Deepest Gold von Bettyna (Who are you, holy flame?) ================================================================================ Kapitel 70: Her past -------------------- Das Haus von Emi lag fast am Stadtrand und war doch ein recht großes Gebäude, im Vergleich zu den anderen Bauten. Es besaß sogar eine zweite Etage und war deshalb gut von weitem zu sehen. Emis Familie musste bestimmt wohlhabend sein, sodass sie sich so ein Haus leisten konnte. Es sah wirklich einladend aus, denn es war frisch gestrichen worden und war ordentlich instand gehalten und so machte es Seika etwas leichter, dort hinein zu gehen, wo sie ihre ganze sagenumwobene Geschichte erwartete. Als sie nach einem nur kurzen Fußmarsch ankamen, öffnete Emi die Eingangstür und bat alle Shinobi hinein. Draußen war es nach dem Regen etwas kühl geworden, doch im Haus war es wieder ganz angenehm warm. Sie wurden in das Wohnzimmer geführt, in dem bequeme Möbel standen und wurden gebeten, Platz zu nehmen. Der Mann und Emi gingen noch kurz davon und kamen mit einem Tablett zurück, auf dem Gläser, ein Krug mit Limonade und einem Teller voller Plätzchen standen. Sie platzierten die kleine Stärkung auf dem Wohnzimmertisch, um den alle herum saßen. „Emi, bitte, Du musst dir nicht so viel Mühe machen!“, rief Seika aus und hatte ein wenig Schuldgefühle dabei, dass ihre Großcousine sie bewirten wollte. Doch Tobi und Kisame, die sich mal wieder wie kleine Kinder aufführten und sich sofort dran machten, von dem Gebäck zu kosten, machten ihnen Protest zunichte. Seika funkelte die Beiden böse an, was Emi dazu brachte, laut zu lachen. „Aber nicht doch, ich mache das gerne! Greift ruhig zu!“, sagte sie mit einer einladenden Geste, was Seika ein resigniertes Seufzen entlockte, während sie zusah, wie die Frau ihnen allen etwas von dem Getränk eingoss. So herzlich empfangen zu werden, und das auch noch von einer Verwandten, dass hätte sich die junge Frau nicht einmal in ihren Träumen vorgestellt. Ihr war diese Situation fremd, doch es war eigentlich auch ein schönes Erlebnis, oder? „Die schmecken wirklisch gut!“, meinte Tobi mit strahlendem Gesicht und dem Mund voller Kekse. Seika wollte sich am liebsten die Hand vor ihr Gesicht schlagen, doch sie unterdrückte diesem Reflex, weil Emi wegen dem Kompliment verlegen abwinkte. Doch sie freute sich, dass es Tobi schmeckte. Das lockerte auch die Atmosphäre etwas auf. Kisame nahm einen Schluck von der Limonade und da ertönte ein langgezogenes Seufzen von ihm, zusammen mit einem überraschten Ausdruck auf seinem Gesicht. „Meine Güte, das schmeckt genau so wie die Limonade, die meine Mama mir früher immer gemacht hat!“, rief er aus und nahm mit Faszination noch einen weiteren Schluck aus seinem Glas. Alle sahen ganz erstaunt zu ihm. Als sie ihn vorhin mit seiner Kindheit konfrontiert hatten, hatte er schnell abgewehrt, als ob er nicht darüber sprechen wollte, doch nun erwähnte er von ganz alleine seine Mutter. „Ah, wirklich? Das scheint wohl ein verbreitetes Rezept zu sein. Ich habe es von einer Haidame aus der Stadt erhalten.“, antwortete Emi, was Seika perplex zwischen ihr und Kisame hin und her schauen ließ. Für einen Moment dachte sie schon… Doch der Blauhäutige deutete diesen fragenden Blick richtig. „Oh, nein, nein. Meine Mutter ist schon vor langer Zeit gestorben. Aber mich freut's, dass sie hier in der Stadt zusammen leben. Früher war das alles andere als selbstverständlich!“, meinte Kisame und Emi nickte bedenklich. „Kommt Zeit, kommt Rat. Die Haimenschen und die normalen Leute haben eigentlich nie an einem Ort zusammengelebt, doch mit den Zeiten der Krise mussten sie sich zusammenschließen, denn eine größere Gemeinschaft bietet immer mehr Schutz. Und eigentlich sind die Haimenschen doch eine ganz angenehme Gesellschaft. Wir verstehen uns gut!“, erklärte die Frau und setzte sich letztendlich zusammen mit dem Mann auf ein freies Sofa. Mit dieser Geste wussten alle, dass das belanglose Pläuschchen nun vorbei war. Seika hätte keine Ahnung gehabt, wo sie hätte anfangen sollen zu fragen und das wusste Emi auch. Deshalb begann sie einfach. „Das ist wirklich ein sehr großer Zufall, dass Du hier gelandet bist, Seika, und zugegebenermaßen, bin ich auch nicht wirklich darauf vorbereitet, sonst hätte ich mir ausgedacht, wie ich Dir alles am Besten erzähle, aber ich glaube, ihr habt es eilig, oder?“, fragte sie und sah die junge Frau, Tobi und Kisame an, nur Itachi nicht, weil sie vor ihm am meisten Respekt hatte und sich nicht traute, ihm gegenüber direkt zu werden. Seika wiegte auf die Worte von Emi ihren Kopf hin und her. „Unbedingt eilig haben wir es nicht. Wir sind hergekommen, um Informationen zu sammeln. Ich kann Dir nicht erzählen, um was es dabei geht, doch wenn wir hier einiges erfahren können, dann werden wir auch ein wenig länger bleiben“, erläuterte sie und bemerkte, dass Emi zwar nickte, dies jedoch zögerlich und auch mit einem etwas aufgesetzt wirkenden Lächeln tat. Aber darüber dachte Seika in diesem Moment nicht viel mehr nach. Als Emi sich räusperte, hatte sie wieder Seikas volle Aufmerksamkeit. „Gut, dann fange ich jetzt wohl an... Nun... Seika, ist es eigentlich recht so, dass die Anderen alle...“, fragte die ältere Frau noch zögerlich, als sie den gebannten Blick von Tobi und den neugierigen Gesichtsausdruck von Kisame sah, doch Seika winkte ab. Sie hatte keine Bedenken, dass ihre Begleiter über ihre Vergangenheit erfahren würden, da sie und die Organisation zu ihrer Familie geworden waren. Sie wollte eigentlich keine Geheimnisse vor ihnen haben und wenn sie doch einmal etwas zu verbergen hatte, dann waren es intime Dinge, was in den nächtlichen Stunden zwischen ihr und Itachi abspielte. Denn auch Furiko hatte allen von ihrer furchtbaren Kindheit erzählt und dadurch hatte man sie nur noch herzlicher aufgenommen. „Mach dir darüber keine Sorgen, Emi. Bitte, fang an“, bat Seika die andere Frau mit leichtem Drängen und diese nickte in Einverständnis. Sie wies auf den Mann neben sich, der den Kiosk besaß. „Nur kurz vorweg, damit ihr euch nicht wundert, warum er die ganze Zeit hier ist. Das ist Okahito, mein Vater. Er weiß auch einiges von der Geschichte, deshalb hat er dich vorhin auf dem Platz auch erkannt. Sonst wären wir uns wahrscheinlich nie begegnet, wenn Sie nicht nach den Zeitungen gefragt hätten!“, erklärte Emi, während der Mann eine leichte Verbeugung andeutete, und nickte mit ihrem Kopf Tobi zu, der ein wenig überrascht drein sah. Es war also sein Verdienst, dass Seika nun etwas über ihre Familie erfahren würde? Er sah zu der Brünetten und lächelte ihr zu, eine Geste, die sie sanft erwiderte. Hätte er die Idee mit den versteckten Codes in den Zeitungen nicht gehabt, auch wenn sich diese letztendlich nicht bewahrheitet hatte, hätten sie niemals Seikas Großcousine getroffen! Ein wenig stolz war der Mann mit der Augenklappe schon darüber. Nun forderte Seika die Ältere mit einer Handbewegung auf, weiter fortzufahren. „Also, Du warst sicher erstaunt, warum Du hier auf Mizu no Kuni einen Teil deiner Verwandtschaft findest. Die Erklärung ist ganz einfach. Auch Kaminari no Kuni ist in den letzten Jahren nicht mehr das gewesen, was es früher einmal war, nämlich ein friedliches Land. Leider wurde auch dort ein Mann zum Kage, der nach mehr Macht strebte. Niemand weiß, wie es dazu kam, doch er entdeckte irgendwie das Phänomen der Elementkombination. Der einzige Mensch mit dieser Fähigkeit war damals Shiden und als der Kage Jagd auf ihn machte, damit er seiner Armee beitrat, flüchtete er ins Exil. Weil der Kage dadurch nichts tun konnte, ohne einen Krieg zu beginnen, den er nicht hätte gewinnen können, war diese Sache bald vergessen und alles folgte seinem Lauf. Bis zu dem Tag, an dem Du geboren wurdest. Ich weiß noch, wie glücklich deine Eltern waren. Deine Mutter hieß Kôto Hinome und dein Vater Kôto Jundo. Sie hatten sich lange ein Kind gewünscht, und als Du endlich kamst, war die Freude groß. Doch sie währte nicht allzu lange, als Jundo Deine Augen sah. Er hatte dunkelblaue Augen, Hinome braungrüne. Es konnte also keine zufällige Kombination sein, dafür waren Deine Augen zu hell. Auch die Schwestern im Krankenhaus redeten schon alle begeistert über das hübsche kleine Mädchen. Doch weil Dein Vater ein Shinobi war, wusste er natürlich über die Geschehnisse im Lande Bescheid, auch über die Absichten des Kages, die Shiden betrafen, der Gerüchten zufolge ebenfalls diese Augen hatte. Er schloss schnell die richtigen Schlüsse, denn es dauerte nicht lange, da erschienen Abgesandte des Kage, um Dich anzusehen. Doch als sie kamen, waren bereits alle Vorkehrungen für die Flucht getroffen. Weißt Du, Deine Eltern waren ehrenwerte Leute. Dein Vater war ein treuer und tapferer Shinobi und Deine Mutter war eine ehrliche Frau, die nie etwas Unrechtes getan hätte, doch sie waren nicht gewillt, ihr Kind diesem Mann von Kage zu überlassen. Wir waren alle im Klaren, dass jeder aus unserer Familie verschwinden oder untertauchen musste. Der Kage wollte unbedingt einen Menschen mit dem Kekkei Genkai des Lichts in seiner Armee haben und wenn er erfahren hätte, dass es in der Familie schon so ein Kind gab, dann hätte er vielleicht gedacht, dass noch mehr davon gezeugt werden konnten. Was er nicht wusste war, dass es sich ja um eine speziell für das einzelne Individuum entstandene Fähigkeit handelte“, erklärte Emi und stoppte, weil sie sah, wie Seika erschauderte. Sie und die Anderen fühlten sich ausnahmslos an die Osoroshisa erinnert und die Methoden, die sie gehabt hatten. Doch die junge Frau hatte bereits eine andere, andauernde Gänsehaut beschlichen. Kôto Jundo und Hinome. Sonne und Kupfer. Und sie, Seika, das heilige Feuer. Welch wundervoll poetische Namen… Doch warum hatten ihre Eltern sie ausgerechnet nach dem Feuer benannt, obwohl sie doch gewusst hatten, welche Fähigkeiten sie innehaben sollte, wenn sie heranwachsen würde? Vielleicht hatten sie den festen Glauben gehabt, dass ihre Tochter einmal etwas Besonderes werden würde, ruhig und doch impulsiv, Wärme schenkend und doch zerstörerisch? Auch gehörte sie nun dem Feuer in der Gestalt des Meisters der Katon-Jutsu, Uchiha Itachi. War das Zufall oder Schicksal? Das konnte niemand sagen. Emis trauriges Gesicht zog wieder Seikas Aufmerksamkeit auf sich. „Jedenfalls wurden wir alle erwischt, als wir uns nachts zur Küste aufmachten, um von dort mit einem kleinen Schiff nach Mizu no Kuni zu flüchten. Es entbrannte ein Kampf und Deine Mutter starb dabei… Wir hatten nicht viele Shinobi bei uns und die Ninja aus Kaminari no Kuni waren uns zahlenmäßig überlegen. Jundo konnte Hinome nicht helfen. Sie hatte sich schützend vor Dich geworfen und war von Kunais durchbohrt worden. Dein Vater konnte nur noch Dich retten und schnell ins Boot steigen…“, erzählte Emi weiter und sie musste abermals stoppen, weil Seika ihr Gesicht von den Anderen abwandte und nach hinten sah. Nur Itachi konnte noch ihr Profil sehen, weil sie neben ihm saß. Klare Tränen schimmerten in ihren Augen und als sie blinzelte, quollen sie letztendlich hinüber und stürzten ihre Wangen hinab. Bebend entwich ihr der angehaltene Atem, doch sie holte sofort wieder tief nach Luft, um sich zu beruhigen. Oh ja, die Geschichte ihrer Eltern und dem Tod ihrer Mutter setzte ihr zu, obwohl sie diese Menschen nie gekannt hatte. Doch nur die Erwähnung von ihren Namen erweckte in der jungen Frau die Empfindung, als wären diese beiden Menschen schon immer in ihrem Herzen gewesen, auch wenn sie jahrelang namenlos und gesichtslos geblieben waren. Es waren immerhin wirklich ihre Eltern, die das alles für ihr Kind auf sich genommen hatten. Was wäre passiert, wenn sie nicht beschlossen hätten, dass ihre Tochter nicht in die Hände des Kage fallen dürfte? Hätte Seika sie dann gekannt und mit ihnen zusammengelebt? Doch nein! Nein, so sehr sie sich plötzlich auch wünschte, ihren Eltern einmal begegnet zu sein, sie erkannte, dass sich dann alles Andere nie abgespielt hätte, wie es jetzt war. Sie war zu den Akatsuki gekommen und hatte dort die Bekanntschaft mit Tobi, Deidara und Kisame gemacht und vor allem war sie mit Itachi zusammen gekommen, zwar auf eine schmerzliche, doch nun umso leidenschaftlichere Weise. Sie hätte so viel Glück nie erfahren, welches sie auch sicher mit ihren Eltern durchlebt hätte, doch das, was sie nun hatte, wollte sie nicht missen, nie! Mit ihrem Handrücken fuhr sie sich über ihr Gesicht und wandte sich dann langsam wieder um. Alle blickten sie mit Bedauern an, doch keiner sagte etwas, weil Worte unpassend gewesen wären. „Erzähl bitte weiter…“, sprach Seika leise, aber bestimmt. Sie wollte alles hören, ihre ganze Geschichte. Sie war nicht über ihre Reaktion verwundert, doch obwohl sie sich sicher war, dass sie vor den Anderen keine Geheimnisse haben wollte, so wollte sie ihnen nicht unbedingt ihre Tränen zeigen, deshalb hatte sie sich weggedreht. „Gut… Wir fuhren also mit dem Schiff nach Mizu no Kuni. Die Atmosphäre war wirklich fürchterlich, aber das war verständlich. Dein Vater war nicht mehr er selber. Am meisten hat ihn wohl getroffen, dass er niemals in der Lage sein würde, das Grab seiner Frau besuchen zu können, weil die Ninja aus Kaminari no Kuni sie sicher an einen unbekannten Ort gebracht hatten. Doch er lebte weiter und das nur für Dich. Zum Zeitpunkt unserer Flucht hatte sich Jundo jedenfalls schon längst mit Shiden in Kontakt gesetzt. Es war wirklich schwer, ihn ausfindig zu machen, doch ein paar Spione, die Dein Vater von seinem Dienst als Shinobi kannte, hatten ihn gefunden und so konnte Jundo ihm von Dir erzählen. Er erklärte sich sofort bereit, Deine Ausbildung zu übernehmen, wenn Du dafür alt genug wärest. Doch es gab einige Schwierigkeiten. Shiden war nach Hi no Kuni geflüchtet, in die Hauptstadt Konohagakure und hatte sich dort als ein respektierter Jounin etabliert. Er konnte seiner neuen Heimat nicht den Rücken kehren, ohne einen Eklat auszulösen. Wir hatten zwar kein Zuhause und auch keine Pässe als Bewohner der Insel, als wir in Mizu no Kuni ankamen, doch es gab genügend kleine, abgeschiedene Häfen, wo wir ohne Kontrollen einwandern konnten. Nach Hi no Kuni war uns der Weg jedoch verwehrt, denn der lange Landweg war für uns zu gefährlich, weil die meisten von uns keine Shinobi waren und das Festland gerade von großen Unruhen heimgesucht wurde. Ein Monster wütete in Konoha, so sagte man und auch einige Kriege waren angezettelt worden. Doch in Mizu no Kuni konntest Du nicht bleiben, weil das Land immer noch in Reichweite des Raikages war. Sicher hatte er uns Ninja hinterher geschickt. So gab es nur eine Möglichkeit, damit Du in Sicherheit sein würdest“, redete Emi weiter und machte eine kurze Pause, um etwas zu trinken, weil die lange Geschichte und das viele Reden ihren Hals ausgetrocknet hatte. Sie Akatsuki sahen sich währenddessen bedeutend an. Dieses Monster, welches die Frau beschrieben hatte, war eindeutig der Bijuu Kyuubi, darin bestand kein Zweifel. Seika schloss daraus, dass sie schon einige Monate alt gewesen sein musste, denn Naruto, der Container des Dämons, war fast ein Jahr jünger als sie und er war auch erst ein Baby, als Kyuubi in ihm versiegelt worden war. Nur ein paar Sekunden später fuhr Emi mit Seikas Geschichte wieder fort. „Dein Vater beschloss also, er würde sich alleine aufmachen, um Dich zu Shiden nach Konohagakure zu bringen, als sich die Wogen der Unruhen etwas geglättet hatten. Jeder von uns wollte am liebsten über eine andere Möglichkeit nachdenken, doch es war klar, dass es keinen Ausweg gab. Es musste so gemacht werden und nicht anders. So verließ uns Jundo. Er kam erst fast einen Monat später wieder zurück, da er mit Dir besonders vorsichtig reisen musste, weil Du ja noch so klein gewesen warst. Doch er hatte Erfolg. Er traf Shiden und er nahm Dich mit größter Freude auf. Er hatte selber keine Kinder gehabt und behandelte Dich wie seine eigene Tochter. Dass Du auch sein Kekkei Genkai besaßest, machte die Sache natürlich noch verständlicher. Bestimmt war Dein Vater froh, Dich in so gute Hände geben zu können, doch trotz allem musste es ihm unwahrscheinlich schwer gefallen sein, Dich zurückzulassen. Aber das ist natürlich voll und ganz nachvollziehbar. Er sprach zwar nie von dem Trennungsschmerz, denn er hatte jetzt seine Frau und seine Tochter verloren, doch man sah es ihm deutlich an. Als er wieder bei uns war, wurde er krank. Zuerst dachten wir, es wäre eine von ihm verheimlichte Wunde, die er sich während der Reise zugezogen hätte, doch es war seelischer Art. Sein Lebenswillen war dahin. Er konnte sich auch nicht mehr aufraffen. Drei Monate später verstarb er. Damit riss auch der Kontakt zu Shiden ab, was Deinen Vater wenigstens noch etwas aufgerichtet hatte. So erfuhren wir regelmäßig, dass es Dir gut ging und Du Dich wunderbar entwickeltest. Danach jedoch erfuhren wir nichts mehr von Dir. Umso erstaunter und erleichterter war ich, Dich nun so wohlauf zu sehen…“, endete Emi ihre Geschichte und wischte sich ihrerseits die Tränen aus den Augen, die durch die Erinnerungen in ihr aufgestiegen waren. Auch Seika hatte schwer mit sich zu kämpfen, als sie vom Schicksal ihres Vaters erfuhr. Ihre Eltern hatten sich so sehr für sie aufgeopfert und mit ihrem Leben bezahlt. Es schien wirklich so, als hätten sie ihr alles gegeben. Ihre beiden Chakranaturen, auch wenn ihre Mutter wohl nie davon gebrauch gemacht hatte, waren in ihrem Kind vereinigt worden zur höchsten Präzision. Es war fast so, als ob die junge Frau ihre Eltern auf dem Gewissen hatte, denn wenn sie ein normales Kind gewesen wäre, dann wäre das alles nicht passiert. Dieser Gedanke schockte sie noch ein wenig mehr und ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Schon wieder dachte sie über eine veränderte Vergangenheit und eine dadurch veränderte Zukunft nach. Das durfte sie nicht tun! Es wäre unfair den Menschen gegenüber, die nicht an ihrer Geschichte beteiligt waren, jetzt aber unwiderruflich dazu gehörten. Ein paar dieser Menschen saßen nun um sie herum und sie spürte deren Mitgefühl nur zu sehr. Sie war froh, dass diese an ihrer Seite waren. Plötzlich stahl sich ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen. „Ich habe früher immer gedacht, dass mein Sensei ein Verwandter von mir gewesen sein musste. Jetzt weiß ich, dass ich unrecht hatte, aber in einer gewissen Weise stimmt es schon, wie? Wir haben dasselbe Kekkei Genkai, doch es stammt nur nicht aus derselben Blutlinie…“, sagte sie leise und ihr Ton war nachdenklich, aber nicht betrübt. Eigentlich dachte sie, sie musste sich nun einsam fühlen, weil sie ohne Eltern aufgewachsen war. Von Tobi wusste sie nichts über seine Kindheit, doch Kisame, Furiko und Deidara hatten bei ihren Familien gelebt, selbst Itachi war ganz ‚normal’ aufgewachsen, bevor er das Massaker begangen hatte. In dieser Hinsicht war sie anders, doch sie kam sich alles andere als allein vor. Plötzlich dachte sie sich sogar, dass sie dankbar dafür war, was ihre Eltern Jundo und Hinome für sie getan hatte, denn ein erfüllteres Leben als jetzt konnte sie sich nicht vorstellen und das war doch das Wichtigste, oder? „Was hat Shiden Dir denn über Deine Herkunft erzählt?“, wollte Emi ein wenig neugierig wissen, denn nachdem sich ihr Cousin so aufgeopfert hatte für seine Tochter und sie eigentlich einem völlig fremden Mann übergeben hatte, war es nur allzu interessant, was von seiner Seite zurück gegeben worden war. Diese Frage und die Antwort darauf hinterließ in Seika ein ernüchterndes Gefühl. „Jetzt, wo Du es sagst… Eigentlich fast gar nichts. Er sagte mir, ich wurde als Findelkind vor den Toren Konohas gefunden, mit einem Zettel, auf dem mein Name stand. Nicht einmal das stimmte also… Er konnte mir immer viel von meinen Kräften erzählen, klar, er besaß ja auch dieselben Fähigkeiten. Aber von meinen Eltern sprach er nie ein Wort. Doch er hat immer viel über die Bewohner Konohas geschimpft. Ein guter Lehrer war er alle Mal, doch als Mensch war er eigensinnig und kauzig. Ein wirklicher Elternersatz war er nicht, obwohl ich ihn doch gern hatte. Was hätte ich auch anderes tun sollen? Ich war, seitdem ich acht Jahre alt gewesen war, bis zu dem Tod meines Sensei seine einzige Schülerin. Wir haben in dieser Zeit in den Bergen von Kaze no Kuni gelebt, damit er mir ohne Einschränkungen alles beibringen konnte. Die Kräfte, die wir entfesselten, waren gewaltig, vor allem, solange ich meinen Energiefluss noch nicht unter Kontrolle hatte. Ich hätte meinen Sensei sogar ein paar Mal beinahe getötet. Er sagte mir dann immer, ich würde ihn irgendwann einmal übertreffen, doch das wollte ich ihm nie glauben und es hat mich immer noch trauriger gemacht… Er wusste nicht wirklich, wie man mit Kindern umging, doch er tat immer sein Bestes“, redete Seika ein wenig wirr, doch es war ersichtlich, dass sie vieles davon zu sich selber sagte. Doch jedem fiel auf, dass sie ihren Sensei, wenn sie sprach, nie mit seinem richtigen Namen nannte. Den Akatsuki war bekannt, dass sie nie gewusst hatte, wie er wirklich hieß und es war ihr wohl zur Gewohnheit geworden, dass sie ihn deshalb nur mit seinem Titel nannte. Doch das war wahrscheinlich seine Absicht gewesen. Wenn damals das Mädchen namens Seika zufällig über diesen Namen in einem anderen Zusammenhang gestolpert wäre, dann hätte dies ihr Misstrauen sicher erweckt. Und auch die Umstände ihrer Vergangenheit hätten sie nur zu sehr verschreckt. So waren alle Beweggründe eigentlich logisch. „Hast Du denn Fotos von meinen Eltern, Emi?“, fragte die junge Frau noch nach. Es war ein letzter Wunsch, denn sie schon sein ein paar Stunden hegte, seitdem sie überhaupt von ihren Eltern erfahren hatte. Ein wenig machte sie der Gedanke schon nervös, die Gesichter ihrer Eltern zu sehen. War sie einem von ihnen besonders aus dem Gesicht geschnitten oder ähnelte sie allen Beiden auf die eine oder andere Weise? Emi nickte eifrig und stand auf, um zu einem hohen Schrank zu gehen. Als sie ihn öffnete, quollen beinahe nur so die verschiedensten Dokumente hervor, die Emi mit einem peinlich berührten Lachen wieder hastig zurück stopfte. Sie brauchte ein wenig Zeit, um das Gesuchte zu Tage zu fördern, doch letztendlich hatte sie eine Schachtel aus dem Chaos gekramt, mit der sie wieder zum Tisch zurückkehrte. Bedächtig öffnete sie den kleinen Karton. „Allzu viele habe ich nicht mehr. Das hier wurde nicht lange nach ihrer Hochzeit aufgenommen. Es war das Lieblingsbild von Jundo“, erklärte Emi und schob Seika ein recht abgenutzt wirkendes Foto zu. Die Ränder waren vergilbt und auch ziemlich abgegriffen und das Papier hatte den einen oder anderen Knick. Auf einer Seite war es auch ein bisschen eingerissen, doch das war alles nicht wirklich relevant. Die junge Frau erkannte sofort, warum ihr Vater das Bild geliebt haben muss. Es zeigte ihn und seine Frau zusammen auf einer Parkbank sitzend, nicht normal, sondern sie hockten nahe beieinander auf der Rückenlehne. Es war eigentlich keine besondere Situation oder eine besonders ausgeklügelte Aufnahme, doch die beiden Personen sahen darauf so glücklich aus. Sie unterhielten sich miteinander. Hinome machte gerade eine Geste mit ihren Händen, als wollte, sie für etwas argumentieren. Jundo hörte ihr aufmerksam zu, doch er lächelte dabei. Das ganze Bild strahlte so viel Einverständnis aus, dass es beinahe zu fühlen war. Seikas Blick galt zuerst ihrer Mutter. Sie war erstaunt, denn die schlanke Frau, die vielleicht Anfang dreißig war, hatte genau denselben Haarschnitt wie ihre nun schon erwachsene Tochter. Seika hatte nie wirklich einen Friseur aufgesucht, sondern ihr Haar ganz natürlich wachsen lassen und es immer auf die gewünschte Länge geschnitten. Deshalb war die Ähnlichkeit wohl so gravierend. Im Gesicht ihrer Mutter, welches fein und rundlich geschnitten war, fand sie sich jedoch nicht so sehr wieder, außer noch in der Form der Augen und Brauen, die mit ihren wirklich identisch waren. Anders, als sie ihren Vater betrachtete. Die definierten Gesichtszüge hatte sie definitiv von ihm, ebenso wie die Haarfarbe. Er war ein hoch gewachsener Mann mit ausgeprägter Statur. Auch die Körpergröße hatte sie wohl von ihm, denn sie war keineswegs klein geraten. Mit einem Seufzer und einem Lächeln auf dem Gesicht blickte sie weiterhin wie gebannt auf das Papier, um davon so viel wie möglich von ihren Eltern zu lernen. „Du kannst es behalten, wenn Du willst“, sagte Emi und Seika blickte mit großer Dankbarkeit auf. Dieses Erinnerungsstück würde sie in Ehren halten und sie schätzte dieses Geschenk von ihrer Großcousine sehr, mehr vielleicht als alles andere. Doch trotz ihrer Freude merkte sie plötzlich, dass Emis und Okahitos Gesichtsausdrücke so… falsch wirkten. Nein, sie freuten sich schon merklich über Seikas Glück, endlich über ihre Vergangenheit aufgeklärt zu werden, doch da war noch etwas anderes, trauriges, was sie verstecken wollten. Hatten sie Seika etwa etwas von ihrer Geschichte verheimlicht? Der Gedanke beunruhigte die junge Frau etwas, doch warum sollten sie ihr etwas vorenthalten? „Sag, Emi, hatte ich vielleicht doch noch Geschwister?“, fragte sie deshalb nach. Ihre Großcousine sah verwirrt auf, denn sie wusste wohl nicht, auf was Seika hinaus wollte und das war auch gut so. Deshalb schüttelte sie nur den Kopf. „Nein, du warst das einzige Kind Deiner Eltern und keiner von ihnen hatte davor ein Kind“, beantwortete Emi die Frage, doch sie schien weiter so verborgen unglücklich zu sein. Das konnte Seika nicht so hinnehmen und auch wenn ihr die Gesichter der Anderen, wenn sie zu ihnen geschaut hätte, gesagt hätten, sie sollte es dabei belassen, so wollte sie noch nicht nachgeben. „Ist die Geschichte damit zu Ende? Gibt es sonst noch etwas zu erzählen?“, hakte Seika nach und hörte sich dabei an, als wäre sie nur zu begierig, alles mögliche zu erfahren, was nur wenig mit ihren Eltern zu tun hatte. Doch sie bekam nur eine Verneinung zurück. So würde sie sicher nichts mehr zu hören bekommen. Deshalb saßen die Akatsuki, Seikas Großcousine Emi und deren Vater noch ein wenig im Wohnzimmer herum und Tobi und auch manchmal Kisame redeten mit Okahito über belanglose Dinge. Tobi lobte immer wieder die Kekse und Kisame vergötterte beinahe die Limonade, mit Worten und mit Taten, denn er trank den ganzen Krug leer. Seika dachte schweigend über das Gehörte nach und Itachi, der sowieso noch nichts gesagt hatte beobachtete jede einzelne Person und vor allem Seika. Je nachdem, über was sie wohl gerade sinnierte, erschien auf ihren Lippen ein schwaches Lächeln oder ein bedrückter Ausdruck schlich sich in ihre Augen. Doch es war immer irgendeine Gefühlsregung da und keine Spur von der Leere, die kurz in ihrem Gesicht erschienen war, als sie erfahren hatte, dass sie auf eine Verwandte gestoßen war, die ihr alles von ihrer Vergangenheit erzählen konnte. Nun war er wieder endgültig beruhigt, dass sie ganz normal bleiben würde. Während sie so dagesessen und geredet hatten, war es draußen dunkel geworden. Als ihnen die Gesprächsthemen ausgingen, war den Akatsuki klar, dass sie sich langsam um eine Bleibe kümmern mussten, denn zur Basis konnten sie nicht mehr zurückkehren. Itachi stand als Erster von ihnen auf. Emi erkannte sofort was das bedeutete und sie sah etwas unsicher, aber bittend zu ihm und dann zu den Anderen. „Was? Ihr wollt aufbrechen? Nein, bitte, bleibt doch bei uns im Haus. Es ist groß genug für euch alle! Ich habe zwar nicht so viele freie Zimmer, aber das wird sich schon irgendwie machen lassen! Es wird jedenfalls schwer sein, dass ihr hier irgendwo anders eine Unterkunft findet, vor allem um diese Zeit, denn die Stadtbewohner fürchten sich vor Shinobi“, sprach Emi und wo sie Recht hatte, hatte sie Recht. In der Halle waren alle Menschen vor ihnen geflüchtet, nur ein paar mutige und neugierige Personen waren verblieben. Sicher hatte die halbe Stadt sämtliche Türen und Fenster verriegelt, damit die Fremden ausgesperrt bleiben würden, was gegen Shinobi natürlich nicht die geringste Wirkung hatte. Doch das war einerlei. Emi war wirklich großzügig mit ihrem Angebot, doch Seika wusste nicht, ob sie es annehmen konnten. „Ach, das mit den Zimmern ist kein Problem! Eins für mich und Tobi und ein für Seika und Itachi wird schon reichen! Also, das heißt ja, wir nehmen die Einladung gerne an, nicht wahr?“, nahm Kisame der Kunoichi die Entscheidung ab. Sie warf dem Haimann einen verärgerten Blick zu, doch weil sie sah, dass sich Emi über die Zustimmung freute, weil sie ihnen leicht zwei Zimmer anbieten konnte, wollte Seika auch nichts mehr dagegen sagen. Eigentlich war sie ja auch froh, dass sie nicht mehr viel suchen, sondern nun bald schlafen gehen konnten. Die junge Frau war schon erschöpft, vor allem vor den ganzen Eindrücken, die sie in so kurzer Zeit bekommen hatte, von ihrer Vergangenheit und ihrer Familie. Sie merkte, wie Emi sie und Itachi heimlich musterte, weil Kisame, das Plappermaul, ja gesagt hatte, dass sie zusammen ein Zimmer teilen würden. Doch die ältere Frau stellte keine Fragen und führte sie nach oben, in die erste Etage, wo sie ihnen die Räume zeigte, die sie frei benutzen konnten. Aus einem anderen Zimmer holte sie ein paar Handtücher, damit sie sich noch waschen konnten, bevor sie zu Bett gingen. „Emi, wir sind Dir wirklich etwas schuldig…“, sagte Seika zu ihr, als sie mit der älteren Frau noch auf dem Korridor stand, während die Anderen schon in den jeweiligen Zimmern verschwunden waren, und meinte das Angebot ehrlich. Irgendetwas schien die Frau die ganze Zeit über zu beschäftigen, doch trotzdem war sie so gut zu ihnen. Die Akatsuki waren fremde und gefährliche Leute, und auch wenn Seika eine verschollen geglaubte Verwandte war, war es sicher nicht selbstverständlich, dass ihre Großcousine sie so freundlich aufnahm. Diese winkte nur ab. „Ich mache es wirklich gern, mach Dir keine Sorgen“, sagte sie zu ihr, mit einem gutmütigen Lächeln im Gesicht. Seika kam sich plötzlich so seltsam vor, als wollte sie etwas tun, von dem sie nicht wusste, was es war. Sollte sie Emi umarmen? Sie war immerhin eine Verwandte. Nein, das konnte sie nicht tun, dafür kannten sie sich kaum und die Kunoichi wollte keine engere Bindung zu ihr aufbauen, weil sie nicht wusste, was in Zukunft kommen würde. Doch sie streckte ihre Hand aus, die Emi mit ihren beiden Händen umfasste und herzlich drückte. Also war die Traurigkeit in ihren Augen nicht wegen Seika? Aber warum dann? Die beiden Frauen wünschten sich noch eine gute Nacht und dann betrat auch Seika ihr Zimmer. Itachi hatte sich in der Zwischenzeit schon fertig gemacht und lag bereits auf dem etwas schmaleren, aber gemütlich aussehenden Bett. Er starrte zur Decke und sah nicht auf, als sie zum Bad ging. Dort wusch sich Seika schnell und kam dann zu dem Schwarzhaarigen. Sie legte sich neben ihn und zog sich die weiße Bettdecke bis zum Bauch. Auch sie hatte noch viel zu überdenken, doch sie war jetzt zu müde, um sich weiter den Kopf zu zerbrechen. Da fühlte, sie, wie Itachi sich bewegte und seinen Arm hob, damit sie näher zu ihm rücken konnte. Dankbar tat sie es auch und als sie fühlte, wie er den Arm unter ihren Nacken und um ihre Schulter legte, war sie froh, dass sie ihm nicht viel erklären musste, weil sie es erst für sich selber verarbeiten musste. Sie legte ihre Stirn an seine Brust und schloss die Augen. Es dauerte nicht lange, da war sie tief und fest eingeschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)