My Ryu, my Shu - Texte zweier Brüder von JemoKohiri ================================================================================ Kapitel 1: To in the night – Song --------------------------------- Wie kannst du jetzt noch lächeln? Du bist doch viel zu schwach, um je ewig im Leben zu stehn. Du träumst von der Liebe, deinem hellen Stern, mit Klängen der Sehnsucht bedacht & vom Glanz des Mondes bewacht. Ich lausche deiner stillen Melodie und verlier mich dabei immer mehr. Verzeih mir, wenn ich störe, bitte sing doch einfach weiter. Ref.: Bist du da draußen irgendwo? Tränen rauben mir die Sicht. Auch in der Nacht, auch in der Nacht, spür ich dich. Wenn der Mond aufgeht und ich in ihm dein Lächeln seh. Auch in der Nacht, selbst bei Regen, spür ich dich. Erheb deine Stimme & hör nie auf. Lebe deine Träume, lebe sie mit ganzer Kraft. Denn das ist was zählt. Lass mich in deinem Lachen baden. Schenk mir einen Teil deiner Zeit, bevor sie endet & du gehst. Ich lausche deinem schwachen Herz und verfall ihm dabei immer mehr. Vertrau mir, wenn du schläfst, sing ich für dich weiter. Ref.: Bist du da draußen irgendwo... Bald ist es soweit. Bitte vergiss deine Angst. Ich führ sich sicher zu dem fernen Land. Lass dich einfach drauf ein. Gib mir deine Hand. Ich führ dich sicher durch das Land. Auch in der Nacht, auch in der Nacht, spür ich dich. Auch in der Nacht, selbst bei Regen, spür ich dich. By Jemo Kohiri Kapitel 2: To in the night – Aufnahmen/Interpretation ----------------------------------------------------- Mit einem Schlag vollzog sich eine erstaunliche Verwandlung. Ein Blick auf sein Kumagoro-Handy reichte aus, um ein besonderes Leuchten in seine Augen zu zaubern, wie es sonst nur sehr wenige Dinge verstanden. Zärtlich nahm er das Handy in die Hand, strich sanft darüber und schloss die Augen. Sofort strömte durch seine Adern ein beruhigendes Gefühl und die Leute im Studio hatten bereits jetzt eine Gänsehaut auf dem Körper, welche sich mit dem Einsetzen des Gesanges in eine wahre Krabbelmanie steigerte. Wie kannst du jetzt noch lächeln? Du bist doch viel zu schwach, um je ewig im Leben zu stehn. In Gedanken saß Ryuichi an einem Krankenbett, hatte den dort liegenden Körper in seine Arme geschlossen und spielte ein wenig mit den Fingern des kranken Wesens. Kuppe um Kuppe wurde von ihm liebevoll berührt. Stumm schien er den Menschen zu fragen wie er jetzt noch lächeln konnte, sang deswegen entsprechend fragend und ließ seine Sorge perfekt durchklingen. Nun überwog sie die Angst und verdrängte jene am Ende sogar gänzlich. Allerdings, eine weitere Stimmungslage in Form von Schmerz schwang zusätzlich mit und überlappte die anfängliche Sorge. Alsbald gesellte sich Wut ebenfalls noch dazu. Ryuichi schien das baldige Ereignis in diesem Fall nicht akzeptieren zu wollen. Du träumst von der Liebe, deinem hellen Stern, mit Klängen der Sehnsucht bedacht und vom Glanz des Mondes bewacht. Zumindest bis zu Beginn der kommenden Strophe schien es so, da sich ab dort eine erstaunliche Wandlung vollzog, der eben noch eher bittere Ton wich einem zärtlichen und liebevollen Klang, den er so in der Form wenigen gegenüber offenbarte. Haargenau achtete er auf jedes noch so kleine Wort und baute minimale Vibrationen mit ein, die ständig variierten, da ihn teils längst vergessene Erinnerungen schlagartig übermannten. Gegen diese Form gedanklicher Bilder hatte er bisher immer verloren. Die dadurch immer sehnsüchtiger werdende Stimme des Grünhaarigen mündete am Ende der Strophe in ein gigantisches Feuerwerk stiller Begeisterung, um anschließend erneut zu wechseln. Ich lausche deiner stillen Melodie und verlier mich dabei immer mehr. Verzeih mir, wenn ich störe, bitte sing doch einfach weiter. Ryuichi verfiel in diesem Moment in ein fast andächtiges Flüstern. Gut, man hörte die Worte klar und deutlich, dennoch schwang unterbewusst eben jene Sprachmöglichkeit mit. Verhalten und ehrfurchtsvoll drückte er seine im Herzen vorhandene Bewunderung nun mit seiner Stimme aus. Einfacher gleichmäßiger Gesang erfüllte die Herzen der Zuhörer und hallte zudem in seinem Kopf wieder. Trotz des für ihn bedeutungsschweren Inhaltes, hielt Ryuichi jeden einzelnen Ton, zollte damit dem Lied den Respekt, den es verdiente. Wie bereits vorhin einmal mischte sich silbenweise stille Verzweiflung unter die eigentlich sichere Stimmung. Hinzu kam das gesangliche Gesicht eines ertappten Sünders sowie ein Flehen, welches sich letzten Endes wieder in einen Wunsch verwandelte. Die eben noch geschlossenen Augen des hingebungsvollen Sängers öffneten sich für einen kurzen Moment. Es schien als würde er nach etwas suchen, in Wahrheit aber nutzte der junge Mann diesen kurzen Moment, um ein bisschen äußere Kraft für die nächsten Augenblicke mit ins Innere zu nehmen. Ja, für den Refrain brauchte Ryuichi jede Menge Kraft. Niemand innerhalb dieses Studios ahnte allerdings wie viel genau. Gespannt warteten sämtliche Techniker auf eine Fortsetzung und wurden nicht enttäuscht. Bist du da draußen irgendwo? Tränen rauben mir die Sicht. Auch in der Nacht, auch in der Nacht, spür ich dich. Fragend wie nie wandte sich Ryuichi an seine nicht vorhandenen Zuhörer, um von ihnen die gesuchte Bestätigung zu erhalten. Unsicher suchte er durch seine Stimme nach einer Antwort und konnte die nun folgende Enttäuschung wahrlich nicht unterdrücken, da ihm diese niemand geben würde. Es gab darauf keine, würde es auch nie geben. Ein stilles Schlucken mischte sich unter seine Stimme und ging in lautloses weinen über. Sehnsuchtsvoll gab er dem Zuhörer das Gefühl eine unbekannte Nähe zu spüren, von der nur er wirklich wusste was sie zu bedeuten hatte. Zugleich ging er stimmlich scheinbar in die Knie und kauerte dort wie ein verängstigtes Kaninchen am Boden, wagte es nicht in den schützenden Bau zu rennen. Wenn der Mond aufgeht und ich in ihm dein Lächeln seh. Auch in der Nacht, selbst bei Regen, spür ich dich. Ein Ruck ging durch Ryuichis eben noch eingeknickte Stimme und ließ ihn scheinbar wieder auferstehen. Das ängstliche Kaninchen hatte so eben den schützenden Bau betreten und schien dort bleiben zu wollen. Fast schon schüchtern bewunderte er mit einer traurig liebevollen Stimme die nun willkommene Sicherheit. Ein seliger Unterton unterstützte das Bild, welches vor seinem inneren Auge entsteht und sich immer mehr festigte. Wenig später jedoch kehrte die altbekannte Unsicherheit zurück, da das Bild erneut verschwand. Einmal mehr durchdrang Ryuichis Stimme lautloses weinen und sein äußerlich zu sehendes Lächeln glich einer aufgesetzten Maske, die er zum Schutz aufgezogen hatte. Erleichtert öffnete Ryuichi zum zweiten Mal seine Augen und schickte ein verhaltenes Lächelnd Richtung Tonstudio. Dort zeigten ihm die begeisterten Gesichter der Verantwortlichen, dass er den Song nicht besser gestalten könnte. Durch diese Zustimmung ermutigt, bereitete sich der Grünhaarige auf den nächsten Part vor. Jetzt, wo alles so gut geklappt hatte, würde sicher auch der Rest funktionieren. Ergriffen drückte er das Kumagoro-Handy an sein Herz und erhob die Stimme für die nächsten Strophen. Erheb deine Stimme & hör nie auf. Lebe deine Träume, lebe sie mit ganzer Kraft. Denn das ist was zählt. Was für ein Wechsel! Von einer Sekunde auf die andere kehrte Ryuichis bekannte und von Fans geliebte kräftige Stimme zurück. So wie der Phönix sich einst aus der Asche erhob, so erreichte nun auch der gelegentliche Kindskopf bis dato ungeahnte Höhen. Beschwingt stimmte er einen eher lockeren Ton an und hatte dabei einen Stolz inne, der zugleich von großer Stärke und Entschlossenheit zeugte. Unterstützt wurde das durch unverhohlene Freude und das unüberhörbare Glück Träume sein eigen zu nennen. Ebenso wurde durch seine momentane Art zu singen klar, dass ein fester Wille nötig war, um für Träume kämpfen zu können und sie entgegen aller Umstände zu verwirklichen. Lass mich in deinem Lachen baden. Schenk mir einen Teil deiner Zeit, bevor sie endet und du gehst. Wieder einmal offenbarte Ryuichi eine seiner zahlreichen Seiten und verdeutlichte, warum er zu den ehemals größten Künstlern Japans zählte. Mehr als bereitwillig senkte er seine Stimme und passte sie dem vorliegenden Text an. Bittend und flehend kämpfte er mittels Gesang und das was ihm so wichtig war. Sehnsuchtvolle Untertöne verliehen den Zeilen etwas unwirkliches, fast schemenhaftes. Zugleich drang ein Hauch von Unterwürfigkeit durch den versteckten Wunsch. Von einer Sekunde zur anderen aber schlug genau jener Ton in absolute Ernsthaftigkeit um. Ich lausche deinem schwachen Herz und verfall ihm dabei immer mehr. Vertrau mir, wenn du schläfst, singe ich für dich weiter. Er drückte das Handy fester an seine Brust und verfiel in andächtiges Flüstern. Ergeben und ehrfurchtsvoll drückte er die innere Bewunderung äußerlich mit zarten Tönen aus. Nichts weiter als einfacher Gesang drang in die Herzen der Zuhörer vor. Das Besondere daran jedoch war, dass er einen Ton innehatte, der den Empfänger zeigte, dass er vor ihrem Herzen und dem Herzen der gemeinten Person Respekt hatte. Dazu gesellte sich stille Verzweiflung, da er genau dem nicht entfliehen konnte. Ihm, dem längst hoffnungslosen Kampf. Dennoch, schlagartig erschien seine Stimme wie die eines großen Beschützers, mit der er den Zuhörer ernst und besorgt zugleich in den Armen hielt, um ihm/ihr ein Gefühl der Geborgenheit zu vermitteln. Ein zweites Mal wiederholte Ryuichi den Refrain, öffnete seine Augen dazu aber nicht! Stattdessen drückte er das Handy zum dritten Mal fester an sein rasch schlagendes Herz und gab sich dem Zauber des Liedes hin. Bist du da draußen irgendwo? Tränen rauben mir die Sicht. Auch in der Nacht, auch in der Nacht, spür ich dich. Fragend wie nie wandte sich Ryuichi an seine nicht vorhandenen Zuhörer, um von ihnen die gesuchte Bestätigung zu erhalten. Unsicher suchte er durch seine Stimme nach einer Antwort und konnte die nun folgende Enttäuschung wahrlich nicht unterdrücken, da ihm diese niemand geben würde. Es gab darauf keine, würde es auch nie geben. Ein stilles Schlucken mischte sich unter seine Stimme und ging in lautloses weinen über. Sehnsuchtsvoll gab er dem Zuhörer das Gefühl eine unbekannte Nähe zu spüren, von der nur er wirklich wusste was sie zu bedeuten hatte. Zugleich ging er stimmlich scheinbar in die Knie und kauerte dort wie ein verängstigtes Kaninchen am Boden, wagte es nicht in den schützenden Bau zu rennen. Wenn der Mond aufgeht und ich in ihm dein Lächeln seh. Auch in der Nacht, selbst bei Regen, spür ich dich. Ein Ruck ging durch Ryuichis eben noch eingeknickte Stimme und ließ ihn scheinbar wieder auferstehen. Das ängstliche Kaninchen hatte so eben den schützenden Bau betreten und schien dort bleiben zu wollen. Fast schon schüchtern bewunderte er mit einer traurig liebevollen Stimme die nun willkommene Sicherheit. Ein seliger Unterton unterstützte das Bild, welches vor seinem inneren Auge entstand und sich immer mehr festigte. Wenig später jedoch kehrte die altbekannte Unsicherheit zurück, da das Bild erneut verschwand. Einmal mehr durchdrang Ryuichis Stimme lautloses weinen und sein äußerlich zu sehendes Lächeln glich einer aufgesetzten Maske, die er zum Schutz aufgezogen hatte. Bald ist es soweit. Bitte vergiss deine Angst. Ich führ dich sicher zu dem fernen Land. Lass dich einfach drauf ein. Gib mir deine Hand. Ich führ dich sicher durch das Land. Ein weiteres Mal war Ryuichi in der Lage über sich selbst hinaus zu wachsen. Trotz des eigentlich traurigen Inhalts der Zeilen schwang in seiner Stimme eine Ruhe mit, die selbst den größten Nörgler zum Schweigen bringen würde. Mit einer solch professionellen Ruhe und Standhaftigkeit verbannte er jegliche traurig erscheinende Stimmungen aus seinem Gesang. Auf diese Weise entstand eine nie da gewesene Stütze innerhalb der Musik. Standhaft ermutigte er die Person in seinen Armen und zeigte ihm so stets aufs Neue, dass er nicht allein war. Er vermittelte ihm das Gefühl auf dem letzten Weg nicht ohne Hilfe zu sein und selbst wenn es geschafft war, immer noch welche zu haben. Er verdeutlichte dadurch, dass die Furcht unbegründet war und dieses ferne Land ihre Verbindung sicher nicht trennen würde. Auch in der Nacht, auch in der Nacht, spür ich dich. Doch nun hielt die zarte Seele nichts mehr zurück, denn es war alles zu spät und nichts mehr zu ändern. Ein stilles Schlucken mischte sich unter seine Stimme und ging in lautloses weinen über. Mit sehnsüchtigen Klängen gab er dem Zuhörer das Gefühl diese unbekannte Nähe trotzdem noch zu spüren, sie immer zu spüren. Zugleich ging er stimmlich in die Knie, kauerte dort verängstigt am Boden und fühlte sich einsamer denn je. Tapfer schluckte er den entstehenden Schmerz und konnte es nicht unterlassen seine Liebe ein letztes Mal auszudrücken. Auch in der Nacht, selbst bei Regen, spür ich dich. Lange hielt diese Tapferkeit allerdings nicht an, denn alsbald gewann der Schmerz erneut Oberhand. Ryuichis Stimme durchdrang kaum hörbares Weinen. Liebend gern würde er das eben verlorene zurückholen, aber das was von ihm gegangen war, konnte keiner je wieder zurück bringen. Folglich schluckte er seinen Schmerz hinunter und beendete flüsternd diesen Song mit einer einzelnen Träne. Eine Weile verharrte er noch in seiner versunkenen Haltung, ehe er bemerkte, dass der Song eigentlich bereits zu Ende war. Zögernd öffnete er seine Augen und ließ das Handy schnell in eine Hosentasche verschwinden. //Nicht das noch jemand auf Ideen kommt.// Leise legte er die Kopfhörer zurück, verließ die Kabine und ging zu den Technikern. Gemeinsam lauschten sie den Aufnahmen. Ryuichi schloss dabei die Augen und ließ den Song noch mal auf sich wirken. By Jemo Kohiri Kapitel 3: To in the night – Shooting ------------------------------------- Bild 11, Innenbild Zum vorvorletzten Mal an einem mehr als anstrengenden Shootingtag bekam Ryuichi den Befehl die Kleidung zu wechseln. Ungern trottete er in die geräumige Umkleidekabine, um die zuvor getragene Mütze abzulegen und sich in ein neues Outfit zu werfen. Doch von diesem Unmut merkte man ihm nichts mehr an, als der Entertainer erneut das Studio betrat. Diesmal trug er eine weiße Hose, ein Rüschenhemd, ein Halsband in der gleichen Farbe und zierliche Engelsflügel auf dem Rücken. Die Haare „fielen“ offen über seinen Kopf, zeigten sich lediglich etwas verwurschtelt. Ehrfürchtig begab er sich diesmal vor einen gerade erblühten Rosenstrauch und ließ sich dort nieder. Beide Arme hatte Ryuichi dabei von sich gestreckt. Sein rechter Flügel wurde so bestrahlt, dass die Rosen scheinbar durchschimmerten. Der linke Flügel dagegen so hergerichtet, dass einzelne Federn absichtlich abstanden. Außerdem hatte sich der Blauäugige leicht zur Seite gedreht. Dadurch schienen Ryuichis Augen ein weiteres Mal aus dem Bild zu wandern. In seinen großen zitternden Seelenspiegeln spiegelten sich Sehnsucht und Trauer zugleich wieder, versehen mit einem leichten Schatten, der jegliche Freude aus dem jungen Gesicht vertrieb. Seine Lippen zitterten ebenfalls leicht und vermittelten so den Eindruck dass er jeden Moment zusammen brechen würde. Ein paar einzelne Federn flogen spielerisch um den schmächtigen Körper herum und lösten den Blitzer des Fotoapparates aus. Bild 12, Außenbild Nachdem auch dieses Foto im Kasten war, hieß es für Ryuichi doch noch mal Sachen wechseln. Insgeheim fürchtete er sich etwas vor dem Foto was nach diesem folgen würde, denn es war wie der Song für ihn selbst sehr persönlich. Doch bisher konnte er Arbeit und persönliche Dinge immer trennen! Hose, Hemd und Halsband blieben, wechselten jeweils lediglich zu der Nichtfarbe schwarz. Die Flügel aber waren immer noch weiß geblieben, Ryuichis einzige Bedingung für dieses Foto. Dafür waren nun beide Hälften mit abstehenden Federn gesegnet. An seinen Haaren wurde nicht ein einziges Detail geändert. Ehrfürchtig begab er sich zum zweiten Mal vor den gerade erblühten Rosenstrauch von eben und ließ sich dort nieder. Beide Arme hatte Ryuichi auch diesmal von sich gestreckt. Sein rechter Flügel wurde so bestrahlt, dass die Rosen wiederholt scheinbar durchschimmerten. Der linke Flügel so hergerichtet, dass einzelne Federn absichtlich abstanden. Außerdem hatte sich der Blauäugige leicht zur Seite gedreht. Dadurch schienen Ryuichis Augen ein weiteres Mal aus dem Bild zu wandern. In seinen großen zitternden Seelenspiegeln spiegelten sich Sehnsucht und Trauer zugleich wieder, versehen mit einem leichten Schatten, der jegliche Freude aus dem jungen Gesicht vertrieb. Seine Lippen zitterten ebenfalls leicht und vermittelten so den Eindruck dass er jeden Moment zusammen brechen würde. Ein paar einzelne Federn flogen spielerisch um den schmächtigen Körper herum und halfen bei der Findung des Motivs. Bild 13, Cover Nach diesem Bild gab es eine winzige Pause, da die Vorraussetzungen für das nächste Bild erst noch verändert werden mussten. Ryuichi suchte unterdessen zum wirklich letzten Mal für diesen Tag die Umkleide auf. In der Halle schleppten Mitarbeiter während dessen eine verkleidete Kiste heran, in deren inneren sich eine kleine Maschine befand, die später den Regen produzieren sollte und befestigten diese an der Decke. Wenige Sekunden später betrat der Grünhaarige das Studio. Diesmal trug er eine blaue Hose mit vielen Taschen sowie ein blaues Shirt. Außerdem hatte man ihm eine farblich passende Kapuzenjacke übergestreift, welche er ohne geschlossenen Reißverschluss trug. Seine Füße wurden von schwarzen Schuhen bedeckt. Des Weiteren hatte er sein heißgeliebtes Stirnband um sowie einen Anhänger um den Hals. Dieser bestand aus einer blauen Kugel und zwei silbernen Kumagoros von denen er gehalten wurde. Der Verantwortliche des Shootings bat noch einmal um absolute Ruhe, da dieses Bild das Wichtigste überhaupt sein würde. Zugleich bedankte er sich für die bisher gelungene Arbeit. Der Tontechniker schob den Regler seiner Anlage nach oben und gab Ryuichi damit das Startzeichen. In derselben Sekunde erklang Ryuichis neuer Song als Playback aus versteckten Boxen. Leise vor sich hin singend, begab sich Ryuichi wieder auf die Wiese und sank dort in die Knie. Die Beine seitlich abgewinkelt, ließ er sich gänzlich auf den Rasen fallen. Seine rechte Hand hatte er ausgestreckt und zur Faust geballt. Mit der anderen Hand hielt er Kumagoro fest an sein Herz gepresst, ja beinah krampfhaft. Das Lied immer noch vor sich hin singend, entgleisten seine Gesichtszüge immer mehr und legten eine Seite Ryuichis frei, die er überhaupt nicht mochte. Anklagend wandten sich seine Augen an den Zuschauer und schwammen dabei in Tränen. Sie schienen mit jeder Sekunde größer zu werden und offenbarten ein Meer aus verdrängtem Schmerz und Einsamkeit. Dieses Gefühl übertrug sich mittels zittern auch auf Ruys Körper, als der Regen von oben einsetzte. In wenigen Sekunden war er durchnässt und sein Lied zu einem stillen Schrei verstummt. Die vorhin noch geschlossene rechte Hand, hatte er geöffnet und versuchte nun verzweifelt nach etwas zu greifen. Er streckte seine Finger soweit wie es ging, aber es half doch nichts. Ryuichi wirkte so zerbrechlich wie nie. Er schaffte es nicht. Doch was war das? Im selben Augenblick lösten sich Tränen aus Ruys Augen und liefen über sein Gesicht. Als Kristalle kamen sie auf den Boden auf und genau in diesem Moment drückte der Fotograf ab. Schweigend stellte der Tontechniker die Musik ab und weitere Assistenten den Regen, die zugleich die Regenanlage beiseite räumten. Keiner aber wagte es Ryuichi zu stören, da sie ihn kannten und er für gewöhnlich nach Shootings immer in der letzten Pose verharrte. Ryuichi hatte unterdessen Kumagoro mit beiden Armen fest an sich gedrückt und versuchte sich wieder zu beruhigen. Diese Sache bewegte ihn immer noch sehr und dabei war sie bereits Jahre her. Zitternd nahm er Kumagoros Ohr in seinen Mund und begann darauf zu knabbern während er sich wieder erhob, um das Studio zu verlassen. Auf seinem Gesicht erkannte man letzte Tränenspuren. By Jemo Kohiri Kapitel 4: Missing a star – Song -------------------------------- Seit dem du tot bist, geht das Leben weiter, dafür das es sein muss, raubt es mir fast den Verstand. Ich bin wirklich glücklich, hatte Träume & vieles ist ok wie es scheint. Bis auf eine Stelle, die nicht vergeht. Es ist kein perfektes Leben, kein perfekter Song. Dein sanftes Lächeln, dass ich leider nicht mehr seh. Es war der Halt meiner Seele, den mir keiner gibt. Ich muss nicht wirklich lange raten, um zu wissen, dass du fehlst. Ref.: My dear, es fehlt ein Stern, gebt ihn mir zurück. Es fehlt ein Stern, er soll strahlen. Und das Leben geht weiter und das es weiter geht ist für mich nicht zu verstehn. Weiß es nicht, dass du fehlst? Gebt ihn mir zurück, es fehlt ein Stern. Gebt ihn mir zurück, er soll strahlen. Es ist nicht zu glauben, wie düster & einsam es ist. Ich sehne mich nach mehr, sehne mich noch immer nach dir. Für das, was ich in dir sah, hat dieser Tag kein Bild. Es ist eine Nacht ohne Mond, stille Träne eines Menschen voller Schmerz & seiner Unendlichkeit. Es ist ein stummer Schrei gegen das, woran ich glaube. Wie ein Tiger mit nur einem Auge, der bestimmt nicht kämpft. Ref: My dear, es fehlt ein Stern... Es ist leicht zu leben und schwer zu fassen. Wie konnte man dich holen? Mein Herz sieht dein Gesicht. Es ist das alte Leid, jemand vergeht. Es fehlt ein Stern am Himmel, der so nie mehr strahlt. Man zeigt euch, halb so schwer. Es bleibt nichts, wie ihr merkt. Um zu merken, dass das falsch ist, brauche ich kein Buch. Ich kann mein Leben nicht leben wie ein Fremder ohne Heimat. Dieser Stern geht langsam ein, spürt ihr nicht, er hat keine Kraft. Ref.: My dear, es fehlt ein Stück... By Jemo Kohiri Kapitel 5: Missing a star – Aufnahme/Interpretation --------------------------------------------------- Seufzend trat Ryuichi in die Kabine, setzte sich die Kopfhörer auf und machte sich daran mit den Aufnahmen zu beginnen. Irgendwie hatte er heute so was von gar keine Lust, da ihm sein Magen Probleme bereitete und er sich nicht ganz wohl fühlte. Er wusste aber, dass er da jetzt durch musste, da der Terminplan drängte. Also, Augen zu, Mund auf und losgelegt. Seit dem du tot bist, geht das Leben weiter, dafür das es sein muss, raubt es mir fast den Verstand. Ich bin wirklich glücklich, hatte Träume & vieles ist ok, wie es scheint. Bis auf eine Stelle, die nicht vergeht. Es ist kein perfektes Leben, kein perfekter Song. Langsam schloss er seine Augen und fing an zu singen. Dabei übermannten ihn, passend zu den Aufnahmen bezüglich der ersten Single, Erinnerungen aus vergangenen Tagen. Diesmal jedoch stellten sie sich als weitaus grausamer heraus, da es nun richtig gehend ernst wurde. Riku war gestorben und er dabei ihm die letzte Ehre zu erweisen. Verzweifelt sang Ryuichi seine Zeilen und klammerte sich regelrecht an die Worte. Er verstand überhaupt nicht warum man von ihm erwartete zu lächeln. Riku weilte erst seit ein paar Tagen nicht mehr unter den Menschen, wie sollte er da bereits wieder grinsen können? So etwas konnte in keinster Weise klappen! Sein Leben, es wurde von einer Sekunde auf die andere zerstört, die Melodie zerrissen und ihr Texter unterdrückt. Sein einst so perfektes Leben war nicht länger perfekt und die Lücke, die damit entstand, scheinbar unüberwindbar groß. Wahnsinn und Schmerz, beides lag sehr nah beieinander und spiegelte sich so in der Melodie wieder. Ja, er drohte wirklich fast durchzudrehen, da das Leben sich benahm als wäre nichts und die Frechheit besaß weiter zu laufen. Dabei hätte es sich eigentlich langsamer drehen müssen und nicht so furchtbar schnell oder? Begleiteten ihn anfangs noch Verzweiflung, Wahnsinn und Schmerz, so steigerte er sich zum Schluss bis hin zu Unverständnis. Dein sanftes Lächeln, dass ich leider nicht mehr seh. Es war der Halt meiner Seele, den mir keiner gibt. Ich muss nicht wirklich lange raten, um zu wissen, dass du fehlst. Innerhalb kürzester Zeit verflog die eigentlich traurige Stimmung und einmal mehr wurde klar wie sehr Ryuichi Riku damals liebte. Dieser Mensch, der so kurze Zeit an seiner Seite weilte, gab ihm mehr als irgendetwas sonst. Jedes mal, wenn er lächelte, sanft, aber bestimmend zugleich und seine Augen dabei Bände sprachen, ging in Ryuichis Herzen die Sonne auf. Das Lächeln Rikus drückte so viele Gefühle aus, die andere ebenfalls übertrugen, aber zeigte zugleich Empfindungen, die er so nie wieder sah. Für ihn gab es nichts was dem gleich kam. Jenes Lächeln, es war sein ganzes Leben und würde so nie wieder erstrahlen. Unglaublich wie zärtlich und tränengetränkt zugleich eine menschliche Stimme in diesem Moment klingen konnte. Das Lächeln Rikus, aber war nicht nur ein Lächeln, sondern zugleich sein kleiner Strohhalm an den er sich klammern konnte, egal wie gut oder schlecht es ihm ging. Er war sein persönlicher Hafen, aber jetzt? Jetzt lag der Hafen in Schutt und Asche, zerstört durch die Angriffe des Alltags und unrettbar auf ewig verloren. Nichts würde die einst prächtige Anlage je wieder aufbauen, wirklich nichts. Für einen Augenblick schien es, als würde Ryuichis Stimme abknicken, aber nur für winzige Millisekunden, die so kurz waren, dass man meinen könnte sich diese eingebildet zu haben. Rasch hatte er sich wieder gefangen und versuchte seine schweren Gedanken wenigstens etwas zu vertreiben, da das Lied keinesfalls stümperhaft erscheinen sollte. Ref.: My dear, es fehlt ein Stern, gebt ihn mir zurück. Es fehlt ein Stern, er soll strahlen. Und das Leben geht weiter und das es weiter geht ist für mich nicht zu verstehn. Weiß es nicht, dass du fehlst? Gebt ihn mir zurück, es fehlt ein Stern. Gebt ihn mir zurück, er soll strahlen. Er wollte, dass das Lied perfekt wurde und eines der Besten, die er jemals produzieren ließ. Kurz Luft holend stimmte er den Refrain an und konnte es nicht vermeiden innerlich leise zu weinen. Ja, dem Himmel fehlte seitdem ein Stern. Eine Stelle blieb Nacht für Nacht leer und würde sich wohl nie wieder füllen. Diese eine Stelle, an der einst Rikus Stern erstrahlte, sie ist nun verwaist und ohne Schutz. Das heißt, eigentlich nicht ganz, da Ryuichi Nacht für Nacht auf diese Stelle sah, immer von der Hoffnung begleitet, dass sich doch etwas tun würde. Aber es tat sich nichts. Erneut kletterte Unverständnis in ihm nach oben und zeigte sich in seiner Stimme. Bedingt durch die ihr inne wohnende Stärke verstand selbst der letzte was Ryuichi damit ausdrücken wollte. Er wollte damit verdeutlichen, dass scheinbar alle anderen ihn ignorierten und nur er den Wunsch hegte alles rückgängig zu machen. Außerdem baute er leichte Aggressivität mit ein, verlangte so, dass gefälligst jemand den ersten Schritt wagte und er nicht länger warten wollte. Er verlangte, dass endlich jemand den Mut aufbrachte und ihm seinen sehnlichsten Wunsch erfüllte. Allerdings, der bittere Unterton verdeutlichte zu gut, dass er sich das hätte sparen können. Es ist nicht zu glauben, wie düster & einsam es ist. Ich sehne mich nach mehr, sehne mich noch immer nach dir. Für das, was ich in dir sah, hat dieser Tag kein Bild. Es ist eine Nacht ohne Mond, stille Träne eines Menschen voller Schmerz & seiner Unendlichkeit. Es ist ein stummer Schrei gegen das, woran ich glaube. Wie ein Tiger mit nur einem Auge, der bestimmt nicht kämpft. Doch nicht nur Bitterkeit prägte das Lied, Ungläubigkeit schlich sich ebenfalls mit ein und wurde zum alles beherrschenden Thema der nächsten Strophe, abgesehen von fast schon beängstigender tiefer Trauer. Jeder Ton, jede Silbe, ja fast schon rede Regung, begleitet durch pechschwarze Einsamkeit deren Stärke nicht mal die Nacht selbst zu vertreiben mochte. Die Einsamkeit nahm eine neue Form an und ließ sich so sicher in keinem Wörterbuch der Welt finden. Nichts, aber auch gar nichts, konnte seine Empfindungen beschreiben. Er wusste nur, dass er sein Licht liebend gern wieder zurück hätte. Denn, wie sollte es je wieder Tag werden, wenn die Nacht ständig präsent war? Wie sollte je wieder in der Nacht der Mond aufgehen, wenn dunkle Schwaden selbst diesen versteckten? Ryuichis gesamte Welt war damals schwärzer als schwarz gewesen und drohte ihn jetzt wieder einzuholen. Er fühlte sich genauso leidend wie zu jenem Moment, spürte erneut die ungeweinten Tränen, die unausgesprochenen Worte und all das was er damals nie geäußert hatte. Fast schien es ihm, als bestünde zwischen gestern und heute so gut wie gar kein Unterschied, als würden lediglich ein paar Sekunden beide Welten trennen. Grausam wie nahe Vergangenheit und Gegenwart beieinander lagen, wie schnell sich beides vermischen konnte und welche Wucht dahinter steckte. Ref.: My dear, es fehlt ein Stern, gebt ihn mir zurück. Es fehlt ein Stern, er soll strahlen. Und das Leben geht weiter und das es weiter geht ist für mich nicht zu verstehn. Weiß es nicht, dass du fehlst? Gebt ihn mir zurück, es fehlt ein Stern. Gebt ihn mir zurück, er soll strahlen. Eine Wucht, die beim nochmaligen Gesang des Refrains keinesfalls weniger wurde. Auch diesmal weinte Ryuichi innerlich leise, vergoss weitere zahlreiche Tränen, aber ließ nichts davon nach außen dringen. Wie bereits beim ersten Mal, suchte er verzweifelt am Himmel nach Rikus Stern den er nicht fand. Stunde um Stunde starrte er ein und dieselbe Stelle an, vergaß dabei, dass es davon auch nicht besser wurde und er nichts damit erreichte. Dennoch verfolgte er sein tun mit erstaunlicher Beharrlichkeit und versuchte sein Unverständnis gegenüber der Welt zu unterdrücken. Irgendwann jedoch ging es nicht mehr und sie brach durch. Im vollen Ausmaß spiegelte sie sich innerhalb der Strophe als eigentliches Hauptthema des Gesangs wieder und ließ diesmal keinerlei Aggressivität zu. Schwang diese beim ersten Refrain noch versteckt mit, so blieb sie diesmal gänzlich außen vor und der Verweigerung ihren vollen Platz ein. Diese war zugleich so präsent, dass es einem den Atem rauben konnte. Es ist leicht zu leben und schwer zu fassen. Wie konnte man dich holen? Mein Herz sieht dein Gesicht. Dennoch raubte sie einem nur scheinbar den Atem, da er zum Leben benötigt wurde. Zum Leben, das anderen so leicht fiel, dass man sich insgeheim die Frage stellte wie sie das schafften. Wie konnten sie so locker leben ohne an die schlechten Dinge zu denken, die passierten, ob nun bei einem selbst oder allgemein gesehen? Noch schlimmer, wie konnte man ausgerechnet ihm etwas wegnehmen? Ryuichi hatte niemanden etwas getan, abgesehen von sich selbst, wieso also hatte man ihm Riku weggenommen? Kurz schoss dem Grünhaarigen durch den Kopf, das es einfach Zeit gewesen war, aber war es das wirklich? Riku war doch noch so jung gewesen, hätte nicht an seiner Stelle ein alter Mensch sterben können, der sich danach sehnte zu sterben? Nein, stattdessen musste er gehen und seinem Herzen wurde ein Bild entrissen, das er zuvor noch mit seinen Augen sah. Jetzt aber konnte er es nur noch mit dem Herzen sehen, die eigentlich schönste Art, aber für ihn zu der Zeit ein eher schwacher Trost. Es ist das alte Leid, jemand vergeht. Es fehlt ein Stern am Himmel, der so nie mehr strahlt. Man zeigt euch, halb so schwer. Es bleibt nichts, wie ihr merkt. Um zu merken, dass das falsch ist, brauche ich kein Buch. Ich kann mein Leben nicht leben wie ein Fremder ohne Heimat. Dieser Stern geht langsam ein, spürt ihr nicht, er hat keine Kraft. Es blieb doch immer bei ein und demselben Problem, ein Mensch verließ diese Welt und die Hinterbliebenen kamen unterschiedlich gut damit klar. Jeder hatte seine eigene Methode, um es endgültig zu überwinden, daran zu arbeiten und sich eines Tages wieder ins Leben zu stürzen. Nicht selten versuchen andere dabei besonders die Partner der/des Verstorbenen zu animieren und ihnen zu zeigen, dass es schöne Dinge auf dieser Welt gab. Nicht, dass es etwas Schlimmes war, aber wieso hatte Ryuichi stellenweise das Gefühl gehabt, dass man Rikus Tod als zu leicht hinnahm? Mitunter schien es, als wollte man ihm verdeutlichen, dass es doch so einfach war und er nur einen winzigen Schritt machen müsste, um es selbst zu fühlen. Von wegen, er brauchte keine übertriebene Fröhlichkeit, um zu entdecken, dass etwas nicht stimmte. Er wollte doch nur seine Zeit, um trauern zu können, wieso versuchte man ihm die zu nehmen? Er verstand es einfach nicht. Er wusste selbst, dass zu jenem Zeitpunkt sein Leben kein Leben war, da er völlig den Halt verlor und nur noch so durchs Leben schlich. Obwohl alle überdeutlich merkten, dass es ihm immer schlechter ging und deswegen versuchten hinter ihm zu stehen, kam es ihm so vor, als würde ihm doch niemand helfen. Ihre Hilfe, so gut wie die auch gemeint war, war nicht die Art von Hilfe die er gebraucht hätte. Ryuichi selbst konnte zwar nicht beschreiben was er nun eigentlich wollte, aber er wusste dass es das nicht war. Er wusste, dass er nach etwas anderem suchte. Ref.: My dear, es fehlt ein Stern, gebt ihn mir zurück. Es fehlt ein Stern, er soll strahlen. Und das Leben geht weiter und das es weiter geht ist für mich nicht zu verstehn. Weiß es nicht, dass du fehlst? Gebt ihn mir zurück, es fehlt ein Stern. Gebt ihn mir zurück, er soll strahlen. Nun folgte ein letztes Mal der Refrain, durch den er nicht wie beim ersten Mal aggressiv suchte und auch nicht wie beim zweiten Mal aggressionslos, sondern eher schon unerträglich sanft. Eines aber hatten alle drei Refrains gemeinsam, die Verzweiflung angesichts der Suche und somit blieb der Rhythmus. Ryuichi hatte sich vorgenommen in jeden Refrain etwas Neues aufzubauen, aber so, dass sie trotzdem zusammen gehörten und man erkannte, dass es sich um keine der Zwischenstrophen handelte. Er wollte dieses Lied einfach zu etwas Besonderem werden lassen und für sich selbst zu einem Höhepunkt innerhalb der drei Singles. Auf diese Weise wunderte es keinen der Tontechniker, dass die gleichen Worte immer wieder anders erschienen. Mit Bravur meisterte Ryuichi auch diesen Gesangspart, hängte den Kopfhörer an seinem Platz zurück und verließ schweigend die Kabine, um sich die Sache anzuhören. By Jemo Kohiri Kapitel 6: Missing a star – Shooting ------------------------------------ Bild 14, Cover Nach der Aufnahme der Singles fuhr das ganze Team zu einem See außerhalb Manhattans. Die Natur war dort noch unberührt, gänzlich wild gewachsen und somit perfekt für das geplante Shooting. Während das Team die nötige Technik aufbaute, musste Ryuichi in die Maske. Dort bekam er sein Outfit verpasst. Es bestand aus einer weißen, engen, langen Hose, welche den Knöchelbereich des Fußes freiließ, an dem goldene Fußkettchen thronten. Darüber trug er einen weiten weißen Mantel, der locker im Wind flatterte. Auf den Schultern trug er ebenfalls goldene, einfache, kreisrunde, flache Schulterplatten mit einer einzelnen Feder. Sein Rücken schmückten prachtvolle Engelsflügel, die größer waren als er selbst. Nach einer kurzen, fast unnötigen, Kosmetikaktion konnte Ryuichi endlich zum Shootingort gehen. Tapsend trat Ryuichi auf den Rand des abgelegenen Sees zu. Dort angekommen, ließ er sein linkes Bein voll ausgestreckt, stand mit diesem allerdings nur auf Fußspitzen. Das rechte Bein hatte er Abflug bereit angewinkelt und die Hände ruhten auf seiner Brust, in etwa in Höhe des Herzens. Ein Mitarbeiter zupfte die Flügel so zu Recht, das einzelne Federn aus dem Ganzen hervorstachen und es dadurch so aussah, als würde er jeden Moment tatsächlich entschweben. Seinen Blick ließ er zusätzlich gen Himmel schweifen. Mit zitternden Augen, die Sehnsucht und Trauer zugleich verdeutlichten sowie den Wunsch nach Freiheit inklusive einem Wiedersehen, betrachtete er die Wolken. Ein anderer Mitarbeiter hatte unterdessen weitere Federn ausgeschüttet, welche mittels Windmaschine um Ryuichi flogen und zärtlich mit seinem Körper spielten. Ein paar blieben an seiner Kleidung kleben, andere an seinen Haaren und der Rest? Ja, der Rest flog über ihm herum. Eine einzelne Feder fiel auf den See und beförderte dadurch winzigste Wassertropfen nach oben. Diese glitzerten wie Diamanten in der Sonne. Außerdem löste diese Feder zarteste Wellen aus. In dem Moment drückte der Fotograf ab. Bild 15, Innenseite Während das Team den natürlichen Shootingort minimal vorbereitete und kaum merklich veränderte, ging er bereits wieder in die Maske. Diesmal sollte es ein sehr einfaches Outfit werden. Er trug einen weißen engen Pulli und eine weiße Hose. Ein während des Maskenbesuches aufgeklebtes Pflaster komplettierte seinen Aufzug. Mittels Boot wurde Ryuichi zu einem großen Stein gefahren, welcher bereits seit Ewigkeiten aus dem Wasser heraus ragte. Ein Mitarbeiter drückte ihm Kumagoro in die Hand ehe sie zum Ufer zurückfuhren. Sofort legte er seinen Kopf auf den des Hasen ab und seine Arme um dessen Oberkörper, die Augen halb schließend. Traurig sah er auf den See während der Wind dabei mit seinen Haaren spielte. Bekümmert zitterten seine Augen bis sich eine Träne löste und am Pflaster hängen blieb. In diesem Moment drückt er Fotograf ab. Bild 16, Außenseite Diesmal musste der Shootingort nicht weiter geändert werden, lediglich die Lichtverhältnisse ein wenig umgestellt. Selbst jetzt sollte es ein weiteres einfaches Outfit werden. Er trug einen schwarzen engen Pulli und eine dazu passende schwarze Hose. In sein Gesicht hatte man zudem ein wenig Dreck verteilt, damit es so aussah, als hätte er so eben den Boden geknutscht. Nach einem kurzen Maskenbesuch, der seinen geschafften Eindruck verstärkte, wurde das nächste Foto geschossen. Mittels Boot wurde Ryuichi zu einer großen Steingruppe gefahren, welche die für den See Verantwortlichen selbst dort verankert hatten. Diese befand sich in unmittelbarer Nähe des einzelnen großen Steines von vorhin. Hatte er zuvor noch seinen Kumagoro gehabt, so bekam er diesmal nichts in die Arme gedrückt. Stattdessen sollte er seine linke Hand mit den Fingerspitzen im Wasser versinken lassen, die rechte Hand auf sein angewinkeltes Knie legen und den Kopf in den Nacken legen. Kaum, dass er seine Augen geschlossen hatte und seltsam lächelte, drückte der Fotograf ab. By Jemo Kohiri Kapitel 7: If you sing – der Song --------------------------------- Ich will nur deine Stimme hörn, in jedem Ton, wenn du träumst. Ich will nur deine Stimme hörn, einfach nur deine Stimme & dein Lied. Nichts liebe ich so wie dich, denn du bist mein schönster Song. Selbst Noten sind passe, denn deine Melodie hält mich gefangen. Nichts gibt mir so viel wie du, denn du bist ein Wunder für sich. Selbst Kuma ist passe, denn dein Klang hat mich verzaubert. Ref.: Ich will nur deine Stimme hörn, in jeder Zeile, wenn du singst. Ich will nur deine Stimme hörn, in jedem Wort, zu jeder Zeit. Ich will nur deine Stimme hörn, zu jeder Stunde, in jedem Moment. Ich will nur deine Stimme hörn. ....................deine Stimme hörn. Und nichts fehlt mir so wie du, denn du singst nicht mehr. Ich hoffte, dass du bei mir bleibst, doch es wurde nicht wahr. Und ich wollte dich beschützen vor deinem Leid, vor deinem Schmerz. Aber ich habe versagt und dich verloren. Ref.: Ich will nur deine Stimme hörn... Niemand kann ohne Liebe leben und ihr helles Lächeln. Doch du warst all das für mich und bist es immer noch. Ich sing für dich dieses Lied. Ein Song, der dich noch immer braucht. Ref.: Ich will nur deine Stimme hörn... (2x) By Jemo Kohiri Kapitel 8: If you sing – Aufnahme/Interpretation ------------------------------------------------ „Guten Morgen Sakuma-san, ich hoffe sie haben gut geschlafen?“ Ryuichi gähnte leicht, wirkte sonst aber ziemlich munter. „Jup, soweit schon, es ist nur gestern spät geworden. Sind bereits alle da?“ Heute sollte die letzte Single aufgenommen werden und er hatte keine Lust auf Verspätungen, welcher Art auch immer. „Klar, alles steht bzw. sitzt bereit. Sie können also sofort loslegen.“ Erfreut ging Ryuichi ins Tonstudio, betrat die Kabine, setzte sich seine Kopfhörer auf und legte gleich los. Der heutige Song fiel ihm weniger schwer wie der letzte. Zwar waren seine Zeilen nicht weniger ernst, aber für ihn lockerer und nicht ganz so schwer umzusetzen. Ich will nur deine Stimme hörn, in jedem Ton, wenn du träumst. Ich will nur deine Stimme hörn, einfach nur deine Stimme & dein Lied. Dabei bildete die Hintergrundgeschichte dazu das genaue Gegenteil, sie passte überhaupt nicht zu seiner derzeitigen positiven Einstellung. Obwohl, in seiner Vorstellung ging die Sache wesentlich günstiger aus, als in der Realität. Wie dem auch sei, Ryuichi ließ sich fallen, in das Lied, seinen Zauber und die eigene Stimme. Er ließ sich auf die Worte ein und begann sie zu leben, sie zu erfühlen. Seine Gedanken, seine Seele, ja selbst sein Herz, lauschten dem Gesang und schmolzen unter dem Wispern der Sehnsucht hinweg. Alles zerfloss zu einer Pfütze, in der die unterschiedlichsten Töne schwammen, trotz ihres Zitterns gehalten durch die Grenzen des Traumes. Obwohl sie scheinbar so schwach waren, wirkten sie stärker als irgendetwas sonst auf dieser Welt. Sie strebten danach das Wispern nicht zu verlieren und ihm solange wie möglich lauschen zu können. Sie begehrten es so sehr, dass keiner nachgeben wollte. Schwer zu sagen welche Seite dabei am Meisten beeinflusst wurde. Alles in Ryuichi sehnte sich schlichtweg danach nie den Klang jener Melodie zu verlieren, sie auf ewig zu bewahren und sie notfalls gegen alles und jeden zu verteidigen. Fast schon bettelte er darum genau das tun zu dürfen. Nichts liebe ich so wie dich, denn du bist mein schönster Song. Selbst Noten sind passe, denn deine Melodie hält mich gefangen. Nichts gibt mir so viel wie du, denn du bist ein Wunder für sich. Selbst Kuma ist passe, denn dein Klang hat mich verzaubert. Anscheinend wurde es ihm gestattet, denn der Wunsch blieb selbst in der nächsten Strophe erhalten, veränderte sich dort aber etwas, da weitere Empfindungen dazu kamen und sein Denken verstärkten. Man sagt ja, dass es eine Melodie gibt, die schöner ist als alle anderen. Bei dieser handelt es sich um die Liebe selbst. Ja, die Liebe, sie schreibt oft die schönsten Songs und legt einen Worte in den Mund, die man so vermutlich nie gesagt hätte bzw. die man so nie formuliert hätte. Doch, sie durfte das, sie durfte ziemlich vieles und wurde dafür noch nicht einmal bestraft. Die Liebe braucht keine Noten, sie findet ihren Weg und muss nicht erst umständlich komponiert werden. Sie ist in der Lage quasi eigene Ausdrucksmöglichkeiten zu entwickeln und diese mit dem zu vereinen was wir kennen. Genau diese Verbindung ist es, die uns gefangen hält und es scheinbar unmöglich macht aus dieser Gefangenschaft zu entfliehen. Doch wer wollte das schon? Ryuichi damals jedenfalls nicht. Er fühlte sich viel mehr in ihr wohl, da etwas so Großes viel zu schön war, um allein gelesen zu werden. Ihre Stärke, ihr Glaube – den musste man einfach mögen. Oftmals konnte es Ryuichi damals nicht fassen, dass ausgerechnet ihm dieses Wunder zuteil wurde. Er hatte es nicht fassen können, da selbst sein Stofftier oft genug in der Ecke landete und er an seinem Liebsten hing. Richtig, er hing, klebte regelrecht an ihm, da in seinem gesamten Körper nur noch Riku platz hatte. Alles anderes verpuffte erstaunlicher weise wie Seifenblasen. Ref.: Ich will nur deine Stimme hörn, in jeder Zeile, wenn du singst. Ich will nur deine Stimme hörn, in jedem Wort, zu jeder Zeit. Ich will nur deine Stimme hörn, zu jeder Stunde, in jedem Moment. Ich will nur deine Stimme hörn. ....................deine Stimme hörn. Obwohl er bereits den Refrain anstimmte, schmetterte Ryuichi weiterhin fröhlich seinen Text und nichts deutete auf den bald folgenden Stimmungswechsel hin. Fast schien es, als würde dieser Song aus der Reihe tanzen und im Gegensatz zu den anderen nicht einmal ansatzweise traurig werden. Man sollte meinen, dass es so wäre, aber noch war nicht aller Tage Abend. Der Grünhaarige selbst blieb im Moment jedenfalls noch bei seiner guten Laune. Außerdem strahlten seine Augen und er funkelte jeden an, den er auch nur irgendwie entdecken konnte. Wenn es so weiter ging, würde er mit seiner guten Laune noch die Kabine sprengen und die Sache am Ende völlig aus dem Konzept geraten. Er aber hatte sich unter Kontrolle und sorgte dafür, dass genau das nicht geschah. Er sorgte dafür, dass dieses Gefühl durch den Song zwar rüber kam, aber äußerlich nicht zu sehen war. Er lebte schlichtweg seinen Traum von damals aus und der ließ die ersten beiden Strophen plus den Refrain rosarot erscheinen. Jeder noch so kleine Ton hüpfte scheinbar und blieb doch da wo er sollte. Ryuichi - für den Moment überglücklich. Und nichts fehlt mir so wie du, denn du singst nicht mehr. Ich hoffte, dass du bei mir bleibst, doch es wurde nicht wahr. Und ich wollte dich beschützen vor deinem Leid, vor deinem Schmerz. Aber ich habe versagt und dich verloren. Von einer Sekunde auf die andere knickte Ryuichi ein und seine eben noch ansteckende Fröhlichkeit verschwand völlig. Ryuichis eigentlicher Grundgedanke kam durch und er offenbarte wie aufgesetzt die Sache von eben gewesen war, wie sehr er die anderen belogen hatte. Gut, seine Emotionen waren echt gewesen, keine Frage, aber ein dermaßen rasanter Wechsel konnte einfach nur von den Socken hauen. Schmerz umwob den einst leuchtenden Körper, Leid drückte sein Herz nach unten und Tränen klopften bereits an die Tür. Seine heißgeliebte Melodie, sie erklang nicht länger. Seine heißgeliebte Stimme, sie sang nicht mehr. Seine Anlass zur Freude, er existierte nicht mehr. Ryuichi hatte den Kampf verloren und musste sich Gevater Tod geschlagen geben. Er hatte es versucht, aber nichts erreicht. Der Abschied kam viel zu plötzlich, als dass er noch etwas hätte dagegen ausrichten können. ER hatte VERSAGT. Er war zu dumm gewesen, um Riku von dort zurück zuholen wo er jetzt war. Nutzloser konnte man sich wirklich nicht mehr fühlen. Er kam sich so unwichtig vor, nicht fähig dazu je wieder jemanden zu helfen. Er hatte schließlich bei ihm verloren, wie sollte er bei jemand anderen gewinnen? Sag, wie sollte das gehen? Seine Hilfe hatte nicht mal den Menschen erreicht, den er so sehr liebte. Ref.: Ich will nur deine Stimme hörn, in jeder Zeile, wenn du singst. Ich will nur deine Stimme hörn, in jedem Wort, zu jeder Zeit. Ich will nur deine Stimme hörn, zu jeder Stunde, in jedem Moment. Ich will nur deine Stimme hörn. ....................deine Stimme hörn. Kein Wunder also, dass seine Stimmung im folgenden Refrain angesichts seiner Verwirrung in Wut umschwang. Allerdings, nicht in offensichtliche, sondern eher in unterschwellige – eine viel gefährlichere Form. Man hörte genau heraus wie sehr Ryuichi kurz davor stand zu platzen und alles kurz und klein zu schlagen. Noch immer bewegten ihn dieselben Grundgedanken wie beim ersten Refrain, aber gerade weil er sich sie aus dem Kopf schlagen konnte, riss bei ihm der Strick. Wie ungerecht war die Welt eigentlich? Erst nahm sie einen etwas weg und dann ließ sie die hohlen Wünsche eines verwirrten Herzens dennoch weiter leben. Wieso wurde die Erinnerung nicht gleich gänzlich getötet? Es wäre soviel einfacher, soviel weniger belastend und sicher besser. Obwohl, wäre es das wirklich? Wäre es wirklich klüger gleich alles zu verbannen? Nein, sicher nicht. Der Wunsch danach schwang aber trotzdem in seiner Tonlage mit. Niemand kann ohne Liebe leben und ihr helles Lächeln. Doch du warst all das für mich und bist es immer noch. Ich sing für dich dieses Lied. Ein Song, der dich noch immer braucht. Alsbald verwandelte sich der Wunsch und wurde zu einer klaren Aussage des Grünhaarigen, die sich sehr gut ins Gesamtbild integrierte. Er erkannte selbst ohne was er nicht existieren konnte, ohne was niemand existieren konnte. Jeder brauchte das helle Licht, um richtig fröhlich zu sein und genug Kraft für den Alltag zu besitzen. Er selbst versuchte genau das durch eine unterschiedliche Betonung der einzelnen Silben auszudrücken und die Sache dabei so zu formulieren, dass man es ihm glaubte ohne an Übertreibung zu grenzen. Er bemühte sich eine klare Linie zu finden und konnte diese die gesamte Zeit über halten. Der Grünhaarige traf jeden Ton und holte sich zugleich ein Stück seiner eigenen Selbstsicherheit zurück. Die Wut von vorhin verschwand und er fühlte sich merkwürdigerweise sogar ein Stück weit beschwingt. Ref.: Ich will nur deine Stimme hörn, in jeder Zeile, wenn du singst. Ich will nur deine Stimme hörn, in jedem Wort, zu jeder Zeit. Ich will nur deine Stimme hörn, zu jeder Stunde, in jedem Moment. Ich will nur deine Stimme hörn. ....................deine Stimme hörn. (2x) Diesen Schwung übertrug er in die letztmalige zweifache Wiederholung des Refrains und schritt damit zum Ende. Nicht mehr lange und die letzten Töne würden erklingen. Einmal mehr hatte Ryuichi bewiesen, dass er seine Gedanken übertragen konnte und durchaus in der Lage war sein Innerstes im gewissen Sinne nach außen zu kehren. Eine Hand kurz auf sein Herz legend, hauchte er die letzten Töne und glaubte tatsächlich Rikus Stimme zu hören. Ihm schien, als würde der junge Mann neben ihm stehen und mit ihm singen. Für ihn fühlte es sich so echt an, als wäre es so, obwohl alles Einbildung war. Egal, Ryuichi half es dem Lied einen würdigen Abschluss zu verleihen und die Kopfhörer an den Nagel zu hängen. Die Arbeit war geschafft und er konnte nach Hause gehen. By Jemo Kohiri Kapitel 9: If you sing – Shooting --------------------------------- “Leute, ihr müsst euch heute unbedingt zusammenreißen. Die Fotos sind extrem wichtig, da sie nicht nur für die Single verwendet werden, sondern zusätzlich für ein Musikmagazin! Deswegen, ranklotzen, arbeiten und keinesfalls Blödsinn bauen!“ Aufgeregt wuchtelte der Hauptverantwortliche des Shootings bei seinen Worten mit den Armen rum, zeigte ein leicht krebsrotes Gesicht und entlockte Ryuichi damit nur ein Grinsen. Dieser hatte natürlich bereits längst Aufstellung genommen in einem für ihn relativ gewöhnungsbedürftigen Outfit. Er trug eine lange schwarze Hose, ein weißes langes Oberteil, dass im Brustbereich Schnüre hatte und auf den Ärmeln sowie im Schulterbereich weitere und am Ärmelende außerdem Rüschen. Darüber trug er ein schwarzes Oberteil, welches die andere Körperhälfte bedeckte, allerdings ohne die Schnüre, abgesehen von denen an der Seite und mit Rüschen am Ärmelende sowie am Ende des Oberteils. Den wahren Blickfang aber bildeten die filigranen schwarzen Flügelchen auf seinem Rücken sowie der nicht weniger filigrane Haarreif in seinem Haar, den man zudem leicht versteckt hatte, damit es nicht zu sehr nach Mädchen aussah. Hinter ihm bauten ein paar Aushilfen gerade den letzten Rest der Kulisse auf, besser mehrerer Kulissen, die aus einem Strickvirwarr bestanden, einer teils verblühten Hecke und einem alten kaputten Baumstumpf. Noch war nicht entschieden welche Kulisse nun für das Cover bzw. Innen- oder aber Außenseite verwendet werden sollte. Man würde eben einfach von allen ein Foto schießen und gut war. Noch während das Strickvirwarr richtig ausgeleuchtet wurde, begann Ryuichi sich bereits in Pose zu stellen, damit sie endlich loslegen konnten. Während seine linke Hand locker runter hing, wanderte der rechte komplette Arm zwischen die Schnüre und verhedderte sich so, dass es schien als wäre er darin gefangen. Der Kopf des Sängers lehnte sich gegen diese Hand. Kaum, dass Ryuichi seine Augen entsprechend verändert hatte, drückte der Fotograf bereits ab und scheuchte Ryuichi zum nächsten Bild. Hier wurde es ein wenig kompliziert, denn die Hecke bestand aus mehreren Einzelteilen, die später zusammen geschoben werden würden. Also, stellte er sich mit geschlossenen Beinen hin, streckte die Arme nach hinten und ließ sie von Mitarbeitern festmachen. Die Hecke wurde nun so zu Recht geschoben, dass sie sich etwa bis zu seinen Ellenbogen schlängelte. Außerdem verankerte man seine Füße ebenfalls mit der Hecke und schob den Rest nun so zu Recht, dass er scheinbar halbwegs in dem Gewäschs verschwand. Anklagend sah er nach vorn, wurde nur spärlich angeleuchtet und sollte gleich danach noch mal nach unten gucken, damit man hier 2 Auswahlmöglichkeiten hatte und sich später entscheiden könnte, welche man denn nun nutzen würde. Jetzt ging’s auf zu dem alten Baumstumpf, an dem sich Moos schmiegte und ein wenig Efeu verteilt war. Zugleich aber hatte man ein bisschen farbenfrohes Getier verteilt, damit die Sache nicht nur nach Trauer aussah und ein bisschen Leben in die Situation kam. Getreu den Anweisungen, legte Ryuichi seinen Kopf auf den Baumstumpf, die Arme umarmten diesen dabei und der Rest seines Körpers ruhte so auf dem angedeuteten Waldboden. Ein Teil der Tiere verteilte man nun auf seinem Körper, leuchte sie entsprechend an, damit es so schien, als würden sie jeden Moment loskrabbeln. Ein kurzes Klicken und die Sache war im Kasten. By Jemo Kohiri Kapitel 10: It’s me, Ryuichi Sakuma ----------------------------------- Buchshooting, Part 1 Bild 1 Ryuichi war unterdessen am ersten Shootingort innerhalb der prächtigen Halle angelangt. Zwischen zwei voll aufgeblühten Kirschbäumen hing eine Hängematte in die er sich so setzte, dass er nicht runter flog. Dabei winkelte er beide Beine an. Das linke stand hierbei vor dem Rechten und gab somit den Blick auf die raffinierte Hose frei. Sein rechter Arm ruhte auf seinem rechten Knie, die linke Hand hing locker über den Rand der Hängematte und striff dabei den hinter Ryuichi sitzenden Kumagoro. Den Kopf leicht nach hinten gelegt, konnte man sein klares Gesicht im Profil sehen. Gepaart mit einem zärtlichen Lachen und einem sehnsüchtigen Blick in den Himmel, wurde so posierend das erste Foto geschossen. Buchshooting, Part 1 Bild 2 Da kein zweiter Versuch dafür nötig war, entfernte sich Ryuichi von der Hängematte, wechselte zur Wiese und legte sich dort auf seinen Rücken. Seine Flügel wurden so um seinen Oberkörper gelegt, dass sie minimal den Bauch bedeckten, aber trotzdem nicht am Körper klebten. Die Haare drapierte man so um den Kopf des Grünhaarigen, dass sie mit der oberen Kante der Flügel abschlossen. Ein Mitarbeiter, der auf einem Gestell über ihm lag, hielt über Ryuichis Kopf einen großen Kumagoro. Dabei hielt er eine Pfote Kumagoros so, dass sie Ryuichis Kinn seitlich anhob. Ryuichis Hände berührten im Gleichklang den Kopf der Großausgabe seines Stoffhasen. Verhaltend und fragend sah er in die Knopfaugen seines Plüschtieres. Man hatte beide zudem so positioniert, dass es schien, als ob sie sich gleich küssen würden, aber doch nie dazu kamen. Eine Windmaschine verteilte zudem über die gesamte Szenerie weiße Federn und blaue Rosenblätter. Ein einzelner künstlicher Sonnestrahl tauchte die ganze Pose in ein romantisches Licht. Auch dieses Bild klappte gleich beim ersten Versuch. Buchshooting, Part 1 Bild 3 Wie aus einem Traum erwachend begab sich Ryuichi zu einem der beiden Kirschbäume des Ausgangsbildes, die Matte hatte man inzwischen entfernt. An dessen Stamm ruhte nun ein großer Kumagoro, vor den sich Ryuichi mit überkreuzten Beinen legte. Seinen Kopf bettete er auf den Bauch des Hasen, berührte Kumagoros rechte Pfote sowie die linke und presste am Ende beide vor seine eigene Brust. Erneut zupfte ihm ein Assistent die Haare zu Recht, damit sie zum Gesamtbild passten. Zusätzlich strahlten die Lichtleute seine Flügel so an, dass sie schimmerten und nicht matt wirkten. Darüber unbemerkt döste Ryuichi leicht ein, wirkte natürlich schlafend und lieferte dem Fotografen sein gewünschtes Motiv, seinen schlafenden Engel. Buchshooting, Part 1 Bild 4 Lange aber blieb der schlafende Engel kein Engel, denn Ryuichi musste in die Garderobe sein Outfit wechseln und mit dem nun folgenden war er sicher kein Himmelswesen mehr, ganz im Gegenteil. Auf diesen Part freute sich zudem besonders der weibliche Teil der Mitarbeiter, denn in diesen Sachen sah er einfach zu gut aus und machte deutlich, dass selbst er jederzeit auf sexy umschalten konnte. Wenig später kam Ryuichi mit besagtem Outfit in den Raum und trug es mit einem solchen stolz, dass einige der Mitarbeiter im Geiste erst mal in aller feinster Manier in Ohnmacht flogen. Sein Outfit bestand aus einer engen schwarzen Hotpants sowie einem ärmellosen schwarzen Netzhemd, welches ebenfalls eng anlag. Des Weiteren trug er an beiden Fußgelenken leichte Kettchen. Diese fanden sich auch an den Handgelenken wieder. Außerdem schmückte sein Hals ein schwarzes Lederhalsband. An den Oberarmen befanden sich zusätzlich pro Arm noch jeweils 2 Lederschnallen von denen je eine Kette zum Halsband abging. Aufgeregt begab sich Ryuichi nun zu dem Kirschbaum unter dem er vorhin schon mal geschlafen hatte. Er freute sich bereits auf das Bild, denn allzu viele gab es in der Form von ihm nicht. Genüsslich setzte er sich unter den Sakurabaum, atmete noch einmal tief durch und begann sich in Pose zu setzen. Das rechte Bein ließ er voll ausgestreckt während er das linke angewinkelt zu sich ran zog. Dies wiederum drehte er so, dass es seitlich zu sehen war. Im gleichen Atemzug drehte er seinen Oberkörper ebenfalls etwas seitlich zwecks Sichtbarkeit der Fußkettchen. Mit dem rechten Arm stütze er sich neben seinem Oberkörper ab. Den linken Arm hingegen streckte er so aus, dass er scheinbar auf seinem Po lag. Dadurch konnte man die Ketten an seinem Oberkörper ebenfalls gut sehen. In der Hand hielt er außerdem eine blaue Rose. So in Pose gesetzt, passte sein zerstrubbeltes Haar natürlich zum Gesamteindruck, verdeckte zudem das rechte Auge und ließ Ryuichi den Betrachter mit dem linken Auge fixieren. In genau jenem freien Seelenspiegel lag Erotik und Sinnlichkeit pur, gepaart mit einem entsprechenden Lächeln und beleuchtet durch das richtige Licht, klappte selbst dieses Bild sofort. Buchshooting, Part 1 Bild 5 Der nächste Maskengang folgte und damit ein weiterer Wandel seines Wesens. Einmal sollte er sich vom unschuldigen Himmelsboten über den verruchten Schlingel zum kindlichen Erwachsenen entwickeln. Kichernd kehrte er zu seinem Arbeitsort zurück. Kichernd, da ihm das Outfit von allen am Besten gefiel. In dem Falle trug er eine knielange Hose im Armelook und passend dazu ein blaues Shirt. Des Weiteren befand sich um seine Hüfte ein Duellgürtel samt Deckbox mit Deck, Regelbuch und Duellplane. Sein Kopf zierte eine wunderhübsche Kumagoromütze. Besonders die hatte er in sein Herz geschlossen und würde sie sicher nicht mehr los lassen. Im Gegenteil, er durfte sie mit nach Hause nehmen und deswegen wollte er auch, dass dieses Foto besonders gut wurde. Inzwischen hatten Mitarbeiter die für das Bild nötigen Utensilien bereitgestellt. Sie bestanden aus: Kumagorobällen, weiteren Kumagoros und Kumagoroluftballons, die von mehreren Mitarbeitern während der Entstehung gehalten wurden. Seinen Orignalkumagoro hielt Ryuichi bereits in den Händen. Er war nicht mehr der Schönste, aber Ryuichi hatte darauf bestanden ihn dabei zu haben. Innerhalb weniger Sekunden befand er sich auf der Blumenwiese und alles wurde aufgebaut. In die rechte Hand drückte man ihm die Luftballons. Links neben seinen Füßen wurden die zwei Kumagorobälle sowie ein weiterer Hase platziert. Rechts neben seinen Füßen fanden außerdem zwei weitere Kumagoros Platz. Der Rest lag nun an Ryuichi. Den rechten Arm streckte er ganz aus, knickte lediglich im Ellenbogenbereicht etwas ein. Seinen linken Arm winkelte er ganz an, um Kumagoro an sich pressen zu können. Schüchtern stellte er ein Bein leicht vor das andere. Mit einem von Unschuld überzogen Gesicht und glänzenden Augen, gleich denen eines Kindes unter seinem ersten Weihnachtsbaum, sah er dabei in die Kamera. Hinzu kam ein leicht ängstlicher Ausdruck darin, der durch einen Biss auf die Unterlippe verstärkt wurde. Ein weiteres Foto war geboren. Buchshooting, Part 1 Bild 6 Diesmal musste Ryuichi lediglich den Ort wechseln. Strahlend, da er ja immer noch die Mütze aufhatte, begab er sich vor eine blühende Hecke. Deren Blüten waren am Vortag gerade erst aufgegangen und dadurch noch sehr frisch. Sie glänzten förmlich im Licht der Sonne, die in diesem Moment praktischerweise durch das Dach schien. Ryuichi stellt sich vor besagte Hecke. Dort drückte er Kumagoro fest an sich und hielt in der linken Hand zwei blaue Rosen, der Stoffhase passend dazu in seinen Pfoten ebenfalls eine. Vorsichtig drehte er sich etwas zur Seite und blickte scheinbar an der Kamera vorbei. Staunend betrachtete er etwas dass der Betrachter nicht sehen konnte. Um diesen Eindruck zu verstärken, hatte der Grünhaarige außerdem seinen Mund leicht geöffnet, fast so als würde ihm jederzeit ein leises „oh“ entweichen. Auf seinen Wangen lag zusätzlich ein leichter Rotschimmer, als könne er es gar nicht fassen, dass ausgerechnet ihm diese Rosen gelten sollten. Weitere einzelne Rosenblätter flogen zusätzlich durch das Bild, als der Fotograf abdrückte und diesen Moment für immer festhielt. Buchshooting, Part 1 Bild 7 Für das nächste Bild brauchte Ryuichi gar nicht erst zu wechseln, denn es sollte das dritte in dem Outfit werden und zudem am selben Ort geknipst. Diesmal drehte sich Ryuichi mit voller Vorderfront zum Betrachter. Kumagoro wurde ihm aus den Händen genommen und neben seinen linken Fuß gesetzt. Dieser blickte ebenfalls in die Kamera. Ryuichi hatte dabei sein rechtes Bein leicht angehoben, beide Arme zudem angewinkelt und vor seiner Brust gefaltet. Große zitternde Augen blickten in die Kamera und zeigten unfassbare Freude sowie Überraschung. Dies wiederum wirkte in Verbindung mit dem leichten Rotschimmer und dem stillen Lächeln wie ein wahres Feuerwerk versteckter Eigenschaften. Fast schien es so, als würde er aus dem Bild springen, um den Betrachter für die Erfüllung des Wunsches (welcher auch immer) zu Boden zu knuddeln. Sonstige Bilder Bild 8-10 2x während Probe in Kabine 1x bei Überprüfung Singlebilder Bild 11-13 Innenseite “To in the night” Außenseite “To in the night” Cover “To in the night” Singlebilder Bild 14-16 Cover “Missing a star” Innenseite “Missing a star” Außenseite “Missing a star” Singlebilder Bild 17-19 Cover “If you sing” Innenseite “If you sing” Außenseite “If you sing” Buchshooting, Part 2 Bild 20 Aufgeregt wuselten die Mitarbeiter durch die Halle, stellten hier und dort etwas auf, prüften die Beleuchtung oder aber taten einfach was sie zu tun hatten. Heute galt es die letzten Fotos für den Bildband über Ryuichi Sakuma zu schießen ehe die Arbeit der Layouter, Texter und sonstiger Leute begann. Während in der Halle also alles in heller Aufregung war, wurde Ryuichi in der Maske fertig gemacht. Zu beginn stand eine Großaufnahme seines Gesichtes an. Deswegen wurde besonders sein Gesicht beachtet sowie der zusehende Teil der Schulter und der Hände. Fertig gestylt ging es auch schon nach draußen, das heißt, wirklich fertig war er noch nicht. In der Halle angekommen hockte er sich hin und bekam übergroße Flügel umgeschnallt. Diese drapierte man dabei so, dass sich der Rechte über den kompletten Hintergrund schob und der Linke so über den Vordergrund, dass man nur ein Stück seiner linken Schulter sah. Der für das Bild nötige Ausschnitt wurde zudem so gewählt, dass man von den Händen nicht viel sah, fast gar nichts eigentlich. „Jetzt bitte den Kopf seitlich drehen, den Blick auf einen unbestimmten Punkt fixieren und die Augen dabei zur Hälfte schließen Danke!“ Getreu der Anweisung, setzte Ryuichi die Details um und durfte gleich danach wechseln. Buchshooting, Part 2 Bild 21 Die Techniker hängten eine lilane riesige Scheibe an einer freien Wand des Studios auf, klebten darauf ein entsprechend großes Herz und verzierten es zusätzlich mit diversen Schriftzügen. Schnell noch etwas ausgeleuchtet, konnte Ryuichi bereits erscheinen und das tat er auch. Allerdings, sein Aufzug, der war nun wirklich ungewöhnlich. Wieso? Nun, er hatte einen Ganzkörperkatzenanzug an, war selbstverständlich entsprechend geschminkt worden und hielt zu dem einen Fischstrauß in den Händen. Richtig gehört, so als würden andere einen normalen Strauß tragen, hatte er in seinem Fische drin. So ganz geheuer war ihm die Sache zwar nicht, aber Auftrag hieß Auftrag, da musste er eben durch. Aufgeregt trottete er zu der Wand und hockte sich vor diese, parkte die Hinterpfoten so, dass er seitlich hockte, stellte sich überhaupt seitlich auf. Den Blumenstrauß streckte er dabei nach vorn und sah den „Empfänger“ mit verhalten verliebten Augen an, fast so als würde er sich nicht trauen zu fragen. Diesmal ließ man ihm einen Moment, ehe das Foto an sich erstellt wurde. Buchshooting, Part 2 Bild 22 Rasch wurde die Wand beiseite geschoben und eine neue mit Wolken hinter ihm aufgebaut. Außerdem schwebte etwa in Kopfhöhe ein bunter Schmetterling, den man an der Wand festgemacht hatte, aber so, dass die Stange auf dem Bild nicht zu sehen war. Ryuichi indes grübelte bereits wie er das Foto umsetzen sollte, da er ja nun mal keine Katze war und es deswegen schwierig werden könnte. Eigentlich sollte er so sitzen, besser liegen wie eine Katze, hatte sich aber für eine andere Methode entschieden. Er legte sich leicht auf die Seite, sodass seine Hände nebeneinander lagen, die Beine ebenfalls, sein Katzenschweif lag dabei locker vor ihm und seine Ohren spitzten sich. Gänzlich erstaunt, als würde er einen Schmetterling zum ersten Mal sehen, betrachtete er das Flugobjekt vor ihm und wagte sich mit seiner Nase soweit vor, dass er ihn fast berührte. Ein minimaler Rotschimmer offenbarte sich auf seinen Wangen und der Fotograf hatte was er wollte. Buchshooting, Part 2 Bild 23 Dieser trat auch wenig später auf ihn zu. „Herr Sakuma? Beim nächsten Bild bitte nicht extrem böse gucken. Ein bisschen bis mehr ja, aber nicht zu sehr. Nicht das meine Linse noch Angst bekommt.“ Ryuichi kicherte nur und pattete den Fotografen. „Keine Sorge, ich krieg das schon auf die Reihe. Knips du einfach nur weiter.“ Giggelnd ergab er sich der Gaderobenchefin, die auftauchte, kaum das der Fotograf weg war und ließ sich in ein rotes Designershirt stecken sowie ein weiteres Weißes drüber. Ersteres war selbstverständlich im Bereich der Ärmel länger, damit die Sache auch wirklich Sinn machte. Jedenfalls wurden ihm noch kurz die Haare ein bisschen zerwuselt und los ging’s. Ryuichi hatte sich diesmal vor eine grüne Wand mit grünen Kreisen zu stellen, mit dem Rücken zur Kamera, seitlich zugleich und die Arme so anzuwinkeln, dass sie seinen Blick unterstützten. Langsam drehte der Grünhaarige seinen Kopf ebenfalls zur Seite und setzte jenen bitterernsten Blick auf, den die Fans so sehr fürchteten. Allerdings, diesmal eine Spur schärfer, da er mit diesem Blick fast schon gemein gefährlich wirkte. Der Fotograf musste hinter seiner Kamera schlucken. Da hatte er den berühmten Entertainer nun schon gebeten nicht ganz so zu übertreiben und die Wirkung seiner Augen war trotzdem umwerfend. Buchshooting, Part 2 Bild 24 Beim nächsten Bild wurde es allerdings eher die gesamte Situation bilden. Hier von träumten allerdings viele Mitarbeiter, denn so mancher würde Ryuichi gern in der Form geliefert bekommen. Nun, für den Moment aber musste erstmal alles aufgebaut werden. Mitarbeiter schleppten eine riesige herzförmige Pralinenschachtel herbei, in die Ryuichi gleich mal steigen durfte. Die Schachtel an sich stand dabei auf einem Tisch, der mit einem blauen Tuch abgedeckt wurde. Davor lagen ein gelbes Geschenkband und noch nicht gegessene Bonbons. Hinter ihm stand ein prächtiger Strauß roter Rosen, welcher sich wunderbar von der weißen Zimmerwand abhob. „Herr Sakuma, sie heben jetzt bitte mit ihrem rechten Arm den Deckel hoch und halten ihn so, dass er einen Teil ihres Kopfes bedeckt. Außerdem legen sie bitte den linken Zeigefinger an ihren Mundwinkel. Der dazu passende Blick ist ihnen selbst überlassen.“ Gehorsam nahm Ryuichi die ihm angewiesene Pose ein, stellte seine Augen auf Chibi und übergroß, blinzelte ein paar Mal verdutzt und entfernte den Finger am Mundwinkel etwas, um sein erstaunen zu verdeutlichen. Das Bild schrie nun förmlich nach der Frage, ob es denn wirklich richtig sei, das er in der Schachtel hockte? Nun, die Mitarbeiter antworteten insgeheim mit einem mehr als klaren ja! Ryuichi selbst war doch süßer wie das Zeug, was eigentlich in eine solche Pralinenschachtel gehörte. Buchshooting, Part 2 Bild 25-30 Ebenso wie die Kulisse aufgebaut worden war, wurde sie wieder abgebaut und Platz für die nächste geschaffen. Gut, streng genommen bestand die nur aus einer riesigen weißen Wand, die durch rote Sternchen farblich aufgepeppt wurde. Vor eben jenem Objekt stand Ryuichi nun im weißen Designershirt, demselben von eben, nur ohne das Rote drunter und einer schwarzen Hose. In seinem Armen ruhte ein lebendiges weißes Tigerbaby, das sich vertrauensvoll an ihn schmiegte. Das junge Tier gehörte einer Firma, die nur Filmtiere trainierte und sie für Filme, Shootings oder ähnliche Dinge auslieh. Der Pfleger des Tieres war selbstverständlich ebenfalls mit anwesend, um den kleinen Knirps zu beruhigen, wenn er unruhig wurde. So vorsichtig aber wie man ihn hier behandelte, hatte er keinen Grund dazu. Ryuichi hob seine Arme mit dem weißen Fellbündel an, sodass dieser mit dem Kopf in seiner Halsbeuge ruhte. Sein eigener Kopf schmiegte sich an den Fell besetzen des Tieres. Rasch noch zur Seite gesehen und das erste Bild war im Kasten. Wenig später ein weiteres, in dem beide in die Kamera sahen, eines in dem sie sich ansahen und eines in dem Ryuichi die Nase des Tieres küsste und ein letztes indem er ihm über seinen Kopf hob. Kaum, dass diese Fotostrecke ihr Ende fand, wanderte der Tiger zurück in die Arme seines Pflegers, der nach einer kurzen Pause wieder mit ihm verschwand. Die beiden hatten heute noch einen weiteren Termin zu erledigen, in dem Falle den Dreh eines kurzen Werbespots. Buchshooting, Part 2 Bild 31 Während der Pfleger also seiner Arbeit nachging, bereitete sich Ryuichi selbst auf seine nächste Aufgabe vor. Sein Designershirt wurde zu einem Designerhemd, aber nicht einfach so, nein, am Ende hätte er es genauso gut weglassen könnte. Das gute Stück wurde nämlich so angelegt, dass es ihm rechts fast von der Schulter rutschte und es links nur durch seine Hand gehalten wurde. Außerdem war es bis zum Bauchnabel runter offen und wurde ab dort lediglich durch ein rotes Band gehalten. Die Haare des Sängers standen nun erst recht ab, sodass man meinen sollte er hätte sich gerauft. Dies wiederum passte überhaupt nicht zu der roten Rose im Mund und seinem angewinkelten Arm, dessen rechte Hand mit ihren Fingern den Betrachter lockend näher heran winkte. Um ihn herum schwebten lauter rote Rosen, die mittels Windapparat in Bewegung gehalten wurden. Außerdem strahlte man seine Brust noch extra an, legte Glanz auf die Haupthaare, tat überhaupt alles damit die Situation so anziehend wirkte wie sie sollte. Ryuichi schmiss sich also in Pose, kitzelte heraus was herausgekitzelt werden sollte, veränderte seinen Pose noch etwas und hatte es mit dem passenden verführerischen Blick schließlich drauf. Buchshooting, Part 2 Bild 32 Am Eingang der Halle erwartete man ihn bereits, zog ihn raus und packte ihn ins nächste Outfit, ebenfalls eines der eher gewöhnungsbedürftigen. In seinem Falle bestand es aus zwei langen roten Stoffbahnen, die mittels Schnüre zusammen gehalten wurden und besonderes im Hüftbereich dich angesiedelt waren. Auf diese Weise wurde der Stoff dort etwas gerafft und zeigte nichts was nicht gesehen werden wollte. Hinzu kamen ellenbogenlange rote Stoffstumpen, eine passende Mütze und einmal mehr Flügel, diesmal jedoch im schönsten blauschwarz. Ungefragt scheuchte man ihn wieder nach draußen, wo ihn bereits eine mit weißen Blumen bestückte Fläche erwartete, ebenso weitere Assistenten. Diesmal würde Ryuichi keine Anweisungen erhalten, sondern sollte man schön selber machen. Am Bestimmungsort angekommen, legte sich Ryuichi hin, klemmte den rechten Arm unter seinen Kopf, sodass man nur noch die Finger und ein Stück Stumpen sah, winkelte den linken ab und parkte seine Beine so, dass das linke Bein über den rechten lag und die lockeren Schnüre den Blick auf seine Beine freigaben. Seine Haare zupfte man ihm zu dem so zu Recht, dass sie vor seinem Gesicht lagen und die Flügel so, dass sie fast schon senkrecht abstanden und im Bild später nur zur Hälfte zu sehen sein würden. Nachdenklich bis traurig wanderte Ryuichis Blick gen Boden, gemischt mit unbestimmtem Wissen, Sehnsucht und verstecktem Verlangen zugleich. Nachdem er ein paar Sekunden so gelegen hatte, wurde das Foto geschossen. Wirklich Ruhezeit ließ man ihm dabei aber nicht, da der Fotograf bereits wieder drängte, die Praktikanten eine neue „Kulisse“ aufbauten und Ryuichi gewechselt Chamäleon zu spielen hatte. Buchshooting, Part 2 Bild 33 „Jungs, ihr wisst das dieses Bild etwas kompliziert ist, also strengt euch gefälligst an. Es soll schließlich alles echt wirken, so gut wie jedenfalls.“ Die Praktikanten seufzten nur und erledigten ihren Aufgabenteil. Gemeinsam hievten sie einen großen Pappkarton auf ein größeres Gestell, in dem ein Loch eingelassen war, damit Ryuichi sich zu Recht setzen konnte. Drumherum legten sie Parket aus und vervollständigten die Sache mit jeweils zwei weißen Zimmerwänden sowie dem Schriftzug „Homeless?!“ auf der Vorderkante des Pappobjektes. Kaum, dass sie damit fertig waren, trat Ryuichi bereits wieder ein, bekleidet mit einer schlichten weißen Hose, einem ebenso so schlichten Shirt und ockerfarbenen Nekoohren sowie einem dazugehörigen buschigen Schweif. Seine Haare ruhten relativ manierlich, abgesehen von einem wohldrapierten Stitz. Sein Gesicht hatte man zu dem so geschminkt, dass der alsbald folgende kindliche Ausdruck erst recht im wahrsten Sinne des Wortes Eisberge zum Schmelzen bringen würde. Summend schritt er zur Schachtel, stieg in diese rein und hockte sich so hin, dass seine Finger auf der Seite mit dem Spruch zu sehen waren, sein Mund verdeckt wurde und man nur seine riesigen Augen sah sowie seine Nase. Zudem hingen die Ohren beiseite und der Schweif wurde so angeordnet, dass er scheinbar hinter der Spitze des linken Ohres ruhte. Von seinen Sachen sah man nun nicht mehr viel, was jedoch nicht weiter schlimm war. Bei diesem Bild wurde sowieso mehr wert auf sein Gesicht und die Pose insgesamt gelegt. Nun, wo Ryuichi saß wie er sollte, konnte er sich auf seinen Blick konzentrieren. Ein paar mal geblinzelt, das kindliche Ich hervor gekramt und schwups, der heimatlose junge „Kater“ war für immer in die Kamera gebannt. Buchshooting, Part 2 Bild 34 Lange sollte er aber kein junger Kater bleiben, denn die Kulisse wurde bereits wieder abgebaut und eine neue zu Recht geschoben. Nachdem Ryuichi endlich verschwunden war, konnte man die Wand mit den Glasscherben hervor ziehen und das riesige gläserne Ei davor platzieren. Dessen Zustand zeigte sich allerdings als erbärmlich, eingerissene Kanten, scharfe Spitzen und fast abbrechende Stücke schreckten ab. Die Bruchstücke auf der Wand dahinter flogen so, dass sie zum Ei gehörten, glaubhaft absprangen und dabei zugleich ein „geordnetes“ Chaos verbreiteten. Die Halle wurde weitest gehend abgedunkelt, lediglich das kaputte Ei in unterschiedlichen Blautönen angestrahlt. Wie aus dem Nichts saß Ryuichi auf einmal in diesem kaputten Ei, einmal mehr ganz in weiß gekleidet und mit Flügeln bepackt, deren Gewicht nicht gerade ohne war. Die Federn des Hauptflügels standen dabei fast schon star ab und bildeten eine scharfe Kante zu den Bruchstücken, ganz im Gegenteil zum hinteren Flügel, der fast schon wegknickte. Der Kopf des Sängers ruhte bedingt durch seine Haltung scheinbar auf einer scharfen Kante des Ei’s, seine Haare wehten im Wind und seine Augen schwammen in Tränen. Seine gesamte gebückte Körperhaltung verdeutlichte, dass dieser „Engel“ über seine Geburt überhaupt nicht glücklich war und liebend gern in seinem Ei geblieben wäre. Diese Chance aber ließ man ihm nicht, der Hauptflügel zitterte, Ryuichis Kauerhaltung verstärkte sich und der Fotograf vergaß darüber fast abzudrücken. Buchshooting, Part 2 Bild 35 Aber nur fast, da die Zeit drängte und der geplante Zeitraum für das Shooting ziemlich eng wurde Sie konnten sich jetzt keinerlei Verzögerung mehr erlauben, jedenfalls nicht ohne Probleme zu kriegen oder zu explodieren. Ryuichi blieb bei all dem Chaos still, ging ruhig rein und wieder raus, stellte sich in einem weiteren Outfit vor eine mit Wolken versetzte Wand, die den Himmel andeuten sollte. Die Schuluniform, welche er nun trug, schmiegte sich eng an seinen Körper, die Haare fielen nach hinten und die schmalen Flügel wurden diesmal lediglich mittels Beleuchtung angedeutet. Der Betrachter sollte selbst entscheiden können, ob er denn nun welche trug oder nicht. Die Augen geschlossen, die Nase zum Schnuppern in die Luft gestreckt und die Arme nach hinten ausgebreitet, war ein weiteres Foto geboren. Buchshooting, Part 2 Bild 36 Nebel stieg von unten her auf und umschmeichelte den nackten Körper, der vor einem dunklen Himmel hockte. Auf diesem zeichneten sich nur ein paar wenige Wolken ab, die allerdings fast untergingen. Ein einzelner, besonders heller Lichtstrahl fiel auf die grünhaarige Gestalt, deren filigrane aufgespannte Flügel unter dem Gewicht des Lichtes zu brechen schienen. Einzelne Nebelschwaden krochen zögerlich an der schmalen Gestalt nach oben und strichen über sein gesenktes Haupt. Sekunde um Sekund verstrich, alles schien den Atem anzuhalten und lediglich ein kurzes Aufblitzen unterbrach die Atmosphäre. Niemand, aber wirklich niemand wagte es ein Wort zu sagen, da diesem Bild die Ehre zuteil werden sollte die letzte Seite des Bildbandes zu schmücken. Deswegen war es hier besonders wichtig den Moment ausklingen zu lassen und die Session notfalls zu verlängern. Buchshooting, Part 2 Bild 37 Irgendwann aber musste selbst diese ruhige Stimmung unterbrochen werden, das letzte Foto für heute stand an. „So Leute, das ist jetzt das letzte Bild für heute. Deswegen bitte ich euch: Strengt euch ein letztes Mal an, gebt euer Bestes und genießt danach euren Feierabend.“ Leichter Applaus brauste auf, alles machte sich an die Arbeit und konnte es kaum noch abwarten. Einmal mehr wurde eine Himmelswand angefahren, diesmal in sanften Abendtönen und der Pfleger stand ebenfalls bereits, diesmal mit einer Taube. Ryuichi indes stand bereits vor jener Wand, gekleidet in einer simplen Schuluniform, um die linke Hand ein Tuch gebunden und den rechten Arm ausgestreckt. Nachdem er seine Finger abgespreizt hatte, setzte der Pfleger das Täubchen auf das Handgelenk des Grünhaarigen und trat aus dem Bild. Dieser drückte seinen linken Arm nun so an sich, dass man nur noch den Unterarm sah und das Tuch, welches locker vor seiner unteren Körperhälfte flatterte. Sich selbst leicht seitlich gedreht, sah Ryuichi verträumt zur Taube, die ihre Flügel öffnete und selbst den Kopf so streckte, dass sie die Blickrichtung ihres Halters weiter führte. Nach ein paar Sekunden allerdings schloss sie ihre Flügel bereits wieder, wurde vom Pfleger zurückgeholt und in die Schule zurück gebracht. „Danke Leute für eure Mühe. Wir sehen uns dann die Woche wieder. Schönen Feierabend noch.“ Nach und nach löste sich die Meute auf bis niemand mehr in der Halle war und auch Ryuichi den Weg nach Hause fand. Buchshooting, Part 2 Bild 38-50 verschiedene Privatfotos (zu Hause, unterwegs, im Urlaub etc.) By Jemo Kohiri Kapitel 11: My RPG – Character ------------------------------ Bereits im zarten Alter von 5 Jahren musste Ryuichi in ein Heim. Seine Eltern waren zu arm, um ihn selbst anständig ernähren zu können. Sein Bruder Ryuji wurde ebenfalls in eine solche Einrichtung gesteckt, aber dabei von ihm getrennt und in ein anderes verfrachtet. Trotz der damit verbundenen räumlichen Trennung sahen sie sich als Familie immer wieder und verbrachten schöne Stunden miteinander. Wären die Heime nicht, könnte man sie für eine normale Familie halten. Hier schwor sich Ryu zum ersten Mal, dass er später seine Eltern mit soviel Geld wie nur irgend möglich unterstützen würde. Durch verschiedene gemeinsame Feste, immer im Schatten der Heimleitung, erhielten die beiden Brüder außerdem Gelegenheit sich zu sehen. In der Zeit wurde ein weiterer Bruder geboren von dem weder Ryuichi noch Ryuji etwas wussten. Die Eltern verschwiegen es beiden, da ihre Situation sich verschlechtert hatte und alles danach aussah, als ob sie den jüngsten Spross ebenfalls nicht behalten dürften. Im Alter von 12 Jahren verlor Ryuichi unerwartet beide Elternteile und seinen Bruder. Diese verbrannten bei einem Autounfall mit merkwürdigen Begleiterscheinungen so stark, dass nichts von ihnen übrig blieb und Ryuichi keinerlei Rückzugsmöglichkeiten hatte. Kurz vor dem Unfall wurde außerdem sein zweiter Bruder mit allen notwendigen Papieren als Baby in einer Mülltonne ausgesetzt. Die Eltern hofften, dass er liebe Menschen findet und diese ihm ein besseres Leben ermöglichten als er es bei ihnen hätte führen müssen. Insgeheim hofften sie ebenfalls, dass Ryu und Taiki einmal zusammen finden, um ihre Verbindung als Brüder wenigstens etwas genießen zu können. Lediglich sein Bruder Ryuji bekam somit den Familienzuwachs noch zu sehen. Auf diese Weise wurde Ryuichi etwas genommen, dass er noch nicht mal kannte, kennen durfte. Dieser massive Verlust sorgte dafür, dass er fortan gänzlich allein in seinem bisherigen Heim aufwuchs. Dort wurde sein sangliches Talent gefördert. Bald fuhr er von Wettbewerb zu Wettbewerb und brachte sich selbst die verschiedensten Grundlagen für erfolgreiches Schreiben bzw. Singen selbst bei. Während dieser Zeit entwickelte er sein kindliches Ich, welches alsbald unkontrollierbar erschien und die Heimleitung völlig überforderte. Auf diese Weise konnte er den Rest der Welt täuschen, da sich sein Herz weigerte den Verlust zu verkraften. Er konnte seine Umgebung täuschen, da er das kindliche Ich außen nur noch in Massen vorließ, aber ihm dafür innerlich sehr viel Platz einräumte. Im selben Atemzug verfiel Ryuichi zudem der Selbstverletzung und katapultierte sich mehrere male fast selbst ins Jenseits. Mit 18 Jahren aber hieß es für ihn Abschied nehmen und das Heim verlassen. Der Grünhaarige lebte fortan in einer eigener eigenen hübschen Wohnung innerhalb Japans und suchte sich Arbeit, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Aufgrund seiner Auftritte in den verschiedensten Bars machte er sich schnell einen Namen. Die Besitzer rissen sich bereits nach kurzer Zeit um ihn. Egal ob Bar, Volksfest, Jubiläum bzw. Familienfeier - sein Beitrag war nicht länger wegzudenken. Es dauerte auch nicht lange, bis er leichte Autorenseminare gab, welche sich ebenfalls nach anfänglichen Schwierigkeiten einer regen Teilnehmerzahl erfreuten und mitunter sogar in den Ferien auf ein paar Tage erweitert wurden. Eifrig arbeitete er während der ganzen Zeit an eigenen Werken und veröffentlichte diese bei einem Verlag. Sein kindliches Ich wurde fortan Teil seiner Shows, aber blieb weiterhin Schutz vor Fragen, da Ryuichi auch hier das selbstverletzende Verhalten nicht loswurde. Immer wieder zog es ihn ins Heim zurück, da er aufgrund seines Verdienstes jetzt einiges verbessern konnte. Des Weiteren standen zahlreiche Veranstaltungen unter seiner Schirmherrschaft, teilweise allerdings mit weiteren Hauptverantwortlichen und auch eine Stiftung, bei der er sich die Leitung allerdings mit weiteren Menschen teilte. Auf diese Weise half er sehr vielen & konnte das Leben den Leuten materiell etwas einfacher machen. Außerdem hielt er sich viel in Krankenhäusern oder ähnlichen Einrichtungen auf, um dort die Verletzten im Rahmen seiner Möglichkeiten mit zu versorgen bzw. sich um ihre Seele zu kümmern, insofern er es durfte. Ebenso widmete er sich verschiedenen kleinen Filmprojekten, als Hauptdarsteller oder aber als Unterstützung. Sänger, Schauspieler, Autor, Rettungsassistent, Stiftungsleiter - Ryuichi ging völlig darin auf. Irgendwann lernte er während dieser Arbeit Riku kennen, der sein ganzes Leben änderte, denn um Ryuichi war es auf den ersten Blick geschehen. Nach und nach wurde die Liebe der beiden immer stärker und gab Ryuichi die Kraft zum Entzug, den er drei Monate vor einem dramatischen Ereignis abschloss. Eines Tages überreichte er ihm Kumagoro mit folgenden Worten: "Das ist Kumagoro, bitte kümmere dich um ihn. Ich muss gehen." Im selben Augenblick fiel er in Ohnmacht und starb wenige Sekunden später an einem akuten Herzinfarkt. Ryuichi eilte sofort zu ihm, aber erreichte ihn nicht mehr. Das Schlimmste daran, er hatte keine Gelegenheit gehabt sich bei ihm für das Geschenk zu bedanken! Gebrochen sank er am Bett seines Liebsten nieder und verstand die Welt nicht mehr. Wieder einmal hatte er etwas verloren was er liebte. Ein weiteres Mal verschloss sich sein Herz vor der Wahrheit. Mechanisch organisierte er die Beerdigung und nahm die Beleitsbekundungen ohne eine sichtbare Reaktion entgegen. Wieder zu Hause, holte er sein Messer raus und ritzte sich erneut. Eigentlich hatte er sich geschworen diesem Drang nicht mehr nach zu gehen, aber nun war sowieso alles zu spät. Ryuichi wollte nur noch zu seinem Stern und war kurz davor zu sterben. Im selben Moment aber kam sein Manager dazu und schaffte den bewusstlosen Jungen sofort ins Krankenhaus. Dort wurde er versorgt und auf Medikamente gesetzt. Als diese abgesetzt wurden, versuchte Ryuichi sich ein weiteres Mal umzubringen. Erst jetzt sah er ein was er mit seinem Verhalten anrichtete und erklärte sich mit allem einverstanden. Innerlich jedoch verweigerte er sich weiterhin dem Schmerz. Irgendwann brachte ihm endlich jemand Kumagoro und erst mit diesem trat Besserung ein. Nach einem halben Jahr bestand Ryuichi darauf sich selbst zu entlassen, da er es nicht mehr aushielt. Wieder zu Hause packte er die Sachen seines Liebsten zusammen und behielt nur die ihm besonders wichtigen Stücke. Den Rest gab er an die entsprechenden Einrichtungen weiter, da manche Dinge noch zu neu waren, um weggeschmissen zu werden. Außerdem wagte er mit einer neuen Wohnung, zugleich einen äußeren Neuanfang. Nach der halbjährigen Pause fing er an, wieder aufzutreten und seine alten Kontakte aufzubauen. Da sich genug Leute nach seiner Stimme sehnten, schaffte er das innerhalb kürzester Zeit. Er schrieb weiter eigene Texte und behielt auch die Seminare bei, mitunter jedoch unter der Assistenzleitung eines ausgewählten Schülers. Selbst die Wohltätigkeit sowie die Arbeit als Rettungsassistent gab er nicht auf, wobei er in dem Bereich nicht mehr so ausgiebig arbeiten durfte wie früher. Der Schauspielerei blieb er zudem ebenfalls treu. Kumagoro wurde noch wichtiger als ohne hin. Ryuichi ließ ihn nun gar nicht mehr aus den Augen. Die Selbstverletzung brauchte er nun nur noch sehr selten, aber er brauchte sie gelegentlich dennoch, da er sonst zerbrochen wäre. Somit hatte die Therapie nur zur Hälfte funktioniert. Inzwischen startete Ryuichi mit Nittle Grasper durch, wurde zu dem Idol Japans und trennte sich später von der Band, um als Sänger nach Amerika zu gehen und dort eine zweite Karriere zu starten. Mit dem Auftauchen von Bad Luck wurde auch Nittle Grasper wieder ins Leben gerufen, jedoch nur für kurze Zeit. Erneut ging Ryuichi nach Amerika zurück, um dort sich dort der Schauspielerei zu widmen. Seine Nebenjob als Rettungsassistent hängte er gänzlich an den Nagel und seine Arbeit als Stiftungsleiter schrumpfte ebenfalls. Eigentlich stand nur noch sein Name dahinter, sein Kapitel und sein gelegentlicher Einsatz, sämtliche andere Arbeiten wurden ihm abgenommen. Die Autorenseminare leitete er ebenfalls von Zeit zu Zeit weiterhin. Allerdings längst nicht mehr so oft wie früher, da ihm die Zeit dafür fehlte. Inzwischen waren einige seiner früheren Schüler dazu in der Lage die er selber ausbildete und die zudem vorher eine Prüfung absolvieren mussten. Bücher erschienen jetzt nur noch im Zusammenhang mit neuen Alben. Filmprojekte liefen ihm immer wieder mal über den Weg. Am liebsten aber war er auf dem Friedhof bei Riku. Zum einen um ihm nahe zu sein und zum anderen anlässlich des kleinen Bildes in der Vitrine vor dem Grabstein. Es zeigte eine kleine Familie bestehend aus dem etwa 4-jährigen Ryu sowie einem weiteren Dreijährigen und seinen Eltern. By Jemo Kohiri Kapitel 12: Bonus ----------------- Mein lieber guter Junge, wenn du diesen Brief in den Händen hältst, werden wir nicht mehr leben und deine Brüder vor dir stehen. Richtig gehört, deine Brüder! Du hast nicht nur einen Bruder… Taiki… er… er gehört ebenfalls mit zur Familie. Er wurde geboren als ihr beide bereits in euren Heimen wart. Verzeih, dass wir es dir verschwiegen, aber wir hatten leider keine andere Wahl. Ich musste bereits zwei meiner Babys weggeben, Taiki wollte ich nicht auch noch verlieren. Dennoch schreibe ich dir zur Vorsicht diesen Brief. Ich werde versuchen dir zu erklären wieso unser Leben so verlaufen ist wie es verlief. Vielleicht stehst du uns danach und verzeihst uns, dass wir dir nichts gesagt haben. Es tut mir wirklich unendlich leid und in der Seele weh, aber es führte kein Weg daran vorbei. Wir hätten euch sonst alle drei verloren und dabei sollt ihr doch als Geschwister zusammen leben können. Ja, du liest richtig, wir wünschen uns, dass ihr eines Tages als Familie zusammen leben könnt. Mir ist klar, dass ich dir damit deine verlorene Kindheit nicht zurückgeben kann, ebenso wenig eure verlorene gemeinsame Zeit und überhaupt all die Dinge, die für andere Kinder selbstverständlich sind. Vielleicht aber könnt ihr eines Tages wenigstens ein bisschen davon aufholen. Ich würde es mir für euch drei jedenfalls wünschen. Doch nun zu meiner angekündigten Erklärung. Wie erkläre ich dir das am Besten? Es fällt mir schwer die richtigen Worte zu finden, da es so vieles zu erzählen gäbe, aber ich mich kurz fassen muss. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit und ich müsste jetzt bereits fertig sein. Nun, wie du ja bereits weißt, mussten wir euch ins Heim geben. Euch gegenüber erzählten wir, dass es der Armut halber sei. In Wahrheit aber, haben wir euch damit vor einem Menschenhändlerring geschützt. Gerade weil wir so Arm waren, wollte man euch beide entführen und für sehr viel Geld verkaufen. Das aber konnten wir nicht zulassen und steckten euch in Heime, jeweils extra, damit sie euch nicht gleich fanden. Gott sei Dank sind die ausgesuchten Heime dank der Kirche vor dem Ring sicher und ihr könnt dort ungestört leben. Es tut mir in der Seele weh zu wissen, dass ihr dort erst mit 18 raus könnt. Du wirst übrigens, sobald du 18 bist, die vorläufige Vormundschaft für Ryuji und Taiki erhalten, mit 20 die komplette Vormundschaft für beide. Ich weiß, dass ich dir damit jede Menge Verantwortung übertrage, aber dir vertraue ich als Einzigen. Bei dir kann ich mir sicher sein, dass es die beiden gut haben. Doch zurück zum Thema, zurück zum Grund dazu wieso du erst jetzt von Taiki erfährst. Übrigens, sei Ryuji bitte nicht böse, dass er den Kleinen bereits vorher kannte. Du weißt schon, durch seine schlimme Erkältung, dank der er heimlich nach Hause durfte. Er bedauerte es übrigens sehr, dass du nicht dabei sein durftest. Er bestand sogar drauf dir von Taiki zu erzählen. Jetzt aber ist Taiki da und ihr werdet nie wieder getrennt. Wieso kommt er erst jetzt zu dir? Nun, Taki wurde vorher in der Kirche aufgenommen, sollte dort ein Jahr leben und gemeinsam mit Ryuji zu dir kommen. Vorher ging es nicht, da die Gefahr zu groß gewesen wäre. Nun jedenfalls stehen die beide vor dir und bitten um Asyl. Bitte kümmere dich um sie, besonders um Taiki. Sorge dafür, dass die Unterlagen da bleiben wo sie sollen. Sorge dafür, dass beide gut behütet aufwachsen und scheue dich nicht davor Hilfe anzunehmen. Zögere nicht dich anzulehnen und selbst einmal traurig zu sein. Ich weiß was ich da von dir verlange, aber sei dir gewiss, dass wir dich gerade dafür lieben. Ich würde meine Jungs nie jemand anders als dir anvertrauen. Mein lieber Junge, langsam werde ich schließen und hoffe, dass dir die kurze Erklärung weiter hilft. Ich würde dir gerne noch so vieles sagen, aber kann es nicht mehr. Ich muss euch verlassen und werde vom Himmel auf euch aufpassen. Weine nicht um mich, lache für deine Brüder, denn sie brauchen dich. Solltest du doch einmal weinen, ich sehe von Himmel auf dich herab und werde dich trösten. Ich bin immer bei dir mein Junge. Ich liebe dich Ryuichi. Nein, ich liebe euch drei. Bitte gebt immer schön Acht auf euch und haltet zusammen, egal was auch immer kommt. In Liebe Mum Ps: Die nötigen Unterlagen und so liegen im Brief bei. By Jemo Kohiri ------------------------ Es gibt zu dieser Sammlung noch ein sogenanntes Marketingkapitel. Leider kann ich das euch hier aber nicht zeigen. Wer daran Interesse hat, der sollte sich einfach bei mir melden, er/sie bekommt es dann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)