Deepest Gold von Bettyna (Who are you, holy flame?) ================================================================================ Kapitel 69: Golden eyes ----------------------- Die so genannte Stadthalle des Ortes war ein Raum, der vielleicht nur etwas größer war als die Eingangshalle der Hauptbasis in Ame no Kuni. Die Dimensionen dieser Halle waren aber auch nicht wirklich verwunderlich, wenn man diese in Relation zu der Größe der ganzen Stadt setzte. Dafür war hier umso mehr los. Vielleicht fühlten sich die Leute wohler und sicherer in großer Gesellschaft, wo sie reden und sich gegenseitig ein wenig ablenken konnten. Wenn die Akatsuki jedenfalls gewusst hätten, dass so viele Menschen hier versammelt wären, dann wären sie wohl nicht mitgekommen. Gleich nach dem Eintreten lagen alle Blicke ausnahmslos auf ihnen. Itachi war sehr unzufrieden damit, denn er schnaubte hörbar und allein dieses Geräusch mache den Leuten ziemliche Angst. Bis die Akatsuki sich in einer etwas abgelegenen Ecke hingesetzt hatten, hatte sich der halbe Saal geleert. Die Leute, die noch geblieben waren, waren ganz still geworden. Zwar hatten die Akatsuki beabsichtigt, auch mit den Leuten zu reden, um von möglichen Gerüchten zu erfahren, doch das Sammeln von generellen Informationen durch die Zeitung war ihnen wichtiger erschienen, sodass sie sich weniger auffällig durch ihre Unwissenheit mit der einen oder anderen Person austauschen könnten. „Los, lasst uns an die Arbeit gehen, ich hab keine Lust, hier die ganze Zeit angeglotzt zu werden!“, meinte Kisame leise und schnappte sich die erste Zeitung vom Stapel, den Tobi auf einem Tisch platziert hatte, um den sie sich alle herum gesetzt hatten. Obwohl er wirklich nicht in der Stimmung war, jetzt zu lesen, gab es wohl keinen anderen Ausweg aus ihrer Situation, denn zu allem Unglück hatte es draußen wirklich angefangen zu regnen und nass werden wollten sie wirklich nicht. Deshalb vertieften sich auch die Anderen in die Zeitungen und so saßen sie für eine Weile still da. Während sie die Artikel und Zeilen mehr oder weniger genau überflogen, erfuhren sie genau das, was sie auch erwartet hatten und zwar fast nichts. Alles war so streng zensiert worden, dass Seite über Seite nur davon sprach, wie das Wetter war und werden sollte, wie die Preise auf dem Markt waren, welche prominenten Leute dies und das getan hatten, wie dieser oder jener Mensch entweder etwas verbrochen, oder andersherum etwas Gutes getan hatte und so weiter und so fort. Man erfuhr keine Nachrichten aus dem Ausland, nichts über die Politik im Land und schon gar nicht über irgendwelche Katastrophen oder sonstige Maßnahmen. Teilweise waren es alte Zeitungen von vor zwei, drei Wochen und so war es kein Wunder, warum Tobi all diese Exemplare geschenkt bekommen hatte: Niemand kaufte mehr diese Tagesblätter, wenn es dort nur Geschichten über die heile Welt gab, die offensichtlich draußen aber nicht existierte. So war der Verkäufer froh, dass sich wenigstens irgendjemand dafür interessiert hatte und ihm das wertlose Papier abgenommen hatte. Die Akatsuki durchsuchten die Zeitungen natürlich auch auf seltsame Formulierungen und völlig sinnlose Artikel, die vielleicht eine verschlüsselte Botschaft enthalten könnten, doch sie fanden nichts dergleichen. Entweder waren diese Nachrichten also so gut versteckt, dass nur eingeweihte Personen sie finden konnten, oder es gab nun wirklich nichts, was dieser Tashiro und seine Leute durch die Printmedien mitteilen wollten. Das Zweite war wohl doch nahe liegender. Nach einiger Zeit gab Kisame als Erster auf, der sich doch zusammen gerissen und sein Bestes bei der Suche nach irgendetwas Auffälligem getan hatte, nun jedoch keine Geduld mehr hatte. Er seufzte lang gezogen, klatschte die Zeitung auf den Tisch und rutschte in seinem Stuhl etwas weiter nach unten. „Ach Leute, das hat doch alles keinen Sinn! Tschuldigung Tobi, aber ich glaub deine Idee war echt ein Griff ins Klo“, meinte der Haimann und blickte zu dem Mann mit der Augenklappe, der wohl doch auch dasselbe dachte. Nichts desto trotz machen die Anderen noch ein wenig weiter mit ihrer Recherche. Gelangweilt blickte Kisame deshalb in der Gegend herum, denn er war gespannt, wie viele Menschen noch in der Halle verblieben waren, nachdem sie hereingekommen und sich Itachi mal wieder von seiner besten kühlen, abschreckenden Weise gezeigt hatte. Nun, es waren wirklich nicht allzu viele Leute übrig geblieben, doch die, die noch da waren, saßen beisammen und tuschelten. Sie sahen seltsam auffällig in ihre Richtung oder zeigten auch mal mit dem Finger zu den Akatsuki hinüber. Wollen diese Menschen, unter denen auch der Kioskbesitzer war, sie am Ende noch um Beistand bitten? Es war jedenfalls klar, dass sie nicht zu den Shinobi gehörten, die mit revolutionären Absichten das Land und die ganzen Dörfer umkrempeln wollten. Vielleicht waren die Stadtbewohner mit ihrer Situation so verzweifelt, dass sie jede erdenkliche Hilfe anzunehmen versuchten, die sich ihnen ergab. So bewegend das auch klingen mochte, Kisame hatte nicht wirklich Lust, irgendeinen Retter vor dem Bösen zu spielen. „Warum starren die denn so in unsere Richtung?“, fragte Tobi leise, der wohl auch gemerkt hatte, dass sie beobachtete wurden. Etwas lauteres Geraschel der Zeitungen entstand, als Seika und Itachi gleichzeitig ihre Lektüre senkten und ebenfalls ihre Köpfe zu den noch in dem Raum verbliebenen Menschen wandten. Dieses schienen auch zu merken, dass ihre ziemlich direkten Blicke wohl entdeckt worden waren. Eine Frau beugte sich zu einem kleinen Mädchen hinunter und flüsterte ihr etwas ins Ohr, während sie verstohlen zu den Akatsuki hinüber zeigte. Man sah das Mädchen nicken und sie lief hüpfend zu ihnen hinüber. Die vier Shinobi sahen sich an. Was sollte das? Dass Kinder von Ninja keine Angst hatten, hatten sie ja schon in der Hafenstadt am Festland festgestellt, als sie einen Jungen für eine einfache Spionagearbeit angeheuert hatten. Doch was ging hier vor sich? Waren die Leute dort zu faul und zu feige, um selber her zu kommen und etwas zu fragen? Das Mädchen kam jedenfalls näher und blieb ein paar Schritte vor den Akatsuki stehen. Ihre kleine Hand hob sich und sie steckte ihren Daumen in den Mund. Sie sah furchtbar süß und unschuldig aus, doch ihre Augen lagen ganz deutlich und musternd auf Seika. Die Brünette war etwas verwirrt von dem Blick und sie blinzelte. Da schreckte die Kleine auf und lief, so schnell sie konnte, wieder zurück zu den Erwachsenen. Aufgeregt plapperte das Kind mit hoher Stimme und das, was die Kleine zu berichten hatte, schien die anderen Personen in Aufregung zu versetzen. Die Akatsuki waren nun endgültig irritiert. Da kam auch Bewegung in die anderen Leute und geschlossen kamen nun auch sie zu den vier Shinobi hinüber. Diese waren nun wirklich gespannt, auf was das alles hinauslief. Das seltsame war, dass sich Seika vollkommen sicher war, dass die Stadtbewohner ausschließlich sie ansahen. Doch trotz dieser Vorahnung rührte sich die junge Frau nicht vom Fleck, sondern beobachtete ihrerseits die Personen. Es waren nicht viele, aber dafür ein relativ bunt zusammen gemischter Haufen. Da war der Mann aus dem Kiosk, den sie schon kannten und an seinem Hosenbein hielt sich das kleine Mädchen fest. Sie war wohl seine Enkelin. Der Mann ging ganz vorne, neben einer Frau um die Fünfzig, die hellbraunes Haar hatte und deren Gesicht deutlich zeigte, dass sie ziemlich aufgeregt war. Hinter den Beiden folgten mit leichtem Abstand noch vier weitere Leute, doch diese schienen nicht besonders betroffen, sondern nur neugierig zu sein. „Können wir Ihnen helfen?“, fragte Tobi nach einer Weile des Schweigens und Musterns nach. Kisame sah ihn an, als wolle er dem Mann mit der Augenklappe gleich den Hals umdrehen, weil es seinen vorherigen Gedanken zufolge wirklich das Letzte war, was er tun wollte. Kurz sahen alle zu Tobi, doch die Blicke des Kioskmannes und der brünetten Frau wanderten wieder zu Seika zurück. „Es tut uns Leid, wenn wir unhöflich erscheinen, doch wir wollen nur eine Frage stellen. Junge Dame... Heißen Sie zufällig Seika? Kôto Seika?“, fragte die Frau und die Angesprochene erstarrte vollkommen. Das war also der Grund, warum jeder die ganze Zeit besonders sie angestarrt hatte. Aber woher kannten diese Leute ihren Namen? Sie war noch nie zuvor in Mizu no Kuni gewesen, außerdem konnte sie sich nicht erinnern, dieser Frau einmal begegnet zu sein. Doch man schien sie zu erkennen. Aber warum? Hatte ihr Gesicht bereits Einzug in die Bingobooks der Länder gefunden? Das konnte zwar gut sein, doch dann würden diese Leute wohl eher Kisame oder Itachi auf Anhieb erkennen, weil deren Ruf wohl doch mehr berüchtigt war, als der ihre. Doch eigentlich war der Gedanke an diese Bingobooks Schwachsinn. Warum sollten sich die Menschen hier auch mit den Steckbriefen gesuchter S-Class Krimineller abgeben? Sie konnten sowieso nichts gegen diese starken Missing-Nins ausrichten. Auch bezweifelte Seika, dass sie Stadtbewohner so viel Geld hatten, um so einen Ninja zu engagieren, damit er ihr Dorf beschützte. Nein, es musste etwas anderes dahinter stecken, aber was? „Bitte, sagen Sie, sind Sie Seika?“, fragte die Frau noch einmal und klang dabei beinahe flehend. Die junge Frau wusste nicht, was sie tun sollte. Weil sie wirklich nicht glaubte, dass dies hier ein Hinterhalt war, weil sie schon längst gespürt haben würde, wenn jemand auf sie lauerte, war sie nicht abgeneigt, der Bitte der Frau nachzukommen. Außerdem hatte sie ja ausgeschlossen, dass die einfachen Menschen hier sie als Mitglied der Akatsuki enttarnt hätten. So konnte sie doch wohl bedenkenlos ihrer Identität frei geben, oder? Plötzlich beschlich sie so ein durchdringend, erregendes und alarmierendes Gefühl, dass ihr Herz durch die erhöhte Adrenalinausschüttung schneller zu schlagen begann. War das eine Vorahnung? Ja, irgendetwas würde passieren. Es musste doch etwas wichtiges sein, sonst hätten sie diese Menschen nicht so einfach erkannt. Die Spannung gewann überhand über die Vorsicht. Seika musste einfach wissen, was sich hier wegen ihrer Person abspielte. Sie achtete auch nicht auf Itachi, der sie in diesem Moment intensiv ansah. „Ja, ich bin Seika. Woher kennen Sie mich?“, fragte die junge Frau letztendlich nach, mit möglichst ruhig klingendem Ton. Die ältere Frau atmete tief ein und die Bestätigung von Seikas Seite schien sie nur noch mehr in Aufregung zu versetzen. Sie musterte Seika nur noch stärker und rang mit ihren Händen, die sie vor ihrer Brust zusammen gefaltet hatte. Ihr Atem ging merklich schneller. Die Reaktion der Frau ließ sich Seika fragen, ob sie die Dame vielleicht wirklich kannte, sich jedoch nicht daran erinnern konnte. Warum sonst sollte eine fremde Person sonst so reagieren? Seika war gewiss keine bekannte Persönlichkeit, kam sich aber gerade vor, als würde sie vor einem hoffnungsvollen Fan stehen, dessen größter Wunsch es war, seinem Idol die Hand zu schütteln oder nach einem Autogramm zu fragen… Ein wenig war Seika plötzlich verärgert. Dieses Theater war wirklich alles andere als nachvollziehbar. „Dürfte ich um Aufklärung bitten? Wir haben noch andere Dinge zu erledigen, als uns hier begaffen zu lassen“, sagte sie etwas harscher als beabsichtigt, denn erneut setzte die Aufregung in ihr ein. Es war beinahe unerträglich, vor allem weil die junge Frau nun wirklich das Gefühl hatte, es ginge um etwas Wichtiges… „Ja- Ja, sicher, ich verstehe das! Aber Seika-san, bitte wartet… Also, es ist so… Ich bin Ihre Großcousine“, kam es schließlich über die Lippen den Frau und diese Aussage verursache eine Stille, ja, beinahe ein Vakuum in dem Raum, weil keiner es wagte, zu atmen und das Schweigen so unnatürlich wirkte, weil man so eine Ruhe nicht gewohnt war, da es eigentlich immer ein Geräusch um einen herum gab. Träumten sie vielleicht, oder waren sie etwa wirklich wach? Jedenfalls kam es jeden so vor, dass die Atmosphäre mit den Worten der Frau stetig an Glaubwürdigkeit und Ernsthaftigkeit verlor. Seika schien jedenfalls im ersten Moment gar nicht realisiert zu haben, was die Aussage der Frau für sie zu bedeuten hatte. Erst langsam schaltete ihr Gehirn und verarbeitete das, was sie gerade erfahren hatte. Ihre Hand hob sich, als wollte sie etwas sagen, doch Tobi schreckte regelrecht hoch, als Seikas Finger ihn am Oberarm packten. Sie musste sich an ihm festhalten, nein, nicht weil sie sich schwindelig fühlte. Sie hatte den Kopf gesenkt und ihrer Schultern bebten - von ihrem unterdrückten Kichern. Nach einer weiteren halben Minute brach es endlich aus ihr hervor und ihr Lachen tönte hell durch den Raum. „Wie bitte? Das- Das ist… absoluter Unsinn. Meine… Großcousine? Entschuldigung, aber bitte kommen Sie mir nicht solchen Geschichten! Ich bin noch nie in Mizu no Kuni gewesen und dann besuche ich das Land einmal und renne prompt in Leute hinein, die sich als mit mir verwandt ausgeben. Scherzen Sie durch so eine Sache nicht mit mir. In dieser Hinsicht verstehe ich keinen Spaß“, gab Seika zurück und während sie sprach, fing sie sich wieder und strahlte so eine Seriosität aus, dass sie beinahe mit Itachi ein identisches Bild abgab. Kisame konnte verstehen, was sich gerade in der jungen brünetten Frau tat. Sie war als Findelkind vor den Toren Konohagakures entdeckt worden. Sie hatte also nie eine Familie gehabt. Itachi hatte zwar einmal eine besessen, doch sie eigenhändig ausgerottet, bis auf seinen Bruder, der ihn für seine Tat umbringen wollte. Deshalb waren die Beiden auf das Thema Verwandtschaft nicht gut zu sprechen. Er selber und auch Tobi waren jedenfalls ziemlich überrascht von dem, was die andere Frau da gesagt hatte. Ehrlich gesagt mussten sie Seikas Worten Recht geben, dass das hier ein wirklich großer Zufall wäre, wenn sie hier im hintersten Winkel aller Shinobiländer auf Seikas Verwandte treffen würden… Die Frau sah nach den Worten der Jüngeren ziemlich betroffen aus. Vielleicht hatte Seika doch etwas zu kühl und zu abweisend gesprochen. „Aber Seika-san, es ist wahr! Ich habe Sie an Ihren Augen erkannt“, sprach die Frau nach einigen Sekunden wieder. Sie wollte wohl nicht aufgeben. Dieses Argument jedoch weckte Seikas Skepsis. Das war schon ein Anfang, wenn sie wenigstens misstrauisch und nicht ganz abweisend war. Sie konnte diese Reaktion ihrer Gedanken nicht verhindern und wandte sich der Frau etwas mehr zu. „An meinen Augen?“, fragte sie mit erwartungsvollem Blick nach. Die Situation überforderte sie immer mehr. Die Möglichkeiten, die die Erwähnung ihrer Augen aufgetan hatte, waren schier unbeschreiblich. Ja, gerade die Erwähnung ihrer goldenen, unvergleichlichen Augen machte jeden von Seikas Gedanken zunichte, mit denen sie die ältere Frau als verzweifelte Spinnerin abgetan hatte. Es gab kein Argument gegen ihre Augen. Wenn die Frau Seika wirklich an ihren Augen erkannt hatte, dann musste sie sie irgendwoher kennen. Und das sie zudem noch ihren Namen kannte, steckte sicher irgendetwas dahinter. Doch das alles musste noch lange nicht konkretes heißen. „Ja, als Okahito mir sagte, dass er Ihre goldenen Augen gesehen hat, Seika-san, da wusste ich sofort, dass Ihr es seid. Ich... Ich habe nie gedacht, dass ich Sie noch einmal in meinem Leben zu Gesicht bekommen würde“, sagte die Frau und hatte nun fast Freudentränen in den Augen, die Seika wieder abschreckten, weil so ein, ihr entgegen gebrachtes Gefühl fremd für sie war. Dieser Okahito war der Mann, der den Kiosk besaß. Er hatte die Akatsuki auch als Erster in der Stadt gesehen. Doch unterdessen fiel der jungen Frau auf, dass die Andere sie sehr förmlich und respektvoll ansprach, gar nicht so, wie eine wirklich verschollene Verwandte, die man nach so langer Zeit wieder begrüßen wollte. Doch diese sterile Höflichkeit hatte wohl eher mit dem ganzen Erscheinungsbild der vier Shinobi zu tun. Wie gesagt, sie waren Ninjas, zu denen die Stadt nur wenig Vertrauen hatte, auch wenn sich ein Familienmitglied unter ihnen befand. Wieder entstanden ein paar Augenblicke des Schweigens, doch dann schüttelte Seika sichtbar ihren Kopf. „Ich will sie nicht enttäuschen, aber ich bin nicht leichtgläubig. Man kann einem viel erzählen, viel Unwahres, in schöne Wörter verpackt. Das müssten sie doch wohl am allerbesten wissen, hier in Mizu no Kuni, nicht wahr?“, sagte Seika an alle Leute in dem Raum gewandt und ihre Worte hatten einen scharfen Effekt, sodass die Stadtbewohner zurückwichen, trotz Seikas ruhiger Worte. Ja, sie hatte die Geschehnisse, die in diesem Land zu diesem brutalen Umbruch geführt hatten, auf den Punkt gebracht. Ein Mann hatte den Menschen Wohlstand und Frieden versprochen und genau das Gegenteil bewirkt. Doch dass die Wahrheit die Menschen hier so sehr traf, war schon ziemlich verwunderlich. Als Seika einen Blick auf die ältere Frau warf, entdeckte sie mit erstaunen, dass sich die Freudentränen in Tränen der Trauer verwandelt hatten. „Oh Seika, Du weißt nicht, was Du da sagst… Jeder von uns hätte gewollt, dass es anders gekommen wäre. Aber bitte, Du musst mir glauben, ich bin Deine Großcousine Emi, die Cousine Deines Vaters. Aber damit Du weißt, dass ich Dir die Wahrheit erzähle, werde ich Dir etwas von Deinen Fähigkeiten erläutern, hör mir einfach zu. Du kamst mit einem speziellen Kekkei Genkai zur Welt. Deine Eltern besaßen es nicht, sondern allein Du hast es, weil es erst bei Deiner Geburt zur Ausprägung kam, da Deine Eltern beide Raiton als Basiselement hatten. Bei Dir kam dies in so hoher Konzentration zusammen, dass sich Dein Chakra damit verband und sozusagen eine Symbiose der Kräfte einging. Das ermöglicht Dir, schnell wie ein Blitz und noch schneller, so wie das Licht zu werden. Daher rührt auch Deine Augenfarbe, golden wie Lichtpartikel, die sich in Deiner Iris eingefangen haben. Es gibt kaum Menschen mit dieser Gabe, weil sie nur auftritt, wenn zwei Menschen mit den richtigen Voraussetzungen ein Kind zeugen. Du jedoch besitzt dieses Kekkei Genkai nun im Blut und in den Genen und wirst dieses weitergeben können. So ist es doch, oder Seika?“, sagte die Frau namens Emi, die nun in ihrer ganzen Verzweiflung, weil Seika ihr nicht glauben wollte, alles ausgesprochen hatte, was sie wusste und die junge Frau auch viel vertraulicher angesprochen hatte, um mehr zu ihr vorzudringen. Hoffnungsvoll blickte sie zu der jungen Frau und sah sie mit geweiteten Augen da sitzen. Ihre Finger hatten sich um das Papier der Zeitung geschlossen und dieses zerknüllt und ihre Hände zitterten ein wenig, während ihre Lippen etwas offen waren und leicht bebten. Itachi, Tobi und Kisame starrten sie an. Stimmte das? Rührten ihre Kräfte wirklich daher? Wenn ja, dann war sie ein einzigartiges Individuum, noch wundersamer, als sie sich je vorgestellt hatten. Ihrer total entwaffneten Reaktion zur Folge waren die Worte von der Frau Emi sicher nicht gelogen. „Das- Das… Ja, so ist es, aber…“, stammelte sie völlig perplex. In jeder Silbe lag die völlige Wahrheit! Damit durch eine andere Person konfrontiert zu werden, schockte Seika sehr, weil sie die genauen Umstände, die zu ihrer Kraft geführt hatten, niemandem erzählt hatte. Keiner lebenden Seele hatte sie dies anvertraut, auch keiner toten. Sie hatte es selber erst erfahren, als ihr Sensei es ihr erzählt hatte, als sie alt genug war, um diese Sachverhalte zu verstehen, damit sie durch ihr neues Wissen noch besser an ihrer Kraft arbeiten konnte. Doch - Halt! Das war es, ihr Sensei musste diese Frau gekannt haben! „Du! Du kanntest meinen Sensei!“, entfuhr es der jungen Frau aufgeregt, der sich plötzlich ganz viele Zusammenhänge erschlossen, doch die Frau Emi schüttelte nur bedauernd den Kopf. „Nein, ich kannte ihn nicht, aber Dein Vater hat Shiden nach Deiner Geburt aufgesucht und dann viel Kontakt zu ihm gehabt. Er war die zweite Person, die damals mit so einer Fähigkeit am Leben war. Das zwei Menschen mit dieser Gabe gleichzeitig auftreten ist besonders selten. So hat er Dir weitergegeben, was er wusste und konnte“, erklärte Emi und Seika ließ die Schultern hängen. Shiden hieß ihr Sensei? Warum hatte er ihr nie seinen Namen anvertraut? Warum hatte in Konohagakure niemand etwas über ihn gewusst, obwohl er doch so etwas Besonderes gewesen war? „Du… Du bist also wirklich meine Großcousine?“, fragte Seika nach ein paar Minuten betroffenem Schweigen nach, weil sie die Dimension von dem, was sich ihr innerhalb kürzester Zeit offenbart hatte, noch immer nicht begreifen konnte. Die anderen Akatsuki sahen die Kunoichi weiter gebannt an, die inmitten dieses gedankliche Dilemmas mit sich kämpfte und versuchte, für sich diese neuen Umstände zu begreifen und zu akzeptieren. Sie hatte noch lebende Verwandte! Sie hatte zwanzig Jahre lang als Waisenkind gelebt und nicht gewusst, dass sie hier auf einer weit entfernten Insel eine Familie hatte! Ihre Frage brachte Emi zum lächeln. „Ja, das stimmt. Ich bin die Cousine deines Vaters. Sein Vater und meine Mutter waren Geschwister. Wir beide haben also gemeinsame Urgroßeltern“, erläuterte die Frau die genaueren Verwandtschaftsverhältnisse mit milder Stimme. Die auf Seika bezogenen Worte ‚Mutter’ und ‚Vater’ waren ihr so fremd, trotzdem lösten sie in ihr noch nie dagewesene Empfindungen aus. Seika hatte das Gefühl, die Welt würde sich um sie herum drehen und innerhalb von Sekundenbruchteilen alles auf den Kopf stellen, von dem sie ihr ganzes Leben lang geglaubt hatte, es war so und nicht anders. Sie hatte eine Familie, sie hatte Eltern. Vor ihr stand eine lebende Verwandte, auch wenn die familiären Beziehungen schon sehr weit auseinander gegangen waren. Sie hatte den Namen ihres Sensei gehört und war sich sicher, dass sie auch bald erfahren würde, wie ihre Eltern geheißen hatten. Wie waren sie gewesen, wie hatten sie ausgesehen? Hatte Emi vielleicht Bilder von ihnen? Bei dem Gedanken wurde Seika ganz flau im Magen. Obwohl sie ein normaler Mensch war, hatte sie immer von sich gedacht, sie hatte keine Eltern. Doch wo sollte sie denn sonst hergekommen sein? Jedenfalls hatten ihr ihre Eltern ein besonderes Geschenk gemacht, indem sie mit einem Kekkei Genkai gesegnet worden war, welches so machtvoll war, dass es nur wenige vergleichbare Menschen gab, die ähnliche Kräfte hatten. Doch die junge Frau hatte gedacht, sie stammte aus Kaminari no Kuni und nicht aus Mizu no Kuni. Fragen über Fragen warfen sich in einem einzigen Moment auf und überschwemmten Seika mit einem tief greifenden Schwindelgefühl, sodass sie ihr Gesicht für eine Weile mit ihren Händen bedeckte und langsam durchatmen musste. Ja, jeder Zweifel an der Geschichte und der Identität der älteren Frau war in ihr verschwunden. Emi hatte fast dieselbe Haarfarbe wie sie, doch sie hatte dazu blaugraue Augen. Doch es war klar, warum auch ihre Irriden nicht so golden waren, wie die von Seika, da sie nicht das Kekkei Genkai des Lichtes besaß. „Alles in Ordnung?“, hörte sie Tobi mit leicht besorgtem Ton fragen und als sie wieder aufsah, erblickten die Akatsuki einen Ausdruck in ihrem Gesicht, den sie noch nie zuvor gesehen hatten, auch Itachi nicht, der in ihren schönen Augen schon jeder erdenkliche Gefühlsregung beobachtet hatte. Es war, als säße am Tisch ein neuer Mensch, doch er sah so verloren aus, als ob es sie in der Welt, in der er sich befand, niemals zu Recht finden würde. Auch Emi erkannte das. „Ich würde euch gerne in mein Haus einladen. Es ist dort sicher angenehmer und gemütlicher als hier. Dort können wir auch besser reden... Ich meine, nur wenn sie alle mitkommen wollen…“, fragte die Frau und sah Seika und ihre Begleiter etwas schüchtern an. Die Männer, aber auch die junge Frau selber hatten eine gefährliche Ausstrahlung, denn sie waren sicher starke Shinobi, doch sie schienen alle irgendwie untereinander gute Freunde zu sein. Seika schien ihnen jedenfalls sehr zu vertrauen. Seika sah zu Itachi, der an ihrer Seite saß und dieser nickte zustimmend, wenn auch verhalten. Irgendetwas war auch plötzlich in seinem Blick, doch Seika konnte es nicht genauer erkennen, weil er sich auf einmal wieder so abschirmte. War ihm die Situation etwa unangenehm? Wurde er dadurch auch an seine Vergangenheit erinnert? „Wir kommen gerne mit, vielen Dank, Emi“, sagte die brünette junge Frau schließlich und so erhoben sich die Akatsuki von ihrem Tisch und folgten Emi, die sich sehr über die Zustimmung der Vier freute, auch wenn sie ihr immer noch nicht ganz geheuer waren, trotz Seikas Dazugehörigkeit. Auch der Mann vom Kiosk folgte ihnen zum Haus von Seikas Großcousine, die anderen Stadtbewohner blieben jedoch zurück, denn jetzt würde es um etwas Privates gehen und das war nicht für die Ohren anderer bestimmt. Das schienen sie zu verstehen. Tobi war sehr erfreut über die Einladung und er redete bereits wieder mit dem Mann, von dem er die ganzen Zeitungen bekommen hatten, die sie jetzt einfach in der Stadthalle liegen gelassen hatten, weil sie ihnen sowieso nichts bringen würden. Das, was sie von Emi erfahren würden, war bestimmt viel wichtiger und aufschlussreicher. Auch Kisame war ziemlich neugierig, auch wenn er es nie zugeben würde. Seika war seine lieb gewonnene Kunoichi, doch eigentlich, wenn er jetzt so nachdachte, wussten sie nur sehr wenig über sie. Selbst Furiko hatte im Laufe der Zeit viel mehr über sich erzählt, zwangsläufig, da sie es mit den Osoroshisa zu tun gehabt hatten und der Hintergrund der Organisation die Blonde direkt betroffen hatte. Doch Deidaras Partnerin war viel kürzer bei den Akatsuki als Seika, und trotzdem hatte es niemanden gestört, dass von der Brünetten so wenig bekannt war. Doch sie hatte ja selber kaum etwas über sich gewusst, deshalb war die Situation jetzt umso spannender. Während der Mann mit der Augenklappe und der Blauhäutige hinter Emi und dem Kioskbesitzer her gingen, fiel Seika immer mehr zurück, weil sie plötzlich merkte, dass sich Itachi ein wenig distanzierte. Da hatte die Brünette es wieder, dieses bedrückende Gefühl, welches ihr schon die ganze Reise über Sorgen bereitete. Hier kam jedoch alles zusammen, sodass sie nicht wusste, woraus genau ihre nagenden Empfindungen bestanden. Ihre Gedanken waren nur noch ein einziger Wirbelsturm, in dem alles durcheinander flog. Ihr ganzes bisheriges Dasein löste sich auf. Doch einigen Sachen tat es keinen Abbruch, denn diese blieben fest verankert in ihrem Herzen und nichts konnte sie von dort herausreißen. Ja, ihr Leben würde sich grundsätzlich ändern, dass konnte die jungen Frau ohne Probleme erahnen. Doch warum sollten sich Gefühle ändern, die sie für die Person hegte, die ihr 'jetzt', in der Gegenwart, so wichtig war? Ihre Familie war Vergangenheit und auch wenn sie jetzt mehr über diese erfahren würde, hieß es nicht, dass sie dadurch wiederbelebt werden und dass sich die vergangenen Jahre wiederholen würden. Ein verlorener Teil von Seika kehrte zurück, doch das würde sie nicht ändern, weil sie sie selbst bleiben würde. Sie war Seika und würde durch die aufgedeckten Geschichten ihrer Familie noch mehr zu Seika werden. Und Seika würde niemals, niemals das aufgeben, was das Schicksal ihr zugeschrieben hatte, und zwar einen Partner, dem sie sich so sehr anvertraut und hingegeben hatte, mit dem sie schon so viele Höhen und Tiefen durchlebt hatte, dass es sie nun schmerzte, ihn so kühl und abweisend zu sehen. Nahm er an, sie würde sich nun von ihm abwenden? Glaubte Itachi das etwa wirklich? Oder fühlte er etwas ganz anderes? „Itachi...“, flüsterte Seika bittend, als sie schließlich mit dem Uchiha auf einer Höhe war, und sein Kopf fuhr sofort herum, um ihr in die Augen zu sehen, als hätte er nur darauf gewartet, dass sie ihn ansprach. Er suchte ihr Gesicht ab, nach dieser Leere, die kurzzeitig auf ihren Zügen erschienen war, nachdem die Frau Emi ihr von ihren verwandtschaftlichen Verhältnissen erzählt hatte. Es hatte ihn abgeschreckt, weil er sie noch nie so erlebt hatte. Ihre Augen strahlten immer, egal in welcher Situation sie war, in diesem Augenblick waren sie jedoch matt und vollkommen unfokusiert gewesen. Was war mit ihr passiert? Hatte sie sich in den Tiefen ihres Bewusstseins verloren? Es war das Schlimmste, was einem passieren konnte, dass wusste Itachi leider selber viel zu gut, denn er hatte es schon bei sich erfahren. Doch ihr durfte so etwas nicht geschehen, denn wenn es doch passieren sollte, dann wäre sie nicht mehr Seika, die Frau, der er zu verdanken hatte, dass er der Dunkelheit seines innersten Gefängnisses hatte entfliehen können. Doch plötzlich war wieder das Leben in Seikas Augen und dies beruhigte ihn. „Es ist in Ordnung. Geh ruhig“, antwortete der Schwarzhaarige ihr und sah das von ihm vergötterte Farbenspiel ihrer goldenen, grün gesprenkelten Augen vor sich, weil sie verstand, was er sagen wollte. Sie lächelte ihn leicht, aber dankbar an, dann ging sie wieder etwas schneller, um mit den Anderen aufzuschließen. Sie war erleichtert, dass Itachi akzeptierte, dass es hier um nichts ging, dass ihre Beziehung jemals beeinträchtigen würde. Dass er jedoch überhaupt an so etwas gedacht hatte, rief in Seika wiederum ein Gefühl aus, welches sie sehr tief berührte. Jetzt allerdings musste sie sich anderen Dingen zuwenden, und der Gedanke daran machte sie wieder nervös. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)