Deepest Gold von Bettyna (Who are you, holy flame?) ================================================================================ Kapitel 35: Decadence --------------------- Als Seika träge die Augen aufschlug, war es dunkel um sie herum, erst als sie aufsah, schien ihr die Sonne von draußen durch die Ritzen der Holztür ins Gesicht. Mit einem Seufzen setzte sie sich langsam auf und hob die Arme über den Kopf, um sich zu strecken. Ein anderer Mensch hätte sich vielleicht wieder hingelegt, um noch etwas weiter zu dösen, doch Seika war nicht danach. Sie war alleine, wie eigentlich jeden Morgen nach einer gemeinsam verbrachten Nacht. Itachi war immer früher wach als sie und schaffte es, sie so vorsichtig zu verlassen, dass sie es nicht merkte und deshalb seelenruhig weiter schlief. Schon so oft hatte die junge Frau sich vorgenommen, vor ihm aufzuwachen, doch bisher hatte sie es noch nie geschafft. Die Brünette schmunzelte leicht über diesen beinahe kindischen Vorsatz und bückte sich zum Boden, um ihre verstreuten Kleidungsstücke aufzusammeln und die von Itachi achtlos entfernte Bandage um ihren Brustkorb wieder anzulegen. Sie hatte es nicht im Gefühl, wie spät es war, doch das Licht war schon sehr intensiv, sodass es bestimmt schon weit fortgeschrittener Morgen war. Trotzdem beeilte sie sich mit dem Ankleiden nicht und kleidete sich sorgfältig an. Als sie jedoch fertig war, beschloss sie, hinaus zu gehen, denn sie konnte Itachis Anwesenheit nicht spüren. Er war also nicht in der Nähe. Was er wohl tat? Nachdem sie die Tür geöffnet hatte, musste sie die Augen kurz zusammen kneifen, da die Helligkeit sie doch überraschte. Deshalb verharrte sie kurz im Eingang, um ihre Sicht an das Tageslicht zu gewöhnen, bevor sie ganz nach draußen ging und sich dort dann nochmals ausgiebig streckte. Es war ein friedlicher Morgen – wie auch nicht anders zu erwarten war. Würde überhaupt noch etwas passieren? Seika bezweifelte dies, doch sie mussten noch bleiben, so war Pains Anweisung. Wenn sie dann zurückkehren würden und ihm berichteten, dass es nichts Verdächtiges zu sehen und zu fühlen gegeben hatte, erst dann würde ihr Anführer sicher Ruhe geben, eher nicht. Seika setzte sich auf einen Felsen und blickte in den Himmel. Sie fragte sich wirklich, wo Itachi war, denn sie konnte ihn nicht aufspüren. Doch da erinnerte sie sich wieder an die Aura des Tempels, die alles, was in der Nähe war, überlagerte. Sie hatte sich schon beinahe daran gewöhnt und ihr wurde erst jetzt wieder klar, dass man andere Präsenzen nur spüren konnte, wenn man in deren Reichweite war. Überhaupt, wo sollte Itachi auch sein? Hier gab es nicht viel zu erkunden. Trotzdem wunderte sich Seika, warum er in der Früh schon so eifrig unterwegs war. Hatte er etwa doch etwas entdeckt? So wanderten Seikas Gedanken ebenfalls zu ihrem gestrigen Besuch beim Tempel zurück. Er war alles andere als auffällig gewesen und wenn selbst Itachi nichts gespürt hatte, dann war doch alles in Ordnung, nicht wahr? Doch mit dem Beginn dieser Gedanken fühlte Seika so etwas wie Misstrauen in sich. Da war sicher etwas, was sie übersehen hatten, oder? Die junge Frau seufzte und im selben Moment knurrte ihr Magen leise. Deshalb erhob sie sich wieder und kehrte in die Höhle zurück, wo sie ihre Vorräte gelagert hatten, um ein leichtes Frühstück zu sich zu nehmen. Doch selbst während des Essens verlor sie das seltsam alarmierende Gefühl nicht. Wenn sie doch nur wüsste, was Deidara und Furiko oder Kisame und Tobi herausgefunden hatten. Waren sie erfolgreicher gewesen oder tappten sie auch im Dunkeln? Ihr verabredeter Treffpunkt war erst in einem Tag und davor hatten sie keine Möglichkeit, sich auszutauschen, ohne ihr Chakra zu benutzen. In einem leichten Anflug von Langeweile ging Seika wieder nach Draußen, nachdem sie ihr Mahl, das eine Zusammenstellung aus ein paar Reisbällchen und getrockneten Früchten gewesen war, beendet hatte. Sie nahm wieder ihrem Platz auf dem Felsen ein und beschloss, auf Itachi zu warten. Aber war es wirklich nur wegen dem Tempel, dass Seika innerlich so unruhig war? Vielleicht nicht, denn so sehr sie auch an das Bauwerk und eventuell übersehene Hinweise denken wollte, ihre Gedanken schweiften immer ab. Warum war Itachi nur verschwunden? Wenn er etwas entdeckt hätte, dann hätte er sie doch wecken können. Die Akatsuki hatten sich schon in Zweiergruppen aufgeteilt, dass sie sich nun noch weiter trennten, gefiel der jungen Frau nicht, auch wenn es albern klingen mochte. Sie saß ganz ruhig für eine Weile da und blickte ziellos in die Gegend hinein, als sie plötzlich ein Geräusch hörte. Still drehte sie ihren Kopf in die Richtung des Raschelns und erblickte zu ihrem Erstaunen ein gehörntes Tier, welches an den trockenen Zweigen eines niedrigen Strauches zupfte. Sie konnte es nicht einer Rasse zuordnen, denn es hatte gewundene Hörner auf beiden Seiten seines Kopfes, jedoch war es nicht größer als ein Hund mittlerer Körpergröße. Es sah ein wenig wie ein Widder aus, doch seine Beine waren kürzer und stämmiger. Vielleicht hatte sich diese Art in den Bergen entwickelt, wo sie schweres Terrain zu überwinden hatten und die Lebensbedingungen hart waren. Seika sah ihm zu, wie es die dürren Blätter abnagte und nach weiterem Futter Ausschau hielt und seine Beobachterin dabei gar nicht entdeckte. Ein Lächeln schlich sich auf das Gesicht der jungen Frau, die es schön fand, hier so hoch entwickeltes Leben zu sehen. Doch da verschwand auf einmal das Lächeln von Seikas Gesicht. Ein kraftvolles Pulsieren war für einen Moment durch die Aura des Tempels gezuckt, welches ihr in Mark und Bein gefahren war. Noch während sie erschauderte, schien auch das Tier diese kurze Veränderung zu spüren, denn es erstarrte zur Regungslosigkeit, sodass es mit seinem schmutzig gelben Fell fast mit dem Hintergrund verschmolz. Seika sprangen noch einmal die Hörner des Tieres in die Augen und plötzlich war auch sie wie versteinert. Warum war es ihr nichts schon vorhin komisch vorgekommen? Jetzt wusste sie, was sie nach dem Aufwachen so skeptisch gemacht hatte. Die Brünette sprang mit einem Ruck auf. Das Tier erschrak fürchterlich und flüchtete mit einem panischen Satz zwischen die Felsen, wobei seine Hufe in der Stille der Umgebung laute Geräusche verursachten. Wenn es wahr war, was ihr plötzlich in den Sinn kam, dann steckten sie in großen, in sehr großen Schwierigkeiten! Dass sie es nicht eher erkannt hatten! Sofort rannte Seika wie wild los, so schnell, wie es die Felsen erlaubten. Sie hatte plötzlich keine Zeit mehr zu verlieren, konnte auch nicht nach Itachi suchen. Deshalb entfesselte sie ihr Chakra, in der Hoffnung, der Schwarzhaarige würde sie so aufspüren. Doch jetzt hatte sie ein dringendes Ziel, und das war der Tempel! ----- Itachi saß mit nachdenklicher Miene am Fuße einer kleinen Quelle, die er zufällig hatte ausmachen können. Nur das Geräusch des leisen Gluckerns des dünnen Rinnsals und das leise Heulen des Windes umgaben ihn, sonst nichts. Die Gelegenheit nutzend, hatte er sich über die spiegelglatte Oberfläche gebeugt und sich mit seinen Händen das eiskalte Wasser ins Gesicht geschöpft, um wieder zu sich zu kommen und richtig wach zu werden. Die Tropfen perlten immer noch sein Gesicht hinab, während sein Kopf in die Richtung des Tempels gewandt war und er sich die Haare aus dem Gesicht strich. Doch seine Gedanken hingen nicht zwangsläufig bei dem Bauwerk, sondern bei der jungen Frau, die er in der Höhle zurück gelassen hatte. Bereits beim Aufwachen hatte ihn irgendein fremdartiges Gefühl erfasst und es hatte sich seltsamerweise erst gebessert, je weiter er von ihr weg gekommen und letztendlich hier gelandet war. Itachi wusste, dass er nicht so viel über sie nachdenken sollte und sich lieber auf die noch ergebnislose Mission konzentrieren sollte. Normalerweise fiel es ihm nicht schwer, doch da war etwas, was ihn beruhigte, was nicht oft der Fall war. Er machte sich nie Sorgen und schon gar nicht um die selbstständige und starke Kunoichi, mit der er seit geraumer Zeit sein Bett teilte und welche ihm ein Gefühl der Vollkommenheit gab. Doch was war es, was ihn plötzlich so beschäftigte? War es wirklich... Schuld? Das Zusammenleben mit Seika hatte etwas in ihm geregt, was sich wirklich gut anfühlte, doch nun kam zum ersten Mal die Frage in ihm auf, ob es wirklich förderlich war, auf das er sich da eingelassen hatte, weil er… einfach nicht wusste, wohin das alles führen sollte. Er fühlte sich plötzlich so seltsam, doch dem Ursprung und Sinn des Ganzen nach zu forschen, verursachte ihm nur ungeliebte Kopfschmerzen. Dieses Pochen in seinem Kopf war so ungewohnt, seitdem Seika seine Augen geheilt und ihm wieder zu voller Sehkraft verholfen hatte. Seitdem hatte Itachi keine Beschwerden mehr gehabt und stand dadurch wieder so sehr im Leben, sodass es ihm beinahe so vor kam, als hätte er die letzten verschwommenen Jahre durch das klare Sehen innerhalb von ein paar Tagen wieder nachgeholt. Denn jetzt hatte er auch Sasuke wiedergesehen, wenn auch unbeabsichtigt und hatte nun ein frisches Bild von ihm im Gedächtnis. Wie er sich verändert hatte. Er war erwachsen und wirklich stark geworden. So anders als der kleine Junge, der nicht dem Schatten seines Bruders entkommen konnte und dadurch beinahe zerbrochen wäre. Itachis Augenlider senkten sich und er rieb sich mit den Händen über sein Gesicht, um das restliche Wasser davon wegzuwischen, während er versuchte, diese Gedanken zu vertreiben. Es brachte ihm nichts, wenn er diesen vergangenen Dingen nachjagte. Er musste sich sammeln. Wenn seine verworrenen Gefühle so seltsame Formen annahmen und sich als Vorahnungen aufspielen wollten, dann war dies eine lächerliche Angelegenheit. An so etwas hatte er noch nie geglaubt und es war auch richtig so. Menschen, die sich solchen Fantasien hingaben, machten sich selber nur schwach, weil sie sich ängstigten und verwirrten und dadurch von ihrem geraden Weg abkamen. Als auf einmal ein fremdes Chakra durch die Luft zuckte und in Itachi ein alarmiertes Gefühl hinterließ, vergaß er sofort seinen Bruder und auch seine anderen Hirngespinste. Mit aktiviertem Sharingan sah er sich wachsam um. Dieses Chakra hatte er vorhin noch kein einziges Mal hier in der Umgebung gefühlt und dies war aufgrund seiner Intensität und seiner Stärke eigentlich vollkommen unmöglich. Außerdem war es so plötzlich gekommen, wie es auch wieder verschwunden war. Einbildung? Nein, Itachis feine Sinne hatten das Aufflackern des Chakras präzise registriert und hinterließen in ihm bereits jetzt schon ein deutlich ungutes Gefühl, was eigentlich sonst nie so schnell passierte. Jedoch war die Kraft eindeutig aus der Richtung des Tempels gekommen. Irgendetwas stimmte nicht, und als Itachi ein seltsamer, leicht metallischer Geruch in die Nase stieg, sah er nach unten und konnte beinahe seinen Augen nicht trauen, die jedoch einwandfrei funktionierten. Das Wasser, das aus der Quelle sprudelte, war plötzlich rot, rot wie Blut. Er sprang gegen alles gewappnet auf und war schon auf dem Weg zum Schrein, um nachzuprüfen, was sich dort plötzlich abspielte. Er war sich plötzlich sicher, dass dort doch etwas sein musste, was die Mönche gestern vor ihnen verheimlicht hatten, ob absichtlich oder nicht, war im Moment egal. Deshalb sandte er sein Chakra aus, um Seika und auch die Anderen zu alarmieren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)