Out of Place von Nordwind (Eine Frage des Vertrauens) ================================================================================ VIERUNDZWANZIG -------------- So, tut mir erst einmal wieder Leid, dass es so lange gedauert hat, aber meine Hausarbeit bringt mich um.... Damit ihr euch am Ende nicht wundert: Das hier ist nicht das vorletzte Kapitel *seufz* Ich musste es teilen, weil ich momentan eher selten zum Schreiben komme und euch nicht ganz so lange warten lassen wollte. ^___^ Es folgen hierauf also noch zwei Kapitel. ~~~ VIERUNDZWANZIG| „Aber du hast Glück Kai, denn ich habe eine Chance für dich, ein Angebot, dasselbe wie beim letzten Mal. Du nimmst Black Dranzer und kommst zurück zu mir und solange du dich an meine Regeln hältst und genau das tust, was ich sage, solange wird Tala überleben.“ „Ich habe ein Angebot für dich, Kai. Nimm es an und mache denselben Fehler noch einmal.“ Boris hatte Kai wiederum den Rücken zugewandt und sah aus dem Fenster, als gäbe es dort draußen in der Dunkelheit der Nacht etwas, das ihn bei weitem mehr interessierte als das Geschehen in dem kleinen Zimmer. „Nun, Kai“, meinte er schließlich nach einigen Minuten des Schweigens. „Was sagst du?“ Kai entspannte sich, er löste die Arme, die er bisher vor der Brust verschränkt gehabt hatte. Er ließ die Anspannung und die Wut, die langsam in ihm aufgewallt war, von sich abfallen, wie alte, steife Kleider. Die Züge auf seinem Gesicht entspannten sich, verblassten und ließen eine ausdruckslose Maske zurück. „Das ist leicht.“ erwiderte er mit klangloser Stimme. Das selbstzufriedene Grinsen auf Boris Lippen wurde bei diesen Worten deutlich breiter. „Ich mache nie denselben Fehler zweimal, Boris. Aber du tust es gerade.“ Ehe Boris sich der Bedeutung dieser Worte überhaupt gänzlich bewusst wurde und noch während das Grinsen auf seinen Lippen langsam zerfloss, spürte er bereits, wie eine Hand seine Schulter packte und er plötzlich hart gegen die Wand geschleudert wurde. Seine Augen weiteten sich vor Überraschung, als Kai im nächsten Augenblick direkt vor ihm stand und seine Hand um Boris Hals legte. „Du hast mich schon wieder unterschätzt.“ erklärte Kai kalt. „Du hast uns alles beigebracht, hast du niemals daran gedacht, dass der Tag kommen könnte, an dem wir dich nicht mehr fürchten?“ Der Druck an seinem Hals verstärkte sich und Boris Blick fand Kais Augen. Für den Bruchteil einer Sekunde wurde ihm klar, dass wenn die Augen wirklich die Fenster zur Seele sein sollten, Kai der eine Mensch war, der keine besaß, zumindest nicht für seine Feinde. Der Moment verging und Wut breitet sich langsam auf Boris Gesicht aus, verzog seinen Mund und seine Augen zu einer grimmigen Grimasse. „In der Abtei hattest du Macht, all diese Leute, die unter dir standen und BIOVOLT in deinem Rücken.“ fuhr Kai fort, herablassend und beinahe spöttisch, noch immer kalt wie eine Windböe an einem Wintertag. „Wir haben dich gefürchtet, aber wir waren nur Kinder. Hast du geglaubt, dass es für immer so bleiben würde?“ Boris öffnete den Mund um etwas zu erwidern, doch der Druck um seinen Hals verstärkte sich erneut und alles, was er herausbrachte, war ein erstickendes Röcheln. „Du bist ein Niemand in dieser Welt.“ mit diesen Worten zog Kai seine Hand zurück. Der ehemalige Abteivorsteher sank an der Wand hinab. Er atmete schnell und stoßweise, während sich langsam ein fades, herablassendes Grinsen auf seinen Lippen ausbreitete. „Du – weißt – gar nichts – über – diese Welt, - Kai.“ brachte er schließlich gebrochen hervor. „Ich weiß genug um zu verstehen, dass du zu schwach warst um in ihr zu leben.“ erwiderte Kai kalt während er voller Verachtung auf den Mann zu seinen Füßen herabsah. „Deshalb bist du in die Abtei gekommen um dort deine Eigene zu erschaffen.“ Das Grinsen verschwand von Boris Lippen. Er griff sich mit der Hand an den Hals, während sein Gesicht erneut einen zornigen Ausdruck annahm. Kai hatte noch niemals besonders viel Respekt für diesen Mann übrig gehabt. Früher war es Angst gewesen, Angst, die er mehr als einmal herausgefordert hatte. Boris war der Herrscher ihrer Welt gewesen. Er hatte bestimmt, was sie taten, was sie aßen, wann sie schlafen, er hatte Strafen und Belohnungen bestimmt, über Gut und Böse, Falsch und Richtig, sein Wort war ihr Gesetzt gewesen. Er hatte sich eine Welt aufgebaut, die nach seinem Willen funktionierte, eine Welt ohne Rebellion, ohne Widerstand, eine Welt in der nur die Starken überlebten, nein, diejenigen, die er für stark hielt, diejenigen, die er stark gemacht hatte. Er hatte eine Welt geschaffen, die er für fair hielt, eine Welt, in der jeder die gleiche Chance bekam und diejenigen bestraft wurden, die sie nicht zu nutzen wussten. Aber so war es nicht mehr. In dieser Welt, der wirklich Welt war Boris niemand. Hier gab es keine Grenzen zwischen Gut und Böse, falsch und Richtig. Es gab weder Schwarz noch Weiß, die grenzen verschwammen. Diese Welt war nicht gerecht, sie belohnte weder die Starken noch die Schwachen, jeder musste seinen Weg finden um zu überleben. In dieser Welt gab es keine Chancengleichheit und Boris war ein Niemand, ein Niemand, der nicht in dieser Welt zurechtgekommen war und es niemals wieder würde. „Du wirst hier niemals wieder lebend herauskommen“, warf er seinem ehemaligen Schüler mit dem letzten Bisschen Würde, das ihm noch geblieben war, ins Gesicht. Kai ging gelassen in die Hocke um mit Boris auf einer Augenhöhe zu sein. „Mag sein“, erwiderte er ruhig. „Aber das ist genau das, wofür du uns ausgebildet hast, oder? Du hast dir längst dein eigenes Grab geschaufelt.“ Kai holte aus und schlug Boris ins Gesicht, dessen Kopf von der Wucht gegen die Wand zurückgeschleudert wurde. der Körper des ehemaligen Abteivorstehers sank regungslos in sich zusammen. Kai erhob sich langsam und warf einen letzten Blick auf den Mann zu seinen Füßen. Dies war womöglich die letzte Gelegenheit sich ein und alle mal von Boris zu befreien, doch Kai wandte sich nur ab und ging zur Tür. Er wusste ganz genau, dass für Boris die weitaus schlimmere Strafe darin bestand dieses armselige Leben fortführen zu müssen, besonders nach einer derartigen Niederlage. dieser Mann war es nicht wert, dass ein anderer wegen ihm zum Mörder wurde. Er strich die Gedanken aus seinem Kopf und zwang sich dazu sich auf das Problem, das direkt vor ihm, beziehungsweise hinter dieser Tür, lag. Zunächst zwei bis auf die Zähne bewaffnete Wachen, dann eine unbestimmte Anzahl weiterer Männer, die wohl nur dazu da waren ihn und Tala an einer Flucht zu hindern, ganz zu schweigen von Boris’ obskurem Sicherheitssystem. Woher hatte er eigentlich überhaupt so viel Geld für all diese Maßnahmen? War Boris möglicherweise der einzige, der Zugriff auf das Konto der Abtei gehabt hatte oder war er vielleicht schlichtweg schneller gewesen als BIOVOLT? Fragen. Fragen, die Kai zunächst einmal nicht zu interessieren brauchten. Tala. Er musste Tala da herausholen. Kai wollte einen weiteren Schritt auf die Tür zumachen, als er plötzlich inne hielt. Es war ihm, als hätte jemand nach ihm gerufen, doch es war kein Geräusch, das man mit den Ohren hören konnte. Es glich mehr einem Gedanken, der plötzlich seinen Kopf füllte, ein fremder Gedanke, der nicht sein eigener war. Für einen Augenblick lang begann die Welt um ihn herum sich zu drehen und flimmerte in rötlichem Licht. Auch seine Gedanken waren plötzlich rot, rot und gold und heiß wie Feuer. Kai streckte den Arm aus um an der Wand Halt zu suchen. Er machte einen wankenden Schritt zur Seite und stolperte dabei beinahe. Im nächsten Augenblick war alles bereits wieder normal. Kai fuhr sich mit der Hand über die Stirn und wartete einen Augenblick ab, bis er wider einen klaren Gedanken fassen konnte. Es war lange her, dass Dranzer zu solchen Mitteln hatte greifen müssen und er war nicht allzu sehr daran gewohnt. Kai ging zurück zu dem Schreibtisch, an dem Boris zuvor gesessen hatte umrundete ihn entdeckte dann schließlich eine Schublade. Er streckte die Hand aus und zog sie auf. Auf braunen Mappen und Dokumenten mit Boris’ krakeliger Handschrift lagen sowohl Dranzer und Wolborg, als auch Trygater und, zu Kais Überraschung, Dragoon. Er seufzte lautlos. Er hatte nicht gewusst, dass es sich bei dem letzte Bitbeast, das gestohlen worden war, um Dragoon handelte. Er hatte niemals danach gefragt. Wie hatte Tyson nur so unachtsam sein können? Mit einem leichten Kopfschütteln nahm er die beiden Bitchips und schob sie in seine Tasche, dann griff er nach den beiden Beyblades und betrachtete sie schweigend. Gut, dass es Dranzer gab, dachte er froh darüber seinen Blade zurückzuhaben, Tala wäre ihm noch ewig damit in den Ohren gelegen, hätte er Wolborg hier, wenn auch unwissentlich, zurückgelassen. Er wandte sich erneut zu. Er musste einen Schritt nach dem anderen machen und momentan gab es zwischen ihm und Tala noch mindestens zwei Wachen direkt vor dieser Tür, die entweder darauf warteten von Boris hereingebeten zu werden um Kai ähnlich zuzurichten wie Tala, der offensichtlich nicht alleine mit Boris in diesem Raum gewesen war, oder darauf ihn zurück zu dieser Zelle zu schleifen. Sie waren bewaffnet, er nicht, wenn er Dranzer nicht als Waffe zählte, er musste also den Vorteil der Überraschung nutzen indem er etwas tat, das die Beiden dort draußen nicht erwarteten. Zwei Männer sollten kein Problem für ihn sein, schließlich war er nicht umsonst im Nahkampf ausgebildet worden. Kai ging in die Hocke. Etwas Unerwartetes, hm? Er hob die Hand und klopfte dann gegen die Tür. Er konnte keine Schritte hören, was an sich genommen ein gutes Zeichen war, denn so hatten die beiden Männer dort draußen auch unmöglich mitbekommen können, was in dem kleinen Büro geschehen war. Die Tür öffnete sich und Kai verlor keine Zeit. Er stützte sich auf die Arme und riss dem vorderen Mann mit einem ausgestreckten Bein von den Füßen, dieser riss überrascht die Augen auf, als er plötzlich das Gleichgewicht verlor und mit rudernden Armen gegen seinen Kollegen, der hinter ihm stand, zu fallen drohte. Kai jedoch richtete sich auf, streckte die Hand aus und griff nachdem Gürtel des Mannes um ihn daran festzuhalten. Dann zog er mit der anderen Hand die Pistole aus dem Hohlster, dass an dem Gürtel befestigt war, und ließ den Mann los. Dieser verlor nun endgültig das Gleichgewicht und prallte mit voller Wucht auf seinen Kollegen, der keine andere Wahl hatte als ihn mit beiden Händen aufzufangen. Als beide im nächsten Sekundenbruchteil aufsahen, fanden sie sich der Mündung der Pistole gegenüber, die Kai inzwischen auf sie gerichtet hatte. All das war so schnell geschehen, dass keinem von beiden Zeit geblieben war zu realisieren, was überhaupt geschah und wer eigentlich ihr Gegner war. „Waffen auf den Boden.“ forderte Kai gelassen. Das hier war etwas, das er nahezu sein ganzes Leben lang gelernt hatte. Gelassen bleiben, ganz gleich in welche Situation man geriet, nicht nur in der Opferrolle. Man hatte ihn zu einem Soldaten ausgebildet, für Situationen wie diese, nur dass er nun auf der anderen Seite stand. Die beiden Wachen starrten ihn eine weitere Sekunde lang an, dann schienen sie endlich die Situation zu begreifen, in der sie sich augenblicklich befanden. Erleichterung machte sich auf ihren Gesichtern breit und der Hintere der beiden, zeigte ein Grinsen auf seinen Lippen. „Ganz ruhig, Junge.“ meinte er beinahe amüsiert und hob beschwichtigend eine Hand, während er die andere langsam zu seiner Hüfte bewegte. „Du weißt doch gar nicht wie man so ein Ding benutz-…“ Die Kugel verfehlte ihn nur um einen knappen Zentimeter und schlug neben ihm in die Wand. Sein Gesicht erbleichte und die Worte blieben ihm im Hals stecken, während sein Blick mit geweiteten Augen den ungerührten Ausdruck auf Kais Gesicht wahrnahm. „Die Waffen auf den Boden.“ wiederholte Kai, seine Stimme nun um einige Grad kälter. Das hier waren keine Wachen aus der Abtei. Die Wachen der Abtei hätten nicht einmal einen Achtjährigen unterschätzt, der eine Waffe auf sie richtete. die beiden Männer zogen die Pistolen aus ihren Hohlstern und eine weitere aus den Innentaschen der Jacken und legten sie dann langsam zu Boden. ~~~ Tala saß mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt. Er hatte den Kopf in den Nacken gelegt und starrte in die Dunkelheit über ihm. Ohne Kai war es in diesem Raum unglaublich, beinahe unnatürlich still. Tala legte die Hand auf den Boden und begann mit den Fingern auf den Steinen zu trommeln. Er hasste es zu warten. Man sah es ihm nicht immer unbedingt an, aber es gab Situationen, da fehlte es ihm schlichtweg an Geduld. Dieser Raum war langweilig und öde und er konnte nichts weiter tun als herumzusitzen und zu warten. Zudem hatte er Kopfschmerzen und seine Arme taten ihm weh. Boris, dieser elende Feigling, hatte tatsächlich zwei weitere Männer gebraucht, die für ihn die Drecksarbeit erledigt hatten. Was immer Boris vorhatte, Tala hoffte nur, dass Kai ihm deutlich die Meinung sagte. Boris mochte gut mit Worten sein, aber Kai war besser, eine Tatsache, die Tala selbst nur allzu oft am eigenen Körper – oder besser im eigenen Kopf? – zu spüren bekommen hatte. Tala strich sich einige rote Strähnen aus dem Gesicht und schloss dann resignierend die Augen. Schritte näherten sich. Sie waren leise und kein Vergleich zu denen der Wächter zuvor. Schritte, die sich näherten. Ein Schlüssel wurde im Schloss herumgedreht und dann öffnete sich die Tür mit einem leisen knarren. Ein Lichtstrahl fiel in den Raum und Tala musste die Augen nicht öffnen um zu wissen, wer dort stand. „Das hat verdammt lange gedauert.“ erklärte er schlichtweg während er langsam aufstand und den Staub von seinen Kleidern klopfte. „Ach ja“, erwiderte Kai, der auf der Schwelle stehen geblieben war, gelassen. „Dann mach es das nächste Mal gleich selbst.“ Tala verzog die Lippen zu einem schmalen Grinsen während er sich aufrichtete, das jedoch sofort wieder verschwand, als er eben noch aus dem Augenwinkel wahrnahm, dass Kai etwas in seine Richtung warf. Er hob gerade noch rechtzeitig die Hand um den kleinen Gegenstand abzufangen, ehe ihn dieser an der Stirn treffen konnte. Tala musste die Hand nicht öffnen um zu wissen, dass es sich um Wolborg handelte und er kam auch nicht dazu sich zu bedanken, denn Kai war bereits von der Tür verschwunden. Mit einem amüsierten „Tss.“ schob er das Beyblade in seine Hosentasche und machte sich dann auf seinem ehemaligen Teamkollegen zu folgen. Er trat durch die Tür und schloss diese hinter sich. Man musste ja nicht gerade mit Leuchtreklame darauf aufmerksam machen, dass sie sich nicht mehr in ihrem Gefängnis befanden. Kai wartete außen auf ihn und Tala fiel es relativ leicht den Ausdruck auf seinem Gesicht zu deuten. „Was jetzt?“ stellte er die unausgesprochene Frage an den anderen, während er sich langsam umsah. Sie befanden sich in jenem Gang, an den sich Tala nur noch vage erinnerte. Es war ein langer Gang mit einigen wenigen vereinzelten Türen hier und da, der weit hinter ihnen in einer Sackgasse endete und weit vor ihnen um eine Ecke bog. Als ihm auffiel, dass Kai keine Anstalten machte ihm zu antworten, richtete er den Blick wieder auf seinen ehemaligen Teamkollegen und sah gerade noch, wie Kai mit den Schultern zuckte. „Oh großartig“, machte er und schüttelte gespielt resigniert den Kopf, auf seinen Lippen jedoch zeigte sich erneut der Anflug eines amüsierten Lächelns. „Und hier dachte ich du hättest einen Plan.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)