Deepest Gold von Bettyna (Who are you, holy flame?) ================================================================================ Kapitel 17: The widow and the scroll ------------------------------------ Seika wurde endlich wieder auf Missionen geschickt, nach vielen, zäh dahin schleichenden Tagen voller unkonstruktivem Alltagstrott. Sie war mehr als froh darüber, nicht mehr nur in der Basis herum sitzen zu müssen. Pain hatte sie da behalten, obwohl er keinen triftigen Grund für dieses Verhalten genannt hatte. Erkannte er endlich ihren Wert als Kunoichi und Medic-Nin und wollte sie deshalb schonen? Wollte er sie von den anderen separieren? Die männlichen Akatsukimitglieder waren in letzter Zeit oft auf Reisen, sodass Seika sie kaum zu Gesicht bekommen hatte. Oder hatte Pain letztendlich herausgefunden, was zwischen ihr und einem anderen Mitglied passiert war? Trotzdem, jeder dieser Gründe war eigentlich lächerlich. Seika schüttelte energisch den Kopf, während sie sich kraftvoll von einem Ast abstieß und mit einem Salto durch die Luft segelte. Sie war diesmal allein unterwegs, mit einer machbaren Aufgabe im Gepäck, außerdem war der Weg nicht allzu weit. Eine alte Frau besaß eine Schriftrolle, ein Dokument, das einst ihrem Mann angeblich zu großer Stärke und Ansehen verholfen hatte. Dieser Gegenstand war das Ziel. In dieser Angelegenheit hatte Pain der jungen Frau freie Hand gelassen. Sie sollte es anstellen wie sie wollte, nur sollte sie die Schrift von der Witwe mitbringen. Auf ihrem Weg verschlug es sie in eine vollkommen verlassene Gegend und was sie auf ihrer Reise sah, erschrak die Brünette doch gehörig. Das Gelände war vollkommen verwüstet, als hätte hier vor nicht allzu langer Zeit ein schrecklicher Kampf stattgefunden. Seikas Blick schweifte nachdenklich über den aufgerissenen Boden und die karge Landschaft. Kaum ein Baum ragte noch heil in den Himmel und nur spärlich wuchs das Gras auf der malträtierten Erde. Keine Lebewesen waren weit und breit zu sehen und zu fühlen. Selbst der Himmel schien irgendwie trüb und blass zu sein und die Sonnenstrahlen wollten den Boden wohl nicht recht erreichen, denn es war hier merklich kälter, als noch einen Kilometer weiter zurück. Hier sollte noch jemand leben? Was war hier überhaupt geschehen? Seika setzte ihren Weg über den staubigen Boden fort. Es konnte nicht mehr weit sein, deshalb waren ihre Schritte nun gemächlich, damit sie nicht von irgendetwas in diesem verdächtigen Gebiet überrascht wurde. Und tatsächlich, bald tauchte im durch den kühlen Wind aufgewirbelten Dreck eine Ansammlung von schiefen, primitiven Hütten auf. Völlig unerwartet war es für Seika, als, kurz nachdem das kleine Dorf in ihr Blickfeld gekommen war, Menschen zwischen den Häuschen auftauchten. Sie hatte keinerlei Chakrasignaturen spüren können, obwohl ihre Sinne ziemlich fein waren. Wer waren diese Leute? Unbeirrt ging Seika jedoch näher, um sich die Sache näher anzusehen, denn die Sache kam ihr doch ziemlich schleierhaft vor. Ein Stirnrunzeln bildete sich auf ihrem Gesicht, als sie erkannte, dass es Kinder waren, die dastanden und ihr entgegen blickten. Es waren ein etwa zehnjähriges Zwillingspärchen, beides zum verwechseln ähnlich sehende Jungen, dann ein etwas jüngeres Mädchen, ein noch kleinerer Junge, etwa fünf Jahre alt und dann noch zwei Kinder, vielleicht erst zwei Jahre alt, sodass Seika aus der Ferne nicht erkennen konnte, ob es Jungen oder Mädchen waren. Doch unabhängig ihres Alters, ausnahmslos jeder von ihnen sah in ihre Richtung. Seika näherte sich, bis sie sich sicher war, dass die Kinder gerade noch verstehen würden, was sie sagte. Doch bevor sie auch nur darüber nachdenken konnte, was sie als Frage überhaupt formulieren sollte, trat einer der Zwillingsbrüder zaghaft vor. „Wer bist Du? Wir haben noch nie jemanden mit so viel Chakra gespürt und schon gar nicht eine Frau“, sprach er recht keck, im Gegensatz zu seiner vorsichtigen Attitüde. Seikas Lippen kräuselten sich zu einem kaum existenten Lächeln. Sie hatte nicht die Absicht, diesem Bengel eine Antwort zu geben, doch anscheinend war das noch nicht alles. Noch ein paar Gestalten kamen aus den Hütten heraus. „Tsumori, halt deine freche Zunge im Zaum“, sagte eine Frau mit ernster, aber auch ängstlicher Stimme und stellte sich schützend zu ihrem Sohn, wie es auf den ersten Blick schien. „Kommt lieber wieder hinein. Seht ihr die roten Wolken auf ihrem Mantel? Sie ist eine Akatsuki“, fuhr ein Mann in ehrfürchtigem fort. Wie auf Geheiß heulte eines der kleinsten Kinder wie hysterisch los. „Kein Wunder, dass sie so viel Chakra hat!“, meinte der andere der beiden Zwillinge erstaunt. Seika hob ihre Augenbrauen leicht in die Höhe. Diese Leute redeten, als… wären sie nicht besonders überrascht. Doch wie konnte das sein? Langsam bekam die junge Frau das Gefühl, als würde hier ein größeres Geheimnis lauern. „Ich bin auf der Suche nach der alten Witwe Koume“, sagte die Brünette schließlich ruhig, die goldenen Augen aufmerksam auf ihre Gegenüber gerichtet, um sie nicht noch mehr zu verängstigen. Diese Menschen stellten für sie keine Gefahr da, nicht im Geringsten. Auf diese kurze Distanz konnte Seika nun direkt spüren, dass diese Leute zwar Spuren von Chakra besaßen, doch sie waren sehr gering, des Weiteren unkoordiniert und weit verteilt in deren Körpern. Sie waren keine Shinobi, doch warum konnten sie sie spüren und wussten, wer sie war? „Das war nicht schwer zu erraten. Kommt mit mir, Akatsuki-sama“, sagte darauf der zweite Mann, der wesentlich älter war, als die anderen beiden Erwachsenen. Seika folgte der Aufforderung ohne ein weiteres Wort und ging ihm hinterher. Die Kinder wichen vor ihr zurück, doch starrten sie weiter an, als wäre sie nicht von dieser Welt. Doch war das verwunderlich? In dieser verdammten Gegend war wohl alles ein Wunder, das von außerhalb kam und sicherlich passierte so etwas auch noch sehr selten. Der Mann war schließlich vor einer besonders alten Hütte stehen geblieben und wies mit einer Geste hinein. Ohne zu zögern trat Seika herein. „Oh, sie haben also ein neues Mitglied? Setzt Euch zu mir, junge Dame!“, empfing Seika eine zittrige, alte und doch fröhliche und freundliche Stimme. Sie war alles andere als distanziert, wie die der Anderen. Als sich Seikas Augen an die dämmrige Dunkelheit im Inneren des Hauses gewöhnt hatten, konnte sie ein gebrechliches, mageres Mütterchen sehen, das, in viele Decken gepackt, in einer Ecke auf den doch erstaunlich sauberen Dielen des Zimmers saß. Mit ihrer verrunzelten Hand klopfte sie auf den Boden vor sich und zeigte ein zahnloses Lachen. „Woher habt Ihr euer Wissen, Koume-baa-sama?“, fragte Seika interessiert, ohne sich von der Stelle zu rühren, auf der sie stand. Langsam wurde das Ganze wirklich verrückt. Die Alte kannte die Akatsuki? Warum empfing sie hier keine Feindseeligkeit? Ein hexenhaftes Kichern kam aus dem Mund der alten Frau. „Oh, wie lange habe ich niemanden mehr so erhaben sprechen gehört? Nun, dann will ich die ganze Geschichte mal wieder vortragen. Kurz gesagt: Vor vielen, vielen Jahren kam einmal fast die gesamte Organisation namens Akatsuki hierher, um meinem Mann die Schriftrolle abzunehmen und ihr Anführer verwüstete dabei die gesamte Gegend. Doch sie sind nicht so weit gekommen, wie sie es beabsichtigt hatten. Und nun schicken sie eine junge Frau? Glauben sie wohl, Ihr könnt mehr ausrichten?“, sprach sie, sogar mit leichtem Amüsement in der Stimme. Man sah es Seika nicht an, doch in ihrem Kopf brauste auf Grund dieser Aussage ein wahrer Gedankensturm auf. Alle Akatsuki hatten die Schrift nicht ergattern können, trotz der Zerstörung, die sie angerichtet hatten, die bereits so lange zurück lag? Warum hatte Pain so die Kontrolle verloren und ein ganzes Gebiet unbewohnbar gemacht? Was erwartete er eigentlich von ihr? Wie sollte nur sie alleine das vollbringen, was er nicht geschafft hatte? Die Frage der Alten war nur zu berechtigt. Doch Seika kam schnell eine Idee. „Vielleicht kann ich etwas tun, was die Anderen nicht können. Ich bin ein Medic-Nin“, sagte sie schlicht. Koume war alt und gebrechlich. Sicher hatte sie irgendwelche Beschwerden, um die Seika sich kümmern konnte. Doch wahrscheinlich würde eine Behandlung nichts bringen. Ein hohes Alter ließ sich nicht mehr betrügen. Das schien die Alte auch zu wissen und lachte wieder. „Oh, dann hätten sie Euch früher schicken sollen. Denn jetzt ist es beinahe schon zu spät“, meinte die Alte darauf und zuckte mit ihren dürren Schultern. Sie sah jedoch keinesfalls betrübt darüber aus. „Warum konnten die Kinder mich spüren?“, wollte Seika nun wissen. Sie brauchte Zeit, um nachzudenken und die Gedanken in ihrem Kopf zu ordnen, deshalb wollte sie die Alte zum reden bringen. „Meine lieben Enkel… Sie haben die Gabe, Chakra aufzuspüren, so wie mein Mann. Man könnte sagen, es wäre ein so genanntes Kekkei Genkai, doch sie haben selber kaum Chakra, sodass diese Fähigkeit nutzlos ist. Sie sagten mir, dass wieder jemand mit enormer Kraft näher kommt, und ich schloss daraus, dass es erneut jemand von den Akatsuki sein muss“, erklärte sie mit verträumter Stimme. Doch hier stutzte Seika. „Wieder? Die Kinder sind noch sehr jung. Ihr sagtet vorhin jedoch, es wäre viele Jahre her, als die Akatsuki hierher kamen“, fragte die Brünette nach. Je länger sie mit der Alten sprach, desto verwirrter war sie. Gut, das Geheimnis der Kinder war nun gelüftet, aber ansonsten… „Ja, dieser junge Mann mit den langen schwarzen Haaren und den roten Augen war hier. Vielleicht vor einer Woche, wisst Ihr, mein Zeitgefühl ist nicht mehr so, wie es einmal war…“, sagte sie, anscheinend in bester Plauderlaune. Die Worte trafen Seika in ihrer Magengrube. Itachi war hier gewesen und das ohne Erfolg? „Warum schaut Ihr denn so?“, fragte die Alte plötzlich. Innerlich schreckte Seika hoch. „Wie? Was meint Ihr damit?“, fragte sie verständnislos. Sie wusste nicht, was die Alte ihr mitteilen wollte. Doch diese lachte nur wieder ihr krächzendes Lachen. „Junge Dame, wenn ich etwas besitze, dann ist es Lebenserfahrung. Genauso hat der junge Mann drein geblickt, als ob ihn etwas sehr beschäftigen würde“, antwortete sie und Seika lachte beinahe auf. Itachi hatte den gleichen Gesichtsausdruck gezeigt wie sie, als sie seinen Namen gehört hatte? Das war vollkommene Spinnerei. Itachis Miene war für jeden unlesbar und auch Seika hatte äußerlich keine Reaktion gezeigt, oder doch? Warum passierte dies, wenn sie an den Uchiha dachte? „Der junge Mann und Ihr… Ist da vielleicht etwas?“, fragte die Alte, und in ihren Augen glitzerte die liebenswürdige Neugier einer Dame an ihrem Lebensabend. Seika glaubte, sich zu verhören! Ihre Gesichtszüge verhärteten sich leicht. Sie wusste, dass diese Distanzierung für die Alte wohl mehr bedeutete, als irgendwelche Worte, doch die junge Frau war nicht bereit, darüber zu reden und schon gar nicht mit einer Greisin, mit der sie ein Geschäft abzuschließen hatte. „Was ist nun mit der Schriftrolle? Wollt Ihr sie mir freiwillig übergeben?“, wollte Seika ausweichend wissen, um endlich auf die eigentliche Sache zu kommen und erntete dafür nur ein simples Lächeln. „Ich kann sie Euch nicht geben. Und droht mir nicht mit dem Tod, er wird mich sowieso bald ereilen. Es gibt nichts, was ich für Euch tun kann. Auch wenn ich Euch die Schrift überreichen wollen würde, ich könnte es nicht. Sie steht unter einem Bann, den mein Mann auf sie gelegt hat. Doch wenn Ihr wollt, könnt ihr probieren, sie zu fassen. Nur wenn Ihr dabei erfolgreich seid, kann sie Euch gehören“, sprach die Alte. Seika war ein wenig überrascht über dieses Angebot, aber es wurde ihr durch diese Erklärung auch einiges klar. Daran, woran die Akatsuki gescheitert waren, war der Bann. Keiner von ihnen hatte ihn brechen können. „Nun, ein Versuch ist es wert. Ich will nicht umsonst gekommen sein“, entgegnete Seika und nickte der Alten zu. „Sokubi, bringst Du bitte die Truhe herein?“, rief das alte Mütterchen sogleich. In der Tür erschien die Person, die sie angesprochen hatte. Es war der ältere Mann und sein Gesicht verriet, dass er diese Worte nur mit Widerwillen aufnahm. „Aber Tantchen, willst Du wirklich…“, begann er etwas widerwillig, doch die Alte machte nur eine Handbewegung und das brachte den Mann dadurch zum Schweigen. Er drehte sich also wortlos um und ging davon. Eine Weile kehrte Schweigen ein, da Seika nichts mehr zu sagen hatte und auch nicht wollte. Die Frau schien dies zu merken. Die Brünette war etwas verärgert über diese Mission und vor allem wegen Pain, der ihr nicht im Geringsten gesagt hatte, was Sache war. Seika hätte sich zuvor darauf einstellen können, sie hätte Nachforschungen anstellen können über diesen Mann und die Schriftrolle und den darauf gelegten Bann, der jeden davon abhielt, sich ihrer zu bemächtigen. Sie hätte mit den anderen Akatsuki darüber sprechen können, was sie erlebt hatten. „Und, was werdet Ihr nun tun? Ihr werdet doch nicht einfach aufgeben, oder?“, fragte die Alte schließlich doch. Diese Frage hatte keinen Zusammenhang, deshalb musste sie auf jeden Anderen verwirrend wirken. Doch Seika traf sie hart. Denn die Worte hatten nichts mit der Schriftrolle zu tun. „Was unerreichbar ist, kann man grundsätzlich nicht aufgeben“, sagte die junge Frau mit leicht scharfer Stimme und gesenktem Kopf, der jedoch rasch wieder hoch schnellte, als sie die leichten Chakraspuren des Mannes spürte, der die Schriftrolle bringen sollte, noch bevor seine Schritte auf dem staubigen Boden zu hören waren. „Zeigt mir die Schriftrolle“, sagte Seika, ohne die Alte zu Wort kommen zu lassen, als der Mann eintrat. Sie hatte endgültig genug von dem leeren Geschwätz. Der Mann kam näher und stellte eine kleine, eisenbeschlagene Truhe auf einen niedrigen Tisch, der nicht weit weg stand. Seika ging hin und der Mann machte verunsichert einige Schritte rückwärts, weil er Seika wohl mehr fürchtete, als die alte Frau es tat. Seika griff nach dem Schloss, das den Deckel fest hielt. Mit einem einzigen Ruck ging der Riegel zu Bruch. Die junge Frau konnte den Mann leise und erschrocken fluchen hören. Mit beiden Händen öffnete Seika die Truhe, deren verrostete Scharniere quietschten. Eine Vision von unglaublicher Intensität erfasste Seika plötzlich, und sie konnte nur mühevoll ein Stöhnen unterdrücken. Sie spürte, wie ihr Rücken kalt wurde, von der Wand, gegen die sie gedrückt war, doch ihr Innerstes war gleichzeitig erfüllt von einer zehrenden Hitze, die von 'ihm' ausging und die sie vollkommen einnahm, mit brennenden Fesseln von starken Emotionen. Der Deckel fiel lautstark wieder herunter, weil Seika ihn schnell losgelassen hatte, als hätte sie sich daran die Finger verbrannt. Eine Stimme hatte sich in ihr Ohr gebohrt, die ihr gesagt hatte, warum bisher keiner der Akatsuki würdig gewesen war, die Rolle zu bekommen. Nur sie und die Person, die es vor ihr versucht hatte, wären vielleicht irgendwann in der Lage, die Schrift in ihren Händen zu halten. Doch nun war Seika endgültig wütend. Das konnte doch alles nicht wahr sein! „Ich gehe. Hier kann ich nichts mehr tun. Lebt wohl, Koume-baa-sama“, sagte die Brünette mit tiefer, bebender Stimme und kühlem Blick. Schnell verließ sie die Hütte und mit einem kräftigen Sprung, der den Boden noch mehr demolierte, war sie bereits viele Meter von der alten Frau und der verdammten Schriftrolle entfernt. Doch der Schauer in ihrem Körper blieb noch für eine lange Zeit… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)