Yina und Feoan von -Elenya- (Der Fluch) ================================================================================ Kapitel 6: Geheimnissvoller Fremder ----------------------------------- Mein Pferd sträubte sich ein wenig in die Stadt zu reiten. Vor den Toren der Stadt, wäre es fast wieder umgekehrt, hätte ich nicht die Zügel geführt. Feyn ritt neben mir und beruhigte mit seinen sanften Worten das aufgeregte Pferd. Er hatte, wie ich, braungoldene Haare und wunderschöne braune Augen. Seine Stimme erinnerte mich immer wieder an einen lauen Herbstabend an dem das bunte Laub, durch einen warmen Wind sanft vom Boden abgehoben, durch die Luft flog. Er war ein Elf, der häufiger zum Kopf, als zur Waffe griff, wenn es an das Lösen von Problemen ging. Seine Kleidung unterschied sich, bis auf den Schnitt und die Tatsache, dass er eine Hose trug, nicht sehr von meiner. Er trug gerne Leinen und einen schwarzen Ledergürtel an dem sein Schwert hing. Es war nicht die übliche Kleidung für einen Elfen. Würde man nicht seine spitzen Ohren und sein Zeichen sehen, dann könnte man ihn sogar für einen Menschen halten. Er lächelte mir zu und ich nahm schnell seine Hand, weil sich unsere Tiere gerade sehr nah standen. „Schön, dass du mir hilfst.“, sagte ich und er nickte mir zu, als sei es eine Selbstverständlichkeit. Ich mochte ihn dafür. Er war so zuverlässig und immer da, wenn ich ihn brauchte. Dagegen war Tayin, der Sohn des Bruders meines Vaters, jemand, der nur selten bei mir war. Aber ich hatte damit kein Problem, denn wenn er nicht bei mir war, war er bei seiner Schwester Tuona. Diese brauchte ihn wohl so sehr, wie ich Feyn brauchte. Tayin hatte, wie die meisten Elfen, blonde Haare. Wenn seine Freunde von ihm sprachen, war die Rede meist von einem „gewitzten, schrägen Schlaufuchs“. Das er genug Späße und Flausen im Kopf hatte wusste ich. Auch das er sehr intelligent war. Aber was sie mit „schräg“ meinten, konnte ich mir immer noch nicht erklären. Außerdem war er der wohl beste Bogenschütze in unseren Reihen. Seine Hände waren so schnell, wenn er einen Pfeil zog, dass man mit den Augen manchmal nicht hinterher kam. Und er traf immer ins Schwarze. Seine Waffe trug er, festgeschnallt auf seinem Rücken, überall mit sich herum. So auch in diesem Moment. Er zügelte sein Pferd ein wenig und kam auf unsere Höhe. „Wo wollt ihr anfangen zu suchen, Herrin?“, fragte er. Seine Stimme hatte Kraft und Volumen. Er konnte auch sehr gut singen, hatte ich gehört. Ich überlegte kurz. Allein konnten wir die Zauberer nicht finden, wir brauchten Hilfe. Da ich mich mit einer anderen Frisur, einem großen Hut und anderer Kleidung genug getarnt hatte, konnte ich mich in der Stadt frei bewegen. Feyn und Tayin waren bei mir, um mich zu beschützen, falls mich doch jemand erkennen würde. „Wir werden uns in dem Gasthaus dahinten nach etwas Hilfe umsehen. Ich habe gehört dort ziehen oft gute Späher und Spione ein.“ Tayin und Feyn nickten und wir machten vor einem sehr stattlichen Gasthaus zur blühenden Rose halt. Die Pferde banden wir an Ringen, die in der Wand eingelassen waren, fest. Dann stiegen wir die Stufen zum Eingang hinauf. Nach kurzem Zögern, weil mich wieder eine Schmerzwelle in meinem Kopf durchfuhr, öffnete ich. Als ich eintreten wollte, stieß ich mit einer verhüllten Person zusammen. Völlig überrumpelt fiel ich zu Boden. Die Gestalt beugte sich sogleich zu mir hinunter. Ich konnte ihr Gesicht nicht erkennen, da die Kapuze soweit hinunter gezogen war, dass es kein Wunder war, das sie mit mir zusammen gestoßen war. „Verzeiht mir, Herrin.“, sagte die Gestalt – der Stimme nach, ein Mann – in besorgtem Tonfall. „Ist alles in Ordnung?“ Ich nickte und spürte wie ich von hinten von Feyn wieder auf die Beine gezogen wurde. Der Fremde kam mit mir zusammen hoch. „Ja, es ist alles in Ordnung, danke.“, erwiderte ich und der Fremde schien erleichtert. „Warum hattet Ihr es denn so eilig?“ Dem Fremden schien dieses Thema nicht sehr willkommen. „Ich möchte nicht darüber reden.“, versuchte er auszuweichen, doch ich war hartnäckig. Es konnte ja sein, dass unter der Kapuze ein Zauberer steckte! „Kommt, das seid Ihr mir schuldig.“, hackte ich nach. Der Fremde seufzte und senkte die Stimme beim sprechen. „Ich bin auf der Suche nach Zauberern.“, flüsterte er und ich horchte auf. Ich wandte mich kurz zu meinen Begleitern um und sah das Tayin nickte. „Entschuldigt, aber ich bin auch auf der Suche nach Zauberern. Sie haben mir etwas angetan und einen Freund von mir entführt. Ich möchte ihn retten. Könnt Ihr uns helfen?“ Der Fremde schien positiv überrascht. „Ich habe von einem Freund erfahren, dass sich nahe der Stadt zwielichtige Gestalten herumtreiben sollen. Wenn Ihr wollt, können wir zusammen hingehen.“, meinte er nach einiger Überlegung und ich nickte aufgeregt. Wir folgten ihm zu seinem Pferd und holten dann unsere. Langsam ritten wir durch die belebten Straßen der Stadt und ich wusste immer noch nicht, wer der Fremde war. „Dürfte ich fragen, wer Ihr seid?“, sagte ich nach einer Weile. Es schien den Fremden unangenehm zu berühren und er wandte sein verhülltes Gesicht von mir ab. „Könnt Ihr mir sagen, wer Ihr seid?“, konterte er dann. Ich fühlte mich unsicher. Ich wollte ihm nicht sagen, wer ich war, bevor ich nicht dasselbe von ihm wusste. „Ich...“, stotterte ich. Er lachte leise. „Ah, ich sehe. Es geht Euch so wie mir.“, erwiderte er und ich schwieg. Er hatte Recht. Wie folgten der Hauptstraße an unzähligen Läden uns Ständen vorbei bis zum Nordtor der Stadtmauer. Ohne Probleme verließen wir den sicheren Bereich der Stadt und folgten dem Weg durch die kleinen Gassen der Armen und Angestellten an den Toren der Stadt, bis zu einem kleinen Wäldchen. Dort stiegen wir von unseren Tieren und banden sie an den nächsten Baum. Gleich darauf schlichen wir uns leise durch das Wäldchen, bis wir Stimmen vernahmen. Es waren Männerstimmen und sie schienen sich zu streiten. Ich vernahm nur einige Wortfetzen, aber näher durften wir nicht heran, wenn wir nicht entdeckt werden wollten. „Du hast doch gehört was der Meister gesagt hat!“, vernahm ich dann deutlich einen der Männer. „Er sagte: Passt auf das Vieh auf, solang ich weg bin!“ Mein Atem stockte. Ganz sicher sprachen sie von Jyn! Ich wollte schon hervor springen, doch Feyn hielt mich fest. Er drückte den Zeigefinger auf den Mund und bedeutete mir, zu warten. „Ja, aber der Meister macht in letzter Zeit ganz schön dumme Sachen!“, sagte der andere Mann, dem Dialekt nach eindeutig ein Zauberer. „Er greift diese Elfen an!“ Ich wartete. „Ja, er greift die wichtigsten Elfen des Landes an, verflucht sie und erpresst ihre Eltern! Und? Es waren doch nur zwei.“, sagte der Andere aufgebracht. Zwei? Ich überlegte. Es gab in diesem Land nur eine Elfe die in ein paar Jahren wichtig für das Land sein würde: Mich. Von wem sprachen die Zauberer? Tayin tippte mich an und wies dann auf eine Stelle der Lichtung. Ich folgte seinem Arm und entdecke einen leeren Käfig auf dem Boden. Ich erkannte ihn sofort. Das war der Käfig von Jyn! Er hatte es also geschafft zu fliehen. Erleichtert atmete ich auf. Nun blieb mir nur noch die Aufgabe, diesen Fluch loszuwerden. Gerade als ich überlegen wollte, wie ich das Problem bewältigen sollte, vernahmen wir Hufgetrappel. Die anderen Zauberer kamen zurück. Sie würden uns entdecken! Feyn packte mein Handgelenk und zog mich hinter sich her. Tayin bedeutete dem Fremden uns zu folgen. Gemeinsam schlichen wir uns durchs Unterholz wieder zurück zu unseren Pferden. Schnell sprangen wir auf und ritten im Galopp zurück zur Mauer und durchs Tor wieder in die Stadt um jede Gefahr zu vermeiden. Ich zügelte mein Pferd und bremste ab. Ich wandte mich an Feyn. „Reitet zurück und informiert meinen Vater. Wir werden uns diese Zauberer schnappen. Ich warte beim Gasthaus zur blühenden Rose, beeilt euch!“, sagte ich und mein Bruder nickte. Dann weilte sein Blick auf dem des Fremden. „Und der da?“, flüsterte er mir zu. „Der tut nichts zur Sache, reitet nur.“, erwiderte ich sicher. Feyn nickte und zusammen mit Tayin verschwand er im Getümmel der Massen. Ich wandte mich an den Fremden. Er schien mich anzuziehen, ich musste ihn näher kennen lernen. Es dämmerte schon, wir waren lange Unterwegs gewesen. Ich lächelte ihn an und wies auf eine Schenke uns gegenüber: Zum Adler. Er nickte und folgte mir. Wir gaben unserer Pferde einem jungen Stallburschen, der sie sicher unterbrachte. Dann traten wir in die dunkle Schenke und ich konnte schlagartig nichts mehr sehen, da mein Hut mein Gesicht beschattete. Der Fremde neben mir, schien mit seiner Kapuze dasselbe Problem zu haben, er stolperte und fiel fast zu Boden. Schnell half ich ihm auf. Mein Herz schlug noch ein wenig vor Aufregung. Ich hatte die Zauberer entdeckt, jetzt konnte ich gerettet werden! Oder schlug es noch wegen etwas anderem? Wir setzten uns an einen leeren Tisch in einer noch dunkleren Ecke der Kneipe. Ich beabsichtigte damit, die Identität meines Gegenübers zu klären. Um ihm die Sache zu erleichtern nahm ich zögernd meinen Hut ab. Verwirrt beobachtete ich, wie er in diesem Moment kurz die Hände zusammenzog und sie dann wieder öffnete. Der Wirt kam zu uns und wir bestellten einen guten Wein für uns beide. Er zwinkerte uns verstohlen zu und ich schüttelte schnell den Kopf. Es war vielleicht doch ein wenig riskant gewesen, mich mit dem Fremden in eine Kneipe begeben zu haben, doch irgendwie konnte ich nicht anders. „Wollt Ihr mir immer noch nicht sagen, wer Ihr seid?“, fragte ich langsam und beobachtete den Mann. Er zögerte. Dann, ganz langsam schlug er seine Kapuze zurück. Im fahlen Licht der Kerzen, konnte ich erkennen, dass er rote Haare hatte. Sie wallten ihm auf die Schulter und umrahmten sein schönes Gesicht, welches mich an irgendjemanden erinnerte. Seine Augen waren scharf und klug und beäugten mich angespannt. Er zwang sich ein Lächeln ab und reichte mir die Hand herüber. „Freut mich, Euch kennen zu lernen, Herrin Yina.“, sagte er dann und ich erstarrte kurz. „Woher...“, stammelte ich verlegen. Er unterbrach mich. „Mann kennt Euch, hier im Dorf.“ Irgendetwas an seiner Stimme kam mir sehr bekannt vor. Dieses sanfte und doch sichere... „Und wie ist Euer Name werter Herr?“, wollte ich nun wissen. Der Fremde schien nach Worten zu ringen. „Mein Name ist... äh... ist Fain.“, stotterte er dann hervor und fuhr sich nervös durch die Haare. Was hatte er nur? Wollte er mir etwas antun und spielte mir nur etwas vor? Ich riet mir selbst zur Vorsicht und versuchte sein Zeichen zu erkennen. Leider war das Licht zu schwach dafür und ich musste ihn fragen. „Oh, ich bin ein Elf, Herrin. Seht.“ Er beugte sich nah zur Kerze und ich erkannte das Dreieck auf seiner Stirn. Es beruhigte mich ein wenig. Wenigstens ein Landsmann. Der Wirt brachte schwitzend den Wein. Es waren viele Leute im Gasthaus und alle wollten bedient werden. Fain hob seinen Becher hoch und wir stießen an. Er trank auf meine Gesundheit – hoffentlich wirkte es! Ich beobachtete ihn über den Rand meines Becher. Er gefiel mir sehr, mit seinen ungewöhnlichen Haaren und seinen klugen Augen. Er sah wirklich äußerst hübsch aus und schien auch sehr nett zu sein. Ich lächelte ihn an und er lächelte charmant zurück. Dann setzte er seinen Becher langsam ab und musterte mich kurz. „Könnt Ihr mir sagen, Herrin, was Euch die Zauberer angetan haben?“, fragte er dann und sah mich so vertrauenswürdig an, dass ich mich nicht dazu überreden konnte, es ihm nicht zu verraten. Was sollte er mir schon tun? Ich atmete tief ein und aus und schmunzelte ihn verlegen an. Dann begann ich mit meiner Erzählung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)