Out of Place von Nordwind (Eine Frage des Vertrauens) ================================================================================ NEUN ---- So, ich hoffe ich habe das Kapiteln nicht total vermurkst. Tut mir Leid, dass es etwas länger gedanuert hat, aber das Ende hat mir mehr Schwierigkeiten gemacht als erwartet. Ich wünsch euch viel Spaß! ^__^ ~~~ NEUN| Tala beugte sich vor und legte die Arme verschränkt auf die Tischplatte. Im Appartement der Demolition Boys war es vollkommen still bis auf das Trommeln der Regentropfen gegen die große Fensterfront. Der Abend war düster und mit dicken Wolken verhangen. Vielleicht würde es die ganze Nacht regnen. Gut. Egal. Der Regen passte zu seiner momentanen Stimmung und eigentlich passte ihm das noch weniger als ein atemberaubender Sonnenuntergang mit goldenen Strahlen und schneeweißen Zuckerwattewolken. Das wäre wenigstens ironisch gewesen und er hätte sich darüber ärgern können, aber diese Bestätigung seiner Laune konnte er nun wirklich nicht brauchen. Sie war zu nichts nutze. Spencer lag auf dem Sofa und sah an die weiße Decke hinauf, als liefe dort ein spannender Film, während Bryan an der Wand lehnte und etwas ganz anderes spannend zu finden schien. Talas Gesicht nämlich. Tala spürte den Blick seines Teamkollegen schon seit geraumer Zeit und anfangs hatte er beschlossen ihn einfach zu ignorieren, inzwischen hatte er aber eher das Gefühl der Silberhaarige wolle ihn provozieren und ärgerlicherweise funktionierte es. Tala richtete sich auf, starrte finster zurück und wollte dem anderen eben mit barschen Worten davon unterrichten, dass er sich gefälligst eine andere Beschäftigung suchen sollte, als mit einem Mal das Telefon klingelte. Der helle, beinahe surrende Ton, mit dem das Gerät absurd fröhlich vor sich hin trällerte, zerrüttete die mehr oder minder angenehme Stille auf brutale Art und Weise. Tala wandte seinen Blick von Bryan ab und spießte stattdessen nun das schneeweiße Telefon auf, das sich davon jedoch herrlich wenig beeindrucken ließ. Tala rührte sich nicht und auch Bryan, der dem Telefon mit Abstand am nächsten war, zuckte nicht einmal, sonder starrte weiter auf seinen sitzenden Teamleader. Mit einem tiefen Brummen erhob sich schließlich Spencer vom Sofa und durchquerte praktisch den ganzen Raum, der sowohl Wohnzimmer, Esszimmer als auch eine offene Küche beherbergte. Tala ging nie ans Telefon. Er hasste es und die meisten Leute legten sofort wieder auf wenn Bryan antwortete, also war es irgendwann zur Gewohnheit geworden, dass nur noch Spencer den Apparat benutzte, während er von den anderen beiden schlichtweg ignoriert wurde. Wenn Spencer einmal nicht da war nahm eben niemand ab. Aber wozu gab es denn den Anrufbeantworter, den Spencer jedes Mal einschaltete wenn er die Wohnung verließ und jedes Mal abhörte, wenn er zurückkam. „Hallo? …Mh…Hmh…“ Tala ließ von dem Telefon ab und wandte seinen Blick wieder Bryan zu, der ihn immer noch mit leicht zusammengekniffenen Augen ansah, als versuche er zu erkennen was sein Teamleader dachte oder ob er einen winzigen Pickel auf der Nase hatte. Erstere war dabei natürlich zu bevorzugen, auch wenn Tala im Augenblick beides deutlich auf die Nerven ging. Er wollte eben den Mund öffnen um seinen dreisten Teamkollegen zurechtzuweisen, als ihm dieses Mal Spencer zuvorkam. „Tala“, sagte er und stockte, als er den Blick des Rothaarigen auffing. Tala sah ihn an, als wolle er ihn bei lebendigem Leibe verbrennen. Spencer zog überrascht die Brauen zusammen und hielt ihm dann den Hörer hin. „Dickenson will mit dir sprechen.“ Einen Augenblick lang schien es als würde Tala die Aufforderung nun doch ans Telefon zu gehen einfach ignorieren und vielleicht hätte Spencer nicht einmal mehr das überrascht. Bei Tala konnte man nie wissen und bei einem Tala mit schlechter Laune sowieso nicht. Dann erhob sich der Rothaarige jedoch, ging zu dem kleinen Pult hinüber, auf dem das Telefon stand und riss Spencer den Hörer förmlich aus der Hand. Spencer brachte schleunigst einen möglichst großen Abstand zwischen sich und Tala und verzog sich wieder auf das Sofa. „Ja?“ antwortete Tala und machte sich nicht einmal Mühe die deutlich hörbare Gereiztheit aus seiner Stimme zu verbannen. Dickenson am anderen Ende der Leitung schien den Bruchteil eines Augenblicks zu zögern, begrüßte ihn dann jedoch mit der typischen lebhaft, fröhlichen Stimme, als wäre alles Friede, Freude, Eierkuchen und draußen würde die Sonne scheinen. Aber draußen regnete es und Tala gab sich alle Mühe nach einem „Hallo, Tala. Es tut mir wirklich schrecklich Leid, dass ich euch zu so später Stunde noch stören muss, aber mir sind da ein paar Dinge zu Ohren gekommen, über die ich gerne mit dir sprechen würde.“ nicht gleich wieder aufzulegen. Tala war geduldig und er konnte sehr viel erdulden, aber nicht nach einem Tag wie diesem. „Ich denke du weißt bereits, was geschehen ist. Du weißt, dass man Emilys Beyblade gestohlen und das Appartement der AllStarz verwüstet hat, nicht wahr?“ Tala seufzte lautlos, nahm den Hörer in die andere Hand und strich sich mit der Freigewordenen eine rote Strähne aus dem Gesicht. „Mr. Dickenson“, sagte er schließlich und seine Stimme klang plötzlich ruhig und ungerührt wie immer. Vielleicht ertrug er doch mehr, als er selbst vermutete. „Wir haben nichts damit zu tun.“ Er war es Leid und müde diesen Satz immer und immer wieder wiederholen zu müssen, aber natürlich waren sie diejenigen, die man als erstes verdächtigte. Vielleicht konnte man es ihnen nicht einmal übel nehmen. „Ja“, antwortete Dickenson darauf und klang dabei so müde wie Tala sich fühlte. „Ich habe gehofft, dass du das sagen würdest und ich denke, dass ich dir glauben kann. Ihr Jungs seid nicht dumm und ihr habt euch das letzte Jahr über anständig verhalten.“ Tala war zum ersten Mal ernsthaft überrascht über die Worte des älteren Mannes. „Die anderen werden euch wahrscheinlich nicht glauben. Ein Jahr ist nicht so lange wie wir manchmal annehmen und Menschen vergessen nicht so schnell. Aber das ist eigentlich auch nicht der Grund, warum ich anrufe.“ er machte eine Pause und Tala wartete. „Tala, hast du irgendeine Ahnung, wer es gewesen sein könnte? Irgendeine Vermutung?“ Boris Name lag Tala auf der Zunge, doch er sprach ihn nicht aus. Für ihn war es klar, wer dahinter steckte. „Nein.“ antwortete er schließlich. Es gab einige Dinge, die er zunächst selbst klären musste, bevor er Boris an die BBA ausliefern konnte. Dinge, die er wissen musste. Mr. Dickenson seufzte. „Ah, also nicht.“ meinte er und klang enttäuscht. „Gut, danke, Tala. Ihr werdet die Augen offen halten, nicht wahr? Ich wünsche dir noch einen schönen Abend.“ Er wartete vergeblich auf eine Antwort und legte dann auf. Tala legte den Hörer zurück auf das Gerät und wandte sich dann langsam um. Man gewöhnte sich an die Telefonate mit Dickenson, wenn man mindestens einmal im Monat mit ihm sprechen musste. Es war eine der Bedingungen gewesen unter der die BBA zugestimmt hatte die Demoliton Boys in ihren ersten Jahren außerhalb der Abtei vor allem finanziell zu unterstützen. Sie mussten ständig in Kontakt bleiben und sich, wie Dickenson es so nett ausgedrückt hatte, anständig verhalten. Das hatten sie getan. Sie hatten den Tag über zum Training genutzt und waren am Abend in eine private Lehranstalt gegangen um ihren Schulabschluss nachzuholen, was natürlich absolut überflüssig gewesen war, da sie den gesamten Stoff und bei weitem mehr bereits in der Abtei beigebracht bekommen hatten. Aber sie hatten sich gebeugt, schließlich hatten sie genug Ärger gemacht und man musste ja seinen guten Willen zeigen. Keiner von ihnen war damit zufrieden, aber alles war besser als das Leben in der Abtei und schließlich war es nur vorübergehend. Tala machte einen Schritt zurück und stützte sich mit den Händen im Rücken gegen das schmale Pult. Er sah auf und warf Bryan, der noch immer unweit entfernt an der Wand lehnte und ihn noch immer beinahe prüfend musterte, einen auffordernden Blick zu. „Wenn du etwas wissen willst, dann frag.“ sagte er schließlich und es klang mehr wie eine Herausforderung und weniger wie eine eher harmlose Aufforderung. Spencer richtete sich überrascht auf und schaute fragend zwischen seinen beiden Teamkollegen hin und her. Bryan sagte nichts, wandte den Blick aber auch nicht ab. Es war nicht leicht Tala zu provozieren. Den meisten musste es sogar praktisch unmöglich vorkommen. Nicht weil er sich wirklich nicht provozieren ließ, sondern eher aus dem einfachen Grund, dass er darauf nicht so reagierte wie es andere Menschen taten. Die meisten erkannten gar nicht wenn Tala ernsthaft wütend wurde und wenn sie es doch waren hatten sie keinen Grund mehr sich darüber zu freuen. Eigentlich war es einfach zu erkennen ob Tala wütend wurde oder nicht. Zumindest wenn man praktisch das ganze Leben damit verbracht hatte ihn zu beobachten, so wie Bryan es getan hatte. „Ich werde dir nicht antworten, wenn du die Frage nicht stellst.“ sagte Tala und seine Stimme klang dabei gelassen und ruhig. Tala erhob selten die Stimme und Bryan hatte ihn nur wenige Male im Leben wirklich schreien hören. Das war lange her. Tala wurde selten wütend wie ein normaler Mensch wütend wurde. Der Ausdruck in seinem Gesicht war normal, nichts sagend. Seine Augen blieben kalt und ungerührt. Seine Worte waren keine Aufforderung sondern eine Warnung. Eine Warnung, die Bryan normalerweise wahrnahm um von dem jeweiligen Thema abzulassen, doch nicht dieses Mal. Nicht dieses Mal. „Wo bist du Gestern gewesen?“ fragte er schließlich. Es begann mit diesem schmalen, kalten, freudlosen Lächeln, das sich langsam auf seinen Lippen ausbreitete. Es hatte entfernt etwas Wölfisches an sich. Etwas Gefährliches. Talas Augen blitzten kalt. Der Rothaarige stieß sich vom dem kleinen Pult ab, trat einen Schritt vor und schob die Hände in die Hosentaschen. Nun kam der unangenehme Teil. „Was glaubst du denn, was ich gemacht habe?“ fragte er anstatt zu antworten. Seine Stimme klang noch immer herausfordernd. Es war schon immer schwer gewesen von Tala eine Antwort zu bekommen, die er zum einen nicht geben wollte und von der er zum anderen glaubte, dass sie irgendjemand zu erfahren brauchte. Und normalerweise war es so gefährlich, dass es Bryan von vorne herein sein ließ. Zu versuchen Tala zu etwas zu zwingen, das er ganz eindeutig nicht wollte, war selten klug und ging niemals gut aus, aber manchmal (selten, zugegeben) war einfach nötig und vor allem wichtig. Tala sah das natürlich nicht ein. „Ich weiß es nicht.“ antwortete Bryan schließlich und wirkte äußerst gelassen. Ein typisches Verhalten, das der Silberhaarige immer dann an den Tag legte, wenn er glaubte im Recht zu sein. „Deshalb frage ich dich.“ Es kam selten vor, dass Bryan eine seiner Warnungen in den Wind schlug und versuchte ihn zu provozieren. Im Normalfall tat Tala einen solchen Versuch einfach ab und ignorierte ihn und wahrscheinlich war es eben das, was Bryan von ihm erwartete, aber heute nicht. Heute hatte er Tala auf dem falschen Fuß erwischt. Erst Kai, dann Tyson, dann diese dämlichen AllStarz und nun Bryan. Irgendwann war genug. „Du erinnerst dich vielleicht nicht daran, aber ich hab diese Frage schon gestern beantwortet.“ erwiderte er und gab sich keine Mühe zu verbergen wie sehr ihn das Verhalten des anderen ärgerte. Er machte einen weiteren Schritt auf Bryan zu und war sich deutlich darüber im Klaren, dass er, obwohl einen guten halben Kopf kleiner, derjenige war, der von beiden bedrohlicher wirkte. Bryan öffnete den Mund um etwas zu sagen. Sein ganzer Körper spannte sich an, als bereite er sich auf einen physischen Angriff vor. „Wenn du eine klare Antwort willst“, kam ihm Tala mit kalter, schneidender Stimme zuvor. „dann stell eine klare Frage.“ Das war Tala Ivanov, Kapitän der Demolition Boys und das nicht umsonst. Niemand hatte jemals ernsthaft seine Position angefochten. „Du willst wissen, ob ich das Bitbeast gestohlen habe? Dann frag mich!“ Seine Stimme war nun deutlich lauter als zuvor, doch er schrei nicht. Noch nicht. „Du vertraust mir nicht? Dann sag mir das ins Gesicht und drucks nicht drum herum!“ Spencer war inzwischen aufgestanden und einige Schritte vorgetreten um im Notfall zwischen seine beiden Teamkollegen gehen zu können. Er hörte schweigen zu und war überrascht. Vielleicht überlegte er sich auch gerade, auf welche Seite er sich im Extremfall schlagen sollte. Nie hätte er gedacht, dass an diesem Abend noch zu einer solchen Auseinadersetzung kommen würde und nie hätte er gedacht, dass Bryan Tala so offen sein Misstrauen darlegen würde. Was war nur geschehen? Hatte er irgendetwas verpasst? „Ich habe dir niemals vertraut, wenn es um Kai ging.“ erwiderte Bryan schließlich und seine Stimme klang leise im Gegensatz zu der Talas. Spencers Augen weiteten sich ein wenig. Er hatte Bryan nie zuvor so mit Tala sprechen hören. Bryan hatte immer irgendwie auf Talas Seite gestanden, von Anfang an. Spencer hatte viel länger gebraucht um Tala so zu vertrauen wie er es heute tat. Aber Bryan hatte Tala niemals angezweifelt, zumindest nicht offen. Talas Augen verengten sich in demselben Maße. Mit zwei schnellen Schritten war er bei Bryan und stand direkt vor dem Silberhaarigen. Einen Augenblick lang dachte Spencer, Tala würde Bryan am Kragen packen, doch er ließ es bleiben. „Du hast kein Recht dazu mir irgendetwas vorzuwerfen.“ zischte Tala und nun war er wirklich wütend. Spencer machte hilflos einen Schritt nach vorne, griff aber nicht ein. „Wenn du glaubst ich hätte irgendetwas damit zu tun, dann verschwinde. Jemanden wie dich kann ich in meinem Team nicht brauchen.“ Tala machte auf dem Absatz kehrt, ging an Spencer vorbei und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. „Tala!“ rief Spencer ihm hinterher, doch die einzige Antwort, die er bekam war das Zuschlagen der Zimmertür. ~~~ Ich bin nicht zufrieden mit dem Ende, aber ich bekomme Bryan momentan nicht besser hin. Bryan ist ein Charakter, der eher passiv ist und bei dem es recht schwer wird ihn aktiv einzusetzten. Bitte verurteilt ihn und mich nicht jetzt gleich. Wartet das nächste Kapitel ab. Ich werde es entweder aus Bryans oder aus Spencers (ich tippe auf Spencer, denn er fällt mir wirklich momentan leichter und er ist zudem derjenige, der die Situation nicht ganz nachvollziehen kann) Sicht schreiben und zum Teil aus Talas. Dann sollte allerding Kai auch mal wieder auftauchen... Ich wusste, dass diese Geschichte ein Eigenleben entwickeln würde... So, zudem bin ich ab Samstag eine Woche im Urlaub, dass bedeutet es wird etwas länger dauern. Allerdings werde ich mir alle Mühe geben danach so schnell wie möglich wieder hochzuladen. Wenn ich vor Samstag noch ein Kapitel schaffe schreibe ich wie gewohnt eine ENS an alle Kommentarschreiber und diejenigen, die benachrichtigt werden möchten. Ich wünsche euch noch einen schönen Abend, Nordwind Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)