Deepest Gold von Bettyna (Who are you, holy flame?) ================================================================================ Kapitel 55: Victory and defeat ------------------------------ Der Kerl, der nicht lange nach dem Besuch der Osoroshisa zu Seika gekommen war, war ein Untergebener von Joshu gewesen. Mittlerweile war schon wieder eine ganze Stunde vergangen und Joshu machte sich Gedanken, warum sein Diener nach so langer Zeit immer noch nicht zurück gekehrt war. Er hatte der Kunoichi doch nur ihr Essen bringen sollen und das konnte doch nicht so schwer sein, oder? Also wartete der Anführer von Osoroshisa noch etwas länger, bis er zu ungeduldig wurde, weil sein Untergebener immer noch nicht aufgetaucht war, weshalb er sich misstrauisch aufmachte, um selber nach dem Rechten zu sehen. Der Kerl war wirklich ein kompletter Dilettant gewesen, so dachte es sich jedenfalls die Gefangene, als sie über die letzten Minuten nachdachte. Er kam mit einer Kerze in der Hand heran, um das Tablett mit dem Essen neben Seika hinzustellen. Er sprach kein Wort, doch blickte er die brünette junge Frau eindringlich mit eindeutig begehrendem Blick an, bevor er sich umdrehte und wieder gehen wollte. „Und wie soll ich das bitte essen, du Idiot?“, fauchte Seika ihn verärgert an, sodass der Typ stocksteif stehen blieb und sich zögerlich umwandte. Im schwachen Licht sah die junge Frau, dass er ziemlich verwirrt war. „Ich kann die Fesseln nicht lösen. Und füttern werd ich dich sicher nicht.“, sagte er verteidigend und seine Stimme klang hoch und jungenhaft, als wäre er noch nicht in der Pubertät gewesen. Vom Gesicht jedoch sah er aus wie ein erwachsener Mann, doch er war groß und seine Gliedmaßen lang und schmächtig. Da beschlich Seika ein Gedanke und Abscheu und Mitleid erfassten sie. War dieser Mann etwa wirklich… kastriert worden? Eine logische Antwort war nicht weit entfernt. Er war sicher ein ganz gewöhnlicher Diener, kein Shinobi und sicher kein Träger eines Kekkei Genkai. So lag es nahe, dass sein Herr nicht wollte, dass er sich an irgendwelchen Mädchen vergriff, die dafür vorgesehen waren, einen Platz im Zuchtprogramm der Osoroshisa einzunehmen, und diese zufällig schwängerte. Seiner etwas zurückgebliebenen Gestalt nach musste dieser Kerl schon im Kindesalter die Kastration erlitten haben… „Glaubst du, mich interessiert das? Glaubst du, Joshu interessiert das, wenn ich verhungere? Schwing deinen Arsch her, Schlappschwanz, und gib mir was zu Essen!“, befahl sie schroff und es war ihr nicht gerade angenehm, ihn mit genau diesem Schimpfwort zu betiteln und zu beleidigen. Doch sie hatte einen Plan und es zeigte auch Wirkung, denn der Kerl sah sie wütend an. „Na warte, Miststück, das hast du nicht umsonst gesagt!“, gab er keifend zurück, doch dann stellte er die Kerze auf den Boden und nahm trotzdem, nicht ohne Widerwillen, einen Reisball vom Tablett und hielt ihn Seika vor ihr Gesicht und ihren Mund, sodass sie davon abbeißen konnte. Aber er zog sofort seine Finger wieder zurück, als hatte er die nicht ganz unbegründete Angst, sie würde ihn beißen. Dabei musste er doch noch etwas näher kommen! Er gab ihr den Rest des Reisbällchens und nahm einen Neuen, welchen er ihr genauso vorsichtig näher brachte. „Was für ein Schisser bist du denn?“, höhnte Seika, um ihn weiter zu reizen. Sie wusste, was kam, wenn sie ihn weiter beschimpfen würde, doch das musste sie auf sich nehmen. Und der Kerl verlor seine Ruhe schneller als gedacht. „Sei still, du Schlampe!“, bellte er und holte mit seiner Hand aus, um Seika zu ohrfeigen. Dies würde seine letzte Tat werden. Es schepperte laut und das Geräusch wurde von den nackten steinernen Wänden sehr weit getragen, weil es ein mehrfaches, ineinander fließendes Echo gab. Es erreichte Joshu bereits, als er das unterirdische Gewölbe gerade erst betrat. Obwohl der Krach von allen Seiten kam und überall seinen Ursprung hätte haben können, machte der Osoroshisa die Quelle sofort aus, denn er konnte den Schall zurückverfolgen, weil er ihn mit seinem ganzen Körper spürte und hörte und die verschiedene Intensität der Schallwellen zu einem genauen Bild verknüpfen konnte. Es kam eindeutig von dort, wo die Kunoichi gefesselt war. So schnell er konnte, rannte Joshu los. Der Krach konnte nichts Gutes bedeuten, obwohl er das Chakra der jungen Frau immer noch am selben Fleck spüren konnte. Nur ein paar Sekunden später bekam er die Bestätigung, als er ankam. Die Brünette war immer noch da, aber wenn sein Diener Chakra gehabt hätte, hätte Joshu schon aus der Distanz gemerkt, dass dieser nicht mehr unter den Lebenden weilte. Er war über dem Tablett mit dem Geschirr und dem Essen zusammengebrochen, das er der Kunoichi gebracht hatte. Er lag nun völlig regungslos da, doch die Brünette war noch am selben Platz wie vorher. Sie hatte sich keinen Millimeter bewegt und war nach wie vor gefesselt. „Verdammt, was hast du angestellt?“, brüllte Joshu und fühlte die Wut in sich aufsteigen. Da drehte Seika ihren Kopf zu dem Anführer der Osoroshisa und er stolperte einen Schritt zurück als er sah, dass sie grinste. Wollte sie ihn zum Affen machen? Es würde ihr Leid tun, wenn sie dies versuchen sollte! „Ihr unterschätzt mich…“, sagte die junge Frau leise und geheimnisvoll und irgendetwas in ihrer Stimme ließ Joshu erschaudern. Ja, sie war blutverschmiert, dreckig und zerzaust, doch ihre goldenen Augen funkelten, ihre Haut war makellos und obwohl ihre Lippen aufgerissen waren, waren sie voll und sinnlich. Er wunderte sich plötzlich gar nicht, warum Itachi sie sich als Bettgefährtin ausgesucht hatte. Doch dazu hatte sie noch ein ganz besonderes Kekkei Genkai und das machte sie für die Zwecke von Osoroshisa unglaublich wertvoll. Doch im Moment war etwas anderes wichtiger. „Was hast du getan?“, fragte Joshu ein zweites Mal, diesmal jedoch leiser und mit unwillkürlicher Ehrfurcht in der Stimme. Seika grinste ein wenig breiter. Es lief ja alles besser, als sie gedacht hatte. „Ihr seid unvorsichtig, ihr Osoroshisa… Als ihr mich entführt habt, habt ihr mein Chakra nicht gespürt, weil ich es unterdrückt hatte und das habt ihr nicht beachtet. Merkst du es von selber? Ich habe meine vollen Chakrareserven, Joshu. Ich könnte meine Fesseln sprengen, doch dann hätte ich nicht die Kraft, gegen euch zu kämpfen. Doch ich brauche meine Hände und Füße eigentlich nicht, um mir euch vom Leibe zu halten.“, erklärte sie mit einem tiefen Ton und schmunzelte. Der Anführer der Osoroshisa war plötzlich sehr irritiert. Sie hatte ihm gerade einiges verraten, so ganz ohne weiteres, wofür er sich am liebsten selber schlagen würde, doch dadurch wurde alles noch rätselhafter. Wie hatte sie es geschafft, seinen Diener zu töten? „Was hast du gemacht?“, fragte er zum dritten Mal, diesmal wahrhaftig flüsternd, doch nun blieb Seika stumm. Sie hatte also nicht vor, ihr Geheimnis zu verraten? Erneut wurde der Mann, der keine Ohren hatte, wütend. Sie hielt ihn zum Narren! Das hatte noch niemand zuvor gewagt! „Wirst du verdammt noch mal damit rausrücken?“, schrie er und kam näher. Seine Hand schnellte vor, um sie am Hals zu packen. „Oh ja, berühre mich nur.“, wisperte die junge Frau mit leicht geweiteten, blitzenden Augen und Joshu erzitterte. Seine Finger waren nicht mehr weit von ihrer Haut entfernt, doch da sah er den wilden Ausdruck in den faszinierenden Irriden und schreckte ein paar Schritte zurück. Warum wirkte sie eigentlich so einschüchternd auf ihn? Warum war sie trotz der Situation, in der jeder andere sofort aufgegeben hätte, immer noch so berechnend? Die offene Aufforderung, sie anzufassen war jedenfalls alles andere als normal. Sie hatte mit allen Mitteln versucht, dem Bann zu entgehen, der ihren Willen unterdrückte, damit sie den Osoroshisa entging. Warum sollte er jetzt diesen Worten nachkommen? War es eine Falle? Bestimmt! Er durfte ihr nicht zu nahe kommen, denn vielleicht war das der Fehler seines Dieners gewesen? Joshu kochte vor Wut. Wenn es wirklich wahr war, dass sie sie nicht anfassen konnten, dann waren ihnen komplett die Hände gebunden! Es gab natürlich keine andere Möglichkeit sich ihrer zu bemächtigen, seit sie die Fähigkeit des Bannspruches mit Keppans Tod verloren hatten. Verdammter Itachi! Verdammtes Weib! Verdammte Akatsuki! Ein zorniges Knurren verließ seine Kehle, als er sich ruckartig umdrehte, den Leichnam seines Untergebenen am Kragen seines Shirts packte, ihn hinter sich her aus dem dunklen Labyrinth der unterirdischen Tunnel schleppte und seine Gefangene damit wieder alleine ließ. Sie würden schon herausfinden, was die Brünette getan hatte. Und dann würde ihr das Grinsen schon noch vergehen! ----- Es war furchtbar, wie unwahrscheinlich langsam die Zeit vergehen konnte, so zäh und unbeugsam, als wäre sie aus Gummi oder Metall. Aber eigentlich war dieser Fakt kaum verwunderlich, wenn man in einem dunklen Kellergewölbe saß und es weder etwas Neues zu hören, noch zu sehen gab und man nichts zu tun hatte. Die Kerze, die der Diener von Joshu da gelassen hatte, war nach ein paar Stunden abgebrannt und tauchte die Umgebung wieder in undurchdringliche Finsternis. Seika erlaubte es sich, nach langem fieberhaftem und etwas ängstlichem Hin und Her ihrer Gedanken, ein paar Stunden zu schlafen. Aber es war nur ein sehr leichter, nur wenig erholender Schlaf, denn ihre Sinne waren in vollster Alarmbereitschaft, damit sie schnell wieder wach und vorbereitet sein konnte, sollte es nötig sein. Sie durfte es sich nicht leisten, dass ihre Kidnapper plötzlich auftauchten und sie schlafend vor fanden. Ein Moment der Unachtsamkeit konnte sie viel mehr kosten, als sie bereit war, zu zahlen. Sie wolle auch gar nicht wissen, was die Osoroshisa nun tun würden, wenn sie sie in die Hände bekommen würden. Die Situation war mehr als frustrierend. Seika wusste, dass sie sich befreien könnte, doch würde sie dafür viel zu viel Energie verbrauchen, sodass sie nachher so schwach sein würde, dass sie sich nicht einmal würde verteidigen können. Um die Chakrafesseln zu sprengen benötigte es eine Menge von Chakra, die die Menge der eingesetzten Energie überstieg. Die junge Frau konnte so eine Konzentration von Chakra bestimmt aufbringen, doch beim entladen würde dieses komplett verloren gehen und nicht mehr für weitere Attacken bereit stehen. Deshalb war es für die Brünette wichtig, so wenig Chakra und Kraft wie möglich zu verbrauchen, denn sie wusste nicht, wie lange sie hier noch in diesem feuchten, dunklen Gang ausharren musste. Ja, sie hatte die Hoffnung, dass man nach ihr suchen würde. Doch natürlich hatte sie nicht den blassesten Schimmer, wo sie war, wie weit dieser Ort von Pains Versteck entfernt und wie gut dieser Unterschlupf hier versteckt war. Aber die Osoroshisa wollten doch absichtlich, dass die Akatsuki mit Furiko kamen, um Seika hier heraus zu holen. Schon wieder beschlich die junge Frau eine leise, aber dafür umso schlimmere Angst. Sie wollte nicht an den Kampf denken, der um sie ausbrechen würde, aber es war alles so kontrovers, dass sie es irgendwie tun musste und es deswegen beinahe weh tat, sodass sie wiederum noch stärker versuchte, nicht darüber nachzusinnen. Aber trotzdem zählte in diesem Moment eigentlich nur der Gedanke, was die Osoroshisa nun tun würden, wenn sie heraus fanden, wie Seika es geschafft hatte, Joshus Diener umzubringen. Eigentlich konnten sie nicht dagegen tun, oder vielleicht doch? Hatte Seika etwas vergessen, hatte sie bisher nicht an eine Möglichkeit gedacht, die ihren so sicher scheinenden Plan durchkreuzen konnte? Dieser Gedanke ließ langsam die leichte Panik in der jungen Frau hoch kommen, die sie krampfhaft versuchte zu unterdrücken, damit sie sich nicht vollkommen verrückt machte. Sie musste Ruhe bewahren, denn das war das Wichtigste. Nach schier unendlicher Zeit hörte Seika nahende Schritte und sie schreckte aus ihrem leichten Schlummer wieder auf. Die junge Frau musste feststellen, dass sie weder wusste, welche Tageszeit es war, noch, ob erst einige Stunden oder bereits ein ganzer Tag verstrichen war. Leise keuchte sie auf, als sie sich ein wenig bewegen wollte. Die Position, in der sie nun schon seit so langer Zeit da saß, war verdammt ungünstig, sodass ihr alle Muskeln und Knochen weh taten. Natürlich war sie nicht zimperlich, was Schmerzen anging, dann sie war ein Medic-Nin, doch die ganze Situation machte es ihr nicht einfach. Plötzlich tauchte Itachis Gesicht vor ihrem Inneren Auge auf. Wie sehr wollte sie ihre Hand ausstrecken und sein Haar berühren... Oh verdammt, sie begann bereits zu phantasieren und das auch noch von dem Uchiha... Es war nicht zu verleugnen, dass sie so sehr bei ihm sein wollte, dass es sie Innerlich auffraß, doch daran zu denken, machte alles noch schlimmer, vor allem, weil die Osoroshisa sich ja an ihm rächen wollten... Da kamen die Gestalten näher und Seika erkannte, dass es die vier Männer waren, an die sie gerade gedacht hatte. Sie hatten wieder Licht dabei und Seikas Augen mussten sich erst an den für sie grellen Kerzenschein gewöhnen. Die Osoroshisa blieben letztendlich in gebührendem Abstand von ihr stehen. „He, immer noch wach?“, sagte Fujita und beugte sich ein wenig vor, um sich Seika genauer anzusehen. Die Brünette erwiderte nichts darauf. Diesmal hatte sie nicht die Absicht zu sprechen, sie hatte Joshu ja schon einiges erzählt und wenn ihm das nicht reichte, um ein paar logische Schlüsse zu ziehen, dann war es sein Pech. Nein, sie wollte selber hören, welche Gedanken sich die Osoroshisa über ihre Tat zusammen gebastelt hatten, denn es interessierte sie bizarrerweise sehr. „Du bringst uns ziemlich in die Zwickmühle, weißt du das?“, sprach Joshu plötzlich und erregte damit die Aufmerksamkeit der Brünetten, weil sie nicht gedacht hätte, dass er so etwas offen zugeben würde. Er sah sie mit undurchsichtiger Miene an. Es schien, als hätte er sich nach dem vorherigen Vorfall wieder ganz beruhigt. „Ach ja?“, fragte sie nach ein paar Sekunden doch nach, weil sie schon neugierig darauf war, wie sehr sie die Pläne der Osoroshisa wirklich durcheinander gebracht hatte. Außerdem sagten diese Worte von ihr auch nichts aus. „Unser Medic-Nin sagte, du hättest meinen Diener mit einem Chakraschock erledigt. Wir könnten dich deshalb nicht anfassen, weil du wohl durch jede Berührungsstelle so einen Schock hindurch schicken kannst. Bist wohl ein ganz schlaues Ding, hm?“, erklärte Tekketsu und kam einen Schritt näher. Als die Kerzenflamme ihr flackerndes Licht über sein Gesicht warf, schreckte Seika jedoch zurück. Er grinste. Was hatte er vor? Er hob seinen Arm und der Ärmel des Mantels, den er trug, rutschte herunter. Zum Vorschein kam ein Arm, der komplett aus Metall war, selbst die Gelenke und seine Finger. Seine Finger... Er hatte Itachi bei dem Kampf, als sie sich das erste Mal gegenüber gestanden waren, damit ziemlich schwer am Auge verletzt, doch es war noch alles glücklich ausgegangen... Doch nun kam er noch ein paar Schritte vor. „Was hast du vor?“, fragte Seika bissig, obwohl sie diesen aggressiven Ton gar nicht beabsichtigt hatte. Sie konnte im Moment jedoch nicht anders, weil sie reflexartig ihr Unsicherheit verbergen wollte. Was plante Tekketsu? Hatte er etwa eine Möglichkeit, ihr etwas anzutun? Ihr Gesicht musste ihre plötzliche Furcht ganz deutlich gezeigt haben, denn der Mann grinste etwas breiter. „Meine künstlichen Gliedmaßen sind mit Chakra durchzogen, weil sie davon bewegt werden. Es wird mir also nichts tun, wenn du deines dazu gibst!“, sprach er und ließ sich vor Seika auf den Boden nieder. Seine metallenen Hände schossen vor und griffen nach ihren Knien, um diese auseinander zu zwingen. Die junge Frau wurde nun gänzlich von der weg geschobenen Panik erfasst. Würde er sie etwa hier und jetzt vergewaltigen? Wenn er der einzige war, der es schaffte, sie zu berühren, dann würde er sicher nicht davor zurückschrecken. Sie wollte schreien, auf der Stelle und der Impuls, ihre Fesseln zu sprengen, damit sie diesem widerlichen Mann eigenhändig mit ihrer Faust ein Loch in seine hässliche, hämisch grinsende Visage schlagen konnte, war so unglaublich groß, dass sie dem beinahe nachgegeben hätte. Doch in ihrem plötzlich unkontrollierbaren Gedanken, in ihrer existentiellen Angst und der abgrundtiefen Verzweiflung, war sie wie erstarrt. Sie wollte auf keinen Fall ein Werkzeug dieser Mistkerle werden, sie wollte nicht dazu beitragen, irgendwann einmal ein Wesen zu erschaffen, welches gelenkt wurde und ohne freien Willen dazu dienen sollte, die Welt zu unterwerfen. Der Gedanke war schrecklich, diese kalten Hände waren so widerlich, ihre Hilflosigkeit war so niederschmetternd... Nein, halt! Seikas Augen waren weit aufgerissen, als sie auf einmal erkannte, dass es einen großen Fehler bei der ganzen Sache gab. Die Osoroshisa hatten so überzeugt gesprochen, dass es die junge Frau es in ihrer Angst ohne genauer nachzudenken so geglaubt hatte, wie sie es gesagt hatten. Tekketsu mochte zwar seine Arme voller Chakra haben, doch das würde ihm nicht im Geringsten etwas nützen. Seikas Kiefer verkrampfte sich und sie bleckte wütend ihre Zähne. Mit einem lauten heulenden Schrei ließ Tekketsu von der Brünetten ab und fiel nach hinten. Er war stocksteif, doch begann er plötzlich, spastisch hin und her zu zucken. Er schrie wie am Spieß, während er sich unkontrollierte bewegte. Die anderen Osoroshisa wussten zuerst nicht, was sie tun sollten, doch dann sprang Akiyama vor, um den sich windenden und auf dem Boden herum rollenden Mann festzuhalten. Doch als er ihn anfasste, schreckte er schnell wieder zurück und hielt seine Hände in die Höhe. „Was- Scheiße, Elektrizität!“, rief er aus und es war eine der ersten Gelegenheiten, bei denen Seika ihn reden hörte. Eine absurde Genugtuung erfüllte die Brünette bei dem Anblick des sich vor schrecklichen Qualen hin und her werfenden Mannes. Ein leichter Geruch von verbranntem Fleisch erfüllte die Luft. „Was hast du getan, du Hure?“, bellte Fujita zornig und er hatte eines seiner Schwerter gezogen und richtete die Klinge auf Seikas Hals. „Pass auf, berühr sie damit nicht, oder sie grillt dich wie Tekketsu!“, rief Akiyama warnend und der überraschte Schwertkämpfer zog seine Waffe aufgrund dieser Worte schnell wieder zurück. Ein leises, beinahe hysterisch klingendes Lachen entfloss den Lippen der jungen brünetten Frau. „Ihr dachtet, ich mache es mit Chakra… Nein, es ist, wie du so gut erkannt hast, Elektrizität. Ich schicke sie wie einen Blitz durch eure Körper… Tekketsu hatte Pech. Seine metallenen Gliedmaßen leiten besonders gut…“, antwortete Seika dunkel und triumphierend. Die Erleichterung, dass sie den Annäherungsversuch des Mannes hatte vereiteln können, stieg ihr wahrhaftig zu Kopf. Sie war außer Atem, obwohl sie sich kein bisschen angestrengt hatte. Doch dafür war ihr Puls so hoch, dass ihr Herz das Blut und das in ihr ausgeschüttete Adrenalin rasend schnell durch ihren Körper pumpte und sie es in ihren Ohren rauschen hören konnte… „Denk bloß nicht, du wärst so schlau!“, sagte Akiyama wieder und Seika spürte plötzlich einen bohrenden Schmerz in ihrem Rücken. Sie japste vor Schmerz und als sie fühlte, wie Ranken sich um ihren Hals schlossen, setzte die gerade abgeklungene Furcht wieder steckend in ihrem Bauch ein. „Geh nicht zu weit… Meine Chakranatur ist Raiton… Doton hat dagegen keine Chance…“, keuchte die Brünette, weil ihr die Luft ausging und sie sah, wie der rotblonde Akiyama einen wimmernden Ton ausstieß, als sie etwas von ihrem Chakra gegen die Ranken einsetzte und diese sich darauf hin sofort wieder lösten, worauf Seika wieder frei atmen konnte. Ja, seine Fähigkeit, organisches Material zu erschaffen, mochte ein Kekkei Genkai sein, doch auch dieses basierte auf einer Technik, die mit dem Element Erde verbunden war. Und Erde hatte gegen Blitz bekanntermaßen einen gewaltigen Nachteil… „Ihr habt euch die falsche Geisel ausgesucht…“, raunte die junge Frau leise, aber für jeden hörbar. Joshu brüllte auf vor Wut. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Ihnen waren also wirklich die Hände gebunden! Sie konnten keinen Finger an die Brünette legen, ohne von ihr gegrillt oder sogar getötet zu werden, obwohl sie in ihrer Gefangenschaft war. Es machte den Anführer der Osoroshisa wahnsinnig, weil er wusste, dass sie wusste, dass sie absolut Recht hatte. Sicher war ihr auch klar, dass er sich dessen bewusst war. Sie hatten sich bei ihrer Gefangennahme alle wie komplette Anfänger verhalten und waren unachtsam und unvorsichtig gewesen! Doch da fiel ihm noch etwas ein, und dagegen würde die junge Frau nichts tun können. Plötzlich war er wieder von einer Sekunde auf die andere vollkommen selbstsicher. Ja, das war es, der sichere Weg, dass sie an diese Frau herankommen würden. Es würde zwar auf diese Weise noch einige Zeit dauern, doch dies würde er gerne in Kauf nehmen. „Los, nehmt Tekketsu mit. Und du, hör mir ganz genau zu. Es ist mir egal, wie viel Chakrareserven du noch in dir hast. Deshalb werden wir ein kleines Spiel spielen, nun, besser gesagt, ich und meine Kameraden. Jeder von uns darf wetten, wie lange du es ohne Essen aushalten kannst. Tja, wenn man Chakra doch nur essen könnte…“, sagte er und begann, triumphierend zu lachen. Seika erbleichte. Das war es. Das war die Möglichkeit, mit der sie sie letztendlich bezwingen würden… Die Osoroshisa entfernten sich mit lautem Gelächter und Seika ließ ihren Kopf gegen die kalte Wand fallen. Dieser Plan war so einfach, wie genial. Irgendwann würde sie, wenn sie keine Nahrung zu sich nahm, so schwach sein, dass ihr nicht mal mehr ihr Chakra half. Seika erzitterte, nicht weil ihr kalt war. Ja, sie hatte Angst, nagende Angst vor dem, was die Osoroshisa mit ihr tun würden, wenn sie sich nicht mehr wehren könnte… Ihr einziger Hoffnungsschimmer war, dass die Akatsuki sie rechtzeitig finden würden, bevor ihre Kräfte versagten. „Itachi… bitte…“, wisperte die junge Frau mit den goldenen Augen bebend und schloss vor plötzlicher Müdigkeit ihre Lider, um sich weiter auszuruhen. Die Osoroshisa würden sie in der nächsten Zeit wohl nicht belästigen… ----- Sie waren unterwegs. Endlich. Es hatte doch viel länger gedauert als erwartet, bis sie aufbrechen konnten. Pains Mittelsmänner hatten es nicht leicht gehabt, die Osoroshisa zurück zu verfolgen, weil sie ihre Spuren geschickt verwischt hatten. Noch immer war ihnen nicht klar, wie sie das auserwählte Versteck der Akatsuki hatten ausfindig machen können, denn sie hatten alle ihr Chakra perfekt unterdrückt gehalten und umgekehrt hatten sie auch nichts von ihren Gegnern gespürt. Jedenfalls waren sie sich nun relativ sicher, wo die Osoroshisa sich aufhielten. Der Nachteil des Ganzen war, dass sie dadurch eine Woche verschwendet hatten, eine ganze Woche, in der Seika so viel erlitten haben musste… Niemand wusste von ihrem seelischen Martyrium… Ihr Weg führte sie in das Land der Flüsse. Ungefähr dort vermuteten sie die Osoroshisa. Die Reise war lang, doch sie führte durch Länder, die neutral waren, sodass sie sich keine Sorgen machen mussten, dass sie von irgendwelchen Shinobi angegriffen wurden. Doch etwas anderes bereitete ihnen Kopfzerbrechen, und zwar das Tempo, dass Itachi anzog. Furiko, Deidara und Kisame konnten schon damit mithalten und sie waren sich darüber im Klaren, dass sie Seika so schnell wie möglich finden mussten, das war nicht das Problem. Aber es würde ihnen nichts nützen, wenn sie vollkommen erschöpft ankommen würden und das würden sie, wenn sie so weiter liefen. Jedoch machte der Uchiha keine Anstalten, eine Pause zu machen. „Itachi! Wir sollten ein wenig rasten, solange wir noch auf neutralem Boden sind!“, rief Kisame, weil er der Einzige war, der sich wirklich traute, etwas gegen den Tatendrang des Uchiha zu sagen. Furiko würde niemals ihre Stimme gegen Itachi erheben und Deidara war hin und her gerissen vor dem Wunsch nach einem kleinen Zwischenstopp und dem dringenden Bedürfnis, Seika wieder bei ihnen zu haben. Darüber hinaus hatte er sehr großen Respekt vor den Emotionen bekommen, die der Schwarzhaarige in den letzten Tagen gezeigt hatte. Es waren mehr Gefühlsregungen gewesen, als der Blonde während seiner ganzen bisherigen Zeit bei den Akatsuki bei dem Uchiha erlebt hatte. Es war sein Gesicht, das urplötzlich etwas zeigte, wie Sorge, Wut oder Hilflosigkeit. All das reduzierte Deidaras Wut Itachi gegenüber auf ein Minimum. Itachi schüttelte verbissen seinen Kopf, ohne zu den Anderen zu sehen. Der Gedanke an eine Pause machte ihn wahnsinnig, nicht nur wegen der verlorenen Zeit, aber auch, weil er wusste, dass Kisame absolut recht hatte. Natürlich brauchten sie eine Pause. Ihrer Energiereserven waren nicht endlos. Doch sie kamen Seika immer näher und… Er ballte seine Hände zu Fäusten. „Jetzt sei doch vernünftig! Es wird Seika nichts helfen, wenn wir total fertig bei den Osoroshisa ankommen!“, sagte Kisame nachdrücklich, um es auf den Punkt zu bringen. Er sah, wie Itachi tief ausatmete. „Gut. Wir machen eine Pause.“, sagte er leise und sie steuerten etwas erleichtert einen Schatten spendenden Baum an. Furiko hatte schon befürchtet, dass der Uchiha sie anschreien und den Weg trotzdem fortsetzen würde. Doch egal wie angespannt er war, er hatte bisher noch kein einziges Mal sein Temperament verloren. Der Schwarzhaarige schrie nie, noch wurde er absichtlich handgreiflich. Die Blonde musste zugeben, dass die Geschichten, die ihr eingebläut worden waren und die auch in der Welt um ihn kursierten, alle falsch waren, weil die meisten Leute dachten, der Uchiha wäre ein blutrünstiges Monster. Doch das war er nicht. Er war furchtbar machtvoll, bloß nicht zu unterschätzen und seine Techniken waren nach wie vor gefürchtet, doch er war wirklich kein brutaler Mensch. Ganz anders die Osoroshisa. Sie gehörten eindeutig in diese Kategorie. Sie saßen in Schweigen da. Keiner hatte aber auch die Motivation, etwas zu reden. Was denn auch? Jedes Wort wäre nur eine einzige Farce gewesen, um über die derzeitige Situation hinweg zu sprechen, weil die Gedanken aller nur bei einer bestimmten Person waren. Und so dauerte es nicht lange, bis sie wieder aufbrachen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)