My broken wings von abgemeldet (KouKou) ================================================================================ Kapitel 2: Feeling your heart beating ------------------------------------- Es war kalt, sehr kalt, nicht einmal seine vielen Schichten aus Pullovern und T-Shirts konnten ihn wärmen, als er sich auf dem Weg nach Hause befand. Kouichi sah den Himmel an; es würde bald regnen. Er ging langsamer, zu Hause wartete sowieso keiner auf ihn, er hatte es nicht eilig. Schon bald spürte er die ersten Tropfen, die ihm auf den Kopf fielen. Eigentlich mochte er Nieselregen, aber nur wenn es warm war… ein leichter, warmer Regen auf der Haut… aber dieser Regen war alles andere als warm oder leicht. Die Tropfen wurden größer, prasselten vom Himmel, als wäre eine große Gießkanne über Kouichis Kopf. Die Tropfen schlugen ihm durch den Wind hart und kalt ins gerötete Gesicht. Seine Augen konnte er nur noch schwer offen halten. „Kouji… du bist nie da, wenn ich dich brauche…“ Er nahm das Kopftuch aus dem Packet und versuchte es sich umzuwickeln – damit er seinen Kopf wärmen konnte – doch der Wind riss es ihm aus den Händen. „Nein“, schrie er, „bleib hier!“ Kouichi lief dem Tuch hinterher, er wollte es nicht verlieren. Als er es aus den Augen verlor, sah er sich um. „Wo bin ich hier?“ Es gab einige Teile der Stadt, die er nicht kannte, und dieser Teil gehörte eindeutig dazu. Sein Handy hatte er nicht mitgenommen, weil er nicht erwartet hatte, es zu brauchen… er machte ständig solche Fehler in letzter Zeit. Die Kälte brachte ihn zum Zittern, er ging einfach planlos weiter – irgendwann würden schon bekannte Stellen auftauchen. „Es ist“, einige Tränen rinnen seine Wange hinunter, „wie damals… ich bin allein, keiner kümmert sich um mich…“ Kouichi hatte Angst, dass etwas ähnliches passieren könnte, wie damals in der Digiwelt. Er wollte nicht wieder manipuliert werden, er wollte nicht, dass sein Herz von dunklen Gedanken umschlossen wurde. Die Kälte ließ ihn in sich zusammensacken. Er kniete auf dem Boden, zitternd und ohne den Weg nach Hause zu kennen. Alles tat ihm weh, die Temperaturen waren zu niedrig für ihn, der Wind und der Regen gaben ihm den Rest. „Kouji…“, sagte er mit letzter Kraft, „wo bist du…?“ „…chi… Kouichi, wach auf!“ Er öffnete seine Augen langsam und sah in das Gesicht seines Bruders. „Wo…? Was mache ich hier?“ „J.P. hat dein Kopftuch auf der Straße gefunden und bei dir zu Hause war keiner… deshalb haben wir dich gesucht und hierher gebracht!“ „Wieso?“ „Hä? Was soll diese Frage?“, Kouji wurde laut, „du bist mein Bruder, ich wollte, dass du sicher bist… deshalb haben wir dich zu mir gebracht!“ „Du bist nie für mich da… wir sehen uns nur noch alle drei oder vier Wochen und auf einmal möchtest du mich beschützen? Hast du irgendwelche Bruderinstinkte gekriegt, oder was?“, Kouichi war sauer auf Kouji, er konnte dieses „Gehabe“ nicht leiden. „Ich soll mich bei dir melden, okay, aber was ist mit Mom? Wo ist sie? Ich habe den ganzen Tag versucht sie anzurufen… bei euch zu Hause ist keiner! Wo ist sie?“ „Das interessiert dich doch gar nicht! Du hängst doch seit Monaten nur noch mit den anderen rum und ich bin immer allein! Ihr wollt mich nicht dabei haben, wenn ihr etwas unternehmt… und jetzt möchtest du wissen, wo Mom ist?“, er sah seinen jüngeren Zwillingsbruder fragend und gleichzeitig wütend an, „das glaubst du doch selber nicht!“ „Ihr seid meine Familie!“, Kouji schrie Kouichi an, „ich verbringe vielleicht neuerdings mehr Zeit mit den anderen, aber das ist kein Grund mir vorzuenthalten, dass etwas mit meiner Mutter nicht stimmt!“, seine Miene wurde sanfter, „außerdem habe ich mir solche Sorgen um dich gemacht… ich dachte, dass du gar nicht mehr aufwachst!“ Genau das wollte Kouichi niemals von seinem Bruder hören, dieser Satz machte ihm zu schaffen. In seinem Kopf wiederholten sich die Worte immer wieder, er konnte sich nicht mehr konzentrieren. « Er macht sich Sorgen um mich », dachte Kouichi, « warum macht er sich Sorgen ? Ich habe ihm nicht erzählt, was mit Mom los ist... und er macht sich Sorgen ? » Kouji setzte sich auf die Kante des Bettes. „Du kannst mit mir reden…“, meinte er vorsichtig, „ich möchte wissen, wo unsere Mutter ist und was mit ihr passiert ist.“ Kouichi setzte sich auf; alles drehte sich, ihm war schwindelig. Er lehnte seinen Kopf gegen die Brust seines Bruders und hörte Koujis Herz schlagen. Laute, kräftige, gleichmäßige Schläge ließen auch sein Herz wieder einen Takt finden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)