Deepest Gold von Bettyna (Who are you, holy flame?) ================================================================================ Kapitel 39: Girl talk --------------------- Leise öffnete Furiko die Tür zu Seikas Zimmer. Es war drinnen ganz leise, also vermutete die Blonde, dass die Brünette wohl eingeschlafen war. Und sie hatte auch Recht, als sie Seika mit zur Seite gedrehtem Kopf da liegen sah. Also trat sie ein und machte die Tür geräuschlos wieder hinter sich zu, während sie mit einer Hand ein Tablett balancierte, auf dem ein Teller Suppe, eine Schale Reis, einiges klein geschnittenes Obst und eine Teekanne mit Tasse standen, was sie alles selber für die Brünette vorbereitet hatte. Zum Glück ging alles gut und nichts viel runter und Furiko machte sich auf dem Weg zu Seikas Bett, um ihre Mitbringsel auf dem Nachttisch abzustellen. Sie versuchte, dabei so wenig Krach wie möglich zu machen, obwohl Seika ja sowieso aufwachen musste, um zu essen, doch es war am Besten, wenn sie von ganz alleine wach wurde und nicht erschrak und ruckartig hochfuhr, was ja wegen ihrer Wunden nicht sehr vorteilhaft wäre. Furiko holte sich einen Stuhl heran, um sich an Seikas Seite zu setzen, ohne sie zu stören. Deidara war bisher nicht wieder aufgetaucht und Furiko wusste auch nicht, was er machte, aber er sollte ruhig einmal noch etwas länger fort bleiben. In den letzten Tagen hatte die Blonde ihren Partner als sehr impulsiven Mann kennen gelernt, dessen Temperament so schnell und unerwartet explodieren konnte wie seine vorzüglich beherrschten Tonbomben. Sie wusste also nicht, ob es eine schaue Idee war, dass der Blonde bei Seika war, vor allen in dieser heiklen Situation, wo ein einziges Wort schon einen Ausbruch von ihm verursachen konnte. Doch als Furiko in Seikas Gesicht sah, nachdem sie auf dem Stuhl platz genommen hatte, erschrak sie ziemlich. Die Wangen und Augen der Brünetten waren noch immer benetzt von den Tränen, die sie offensichtlich und überraschend geweint hatte. Und dabei hatte Seika vorhin doch so stark und heiter gewirkt, dafür, dass sie gerade aus ihrer langen Bewusstlosigkeit erwacht und immer noch so schwer verletzt war. Und die Blonde wusste auch sofort, warum Seika geweint hatte. Für sie war es nicht schwer zu erraten, weil sie sich nur eine Sache denken konnte, die gar nicht lange her war, die diese starke Kunoichi so um ihre Beherrschung bringen könnte. Es war bestimmt wegen der Person, über die sich Deidara die ganze Zeit so furchtbar aufregte: Der Uchiha. Jener Mann, den Furiko in Gedanken noch nie mit Vornamen angesprochen hatte. Sie hatte ihn überhaupt noch gar nie angesprochen, denn sie hatte es sich noch nicht getraut. Überhaupt, hatte es auch keinen Grund gegeben, jemals mit ihm zu reden... Doch das war jetzt nicht von Bedeutung. Wenn Deidara hier herein kommen würde und Seika in diesem Zustand vorfand, dann würden Köpfe rollen. Deshalb berührte Furiko die Brünette leicht an der Schulter. Seikas Schlaf war wohl nicht sehr tief, denn sie schreckte sofort auf und starrte Furiko mit geweiteten Augen an. „Furiko... Was...“, stammelte sie und die Verzweiflung in ihren Augen war überdeutlich, weil Seika sicher nicht damit gerechnet hatte, dass jemand bei ihr sitzen würde, wenn sie aufwachte. Als sie vorhin zum ersten Mal erwacht war, war sie alleine gewesen, sodass sie sich hatte sammeln können, bevor Deidara und Furiko zu ihr gekommen waren. Seika sah so aufgelöst aus, sodass die Blonde sehr mit ihr mitfühlte. Sie holte ein Taschentuch aus ihrer Hosentasche und schüttelte es auf, während sie mit ihrer anderen Hand weiter Seikas Schulter tätschelte. „Ganz ruhig! Ich muss Dir nur das Gesicht abtrocknen, Seika-san. Wenn Deidara Dich so sieht, wenn er kommt, dann wird er ausflippen. Und ihn aussperren kann ich auch nicht, dann wird er bestimmt sauer und misstrauisch“, meinte sie und als Seika nicht antwortete, sondern Furiko einfach nur weiter mit leichter Verwirrung und Fassungslosigkeit ansah, da begann die Blonde einfach, mit dem Taschentuch die nassen Spuren auf Seikas Gesicht mit leichtem Tupfen zu beseitigen. Es dauerte ein paar Sekunden, bis Seika sich wieder entspannte und ihr Kopf mit einem leisen Wimmern auf die Kissen zurück sank. Sie sah ein wenig beschämt aus, denn Furiko hatte Recht. „Deidara-san ist... ein wenig schwierig, nicht wahr?“, fragte Furiko etwas zögerlich, um die Situation und die Gedanken der Brünetten etwas in eine andere Richtung zu lenken, damit diese nicht zu dem Uchiha zurückkehrten. Furiko war nicht wirklich gut im Smalltalk, aber dies hier ging ja um die Akatsuki an sich und um ihren ihr zugewiesenen Partner. Sie sah, wie sich Seikas Mundwinkel leicht nach oben verzogen und ihr Gesicht einen zynischen Ausdruck bekam. „Tss… Ein wenig ist gut“, entgegnete sie harsch, aber nicht böse gemeint und hob langsam ihren Arm, um Furiko das Taschentuch abzunehmen und sich damit selber über die noch feuchten Augen zu wischen. Es kostete sie einiges an Konzentration und Kraft, dies zu tun, doch ein wenig selbstständig zu sein, tat doch gut. Sie atmete tief ein und dabei stieg ihr der Geruch des Essens in die Nase. Sie sah zu dem Tablett und ihr Magen begann augenblicklich zu rumoren. „Willst Du versuchten, etwas zu essen?“, wollte Furiko wissen und Seika nickte, sodass die Blonde das Tablett nahm und es vorsichtig auf Seikas Schoß abstellte. Diese begann, langsam nach dem Löffel zu greifen und etwas von der Suppe zu essen, möglichst ohne etwas davon zu verschütten. Während sie also langsam aß, herrschte Stille zwischen den beiden jungen Frauen, nur das Klappern von Geschirr war zu hören. Die warme richtige Mahlzeit war köstlich und tat Seika wirklich gut. Sie fühlte bereits jetzt, dass sie mit etwas fester Nahrung sicher schnell wieder zu Kräften kommen würde. Als Furiko etwas verlegen auf ihrem Stuhl herum rutschte, legte Seika ihren Löffel beiseite, um sich wieder ein wenig auszuruhen und sah die Blonde an. „Danke für Deine Hilfe, Furiko-san. Hast du dich schon einigermaßen hier eingelebt?“, fragte sie, sodass Furiko überrascht aufblickte und ein wenig rot im Gesicht wurde. Sie verschränkte ihre Hände und blickte auf ihre nervös herum zuckenden Finger. „Ich... Also... Na ja, es war viel los in letzter Zeit und... Deidara-san hat immer irgendetwas anderes zu tun, also...“, antwortete die Blonde aufgeregt, weil sie nicht erwartet hätte, dass Seika sie plötzlich ausfragen würde. Seika hob leicht eine Augenbraue. Furiko schien nicht gerne über sich zu reden. Auch damals, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren, hatte sie so schüchtern reagiert. „Ach, Deidara... Dem werde ich mal meine Meinung sagen. Er ist ein schrecklicher Egoist, dabei sollte er sich etwas mehr um Dich bemühen. Er hat eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe und druckst mal wieder herum wie ein kleiner Junge! Und wenn er Dir mal blöd kommt, gib es ihm noch dümmer zurück. Manchmal hat er es nicht anders verdient“, sprach Seika verständnislos und erntete dafür von Furiko einen bewundernden Blick, obwohl diese noch röter angelaufen war. So etwas würde die Blonde sich niemals zutrauen! Deidara war älter als sie, er war ein Mann, damit um einiges stärker und hatte als Shinobi sicher auch viel mehr Erfahrung. Er war auch schon sehr viel länger bei den Akatsuki und dadurch ranghöher und- Seika konnte die widersprüchlichen Gefühle regelrecht auf Furikos Gesicht sehen. „Mach Dir darüber nicht zu viele Gedanken. Er muss ein wenig rauer behandelt werden, sonst denkt er irgendwann, er wäre der Gockel auf dem Misthaufen. Er kann auch nett und einfühlsam sein, doch er braucht seine Zeit, um so weit Vertrauen aufzubauen. Ja, er ist wohl so schwierig im Umgang, weil er sich so am Besten vor der Umgebung schützen kann. Er hatte es nicht leicht, als er zu den Akatsuki kam... Aber jetzt erzähl Du mir endich mal, warum Du herkamst“, schwenkte Seika das Thema auf Furiko um, weil die Gedanken, mit denen die Brünette Deidara beschrieben hatte, an diesem einen Punkt auf eine bestimmte andere Person übergingen und Seika sich nun wirklich nicht mit diesem Thema abgeben wollte. Deshalb forderte sie Furiko auf, von sich aus zu reden. Die blonde Kunoichi war von den auf Deidara bezogenen Erklärungen von Seika immer noch ganz verwirrt und kam sich deshalb etwas überrumpelt vor. Furiko zögerte lange, bevor sie sich dazu durchringen zu konnte, zu sprechen. Es war nicht ganz so, dass sie ein Geheimnis aus ihrer Person machen wollte, weil sie ja nun zu einer Gemeinschaft gehörte, bei der Vertrauen wichtig war, doch sie sprach einfach nicht gern von ihrer Vergangenheit, weil sie sich dadurch selber an die nicht sehr schöne Zeit erinnern musste. Aber andersherum konnte sie sich auch nicht länger vor den Anderen verstecken und sich zurückziehen. Nun gut, sie konnte schon... aber sie würde es sicher nicht aushalten. Es gab nämlich einige Mitglieder der Akatsuki, von denen sie wusste, dass sie sie höchstwahrscheinlich irgendwann zur Verzweiflung treiben würden, wenn sie nicht von selber redete. Außerdem war es nun Seika, die danach fragte und die Brünette war bestimmt jemand, dem man solche Sachen anvertrauen konnte, da sie, so wie es ihr Tobi einmal erzählt hatte, die Organisation zu dem gemacht hatte, was sie nun war, und zwar mit positivem Einfluss. Und, wie Furiko feststellte, war sie auch die Einzige, der sie es im Moment auch anvertrauen wollte, nämlich einer anderen Frau, die es im Moment auch nicht besonders gut ging. War es nicht viel erleichternder, wenn man mit jemandem seine Ängste und Sorgen teilen konnte? Seika schien es nämlich auch nicht leicht gehabt zu haben und brauchte nun sicher ein wenig Ablenkung... Die Blonde seufzte und rutschte auf ihrem Stuhl hin und her, dann ließ sie resigniert die Schultern hängen. Seika beobachtete sie interessiert. Warum löste eine Frage nach ihrer Herkunft so heftigen Widerwillen in der Blonden aus? Ja, es gab Menschen, die eine schwere Zeit hinter sich hatten... Seika schüttelte ihren Kopf, weil sie nicht schon wieder abschweifen wollte. Es ging beinahe schief. Jedoch wusste keine der beiden jungen Frauen, dass sie im Moment ziemlich ähnliche Gedanken hatten, da keine von ihnen an vergangene Dinge erinnert werden wollte. Bei Seika jedoch lag es nicht lange zurück und der Schmerz darüber war in ihr noch sehr frisch. Furiko aber hatte die schweren Zeiten schon länger hinter sich gelassen. „Wenn Du Angst hast, ich würde es weiter erzählen, dann machst Du Dir umsonst Sorgen. Ich werde absolut dicht halten, wenn Du es willst. Außerdem will ich Dir damit nur helfen“, sagte Seika ernst und veranlasste Furiko, erneut zu seufzen. Dann verzog sich ihr feines Gesicht zu einer grimmigen Miene. Sie verschränkte ihre Hände fest ineinander und nahm eine gerade Haltung an, als würde sie nun vor einem wichtigen Gremium über eine ernsthafte Sache reden müssen. Sie brauchte wohl wirklich viel Überwindung, um nun zu reden. „Also gut... Wie Tobi-san anfangs schon mal gesagt hat, ich komme aus Tsuchi no Kuni, aus einem kleinen abgelegenen Dorf in den Bergen, weit weg von den größeren Städten, welches kaum am Geschehen der modernen Welt teilnahm, also wirklich sehr weit weg. Jeder dort war furchtbar abergläubisch und religiös, wir hatten keinen Strom und auch kein fließend Wasser, als wäre die moderne Zivilisation vollkommen an uns vorbei gegangen. Ist sie eigentlich auch. Seit ich denken konnte, hab ich mich dort einfach nie wohl gefühlt, weil... Doch... ich war immer zu ängstlich, um etwas zu sagen und mich den Befehlen meiner Eltern zu widersetzen, geschweige denn wegzugehen... Ich lebte dort, bis ich elf war und es war einfach grauenvoll...“, begann Furiko und fröstelte, obwohl es in Seikas Zimmer angenehm warm war. Die Brünette sah die andere junge Frau leicht irritiert an. „Das musst Du mir erklären. Die moderne Zivilisation ist nicht unbedingt in allen seinen Facetten gut, das Leben, wie es früher war, muss nicht gleich so schlecht gewesen sein...“, sagte Seika, die nicht auf Anhieb den Sinn hinter den Sätzen verstand, doch sie sah nur, wie Furiko ihren Kopf schüttelte. Wahrscheinlich hatte diese etwas Schwierigkeiten, ihre Geschichte für Andere verständlich zu machen. „Darum geht es eigentlich nicht wirklich. Ich habe bis jetzt immer noch nicht ganz das Vertrauen zu all den technischen Errungenschaften, doch das kommt wohl nur durch meine... mittelalterliche Erziehung. Es ist wegen... der Methoden, die in meinem Dorf Gang und Gäbe waren. Ich war schon damals immer etwas... anders, als der Rest der Kinder, doch ich wollte das nicht sein, weil ich dadurch die Aufmerksamkeit des ganzen Dorfes hatte. Ich hatte erstaunliche Reflexe, übertraf die meisten Erwachsenen im Intellekt und darüber hinaus hatte ich noch andere seltsame Fähigkeiten... Nein, nein, bitte denk jetzt nicht, ich wolle mich loben! Ich... Also...“, stammelte Furiko mit hochrotem Kopf und wedelte mit ihren dünnen Armen vor sich herum. Sie hatte eigentlich relativ ruhig begonnen, zu erzählen, doch als sie das Thema dann auf sich gelenkt hatte, war sie ganz verlegen geworden. Seika musste gegen ihren Willen leise lachen. „Das macht doch nichts. Du redest ja aus der Perspektive der Leute aus Deinem Dorf. Ich hab es schon verstanden“, versuchte die Brünette Furiko mit ihrer sanften Stimme wieder zu beruhigen. Wenn dies so weiter ging, dann würden sie Stunden brauchen, bis die Blonde alles erzählt hatte. Bei jeder Kleinigkeit war ihr etwas peinlich und sie wollte bloß keine Verwechslungen auftreten lassen. Also atmete sie tief durch und begann dann wieder, diesmal noch vorsichtiger, ihre Geschichte zu erzählen. „Okay... Irgendwann merkte der Älteste im Dorf, dass es... Wetterschwankungen gab, wenn ich eine von meinen... ihrer Meinung nach, teuflischen Anfällen von Sturheit hatte. Ich war damals schon zehn Jahre alt und… Langsam wurde das Leben in dieser Gemeinde für mich zu einem Albtraum. Doch ich war trotzdem nicht stark… und nicht mutig genug, um mich gegen die Erwachsenen zu behaupten und hatte durch alles, was ich von... den religiösen Geschichten gehört hatte, auch Angst, in irgendeiner Weise... bestraft zu werden, sollte ich mich widersetzen. Andererseits hatte ich auch Angst vor mir selber, weil ich nicht wusste, was mit mir los war, denn auch ich wusste, was geschah, wenn… wenn ich wütend wurde, dies aber zu unterdrücken versuchte. Es wurde immer windig, und wenn es besonders schlimm war, dann bildeten sich auch dunkle Wolken am Himmel... Einmal wurde vom Ältestenrat beschlossen, ich… ich sei von einem bösen Geist besessen. Ich konnte es selber nicht fassen und war… vollkommen erschüttert, als auch meine Eltern mich verstoßen wollten... Doch da war plötzlich ein Mann, der meinte, er könnte die Familienehre wiederherstellen, indem er... mich... Oh, ich hatte... mehr Angst... als... je zuvor...“, stotterte Furiko und hatte ein ganz rotes Gesicht, diesmal jedoch nicht vor Verlegenheit, sondern vor Scham und Zorn. Sie zitterte leicht, denn das, was sich damals abgespielt hatte, konnte sie wirklich nicht einfach so aussprechen. Doch sie musste für Seika auch nicht weiterreden. Als Furiko plötzlich eine Hand auf ihrem Knie spürte, sah sie auf und Seika erkannte den verletzten Ausdruck in ihren Augen. Die Brünette wusste, auf was die Geschichte hinauslief und brauchte nicht mehr zu hören, doch Seikas Anteilnahme schien Furiko irgendwie Kraft zu geben. „Wir... wurden verheiratet. Ich war gerade erst elf Jahre alt geworden! Ich war doch immer noch ein Kind! Der Mann sagte, er könnte mir den bösen Geist austreiben, dabei wollte er den Willen eines unschuldigen Mädchens brechen, indem er es vergewaltigte! Ich brach in Panik aus... Ich hatte so schreckliche Angst... Der Mann dachte, er wäre schlau und die Befürchtungen der Dorfbewohner seien nur Hirngespinste. Doch sie hatten in einer Sache Recht. Ich war mit etwas begabt, was kein Anderer von ihnen nur ansatzweise hatte, weil diese Fähigkeit bei niemandem so zu der Ausprägung gekommen war, wie bei mir. Meine hysterische Furcht entlud sich jedenfalls in einem schlimmen Gewitter und ein Blitz schlug genau in den Kopf des Mannes ein, noch während er... mir die Kleider von Leibe riss. Er war auf der Stelle tot und ich wusste, dass ich fliehen musste, um nicht selber von den anderen Menschen des Dorfes gelyncht zu werden. Ich ging also fort... nur mit den Sachen, die ich noch am Körper trug. Ich lief Tag und Nacht, bis ich nicht mehr konnte und ohnmächtig wurde... Und als ich wieder aufwachte... da lag ich in einem weichen Bett und alles schien so friedlich und richtig zu sein, dass... ach, das waren die einzigen Jahre meiner späten Kindheit, die ich wirklich genossen habe...“, erzählte sie. Furikos Stimme schwankte von Rage über Entsetzen, doch dann wurde sie langsam leiser und ruhiger und am Ende, da lächelte sie sogar. Es verwunderte Seika nun nicht mehr, dass Furiko sich so schwer getan hatte, ihre Vergangenheit preis zu geben. Sie hatte wirklich kein leichtes Los gehabt und so ein Erlebnis war etwas, welches eine Frau und vor allem ein junges Mädchen, dem dies widerfahren war, niemals vergessen würde. Aber es hatte wohl doch auch bessere Zeiten im Leben der Blonden gegeben. „Hat Dich jemand zu sich aufgenommen?“, fragte Seika nach und Furiko nickte, deren Gesicht nun einen schwelgenden, leicht traurigen Ausdruck angenommen hatte. Sie brauchte wohl ein paar Sekunden, um sich wieder alles ins Gedächtnis zu rufen. „Ja, mich hat jemand aufgenommen. Ich glaube, ich... ich war einer der Menschen mit dem meisten Glück. Mich hätte auch jemand mit bösen Absichten finden können, doch ich kam in die Obhut einer alten Dame, die sich schrecklich nett um mich kümmerte, weil ihr Sohn im Krieg war und dessen Frau und ihre beiden Kinder mit ihm gegangen waren. Oft erzählte sie mir, dass ihre Enkel nur etwas jünger waren, als ich damals. Weil die Frau doch schon sehr alt war, konnte sie mir gut vermitteln, auf ihre altmodische Weise, was in der Welt so vor sich ging. Ich war nur noch erstaunt, und als ich wieder auf den Beinen war, da konnte ich die Umgebung der Hütte, in der wir nun wohnten, auch alleine erkunden. Ich war ja noch sehr jung und weil ich die abergläubischen Geschichten der Dorfbewohner gehasst habe, fand ich mich doch relativ schnell zu recht, denn die Gegend war immer noch abgelegen von den großen Städten, doch war dort schon sehr viel mehr los, als bei uns damals! So lebte ich dann ein ganzes Jahr vor mich hin und es war schöner, als ich mir je in meinen Träumen ausgemalt hätte“, erklärte sie weiterhin. Nun strahlte sie beinahe und Seika musste feststellen, dass dieser fröhlichere Ausdruck viel besser auf das so mädchenhafte Gesicht passte, als diese schüchterne, distanzierte Miene. Auch redete Furiko nun viel freier und ohne viel zu zögern, denn sie fühlte sich durch Seikas geduldiges Zuhören ermutigt und deshalb sprach sie auch weiter. „Eines Tages, da kam der Sohn der alten Frau zurück und er bedeutete für mich wirklich eine sehr große Wende in meinem Leben. Er war ein Mann, also… konnte ich ihm Anfangs nicht viel Vertrauen schenken, ja, ich fürchtete mich anfangs sogar vor seinem Gesicht, auch wenn er streng, aber freundlich ausschaute. Es dauerte nicht lange, da fand ich heraus, dass er ein Shinobi war. Ich hatte dieses Wort vorher noch nie gehört, doch er erklärte mir, dass er ein Krieger sei und für den Tsuchikage gegen ein anderes Land gekämpft hatte. Und er erkannte nach einigen Tagen, dass das, was die Dorfbewohner an mir für eine dämonische Aura gehalten hatten, Chakra war. Sofort bot er mir an, dass er mich lernen wollte, das Chakra zu benutzen, welches ich immer nur durch Gefühlsregungen zum Vorschein gebracht hatte. Ich konnte mir nicht viel darunter vorstellen, doch ich willigte ein. Nun ja, so begann mein Weg als Kunoichi...“, erklärte Furiko und lächelte weiter. Seika blickte sie mit zu einem leichten Schmunzeln verzogenen Lippen an und war zufrieden damit, wie die Sache mit ihrem Gespräch begonnen hatte und wie gut es voran gegangen war. Doch das war noch sicherlich nicht alles, vor allem erklärte dies nicht den Grund, weshalb Furiko bei den Akatsuki eingetreten war. Die Brünette wollte schon nach haken, doch da klopfte es an die Tür und Deidara kam herein. Er sah, dass die beiden jungen Frauen in ein tief gehendes Gespräch verwickelt waren und als er zu Furiko blickte, und erkannte, dass sie erheitert lächelte und ihre grauen Augen mit innerer Zufriedenheit und Ausgewogenheit funkelten, da war er ganz erstaunt. So hatte Deidara die Blonde noch nie gesehen. Überhaupt hatte er so einen unbeschwerten Ausdruck länger nicht mehr in irgendeinem Gesicht gesehen. Nicht selten hatte Seika glücklich gewirkt, doch auf eine ganz andere, reife, ruhige Art. Doch bei Furiko wirkte es beinahe noch kindlich, was aber bewirkte, dass sie eigentlich richtig hübsch aussah, völlig verändert als sonst, was ihr richtig gut stand. Irgendwie erinnerte sie ihn plötzlich an seine Zeit vor der Mitgliedschaft bei den Akatsuki... Er konnte das Brummen, das seine Gedankengänge verraten hätte, gerade noch unterdrücken. Er war kein Gefühlsdusler und das würde auch so bleiben. Außerdem würde Furiko sicher gleich wieder zurück in ihr altes Verhaltensmuster fallen. Sie hatte sich mit Seika unterhalten, einer anderen Frau, und ihr vielleicht etwas von sich anvertraut. Weil er nun herein gekommen war, hatte er bestimmt die Atmosphäre, die sich bei dem Gespräch aufgebaut hatte, zerstört. Und er behielt Recht. „Ah, Deidara-san...“, sagte Furiko mit plötzlich rot leuchtenden Wangen und halb gesenktem Blick. Auch jetzt musste der Blonde sich stark zusammenreißen, um nicht zu seufzen. Er schaute zu Seika und sah, dass sie ihn ruhig, jedoch auch mit einer gewissen Warnung ansah. Deidara war ein wenig verwirrt, weil er nicht wusste, ob sie ihn sie anblickte, weil sie bemerkte hatte, wie er auf Furiko reagiert hatte, oder ob es war weil sie wusste, oder besser gesagt erraten hatte, wie er sich in den letzten Tagen aufgeführt hatte. Nun ja, es war auch nicht schwer zu erraten, weil er sich bereits einige Male vor ihren Augen so benommen hatte. Er schämte sich plötzlich sehr für die Gedanken, die er vorhin gehabt hatte, in denen er gehofft hatte, Seikas Kopf wäre durch den Schlag kräftig durchgeschüttelt worden, damit sie nicht mehr wusste, was vorgefallen war... Die Stimmung änderte sich merklich nach Deidaras Kommen. Seika aß die Sachen, die Furiko ihr gebracht hatte, auf und sie wechselten ein paar nichts sagender Worte, im völligen Kontrast zu der Geschichte, die die Blonde vorhin voller Emotionen geschildert hatte. Doch Seika musste zugeben, dass sie nach dem angestrengtem Lauschen und den vielen Bewegungen doch wieder ziemlich entkräftet war, obwohl ihr Magen gefüllt war und sie sich schon um einiges besser fühlte. Deshalb gingen die beiden Anderen auch diesmal schnell, damit Seika sich weiterhin ausruhen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)