Bettgeflüster von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Bettgeflüster, oder: Das Unglück hat einen Namen Mit einem lauten Zischen hielt der Zug an. Die Türen öffneten sich knarrend und ein kleines blondes Mädchen sprang beschwingt heraus. Der Schaffner blickte ihr nach. "Bist du sicher, daß du den Weg alleine findest, Nanami?" Sie lächelte. "Ja klar!" Dann ergriff sie ihren rosaroten Koffer und machte sich fröhlich singend und auf einem Bein hüpfend auf den Weg. Der Schaffner schüttelte den Kopf. "Wie kann man ein so kleines Mädchen nur alleine reisen lassen?" "Sie ist doch schließlich alt genug!" erklärte Haruka genervt und fuhr sich durch ihr blondes Haar. "In ihrem Alter bin ich auch der Leichathletikgruppe beigetreten." "Du hattest auch nie eine angegriffene Gesundheit", hielt Setsuna ihr vor. Haruka stöhnte auf. "Dieses Argument verliert allmählich seinen Reiz, Setsuna. Hotaru ist nun schon seit über einem Jahr völlig gesund. Du machst dir einfach zu viele Sorgen." "Hotaru kann froh sein, daß sie nicht mit dir alleine lebt", fauchte Setsuna. "Du hast überhaupt keine Ahnung von Kindern und setzt immer voraus, daß sie genauso stark sind wie du es bist." Haruka griff nach ihrer Jacke. "Mit dir kann man einfach nicht diskutieren", beschwerte sie sich. "Michiru, ich gehe spazieren. Kommst du mit?" "Natürlich", ertönte es aus dem Wohnzimmer. "Warte auf mich." "Typisch", meinte Setsuna. "Wenn dir nichts mehr einfällt, dann verschwindest du einfach." Michirus Kopf tauchte in der Türöffnung auf. "Wozu nichts mehr einfällt?" erkundigte sie sich neugierig. "Es geht darum, ob Hotaru in die Sportgruppe ihrer Schule eintreten darf." "Warum denn nicht?" fragte Michiru verwirrt. Setsuna warf ihr Geschirrspültuch wütend auf den Boden. "Eine so schlimm wie die andere." Sie blickte zum Himmel empor. "Gott, womit habe ich das verdient?!" Mit diesen Worten rauschte sie aus der Küche. Michiru blickte ihr verblüfft nach. "Kannst du mir sagen, was mit ihr los ist?" Haruka zuckte mit den Schultern. "Sie ist heute nicht sie selbst. Gehen wir endlich?" "Wenn du willst." Gemeinsam verließen sie das Haus. "Hast du ein bestimmtes Ziel?" fragte Michiru, als sie sich bei Haruka einhakte. "Oder gehen wir dahin, wo der Wind uns hinträgt?" Beide lachten hell auf und machten sich auf den Weg. Der Wind trug sie - ganz zufällig - zum Jordan-Park, jenem Ort, an dem sich sonst nur Liebespaare zu treffen pflegten. "Endlich haben wir unsere Ruhe", sagte Haruka und wandte sich Michiru zu. Da hörten sie einen lauten Schrei. "Du bist so blöd, Bunny! Du bist so blöd, daß es weh tut!" "Ach, halt die Klappe, du blöde alte Hexe!" "Streitet euch nicht immer", meinte eine ruhige Stimme. "Wieso? Wo sich zwei streiten, da freut sich doch bekanntlich der dritte." "Minako, das mag zwar richtig zitiert worden sein, aber in den Kontext paßte es überhaupt nicht", hielt ihr eine weitere Stimme vor. "Ruhe?" fragte Michiru amüsiert. "Wenn wir ganz ruhig sind, bemerken sie uns vielleicht nicht", überlegte Haruka. "Ich möchte endlich mal wieder mit dir alleine sein." "HARUKA UND MICHIRU!!!!!!" "Pech gehabt", meinte Michiru. Da liefen die fünf "inneren Kriegerinnen" auch schon auf sie zu. "Haruka, Rei ist wieder so gemein zu mir!" beschwerte sich Bunny weinerlich. Haruka fragte sich einen Augenblick lang, warum ausgerechnet SIE einen Streit zwischen Bunny und Rei schlichten sollte, erwiderte dann aber: "Ich bin sicher, sie hat es nicht so gemeint." "Hab' ich wohl!" zischte Rei. Haruka warf ihr einen finsteren Blick zu. In diesem Moment ertönte ein lauter Schrei durch den Park und eine Kinderstimme rief: "Haru! Haru, hab' ich dich endlich gefunden!" "Was ist das?" fragte Minako und starrte gemeinsam mit den anderen das kleine Mädchen an, das sich Haruka an den Hals geworfen hatte. Es hatte lange blonde Haare und trug ein hellblaues Matrosenkleidchen mit einer rosaroten Schleife. Ihren Koffer gleicher Farbe hatte sie achtlos auf den Boden fallen lassen. Ami beugte sich zu ihm herunter und las das Namensschildchen. "Nanami Tenoh?!" fragte sie erstaunt. "Tenoh?!" echoten alle. "Ist das etwa deine kleine Schwester?" fragte Bunny. "Was soll sie wohl sonst sein, wenn sie den gleichen Nachnamen hat?" erwiderte Rei verächtlich. "Sie könnte ja auch Harukas Tochter sein", meinte Bunny beleidigt. Minako kicherte. "Das glaubst du ja wohl selber nicht." Bunny kratzte sich am Kinn. "Wieso nicht?" Minako deutete mit einem Kopfnicken auf Michiru. "Deshalb nicht." Alle anderen folgten ihrem Blick. "Ach so." Auch Nanami blickte das blauhaarige Mädchen verwundert an. "Haru, wer ist die Frau?" Haruka lachte verlegen. "Das ist Michiru Kaioh, meine..." In diesem Moment fiel ihr wieder ein, wie schrecklich eifersüchtig ihre kleine Schwester sein konnte. "Bekannte", vervollständigte sie ihren Satz. Michiru starrte ihre Freundin ungläubig an. "Bekannte?!" wiederholte sie. Haruka warf ihr einen entschuldigenden Blick zu, bevor sie sich wieder an Nanami wandte. "Was machst du hier, Nami?" Tränen sammelten sich in den großen blauen Augen der Kleinen. "Freust du dich denn gar nicht, mich zu sehen?" "Doch, natürlich", versicherte Haruka ihr eilig. Schlagartig verschwanden die Tränen wieder. "Das ist schön. Ich werd' nämlich eine Zeitlang bei dir bleiben. Bei Tante Katsumi ist es nämlich echt öde. Sie hört nämlich den ganzen Tag nur so blöde Geigenmusik. Findest du Geigenmusik auch doof, Haru?" Haruka wußte nicht genau, was sie darauf antworten sollte. "Kommt drauf an", meinte sie nach einiger Zeit zögerlich. "Worauf?" fragte Michiru mit funkelnden Augen. Die anderen Kriegerinnen blickten sich vielsagend an. Wie würde sich Haruka aus DER Zwickmühle wieder befreien? "Mischen Sie sich nicht ein", erwiderte Nanami frech. "Sie sind schließlich nur eine Bekannte von Haru." "Nami, bitte!" preßte Haruka zwischen den geschlossenen Zähnen hervor. Nanami überlegte eine kleine Weile. Dann griff sie nach der Hand ihrer Schwester. "Komm, Haru, wir gehen zusammen spazieren." "Geht nur", meinte Michiru kühl. "Geht nur." "Michiru", flehte Haruka, wurde jedoch von Nanami weggezogen. Die anderen starrten den beiden Schwestern noch lange hinterher. "Komische Familie", meinte Makoto schließlich. Seiya rückte seine Sonnenbrille zurecht und hoffte inständig, daß ihn niemand erkennen würde, insbesondere nicht Ataru Takahashi, der wohl sensationslustigste Reporter seit Menschengedenken, der ihn bereits seit Tagen verfolgte. Seiya seufzte auf. Er hätte nie gedacht, daß die Suche nach seiner Prinzessin so viele Probleme bergen würde. Eine Person wie diesen Takahashi würde er nicht einmal seinem ärgsten Feind zumuten wollen. Als ob sein Gedanke sie herbeigerufen hätte, tauchte Haruka plötzlich vor ihm auf. "Hi, Tenoh", begrüßte er sie. Gestreßt blickte Haruka auf. "Nein, nicht auch noch du", stöhnte sie auf. "Das ertrag' ich einfach nicht." In diesem Augenblick fiel Seiya das kleine Mädchen an ihrer Hand auf, das ihn erwartungsvoll anlächelte. "Wer ist das, Haru? Er sieht aus wie Papa." "Nami, das ist doch Blödsinn. Reines Wunschdenken", hielt Haruka ihr vor. Es ging ihr allmählich auf die Nerven, daß Nanami in jedem männlichen Wesen ihren Vater entdeckte. Das war fast ebenso schlimm wie Makoto mit ihrem ewigen Ex-Freund. Seiya beugte sich zu Nanami hinunter. "Ich bin Seiya", stellte er sich vor. "Das interessiert hier keinen", fuhr Haruka ihn an und wollte weitergehen. Nanami war jedoch offensichtlich ganz begeistert von Seiya und strahlte ihn mit glänzenden Augen an. "Du gefällst mir", erklärte sie. "Ich bin Nanami, aber du darfst mich Nami nennen." "Hallo Nami", lächelte Seiya. Dann blickte er Haruka vielsagend an. "Deine Tochter?" fragte er mit einem süffisanten Grinsen. "Soll ich jetzt lachen?" fragte Haruka genervt. "Sie ist meine kleine Schwester. Und jetzt laß uns gehen, Nami." Nanami zog einen Schmollmund. "Seiya soll mit uns kommen", forderte sie trotzig. "Das geht nicht", erklärte Haruka ganz langsam. "Seiya ist ein Popstar und hat immer sehr viel zu tun." Das hätte sie besser nicht gesagt. "Popstar!" jubelte Nanami. "Cool!" Vertrauensselig blickte sie zu Seiya hoch. "Du kommst doch mit, oder?" Seiya blickte auf die Uhr. "Na ja, ich..." "Super!" kreischte Nanami. Haruka verdrehte die Augen. "Na toll." "Ich will eine Hand von Haruka und eine Hand von Seiya", befahl Nanami königlich. Beide gehorchten. Was blieb ihnen denn auch anderes übrig? Gemeinsam gingen sie die Straße hinunter. Die einzige, die gute Laune hatte, war Nanami, die gleichzeitig hüpfte, sang und unaufhörlich plapperte. Plötzlich sprang ein Mann mit einer riesigen Kamera hinter einer Häuserecke hervor. "Endlich habe ich das Geheimnis von Seiya gelüftet!" schrie er. "Er hat eine heimliche Geliebte und sogar eine Tochter!" Seiya erbleichte. "Das ist Ataru Takahashi." "Wer?" fragte Haruka. Da wurde ihr auch schon ein Mikrophon unter die Nase gehalten. "Darf ich fragen, wer Sie sind, meine Dame?" Haruka überlegte fieberhaft nach einem fiktiven Namen, doch Nanami quietschte schon los: "Das ist Haruka Tenoh." "Haruka Tenoh", notierte sich der Reporter in seinem Block. "Seiya, warum haben Sie mir nie davon erzählt? Seiya? Seiya!" Er blickte sich verwundert um. "Wo isser denn? Mein Gott! Der Junge verschwindet einfach immer zu schnell. Wie halten Sie das nur mit ihm aus, Miß Tenoh? Miß Tenoh? Jetzt ist die auch noch weg!" Er ballte die Faust. "Aber ich habe mein Foto! Das wird die Story des Jahres!" Yaten knallte dem verschlafenen Seiya die Tageszeitung auf den Tisch. "Ich glaube es nicht!" zischte er. Seiya stöhnte auf. "Bevor ich meinen Kaffee..." "Halt den Mund", unterbrach ihn Taiki. "Lies!" Seiya sah seine beiden Freunde verwundert an. Die hatten wohl zu heiß gebadet. Seufzend beugte er sich über die Zeitung. Seine Augen weiteten sich. "Was?!" "Haru, du bist in der Zeitung", erklärte Nanami stolz. "Ich kann aber leider nicht lesen, was daneben steht." "Zeig her", forderte Setsuna und nahm ihr die Zeitung aus der Hand. Schnell überflog sie den Text und begann zu lachen. "Das ist ja 'n Witz", kicherte sie. "Schau nur, Hotaru." Hotaru schaute ihr über die Schulter und begann schallend zu lachen. Haruka, die immer noch versuchte, der wütenden Michiru leise zu erklären, warum sie ihr gemeinsames Zimmer über Nacht verlassen mußte ("Michiru, ich habe ihr gesagt, wir sind eine WG!") stand auf und riß ihren beiden Freundinnen das Blatt aus der Hand. Ihre Augen weiteten sich. "Aber das ist ja..." stammelte sie. "Ich muß sofort los!" Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, rannte sie los. Man hörte die Haustür ins Schloß fallen. Michiru bückte sich nach der Zeitung, die Haruka achtlos fallen gelassen hatte. "Was?!" Die glückliche Familie Kou Der berühmte Mädchenschwarm Seiya Kou aus der Popgruppe Three Lights ist Familienvater. Heimlich hat er eine Geliebte und eine kleine Tochter. Unter dieser Schlagzeile war ein Foto von Seiya, Haruka und Nanami abgebildet und daneben, etwas größer, noch einmal Haruka. Die Gesichter von Haruka und Seiya sprachen Bände. Nanami jedoch grinste von einem Ohr zum andern. Michiru wußte nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Seiya und Haruka, das war ja wohl absurd... oder? Haruka ging mit hochgeschlagenem Mantelkragen durch die Straßen von Tokyo. "Das ist sie", hörte sie eine Mädchenstimme wütend zischen. "Das ist die Geliebte von Seiya, die Mutter seines Kindes!" "Die sieht ja aus wie'n Junge!" entsetzte sich eine andere. "Vielleicht sollten wir uns auch die Haare abschneiden, vielleicht liebt uns Seiya dann auch", meinte eine dritte. Haruka verschwand schnell in einer Seitenstraße. Sie mußte so schnell wie möglich zu Seiya und das klar stellen. Leider hatte sie absolut keine Ahnung, wo Seiya sich momentan aufhielt. Sie lehnte sich an eine Häuserwand und seufzte auf. Mittlerweile bedauerte sie es regelrecht, sich niemals für Three Lights interessiert zu haben. Ihr Blick fiel auf ein Sailor V-Plakat, das an der Mauer hing, und ihre Augen weiteten sich. Minako wußte doch immer, wer wann wo und warum sein würde. Natürlich, das war die Lösung! Haruka durchsuchte ihre Taschen nach ihrem Adreßbuch. Gott sei Dank, sie hatte es dabei. Sie suchte fieberhaft unter dem Buchstaben A. Da war es ja. Aino, Minako... Was, sie wohnte in Minato?! Haruka stöhnte auf. Das war ja ewig weit weg. Zum Glück war sie eine gute Läuferin. Im Eiltempo machte sie sich auf den Weg. Als sie endlich vor dem zweistöckigen Haus angekommen war, holte sie erst einmal tief Luft. Dann klingelte sie. "Wer ist da?" ertönte eine Stimme hinter der Tür. "Haruka Tenoh", antwortete sie. "Ich möchte gerne zu Minako." "Warten Sie einen Moment, ich finde den Türschlüssel gerade nicht." Man hörte ein lautes Scheppern. "Ach, da ist er ja. Was macht er denn in der Topfpflanze?! Artemis, geh mir aus dem Weg." Ein klägliches Miauen. Endlich öffnete sich die Tür. Eine hellblonde Frau, die verblüffende Ähnlichkeit mit Minako hatte, fiel ihr um den Hals. "Das freut mich aber, daß ein so netter junger Mann meine Tochter besuchen will", jubelte sie. "Ich bin Frau Aino, und ich fiebere der Hochzeit schon entgegen." Haruka starrte sie an. Jetzt wunderte sie gar nichts mehr. Da erschien Minako auf der Treppe und winkte Haruka zu. "Haruka!" rief sie. "Warte, ich komme runter." Sie sprang die letzten fünf Stufen der Treppe hinab, packte ihre Freundin am Arm und zog sie aus dem Haus. "Tschüs Mama!" Frau Aino sah den beiden nach. "Was für ein schönes Paar." Dann fiel ihr Blick auf die Zeitung, die Minako mitgebracht und achtlos auf den Boden geworfen hatte. "Was?!" Tränen standen in ihren Augen. "Und ich hatte mich so auf die Hochzeit gefreut..." "Ich hab' die Zeitung gelesen", erklärte Minako grinsend. "Soll ich dich jetzt Frau Kou nennen?" "Laß die blöden Witze", fauchte Haruka. "Du weißt genau, daß Nami meine Schwester ist." Minako zuckte mit den Schultern. "Na ja, Lügen haben lange Haare. Seiya auch." Auf Harukas giftigen Blick hin lächelte sie beschwichtigend. "Schon gut, ich weiß, daß es deine Schwester ist. Seiya würde eh nie etwas mit dir anfangen." "Da kann ich auch gut und gerne drauf verzichten", meinte Haruka verächtlich. "Hast du zufällig eine Ahnung, wo Three Lights sich gerade befinden?" "Klar!" Minako warf ihre Haare zurück. "Meine Informationsquellen sind besser als die des amerikanischen Geheimdienstes DNA." Haruka hielt es für Zeitverschwendung, Minako zu berichtigen. "Wo sind sie denn?" flehte sie. "Dafür, daß dir Seiya nichts bedeutet, hast du's aber ganz schön eilig, zu ihm zu kommen", kicherte Minako. Haruka packte sie unsanft am Kragen, obwohl es sonst gar nicht ihre Art war, ausfallend gegenüber hübschen Mädchen zu werden. "Sag!" In diesem Augenblick ertönte von hinten eine tiefe, harte Männerstimme. "Hey, was machen Sie mit dem Mädchen da?" Haruka sah sich einem Polizisten gegenüber. Schnell nahm sie Minako in den Arm. "Ich liebe sie ja so", erklärte sie. Minako errötete. "Haruka", stammelte sie. Der Polizist nickte wissend und verschwand wieder dahin zurück, wo er hergekommen war. Haruka schaute Minako tief in die Augen und zog sie enger an sich heran. "Na, Minako?" fragte sie leise. Minako wurde - sofern dies überhaupt möglich war - noch röter. "Ich sag' dir, wo sie sind", versprach sie kleinlaut. "Aber bitte, Haruka... laß mich los!" "Schade." Haruka kam ihrer Bitte nach. "Also, wo sind sie?" "Starlight-Tower", erwiderte Minako knapp. Merkwürdigerweise brachte sie es nicht fertig, Haruka in die Augen zu sehen. "Starlight?" Trotz ihrer mißlichen Lage lachte Haruka auf. "Das Unglück hat einen Namen. Starlights, Three Lights, was auch immer. Ciao, Minako. Echt nett von dir, daß du mir geholfen hast." Sie schenkte Minako noch ein flüchtiges Lächeln, bevor sie losrannte. Das Telefon klingelte nun wohl schon zum hundersten Mal an diesem Morgen. Entnervt nahm Yaten den Hörer ab. Noch bevor sein Gesprächspartner etwas sagen konnte, fauchte er: "Nein, Seiya, Haruka und das Mädchen sind nicht zu sprechen. Sie sind überhaupt nicht hier. Nein, wir machen keine Pressekonferenz zu dem Thema. Nein, es wird keine Hochzeit geben und "Search for your love" ist keine Liebeserklärung an Haruka. Ende, aus!" Er knallte den Hörer zurück auf die Gabel. "Wie soll man denn hier proben?" beschwerte er sich. "Immer bringst du uns in Schwierigkeiten, Seiya." "Wieso ich?" jammerte der Angesprochene. "Ich hab doch nichts mit ihr! Wie denn auch, sie haßt Männer, sie haßt mich, und außerdem ist sie nicht einmal solo! Also laß mich in Ruhe, Yaten!" In diesem Augenblick klingelte es an der Tür. "Ich geh schon", meinte Taiki und stand auf. "Wenn du nicht mit ihr durch die Straßen spaziert wärst, säßen wir jetzt nicht in diesem Dilemma." "Yaten, noch ein Wort und..." "Hört auf, euch zu streiten", unterbrach Taiki die Auseinandersetzung der beiden. "Wir haben Besuch von einer Dame!" Die beiden drehten sich um und erblickten Haruka, die mit verschränkten Armen in der Türöffnung stand. "Seiya, wir müssen reden." "Komm, Yaten, wir lassen die beiden allein", schlug Taiki mit einem süffisanten Grinsen vor. Yaten sah ihn unsicher an. "Meinst du wirklich?" "Verschwindet", fuhr Seiya ihn an. Als die beiden seinen Befehl nachgekommen waren und er sich Haruka allein gegenüber sah, dachte er jedoch nur noch: "Kommt zurück!" "Das ist alles deine Schuld!" schimpfte Haruka los. Dies brachte bei Seiya das Faß zum Überlaufen. "Das mußt ausgerechnet du sagen", erwiderte er sarkastisch. "Es war ja auch meine Schwester, die unbedingt Vater-Mutter-Kind spielen wollte." Haruka schlug mit der Faust auf den Tisch. "Du wirst das diesem Typen erklären!" schrie sie. "Und wenn es das letzte ist, was du in deinem erbärmlichen kleinen Leben tun wirst!" "Solchen Typen kann man nichts erklären", brüllte Seiya zurück. "Die leben doch von solchen Geschichten!" "Und was sollen wir jetzt tun?" Auch Seiya beugte sich über den Tisch und sah Haruka fest in die Augen. "Wir, Tenoh?" entgegnete er giftig. "WIR tun gar nichts. DU tust etwas, ICH tu etwas. Es gibt kein "wir"! Ist das klar genug?" "Dummerweise sitzen wir aber im selben Boot, auch wenn mir das genauso unrecht ist wie dir!" In diesem Moment ertönte ein Schrei vom Fenster her. "Wenn sie noch ein wenig näher an ihre Freundin herankommen, kann ich das als Kußszene auffassen." Die beiden fuhren herum. "Ataru Takahashi", riefen sie gleichzeitig. Dieser verrückte Reporter war doch tatsächlich den Starlight-Tower hochgekraxelt und knipste wild mit seiner Kamera. Die beiden sahen sich an und waren zum ersten und einzigen Mal in ihrem Leben einer Meinung. "Wir müssen hier weg!" Im Eiltempo liefen sie die Treppen herunter und öffneten hektisch die Tür, wo schon eine Schar Reporter auf sie wartete. "Wo ist die Tochter", brüllte einer. Seiya packte Haruka am Arm und zog sie um die Ecke. "Da steht unser Wagen", rief er und stieß Haruka in den roten Ford, der am Straßenrand parkte. Schnell stieg er selber auf den Fahrersitz und drückte auf das Gaspedal. Die Reporter waren jedoch nicht langsamer und verfolgten die beiden nun in ihren eigenen Wagen. Haruka, die auf dem Rücksitz saß, beugte sich nach vorne. "Kannst du nicht schneller fahren?" "Das Ding gibt nicht mehr", gab Seiya zurück. Haruka griff nach dem Lenkrad. "Laß mich mal." "Frauen hinter'm Steuer bringen Unglück", witzelte Seiya. "Elender Macho", fauchte Haruka und begann, mit Seiya um das Lenkrad zu ringen. Der Wagen fing an, in Schlangenlinien über die Straße zu fahren, was die Verfolgung für die Reporter arg erschwerte. Dafür kritzelten sie eilig die kuriosesten Ideen in ihre Notizblöcke, warum der Wagen wohl ins Schleudern gekommen war. "Hey, wir haben sie abgehängt", stellte Haruka irgendwann erstaunt fest. "Vielleicht sind wir doch kein so schlechtes Team", meinte Seiya und lächelte jenes Lächeln, das schon so viele Mädchenherzen gebrochen hatte. Auf Haruka hatte es jedoch überhaupt keine Wirkung. "Konzentrier dich auf die Fahrbahn", befahl sie. Seiya gehorchte. Nach einer Weile jedoch fragte er: "Wohin fahren wir eigentlich, Tenoh?" Haruka erblickte ein Hinweisschild und entzifferte es im Vorbeifahren. "Wir haben Glück. Hier in der Nähe besitzen wir eine kleine Berghütte. Dort können wir bleiben, bis sich der Rummel gelegt hat." "Zusammen?" fragte Seiya. "Anscheinend habe ich mich geirrt. Es gibt doch ein "wir"." "Nicht für lange", erwiderte Haruka grimmig. "Das verspreche ich dir." Abends saßen die Senshi zusammen mit Nanami und Three Lights am Hikawa-Tempel. Ami versuchte, die Geschehnisse des Tages zu rekonstruieren. "Also noch einmal. Haruka hat in die Zeitung geschaut. Dann ist sie zu Minako gelaufen. Und was hat sie bei dir genau gemacht und gesagt?" "Gesagt hat sie, daß sie wissen wolle, wo Three Lights seien. Und gemacht hat sie..." Minako errötete, woraufhin ihr Michiru einen mißtrauischen Blick zuwarf. "Was? Gemacht hat sie was?" "Gar nichts." Minako brach in lautes Gelächter aus, wie immer, wenn sie eine unangenehme Situation von sich abwenden wollte. "Na schön", meinte Ami. "Du hast es ihr also gesagt, und sie ist losgelaufen. Dann ist sie am Starlight-Tower angekommen und ihr beide", sie nickte den "Two Lights" zu, "habt sie allein gelassen." "Wie konntet ihr nur so blöd sein!" Das war das erste, was Bunny bei diesem Treffen überhaupt gesagt hatte. "Bist du etwa eifersüchtig?" erkundigte sich Rei spöttisch. "Eifersüchtig?" fragte Nanami, die bisher mit Hotaru Hüpfekästchen gespielt hatte. "Bist du etwa die Freundin von Seiya?" "Ja", antwortete Bunny, ohne nachzudenken. Dann wurde ihr klar, was sie gesagt hatte. "Ich meine, nein!" Sie sah sich verwirrt um. "Schaut nicht so! Hört auf mich so anzusehen!" "Das reicht." Yaten stand auf. "Immerhin haben wir noch jemanden andern zu suchen. Seiya kommt schon klar." Er und Taiki wandten sich um und gingen die Treppen des Hikawa-Tempels hinab. "Jemand andern?" wunderte sich Makoto. "Wen denn?" "Das ist doch unwichtig", winkte Ami ab. "Das letzte, was wir von den beiden wissen, ist, daß sie in Richtung Norden aus der Stadt geflohen sind." "Norden?" wiederholte Michiru nachdenklich. "War da nicht irgend etwas?" Bevor bei ihr jedoch der Groschen fiel, hielt ihr jemand ein Mikrophon unter die Nase. "Mein Name ist Ataru Takahashi. Sie sind also Freunde von Haruka und Seiya. Was halten Sie von dieser Beziehung?" "Da gibt's keine Beziehung", fauchte Michiru. "Beziehung", echote Chibi-Chibi, die plötzlich hinter Bunny aufgetaucht war. "Chibi-Chibi, was machst du denn hier?" fragten alle. "Hier!" erwiderte Chibi-Chibi strahlend. "Ah, das ist wohl die zweite Tochter von Haruka und Seiya", meinte Ataru begeistert. "Das ist DIE Sensation! Und wer ist die kleine Schwarzhaarige dort drüben? Nummer drei? Nein, dazu ist sie wohl zu alt." Er brach in lautes Gelächter aus. "Verschwinden Sie aus dem Tempelbezirk", fuhr Rei ihn an. "Dies ist ein heiliger Ort!" "Schon gut, schon gut", beschwichtigte Ataru sie. "Ich geh' ja schon. Neue Story schreiben. Vielleicht finde ich Taiki und Yaten irgendwo. Hey, Kleine, willst du nicht mitkommen?" fragte er Nanami. "Sie will nicht", meinte Setsuna. "Auf keinen Fall." "Auch gut." Ataru machte noch schnell ein Foto von Nanami, die breit grinste. "Bin ja schon weg." "Was für eine Plage!" stöhnte Makoto auf. "Wie halten Stars das nur aus?" "Ich wär' gerne ein Star", schwärmte Minako. "Star", quietschte Chibi-Chibi. Minako lächelte und strich ihr über den Kopf. "Wenigstens du verstehst mich, Chibi-Chibi." "Könnten wir vielleicht zu unserem Hauptproblem zurückkommen?" erkundigte sich Ami. "Immerhin haben wir eine starke Kriege..." Rei hielt ihr den Mund zu. "Freundin", erklärte sie. "Freundin verloren. Wir müssen sie zurückholen." "Richtig", meinte Hotaru. "In ein paar Tagen wird sich das Gerücht ohnehin zerstreut haben. Wenn wir nur wüßten, wo sie sind." "Jetzt weiß ich, woran mich "Norden" erinnert hat. Haruka hat dort ein kleines Haus in den Bergen", sagte Michiru. "Wie schön", säuselte Rei. "Da habt ihr sicher schon oft Ferien gemacht." Michiru nickte lächelnd. "Wieso?" fragte Nanami plötzlich. "Sie sind doch nur eine Bekannte!" Die Senshi sahen sich vielsagend an. "Bekannte", wiederholten sie wissend. "Bekannte", piepste auch Chibi-Chibi. "Gute Bekannte." Michiru stand auf. "Das reicht jetzt. Wir müssen ihnen nachfahren." "Fahren?" fragten alle. "Wir haben keinen Führerschein", erklärten die inneren Kriegerinnen einstimmig. "Ich auch nicht", ergänzten Setsuna und Michiru. "Mich müßt ihr gar nicht anschauen", sagte Hotaru. "Ich bin noch ein Kind." "Dann bleibt also nur noch der Bandbus von Three Lights", strahlte Minako. "Ich überrede Yaten. Ganz freiwillig." "Aber doch wohl nicht jetzt?" fragte Setsuna ungläubig und schaute auf die Uhr. Minako grinste. "Warum denn nicht?" Alle starrten sie an. "Okay, okay, ich gehe morgen früh. Einverstanden?" Seiya öffnete den Küchenschrank. "Getrocknete Pilze?!" fragte er schockiert. Haruka zuckte mit den Schultern. "Wir machen normalerweise keine Spontanbesuche." "WIR sind wohl Michiru und du", sagte Seiya mit einem süffisanten Grinsen. "Das erklärt mir auch, warum hier lediglich EIN Bett steht - ein Doppelbett!" "Witzig, sehr amüsant", erwiderte Haruka giftig. "Aber wo du gerade das Problem mit dem Bett ansprichst..." Seiya fuhr herum. "Du willst mir doch wohl nicht sagen, daß ihr hier keinen Schlafsack oder dicke Decken habt!" "Ich will nicht, aber ich muß wohl." "Na toll." Seiya stellte eine Dose getrocknete Pilze mit Schwung auf den Tisch. "Was ist das hier eigentlich für ein Laden?!" "Fahr doch zurück", meinte Haruka spöttisch. "Grüß Ataru von mir." Seiya hob abwehrend die Hände. "Ist doch ganz schön hier. So... idyllisch. Nur das mit dem Bett..." "Kannst ja auf dem Boden schlafen." "Hey, wieso ich?" Haruka verschränkte die Arme. "Weil es meine Hütte ist." Da explodierte Seiya. "Hör mal, Tenoh! Wir müssen uns doch nicht benehmen wie kleine Kinder. Das Bett ist immerhin groß genug für zwei! Keine Angst, ich lasse schon die Finger von dir. Du bist nämlich gar nicht mein Typ! Und die Gefahr, daß du dich auf mich stürzt, ist verschwindend gering, immerhin bist du..." Er stockte und wurde rot. "Na ja, ich meine, du bist, äh, ich bin... vermutlich auch nicht dein Typ." "Richtig", bestätigte Haruka. "Nicht mein Typ. Aus Prinzip schon nicht." "Also, wo ist das Problem?" Seiya trat betont forsch auf das Bett zu. "Ich nehm' die rechte, du die linke Hälfte." "Moment", unterbrach Haruka ihn. "Ich nehm' immer die rechte Hälfte." "Laß uns doch nicht persönlich werden, Tenoh." "Ich hasse ihn", grummelte Haruka. "Ich hasse ihn einfach." "Gibt's hier so etwas wie Pyjamas?" Er grinste. "Die Frage war wohl überflüssig, oder?" "Noch ein Wort, und du schläfst draußen. Und glaub' mir, mein Freund, nachts wird es da ziemlich kalt. Dann kannst du morgen bei den Wiener Sängerknaben mitträllern." Seiya verzog das Gesicht. "Ich schlafe links", sagte er und begann, sich das Hemd aufzuknöpfen. Haruka drehte sich um. Auf was hatte sie sich da jetzt schon wieder eingelassen? "Mein Gott, ist die Decke dünn", beschwerte sich Seiya, als er ins Bett stieg. "Sei froh, daß der Kamin nicht aus ist", fuhr Haruka ihn wütend an. In diesem Moment schlug ein Ast, vom Wind aufgewirbelt, das Fenster ein, und ein heftiger Luftzug ließ das Feuer im Kamin verlöschen. Seiya zog sich die Decke über den Kopf. "Super!" Haruka trat an das Fenster und schloß die Läden, aber trotzdem pfiff der Wind durch kleine Ritzen weiterhin ins Zimmer und verursachte arktische Temperaturen. "Mach das Feuer wieder an", quengelte Seiya unter seiner Decke. "Es ist kalt!" "Sag bloß", fauchte Haruka und schlang schlotternd die Arme um ihren Körper. "Hier ist aber leider kein Brennholz mehr, Mr. Superstar!" "Besorg' welches", befahl Seiya. Haruka starrte die Decke, unter der sich Seiya verkrochen hatte, ungläubig an. Dieser Typ hatte einfach ein erschreckendes Selbstbewußtsein. "Du erwartest von mir, daß ich da hinaus gehe?" fragte sie. "Abgesehen davon, wo soll ich denn hier bitte Brennholz auftreiben?" Seiyas Nasenspitze tauchte unter der Decke auf. "Und ihr habt hier wirklich keine warmen Decken?" "Wir brauchen normalerweise keine." "Saftladen", murmelte er. "Hast du irgend etwas gesagt?" Haruka klang weniger wütend, als sie eigentlich wollte, da ihre Zähne vor Kälte klapperten. Mittlerweile war Seiyas ganzer Kopf zu sehen. "Da bleibt uns wohl nur noch eines übrig." Haruka trat einen Schritt zurück. "Niemals. Eher erfrier ich, als daß ich mich von DIR warmhalten lasse", erklärte sie bibbernd. "Glaubst du, Michiru hat was davon, wenn sie dich als Eisblock wiederfindet?" Michirus Name ließ Haruka ihren Widerstand aufgeben. Außerdem war ihr inzwischen so kalt, daß sie sich von JEDEM hätte wärmen lassen. Zitternd kroch sie unter die Decke. 'Was tu ich da nur', fragte Haruka sich, als sie langsam aber sicher näher an Seiya heranrückte. Dieser stellte sich dieselbe Frage, als er seinen Arm um Haruka legte und sie an sich heran zog. Beiden wurde schnell wesentlich wärmer, und Haruka, erschöpft von diesem absolut verrückten Tag, nickte als erste ein. Seiya betrachtete verwundert ihr Gesicht, das im Schlaf so verletzlich und zart wirkte. Vorsichtig strich er ihr eine Haarsträhne aus der Stirn. Dann starrte er seine Hand an, schüttelte den Kopf und schlief ebenfalls ein. Als Haruka am nächsten Morgen aufwachte, spürte sie als erstes den warmen Atem irgendeiner Person an ihrem Hals und wurde sich eines Armes bewußt, der auf ihrer Hüfte lag. "Michiru", murmelte sie, sich gar nicht bewußt, wo und in wessen Armen sie lag. Mit geschlossenen Augen wandte sie sich Seiya zu und küßte ihn zärtlich. Seiya, der in dieser Nacht einen sehr realistischen Traum von seinem Schätzchen, einem Sternenhimmel und einem Schlafsack geträumt hatte, wachte davon auf, daß er warme Lippen auf den seinen spürte. Er öffnete die Augen einen Spalt weit und erblickte blondes Haar. Er erwiderte den Kuß. Haruka indessen wunderte sich nicht wenig. Irgendwie war das anders als sonst. Nicht unbedingt schlechter, aber anders. Sie öffnete langsam die Augen und stieß einen lauten Schrei aus. Auch Seiya wurde plötzlich klar, WEN er da gerade geküßt hatte, und vor lauter Schreck fiel er aus dem Bett. Er hatte allerdings nicht lange Zeit, sich zu wundern, denn da stürzte sich Haruka auch schon auf ihn. "Wie war das? Du wolltest die Finger von mir lassen? Ich hätte mir denken können, daß man dir nicht vertrauen kann", schrie sie ihn an. "Moment", unterbrach Seiya sie heftig. "Wer hat hier wen zuerst geküßt?" Haruka wurde rot. "Ich dachte doch, du seiest..." "Schon gut", meinte Seiya und stand auf. "Ich hab' dich auch für jemand anderen gehalten, keine Sorge. Am besten vergessen wir das Ganze." "Wovon redest du?" fragte Haruka. Seiya grinste. Als er Haruka jedoch ansah, errötete er und wandte den Blick ab. Sie konnte gar nicht so schlecht küssen, fuhr es ihm durch den Kopf. Er wurde noch röter. Was dachte er denn da?! Haruka fiel die wechselnde Gesichtsfarbe ihres Gegenübers nicht auf, da auch sie sich umgedreht hatte. Sie hätte es niemals für möglich gehalten, daß sie sich in Seiyas Armen so sicher und geborgen fühlen könnte... Aber das war natürlich reiner Unsinn. "Zum Frühstück gibt es getrocknete Pilze", sagte sie betont forsch. "Zum Mittagessen übrigens auch." "Mach dich nicht so breit, Bunny", schimpfte Rei. "Du bist viel zu fett." "Wer ist hier fett?" "Du, Bunny!" "Nein, du, Rei!" Taiki blickte gestreßt auf die Streitenden. "Ist es wirklich nötig, daß wir zu zwölft fahren? Da ist hier doch überhaupt kein Platz für!" In der Tat war die Rückbank des Busses hoffnungslos überfüllt. Setsuna hatte Hotaru und Nanami auf den Schoß genommen. Auf Makotos Knien hatten Bunny und Rei, die übrigens die ganze Fahrt ihren Streit fortsetzten, Platz gefunden. Minako saß auf Yatens Schoß und genoß diese Situation sichtlich. Ihr zu Füßen hockte Ami. Taiki saß hinter dem Lenkrad. Er war der einzige, der Platz hatte, denn Michiru mußte sich den Beifahrersitz mit Chibi-Chibi teilen. Dennoch fiel jedem ein Grund ein, warum er unbedingt mitmußte. Michiru: Ohne mich findet ihr den Weg nicht. Hotaru: Ich bin ein Kind. Ihr dürft mich nicht alleine zu Hause lassen. Setsuna: Irgend jemand muß sich doch um dieses Kind kümmern. Nanami: Ich bin auch ein Kind! Chibi-Chibi: Kind! Ami: Wir nehmen dieses Gebirge gerade in Erdkunde durch! Minako & Bunny: Wir sind so schlecht in der Schule, freut euch doch, daß wir was dafür machen wollen! Rei: Ich muß Bunny davon abhalten, irgendwelchen Mist zu bauen. Makoto: Ich muß Rei und Bunny auseinanderhalten. Yaten: Ich hab' den Bus bezahlt! Taiki seufzte. "Und ich fahre den Bus. Okay, ich seh's ein, wir müssen zu zwölft fahren. Macht's euch bequem." Es war inzwischen Mittag geworden. Haruka sah von ihren getrockneten Pilzen auf und betrachtete Seiya, der ihr gegenüber saß, eindringlich. Es wunderte sie, daß er nun schon seit einer geschlagenen Stunde keinen gehässigen Kommentar von sich gegeben hatte. Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. Seiya wirkte richtiggehend leidend. Was war mit ihm los? Plötzlich fiel ihr die rote Stelle an seinem Hals auf. "Sonnenbrand?" grinste sie. Seiya warf ihr einen giftigen Blick zu, doch sie fuhr unbarmherzig fort: "Ich hab dich gewarnt, ich hab dir gesagt, benutz die Sonnencreme, aber nein, Mr. Superstar hat so was ja nicht nötig, Mr. Superstar ist ja abgehärtet..." "Schon gut", unterbrach Seiya sie mürrisch und schleuderte seine Eßstäbchen auf den Tisch. "Miß Wonderful hatte wie immer recht. Jetzt zufrieden, Tenoh?" Haruka mußte lächeln. "Ich war früher genauso unvorsichtig wie du", bekannte sie. "Ich dachte, nichts und niemand könnte mir etwas anhaben." "Das tröstet mich jetzt unheimlich." Seiya stöhnte auf. "Wie lange hält so ein Sonnenbrand?" Haruka überlegte. "Wenn er mit etwas Sonnencreme behandelt wird, nicht besonders lange." Die beiden starrten sich an. "Würdest du...?" fragte Seiya zögerlich. Haruka schüttelte, über sich selbst verwundert, den Kopf. "Ich versteh mich selber nicht mehr", sagte sie. "Also gut, zieh dein Hemd schon aus." Seiya grinste. "Hättest du dir jemals vorstellen können, das einmal zu einem Mann zu sagen?" fragte er anzüglich. "Setz dich aufs Bett und mach endlich, sonst überleg ich es mir noch anders", fauchte Haruka. Seiya sah ein, daß es nicht ratsam wäre, das Mädchen weiter zu reizen und folgte ihrem Befehl. Haruka kam sich merkwürdig befangen vor, als sie neben Seiya auf dem Bett Platz nahm. Um ihre Unsicherheit zu verbergen, klatschte sie Seiya die Sonnencreme energisch auf den Rücken. "Ah!" schrie dieser auf. "Kannst du nicht etwas zärtlicher sein, Tenoh?" Haruka stockte. "Was?" fragte sie ungläubig. "Stell dir doch einfach vor, ich sei Michiru!" Die Vorstellung, ihren ärgsten Feind - gleich hinter Galaxia - mit ihrer geliebten Michiru zu vergleichen, ließ Haruka unwillkürlich in lautes Gelächter ausbrechen. Auch Seiya wurde klar, was für einen unsinnigen Vergleich er da aufgestellt hatte und vor lauter Lachen fiel er auf das Bett zurück. Haruka beugte sich über ihn. "Du, Michiru", prustete sie. "Hast dich aber sehr verändert, Schatz." "Kommt es dir so vor, Liebling?" säuselte Seiya. Vor lauter Lachen fiel Haruka auf Seiya drauf. Ihre Gesichter lagen nah beieinander. "Das glaube ich nicht", ertönte ein elfstimmiger Entsetzensschrei. "Glaub ich nicht", wiederholte ein piepsiges Stimmchen. Haruka und Seiya fuhren auseinander und starrten zur Tür. Dort standen die acht übrigen Mitglieder des Sailor Teams, die beiden Three Lights, Chibi-Chibi und Nanami. Michiru preßte die Lippen aufeinander. "Das ist zuviel, Haruka", sagte sie kalt. "Das ist nun wirklich zuviel." Haruka sprang auf und lief auf sie zu. "Aber das ist doch alles nur ein Mißverständnis, Michiru." Diese wandte ihr den Rücken zu. "Da gibt's nichts mißzuverstehen." Während Haruka eifrig versuchte, ihrer Freundin den Sachverhalt zu erklären, trat Nanami zum Bett und sah Seiya vorwurfsvoll an. "Ich finde es nicht nett, daß du deine Freundin mit Haru betrügst", sagte sie. "Freundin?" fragte Seiya verwirrt. Nanami deutete auf Bunny, die neben dem ähnlich wie Michiru vor Wut schäumenden Yaten stand. "Die hat gesagt, sie sei deine Freundin", erklärte sie ihm. "Ach, wirklich?" Seiyas Augen strahlten auf. "Interessant, Schätzchen", sagte er sehr sanft. Bunny errötete. "Aber ich hab' doch..." "Du hast es gesagt", beharrte Nanami auf ihrer Aussage. Seiya richtete sich auf. Immer noch trug er kein Hemd, aber seinen Sonnenbrand hatte er völlig vergessen. Er lächelte Bunny an. "Hör auf, Bunny schöne Augen zu machen!" ging Yaten dazwischen. "Reicht es dir nicht, daß du heute schon eine Frau im Bett hattest?!" "Im Bett hattest!" wiederholte Chibi-Chibi. "Im Bett hattest!" wiederholte auch Michiru. "In unserem Bett!" "Oh", grinste Minako und fing an zu kichern. "Ist euch eigentlich klar, daß hier drei kleine Kinder im Raum sind", zischte Setsuna wütend. "Diskutiert das woanders aus!" "Wo denn? Im Bett?" kicherten Makoto und Rei. Hotaru verschränkte die Arme. "Von mir aus können die weiter streiten", meinte sie schnippisch. "Ich weiß genau, was die abends zusammen im Bett machen." "Im Bett machen", echote Chibi-Chibi. Nanami sah sich erstaunt um. "Im Bett?" fragte sie ungläubig. "Aber Sie sind doch nur eine Bekannte von Haru!" "Nein!" explodierte Michiru. "Ich bin die Liebe ihres Lebens. Stimmt's, Haruka!" "Stimmt", meinte Haruka und dachte schon, sie hätte das Schlimmste überstanden. Doch sie hatte nicht mit Minako und ihrem seltsamen Sinn für Humor gerechnet. "Gestern morgen, als ich in deinen Armen lag, meintest du noch, du würdest mich lieben", witzelte sie. Sie hatte nicht damit gerechnet, mit dieser kleinen Bemerkung ein solches Desaster hervorzurufen. "WAS?!" schrie Michiru. "Wen denn noch, Haruka? Seiya, Minako, wer noch?" Sie hätte besser nicht gefragt. "Um ganz ehrlich zu sein..." Setsuna überlegte. "Weißt du eigentlich, was sie macht, wenn du noch schläfst?" "Ich weiß es, ich weiß es", meinte Hotaru. Rei kratzte sich am Kinn. "Wir standen uns schon einmal sehr nahe", bekannte sie. "Es regnete... ach, war das romantisch!" "Sie ist immer so zärtlich", stimmte Makoto ihr bei. "Besonders, wenn sie einen im Arm hält", ergänzte Bunny. Seiyas Augen verdüsterten sich. Ohne dies zu beachten fuhr Bunny fort: "Und geküßt hat sie mich auch schon mal... na ja, eigentlich zweimal." Michiru starrte Haruka mit funkelnden Augen an. "Es ist aus!" fauchte sie. "Endgültig!" "Dann hab ich ja Chancen bei Michiru", strahlte Seiya auf. Dies war eigentlich nur ein Witz gewesen, aber Haruka konnte nicht darüber lachen. Mit dem festen Vorsatz, Seiya umzubringen, stürzte sie auf das Bett zu, stolperte aber und fiel ihm in die Arme. Michiru ballte ihre Hände zu Fäusten. "Vor meinen Augen?!" kreischte sie. Setsuna und Hotaru ergriffen jeweils einen Arm der aufgebrachten Geigerin. "Das ist doch alles kein Problem", versuchte Setsuna ihre Freundin zu beruhigen. "Das diskutiert ihr heute abend aus." Hotaru grinste. "Im Bett!" Doch Michiru hörte nicht auf die beiden. Mit berserkerhaften Kräften stürmte sie auf das Bett zu und riß ihre Freundinnen mit sich. "Doch nicht in diesem Bett!" kreischte Hotaru auf, aber sie war schon in eine Prügelei mitverwickelt, in der jeder auf jeden los ging. "Jetzt ist er mit vier Frauen gleichzeitig im Bett", brüllte Yaten. "Jetzt reicht's." Mit einem Schrei stürzte auch er sich ins Getümmel, gefolgt von Bunny, die endlich auf Seiyas "Hilf mir doch, Schätzchen"-Schreie reagierte. Taiki beugte sich über den prügelnden Mob. "Seid ihr alle wahnsinnig geworden?" schrie er. "Was meint ihr, würde sie dazu sagen, unsere Prinzess..." "Eure was?" fragte Ami interessiert. Um sich vor einer Antwort zu drücken, stürzte sich auch Taiki aufs Bett, wo schon Makoto, die natürlich keine Prügelei verpassen durfte, eifrig dabei war, ihre Karatekünste zu demonstrieren. Rei trat näher ans Bett heran und mußte grinsen, als sie Seiya auf Bunny liegen sah. "Was macht ihr denn da?" fragte sie. "Ich kann's mir denken", kicherte Hotaru, wurde dann jedoch von Setsuna ins Kissen gedrückt. "Sei still, du mißratenes Kind." Bunny unterdessen hatte sich Reis Kommentar nicht gefallen lassen und sie zu den anderen Kämpfenden gezogen. Rei hatte zwar versucht, sich an Minako festzuhalten, damit jedoch nur erreicht, daß diese ebenfalls im Kampfgewühl landete. Auch Nanami und Chibi-Chibi ließen sich diesen "wahnsinnigen Spaß" (Zitat: Nanami) nicht entgehen und hüpften begeistert auf den Köpfen der anderen herum, wobei Chibi-Chibi unaufhörlich ihren Namen schrie. Nur Ami stand abseits und beäugte das Geschehen etwas kritisch. Irgendwann zuckte sie mit den Schultern. "Was soll's", meinte sie und ließ sich mit einem lauten Kampfschrei auf das Bett fallen. Das Bett quietschte und krachte, doch das interessierte die vierzehn Streitenden herzlich wenig. Mittlerweile hatten sie ganz vergessen, wer nun eigentlich auf wen sauer war und prügelten wahllos aufeinander ein. "Huhu, hier ist das Vögelchen!" schrie plötzlich eine Stimme von der Tür her. Dort stand Ataru. Er drückte auf den Auslöser seiner Kamera. "Fantastisch", sagte er. "Absolut fantastisch!" Epilog Am nächsten Morgen stand folgendes in der Zeitung: SEXORGIE IN DEN BERGEN Nun wissen wir endlich, was die mysteriösen Three Lights in ihrer Freizeit alles so treiben. Gestern wurden sie dabei beobachtet, wie sie mit neun jungen Mädchen das Bett teilten und Seiyas junge Töchter, über die in der gestrigen Abendausgabe schon berichtet wurde, dabei zusehen ließen. Es stellte sich außerdem heraus, daß die kleine Chibi-Chibi nicht wie vermutet die zweite Tochter von Haruka Tenoh, sondern das gemeinsame Kind von Seiya und einem gewissen "Schätzchen" ist. Besagte Haruka Tenoh erwies sich übrigens als die Geliebte von sechs weiteren MÄDCHEN, unter ihnen auch das "Schätzchen" und die stadtbekannte Violinistin Michiru Kaioh. Außerdem wird vermutet, daß die junge Hotaru Tomoe das Kind der Liebe zwischen Taiki Hikaru und einer gewissen Setsuna Meioh, die auch zu dem "Freundeskreis" der Haruka Tenoh gehört, ist. Die Three Lights enthielten sich jeglichen Kommentares, ebenso ihre "Freundinnen". Für wen Haruka und Seiya sich nun entscheiden werden, wer das geheimnisvolle Schätzchen ist und ob der Mädchenschwarm Yaten eigentlich auf Männer steht, erfahren Sie in der nächsten Ausgabe unserer Zeitschrift von unserem "Enthüllungs"-Reporter Ataru Takahashi. E N D E Diese Geschichte entstand in Kooperation mit dem Salzkartöffelchen! Dies nur der Vollständigkeit halber! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)