte sie sich herum und suchte nach dem Besitzer, den sie jedoch nicht finden konnte. „Wo bleibst du denn? Los, komm endlich!“, hörte sie Shuus Stimme weit entfernt und wie in Trance folgte sie der anderen, ihr unbekannten und doch irgendwie vertrauten Stimme, die sie in genau die andere Höhle führte. Verwundert über ihr Verhalten, rief der Koordinator nach ihr. Als sie jedoch weder antwortete, noch sich herumdrehte, rannte er ihr schnell nach. Die Angst sie erneut zu verlieren übermannte ihn, doch zu seiner Erleichterung konnte er sie noch sehen und schließlich auch einholen. „Was ist nur los mit dir? Du hättest mir wenigstens antworten können.“ Etwas säuerlich ergriff er ihr Handgelenk, was sie aufschrecken ließ und wieder zurück aus ihrer Trance holte. Doch noch immer gab sie ihm keinerlei Erklärung, sondern sagte einfach, dass ihr Gefühl ihr sagen würde, dass sie besser diesen Weg entlanggehen sollten. Das sie in Wirklichkeit eine Stimmt rief, wollte sie ihm lieber nicht sagen, da sie befürchtete er würde sie für verrückt halten oder ähnliches. Da Shuu nicht mit ihr streiten wollte und dieses Gefühl ihrerseits vielleicht wirklich Recht behalten könnte, wollte er ihr eine Chance geben und so setzten sie gemeinsam ihren Weg schweigend fort. ‚Diese Stimme… ich habe sie schon einmal gehört. Aber warum habe ich keine Angst vor ihr, sondern verbinde sie mit etwas angenehmen?’, fragte sie das Mädchen im Stillen, während es einen Fuß vor den andere setzte, ‚Sie wird lauter! Kommen wir ihr etwa näher?’ Ihrem Rivalen entging die Abwesenheit von Harukas Gedanken nicht. Schon allein deswegen, weil sie es sonst nicht ertragen konnte, wenn Stille zwischen ihnen herrschte, denn dann begann sie sogar über die unmöglichsten Dinge mit ihm zu sprechen. Sie tat immer alles dafür, dass die Ruhe verschwand, doch nun… „Und du bist dir sicher, dass das hier der richtige Weg ist?“, erkundete er sich noch einmal bei ihr. Nicht nur um sicher zu gehen, sondern auch in der Hoffnung, dass sie ihren besorgten Gesichtsausdruck vielleicht verlieren würde. Nach einer ganzen Weile blickte das Mädchen ihren Konkurrenten an. Auch sie konnte ihm seine Sorgenfalten ansehen und auch, dass sie der Grund für diese war. Aus diesem Grund zwang sie sich schließlich zu einem Lächeln, als sie antwortete: „Ich bin mir sicher, dass wir gleich da sind.“ Zu ihrer Verwunderung fanden sie sich allerdings nicht am Ausgang, sondern vor einer hohen Steinmauer wieder. „Hm… und was jetzt?“, murmelte der junge Mann nachdenklich, als er die Wand hinaufschaute. „Leana, leuchte doch mal bitte dort hoch“, bat er den Löwen, der daraufhin seinen Schweif mit der lodernden Flamme in die Höhe hielt und somit auch den letzten verborgenen Rest zwischen Decke und Mauer beleuchtete. „Wie ich es mir dachte, dort oben geht es weiter. Dein Lohgock müsste doch eigentlich in der Lage sein dich dort hinauf zu bringen, oder?“, wollte der Grünäugige von ihr wissen. Seine Worte fasste Haruka allerdings nicht als Frage, sondern mal wieder eher als Herausforderung auf, weswegen sie entrüstet erwiderte: „Natürlich ist das kein Problem für Lohgock!“ „Gut, dann lass uns weitergehen“, kam es lächelnd über seine Lippen, als er auch schon auf Leanas Rücken stieg und sich von diesem hinaufbringen ließ. Auch die Blauäugige rief kurz darauf ihr treues Feuerpokémon zu Hilfe und mit nur einem kleinen Sprung, landete es auch schon neben dem Koordinatoren. Anschließend rief das Mädchen es dankend zurück in seinen Ball. „Du bist echt unverbesserlich…“, sagte Shuu auf einmal und ging an ihr vorbei. ‚Was soll das denn schon wieder heißen?’, fragte sich seine Begleiterin in Gedanken und wollte diese gerade laut aussprechen, als sie plötzlich erneut, dieses Mal lauter und deutlicher diese Stimme wahrnehmen konnte. Sie hatte es im Gefühl, sie mussten ganz nah sein. Mit eiligen Schritten rannte sie, ohne auf ihn Rücksicht zu nehmen, an ihrem Rivalen vorbei und bog immer wieder in weitere Gänge hinein, so dass ihr Gefährte keinen Augenblick unachtsam sein durfte, denn andernfalls hätte er sie verloren. Mit einem Mal jedoch war sie stehen geblieben. Dies hatte der Grünäugige allerdings nicht kommen sehen, weswegen er sich stark abbremsen musste, um nicht mit ihr zu kollidieren. „Was ist los? Erst rennst du wie von einem Ariados gestochen los und dann hältst du abrupt…“ Als der Koordinator allerdings sah, weswegen seine Begleiterin stehen geblieben war, konnte auch er nur dastehen und erstaunt auf das vor sich liegende starren. „Wow, so einen großen Diamanten habe ich ja noch nie gesehen…“ Shuu war einfach sprachlos, denn vor ihnen befand sich doch tatsächlich ein mindestens zwei Meter hoher und fünf Meter breiter Edelstein, der ihnen einladend entgegenfunkelte. Die Stimme, die Haruka zuvor immer wieder gehört hatte, war nun vollkommen verstummt, dennoch zog dieser Kristall sie auf eine magische Weise an. „Was glaubst du wie der hierher gekommen ist?“, fragte Haruka nach, als sie ihre rechte Hand auf die glatte Oberfläche legte. Seltsamerweise war dieser Diamant nicht durchgehend klar, sondern wurde immer trüber, je weiter es in ihn hinein ging. Auch Shuu trat nun zu ihr und besah sich das wertvolle Stück genauer, als er ihr antwortete: „Wer weiß… aber es ist schon etwas seltsam, wenn man bedenkt wie groß er ist.“ Erneut richtete die Brünette ihren Blick in das kostbare Glas. ‚Was ist das? Da ist doch etwas drin…’, stellte sie fest und versuchte noch angestrengter zu erkennen um was es sich handelte. Und wie von Geisterhand klarte der Kristall auf einmal etwas auf und gab das Innere preis. Ein erschrockener Schrei hallte in der Höhle wieder und Haruka nahm auf einmal panisch Abstand von dem Diamanten, als sie brüllte: „Shuu! Shuu, schau da! Da ist jemand drin!“ Das Gesicht des Mädchens war kreidebleich und sie zitterte am gesamten Körper. Dies war das Erste, das der Angesprochene wahrnahm, weswegen er sich zu ihr begab und sie erst einmal in den Arm nahm, in der Hoffnung sie würde sich wieder etwas beruhigen. Anschließend wagte auch er einen Blick zurück auf den gigantischen Edelstein und zu seiner Erstaunung hatte das Mädchen in seinen Armen Recht. Auch er konnte nun dort, wo zuvor noch die Trübung war, ein Gesicht erkennen, das Gesicht einer wunderschönen Frau. „Beruhig dich, Haruka! Wir dürfen jetzt keine Zeit verlieren. Lass uns versuchen die Frau zu befreien… uns müsste nur einfallen, wie man diesen Diamanten zerstören kann…“ „Gar nicht!“, erklang auf einmal eine fremde Stimme und als die beiden Teenager sich herumdrehten, stand von ihnen ein alter Mann mit langem Bart und einem großen Stock. „Ukon? Was machen Sie denn hier?“, sprach die junge Frau verwundert, als der Fremde in den Lichtschein des Kristalls trat und sie ihn schließlich als eine der Kampfkoryphäe wieder erkannte. Ihr Gegenüber schüttelte allerdings nur lächelnd mit dem Kopf: „Tut mir sehr leid, Prinzessin, aber ich bin nicht der, für den Ihr mich haltet! Mein Name ist Anem und ich bin ein so genanntes Kristallkind, außerdem bin ich ein Gestaltenwandler und sehe für jedes Lebewesen anders aus. Für Euch habe ich allerdings eine Gestalt angenommen, die Euch aus Eurer Welt vertraut ist, damit Ihr nicht erschreckt.“ „Was willst du hier? Und warum willst du uns daran hindern diese arme Frau aus ihrer Gefangenschaft zu befreien?“, mischte sich nun Shuu in die Diskussion mit ein, wobei er sich schützend vor Haruka stellte. Der Angesprochene trat jedoch mit langsamen Schritten einfach immer näher, bis er unmittelbar neben den beiden Jugendlichen und direkt vor dem Edelstein stand, bevor er schließlich erneut seine Stimme erhob: „Ich bin der Hüter dieser Höhle, müsst ihr wissen! Ich beschütze sie und die Geschichte.“ „Die Geschichte?“, fragte die Brünette noch einmal verwirrt nach. „Kommt sie Euch nicht bekannt vor?“, stellte Anem stattdessen eine Gegenfrage an Haruka, wobei er sie mit einem durchdringenden Blick anschaute, „Habt Ihr nicht das Gefühl, dass ihr diese Person kennt, ihr schon einmal begegnet seid? War es nicht sie, die euch beiden erst hierher geführt hat?“ Neugierig schaute nun auch Shuu das Mädchen an, denn auch er war auf ihre Antwort sehr gespannt. Immerhin war er ihr einfach gefolgt und hatte auf ihr ‚Gefühl’ vertraut. War es am Ende doch nicht ihr Gefühl, sondern die Stimme dieser Frau gewesen, die Haruka dazu gebracht hatte hierher zu kommen? Aber er konnte allein an ihrem Blick schon entnehmen, der nachdenklich hin und her wanderte und dennoch nichts fixierte, dass sie angestrengt versuchte sich an die Stimme und deren Besitzerin zu erinnern. „Wer… ist… sie?“, kam es murmelnd über ihre Lippen, während sie noch immer selbst nach der Antwort suchte. „Wenn Ihr so sehr nach der Antwort sucht, dann schaut in den Diamanten!“, forderte der alte Mann sie mit seinem Stock auf, sich die Frau im Edelstein ganz genau zu betrachten. Shuu war das Ganze irgendwie nicht ganz geheuer, dennoch sagte er kein einziges Wort. Irgendwie konnte er es aber auch nicht, selbst wenn er gewollte hätte. Im Stillen fragte er sich allerdings, ob dieser seltsame Anem ihn vielleicht verzaubert hatte oder all dies um ihn herum sein Werk war. Wenn dem jedoch so war, wozu das alles? Was wollte er damit bezwecken und wieso versuchte er mit all seinen seltsamen Fragen und Aussagen Haruka dazu zu bringen sich diese Gestalt im Kristall anzuschauen, in der Hoffnung sie würde die Unbekannte erkennen? Wer war sie und warum erzählte er ihnen es nicht einfach, wenn er ohnehin darauf aus war, dass sie es erfuhren? Doch bevor er eine Antwort auf seine Frage finden konnte, geschweige denn sie laut aussprechen konnte, entschloss sich der 17-Jährige doch lieber dafür diese Gedanken beiseite zu schieben und ein wachsames Auge auf seine Begleiterin zu legen. Erneut legte das Mädchen eine Hand auf die kalte Oberfläche und versuchte angestrengt die Person im Inneren zu sehen und zu identifizieren. Nach und nach wurde die Substanz um das Gesicht der Gestalt, das zuvor noch von der Trübheit des Kristalls verschleiert wurde, klar. Dieses Mal war es der Koordinatorin sogar möglich jedes einzelne Detail ihres Gesichtes zu sehen. ‚Kenne ich diese Frau wirklich?’, fragte sich die Blauäugige im Stillen, als sie durch das inzwischen glasklare Material blickte, ‚Dieses Gesicht… dieses Haar… sie kommt mir irgendwie schon sehr vertraut vor.’ Ob du es möchtest oder nicht, eines Tages wirst du fortgehen. Doch denke immer daran, egal wo du auch sein magst, ich werde immer bei dir sein! ‚Was war das? Es war wieder diese Stimme…, aber warum wird mir auf einmal so warm ums Herz und warum fühle ich mich so geborgen, wenn ich an diese Worte denke?’ „Haruka? Ist alles in Ordnung?“, holte Shuus besorgte Stimme sie wieder aus ihrer Gedankenwelt zurück. Als sie ihn anblickte, konnte sie sehen, dass er sehr besorgt um sie war und am Liebsten auf der Stelle mit ihr dieses Ort verlassen hätte. Vielleicht wäre das auch besser für sie alle, wenn sie einfach gehen würde. Wollte sie die Wahrheit wirklich erfahren? Irgendwie war es ihr doch sehr wichtig die einzelnen Zusammenhänge zu verstehen und mehr über ihre früheres Leben zu erfahren. Auf der anderen Seite hatte allerdings auch eine ziemlich große Furcht davor. Natürlich, sie wusste was geschehen war, immerhin kannte sie die Geschichte auswendig. Doch die Geschehnisse, die um sie herum passierten, waren nicht einfach nur eine Gutenachtgeschichte! Hier war es ihr nicht möglich das Buch einfach zu zuschlagen, wenn sie etwas nicht wissen wollte. Sie konnte die Geschichte nicht einfach so unterbrechen, wenn sie sie einmal begonnen hatte. Zwar kannte sie die Geschichte, die es in ihrer Welt als Kinderbuch zu kaufen war, auswendig. An ihrem ersten Tag hier in Pokétopia wurde ihr allerdings schon bewusst, dass das Buch zwar die eigentlich Story wiedergab, jedoch fehlten viele Details. Es war eben doch nur eine Geschichte, die die wesentlichen Teile, die ihr damaliges Leben betrafen, ausließ. War sie wirklich schon bereit dazu die Wahrheit zu erfahren? Unsicher warf sie einen erneuten Blick auf ihren Begleiter, dessen Gesichtsausdruck die ganze Zeit über nicht verändert hatte. Doch allein zu wissen, dass er bei ihr war und sich um sie sorgte, gab ihr die nötige Kraft, die sie brauchte, um sich allen Gefahren, Herausforderungen und Hindernissen zu stellen, das hatte er ihr schon so oft gezeigt und versucht klar zu machen. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen wandte sie sich schließlich dem alten Mann zu, bereit alles was er ihr erzählen würde, zu verkraften. „Sag mir bitte Anem… wer ist diese Frau nun?“, bat die Brünette ihn darum, endlich mit der Sprache herauszurücken, „Du haste Recht, wenn du sagst, dass ich diese Frau kenne. Ja, ich spüre, dass uns irgendetwas Vergangenes verbindet. Hier in ihrer Nähe fühle ich mich geborgen und sicher… dennoch kann ich mir beim besten Willen einfach nicht daran erinnern, wer sie ist und wie wir zueinander standen. Bitte sag mir, was für eine Rolle hatte diese Frau in meinem früheren Leben?“ Mit ernstem Gesichtsausdruck schaute das magische Wesen zu beiden hinüber. Er hatte nicht erwartet, dass sich einer von ihnen an sie erinnert, doch zu wissen, dass Haruka die positive Verbindung spüren konnte, war für ihn ausreichend, um ihr die Wahrheit zu sagen: „Sie war Eure Mutter!“ Mit vor Schock geweiteten Augen starrte die Angesprochene den allwissenden Mann an. Auch Shuu war etwas überrascht, auch wenn er es sich nach ihren vorherigen Worten und dem drängen des alten Mannes schon fast gedacht hatte. Seine Vermutung bestätigt zu hören, war dennoch etwas unerwartet. Der Grünäugige konnte seiner Rivalin die unzähligen, nun aufkommenden Fragen ansehen, denn jetzt wo sie auf diese Frage eine Antwort erhalten hatte, traten mit dieser gleich zig Weitere auf. Bevor sie allerdings in der Lage war auch nur Eine von ihnen auszusprechen, fuhr das Kristallkind selbst fort: „Diese Frau, die ihr dort eingeschlossen seht, ist niemand anderes als Königin Isara, die damalige Herrscherin über Pokétopia. Eure leibliche und Nefers Ziehmutter.“ „Wie kam es dazu, dass sie nun in diesem gigantischen Diamanten eingeschlossen ist?“, unterbrach Shuu ihn schließlich, denn dass diese Frau einst die Herrscherin über dieses Land gewesen sein musste, konnte man zuvor auch schon der Aussage entnehmen, dass sie Harumis Mutter gewesen war. Wie sie allerdings in diese Situation geraten und ob sie in diesem monströsen Kristall noch am Leben war, konnten er sich noch nicht zusammenreimen. „Dieser große Diamant ist nichts anderes, als ihr Kristall! Auch sie war eine Kristallträgerin und trotz des Wissens, was mit ihr geschehen würde, hat sie seine gesamten Kräfte entfaltet, für ihre Tochter und den Frieden…“ „Für mich und den Frieden?“, kam es verwirrt von dem Mädchen. Ihre Begleiter wurde das Ganze allerdings etwas zu bunt. Es störte ihn sehr, dass sein Gegenüber ständig in Rätseln sprach, anstatt einmal mal tacheles zu reden, was er ihm auch ziemlich gereizt mitteilte: „Könntest du vielleicht mal aufhören ständig in Rätseln zu sprechen! Wir sind hier nicht in einer Gameshow, sondern wollen wissen, was genau und wie es passiert ist. Entweder sagst du es uns endlich oder wir verschwinden auf der Stelle von hier.“ „Wie Ihr wünscht, verzeiht“, entschuldigte sich der Graubärtige mit einer leichten Verbeugung, bevor er sich dran machte ihnen alles zu erzählen… oder zumindest das, was im Augenblick von Bedeutung war, „Wie Ihr sicherlich schon erfahren habt, gab es vor etwa einem Jahrhundert in Pokétopia eine heftige Auseinandersetzung zwischen der Königin und einem Unbekannten. Wer oder was diese Wesen war, woraus es bestand, ist bis heute ein Rätsel. … Wie dem auch sei, dieses mächtige Geschöpf tauchte von einer Sekunde auf die andere in Pokétopia auf und begann damit die Bevölkerung, Menschen wie auch Pokémon, zu töten. Königin Isara konnte dies natürlich unter gar keinen Umständen dulden und so machte sie sich schnell zu den Stadttoren auf, um den Eindringling zur Strecke zu bringen, damit dieses Massaker ein Ende finden würde. Als sie allerdings nach dem erfolgreichen Kampf zurück in den Palast kehrte, musste sie feststellen, dass sie das Wichtigste in ihrem Leben verloren hatte… Euch, Prinzessin Harumi!“ „Mich?“, fragte sie noch einmal nach und durchbrach damit die für kurze Zeit aufgekommene Stille. Mit einem Nicken bestätigte Mann ihre Frage, woraufhin er dies noch weiter erläuterte: „Während die Königin von diesem seltsamen Wesen abgelenkt wurde, hatte sich jemand anderes ins Schloss geschlichen und Euch das Leben genommen. Aus Trauer über den Verlust ihrer einzigen Tochter, setzte Königin Isara die Kräfte ihres Kristalls vollständig frei, obwohl sie wusste, was die Konsequenzen für sie sein würden. Sie erschuf eine völlig neue Welt in einer anderen Dimension und brachte die hier lebenden Menschen dorthin. Sie wollte ihnen die Möglichkeit geben noch einmal ganz von vorne zu beginnen, ohne Pokémon, ohne uns Kristallkinder und generell ohne Magie. Die Menschen sollten dort in Frieden leben und wir hier! Doch viele Pokémon fühlten sich den Mensch zu sehr verbunden und beschlossen sie zu begleiten. So ist schließlich über die Jahrtausende die jenseitige Welt entstanden, so wie ihr sie heute kennt. Isara sorgte ebenfalls dafür, dass ihre Tochter und alle anderen Opfer des Kampfes wiedergeboren werden konnten. Sie wollte Euch in Sicherheit wissen und versperrte deswegen auch das Tor zwischen den Welten, damit Ihr dort glücklich werden könnt, doch nun…" ღ ღ ღ ღ ღ ღ ღ ღ ღ ღ ღ ღ ღ ღ ღ ღ ღ ღ ღ ღ ღ ღ ღ ღ ღ ღ ღ Das war's erst einmal wieder! Hoffe, es hat euch gefallen und schaut auch beim nächsten KP wieder vorbei, das ich am Besten jetzt schon einmal anfange zu schreiben… mal schauen, ob ich es schaffe in etwa drei Wochen das nächste online zu stellen… Also, bin in hoffentlich drei Wochen dann ^.^o PS: Lob, Kritik, Morddrohung, wie immer alles gerne gesehen XD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)