Die Vergangenheit kommt wieder von Varlet (Shuichi Akai's Life) ================================================================================ Kapitel 9: Auswirkungen ----------------------- Ich seufzte kurz und blickte nach oben in den vollen Mond, ich sah ihn mir oft an. Es war schon fast jeden Tag gewesen und immer wieder war er gleich gewesen. Es waren schon zwei Jahre vergangen und so viel hatte sich verändert aber das Scheinen des Mondes war immer noch gleich geblieben. Selbst ich hatte mich verändert, ich war nicht mehr der alte gewesen. Ich war alleine und ließ meine Gefühle auf Eis legen, ich konnte mich wirklich gut beherrschen, was dies anging und keiner meiner Kollegen hatte einen guten Draht zu mir gehabt, zumindest keinen so guten, dass ich gleich alles erzählen würde. Ich konnte nicht mehr so weiter leben und versuchte mein altes Leben nun neu zu gestalten und diese Auswirkungen erlebte ich auch schon am nächsten Morgen. Wir waren bereits seit einigen Wochen wieder in Japan gewesen und machten unseren Job. Diesmal sogar nach Jodies Vorschlag, sie selber ist dabei als undercover-Agentin den Lehrberuf gegangen und informierte mich immer wieder über den neuesten Stand. Jedes zweite Wochenende stand ein persönliches Treffen der Kollegen an, zu welchem ich auch immer hinging, aber an jenem Tag waren alle eher überrascht gewesen mich zu sehen. „Shu, was hast du gemacht?“, fragte Jodie. Sie stand auf und stürmte schon auf mich zu. Ihre Hände legte sie an meine Haare und fuhr durch diese. Zuerst hielt sie das alles für eine Perücke oder aber für einen schlechten Scherz. Jodie zog mir etwas an den Haaren und als sie merkte, dass diese nicht einfach so abgingen, war ihr klar gewesen, dass es sich nicht um eine Perücke handelte. „Gefällt es dir etwa nicht?“, murmelte ich leise. Dabei veränderte ich meinen Gesichtsausdruck gar nicht. „Doch doch, es ist nur sehr....gewöhnungsbedürftig“, antwortete sie mir. Ich konnte an ihrem Blick sehen, dass sie damit nun wirklich nicht gerechnet hatte, aber ich musste einfach etwas Neues ausprobieren, auch wenn es dafür noch einen anderen Grund gab. „Warum...warum hast du das gemacht?“ Jodie konnte mein Verhalten nicht mehr verstehen, sie hatte sich in den zwei Jahren an meine Haare gewöhnt und konnte sich dadurch einfach nicht vorstellen, wie ich ohne lange Haare aussehen würde, allerdings konnte sie es nun an mir betrachten. Auch wenn sie es nicht wollte, aber sie musste sich wieder umgewöhnen, ich wollte nämlich nicht mehr meine Haare so lang wachsen lassen, dass sie mich an irgendjemanden erinnern würden. „Ich musste es einfach machen. Ich hab mich mit den Haaren nicht mehr wohl gefühlt und außerdem ist es besser so, dann erkennt mich die Organisation nicht gleich, wenn sie mich sehen sollten“, sagte ich leise. Mein grinsen und lächeln, wenn ich so etwas sagte, hatte ich schon lange verloren und der Grund den ich angab, der war zwar richtig gewesen, aber auch nicht ganz ehrlich. Ich schnitt mir die Haare wegen Akemi ab, sie hatte genau wie ich, lange und schöne Haare gehabt und langsam erinnerte mich mein Haarschnitt immer wieder an den ihrigen. Es war für mich schlimm gewesen, dass ich nach zwei Jahren immer noch so sehr an Akemi erinnert wurde, es sollte aufhören und damit wollte ich einen endgültigen Schlusstrich ziehen, das es nicht so leicht war, das wusste ich schon eher, aber ich war auf gutem Wege. „Wie weit seit ihr?“, wollte ich wissen. Das Beste war nun das Thema zu wechseln, fand ich. „Ich beobachte immer noch Wermut, sie agiert hier in Japan momentan als Schauspielerin, aber sonst ist sie wenig auffällig und die anderen hatten noch keinen Kontakt zu jemanden aus der Organisation“, entgegnete Jodie. Sie seufzte etwas zumal sie nichts aufregendes zu berichten hatte und immer wieder das gleiche tat. Sie musste die blonde Frau einfach nur beobachten und darauf warten, bis diese endlich mal einen Schachzug machte. „Das dachte ich mir schon. Seit die Organisation einen Spitzel in ihren Reihen hatte, vertrauen sie keinem mehr, sie halten sich versteckt und suchen auch nicht mehr an der Schießhalle neue Mitglieder“, meinte ich nachdenklich. Ich hatte es geschafft, wegen mir hatte die Organisation verschärfte Sicherheitsmethoden eingeführt, ich wusste nicht, ob ich deswegen Stolz auf mich sein sollte oder ob ich mich eher verfluchen sollte. „Sie sind ziemlich vorsichtig und machen es uns nicht gerade leicht, es wird schwer sein, um sie auf frischer Tat zu ertappen oder um sie einfach auffliegen zu lassen und wenn wir nur ein Mitglied finden, dann haben wir immer noch das Problem, dass dieses sicherlich nicht den Boss kennt. Nur die hohen Mitglieder kennen den Boss und bisher zählten nur Gin und Wermut dazu, die anderen alle nicht, daher müssen wir versuchen uns einen von denen zu schnappen“, fügte ich noch hinzu. Wäre ich noch länger in der Organisation gewesen, dann hätte ich sicherlich den Boss persönlich kennen lernen dürfen. „Hast du eine Idee, was wir da machen können?“, wollte Jodie von mir wissen. Sie hoffte, dass mir wieder einmal etwas einfallen würde, allerdings musste ich sie diesmal leider enttäuschen. Ich wusste auch nichts und das gab ich diesmal wieder nicht zu. Wie immer ließ ich mir einfach etwas einfallen, auch wenn es sich total unlogisch anhörte. „Ich würde sagen, beobachte du erstmals Wermut weiter und wenn sich etwas ereignet, dann meldest du das. Mehr können wir leider nicht machen, die anderen Mitglieder zu finden wird schwer sein und ihr Hauptquartier kennen wir auch nicht, sie wechseln es jede zwei Wochen, damit auch ja keiner auf die Idee kommt, sie zu verpfeifen und nur die hohen Mitglieder wissen etwas darüber“, warf ich ein. Die Situation war wirklich auswegslos gewesen. „Das sollten wir wirklich so weiter machen. Eine andere Wahl haben wir nicht“, seufzte Jodie betrübt und sah auf die anderen Agenten. „Ihr könnt nun weg treten.“ Das musste sie nicht einmal so lange sagen, zumindest nicht bei mir, da ich mich gleich vom Acker machte, ich hatte besseres zu tun gehabt, als noch weiter hier zu bleiben und tatenlos bei allem zu zu sehen. Nachdenklich begab ich mich in die Stadt und sah mich um. Es war ruhig gewesen, schon fast zu ruhig, plante die Organisation etwas oder wollten sie uns nur in Frieden wiegen? Ich konnte es nicht sagen, ich wusste nicht einmal ob die Organisation nicht doch etwas von meinem Aufenthalt in Japan wusste. Seufzend schaute ich auf mein Handy und bemerkte erst hier, dass ich es noch nicht angeschaltet hatte, was ich sofort nach holte. Ich warte etwas und hatte dann eine Nachricht drauf gehabt, die Nummer zu der sie gehörte war für mich unbekannt gewesen Auch der Zeitpunkt war merkwürdig gewesen, es war ganz früh am Morgen gewesen, wo die SMS abgeschickt wurde. Zuerst wollte ich sie nicht aufmachen, aber dann tat ich es doch, zumal ich auf der Anzeige in der ersten Reihe meinen früheren Namen las. Außer mir, der Organisation und jemanden aus dem FBI kannte keiner diesen Namen und ich war mir doch sehr sicher gewesen, dass das FBI mich nicht so kontaktierte, also schlussfolgerte ich, dass es sich bei der SMS um eine aus der Organisation handeln würde. Nun machte es mich neugierig, welches Organisationsmitglied wollte etwas von mir und warum? „Dai, wenn es mir gelingen sollte aus der Organisation auszusteigen, wollen wir es dann noch einmal miteinander versuchen? Akemi P.S....“, las ich laut vor. Ich konnte es nicht fassen, ausgerechnet jetzt, wo ich damit anfangen wollte sie zu vergessen, meldete sie sich bei mir und fragte mich nach einem Neuanfang. Zwei Jahre waren seit unserer letzten Zusammenkunft vergangen und ich dachte, sie würde mich hassen und sich von mir und dem FBI betrogen fühlen, aber scheinbar hatte ich mir geirrt, sie hielt es wohl doch nicht ohne mich aus oder bemerkte, dass ihre Gefühle für mich noch gar nicht erloschen waren. Was ich allerdings nach dem lesen der Nachricht tat, war für mich im Nachhinein undenkbar gewesen. Ich tippte eine neue Nachricht eine, eine sofortige Antwort für sie, ich glaube es war der Moment der Gefühle, der mich das machen ließ. Doch zum Abschicken der Nachricht kam ich nicht. Zufällig blickte ich auf das große Geschäft von Fernsehern, sie liefen alle gemeinsam und zeigten den gleichen Kanal an. Gerade kam der Bericht des 1-Million-Yen-Banküberfalls. Ich sah zu, wie die Polizei eine Leiche abtransportierte und machte mir nichts daraus, schließlich konnte immer etwas passieren, aber als sie das Gesicht der jungen Frau näher ranzoomten, blieb mir der Atem stocken. Da lag Akemi und sie war...sie war Tod. Tausende Gedanken schossen mir durch den Kopf, ich konnte alle nicht richtig ordnen und wusste auch nicht, was ich denken sollte. Ich musste einfach weiter gehen, ich wollte nicht in mehreren Bildschirmen sehen, wie sie abtransportiert wurde und schon gar nicht, wie man über sie redete. Wie war das alles nur passiert? Warum jetzt in diesem Moment? Ich hatte wieder zahlreiche Fragen gehabt und auf die alle wusste ich keine Antwort. Ich fing an langsam an mir zu Zweifeln, was hatte ich falsch gemacht, dass sich das Leben so sehr an mir rächte? Langsam wollte ich schon aufgeben, mein ganzes Leben und dass nur wegen Akemi. In dem Moment konnte ich mir kein Leben ohne sie vorstellen. Ich schaltete mein Handy wieder aus, davor speicherte ich sicherheitshalber ihre Nachricht und versuchte bei einem Spaziergang einen klaren Kopf zu bekommen. Immer wieder schoss mir Gin durch den Kopf, mir war klar gewesen, dass er an ihrem Tod Schuld hatte, vielleicht hatte er sie sogar selber auf dem Gewissen. Diese Annahme bekam ich erst später bestätigt, als ich zwei Mitglieder der Organisation belauscht hatte. Sie war für sie unwichtig gewesen und sollte schon vorher erledigt werden, aber wegen ihrer Schwester wurde das nie getan. Ich schlug mit der Faust an die harte, kalte Wand und musste versuchen mich erst einmals abzureagieren. Es klappte nicht und am liebsten wäre ich auf einen der Menschen, die mich dabei anstarrten los gegangen, aber das konnte ich einfach nicht machen. Ich musste ruhig bleiben und an einem Ort sein, wo ich alleine sein konnte. Ich glaube, ich hatte mich eine Woche bei dem FBI nicht gemeldet und war zu Hause oder irgendwo gewesen um endlich mal abzuschalten. Dabei las ich immer wieder die SMS von Akemi. Ich konnte einfach nicht verstehen, wie es zu dem allen gekommen war und dann fing ich an mir die Schuld zu geben. Weil ich nicht mehr da war, konnte ich sie nicht mehr beschützen. Und je länger ich darüber nachdachte, desto klarer wurde es mir, dass es nur so sein konnte. Ich hätte sie schützen müssen, ich hätte einfach aufpassen sollen, dass es ihr gut ging, aber das alles tat ich nicht, viel mehr verschwand ich einfach aus ihrem Leben und dann war da noch die Nachricht. Ich konnte ihr nicht rechtzeitig eine zurück schreiben. Sie musste sterben, ohne das sie meine Antwort kannte. Das Leben war so ungerecht zu mir und dafür hasste ich es. Von diesem Zeitpunkt an beschloss ich weder zu lachen noch zu grinsen oder etwas anderes zu machen. Die Menschen sollten mich und mein Verhalten kennen lernen, sie sollten sehen, dass es nicht schöne Sachen in diesem grausamen Leben gab. Ich hielt dieses Verhalten auch lange durch, sehr lange sogar, aber mit der Zeit lernte ich mit dem Verlust um zugehen, zwar las ich immer wieder die Nachricht durch und dachte an die schönen Momente die ich mit ihr hatte, aber es machte einfach nichts gut. Auch wenn mir die Menschen, besonders die Kollegen helfen wollten, so machten sie es nur Schlimmer, weil sie hofften, ich würde irgendwann nicht mehr daran denken. Doch dies geschah nicht und ich wollte nur noch meine Ruhe haben. Langsam grenzte ich mich von allen ab, besonders von James und von Jodie, die die ganze Zeit versuchten mir zu helfen, besonders in der anfänglichen Situation, aber es half einfach nicht und ich konnte auch nicht verstehen, warum sich meine Kollegen damals so sehr in mein Leben einmischten. Warum? Warum taten sie das? Ich stellte mir viele Fragen, aber es waren Fragen, auf die ich keine Antwort bekam, Fragen die einfach nur so in meinem Inneren rumspuckten und auf eine Antwort warten.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)