Bittersweet I von BluejayPrime (Living to love you) ================================================================================ Kapitel 3: Devil ---------------- „Nimm deine Finger von ihr!“ Coles Stimme war bereits um mehrere Nuancen tiefer geworden, und er zitterte am ganzen Körper. „Cole!“ Phoebe riss sich los und stürzte zu ihm. „Cole, hör auf, nicht...“ Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände und sah ihn fest an. „Cole! Sieh mich an! Wenn du dich verwandelst, dann kontrolliert er dich, lass das nicht zu!“ Cole öffnete die Augen, sah sie an und schenkte ihr ein schwaches Lächeln. „Jetzt.“, wisperte er, drückte ihr einen Kuss auf den Mund und im selben Augenblick überzog sich seine Haut mit einem flammenden Rot. Mit einem Aufschrei riss Belthazor seine Hände los, gab ihr einen Stoß in Richtung Tür, und dann verließ der letzte Rest Menschlichkeit seine Augen. Phoebe rappelte sich zitternd auf und floh den Gang hinunter, während Belthazor, zwar ohne seine Fähigkeiten, aber dennoch nicht gerade ein Schwächling, sich über seine Gegner hermachte. Am ganzen Körper zitternd kauerte Phoebe sich in einer dunklen Ecke zusammen und schloss die Augen. „Cole.“, wisperte sie. Er hatte gewusst, was mit ihm geschehen würde, wenn er dem Dämonen in seinem Herzen wieder die Kontrolle überließ, und welchen Preis er eventuell dafür fordern würde, doch er war das Risiko eingegangen, in einem Zustand, der körperlich und geistig nicht schlimmer hätte sein können, ohne eine ernsthafte Chance, Belthazor nach sozusagen getaner Arbeit wieder in seine Schranken zu weisen... hatte fünf Dämonen gegen sich gehabt... ohne seine Fähigkeiten... Sie presste die Hände auf die Schläfen, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Was sollte sie nun tun? Versteck dich, ich finde dich schon. Sehr beruhigend, ja, in der Tat. Eine Mischung aus Angst und Verzweiflung kroch in seiner Kehle empor und ihr wurde übel. Ob es Cole gelungen war, Belthazor zu bändigen und seine Kontrolle zurückzugewinnen? Ob er entkommen war? Vielleicht hatte er es nicht geschafft und musste in diesem Augenblick dafür büßen, dass er ihr zu fliehen geholfen hatte... Sie schluckte und unwillkürlich stahl sich wieder das Bild von Coles müdem, blutverschmierten Gesicht vor Augen. Ob Jeremyah ihm das angetan hatte? Rasch verdrängte sie die Bilder, die auf diesen Gedanken folgten, und rappelte sich auf. Nein, das würde sie nicht zulassen! In der Unterwelt war es – wie sollte es auch anders sein – immer fast dunkel, und so tastete sich vorsichtig an der Wand entlang zurück in die Richtung, aus der sie gekommen war. „Cole?“, wisperte Phoebe. Um sie herum herrschte vollkommene Stille, selbst das Geräusch ihrer Schritte wurde von dem Gewölbe um sie herum verschluckt. Umso unheimlicher war es, dass sich ihre Stimme nun als Echo fortpflanzte, den Gang hinunter. Es kam keine Antwort. Vorsichtig ging sie weiter – die Tür ihres Kerkers befand sich am Ende des Ganges. Als sie näher kam, blieb sie abrupt stehen. Wie wollte sie überhaupt hinein kommen? Die Tür war sicher abgeschlossen... Versteck dich, ich finde dich schon. Großer Gott, warum hatte sie nicht auf ihn gehört? Nur dieses eine Mal... Jeremyah gab einem seiner Gefolgsleute lautlos Anweisung, hinter der Tür Aufstellung zu nehmen, und Cole startete einen schwachen Versuch, sich gegen den eisernen Griff seiner Bewacher zu stemmen, die ihm die Arme auf den Rücken drehten, doch seine Schultergelenke protestierten schmerzhaft und er gab es bald auf. Wie immer, wenn er Belthazor seinen Willen gelassen hatte, war ihm elend zumute. Sein Kopf dröhnte, er schmeckte Blut und wusste nicht sicher, ob es sein eigenes war, und er spürte, wie die Bestie in seiner Seele vor Wut grollte. Doch sie zerrte nicht an ihrer Kette – noch nicht. Vorläufig war ihre Mordlust gestillt. Ein schwacher Energieball traf seine Seite und seine Knie gaben erneut nach. Vermutlich hätte er aufgeschrien, hätte er noch die Kraft dazu gehabt und hätte nicht einer von Jeremyahs Schergen die Geistesgegenwart besessen, ihn zu knebeln, damit er Phoebe nicht warnte. Jeremyahs Faust raste auf seine Schläfe zu und ihm wurde schwarz vor Augen. „Cole!“ Phoebe ließ sich neben ihn auf die Knie sinken und befreite ihn rasch von seinen Fesseln. Er rührte sich nicht, und selbst im Halbdunkeln konnte sie frische dunkle Flecken auf seinem Gesicht und Brandlöcher in seinem Hemd erkennen. „Cole, hörst du mich...?“ Er antwortete nicht und Phoebe biss sich auf die Unterlippe. „Cole...“ „Schade um ihn.“ Jeremyahs Schatten löste sich aus der Dunkelheit neben der Tür und Phoebe verfluchte sich dafür, dass sie an die Möglichkeit einer Falle nicht schon eher gedacht hatte. Der Dämon kam näher, die eisigen Augen lauernd auf sie gerichtet. „Er war ein guter Kämpfer, bevor du ihn geschwächt hast. Immer loyal, immer erfolgreich... nie Schwäche oder Versagen.“ Phoebe erhob sich und wich langsam zurück. „Warum hast du ihm das angetan?“, zischte sie, „So, wie du redest, wart ihr Waffenbrüder!“ Sie stieß mit dem Rücken gegen die Wand und Jeremyah stand blitzschnell vor ihr. „Oh, nicht nur im Dienste desjenigen, den ihr als die Quelle alles Bösen bezeichnet hat er gute Arbeit geleistet. Eine Zeit lang stand er auch in meinen Diensten und hat für mich Hexen getötet...“ „D-Dann bist du einer dieser sechs Dämonenfürsten?“ Sie drückte sich an die Wand, um vor ihm zurück zu weichen, doch ihre Beine waren wie gelähmt und verweigerten ihr den Dienst. Cole!, dachte sie, Cole, hilf mir, wach auf, bitte... „So kann man es ausdrücken.“, antwortete Jeremyah, „Du hast Recht. Hat er dir nie von mir erzählt?“ „Nein...“ Aus dem Augenwinkel erhaschte sie eine Bewegung von Cole. Wenn Jeremyah das nicht bemerkte... „V-Von welchem Kontinent?“, brachte sie hervor. Die Lähmung kroch durch ihre Hüften. Jeremyah maß sie mit einem Blick, der ihr überhaupt nicht gefiel. „Afrika... und wer weiß, vielleicht nehme ich dich dorthin mit und mache dich zu meiner Fürstin? Es wäre mir ein Vergnügen, Belthazor seine geliebte Hexe zu nehmen...“ „Du bist krank!“, zischte sie und ohne Vorwarnung gab er ihr eine so heftige Ohrfeige, dass sie zu Boden stürzte. Sie schmeckte Blut und sah aus dem Augenwinkel zu Cole hinüber. Seine Atemzüge gingen flach und schnell, offenbar sammelte er gerade seine verbliebene Kraft für einen Überraschungsangriff, doch Jeremyah machte diesen Plan zunichte, als er unwirsch in die Dunkelheit des Kerkers winkte. „Bringt Belthazor wieder auf die Beine.“, sagte er mit einer Stimme, die nun wieder so kalt wie seine Augen war. Cole wurde unsanft hochgerissen und Jeremyah brachte ihn mit ein paar kräftigen Ohrfeigen wieder vollends zu Bewusstsein. Er blinzelte aus halb geschlossenen Augen zu Phoebe hinüber. „Schatz...?“ Jeremyah wirbelte herum und rammte ihm ohne weiteres den Ellenbogen ins Gesicht. Phoebe schloss mit einem leisen Wimmern die Augen und biss die Zähne zusammen, als sie hörte, wie Coles Nase mit einem Knirschen nachgab. „Ist... schon gut, Schatz...“, nuschelte Cole, „N-Nichts gravierendes...“ „Deine Tapferkeit ist erstaunlich, aber im Augenblick fehl am Platz.“ Jeremyah begutachtete interessiert Coles Gesicht und zog einen Dolch. Phoebe hörte, wie die Klinge aus der Scheide glitt – sie hörte sich sehr lang an. Und sehr scharf. Cole beobachtete ihn misstrauisch. „Was hast du vor, du verrückter Bastard?“ Jeremyah überhörte seine letzte Bemerkung und wandte sich wieder Phoebe zu. „Hast du deiner Freundin erzählt, was wir von ihr möchten?“, fragte er über die Schulter. „Ja...“ Cole zucke und verzog das Gesicht. „Aber macht euch keine Hoffnungen, sie ist stark, das wird sie niemals tun..“ „So?“ Jeremyah trat zu Cole hinüber und setzte ihm den Dolch an die Kehle. „Egal, was wir dir oder ihr antun?“ Phoebe schluckte, doch Cole warf ihr einen warnenden Blick zu. „Oder...“ Jeremyah wandte sich zu Phoebe um, „Was wäre, wenn nicht ihr beide es seid, auf dessen Leben es hier ankommt, sondern...“ Er wandte sich zu Phoebe um, ballte eine Faust und im selben Augenblick schoss ein stechender Schmerz durch ihren Unterleib, der ihr die Tränen in die Augen trieb und sie mit einem leisen Wimmern in die Knie sinken ließ. „Lass sie in Ruhe!“, fauchte Cole und im selben Augenblick ließ der Schmerz nach. Cole verengte die Augen zu schmalen Schlitzen, als er begriff, was der Dämonenfürst vorhatte. „Das wagst du nicht.“, knurrte er. „So?“ Jeremyah hob die Hand. „Nicht!“ Cole riss die Augen auf. „H-Hör zu, du darfst ihr nichts antun und dem Kind auch nicht, w-wenn es geboren ist, dann wird es ein mächtiges magisches Wesen, halb Dämon und halb eine der Mächtigen Drei, das...“ „Zu einem Viertel Dämon.“, korrigierte Jeremyah mit einem Lächeln und Cole zischte leise bei dieser Bemerkung, doch zum Glück verkniff er sich einen Kommentar. Phoebe kniff die Augen zusammen. Cole versuchte zwar, ihr Zeit für einen weiteren Fluchtversuch zu schaffen, doch das würde ihm selbst nicht weiterhelfen, das konnte sie nicht verantworten... Jeremyah hatte Coles Absicht allerdings offenbar bereits durchschaut, denn er warf Cole einen verächtlichen Blick zu. „Früher hast du zwar oft versucht, deine Intrigen zu spinnen, aber ich hätte nicht gedacht, dass du so tief sinken würdest...“ Cole biss die Zähne zusammen und warf Phoebe einen kurzen hilflosen Blick zu, der ihr durch Mark und Bein fuhr. Jeremyah strich ihr erneut über die Wange. „Hm... vielleicht sollte ich dich zuerst töten und sie anschließend mitnehmen...“ „Nimm deine Finger von ihr!“, fauchte Cole. „So?“ Er strich ihr durchs Haar und über den Rücken. Cole biss sich auf die Unterlippe. Offenbar zweifelte er nicht daran, dass Jeremyah seine Drohung wahr machen würde. „Hast du eigentlich schon einmal wieder darüber nachgedacht, wieder der Quelle zu dienen?“ „W-Was?!“, entfuhr es Phoebe, die kaum noch zu atmen wagte, „Das wird er nicht! Nie wieder!“ Cole verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. „Bring Phoebe sicher zu ihren Schwestern zurück, dann tue ich alles, was du verlangst.“ „Red keinen Unsinn, Cole!“, zischte Phoebe, „Das darfst du nicht!“ „Sei still, Phoebe.“ In seiner Stimme schwang eine Ruhe mit, die an Gelassenheit grenzte. „Das ist die einzige Möglichkeit.“ „Inder Tat...“ Jeremyah ließ sie los und ging langsam zu Cole hinüber. „Du bist ein Ehrenmann, und du wirst dein Wort halten, nicht wahr, Belthazor?“ Cole nickte leicht, und Phoebe konnte ihm ansehen, was es ihn für eine Überwindung kostete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)