Kellys Gazette von Mayana ([bad days aren’t rare]) ================================================================================ Kapitel 3: weil ich ihn kenne ----------------------------- Kapitel 3: weil ich ihn kenne Wie immer war Kelly morgens nicht so besonders gut drauf. Dass sie pünktlich in der Schule erschienen war, war schon wie ein Wunder. Grimmig wie immer, sah sie jeden an, der sich in ihrer Nähe befand, es war ein warnender Blick, der alle auf Abstand halten sollte. Auch Lisa war das aufgefallen, aber sie machte sich dennoch auf den Weg zu ihr. , dachte sie und machte sich mutig auf den Weg. „Guten Morgen.” , sagte sie, als sie bei ihr ankam und konnte sich ihr Grinsen kaum verkneifen. Es war ihr lieber Kelly grimmig wie immer zu sehen. Das beruhigte sie, denn so wusste sie, dass Kelly die Gazette über Luna nicht so sehr mitgenommen hatte, wie befürchtet. „Äh, du hast gute Laune. Weiche du Monster!” , sagte Kelly. Sie hasste diese Fröhlichkeit am Morgen. Nachdem Kim sie gestern stehen gelassen hatte, war ihre Laune eh schon beschissen genug gewesen und diese hatte sich auch nicht gebessert, als die Nacht dem Morgen gewichen war. Ohne böse Vorahnung hatte sie an Kims Zimmertür geklopft und wollte mit ihm gemeinsam frühstücken, bevor beide zur Schule mussten. Aber er öffnete nicht. Er sagte ihr durch die verschlossene Tür, sie solle ihn in Ruhe lassen. Natürlich hatte sich Kelly damit nicht zufrieden geben wollen. Sie hatte es weiter versucht Kim aus seinem Zimmer zu locken, doch als dann laut knallend etwas von innen an die Tür flog und zu Bruch ging, gab sie auf. Sie kannte ihren Bruder recht gut und sie sah ihn selten so wütend. Seit heute Morgen, war sie schlechter drauf als gewöhnlich. Sie fragte sich, was ihr Bruder wohl hatte, doch genau so wusste sie, dass ihr stilles Brüderchen niemals über seine inneren Sorgen reden würde. So müsste sie sich wohl mit der Erklärung zufrieden geben, dass Kim auch einfach mal einen schlechten Tag hatte. „Kelly es hat geklingelt, die Stunde fängt gleich an.” , sagte Lisa fast panisch und holte sie wieder aus ihren Gedanken. Sie würde sich später Gedanken darüber machen. Vielleicht würde sie Kim in einem guten Moment sogar zur Rede stellen können. „Komm schon, wir haben jetzt Mathe. Du weißt doch, dass wir da nicht zu spät kommen sollten.” , drängte Lisa Kelly nun endlich zum Schulgebäude. Auch wenn sie genau sah, dass Kelly heute eine Stimmung hatte, bei der sie sofort die Schule schwänzen würde, interessierte sie es nur zu sehr, was los war. Im Unterricht schaute sie nur aus dem Fenster, schrieb nicht mit und wirkte fast krank, so still wie sie sich verhielt. Selbst der Lehrer sah Kelly skeptisch an, wartete auf ihre besserwisserischen Kommentare, aber nichts kam. Nach der Stunde, in der Pause, nahm er sie beiseite und redete mit Kelly. , dachte Lisa und fragte sich, ob es nicht vielleicht doch an der Gazette von Luna lag. Kelly war zwar nicht die Klügste, aber sie beteiligte sich immer am Unterricht und wenn es nur durch bissige Bemerkungen war. Nach dem Gespräch kam Kelly auf sie zu, sagte ihr scherzhaft: „Ich wurde von der Schule verbannt.” Nahm ihre Tasche und packte alle ihre Sachen ein. „Ist denn alles in Ordnung mit dir?” , fragte Lisa wirklich besorgt. Kellys scherzende Art, stand nicht im Einklang zu ihren traurigen Augen. Kelly drückte sie an ihre Brust, streichelte ihr übers Köpfchen und versuchte sie zu beruhigen. „Mir geht es ganz gut, mach dir keine Sorgen.” , sagte sie. Dann beugte sie sich zu ihr hinunter und flüsterte ihr heimlich ins Ohr: „Es kann sein, dass ich heute etwas später nach Hause komme, nur falls du versuchen solltest mich wieder anzurufen. Ich muss da noch einer Sache nachgehen.” Dann verließ Kelly den Klassenraum. Lisa atmete sichtlich erleichtert auf, zwar hatte sie der Lehrer nach Hause geschickt, aber dass sie wohl ihren Problemen nachging, war auch in Ordnung. So tat Kelly ihre Stimmung wenigstens nicht so ab, als wäre nichts. Kelly wusste genau, dass sie das, was sie vorhatte, nicht alleine in die Tat umsetzen konnte. Dafür würde sie wieder mal die Hilfe ihres besten Freundes benötigen, auch wenn das bedeutete, dass er mit ihr die Schule schwänzen musste. Entschlossen stand Kelly vor dem Klassenraum ihres besten Freundes, zückte ihr Handy und wählte ohne zu zögern seine Nummer. Das Freizeichen abwartend, lauschte sie dem Tuten. Dreimal, viermal, fünfmal. , fragte sie sich noch kurz bevor Yuus Stimme ertönte. „Yuu! Du musst mir unbedingt helfen.” „Kelly, es ist Unterricht!” , flüsterte dieser. „Pack deine Sachen und komm. Ich warte vor der Tür.” , sagte sie und legte auf. Sie wartete ungeduldig auf Yuu und hoffte das er es schaffen würde seinen Lehrer davon zu überzeugen, das er nach Hause müsste. Keine sechs Minuten später trat er ihr, mit seinem Rucksack auf dem Rücken, entgegen und sah sie fragend an, ließ sich jedoch kommentarlos von ihr aus der Schule führen. „Gott Kelly, es war eine Tortur meinen Lehrer zu überzeugen, das ich dringend den Unterricht verlassen müsste. Ich hoffe, das sich das jetzt echt lohnt.“ , sagte er und erhoffte sich, das sie ihn endlich in ihren Plan einweihen würde. Aber Kelly schwieg diesbezüglich. „Würdest du mir bitte sagen was los ist und wo es hin geht?“ , fragte er sie nun fordernd und blieb stehen. Er würde keinen Schritt mehr weiter gehen, bevor sie nicht mit ihm gesprochen hätte. Kelly drehte sich etwas verwirrt zu ihrem Freund um. „Kommst du nun, oder wolltest du dort anwachsen?“ , fragte sie ihn frech. Stellte sich vor ihn mit verschränkten Armen und sah ihn herausfordernd an. „Nun hast du die Schule doch schon hinter dir gelassen, also nutze den Tag.“ , sagte sie und sah das sich Yuus Gesicht aufhellte. „Also ist mit dir alles in Ordnung und du wolltest lediglich die Schule schwänzen, ja?“ , fragte er. „Das hätte mir ja klar sein müssen, von wegen das du meine Hilfe brauchst.“ , sagte er und schüttelte den Kopf. „Nö! Die Schule hast nur du geschwänzt.“ , sagte sie mit Absicht, um seinen fragenden Blick zu sehen. „Wie jetzt?“ , fragte er und wusste, das sie ihn gern verwirrt sehen wollte. Um die Situation aber wieder zu seinem Gunsten zu drehen und ihr zu zeigen, das er immer noch das sagen hatte, hob er sie malwieder auf seinen Arm und ließ sie zappeln. „Yuu lass mich runter!“ , bettelte sie und am liebsten hätte er sie noch eine ganze Weile betteln lassen wollen. Dennoch gab er ihr den Boden unter den Füßen wieder. Kelly lächelte. „Ich wurde nach Hause geschickt. Mein Lehrer meinte zu mir ich solle mich ins Bett legen, denn anscheinend brüte ich eine Erkältung aus.“ , sagte sie und konnte nicht anders als breit zu grinsen. Yuu sah sie an und meinte: „Das glaube ich kaum, wenn du eine Erkältung bekommen würdest, wärst du nicht so frech wie jetzt.“ , sagte er und konnte sich nur schwer beherrschen, ihr nicht wieder durch die Haare zu wuscheln. „Aber für mich ist das ganz günstig, das er mich vom Unterricht entlassen hat, denn ich muss unbedingt mit Kei reden. Deswegen brauche ich dich auch.“ , sagte sie und sah ihn flehentlich an. Yuu jedoch verstand sie nicht. „Warum jetzt?“ , fragte er sie. „Du hättest doch auch später mit ihm reden können. Du siehst ihn doch nicht selten.“ , wusste er genau, das er recht hatte. „Ich muss aber unbedingt jetzt mit ihm sprechen!“ , zeterte sie und ließ nicht mit sich reden. „Also gut, ich mach das schon!“ , gab er sich geschlagen und machte sich mit einer zufriedenen Kelly, auf den Weg zu Keis Schule. „Eines musst du mir aber mal erklären.“ , begann Yuu seine Frage und erhielt ihre Aufmerksamkeit. „Er hat doch jetzt auch Schule, wie willst du ihn erreichen?“ Kelly zeigte nur ihr zähne blitzendes Lächeln. „Alles schon abgepasst, wenn wir bei ihm ankommen müsste er gerade große Pause haben.“ , sagte sie zu Frieden mit sich selbst. „Und dann kommst du ins Spiel. Du musst dann nur noch rein gehen und ihn raus holen, denn weil das ja eine beschissenen Jungenschule ist, kann ich da nicht einfach so mir nichts dir nichts rein spazieren.“ , sagte sie und zog eine Schnute. Yuu tätschelte ihr über den Rücken. „Keins Sorge, ich mache das ja nicht zum ersten Mal.“ , sagte er und hatte sich längst damit abgefunden. Als Kellys bester Freund, war er schon unzählige Male in dieser Jungenschule gewesen, nur um Kim oder Kei etwas auszurichten, oder vorbei zu bringen und kannte sie fast so gut wie seine eigene Schule. Als sie ankamen, war die Pause bereits eingeläutet und Kelly platzte fast vor stolz, wie gut sie das alles berechnet hatte. Yuu zögerte nicht und spazierte ohne weitere Bedenken auf direktem Wege durch das Schultor. Aufgrund seiner früheren Erfahrungen mit dem Suchen nach Kei, ahnte er, wo er ihn finden würde. Sein Blick kreiste über eine Fläche etwas abseits der Raucherecke und Yuu hatte mit seiner Vermutung Kei dort zu finden Recht behalten. Sich die passenden Worte im Kopf zurechtlegend, was er sagen würde, um ihn aus der Schule zu holen, ging er auf Kei zu. „Ach ich bin nur noch ins Bett gefallen. Ich hab das gestern echt gebraucht.“ , sagte Kei und war seinem Freund immer noch dankbar dafür, dass er ihn gehen lassen hatte, ohne weiter zu fragen, was los war. Er hatte so die Möglichkeit gehabt seine Gedanken zu ordnen und erweckte daher für Ryo den Eindruck, dass heute alles wieder beim Alten sei. „Man, ich kann dir sagen, das war ja noch sowas von öde. Du hast absolut nichts verpasst.“ , teilte ihm Ryo mit. „Na dann bin ich ja beruhigt.“ , sagte Kei zu ihm. „Aber du musst echt mal mitkommen. Wird dir sicher gefallen.“ , sagte Ryo und versuchte Kei wieder mal zu überreden. „Ich werde mal schauen. Entgehen lasse ich es mir nicht, aber das hat ja auch noch ein bisschen Zeit, läuft mir ja nicht davon.“ , sagte er und lächelte, doch sein Lächeln entgleiste ihm, als er sah, wer auf sie zu kam. „Ach nein, wenn du hier bist, ist Kelly nicht weit.“ , sagte Kei, als Yuu vor ihm Halt machte und klang keinesfalls begeistert ihn hier zu sehen. Yuu dagegen störte es nicht und reagierte gelassen. „Wie könnte ich dir widersprechen, wo du doch immer Recht behältst.“ , sagte er zu ihm und Kei seufzte schwer. Yuu wandte sich nun Ryo zu, begrüßte ihn mit einem Handschlag und konnte es nicht lassen diesen zu sticheln. „Hey Ryo, du Spinner, was macht die Schule?“ , fragte er ihn und Ryo zog eine Augenbraue hoch. „Nun ich gehe wenigstens noch zur Schule.“ , sagte er vorwurfsvoll. „Ich weiß ja nicht, ob Kelly der richtige Umgang für dich ist. Wenn ich mir überlege, wie oft man dich bei uns antrifft. Ist ja schon fast so, als gingest du wirklich bei uns auf die Schule.“ , versuchte Ryo, Yuu vorsichtig darauf hinzuweisen, dass Keis Seufzen berechtigt gewesen war. Yuu aber reagierte nicht auf diesen Wink. Nicht. dass er ihn nicht verstanden hätte, aber er würde für niemanden aufhören Kelly diese Art von Gefallen zu tun. „Was kann ich denn dafür, dass eure Lehrer so spießig sind? Wenn die nicht so wären, dann könnte Kelly auch alleine kommen.“ , sagte Yuu in einem Ton, als wolle er sagen, „Oder siehst du das anders?“ . „Außerdem, wäre Kelly nicht gewesen, die mich zu Kei geschickt hat, dann hättest du mich nie kennen gelernt und diesen Verlust in deinem Leben wollten wir dir einfach ersparen.“ , sagte Yuu übertrieben melodramatisch. „Oh, bitte verschone mich!“ , sagte Ryo der Yuus Redensart zwar gewöhnt war, sie aber immer wieder aufs neue als ansträngend empfand. „OK, aber dann entschuldige uns. Kelly wartet.“ , sagte er an Ryo gewandt und schaute Kei bedeutungsvoll an. „Ja, ja, ist ja gut.“ , antwortete Kei genervt und schmiss Ryo seine Schultasche zu. „Bis gleich.“ , sagte er zu ihm. „Und falls nicht, lass nach mir suchen. Wer weiß, was die beiden wieder im Schilde führen.“ , scherzte er und ging mit Yuu Richtung Ausgang. „Hey Yuu!“ , rief Ryo ihnen nach und Yuu drehte sich um. „Was?“ , fragte er herausfordernd, weil ihn der Tonfall von Ryo an eine mahnende Mutter erinnerte. „Hast du jetzt schon das Gefühl ich entführe ihn, dass du mir warnend hinterher rufst?“ , konnte Yuu es sich nicht verkneifen, diese Situation für sich auszulegen. „Nein das nicht. Ich wollte dich nur daran erinnern, dass du übermorgen pünktlich bei der Probe bist.“ , entgegnete er. „Wir wollen nicht wieder wegen dir warten müssen.“ „Ich bin immer pünktlich.“ , sagte Yuu so, dass er keine Widerrede duldete, doch Ryo fing an zu kichern. „Aber nur, wenn du weißt, dass da jemand da ist, der dich bewundert.“ , konterte Ryo und auch Yuu musste breit grinsen. „Keine Sorge, ich werde pünktlich sein.“ , versprach er und winkte Ryo noch einmal zum Abschied, bevor er mit Kei die Schule wieder hinter sich ließ. „Mensch, ich dachte schon ihr hättet mich vergessen!“ , rief Kelly, als sie die beiden Jungen erblickte und hüpfte von der Mauer, auf der sie sich verbotenerweise gesetzt hatte. „Wie gern würde ich dich vergessen können, aber du lässt mich ja nicht. Durch dein ständiges Erscheinen, machst du es mir unmöglich.“ , sagte Yuu flachsend zu ihr. „Eigentlich nervst du mich ja auch.“ , sagte sie augenzwinkernd und wandte sich dann Kei zu. „Schön, dass du gekommen bist.“ , sagte sie und wollte sich erst einmal bei ihm dafür bedanken. Doch Kei nahm ihr jeglichen Wind aus den Segeln und ging gleich auf Konfrontation. „Was willst du hier, Kelly?” , fragte Kei das Mädchen mit schroffem Tonfall. Es missfiel ihm sie hier anzutreffen. „Ich muss mit dir reden.” , antwortete sie und ließ sich nicht von seiner Laune abschrecken. „Und das hätte nicht warten können? Dafür schwänzt du also die Schule?” , schmiss Kei ihr förmlich die Antwort vor die Füße. Er konnte nicht verbergen, wie wenig er von ihrem Verhalten hielt. „Nun tu nicht so, als hättest du noch nie die Schule geschwänzt.”, entgegnete sie. Denn sie wusste genau, dass sie ihn damit in die Ecke drängte. Kei dagegen wusste, dass er in dieser Diskussion verlieren würde. Kelly und er waren sich einfach viel zu ähnlich. , dachte Kei. Er vergaß hin und wieder wie ähnlich sie sich eigentlich waren. Außer den beiden selbst fiel keinem diese Ähnlichkeit auf, denn die Gemeinsamkeiten von Kelly und Kei kamen nicht in Äußerlichkeiten oder Handlungsweisen zum Ausdruck, sondern eher in persönlichen Dingen. Sie beide verkörperten dieselben Ansichten und hatten dieselben Einstellungen zu den Dingen des Lebens. Und was sie am meisten verband, war die Sorge um einen zierlichen Jungen namens Kim. Da sie das beide wussten, war es kaum möglich sich gegenseitig etwas vorzumachen. „Ich komme gleich zur Sache.”, sagte Kelly und sah Kei fest in seine blauen Augen. „Ich möchte es vermeiden wilde Hypothesen aufzustellen, jedoch komme ich nicht umhin zu bemerken, dass mit Kim etwas nicht stimmt.” Kei schluckte schwer. Selbst Kelly hatte es sofort bemerkt. Er hatte gehofft, dass Kims Umstände länger geheim gehalten bleiben könnten. Kelly, die Kei nicht aus den Augen gelassen hatte, entging nicht, dass er intensiv nachdachte. Egal, was mit ihrem Brüderchen war, Kei wusste etwas darüber, da war sie sich sicher. „Vergiss nicht, dass ich mit ihm unter einem Dach wohne. Da bemerkt man, wenn etwas nicht stimmt. Also, sag mir, was ist zwischen euch vorgefallen?” , fragte sie herausfordernd. ”Zwischen uns?” , fragte Kei und war sichtlich über Kellys Schlussfolgerung schockiert, dass es etwas mit ihm zu tun hatte. „Ich habe keine Ahnung was los ist Kelly. Ich weiß nur, dass Kim heute nicht in der Schule ist.” , sagte Kei, um das Gespräch von ihm weg auf Kim zu lenken. „Aber mit mir, schwöre ich dir, hat das nichts zu tun.” , fügte er hinzu, woraufhin Kelly ihn skeptisch ansah. „Das letzte Mal, hatte es ausschließlich mit dir zu tun.” , sagte sie und hielt es ihm immer noch vor. „Ich kenne Kim mindestens genau so gut wie du und diese Art von Zurückgezogenheit, hat mit Sicherheit mit dir zu tun.” Kelly ließ nicht locker. Sie wusste, dass Kei der Schlüssel war, um Kims derzeitiges Verhalten zu verstehen und es wäre nicht das erste Mal, dass er ihr Dinge über Kim verschwieg. „Kelly, lass Kim in Ruhe, bitte.” , sagte Kei. Er versuchte es nun auf diese Art. Leugnen würde absolut nichts bringen. „Das ist eine Sache, bei der du deine Nase lieber raus halten solltest. Ich weiß selbst nichts Genaues, egal wie du mich löchern wirst. Da ich nichts Genaues weiß, kann ich dir auch nichts Genaues sagen. Außer das, was du selbst weißt: nämlich, dass es ihm schlecht geht und er sich lieber zurückzieht. Wenn du ihm also helfen willst, dann lass ihn alleine das Tempo bestimmen, in dem er wieder auf die Beine kommt.” , sagte Kei möglichst ruhig. Er hatte das Bedürfnis Kelly all dies einmal zu sagen. Auch, wenn sie lieber kurze, präzise Antworten von ihm verlangte. Sie sah ihn lange an, schluckte weitere Bemerkungen hinunter und nickte zögerlich. Kei war erstaunt, dass Kelly ohne Kommentar auf ihn einging. Kim musste es schlechter gehen, als er geglaubt hatte, sonst hätte Kelly weiter argumentiert. „Wirst du mal nach ihm sehen?” , fragte sie ihn. Ihre ganze Haltung verriet ihm wie hilflos sie eigentlich war. „Ich werde nach ihm sehen. Ich verspreche es dir, aber du solltest jetzt nicht dauerhaft seinetwegen die Schule schwänzen. Sind wir uns da einig?” , fragte er. Kelly knuffte ihm daraufhin in die Seite. „Spiel hier bloß nicht den großen Bruder!” , meinte sie. „Aber klar mit dem Schwänzen wechseln wir uns dann ab.” , sagte sie und zwinkerte ihm zu. Denn sie wusste genau, dass er das Gleiche wie sie getan hätte, wenn er so wie sie, nicht auf Kims Schule ginge. Dann machte sie sich auf den Weg zu Yuu, der die ganze Zeit in angemessenem Abstand auf Kelly gewartet hatte. „Wo wirst du jetzt hingehen?” , rief Kei ihr hinterher und erhielt von Kelly ein Schulterzucken. Dann erst folgte die Antwort: „Irgendwohin, nur nicht zur Schule oder nach Hause.” Dann schlenderte sie mit Yuu Hand in Hand davon. Während es Kelly nach dem Gespräch offensichtlich besser ging, konnte er das von sich selbst leider nicht behaupten. Es war ihm gelungen die aufmerksame Kelly etwas in ihrer Sorge zu beruhigen. Andererseits hatte sie ihm damit gezeigt, wie schlecht es um Kim stand und er hatte ihr auch noch versprochen nach ihm zu sehen. , dachte Kei verbissen. Diese Situation war anders als sonst. Er konnte nicht einfach zu ihm gehen und normal mit ihm über seine Probleme reden. Das hatte Kim so schon noch nie gemocht, doch dieses Mal bezweifelte Kei, dass Kim auch nur ein Wort mit ihm sprechen würde. Dennoch musste er nach ihm sehen. Er musste wissen, wie es ihm ging, mal ganz abgesehen davon, dass Kelly ihn darum gebeten hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)