Bittersweet I von BluejayPrime (Living to love you) ================================================================================ Kapitel 2: Der Bund ------------------- Es war dunkel, und es war kalt. „Cole...?“ Keine Antwort, und so öffnete sie die Augen, um nachzuschauen, doch sie stellte lediglich fest, dass es ihr auch mit geöffneten Augen kaum möglich war, etwas zu erkennen. Nur langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit, doch es war immer noch stockfinster, und das einzige bisschen Licht fiel orangerot durch einen Spalt in der Wand. Phoebe kniff die Augen zusammen, um trotzdem etwas zu sehen, und konnte eine schemenhafte Gestalt neben ihr auf dem Boden erkennen. „Cole...?“ Behutsam berührte sie die Wange der Gestalt mit den Fingerspitzen und spürte etwas klebriges daran – Blut. „Cole!“ Rasch griff sie nach seiner Hand und stellte erleichtert immerhin einen schwachen Pulsschlag fest. „Schatz...“ „Du... sollst mich doch nicht so nennen...“, murmelte Cole und öffnete mit einem schwachen Lächeln die Augen, „Du siehst... hübsch aus...“ Wieder einmal fiel Phoebe ein, dass er im Dunkeln sehen konnte, und unwillkürlich begann sie, zu kichern, obwohl das einen stechenden Schmerz in der Seite auslöste, an der die Quelle sie getroffen hatte. „Ich... was? Ich sehe hübsch aus?“ „So bezaubernd wie immer, ich schwör’s dir.“, murmelte er, „Die paar Kratzer tun dem keinen Abbruch...“ Er verzog das Gesicht und Phoebe zischte ein leises „Leo!“, obwohl sie wusste, dass er sie nicht hören konnte. „Cole, wie schwer bist du verletzt?“ „Ich weiß nicht... paar Brandwunden, ein, zwei gebrochene Rippen... vielleicht eine Gehirnerschütterung, was meinst du?“ „Mach keine Witze.“, knurrte sie, „Im Ernst, wo hast du Schmerzen?“ Er grinste mit Mühe noch etwas breiter. „Soll ich dir zeigen, wo ich keine habe, Schatz?“ „Oh, du hast wohl zu viele Energiebälle abgekriegt...“, seufzte Phoebe, beugte sich vor und drückte ihm einen Kuss auf den Mund, „Wo sind wir?“ „Sieht mir nicht nach dem Weißen Haus aus... in der Unterwelt, würde ich sagen?“ „Sind die anderen auch hier?“ „Ich weiß nicht... als ich zu ihnen nach draußen gekommen bin, haben sie sich einen Kampf mit ein paar Dämonen geliefert... und mich haben sie gleich wieder erkannt, und ich bin nicht gerade unbekannt unter Dämonen, weißt du, und ich kann nicht fünfzehn Energiebällen gleichzeitig ausweichen...“ Besorgt legte Phoebe ihm eine Hand an die Wange. „Du hast Fieber, Schatz...“ „N-Nenn mich nicht Schatz...“, murmelte er. „Aber du hast Fieber, wie lange sind wir schon hier?“ „Keine Ahnung... zwei Wochen, drei...“ „Z-Zwei Wochen?! Und Piper und Paige und Leo haben nichts getan, um uns zu retten?“ „Nein...“ Er schloss die Augen wieder. „Hör zu, sie haben... sie haben mir alles erzählt... die Quelle hat... irgendeine Art Zauber... sie denken...“ Seine Stimme wurde schwächer, und Phoebe griff erneut nach seiner Hand. „Was ist passiert?“ „Sie wissen nicht... dass du existiert hast... denken, nach Prues Tod waren sie nur noch... zu zweit...“ „Oh Gott.“, murmelte Phoebe, „Das heißt, sie werden auch gar nicht versuchen, uns zu retten...“ „Wir müssen... uns selbst helfen, Schatz...“ Er bemühte sich um ein leichtes Lächeln und strich ihr über die Wange. „Aber keine Angst, wir schaffen das schon...“ „Ich hab’ aber Angst.“, murmelte sie, „Verdammt große Angst sogar. Es ist wie in meiner Vision... haben sie dir was angetan, Cole?“ „Nein.“ Er grinste leicht. „He, ich bin Belthazor, die würden mir nie was tun...“ Phoebe musste lächeln und gleichzeitig trieb sein Versuch, sie aufzumuntern, die Tränen in die Augen. „Oh Gott, Cole, es tut mir so leid...“ „Mach dir keine Sorgen um mich, Kleine.“, murmelte er, „Es geht mir gut, okay? Und du musst hier raus... ihr beide, meine ich.“ „Ich lass’ dich aber nicht im Stich!“ „Und ob du das wirst!“, knurrte er. „Ich lasse dich nicht im Stich!“ „Phoebe, bitte.“, murmelte er, „Du musst, wenn sich die Gelegenheit bietet...“ „Was wollen die überhaupt von dir? Informationen über die Mächtigen Drei?“ „Nein...“ Er schüttelte leicht den Kopf. „Es geht ihnen viel mehr um dich.“ „Um mich?“ Mit großen Augen sah sie ihn an. „Warum? Und wieso musst du dann darunter leiden?“ „Hör mir gut zu, Phoebe.“ Cole verzog das Gesicht und richtete sich einigermaßen auf. „Was immer ich dir jetzt sage, versprich mir, dass du dich nicht brechen lässt, egal, was sie mir antun, verstanden?“ „A-Aber wie kann ich das? I-Ich weiß doch nicht...“ „Versprich es!“, zischte Cole. „Okay.“, murmelte Phoebe und griff wieder nach seiner Hand. „Und damit du’s weißt, das meiste habe ich mir selbst zusammengereimt... wenn sie gedacht haben, ich bin bewusstlos, haben sie sich unterhalten, dabei konnte ich ein bisschen aufschnappen, der Rest ist die logische Schlussfolgerung daraus.“ Phoebe nickte leicht. „Was weißt du denn sicher?“ „Das, was ich dir über deine Schwestern erzählt habe... aber du musst wissen, obwohl sie sich nicht erinnern können, sind sie immer noch die Mächtigen Drei, und sie können diese Kraft einsetzten, obwohl sie das nicht wissen.“ „Oh.“, murmelte Phoebe. Langsam kam ihr ein Gedanke. „Sie wollen, dass ich der Hexerei abschwöre, richtig? Dass ich meine Fähigkeiten aufgebe?“ „Du sagst es, Kleines.“ „Aber... aber das ist doch nur ein geringer Preis... ich besitze keine aktive Kraft, die ich vermissen würde...“ „Phoebe!“, knurrte Cole, „Sowas darfst du nicht einmal denken, verstehst du?“ „Aber das ist ein vergleichsweise geringer Preis für dein Leben...“ „Red keinen Unsinn! Damit würdest du auch deine Schwestern zum Tode verurteilen, gefolgt von tausenden Unschuldigen! Abgesehen davon haben sie dann keinen Grund mehr, dich am Leben zu lassen, und ich würde es nicht ertragen, wenn ich dich verliere... und es geht nicht nur um dich...“ Er strich ihr über die Wange und den Arm, ließ seine Hand auf ihrem Bauch ruhen. „Cole, was soll ich denn sonst tun?“ „Du musst stark bleiben, bis ich einen Weg finde, um dich oder vielleicht sogar uns beide sicher hier wegzubringen. Bitte, Phoebe, ich will dich nicht verlieren...“ Sie seufzte leise, doch dann legte sie wieder den Kopf an seine Schulter. „Ja.“ „Was?“ Cole sah sie verwirrt an. „Was ja?“ „Aber ich will keinen Stein oder sowas. Nur so einen schmalen Goldreif, alles andere könnte hinderlich werden... mit Widmung...“ Cole lächelte schwach; offenbar hatte er begriffen und küsste sie auf die Stirn. „Einverstanden, kleine Hexe...“ „So ein ‚Für Cole von Phoebe in ewiger Liebe’, wie bei Leo und Piper. Verzieh nicht das Gesicht, Leo ist eigentlich gar kein übler Kerl...“ „Jaja...“, murmelte Cole, die Nase in ihrem Haar, „Das heißt also, dass ich dich mal in einem Brautkleid zu sehen bekomme? So ganz in weiß, wie man das unter Menschen halt so macht...“ Sie lächelte leicht. „Du bist auch zur Hälfte ein Mensch, vergiss das nicht. Und wo fahren wir in die Flitterwochen hin...?“ „Ich such uns einen Platz, wo uns niemand findet... wie unsere Ecke in Südfrankreich, erinnerst du dich?“ „Wie könnte ich das je vergessen?“ Sie kicherte. „Wie wär’s mit Spanien?“ „Zu laut... zu voll, zuviel Sonne...“ „Tu nicht so, du bist ein Halbdämon, du verträgst Sonne.“ „Alle Dämonen vertragen Sonne, nur manche kriegen davon Kopfschmerzen. Ich kriege davon Kopfschmerzen.“ „Dafür treibst du dich im Sommer oft genug am Strand rum.“ „Ja, mit Sonnenbrille und so, das ist was anderes... aber wo wir gerade bei Sand sind, was ist mit Afrika? Ägypten ist ganz nett, da gibt’s kaum Dämonen, nur ein paar recht friedfertige Nilgötter, zwei drei Krokodile...“ „Keine Moskitos?“ „Doch, aber die mögen mich nicht, oder besser meinen Geruch, also lassen sie auch von dir die Finger... Flügel... was auch immer...“ Unwillkürlich begann Phoebe erneut zu kichern, und Cole hob die Augenbrauen. „Was ist so lustig?“ „Mir ist nur gerade aufgefallen, dass ich meine Hochzeit in einem Dämonenverlies plane...“ „Aber keine Sorge, feiern wirst du sie hier nicht.“ Er nahm ihre Hände und küsste sie. „Das versprech’ ich dir, Phoebe.“ Sie strich ihm über die Wange. „Danke... in wessen Händen sind wir eigentlich? Die Quelle?“ „Nicht ganz... du musst wissen, ihr liegt nicht ganz richtig, was die Quelle betrifft. Ihr nennt sie die Quelle alles Bösen, aber das trifft eigentlich nicht zu... genauer gesagt sind es sechs.“ „Was?“ Verwirrt sah Phoebe ihn an. „Wieso sechs?“ „Nordamerika, Südamerika.“, zählte Cole an den Fingern ab, „Europa, Asien und Australien mit Indien, Indonesien und Neuseeland, und Afrika natürlich. Die Quelle, wie ihr sie nennt, ist gewissermaßen eine Art Herrscher über die Dämonen eines bestimmten Erdteils... keiner mischt sich in die Angelegenheiten des anderen ein, und jeder hat so seine Problemchen mit Hexen und Zauberern, die alle brav in ihrem Winkel der Welt bleiben. Die Mächtigen Drei allerdings haben sich zu einer Gefahr für die Herrschaft dieser Dämonen entwickelt, denn sie betreffen – nach der Meinung der Dämonenfürsten – nicht nur Nordamerika. So hat bei ihrem letzten Ausflug auf die Kanaren Piper zusammen mit Leo einen Dämonen getötet, was eigentlich nicht ihre Aufgabe gewesen wäre, und wir haben einen in Südfrankreich erledigt... das bedeutet sowas wie eine internationale Krise für die dämonische Welt. Außerdem bilden diese sechs sowas wie den Ältestenrat der Dämonen, und deshalb werden sie sich mitsamt ihrem engsten Gefolge treffen, ein bisschen beraten und sich dann gegen euch verbünden, und dann werden sie den Verräter Belthazor nebst der Hexe, die ihn zu Fall gebracht hat, hinrichten, als gutes Omen, sozusagen.“ „Oh.“, murmelte Phoebe, „Das ist... allerdings keine gute Aussicht, nein...“ „Und dann gehen sie und töten ihre Schwestern, denn die haben dann die Macht der Drei auch nicht mehr...und dann machen sie die Welt unsicher und niemand kann sie aufhalten...“ „Ist ja gut, ich hab’s begriffen!“, zischte Phoebe, „Was tun wir?“ „Ich... denke, ich weiß schon, was... versprich mir, dass du fliehst, wenn du kannst, und halte dich hier versteckt, ich finde dich schon.“ „Was? Aber-“ „Pscht!“, zischte Cole. Schritte näherten sich und die Tür wurde geöffnet. „Wenn ich sage, du sollst fliehen, dann tu es.“, murmelte Cole, zog sie mit sich in die Höhe und legte einen Arm um sie. Als Phoebe sein Gesicht im Licht sah, erschrak sie. Blutergüsse, Schrammen und tiefe Schnittwunden bedeckten sein Gesicht und seine Hände, seine linke Gesichtshälfte war mit getrocknetem Blut verdeckt und seine Knie gaben nach, als er sich aufrichtete, sodass Phoebe ihn stützen musste. „Guten Morgen, Belthazor.“ Die Stimme des Dämonen war genauso wenig unangenehm wie sein Äußeres – dunkle Haut, allerdings kurzes, weißblondes Haar und eisig-grüne Augen, gut zwei Meter groß und muskulös – , doch sie ließ Phoebe einen Schauder über den Rücken laufen, denn genau wie seine Augen strahlte die Stimme etwas eiskaltes, düsteres aus, das Phoebe beinahe mit bloßen Händen zu greifen vermochte. Der Dämon kam etwas näher, winkte zweien seiner Begleiter, die Cole ohne weiteres festhielten, und wandte sich Phoebe zu. „Das ist also die Hexe, die dir so den Kopf verdreht hat, Belthazor?“ Cole zischte leise, antwortete jedoch mit einem knappen „ja“. Der Dämon trat etwas näher zu Phoebe und strich ihr durchs Haar, und Phoebe musste sich zwingen, nicht zurückzuweichen. „Ich nehme nicht an, dass Belthazor dir schon einmal von mir erzählt hat? Mein Name ist Jeremyah.“ Mit diesen Worten setzte er zu einem Handkuss bei ihr an, was Cole mit einem wütenden Knurren beachte. „Ich habe schon viel von dir gehört... und nun, da ich dich vor mir sehe, kann ich verstehen, warum Belthazor sich eine Hexe ins Bett geholt hat...“ Phoebe hörte ihm kaum noch zu; Cole zog ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich. Normalerweise begegnete Cole den Dämonen, mit denen sie zu tun hatte, mit Verachtung oder größtenteils Gleichgültigkeit, doch nun hatte er die Augen zu schmalen Schlitze zusammengezogen, in denen blanker Hass funkelte. Und, was noch viel schlimmer war, unter dem Blut zeichneten sich auf seinem Gesicht und seinen Händen bereits kaum sichtbar und blassrot Belthazors rote Zeichnungen ab... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)