My broken wings von abgemeldet (KouKou) ================================================================================ Kapitel 4: Say you'll stay with me ---------------------------------- Alles lief so gut, alles war so perfekt, doch Kouichis schlechte Laune verdarb Koujis Fröhlichkeit. Er fand es schön bei seinem Bruder zu sein, er wollte, dass sie für längere Zeit zusammen wohnten, doch Kouichi wurde immer trauriger – obwohl es ihrer Mutter jeden Tag besser ging. Selbst wenn Takuya, Zoe, Tommy oder J.P. vorbeikamen, änderte sich nichts an der Stimmung des älteren der Zwillinge. Kouji wollte endlich eine Antwort auf die Frage, die er sich schon länger stellte. „Kouichi… ich bin jetzt schon seit drei Wochen hier und du hast mir noch nicht gesagt, was mit dir los ist…“, Kouichi sah ihn weinerlich an, „ich bin dein Bruder… du kannst mit mir über alles reden!“ „Kann ich nicht… es ist zu… intim… es ist…“ „Hast du dich verliebt? Das ist es doch, oder?“, Kouji lächelte, „also hast du dir zum Geburtstag doch gewünscht, dass deine Gefühle erwidert werden?! J.P. hatte Recht?“ „Ja… aber…“ „Sie will nichts von dir wissen?“ „Du liegst vollkommen falsch…“ „Hm…“, Kouji überlegte, „warum macht es dich dann so unglücklich, wenn sie auch mit dir zusammen sein will… wer ist es denn? Kenne ich sie?“ „Ich sagte dir doch, dass du falsch liegst! Kein Mädchen, Kouji! Ich liebe dich!“ Kouji wünschte sich, er hätte sich verhört. Er wich ein Stück von seinem Bruder zurück. „Mich? Du bist so, weil du mich…?!“ Kouichi schluchzte und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Er wollte Kouji nicht ansehen, ihn auch nicht hören. Er wollte, dass Kouji es niemals erfahren hätte. „Aber, Kouichi, das ist doch…“ „Krank? Abartig?... ich weiß auch, dass wir Brüder sind und das es falsch ist, aber irgendwann kam es einfach so und“, er konnte seinen Satz nicht beenden, „wenn du jetzt wieder nach Hause ziehen willst, kann ich das verstehen… ich kann mich deshalb ja selber nicht mehr leiden.“ Kouji sagte nichts, er wollte Kouichi nicht mit Worten oder Taten verletzen, aber er konnte nicht nur da sitzen und nichts machen. „Ich… gehe spazieren, ich bin bald wieder hier.“ Wie konnte das sein? Hatte er sich vielleicht doch nur verhört? War das alles nur ein Traum? Er öffnete die Tür und ging raus. Die Sonne schien, es war warm, aber es ging ihm nicht gut. Kouji ging einfach planlos durch die Straßen. Irgendwann blieb er stehen und sah sich um. Er stand vor Zoes Haustür, er war diesen Weg ohne jegliche Absicht gegangen. Sollte er klingeln? Sollte er mit ihr, mit einem Mädchen über diese Probleme reden, oder einfach gehen? Kouji war sich nicht sicher, doch dann hörte er ihre Stimme. „Wolltest du mich besuchen? Warum stehst du denn nur so dumm vor der Tür? Warum klingelst du nicht?“ „Hallo, Zoe…“ „Wo ist Kouichi? Hast du ihn nicht mitgebracht? Hast du dich etwa mit ihm gestritten?!“, sie sah ihn besorgt an. „Nein… das erzähle ich dir alles gleich.“ „Dann lass uns rein gehen.“ Zoe kam mit einem Tablett in ihr Zimmer und schaute nach, wo Kouji sich befand. „Ist es bequem genug?“ „Dieses Sofa ist… fantastisch.“ Sie stellte die Tassen mit dem Tee auf den Tisch und legte Kekse in eine Schale. „Die sind noch warm, hat meine Mutter gerade frisch gemacht…“ „Danke…“ „Jetzt können wir doch reden, ich meine… so unter Freunden.“ „Okay“, es fiel ihm schwer einen Anfang zu finden oder überhaupt etwas zu sagen. Er wusste nicht, ob er es ihr wirklich erzählen sollte. Wollte er eigentlich, dass seine besten Freunde etwas davon erfuhren? „Sag schon… was ist mit dir und Kouichi?“ „Er.. hat sich…“, Kouji stockte der Atem, er konnte es nicht aussprechen. „Er ist verliebt, aber das weiß ich doch schon seit ein paar Wochen. Warum interessiert es dich? Er hat mir erzählt, dass er sich nicht in ein Mädchen verguckt hat, aber mehr wollte er mir nicht sagen.“ Kouji ließ den Kopf hängen. Sein eigener Bruder redete über solche Sachen lieber mit Zoe als mit ihm. „Findest du es nicht gut, dass er denkt, schwul zu sein? Oder hast du Angst auch schwul zu werden?“ „Was?“ „Ich habe mich vor einiger Zeit für die Schule über Zwillinge schlau gemacht. Eineiige Zwillinge sind sich – auch, wenn sie getrennt aufwachsen – sehr ähnlich. In Amerika oder sonst wo gibt es Zwillingsschwestern, die gleich nach ihrer Geburt getrennt wurden, aber trotzdem einen ziemlich identischen Lebenslauf haben: Im gleichen Alter den Knöchel gebrochen, geheiratet, Kinder bekommen… ihre Männer haben sogar ähnliche Namen und einen ähnlichen Charakter.“ „Aha…“ „Dann gibt es noch ganz andere Tatsachen über Zwillinge“, Zoe kicherte, „wenn der eine Zwilling fremdgeht, dann macht es der andere bestimmt auch…“ Kouji errötete. „Das heißt aber nicht, dass ihr beide schwul sein müsst… außerdem ist das bestimmt nur so eine Phase bei ihm. Ich hab gelesen, dass die Pubertät die Zeit der Selbstfindung sei… wahrscheinlich ist er in ein paar Wochen davon „kuriert“. Solange der andere nichts davon weiß und ihn womöglich beschimpft, ist alles in Ordnung…“, sie sah Kouji an, „ich rede zuviel..“ „Nein, es ist nur so: der andere weiß davon und hat keine Ahnung, wie er sich benehmen soll.“ „Kennen wir ihn? Wir alle? Sag bloß nicht… Takuya? Oder J.P.?“ „Nein, so ist es nicht… Kouichi…“ „Du!? Wahrscheinlich glaubt er das nur… eure Mutter ist doch schon länger wieder im Krankenhaus… Kouichi klammert sich an den letzten Strohhalm, der ihm bleibt und das bist du. Er verwechselt seine Bruderliebe mit richtig tiefen Gefühlen…“ „Wie kommst du auf so eine Idee?!“, Kouji schrie sie an, „er ist doch kein kleines Kind, das sich einfach vertut und nicht weiß, was es fühlt! Er hat es mir ins Gesicht gesagt, er hat geheult, als er es mir gestanden hat!“ „Entschuldigung!“, sie nahm einen großen Schluck Tee, „ich weiß… es hört sich sicher seltsam an, aber… wie wär es, wenn ihr es einfach mal versucht? Ich meine… dann merkt er bestimmt auch, ob er es wirklich richtig ernst meint.“ Kouji starrte sie an. Hatte sie das wirklich gerade gesagt? „Was ist das denn für ein Ratschlag? Wie kommst du auf diese Idee?“ „Damals in der Digiwelt“, meinte sie grinsend, „wart ihr immer zusammen, ihr habt euch immer geholfen und eure Augen hatten dabei dieses Funkeln. Es hat mir gesagt, dass mehr zwischen euch ist als nur Bruderliebe… verstehst du, was ich dir sagen will? Ich habe schon damit gerechnet, dass einer von euch beiden..“ „Egal… danke für den Tee, ich muss gehen.“ „Ich werde den anderen nichts sagen… ich habe schon vergessen, worüber wir uns gerade unterhalten haben.“ Kouji stürmte aus dem Haus und nahm den schnellsten Weg zurück zu seinem Bruder. Er wollte das klären, er wollte mit ihm reden und eine Lösung finden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)