Deepest Gold von Bettyna (Who are you, holy flame?) ================================================================================ Kapitel 42: Stories and decisions --------------------------------- Keiner von den Akatsuki wusste, auf was für einer Mission sich Itachi befand, wo er gerade weilte und wie lange er noch fort sein würde. Nach dieser langen Zeit seiner Abwesenheit fragten sie sich schon, wann er wohl zurückkehren würde. Doch natürlich wurde diese Frage von niemandem öffentlich gestellt, weil im Allgemeinen bekannt war, dass es einige Personen unter ihnen gab, die nicht gut auf den Uchiha zu sprechen waren und daraufhin vielleicht durchdrehen würden. Trotzdem hatten auch diese ihre eigenen Gedanken, während sie ihren Pflichten nachgingen. Deidara hatte endlich damit angefangen, mit Furiko zu trainieren, obwohl sie sich dabei schüchterner als sonst anstellte und ihn damit teilweise zur Verzweiflung brachte. Weil Seika ihn ermahnt hatte, er solle endlich etwas tun, damit sich die Beiden irgendwann wirklich ein richtiges Team nennen konnten, hatte er begonnen, zusammen mit der Blonden ein paar Taktiken und Techniken auszuarbeiten. Er musste sich zusammenreißen, um sich zu konzentrieren und den noch vorsichtigen, aber trotzdem schon gefährlichen Schlägen von Furiko auszuweichen, weil er eigentlich fast immer nur an etwas anderes dachte, und zwar an Seika. Nein, nicht etwa an ihren Körper oder ihr Aussehen. Er hatte gehofft, er hätte sich mit ihr gut stellen können, doch da war immer noch etwas Unausgesprochenes zwischen ihnen, was eine gedrückte Stimmung verursachte, wenn sie unter sich waren. Trotz Itachis Verhalten, dass er Seika nicht hatte retten wollen, auch wenn sie in Lebensgefahr gewesen war, wurde Deidara das nagende Gefühl nicht los, dass Seika immer noch an dem Uchiha hing. Sie vertuschte es ganz gut, doch trotzdem bemerkte er, dass sie manchmal abwesend war und innerlich mit sich kämpfte. Doch Deidara war im Moment an einem Punkt angekommen, an dem seine Mordgelüste an dem Uchiha beinahe verklungen waren. Er wusste, dass es sinnlos war, Seika von ihm wegziehen zu wollen. Nein, er hatte sich mittlerweile mit sich selber auf etwas anderes geeinigt. Er wollte Seika nicht traurig sehen, also musste Itachi eben einmal einen richtigen Arschtritt bekommen. Verdammt, dieser Idiot hatte so ein großes Glück, dass jemand wie Seika sich um ihn sorgte. Das hatte er überhaupt nicht verdient. Doch Seika war Deidaras Freundin, ja, so konnte er ihr Verhältnis zueinander mittlerweile wohl bezeichnen und das hieß, er würde ihr helfen, so gut er konnte. Tobi machte sich ähnliche Sorgen und Gedanken, was Seika und Itachi anging. Auch er beobachtete die junge Frau sehr genau, um feststellen zu können, wann es ihr besonders schlecht ging, damit er sie ablenken konnte, weil das das Einzige war, was er effektiv tun konnte. Seiner Meinung nach gelang es ihm sehr gut, denn die Brünette wurde von Tag zu Tag lockerer. Fand sie sich langsam mit dem Gedanken über Itachis Tat ab? Tobi fand diese Möglichkeit eigentlich sehr traurig, nicht nur von Seikas Seite aus, sondern auch wegen Itachi. Der berüchtigte Uchiha war, seitdem er das Verhältnis zu Seika aufgebaut hatte, viel entspannter geworden. Er war sicher alles Andere als gleichgültig, auch dem gegenüber, was er in seiner Vergangenheit getan hatte und war deshalb so kalt, um es nicht zu zeigen, doch Seika hatte wieder ein Stück Leben in ihn zurück gebracht. War dies nun endgültig vorbei? Wenn ja, dann wäre es wirklich schade. Und Seika selber? Sie versuchte wirklich vehement, ihre Gedanken nicht auf Itachi abschweifen zu lassen, was tatsächlich nicht einfach für sie war. Deshalb beschäftigte sie sich unentwegt, ob es mit Training oder lesen war, oder mit der Gesellschaft der Anderen. Eigentlich war immer jemand da, der Zeit mit ihr verbrachte und dafür war sie dankbar. Auch Furiko war oft dabei, jedoch nie alleine. Seika hatte sich vorgenommen, auch noch den Rest ihrer Geschichte zu erfahren, doch sie würde den zweiten Teil ihrer Vergangenheit sicher nur in einem persönlichen Gespräch erfahren. Weil die Brünette eines Tages nichts mehr zu tun hatte, da sie ihr Training bereits hinter sich hatte, es sonst nichts gab, was sie gerade unbedingt nachlesen wollte und auch keiner im Gemeinschaftsraum oder in der Küche aufzufinden war, beschloss sie es in ihre eigene Hand zu nehmen, damit sie endlich erfuhr, was Furiko wirklich zu den Akatsuki gebracht hatte. Da sie wusste, wo das Zimmer der Blonden war, wollte sie nachsehen, ob sie da war und Zeit hatte, zu reden. Seika klopfte, doch niemand antwortete ihr. Sie klopfte ein zweites Mal, nun aber etwas fester an die Tür, denn vielleicht hatte Furiko sie nicht gehört. Doch es tat sich immer noch nichts im Zimmer. Seika zuckte mit den Schultern und wollte schon wieder gehen, doch da spürte sie eine ganz schwache Präsenz in dem Raum und hob ihre Augenbrauen. War Furiko etwa doch da? „Furiko? Ich bin’s, Seika! Ist alles in Ordnung?“, fragte die Brünette skeptisch und dann hörte sie auf einmal doch Schritte und die Tür wurde einen Spalt geöffnet. Furikos Augen blitzten wehleidig dahinter hervor. „Seika! Komm schnell rein, aber leise!“, flüsterte die Blonde, griff nach ihrem Arm und zog sie in das Zimmer. Danach verschloss sie die Tür wieder und lehnte sich von innen dagegen. Erleichtert atmete sie ein und aus. Seika wusste indessen nicht, was sie von diesem seltsamen Benehmen halten sollte. „Was ist denn los?“, fragte die Brünette irritiert nach, doch Furiko presste ihren Zeigefinger gegen ihre Lippen, um ihr zu bedeuten, ihre Lautstärke zu vermindern. Die beiden Frauen hatten sich in der letzten Zeit immer enger angefreundet, sodass Furiko letztens endlich eingewilligt hatte, Seika nicht mehr mit dem Höfflichkeitszusatz anzusprechen. Das gleiche hatte sie auch mit Tobi vereinbart, doch Deidara und Kisame bedachte sie immer noch mit der Ergänzung -san, weil sie, wie sie selber gesagt hatte, noch zu viel Respekt vor den Beiden hatte. „Kisame-san will die ganze Zeit schon was von mir! Ich bin vor ihm geflüchtet und er hat bereits zwei Mal an meiner Tür angeklopft! Bestimmt sucht er wieder jemanden, mit dem er trinken kann, aber ich will nicht! Damals, als Tobi und Kisame-san von ihrer Mission zurück gekommen sind und ich von dem Sake probiert habe, war mir am nächsten Tag furchtbar schlecht! Ich will das nicht noch mal machen!“, erklärte Furiko der Brünetten im Flüsterton und mit unglücklichem Gesichtsausdruck. Seika musste aufpassen, dass sie nicht auflachte, weil Furiko das sicher nicht als sehr nett empfinden würde. Doch Furiko brauchte ihr nicht erzählen, dass sie von dem Trinkgelage einen Kater bekommen hatte, weil sie wirklich ziemlich viel von dem Alkohol zu sich genommen hatte, was an ihrer ungewöhnlich lockeren Zunge leicht zu erkennen gewesen war. Außerdem war sie es bestimmt nicht gewohnt, zu trinken. „Dann sag ihm doch einfach, dass Du nicht willst!“, antwortete Seika mit derselben Lautstärke, obwohl sie es einmal wieder lustig fand, wie Furiko sich anstellte. Auf Seikas Vorschlag hin erschauderte die Blonde. „Wie? Das kann ich doch nicht machen- Oh… Nein, das geht nicht!“, rief sie erschrocken aus, bevor sie sich wieder erinnerte, dass sie mucksmäuschenstill sein musste, um nicht aufzufliegen. Seika schüttelte nur den Kopf. Es schien, als hätte Furiko nichts dazugelernt, seit sie zu den Akatsuki dazu gekommen war. „Ich habe Dir doch schon einmal gesagt, dass man es ihm deutlich sagen muss, weil er es sonst nicht kapiert. Tobi hat anfangs auch nie deutlich abgelehnt. Du kannst Dir nicht vorstellen, wie oft ich ihn behandeln musste, weil ihm so übel war“, erklärte Seika und Furiko wurde um eine Schattierung bleicher. Ihr fiel es gar nicht mehr auf, dass die Brünette mit normaler Stimme geredet hatte. „Außerdem, wenn Kisame noch einmal herkommt, dann werde ich ihm eben sagen, dass Du kein Interesse hast. Ich habe nämlich nicht vor, mich flüsternd mit Dir zu unterhalten“, stellte Seika klar und erntete dafür einen verwirrten Blick von der Blonden. So schnelle Themenwechsel brachten sie immer durcheinander, deshalb war sie auch nicht in der Lage, auszuweichen. „Was- Unterhalten? Worüber denn?“, wollte sie wissen, doch Seika lächelte ihr nur sachte zu. Sie wies zum Bett und fragte, ob sie sich nicht ein bisschen zusammen setzten konnten. Furiko hatte nichts dagegen. Es gab im Moment nichts für sie zu tun, weil sie nicht vorhatte, einen Schritt nach draußen auf den Gang zu setzen, bevor sie nicht wusste, dass Kisame bereits alleine mit seinem Gelage begonnen hatte und dann auch niemanden mehr belästigen würde. Sie setzten sich also hin und Seika warf einen ersten genaueren Blick auf die Räumlichkeiten, in denen sie sich nun zur ersten Mal aufhielt. Schon beim Eintreten hatte sie die Atmosphäre hier etwas erstaunt, nun jedoch war sie wirklich überrascht. Furikos Zimmer sah so… individuell aus! Seika hatte zu ihrem privaten Raum nichts hinzusteuern können, dort fand sich nur die Einrichtung, die auch vorhin dagewesen war, außer, dass sie sich im Laufe der Zeit ihre persönliche kleine Bibliothek zusammengestellt hatte und sich seit kurzem auch ihre eigenen Pflanzen zog, die nicht selten irgendeine medizinische Wirkung hatten. Sie hatte sich einmal aufgemacht, um draußen Ableger und Samen zu sammeln und sich dann dieses kleine Herbarium an Pflanzen zu ziehen, die sie für häufig benötigte Mittel frisch zur Zubereitung brauchte. Das Grün brachte eine schöne Frische in ihr Zimmer und dass sie sich nun auch noch darum kümmern musste, war eine weitere kleine, aber angenehme Belastung. Doch Furikos Wohn- und Schlafraum enthielt zwar wenige und doch auffallende Gegenstände, die Seika staunen ließen. Auf dem Schreibtisch standen gut sichtbar drei Bilderrahmen mit Fotos, die Seika vom Bett aus nicht genauer sehen konnte. Außerdem saß auf einem der beiden Stühle hier ein zerschlissener Stoffhase und Furikos Bett krönte ein rotes Kissen. Es waren wohl ganz persönliche Dinge aus ihrer Vergangenheit, die in der Brünetten etwas Wehmut hervorriefen. „Du bist mir doch noch den Rest Deiner Geschichte schuldig! Was sind denn das eigentlich für Sachen?“, fragte Seika schließlich und Furiko seufzte, nachdem sie kurz nachgedacht hatte. Sie hatte sich schon gedacht, dass die Brünette das nicht vergessen hatte und hatte, gehofft, dem Ganzen auswichen zu können, doch sie war nicht genervt darüber. Seika vertraute sie sich gerne an. In einem ihrer Gespräche hatten sie herausgefunden, dass Furiko nur zwei Monate jünger als Seika war, obwohl die Brünette schon viel erwachsener wirkte als die Blonde, die auch generell jünger geschätzt wurde. Jedenfalls hatte Seika auch die kleinen Mitbringsel bemerkt, die sie mitgenommen hatte, bevor sie sich aufgemacht hatte, die Basis der Akatsuki ausfindig zu machen. „Ach, das alte Zeug… Das Kissen und den Hasen habe ich von der alten Frau bekommen, die mich aufgenommen hatte, nachdem ich aus meinem Dorf geflohen war. Nun ja, der Sohn von ihr war ein Jounin und seine Kinder bereits Genin. Da der Ort, an dem sie lebten, doch um einiges von den größten Städten entfernt war, bildete er seine Kinder selber aus. Deshalb war es auch nicht besonders umständlich, dass er mich auch gleich noch dazu nahm. Er erklärte mir genau, was Chakra war und wie man es benutzte und es dauerte nicht lange, da hatte ich schon zu dem Trainingsstand seiner Kinder aufgeholt. Sie waren immer ein wenig neidisch auf mich und ich habe mich nie richtig mit ihnen angefreundet, doch so wichtig war mir das damals gar nicht, weil ich auch in meinem Dorf nie richtige gleichaltrige Freunde gehabt hatte. Mein Training zog sich ein paar Jahre hin. Eines Tages nahm mich der Mann mit in die nächst größere Stadt und dort wurde ich schnell zum Genin ernannt und nahm noch am selben Tag mit den Kindern des Mannes als Team bei den Chuuninprüfungen teil, die wir auch gemeinsam schafften. Was ich nicht wusste, war, dass mein Erfolg beobachtet wurde“, erzählte Furiko für eine Weile ohne Unterbrechung, doch als sie stoppte, hatte sie einen düsteren Ausdruck in ihren feinen Zügen. „Hatte das… mit diesem Bandenchef zu tun?“, fragte Seika nach, um das Gespräch voran zu treiben, weil sie sich an die kurze Erklärung von Tobi erinnerte, die gut hier hin passte. Furiko bejahte das. „So ist es. Viel Lebenserfahrung und Vorsicht hatte ich damals noch nicht. Als diese Leute meinten, sie würden mein Talent sehr schätzen und würden mir helfen können, mich noch sehr viel mehr weiterentwickeln, da willigte ich schnell ein, weil ich so fasziniert war von der Kraft, die ich hatte und die ich nun auch kontrollieren konnte, dass ich noch mehr darüber lernen wollte. Zugegebenermaßen waren die Leute dieser Organisation wirklich sehr qualifiziert und es gab gute Lehrer unter ihnen. Doch war der Untergrund dieser Gruppe sehr düster, was ich erst viel später herausfand. Jedenfalls kapselten sie mich immer mehr von meiner Ziehfamilie ab, was ich nicht recht bemerkte, weil sie mich sehr ins Training und die Lehrstunden einspannten und es mir eigentlich auch Spaß machte. Richtig stutzig wurde ich erst Jahre später, als sie mir immer noch nicht erlaubten, die Jouninprüfung wahrzunehmen. Da sagten sie mir, dass sie dadurch vermeiden wollten, dass ich in der Öffentlichkeit bekannt werden würde, damit es keinen Neid wegen meinem Kekkei Genkai gab. Ich gab Ruhe, doch ich war verunsichert. Und ab diesem Punkt merkte ich bald, dass vieles nicht stimmte. Sie taten es nicht offensichtlich, doch sie hielten mich wirklich von meiner Ziehfamilie fern. Einmal schlich ich mich davon, um sie zu besuchen. Ich dachte nicht daran, dass es ein schrecklicher Fehler war. Nur ein paar Tage später erreichte mich die Nachricht, dass alle tot waren. Die alte Dame, ihr Sohn und seine Frau und auch die Kinder. Ich hatte nun keine Zweifel mehr, dass das die Organisation gewesen war…“, redete die Blonde weiter und ihr Gesicht war von Traurigkeit nur so überzogen. Seika glaubte in ihren Augen zu sehen, dass sie sich auch etwas Schuld daran gab, dass die einzigen Menschen, die ihr doch irgendwie wichtig waren, sterben mussten, weil sie ungehorsam gewesen war und Befehle missachtet hatte. Doch Seika unterbrach Furiko nicht. Es tat immer gut, wenn man sich aussprach, dass hatte sie selber schon erfahren. „Das erklärt immer noch nicht, warum ich zu den Akatsuki kam und meine Entscheidung hört sich vielleicht mehr als seltsam an, doch ich erfuhr mehr und mehr von den grausamen Methoden dieser Organisation. In der Öffentlichkeit waren sie ein angesehenes Institut für junge talentierte Shinobi, doch sie bildeten diese Ninja für ihr Killerkommando aus. Sie merkten, dass ich herausgefunden hatte, welche krummen Dinge dort liefen und wiesen mich bald tiefer in ihre abscheulichen Machenschaften ein, weil sie dachten, dass ich durch den Mord an meiner Ziehfamilie so eingeschüchtert worden wäre, sodass ich ohne Widerworte gehorchen würde. Raubmord, skrupellose Diebstähle, Blutfehden und Racheakte waren in der Organisation an der Tagesordnung. Ich hatte Angst vor diesen Leuten, also tat ich zuerst wirklich das, was sie mir sagten, bis zu jenem Auftrag, für den sie mich losschickten, um einen anderen Bandenchef umzubringen. Es war meine erste Mission, bei der ich selber töten sollte. Sie schickten Begleiter mit mir, die meine Tat bezeugen mussten, damit ich ein vollwertiges Mitglied der Organisation werden konnte. Doch das war das allerletzte, was ich wollte. Wir brachen zu dieser Mission auf, und ich tötete meine beiden Begleiter, um unterzutauchen. Ich tötete auch den benannten Mann und als ich zurückkam, um meine Tat zu berichten, brachte ich den Boss der Organisation um. Man schnappte mich jedoch und ich dachte, es wäre auch mit mir vorbei, doch sie machten mir den Prozess und hetzten die ganze Stadt gegen mich auf. Ich starb nur nicht, weil die Organisation mich immer noch in ihren Reihen haben wollte, mit allen Mitteln, und zwar bei den sogenannten 'Osoroshisa', eine anderen Zweig der Gruppierung, damit sie mich weiterhin benutzen konnten. So blieb mir die Wahl: Entweder ich floh für den Rest meines Lebens und wäre nirgendwo in Sicherheit, oder ich trat bei einer anderen Organisation ein. Natürlich hatte ich während meiner Ausbildung von den Akatsuki gehört und auch von ihren stillen und geschickten Methoden gehört. Natürlich musste ich irgendwo unterkommen, wo ich gut geschützt war. Also wählte ich letztendlich diesen, zugegebenermaßen riskanten Weg – doch ich bin jetzt sehr froh darüber“, schloss Furiko ihre Geschichte und atmete tief seufzend aus. Es klang alles gar nicht so abwegig, wie sie anfangs gemeint hatte. „Ich verstehe Dich gut, Furiko. Ich hatte anfangs auch Bedenken, hier einzutreten, doch ich erkannte schnell, dass die Arbeit der Akatsuki nicht darin bestand, sinnlos irgendwelche Leute abzuschlachten. Ich kenne zwar Pains wahres Ziel immer noch nicht, aber es geht hier immer gerecht zu. Und die anderen Mitglieder sind auch alle irgendwie menschlich…“, sagte Seika, doch ihr Blick war gesenkt. Ja, das stimmte wirklich. Jeder der Anderen hier hatte seine Macken und seine individuellen Charakterzüge. Und besonders eine Person hatte sie von einer Seite kennengelernt, die menschlicher nicht sein konnte… Furiko sah den wechselnden Ausdruck in den Augen der Brünetten und wusste sofort, dass sie etwas tun sollte, damit sie wieder auf andere Gedanken kam. „Magst Du die Bilder sehen? Ich hole sie!“, rief die Blonde ohne eine Antwort abzuwarten aus, sprang von Bett und lief zu ihrem Schreibtisch, wo sie die Rahmen einsammelte und zu Seika zurückbrachte. Sie setzte sich wieder hin und rückte etwas näher zu der Brünetten, die ihr aufmerksam zusah. „Das bin ich mit dreizehn Jahren. Ich und die alte Dame backen gerade Kekse!“, erklärte sie und Seika musste lachen, als sie das magere Mädchen mit der viel zu großen Kochschürze sah, das vollkommen mit Mehl zugestaubt war und ungeschickt versuchte, einen Teig zu kneten. Das Bild und auch die anderen Beiden, die ähnliche Szenen zeigten, lenkten sie von der Gegenwart ab und auch Furiko hatte vergessen, dass sie sich eigentlich vor Kisame versteckte, als die beiden jungen Frauen laut und unbeschwert lachten und noch ein paar weitere Stunden in gemütlicher, angenehmer Atmosphäre zusammen saßen und so ihre Freundschaft etwas enger knüpften. ----- Als es Abend war, ging Seika nach draußen, um die sternenklare Nacht zu genießen. Sie war in letzter Zeit so oft draußen, dass sie die Gelegenheiten gar nicht mehr zählen konnte, nicht nur wegen ihren Pflanzen, sondern einfach nur so. Anfangs hatte sie eigentlich gedacht, dass die Einsamkeit sie nur zu mehr ungeliebten Gedanken bringen würde, doch dem war nicht so. Die Varietät an visuellen Eindrücken und an der bunten Geräuschkulisse war beinahe berauschend und lenkte Seika vollkommen von allem Anderen ab. Das Spiel des Sternenlichts auf den Bäumen, dem Gras, den Felsen und den entfernten Gebäuden der Großstadt von Amegakure, der Wind, der das Bild immer wieder veränderte, wenn er durch die Blätter fuhr, die sich verändernden Formationen der wenigen Wolken, die am Himmel dahin zogen, die Tiere, die sich in der Nacht aus ihren Verstecken trauten, wenn Seika ganz still war und sich nicht regte. Zusammen mit den Geräuschen des leise säuselnden Windes, der rauschenden Blätter, der Tierrufe und anderen Lauten, die die junge Frau zwar nicht zuordnen konnte, die jedoch untrennbar mit der Nacht verbunden waren. Das alles verlangte Seikas ungeteilte Aufmerksamkeit und sie konnte sich daran erfreuen, wie vielleicht kein Anderer. Es war wohl etwas ungewöhnlich für sie, dass sie aus so Kleinigkeiten so viel Entspannung und Freude zog, doch es gab in letzter Zeit nicht so viel, was sie wirklich glücklich machte. Mit dem Rücken zu der Basis, die sich versteckt und gut getarnt in einem mächtigen Felsblock befand, saß sie im Schneidersitz im Gras, den Blick zu den Sternen gerichtet, in einem schon beim Beginn zum Scheitern verurteilten Versuch, die leuchtenden Punkte zu zählen. Und doch versuchte sie es immer wieder, weil sie auf diese Weise, bei der sie ihre Aufmerksamkeit auf die Sterne lenkte, jedes Mal neue Formationen entdeckte und so immer mehr Bilder kannte. Doch auf einmal durchschnitt das Auftreten einer neuen Präsenz die friedliche Atmosphäre und Seika fror in ihrer Position ein. Sie war nicht darauf vorbereitet und schon gar nicht jetzt, wo sie sich so sehr fallen gelassen hatte in das Gefühl, für einige Stunden frei von jeglichen Sorgen und belastenden Gedanken zu sein. Mit einem Mal überfluteten sie die Ängste und die Wut, die so sehr in ihrem Inneren brodelten, doch immer erfolgreich hatten bekämpft werden können. Doch in der Gegenwart der Person, die das alles in ihr ausgelöst hatte, schien all ihre Willenskraft zu schmelzen. Nur Sekunden, nachdem sie ihn gespürt hatte, tauchte Itachi in der Dunkelheit auf. Auch er hatte Seika gespürt. Er tat ein paar Schritte auf sie zu, doch dann blieb er stehen. Sein Gesicht wurde von dem Strohhut mit den davon herab hängenden Papierstreifen bedeckt, doch seine scharlachroten Augen traten darunter deutlich hervor. Mit einem Gefühl der Trance sah die junge Frau dem Uchiha entgegen und trotz der drohenden, hervorbrechenden Emotionen spürte sie diesem Mann gegenüber nichts. Leere setzte stattdessen in Seika ein, bei seinem Anblick. Obwohl ihre Verzweiflung und ihr Zorn nicht zu verleugnen war, es brach nicht aus. Vielleicht war dies einfach ein Schutzmechanismus ihres Körpers. So waren sie sich gegenüber, doch keiner sprach ein Wort. Für einen Außenstehenden hätte es beinahe unheimlich gewirkt, wie sie sich direkt und unverwandt ansahen und sich keinen Millimeter regten. Für Seika war es, als sähe sie einen vertrauten, und doch fremden Menschen. Durch seine Tat war Itachi so weit von ihr entrückt, dass er nicht einmal greifbar erschien, auch wenn er nur wenige Meter von ihr entfernt stand. Doch es war keinesfalls so, dass sie ihm nahe sein wollte, nein. Der Schmerz, den er über sie gebracht hatte, hatte eine deutliche Barriere zwischen ihnen erschaffen. Und als er sich doch bewegte und einen Schritt näher kam, machte Seika mit ihrer Hand eine abweisende Geste und wandte ihren Kopf ab, alles ganz ruhig. „Komm nicht näher“, sagte sie leise, ein sanftes Hauchen, welches mit dem Wind davongetragen wurde, als wären sie eins. Warum sollte sie sich selber kaputt machen, indem sie ihn anschrie und sich dadurch nur aufregte? Was immer Itachi auch bezweckte, sie würde ihn nicht zufriedenstellen. Sie musste stark sein - nein, sie war stark! Sie war nicht abhängig von einem Mann und schon gar nicht von Itachi. Und so lange er weit genug von ihr weg war, war alles in Ordnung. Der Uchiha schien ihre Botschaft zu verstehen, denn er drehte sich wort- und ausdruckslos weg und ging in eine andere Richtung davon, jedoch trotzdem zu Basis hin. Seika sah ihm nach und war verwundert, dass sie so friedlich war. Wenn sie sich in einsamen Stunden nicht gegen die Gedanken über den Schwarzhaarigen wehren konnte, dann hatte sie sich ausgemalt, wie es war, wenn sie ihn irgendwann wiedersehen würde. Würde sie sich auf ihn stürzen und ihm seine verdammten Augen herausreißen, die sie einst mit so viel Begehren und dann dieser schrecklichen Leere angesehen hatten oder würde sie ihrer Schwäche erliegen und ihn alles mit ihr tun lassen, was er nur wünschte, egal, ob er sie noch mehr verletzte? Verschiedene Teile von ihr wünschten, dass Beides geschehen würde, doch am meisten froh war sie, dass nichts davon Wirklichkeit geworden war. Doch über eine Sache war sie sich vollkommen sicher. Es verstrich einige Zeit und Seika wurde wieder eingehüllt von der nächtlichen Szenerie. Itachis untätiges Verhalten in den Bergen von Kaze no Kuni bei der Konfrontation gegen den Dämon hatte jede Hingezogenheit, die je in ihr existiert hatte, auf Eis gelegt. Deshalb war ihr, als würde sie den Schwarzhaarigen sogar für einige Stunden wieder vergessen. Am Ende wusste sie nicht mehr, ob er wirklich vor ihr gestanden hatte oder nicht. Und als die Sonne am Horizont aufging, fragte sich, wo die Zeit geblieben war. Die junge Frau machte sich auf den Weg zurück in die Basis und verspürte keine Müdigkeit, aber Entschlossenheit. Als erlebe sie eine Reihe merkwürdiger Vorkommnisse, begegnete sie in der Eingangshalle ihrem Anführer Pain. Es war noch sehr früh und um diese Zeit war normalerweise noch keiner der anderen Akatsuki wach. Sie hatten auch Pain nie beim Frühstück angetroffen. Nun wusste Seika warum. Er war wohl immer schon als Erster unterwegs. „Guten Morgen, Pain-sama. Kann ich kurz mit Euch reden?“, fragte sie, als der Mann mit den vielen Piercings im Gesicht ihr seine Aufmerksamkeit zuwandte. Er sah sie mit neutralem Ausdruck an. „Um was geht es?“, wollte er wissen. Wenn er verärgert über diese frühe Belästigung war oder es eilig hatte, dann zeigte er es nicht. So fühlte sich Seika ein wenig mehr ermutigt, ihr Anliegen darzubringen. „Ich werde nicht mehr mit Itachi in einem Team zusammenarbeiten“, sagte sie bestimmt und sah einen Ausdruck von vager Belustigung in Pains Gesicht. Er hatte bei ihrem persönlichen Gespräch nicht wenig von dem mitbekommen, wie sie dem Uchiha gegenüber stand, vor allem während des Genjutsus, welches er über sie gelegt hatte, aus dem sie jedoch erfolgreich entkommen. Gerade deshalb wunderte ihn ihre Entscheidung nicht. Sie hatte sich schon öfter als eine sehr eigenwillige Frau herausgestellt, die sich nicht alles sagen ließ. Weil sie seine Neugier geweckt hatte, wandte er sich zu ihr hin. „Ist das so? Er ist in der Nacht zurückgekehrt. Hast Du ihm diese Entscheidung mitgeteilt?“, befragte er die junge Frau und beobachtete ihr Reaktion, während sie ihm fast sofort antwortete. „Das ist nicht nötig. Er dürfte selber am Besten darüber Bescheid wissen“, gab sie zurück. Eigentlich war es ihr vollkommen egal, wie Pain antworten würde, doch die Höflichkeit verlangte diese Formalität. Niemand würde sie zum Umgang mit dem Uchiha nötigen können. Wenn er ihr die kalte Schulter ohne Grund und Erklärung zeigen konnte, dann hatte auch sie dasselbe Recht. Dies war keine trotzige Reaktion, es war eine Tatsache. Nichts zwang sie zur Rechenschaft gegenüber dem Schwarzhaarigen. „Gut, dann werdet ihr Beide ab jetzt alleine auf Missionen gehen“, sprach Pain und Seika begrüßte diese Entscheidung mit einer Verbeugung. Sie richtete sich wieder gerade auf und nickte ihrem Anführer dankend zu. Plötzlich überkam sie doch die Müdigkeit, die sich verborgen hatte, bis Seika das geklärt hatte, was ihr auf der Seele brannte. Sie verließ Pain, indem sie sich auf dem Weg zu ihrem Zimmer zu machen, um dort schnell in einen erschöpften traumlosen Schlaf zu fallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)