Chronicles Of A Traitor von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Eleanor ------------------ Ich bin Eleanor, eine Kriegerin Redorans. Das weite, raue Aschland ist meine Heimat. Ich gehöre zum Baumsaft-Volk, jedoch habe ich noch nie die endlosen Wälder Valenwalds gesehen. Meine Eltern fielen einst den Klingen der Kaiserlichen Armee zum Opfer, vor viele Jahren. Doch ich hege keine Groll mehr gegen sie, zu viele habe ich in den zahllosen Jahren meines Lebens fallen gesehen, sowohl Freund als auch Feind. Der Redoranfürst Shan-Kil Romari ist mein Vormund und Lehrmeister gewesen, er rettete mich aus einem kleinen, niedergebrannten Fischerdorf an der Küste Morrowinds. Viele Jahre blieb ich in seiner Obhut, lernte kämpfen und die wahren Werte eines Kriegers. Noch heute muss ich lächelnd an den alten Shan-Kil denken, wie er seine Stirn runzelte und mich mit seinen dunklen, roten Augen scharf ansah. “Eleanor, reiß dich zusammen! Was sind die drei Grundsätze eines Kriegers von Redoran?” Ich war damals noch sehr jung, weswegen die Ehrfurcht gebietende Stimme meines Meisters mich sehr einschüchterte. Doch ich bewunderte diesen Mann. “ Stehlt von Euren Leuten, schlagt Eure Leute, ohne dass Ihr provoziert wurdet, oder bringt Eure Leute um, und Ihr werdet von uns ausgestoßen werden und als unser Feind bezeichnet. Brecht nie Euer Ehrenwort. Akzeptiert Euren Platz, dient Euren Obersten und erfüllt Eure Pflichten hier im Haus. Respektiert die Lehren des Tribunals. Verteidigt Euer Haus, Eure Leute und Eure Ehre. Sera(1)!” rief ich dann immer mit Enthusiasmus. Oft sah ich dann ein zärtliches Lächeln auf den Lippen des alten Dunmers. Ja, ich liebte ihn wie einen eigenen Vater. Durch ihn wurde ich in zu einer stolzen Kriegerin Redorans. Bis zu dem Tag an dem ich zum ersten Mal die Stimmen vernahm. Keuchend hastete ich die Stufen hinunter zum Ratssaal. Mit jeder Stufe wurde die Gewissheit größer. Etwas stimmte nicht. Fluchend zog ich mein Schwert. Nicht heute, flüsterte ich. Nicht heute. Fest umklammerte ich den kalten Griff des Schwertes, darauf hoffenden es nicht einsetzen zu müssen. Noch kein Blut hatte meine Klinge gekostet, noch war kein Leben von ihr getilgt worden. Tief in mir drin verabscheute ich diese Art des Kampfes… doch auch ich werde irgendwann diesen Weg gehen müssen. Aber nicht heute! Heute war ein wichtiger Tag in der Geschichte meines Hauses. Die Vertreter der anderen Fürstenhäuser waren erschienen, um dich alte Blutfehde endlich ein für alle Mal beizulegen. Doch etwas stimmte nicht. Schon vor Stunden hätte die Versammlung beendet sein sollen. Und alle die man geschickte hatte, waren nicht zurückgekehrt. Was war nur los? Abrupt blieb ich stehen, als ich die große Tür erreicht hatte, die zum Ratssaal führte. Ein stummer Schrei steckte in meiner Kehle, drängte hinaus. Blut. Scharlachrotes, frisches Blut lief langsam die Tür hinab, auf der mit ebendiesem Blut eindeutig daedrische(2) Symbole gemalt waren. Schweiß lief mir in Strömen über den Nacken. Meine Beine waren wie Blei als ich langsam begriff, was mich hinter dieser Tür erwarten würde. Ich betrachtete mein Schwert und suchte Trost im Schein des sich an der Klinge brechenden Lichtes. Doch alles was ich fand war die Gewissheit, heute zum ersten Mal mein Schwert Blut schmecken zu lassen. Ich musste durch diese Tür. Ich musste. Ich musste zu Shan-Kil! Leise murmelnd versuchte ich mich an einem einfachem Fackel-Zauberspruch, doch meine Stimme erstarb immer wieder, sodass es mir erst nach vielen Versuchen gelang, die Tür mit einer Feuerwand niederzureißen. Was ich dann sah, brannte sich für immer in mein Gedächtnis. Noch heute höre ich die Stimmen. Die Stimmen derer, die damals an diesem Tag ihr Leben verloren. Sie schreien nach Rache. Im ganzem Raum lagen die Leichen der Fürsten aller Häuser, und überall Blut. An den Wänden, auf dem Boden, alles glänzte rot, während die schmerzverzerrten Gesichter der Fürsten noch im Tod nach Rache schrieen. Und inmitten dieses Meeres aus Blut stand die einsame Gestalt einer zierlichen Dunmerin. Ihr silbernes Haar war mit Blut verklebt… und sie lächelte als sie auf ihre Hände sah. Langsam tropfte das Blut von ihnen, als die Dunmerin sie zu ihrem Gesicht hob und langsam mit ihrer Zunge darüber fuhr. Verträumt stand sie da, fast wie zufällig. Bis sie meine Gegenwart bemerkte. “Es ist soweit, Kind des Waldes. Heute ist die Nacht angebrochen. Endlich.” Lächelnd breitete sie die Arme aus und trat an mich heran. “DU!” schrie ich heiser. Ich wollte mein Schwert in sie rammen, doch sie hielt mich nur sanft am Arm und flüsterte leise in mein Ohr: “Shh, meine Schwester. Ich werde dir nichts tun. Die Mutter der Nacht verlangt nicht nach deinem Blut. Eines Tages… wirst auch du von ihr gerufen werden.” Schreiend drängte ich nach vorn, doch die Dunmerin war schneller. Noch einmal lächelte sie, drehte sich um… und verschwand. Wie betäubt rammte ich mein Schwert in den Boden, dorthin, wo eben noch die Dunmerin stand. Ich sank auf die Knie, ohne Kontrolle über meine Muskeln. Bis ich plötzlich neben mir die Leiche von Shan-Kil sah. Im Tod erschien er so friedlich, doch auch seine Stimme dröhnte in meinen Ohren. RACHE. Vorsichtig betastete ich den toten Körper, nahm ihn in die Arme. Ich begann ihn zu wiegen wie ein kleines Kind, bis schließlich die Welt um mich herum in einem Schleier aus Tränen und Blut verschwand. Noch in derselben Nacht nach dem Treffen mit Shunya begab sich Eleanor zu einer der geheimen Zufluchten der Dunklen Bruderschaft, wo sie von ihrer Doyen, der Argonierin(3) Ocheeva in Empfang genommen wurde. Die kalten Reptilienaugen Ocheeva’s glitten über den Rücken der knienden Eleanor. “Schwester Eleanor , der Segen der Mutter sei mit dir.” Ein kalter Schauer kroch durch Eleanor, als sie die zischende Stimme ihrer Doyen vernahm. “Ich bin sehr zufrieden mit deiner Arbeit. Ich hoffe… du weißt, welch Ehre es ist, die du dir verdient hast.” “Ja, Meisterin Ocheeva.” flüsterte sie. “Ich danke euch.” Die Argonierin schritt nun schnell im Zimmer auf und ab. “Nicht jede einfache Schwester darf sich glücklich schätzen und vom Zuhörer selbst unterrichtet werden! Doch dir wird dies bald zuteil werden… sobald der Zuhörer, Schwester Morgenstern, wieder hier eingekehrt ist!” Eleanor behielt ihr Lächeln auf dem Gesicht, doch in ihren Ohren rauschte die Stimme Shan-Kil’s. RACHE. Bald würde der Zeitpunkt kommen, an dem sie die Stimmen zum Schweigen bringen wird. _________________________________________________________________________ (1) Sera: Geschlechtsunabhängige, hochachtungsvolle Anrede. (2) Daedra: Kreaturen, die aus den 16 Ebenen, welche von ebensovielen Daedra-Fürsten beherrscht werden, von Oblivion stammen. (3) Argonier: Humanoide Reptilienrasse, aus der Provinz Schwarzmarsch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)