Out of Place von Nordwind (Eine Frage des Vertrauens) ================================================================================ ZWEI ---- Ich mag keine Übergangskapitel, zumindest nicht die die notwendig sind und ich habe immer das Gefühl sie wirken gezwungen. Na ja... ZWEI| „Hey, Tyson!“ rief Max laut als Tyson plötzlich losrannte. „Tyson, warte auf mich!“ Er beeilte sich seinen Freund einzuholen, was ihm aufgrund dessen eher bescheidener körperlicher Fitness recht leicht gelang. Tyson blieb stehen und stütze sich mit den Händen an seinen Knien ab. Ein breites Grinsen erstreckte sich von einer Seite seines Gesichtes zur anderen, als er sich zu Max umwandte. „Dann beeil dich lieber!“ „Haha.“ Max ging lachend an ihm vorbei und klopfte ihm währenddessen auf die Schulter. „Von wegen beeilen. Ich glaube es wird Zeit, dass du wieder mit dem Training anfängst.“ „Von wegen Training.“ murrte Tyson, während er sich wieder aufrichtete und neben seinem Freund herging. „Ich bin Weltmeister, ich brauche kein Training.“ Max grinste nur bei diesen Worten. Es waren dieselben, die er sich das gesamte letzte Jahr hatte anhören müssen, aber es störte ihn nicht. Er kannte seinen Freund und wusste, dass wenn es hart auf hart kam Tyson in Topform sein würde. Trotzdem wollte er sich diese Gelegenheit den blauhaarigen Japaner zu sticheln nicht ganz entgehen lassen. „Ich glaube ich kenne da ein paar Leute, die da nicht ganz deiner Meinung sind!“ erwiderte er noch immer breit grinsend, doch Tyson starrte ihn nur einen Moment lang an, bevor seine Augen zu funkeln begannen. „Ich kann es gar nicht erwarten sie alle wieder zu sehen!“ rief er laut. „Lee und Robert und Michael und Gary und Emily und Oliver und Ray und-…“ „…-und Tala und Bryan und Spencer.“ fügte Max hinzu. Tyson verzog nur das Gesicht. „Nah, du glaubst doch nicht im Ernst, dass die auch kommen.“ Er streckte die Zunge heraus und wedelte abwehrend mit der Hand. „Die machen doch eh nur Ärger!“ Das Grinsen auf Max’ Lippen wurde nur noch breiter. „In der Einladung stand ‚alle professionellen internationalen Teams’“, erwiderte er Schulter zuckend. „Die Demolition Boys gehören nun mal dazu.“ „Jah, schon“, meinte Tyson daraufhin. „aber vielleicht gibt es sie ja auch gar nicht mehr, nachdem wir sie letztes Jahr so vernichtend geschlagen haben!“ „Wir haben sie nicht vernichtend geschlagen.“ erwiderte Max und schlug Tyson mit der Hand auf die Schulter. „Hast du Rays Match gegen Bryan vergessen? Oder wie Kai gegen Spencer verloren hat?“ „Kai!“ rief Tyson und rannte erneut los. „Wir werden Kai sehen! Ich muss ihn unbedingt zu einem Match herausfordern!“ Max schüttelte grinsend den Kopf und beeilte sich dann Tyson nicht aus den Augen zu verlieren. Der Weg vom Dojo hin zum offiziellen BBA-Trainingscenter war nicht besonders weit und führte durch eine mittelgroße Parkanlage an deren Ende das Center lag. Es war ein warmer Sonntag im April und so waren recht viele Menschen auf den teilweise verschlungenen Wegen des Parks unterwegs, lagen auf den Wiesen oder picknickten unter den frühlingsgrünen Blätterdächern der Bäume. Um die kleinen aus Beton gegossenen Stadien standen johlende und jubelnde Kinder und Jugendlich mit ihren Beyblades versammelt. An den Bäumen rund herum hingen Plakate, die zu den Wettbewerben und Veranstaltungen der japanischen Beyblade Woche einluden. Die offizielle Eröffnung würde erst am folgenden Tag stattfinden, doch heute gab es einen kleinen Empfang für die internationalen Beyblader, Manager und ein paar der BBA-Mitarbeiter. Der Empfang fand in einem der Säle des Hotels statt, in das man die ausländischen Gäste einquartiert hatte. Es lag beinahe direkt neben dem Trainingscenter, so dass die Beyblader während ihres Aufenthalts die Möglichkeit hatten ihr Training fortzusetzen. Als Tyson und Max den Raum betraten war dieser bereits gut gefüllt. Einen Großteil des Platzes nahm eine große, hufeisenförmige Tafel ein, so dass den Gästen nur am Rande und in der Mitte Platz blieb sich in kleinen Grüppchen zu unterhalten. Der Empfang sollte eine gemeinsames Abendessen beinhalten, als Zeichen der Gemeinschaft vielleicht, oder so. Tyson hatte sich nicht wirklich Gedanken um die Bedeutung gemacht. Alle würden da sein und es gab etwas zu essen. Er freute sich schon seit Wochen auf diesen Tag. Während Tyson seinen Blick auf der Suche nach bekannten Gesichtern über die vielen Menschen schweifen ließ, legte ihm jemand von hinten den Arm um den Hals. „Na, wieder einmal verschlafen, Tyson?“ Tyson wirbelte herum und seine Augen weiteten sich, als er die Person ihm gegenüber erkannte. „Ray!“ ~::~ „Hilf mir.“ sagte Tala auf Russisch und lehnte sich zurück gegen die Lehne seines Stuhls um mit Bryan, der neben ihm saß, auf gleicher Höhe zu sein. Seine Stimme klang gelangweilt und seine kalten, blauen Augen folgten mit skeptischem Blick Tyson, der inzwischen auch noch Michael von den All Starz entdeckt und ihn offensichtlich als sein nächstes Opfer auserkoren hatte. „Warum bin ich hier?“ Bryan verschränkte die Arme vor der Brust und öffnete die Augen um zu sehen was genau Tala dazu gebracht hatte etwas derartiges zu sagen. Michael hatte es nicht geschafft die Gefahr rechtzeitig zu erkennen und versuchte inzwischen sein Gesicht soweit wie eben möglich von dem Tysons fern zu halten. Der blauhaarige Japaner hatte sich dem Amerikaner vor lauter Wiedersehensfreude um den Hals geworfen. „Die Regeln der nächsten Weltmeisterschaften.“ antwortete Bryan schlicht. „Nein“, erwiderte Tala ohne den Blick von der ihm nun doch sehr suspekten Szene abzuwenden. Er war ehrlich froh, dass Tyson ihn und sein Team noch nicht entdeckt hatte, auch wenn dieses Aufeinandertreffen wohl alles andere als ebenso herzlich ausfallen würde. Talas Bedauern darüber hielt sich sehr in Granzen, sprich es war praktisch nicht vorhanden, selbst wenn Tyson es niemals schaffen würde ihn so zu überraschen, wie es ihm bei Michael gelungen war, schon gar nicht, wenn er so viel Lärm machte wie eine ganze Elefantenherde. „Ich meine jetzt gerade.“ „Hm“, machte der silberhaarige Russe und hob eine Augenbraue als Michael Tyson einen Schlag versetzte um ihn loszuwerden. Tyson stolperte einen Schritt zurück und verzog beleidigt das Gesicht, worauf alle Umstehenden zu lachen begannen. „Spencer hielt es für eine gute Idee.“ fügte Bryan hinzu und schloss seine Augen wieder. „Und seit wann höre ich auf das was Spencer sagt?“ Es war offensichtlich eine rhetorische Frage und so wartete Tala gar nicht erst auf eine Antwort. Stattdessen wandte er seinen Blick schließlich doch von dem lächerlichen Szenario ab und ließ ihn weiter über die vielen Menschen wandern. „Suchst du jemanden bestimmten?“ fragte Bryan nach einer Weile. „Hh?“ Tala hob eine Augenbraue und warf seinem Teamkollegen einen mehr oder weniger fragenden Blick zu. Bryan zuckte nur die Schultern. „Seit wir hier sind schaust du dich andauernd um.“ erwiderte er schlicht. Tala zog die Brauen zusammen, zuckte dann aber ebenfalls die Schultern und ließ seinen Blick wieder durch den Raum gleiten. „Unsinn.“ Es dauerte nicht lange bis Tyson erneut Talas Aufmerksamkeit auf sich zog. Der blauhaarige Japaner hatte inzwischen sowohl die White Tiger, die Majestics als auch die All Starz um sich gescharrt. „Hey“, rief er plötzlich und sah sich dann suchend um, als wäre ihm gerade erst der Gedanke gekommen, dass etwas fehlte, oder besser jemand. „Hat einer von euch Kai gesehen?“ Tala verzog die Lippen zu einem beinahe kryptischen Grinsen, als sich die Gesichter der umstehenden Beyblader – ausgenommen die Bladebreaker natürlich – beinahe synchron verdüsterten. Oh ja, Kai hatte sich wirklich viele Freunde gemacht, aber dieses Talent hatte er schon immer besessen. Tyson schaute fragend in die Runde und bemerkte dabei nicht die finsteren Gesichter seiner Freunde. Wenn Tala ihre Gedanken hätte lesen müssen, würde er sagen, dass es sie einen feuchten Kehricht scherte wo Kai war und ob er auftauchte oder nicht. Wahrscheinlich war es ihnen sogar lieber, wenn er nicht kam. Lediglich Ray schüttelte den Kopf, nachdem er sich noch einmal im Saal umgesehen hatte. „Nein, ich glaube er ist noch nicht da.“ antwortete er schließlich. „Um ehrlich zu sein habe ich das ganze letzte Jahr nichts von ihm gehört.“ „Kein Wunder“, bemerkte Max lachend. „Du warst ja auch das ganze Jahr in China.“ Wenn es einen Menschen gab, der Tala absolut suspekt war – abgesehen von Tyson, der seiner Meinung nach nur durch schieres Glück noch am Leben war –, dann Max Tate. Ganz im ernst, wie konnte ein Mensch permanent lachen ohne dass man ihm die Mundwinkel an die Ohren geklebt hatte? „Stimmt.“ erwiderte Ray grinsend. „Und, hat er euch bis zum Umfallen trainieren lassen?“ Max Gesicht wurde mit einem Mal nachdenklich, auch wenn Tala das für unmöglich hielt. „Hey, jetzt wo du es sagst“, antwortete Tyson an seiner statt. „Er hat sich überhaupt nicht gemeldet.“ Max nickte. „Ja, komisch, oder?“ fügte er hinzu. „Er ist immer so ruhig, dass ich gar nicht gemerkt habe, dass er nicht da war. Wir haben ihn ansonsten doch auch nur zum Training gesehen und weil keine Turniere anstanden mussten wir auch nicht trainieren.“ Tala blendete die Stimmen aus und wandte den Blick ab. Oh ja, so viele Freunde. Ein lautes Räuspern erfüllte den Raum und sämtliche Gespräche verstummten beinahe augenblicklich. Die Anwesenden wandten sich ausnahmslos dem kleinen, etwas fülligen Mann zu, der am Kopfende der Tafel stand. „Ah, meine lieben Freunde, ich will euch nicht lange aufhalten, denn ich weiß, dass einige von euch sich viel zu erzählen haben und davon abgesehen wird es noch ein fantastisches Menü geben, doch ich wollte euch zumindest sagen, dass ich mich freue euch alle hier heute Abend zu sehen und ich hoffe, dass wir eine wunderbare Woche miteinander verbringen werden.“ Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf Mr. Dickensons Lippen aus. „Ich wünsche euch allen einen schönen Abend.“ Damit setzte er sich zurück auf seinen Platz während um ihn herum laut Beifall geklatscht wurde. Tala unterdrückte ein Gähnen. Es war ein Fehler gewesen hierher zu kommen. Er hätte seine Zeit so viel sinnvoller nutzen können, aber dazu war es nun zu spät. Er konnte schlecht einfach den Raum verlassen. Wobei, viel schlechter konnte sein Ruf an sich gar nicht mehr werden. Ein paar böse Blicke und einige herablassenden Worte mehr oder weniger machten sowieso keinen Unterschied mehr aus. Einen Augenblick lang wog Tala diese Möglichkeit tatsächlich ab, bis er den Gedanken schließlich beiseite schob. Wenn er jetzt einfach ging, würde Spencer ihm später deswegen in den Ohren liegen und es gab Dinge, die es nicht wert waren sich dafür Spencers lächerlicher Argumentation auszusetzen. Zumal der Blonde meistens auch noch Recht hatte. Wenn er allerdings dablieb, wäre somit sein ganzes Team, das momentan lediglich aus ihm, Bryan und Spencer bestand, gezwungen zu bleiben und dann konnte er sich später anhören wie Bryan Spencer in den Ohren lag. Das wiederum war die Langeweile beinahe wert, denn Bryans nicht immer unbedingt nachvollziehbare, aber immerhin zynische Sticheleien waren zumindest auf kurze Dauer amüsant. Das Grinsen kehrte zurück auf Talas Lippen, war aber beinahe ebenso schnell wieder verschwunden. „Hey, das ist doch Tala!“ Nein. Nichts war es wert. Lieber ein paar böse Blicke und Worte mehr als ein anstrengendes, Nerven raubendes, ohrenbetäubendes Zusammentreffen mit den Permanentoptimisten schon an seinem ersten Tag in Tokyo. Tala gab Bryan ein lautloses Zeichen und beide waren aus dem Raum verschwunden noch ehe Tyson und sein Gefolge den Tisch erreichen konnten. Es handelte sich um einen der wenigen Augenblicke in Talas Leben, in denen er wirklich froh über seine vielseitige Ausbildung in der Abtei war. „Ich hätte schwören können, dass ich ihn eben hier gesehen habe…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)