Do it for you! von chrono87 ================================================================================ Kapitel 3: Die neuen Automails ------------------------------ Die neuen Automails Noch immer stehen die Worte von Ed im Raum. Rain kann einfach nicht glauben, was er ihr gerade angeboten hat. „Aber Edward! Weißt du denn nicht, dass jeder Mechaniker die Automails genau für den Träger und für keinen Anderen anfertigt? Warum willst du deinen Mechaniker wechseln?“, fragt sie völlig ungläubig. Ed sieht verlegen zu Boden. „Bitte versteh mich nicht falsch, aber ich möchte im Moment noch nicht darüber reden. Die Wunden sind noch zu frisch.“ Sein belegter und zu tiefst verletzter Tonfall verbieten es der Schwarz-haarigen weiter in ihn einzudringen. Sie versucht das verlegene Schweigen mit einem Lächeln zu übergehen. „Aber natürlich. Wenn du bereit bist mit mir über alles zu reden, dann werde ich für dich da sein und dir zuhören. Bis dahin werde ich nicht weiter fragen.“, erwidert sie gut gelaunt, auch wenn sie sich im Inneren eher mehr und mehr zurückzieht. „Danke, Rain.“, erwidert der Blonde wieder gut gelaunt. „So und nun mach dir bitte keinen Kopf wegen der Arbeit. Schau dir bitte die Automails an.“ Die Angesprochene nickt ihm zu, macht sich etwas Platz am Küchentisch und bittet den jungen Mann neben ihr Platz zu nehmen. Als erstes widmet sie sich ganz seinem rechten Arm. Mit ihren fachmännischen Blick entgeht ihr gar nichts. „Sehr interessant. Die Automail ist leicht und besteht vorwiegend aus Stahl, nur der Kohlenstoffgehalt wurde verdichtet, da man ihn zu oft hohen Temperaturen ausgesetzt hat. Die Stabilität ist durch Legierung gewährleistet. Und der Zylinder im Handgelenk und im Ellenbogen sind nicht abgenutzt. Wahrscheinlich ist diese Automail erst vor wenigen Tagen montiert worden.“ Dem Staatsalchemist erstaunt es immer wieder, wie schnell Mechaniker auf einem Blick so viele Daten sehen können. Okay bei Alchemie geht es ihm auch so, aber bei Metall? Das ist nicht sein Fachgebiet. „Ich bin beeindruckt. Von diesem Gebiet verstehe ich nämlich nichts. Aber du, du kannst auf einem Blick sagen, wie die Automail hergestellt wurde und was sie aushält. Du musst wirklich keine Angst vor der Arbeit haben. Und wenn du willst, bleibe ich heute an deiner Seite und stärke dir den Rücken.“ Seit er mit Winry geschlafen hat, ist der Blonde viel verständnisvoller als früher. In dieser momentanen Lage ist er dem Militär keine große Hilfe. Daher hat er sich eine kleine Auszeit genommen, um wieder zu sich zu finden. Der Oberst war alles andere als begeistert. Rückblick Edward führt Rain in das Hotel, in dem er schon immer mit Alphonse übernachtet hat, wenn sie denn mal in Central City waren. Sie ist von dem Baustil und der Bauart angenehm überrascht, was Ed ihr nun wirklich nicht zugetraut hätte, da sie früher nie für Baustile zu begeistern war. „Wundervoll. Es muss schon sehr alt sein, wenn dieser Baustil verwendet wurde.“, hört er sie begeistert reden. Für Edward ist es nur wichtig, dass er ein Dach über den Kopf hat und schlafen kann, ohne Angst zu haben, umgebracht zu werden. Für Rain scheint es aber etwas Besonderes zu sein. Nach endlosen Minuten im Regen kann er Rain davon überzeugen, endlich hineinzugehen. Es war nicht leicht, aber es hat funktioniert. An der Rezeption angelangt, verlangt der Blonde das übliche Zimmer. Der Angestellte, Mr. Hutton, lächelt schon von weitem, als er den jungen Staatsalchemist erkennt. „Wie immer ist das Zimmer schon für sie hergerichtet, Mr. Elric.“ „Vielen Dank. Könnte ich später vom Zimmer aus telefonieren?“, möchte der Kleine wissen. Die Frage bejahrt der Angestellte, während er dem Kunden den Zimmerschlüssel überreicht. Da beide Reisenden gute Manieren haben, bedanken sie sich und wünschen eine gute Nacht, ehe sie auf ihr Zimmer gehen. „Er ist ziemlich nett. Dich scheint er schon gut zu kennen.“, bemerkt Rain, als sie gemeinsam mit ihrem Begleiter die Treppe zum zweiten Stock emporsteigen. „Wenn wir zur Durchreise in Central übernachteten, haben wir immer hier ein Zimmer genommen. Es hat sich angeboten, weil es weit genug vom Hauptquartier entfernt ist und es noch dazu einen guten Service besitzt und preiswert ist.“, erklärt der Blonde. Das kann die Schwarz-haarige gut verstehen. Er führt sie über einen langen Flur,im zweiten Stock, entlang. Am Ende des Ganges wendet er sich nach links und steckt dann den Schlüssel ins Schloss. Wie zu erwarten war, ist das Schloss nur einmal verschlossen. Edward dreht den Schlüssel und öffnet die Tür. Er lässt seine Begleiterin eintreten und sich im Zimmer umsehen. Na ja, Zimmer ist ein zu kleiner Begriff, da man schon fast von einer kleinen Wohnung reden kann. Der Raum besteht aus drei Abteilungen. Zwei von ihnen sind Schlafzimmer und das übrige dient als Wohnzimmer. Es ist sehr spärlich, aber dafür um so gemütlicher eingerichtet. Im Wohnzimmer befindet sich nur ein gemütlicher Zweisitzer und ein kleiner aber langer Holztisch. Im hinteren Bereich stehen zwei Betten. Beide sind mit weißen Bettzeug bezogen und sehen sehr bequem aus. Rain scheint dasselbe zu denken wie Edward. „Hier sieht es wirklich schön und gemütlich aus. Ich hab das Gefühl, sofort einzuschlafen, wenn ich die Betten anschaue.“ Der Alchemist lächelt kurz. „Bevor du aber ins Bett gehst, solltest du duschen. Dann fühlt sich das Bett gleich viel besser an, vertrau mir.“, erklärt er. In dieser Hinsicht hat er ja viel mehr Erfahrungen damit, als seine Begleiterin, die zum ersten Mal wo anders schläft. „Na gut. Kann ich als Erstes gehen, oder willst du?“, fragt sie mit einem Rotschimmer auf ihren Wangen. Edward winkt nur ab und wendet sich zum Telefon. „Aber nein. Geh du ruhig duschen. Ich muss ohnehin noch den Oberst anrufen.“ „Na gut.“ Mit diesen Worten entschwindet sie ins Bad, während er sich das Telefon ran holt und die Nummer des Hauptquartiers wählt. Es dauert zwar einige Zeit, aber dann bekommt er endlich jemanden an die Leitung. Zu seiner Überraschung telefoniert er mit Major Armstrong. „Hauptquartier, Major Armstrong am Apparat.“, ertönt die männliche Stimme des Hünen. Wie immer ist Ed nicht begeistert davon. „Ja, hallo. Hier ist Edward Elric. Ich wollte eigentlich...“ „Edward mein Junge! Is schon lange her.“, spricht der ältere Alchemist in Staatsdiensten einfach dazwischen. „Herr Major, ist der Oberst auch da?“ „Ja, er ist gerade gekommen. Ich sag ihm...“ „Hey, Fullmetal. Was gibt es?“ Nun ist es der Oberst, der den Major unterbricht. Darüber ist der Blonde auch sehr froh. Ihm ist der Major etwas zu aufdringlich. Zwar nett und hilfsbereit, aber ständig versucht er Ed zu erdrücken. „Hallo Oberst.“ Die Begrüßung fällt sehr schmächtig aus. „Was gibt es zu so später Stunde noch?“ Der Sarkasmus des Oberst ist nicht zu überhören. „Ich kann auch wieder auflegen und gar nicht mehr anrufen.“, bemerkt Edward grimmig. Irgendwie schafft es der Oberst immer wieder ihn auch die Palme zu bringen. „Na, na. Wer wird denn da gleich grimmig sein?“ „Sehr witzig, Scheiß-Oberst. Ich habe beschlossen ganz ins Militär einzutreten, aber nur unter meinen Bedingungen und solange ich noch nicht eingetreten bin, möchte ich in Central bleiben und etwas ausspannen.“, knurrt Edward. Ihm ist klar, dass der Oberst das nicht akzeptieren wird. „Du willst also mal wieder die Regeln aufstellen?“, fragt der Flame Alchemist belustigt nach. „Ich stelle keine Regeln auf. Es ist eine Forderung. Für mich, der ich immer von einem Ort zum anderen gehetzt bin, kann es mal gebrauchen eine Auszeit zu haben. Außerdem muss ich noch eine Bleibe finden, in der ich dauerhaft leben kann.“, erklärt der Kleine ungern. Aber seine Erklärung scheint den Oberst einsichtig zu machen. „Gut, und wie lange, denkst du, wirst du dafür brauchen?“, fragt er nun etwas ernster nach. „Na ja, ich hab an ein halbes Jahr gedacht.“, nur widerwillig gibt er das bekannt. Er kennt die Einstellung seines Vorgesetzten in dieser Angelegenheit nur zu gut. „Du bittest mich allen ernstes darum, dir für ein halbes Jahr Narrenfreiheit zu gewähren, wo du doch schon längst in Staatsdiensten stehst? Vergiss es.“ Ja, diese Antwort war zu erwarten. Doch Edward wäre nicht er selbst, wenn er das akzeptieren würde. „Gut, wenn das dein letztes Wort ist...mal sehen was General Feldmarschall King Breadly dazu zu sagen hat.“, erwidert der Kleine hinterhältig. „Okay, okay du hast gewonnen. Ein halbes Jahr. Mehr nicht.“, erwidert der Oberst knurrend. Die Masche zieht immer wieder, kommt es dem jungen Alchemisten genug tuend in den Sinn. „Aber sicher, Herr Oberst.“ Daraufhin legt er auf und läuft mit einem Grinsen durch die Gegend. Als Rain aus dem Bad kommt und Ed mit dem Grinsen im Gesicht sieht, will sie schon die Irrenanstalt anrufen. Aber diesen Gedanken verwirft sie schnell wieder. „Was machst du denn für ein Gesicht?“, fragt sie nach. Der Angesprochene dreht sich grinsend zu ihr und erklärt ihr alles. „Ich hab gerade im Hauptquartier angerufen und darum gebeten eine Auszeit von einem halben Jahr zu nehmen, ehe ich ganz eintrete.“ „Das wird Sensei Izumi aber nicht gefallen.“ „Es hat ihr auch nicht gefallen, dass ich Staatsalchemist geworden bin und trotzdem hat sie sich damit abgefunden.“, erwidert Edward gut gelaunt. „Komm ich zeig dir, wo du ab heute schlafen wirst. Es ist immer besser seine Mechanikerin im Haus zu haben, wenn man so ein Leben führt, wie ich es tue.“, hängt er noch ran und verlässt die Küche. Rückblick Ende „Warum bist du eigentlich schon wach? Du könntest doch richtig ausschlafen.“, bemerkt die Schwarz-haarige. Der Blonde sieht sie an und lächelt. „Ich kann doch nicht auf der faulen Haut liegen, während ich so was wie Urlaub habe. Ich muss meinen Körper und meinen Geist weiter trainieren. Bei einen Angriff könnte ich mich sonst nicht verteidigen. Ich will anderen Menschen nicht zur Last fallen.“ Seine letzten Worte spricht er traurig und mit einem verletzten Unterton aus. „Kommst denn so etwas oft vor?“ „Was?“ „Na, das du angegriffen wirst, meine ich.“ „Das kommt oft vor. Ich bin leider sehr berühmt und habe aus diesem Grund viele Feinde.“, erwidert Fullmetal während er aufsteht. Auch Rain steht auf. Sie fühlt sich nun gestärkt und bereit, um ihre neue Arbeit gut und gewissenhaft zu machen. „Soll ich dich noch begleiten? Ich wollte sowieso in die Stadt.“, bietet der Alchemist an. Dies nimmt die junge Frau dankend an. In der Stadt herrscht mal wieder das gewöhnliche Chaos. Überall drängen Menschen durch die Straßen, auf der Suche nach dem nächsten Schnäppchen. Unter ihnen sind auch viel Militärmitglieder, die für Ordnung sorgen sollen. Edward beneidet diese Leute kein bisschen. Für ihn wäre das keine Beschäftigung. Sein ganzes Sein währt sich bei dem Gedanken, auch mal so zu enden. Allerdings spricht von vorn herein vieles dagegen. Immerhin sind diese Clowns keine Staatsalchemisten, so wie er, Major Armstrong und der Oberst. Plötzlich bleibt Rain stehen. Edward ist so in Gedanken vertieft, dass er darauf nicht achtet und voll in sie rein rennt. Sie verliert das Gleichgewicht und fällt mit ihm zur Erde. Da er aber sofort reagiert hat und sich mit ihr dreht, um zu verhindern, dass sie sich verletzt, landet er auf den harten Pflastersteinen und sie auf seinem gut gebauten und durch trainierten Körper. Ihre Gesichtsfarbe wechselt von einem gesunden rosa Ton zu einem knalligen roten Ton. Edward sieht das zwar, will sie aber nicht darauf ansprechen. „Ist alles in Ordnung mit dir, Rain? Hast du dich auch nicht verletzt?“, fragt er stattdessen besorgt. Der jungen Frau fehlt vor Verlegenheit die Sprache. Ed kann das zwar nicht ganz nachvollziehen, aber neu ist es für ihn auch nicht. Mühelos richtet er sich mit ihr in seinen Armen auf und stellt sie wieder sicher mit den Füßen auf die Erde, kaum das er selbst wieder Boden unter den Füßen hat. „Da...Danke.“, stottert sie zurecht. Es überrascht den jungen Mann noch immer, dass Frau stottern, wenn ihnen etwas unangenehm ist. „Schon gut. Warum bist du plötzlich und ohne Vorwarnung stehen geblieben?“ Verlegen scharrt sie mit ihren Füßen vor sich auf den Pflastersteinen. „Wir sind da. Das ist mein Laden.“ Edward sieht sich das Gebäude an und staunt nicht schlecht. Es ist in einem altertümlichen Baustil erbaut und besitzt zwei Stockwerke. „Nicht schlecht. Das hast du dir auch verdient.“ Staunend begutachtet der Alchemist das Gebäude von Innen und ist mehr und mehr beeindruckt. -Winry würde vor Neid erblassen.- Er kann gar nichts gegen diesen Gedanken tun, der sich wie von selbst in sein Unterbewusstsein geschlichen hat. Rain spürt seine Unruhe und seine Unzufriedenheit. „Ist alles okay bei dir Ed? Dich beschäftigt doch etwas. Das sehe ich dir an.“ So langsam macht sie sich ernsthafte sorgen um ihn. Er seufzt schwer und versucht seine Gefühle zu ignorieren. Der Schmerz und die Sehnsucht machen ihn fast kaputt, aber er bleibt tapfer. „Aber nein. Ich habe nur daran gedacht, wie es wäre in so einem Haus zu wohnen und nicht zu arbeiten.“, erklärt er achselzuckend. Sie lässt es bleiben, weiter nachzufragen, weil sie genau weiß, er gibt ihr keine Antwort. Nach einem ausgiebigen Rundgang seufzt Edward erleichtert auf. „Ehrlich, das ist so groß, dass man sich darin verlaufen kann. Wie bist du nur an diese Villa gekommen?“, fragt er verblüfft. Die Wangen der Dunkelhaarigen färben sich rot. Verlegen streicht sie ihr Haar nach hinten. „Ich kenne den Eigentümer. Wir sind sozusagen verwandt.“ Wirklich mehr will sie nicht von sich preisgeben und der Alchemist versteht das. Immerhin hat auch Geheimnisse vor ihr. Er legt eine Hand in seinen Nacken und seufzt. „Ich werde erst mal gehen. Soll ich dich heute Abend wieder abholen? Es ist sicher zu gefährlich für dich allein, hier des nachts durch die Straßen zu wandern. Wann soll ich hier sein?“ Seine Besorgnis ist deutlich aus seiner Stimme zu hören. Und diese Besorgnis ist daran schuld, dass ihr Herz schneller schlägt und ihr Puls rast. Ihre Gefühle fahren Achterbahn und ihr wird abwechselnd heiß und kalt. Um das zu übergehen, schaut sie sich suchend um. „Ist dir achtzehn Uhr recht?“, fragt sie etwas unsicher. Ed schüttelt darüber nur den Kopf. Mit einem knappen „Ja“ macht er sich daran, dass Gebäude zu verlassen. Rain schaut ihm noch lange mit gemischten Gefühlen nach. Einerseits sehnt sich sich nach seiner Nähe und seiner Stimme, aber andererseits vertraut sie ihm nicht so sehr, wie sie es mal getan hat und so ist sie froh, wenn sie auch mal allein ist. Kopfschüttelnd über ihre eigenen zwiespältigen Gedanken, macht sie sich an die Arbeit, sich häuslich einzurichten, damit sie endlich ihre Patienten bedienen kann. Als geht sie ins Erdgeschoss und fängt an, den ganzen Staub von Böden, Schränken, Tischen, Lampen und Balken. Die Spinnenweben von verendeten Spinnen beseitigt sie als nächstes. Nachdem sämtliche Einrichtungsgegenstände wieder glänzen, beginnt sie mit dem Einräumen und den Ausstellen der Automails, damit auch jeder weiß, was hier angeboten wird. Für diese mühselige Arbeit hat sie fast einen ganzen Tag gebraucht, aber dafür ist sie mit dem Endergebnis sehr zufrieden. Erschöpft lässt sie sich an ihren Tresen auf einen Barhocker sinken und atmet erleichtert durch. Seufzend streicht sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und blickt dann hoch, denn die Uhr hängt etwas über den Tresen und wenn man drauf sehen will, muss man sich fast verrenken. Doch das hält sie nicht davon ab, es trotzdem zu schaffen und einen Blick zu riskieren. Erschrocken stellt sie fest, dass es schon weit nach achtzehn Uhr ist. -So spät schon? Wo bleibt Ed nur? Er ist doch sonst die Pünktlichkeit in Person! Hoffentlich ist ihm nichts passiert! Wenn er noch immer so leichtfertig ist, wie früher, dann sehe ich schwarz.-, denkt sie bitter. Dabei erinnert sie sich an ein Ereignis aus ihrer Vergangenheit. Rückblick Edward, Alphonse und Rain haben sich auch für diesen Nachmittag verabredet. Leider verspäten sich die Jungs mal wieder, weil sie Sensei Izumi mal wieder auf die Palme gebracht haben und zur Strafe das Bad und die Küche putzen mussten. Rain hat das Warten satt gehabt und ist schon vorgegangen. Zwei Stunden später tauchen dann auch schon die beiden Brüder, völlig außer Atem und mies gelaunt, auf. „Hallo Al, hallo Ed.“, begrüßt das Mädchen ihre beiden Freunde, doch diese sind noch immer nicht in der Lage, um etwas zu erwidern. Beide lassen sich in den Sand fallen und versuchen ruhiger zu atmen. Die Schwarzhaarige sieht ihnen dabei lächelnd zu, auch wenn ihr Blick meistens auf den Älteren, der Brüder gerichtet ist. Als dieser dann aber ihren Blick erwidert, läuft sie rot an. Alphonse entgeht das nicht. Doch noch schweigt er darüber. Kaum wenige Minuten nach ihrer Ankunft vergehen und schon können die Jungs wieder herum tollen. Während Edward auf dem kleinen Wassersteg rumhüpft, nimmt sich Rain Al zur Seite und fragt ihn darüber aus, was sie mal wieder angestellt haben. „Also, Al, warum seit ihr zu spät. Sensei Izumi meinte, dass ihr mal wieder nicht das getan habt, was sie wollte. Aber das kann ich mir nicht vorstellen, immerhin seit ihr freiwillig hier zum trainieren.“ In ihrer Stimme klingt so viel Achtung und Bewunderung für die Brüder mit, dass es Alphonse nicht übers Herz bringt sie an zu lügen. „Na ja, Nii-san hat mal wieder versucht mehr über menschliche Transmutationen rauszubekommen und das hat den Sensei sehr wütend gemacht.“ Dem jüngeren und sanfteren Bruder fällt es nicht gerade leicht, seinen Bruder zu hintergehen und anderen von ihrer Abmachung zu erzählen, aber lügen kann er noch weniger. Und so erzählt er einfach nur das, was zum Verständnis wichtig ist, aber ihre Pläne nicht enthüllt. „Ja aber warum denn? Ihr wisst doch, dass sie schlecht auf dieses Thema zu sprechen ist.“, meint Rain verständnislos. -Wollen sie etwa die liebe Sensei Izumi mit Absicht ärgern?-, denkt sie enttäuscht, auch wenn sie sich nichts anmerken lässt. Alphonse seufzt schwer. „Weißt du, um Alchemie verstehen zu können, muss man auch Sachen erforschen, die verboten sind. Vor allem Ed ist sehr wissbegierig. Obwohl er sehr hart lernt und jedes Buch in sich aufnimmt, will er auch die verbotenen Dinge der Alchemie kennen und verstehen. Es reizt ihn sehr, wenn etwas Verboten ist und deswegen gibt er nicht eher Ruhe, ehe er seine Informationen hat. Nun ja, du kennst ihn, er ist und bleibt stur.“ Die letzten Worte kommen Al sehr liebevoll über die Lippen. Wieder einmal spürt Rain die tiefe Verbundenheit der Brüder. Das macht sie sehr glücklich, aber auch sehr traurig, weil sie so etwas nie haben kann. „Alles okay bei dir, Rain?“ Diese eine kleine Frage reißt das Mädchen aus ihren trüben Gedanken und ihr Gesicht erhellt sich. Sie hat zwar keine eigenen Geschwister, aber oft kommt es ihr so vor, als wenn Alphonse ihr Bruder wäre. Er nimmt sich die Zeit und versucht sie zu verstehen, was andere nicht machen. Edward tut es ihm zwar gleich, aber für Rain ist er weit mehr als nur ein Bruder. Kopfschüttelnd lächelt sie ihn gut gelaunt an. „Mach dir keine Sorgen. Mit mir ist alles in Ordnung.“ Daraufhin sieht sie sich suchend um. „Sag mal, wo ist eigentlich Ed-chan geblieben? Der bricht sich noch das Genick, wenn wir nicht auf ihn aufpassen.“ Den letzten Teil murmelt sie vor sich hin und trotzdem entgeht Alphonse das nicht. Kichernd geht er neben ihr und sieht sich ebenfalls um. „Du magst ihn sehr, was?“, fragt der Junge hoffnungsvoll. Das macht er nicht gerade mit Hintergedanken. Ihm ist klar, wenn er wirklich mal Chancen bei Winry haben will, muss sein Bruder Ed in festen Händen sein. Da kommt es ihm gerade recht, dass Rain ihn liebt. Plötzlich kreischt die Schwarzhaarige auf. Al sieht zu der Stelle, auf die sie sieht und sämtliches Blut gefriert in seinen Adern. Sein großer Bruder balanciert auf einen der Stegpfeiler umher und immer wieder das Gleichgewicht verliert und gleichzeitig wiederfindet. Dem Schauspiel zu zusehen, lässt die Zuschauer vor Angst erstarren. Sensei Izumi muss wohl das schreien von Rain gehört haben, denn wie aus dem Nichts steht sie plötzlich hinter Rain und Al. In ihrem Gesicht spiegelt sich Besorgnis, aber auch Wut wider. „Edward Elric, was denkst du dir bei dieser gefährlichen Aktion? Komm sofort da runter!“, brüllt sie ihn an. Der Angesprochene erschreckt dermaßen, dass er das Gleichgewicht ganz verliert und in den See fällt. Dummerweise kann er nicht schwimmen und an dieser Stelle ist das Wasser besonders tief. Alle Anwesenden halten erschrocken den Atem an, doch das wehrt nur einen Moment. Izumi rennt zum See und springt vom Steg aus hinein. Für Alphonse und Rain vergeht eine Ewigkeit, ehe Izumi zusammen mit Edward wieder auftaucht. Der Junge ist ziemlich blass und spuckt immer wieder Wasser. Nach einer weiteren Standpauke, endlosen weiteren Strafarbeiten und Spezialtrainings und nach einer fetten Grippe seitens Ed, ist der See abgesperrt worden und die drei Freunde haben sich einen sicheren Ort ausgesucht. Das hat Edward aber noch lange nicht davon abgehalten, seinen Hals zu riskieren. Rückblick Ende Während sie in Erinnerungen geschwelgt hat, ist die Tür geöffnet worden. So leise wie möglich, schleicht der junge Mann an die Frau heran. Doch sie scheint die Nähe des Anderen zu spüren und dreht sich zu ihm um. Die Freude ist groß, als ihr klar wird, dass es sich um den vermeidlichen Einbrecher um Edward handelt, der in Begleitung von Major Armstrong ist und keinesfalls glücklich darüber aussieht. „Guten Abend, Miss Allen. Es tut mir Leid, dass es etwas später geworden ist, aber ich musste mit dem jungen Herren...“ Damit ist sicher Edward gemeint. Schließlich zeigt er neben sich. „ein ernstes Wörtchen reden.“, entschuldigt sich der große Hüne, was Rain doch sehr verwundert. So ein Verhalten hätte sie seiner stattlichen Erscheinung nicht zugeordnet. Demzufolge fehlt ihr etwas die Stimme. Sie räuspert sich und starrt dann noch einmal prüfend Edward an. Dieser verzieht nicht einen Muskel. Stattdessen versucht er etwas vor ihr zu verbergen, dass spürt sie sofort. „Herr Major, könnten Sie mir bitte sagen, was sie aus meinen Edward gemacht haben? Er sieht nicht gerade glücklich aus.“, stellt sie ruhig fest. Ed schaut nicht schlecht, als er sie so ruhig und locker reden hört und dann auch noch sieht, dass sie nicht eine Wimper verzieht. -Kein bisschen Angst. Was ist das doch für eine bemerkenswerte Frau? Nicht mal Winry hat sich getraut, so mit dem Major zu reden.-, schießt es dem jungen Mann in den Sinn. Selbst dem gut gebauten Hünen scheint ein solches Gespräch neu zu sein. Wahrscheinlich erzittern alle Frauen bei seinem Erscheinen. Es würde Edward nicht wundern, wenn die Frauenwelt vor so einen gut gebauten, aber ziemlich vollen Mann, der eine kräftige Stimme hat, davon laufen würde. „Nun ja, der junge Herr hier ist durch die Stadt gerannt. Anscheinend war er gerade dabei einen Handtaschendieb zu fangen. Jedenfalls hat er ihn erfolgreich geschnappt und ihn mir übergeben. Dann wollte er trainieren, also hab ich ihn an mich genommen und wir haben zusammen im Hauptquartier trainiert. Dummerweise ist er viel zu untrainiert. Seine Automails haben gelitten.“, erklärt der Major und hebt Edward kurzer Hand hoch. Kaum ist der junge Alchemist etwa einen halben Meter über den Erdboden, da zeigt der Major Rain, was aus Edwards Automails geworden ist. Sie haben tiefe Dellen und auch Risse. Darüber kann die junge Frau nur den Kopf schütteln. Sie nimmt sich vor, später mal Edward zu fragen, warum er immer so unglücklich ist, wenn der Major in der Nähe ist. Obwohl sie sich eigentlich schon seit wenigen Minuten ihr eigenes Bild von dem Hünen macht. „Vielen Dank, dass sie Edward her begleitet haben. Ab hier werde ich übernehmen. Machen sie sich nur keine Sorgen. Ich weiß schon mit ihm umzugehen.“, versichert sie ihn und lächelt dabei. Der gut erzogene Mann zieht sich zurück und lässt die jungen Leutchen allein zurück. Kaum fällt die Tür ins Schloss, wendet sich Edward an seine langjährige Freundin. „Es tut mir Leid. Meinetwegen hast du jetzt noch Arbeit. Dabei war ich von Anfang an dagegen, mit Major Armstrong zu trainieren, aber der Oberst musste es ja befehlen. Der ist sicher noch immer sauer, weil ich nur unter meinen Bedingungen ins Militär eintrete.“, murrt Edward rum. „Ach nun komm schon. Der Major scheint ein netter Mann zu sein. Und deine Automails schau ich mir zu Hause an. Also lass uns losgehen.“, erwidert die ruhig und lächelnd. Der Blonde ist sofort dafür und springt auf. Gemeinsam verschließen sie alle Türen und Fenster und gehen dann heim. Zu ihrem Vorteil ist das Hotel, in dem die beiden leben, nicht allzu weit von Rains Geschäft entfernt, so dass sie höchstens zehn Minuten zu Fuß brauchen. Kaum sind sie in ihren Räumen, da lässt sich Edward auch schon aufs Bett sinken. Erleichtert darüber, dass er diesen Tag überstanden hat, schlüpft er genüsslich und langsam aus seinen Mantel, seiner Jacke, seinen Schuhen, Socken und seiner Hose. All diese Gegenstände landen über eine Stuhllehne. Dann macht er es sich wieder auf seinem Bett gemütlich. Kaum findet er eine Liegestellung, bei der ihm nicht irgendetwas weh tut, da platz Rain ins Zimmer. Als sie Edward fast nackt erblickt, färben sich ihre Wangen knallrot und sie starrt ihn an. Er lässt nur ein seufzen von sich hören und sieht zum Fenster. „Rain tue mir einen Gefallen und starr mich nicht so an, als wenn du mich jeden Moment fressen willst. Ich mag diesen Blick nicht.“, flüstert er wehmütig, was die junge Frau aufhorchen lässt. „Hast du denn damit schlechte Erfahrungen?“, möchte sie wissen. Er hat sie ziemlich neugierig gemacht. „Na ja, schlecht sind sie nicht. Es war eine wunderschöne Erfahrung und es hat mir sehr gefallen, ihr auch ohne Frage. Aber es war ein großer Fehler und ich bereue es zu tiefst, die Kontrolle verloren zu haben.“ Es ist das erste mal, dass er so offen über seine Gefühle spricht und dann noch andeutet, was da vorgefallen ist. So bleibt nicht viel für Rains Phantasie übrig. „Und...du liebst diese Frau?“, fragt sie stark schluckend. Eigentlich will sie darauf nun wirklich keine Antwort. Ihr Herz schmerzt schon bei dem Gedanken, er würde in festen Händen sein. Der Alchemist schweigt eine länger Zeit. Er hat sich seine Antwort sehr gut und weise überlegt. „Ich streite nicht ab, dass ich sie liebe, aber ich weiß, dass ich sie nicht haben kann.“, erwidert er schlicht. Die junge Frau ist über diese Antwort sehr überrascht. Ihr ist klar, dass sie die Möglichkeit hätte, mehr raus zu bekommen, doch sie möchte ihn nicht ausfragen. Stattdessen ist es ihr lieber, wenn er von allein alles erzählt, was ihn belastet. „Es würde mich sehr interessieren, wie du darauf kommst, aber ich möchte, dass du es aus freien Stücken tust. Also warte ich, bis der Tag kommt. Und jetzt kümmere ich mich um die Automails.“, sagt sie zärtlich lächelnd. Ed nickt ihr verstehend zu und lässt die Kontrolle der Automails über sich ergehen. Rain untersucht jeden Millimeter der eingedrückten Automail und schüttelt mit dem Kopf. „Das sieht nicht gut aus. Da her jemand ganze Arbeit geleistet. Wenn ich die Stelle ausbeule, dann bricht sie auf und hält kaum noch. Du würdest schnell außer Gefecht gesetzt sein. Ich muss sie völlig neu aufbauen. Meinst du, du hältst es eine Nacht ohne sie aus?“, fragt sie behutsam. Sie weiß ja nicht, wie er früher bei seiner anderen Automailmechanikerin behandelt wurde. „Es ist ja nicht das erste mal.“, erwidert er. „Aber morgen bist du fertig, oder?“, fragt er sie nach. Mit einem prüfenden Blick auf die Automails, die sie nebenbei abnimmt, seufzt sie schwer. „Ich kann es nicht versprechen. Aber bis morgen Abend werden sie sicher fertig sein. Hast du für morgen Pläne?“ Erstaunt sieht sie in sein nachdenkliches Gesicht. „Nein, nur wollte ich dir im Laden helfen. Aber nur, wenn du das willst.“, hängt er noch ran, weil er in dieser Hinsicht sehr unsicher ist. „Sehr gerne nehme ich deine Hilfe an. Aber erst, wenn du deine neuen Automails hast. Diese kannst du nicht mehr benutzen.“ „Okay.“ Daraufhin erhebt sie sich und macht Anstalten, um das Zimmer zu verlassen. „Gute Nacht, Edward.“ „Dir auch eine gute Nacht, Rain.“ Kurz darauf verlässt sie das Zimmer, nachdem sie das Licht in seinem Zimmer gelöscht und die Tür geschlossen hat. Rain setzt sich währenddessen ins Wohnzimmer und fängt an, neue Automails zu bauen, die direkt für Edward sind. Ihr ist klar, dass sie besonders leicht und stabil sein müssen, wenn sie nicht will, dass er verletzt wird. Daher benutzt sie einen besonders lang gehärteten Stahl, der mit viel Kohlenstoffgehalt verziert wurde. So bekommt sie eine stabile Haltung, die viel ab kann und ein leichtes Gewicht, so dass das Gewicht nicht mehr auf seinen Körper drückt. Mit dem Arm ist sie schnell fertig. Sein Aussehen hat sich auch kaum verändert. Nur die Farbe ist heller und die oberen drei Bleche sind in ein Blech, dass gewellt ist, gefasst. Die Zylinder sitzen nun im Ellenbogen, im Handgelenk und in der Schulter. So ist die Beweglichkeit optimal gewährleistet und wenn dann eines dieser Gelenke nicht funktioniert, ist die Ursache schneller gefunden. Nur sein Bein ist etwas komplizierter. Es ist nicht nur verbogen, sondern hat schon tiefe Risse und bricht an der Rückseite auf. Der jungen Frau ist klar, dass sie da sehr viel Arbeit vor sich hat, weil das Bein komplett neu aufgebaut werden muss. -Eine Nacht ohne Schlaf.-, kommt es ihr seufzend in den Sinn. Bevor sie richtig anfängt, geht sie noch mal zu Eds Zimmer. Sie öffnet die Tür leise und schaut rein. Lächelnd schaut sie dem schlafenden Staatsalchemisten einige Zeit beim schlafen zu, dann wendet sie den Blick ab und kehrt zu ihrer Arbeit zurück. Edward erwacht mitten in der Nacht. Verwundert sieht er sich nach dem Grund dafür um, dass er schon wieder wach ist. Mit einem Blick auf die Uhr, stellt er fest, dass er nicht mehr als drei Stunden geschlafen hat. Murrend dreht er sich auf die andere Seite und versucht erneut einzuschlafen, doch das wird nichts. Seufzend richtet er sich im Bett auf und lauscht in die Nacht hinein. Erst jetzt hört er die klopfenden Geräusche, so als wenn Metall auf Metall haut. Nach längerem Überlegen wird ihm klar, woher das Geräusch kommt und vor allem, von wem. Kaum ist die Antwort klar, da hält ihn nichts mehr. Umständlich steigt er aus dem Bett und humpelt zur Tür. Dabei stolpert er mehr wie einmal und fällt hin. An der Tür angekommen, hört das Geräusch plötzlich auf, dass er bis dahin vernommen hat. Verwundert bleibt er stehen. Um nicht wieder hinzufallen, stützt er sich an der Wand ab. Völlig unentschlossen bleibt er vor der Zimmertür stehen, die sich ruckartig öffnet. Edward bekommt die Tür voll ab und landet mit einer blutenden Nase und einer Beule am Kopf, mit einem lauten Knall, auf dem Boden. „Aua!“, beschwert er sich lautstark. Die Person, die die Tür geöffnet hat, kniet sich zu ihm runter und sieht ihn besorgt an. „Oh Gott, Ed. Es tut mir Leid. Das war keine Absicht.“ An ihrer Stimme erkennt er, dass sie es ernst meint. „Schon gut, ich bin kein Weichei. So was überlebe ich schon.“, versichert er. Sie hilft ihm auf und gemeinsam gehen sie zum Bett zurück. „Ich habe nicht erwartet, dass du durch die Tür zu mir kommst.“ „Ich habe gehört, wie du stürzt, da wollte ich nachsehen, ob alles okay ist.“ Es kehrt Stille im Raum und zwischen ihnen ein. Plötzlich fällt dem jungen Alchemisten etwas ein. „Hast du an meinen Automails gearbeitet? Denn die Geräusche, die ich gehört habe, können ja nur von dir gekommen sein.“ „Das stimmt. Du hast mir ja auch mal wieder viel Arbeit beschert.“, erwidert sie grinsend. Verlegen kratzt sich Ed mit seiner einen Hand am Hinterkopf. „Verzeih. Es war aber nicht meine Schuld. Wenn es nach mir gegangen wäre, dann hätte ich nicht mit dem Major oder dem Oberst trainiert, aber ich hatte ja keine Wahl.“ „Schon gut, Edward. Ich wollte dich nur etwas aufziehen. Und nun, wo du ja beruhigt sein kannst, solltest du noch etwas schlafen. Du brauchst deinen Schlaf, wenn du mir morgen helfen willst.“, bemerkt Rain so streng, als wenn sie seine Mutter wäre. Er zieht im ersten Moment einen Schmollmund, doch dann lächelt er und nickt zustimmend. Kaum ist er zugedeckt und hat die Augen geschlossen, da löscht sie erneut das Licht und kehrt an ihren Arbeitsplatz zurück. Edward erwacht am nächsten Morgen erstaunlich früh, für seine Verhältnisse. Mit einem Blick auf die Uhr, stellt er fest, dass es erst sieben Uhr in der früh ist. Seufzend steht er auf, denn ihm ist klar, dass er keinen Schlaf mehr finden wird. Schwungvoll richtet er sich auf und steigt umständlich aus dem Bett. Humpelnd macht er sich auf den Weg zur Tür. Nachdem die erste Hürde genommen ist, macht er sich auf den Weg nach unten. Es ist nicht gerade leicht und er verliert mehr als nur einmal das Gleichgewicht, aber schließlich kommt er heil und gesund unten an. Bevor er sich weiter vortastet, lauscht er im Flur nach Geräuschen. Leider wird er enttäuscht. Es gibt kein Lebenszeichen, außer dem seinen, in diesem Haus. Besorgnis ergreift ihn. -Wo ist denn Rain? Sie hatte mir doch versprochen, mit mir zusammen zur Arbeit zu gehen.- Sein Gesicht nicht schon einen enttäuschten Gesichtsausdruck an, als er in die Küche geht und sich etwas zu essen macht. Als er dann am Essenstisch sitzt, spürt er die Einsamkeit nur zu deutlich. Ihm vergeht das Essen. Demonstrativ schiebt er sein Essen in die Tischmitte und steht wieder auf. Sehr umständlich geht er ins Wohnzimmer und bleibt plötzlich stockend stehen. Rain liegt auf dem Sofa. Ihre Augen sind geschlossen und ihr regelmäßiger Herzschlag, so wie ihr regelmäßiger Atem, bestätigen ihm, dass sie friedlich schläft. Lächelnd nähert er sich ihr und versucht, so wenig Lärm wie nur möglich zu machen. Als er den Sessel erreicht, fällt sein Blick auf den Sofatisch. Dort liegen seine neuen Automails drauf. Beide sind unverkennbar repariert worden sind. Der junge Alchemist staunt nicht schlecht, als ihm klar wird, dass sie ein völlig anderes Design haben. Überrascht und voller Ehrfurcht schaut er zu der jungen schlafenden Frau, die seit kurzem an seiner Seite ist. Er setzt sich neben Rain und schaut ihm beim schlafen zu. Zwei Stunden später, spürt die junge Frau, dass sie beobachtet wird und erwacht. Das Erste was sie erblickt, sind zwei goldene Augen, die sie aufmerksam mustern. Erschrocken richtet sie sich auf. „Hey, bleib ruhig. Ich bin es nur. ... Ich wollte dich wirklich nicht erschrecken.“, versucht der Staatsalchemist sie zu beruhigen. Es scheint ihm auch langsam zu gelingen, denn seine Worte scheinen nach wenigen Sekunden bei ihr durchgedrungen zu sein. „Tut mir Leid. Ich bin es nur nicht gewohnt, dass man mir beim schlafen zusieht.“ Das kann er nur zu gut verstehen. Allerdings ist es ihm nicht wirklich unangenehm. Sein Bruder hat ihn auch oft beim Schlafen beobachtet, dass hat er immer gespürt, auch wenn er nie etwas gesagt hat. Kaum ist die junge Frau richtig wach, da fällt ihr ein, weshalb sie im Wohnzimmer liegt. „Ed, komm, lass uns die Automails anbringen. Dann kannst du dich gleich besser und freier bewegen.“ Stumm stimmt er ihr zu und macht es sich etwas bequem, damit sie in Ruhe die Automails anbringen kann. Sie steht auf, greift nach den Arm und setzt ihn an Edwards Schulter. Dieser beißt die Zähne zusammen und kneift die Augen zu. Das ist kein Wunder. Selbst Erwachsene schreien wie am Spieß, wenn man ihnen die Automails ansetzt. Sobald der Arm fest in der Verankerung verharkt ist, nimmt sie sich das Bein vor, dass wenige Sekunden später fest sitzt. Auch dabei hat er Schmerzen ertragen müssen. Nun ist er völlig erschöpft und muss sich ausruhen. Rain hilft ihm auf das Sofa. Kaum liegt er, da schläft er auch schon. Wie immer ist sein Bauch frei. Rain muss darüber schmunzeln. -Schön dass sich nicht alles geändert hat.-, denkt sie so bei sich, während sie seinen gut gebauten Bauch, mit all den Muskeln, bewundernd betrachtet. Nur widerwillig löst sie sich von dem Anblick, denn sie muss ihr Werkzeug zusammenpacken, weil sie es in ihrem Laden brauchen wird. Obwohl sie sich bemüht, sehr leise zu sein, gelingt es ihr nicht wirklich. Doch das scheint Edwards Schlaf keinen Abbruch zu tun. Er dreht sich höchstens zweimal und murmelt etwas unverständliches im Schlaf, aber das ist auch schon alles. Rain ist darüber erleichtert. Zwar hat sie gedacht, dass auch er schreien wird, wenn sie ihm die Automails anlegt, aber das blieb aus und es hat sie sehr überrascht. Ihr ist aber klar, dass sicher mehr dahinter steckt. Sie hat deutlich gesehen, dass auch er Schmerzen hatte, auch wenn er sie nicht herausgeschrieen hat. Und nun interessiert es sie noch mehr als vorher, aus welchem Grund er seine Schmerzen nicht offen zeigt, sie lieber unterdrückt. Fortsetzung folgt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)