Do it for you! von chrono87 ================================================================================ Kapitel 4: Neuer, alter Verehrer -------------------------------- Neuer, alter Verehrer Während sich Edward langsam in Central City einlebt, sieht es in Resembool ganz anders aus. Obwohl nun schon eine Woche vergangen ist, seit Edward den Ort verlassen hat, scheinen es sowohl Winry, als auch Al noch immer nicht akzeptiert zu haben. Klar, es fällt schwer den Abschied einer Person, die man liebt, zu akzeptieren und ihn ziehen zu lassen, aber man muss lernen damit fertig zu werden und nach vorn zu blicken. Alphonse hat noch immer Schwierigkeiten damit, sich daran zu gewöhnen, dass er in Resembool ist. Immer wieder rechnet er mit einen Angriff, oder damit, dass Ed jeden Moment durch die Tür kommt, ihn anlächelt und sich tausendmal dafür entschuldigt, dass er noch immer nichts gefunden hat, um ihm, Al, seinen Körper zurück zu geben. Nachts, wenn Al allein im Gästezimmer der Rockbells liegt und in den Sternenhimmel sieht, dann fragt er sich immer wieder, was wohl sein Bruder in diesem Moment macht. Und wie immer macht er sich Sorgen, denn es quälen ihn viele Fragen. -Ist er auch genug? Schläft er ausreichend? Hat er wieder Ärger mit irgendwelchen zwielichtigen Gestalten, die es immer so gerne auf den Fullmetal Alchemist abgesehen haben und die Nii-san immer wieder, wie Motten, anzieht?- Solche und ähnliche Fragen beschäftigen Al nicht nur bei Nacht. Jede freie Minute denkt er an seinen großen Bruder und hofft inständig, dass es ihm gut geht. Al ist nicht der Einzige, der sich Sorgen macht. Obwohl sie sich kein einziges Mal beklagt oder auch nur Andeutungen in diese Richtung macht, kann Winry seit Edwards Abreise nicht mehr richtig schlafen. Und wenn es ihr dann doch mal gelingt ein wenig Schlaf zu finden, dann träumt sie immer wieder davon, dass es Edward schlecht geht und er nach ihr ruft. Dadurch erwacht sie jede Nacht aufs Neue schweißgebadet und mit pochendem Herzen. Selbst die Arbeit macht der jungen Mechanikerin keinen Spaß mehr und das will schon was heißen! Immer wieder macht sie schwerwiegenden Fehler, so dass selbst Pinako das Doppelte an Arbeit hat, weil ihre Enkelin dermaßen Mist baut, dass alles das was Winry zusammengeschustert hat, nur für den Schrott taugt. Es ist sogar schon vorgekommen, dass Pinako wütend aus der Haut gefahren ist und ihre Enkelin angeschrien hat. Das halbe Dorf konnte die alte Dame hören und das war Winry äußerst peinlich, denn sie muss fast jeden Tag irgendwelche wichtigen Erledigungen im Dorf tätigen. Wie jeden Morgen in dieser gottverdammten Woche, ist Winry aufs äußerste schlecht gelaunt und das liegt nicht zuletzt an ihrer albtraumhaften Nacht. Zu ihrem Glück hat sie heute frei. Ihre Oma würde wohl auch vor Wut im Dreieck springen, wenn ihre Enkelin mit so mieser Laune arbeiten würde. Und da die Blondine nichts besseres vor hat, will sie sich heute entspannen und mal wieder unten am See vorbei schauen. Doch zuerst wird erst einmal ordentlich gefrühstückt, denn so kraftlos und matt sie sich im Moment fühlt, schafft sie wohl keine zehn Meter. Am Frühstückstisch fällt Winry auf, dass Al ungewöhnlich still ist. Er ist zwar an sich schon ein sehr stiller Zeitgenosse, aber so schweigsam hat sie ihn bisher noch nie erlebt. Vielleicht ein mal... Ja, ein einziges Mal ist ihr so was schon aufgefallen. Damals lag Ed im Krankenhaus, da war Al genauso drauf. Seufzend schiebt sie ihren Stuhl etwas dichter an ihn und starrt ihn dabei unverwandt an. Die Rüstung spürt die Blicke auf sich haften und neigt den Kopf so, dass er seine große Liebe ansehen kann. „Hab ich was an meinem Körper, dass du mich dermaßen anstarrst, dass ich Angst bekomme?“ Seine Stimme klingt etwas gereizt, so als ob auch er diese Nacht kaum Schlaf gefunden hätte. „Entschuldige. Mir ist nur aufgefallen, dass du ungewöhnlich still bist. Da ist mir die Sache im Krankenhaus in den Sinn gekommen. Ich wollte dich eigentlich fragen, ob alles okay ist.“ Winrys Stimme hat einen schuldbewussten Unterton, den Al gar nicht überhören kann. „Ach echt? Ist mir gar nicht aufgefallen. Liebt wohl eher daran, dass ich den Eindruck habe, hier nicht wirklich viel ausrichten zu können. Ich sitze die meiste Zeit rum, hab weder was zu lesen, noch jemanden mit dem ich mal offen und ehrlich über alles reden kann.“ „Er fehlt dir sehr, nicht wahr?!“ Die Worte sind wohl als Frage gedachte gewesen, doch der ernste Unterton, der keine Ähnlichkeit mit einem fragenden Unterton hat – nicht mal Ansatzweise -, macht klar, dass es eine Feststellung ist. „Na ja, es ist ja nicht so, dass ich es nicht kennen würde. Nur ich war noch nie so lange von Nii-san getrennt und ... Wer passt denn jetzt darauf auf, dass er regelmäßig isst, seine Forschungen auch weiter fortsetzt und das er genug Schlaf bekommt? Wer errettet ihn auch schwierigen und ernsten, gefährlichen Situationen? Wo er mich doch hier zurückgelassen hat!“ Erst spricht er gar nicht und nun brechen bei ihm alle Dämme. Es tut Winry fast schon Leid dieses Thema angeschnitten zu haben, aber eben nur fast. -Der Junge kann ja nicht ewig alles in sich hinein fressen.-, kommt es ihr in den Sinn, doch sie lauscht weiter aufmerksam Als Wehklagen. Pinako hört angeregte Stimmen aus der Küche kommen, kaum das sie aus dem Bad kommt. Im ersten Moment kann sie die beiden Stimmen nicht zuordnen, doch je dichter sie der Küche kommt, desto mehr kann sie die Stimmen ordnen. Kaum erkennt sie die Stimmen, da schlägt sie sich leicht an die Stirn. -Ja, ja im Alter wird man vergesslich. Es können ja nur Alphonse und Winry sein. Das Kind würde ja auch nie einem anderen ihr Herz schenken, als den kleinen Giftzwerg, der gerade mal ein Alleingang macht. Muss schon ziemlich schlimm für Alphonse sein.- Nachdenklich zieht die ältere Dame an ihrer Pfeife und beschließt die beiden Kinder noch nicht zu stören. Zu ihren Füßen liegt Den, der anscheinend auch alles andere als erpicht darauf ist, zu diesen beiden Kinnsköpfen zu gehen und darauf zu warten, dass sie mit ihm spielen. Stattdessen hat er sich eingerollt und schläft. Nach dem Frühstück beschließt Winry nun doch, dass es Zeit wird endlich mal ihren Pflichten nach zu kommen. Nur davon bleiben nicht viele, wenn sie frei hat. Nachdenklich geht sie auf und ab und stellt erschrocken fest, dass sie schon ewig nichts mehr mit ihren alten Schulfreunden gemacht hat. Wirklich wundern tut es sie nicht, immerhin hatte sie gute Gründe keine Zeit mit ihnen zu verbringen, doch jetzt, wo sich alles normalisiert hat und sie endlich auch mal ihre Freizeit genießen kann, da hat sie doch schon mal Lust auf ein Wiedersehen. -Sicher tut es Al auch gut, wenn er denn mal raus kommt. Nur in der Bude sitzen und Trübsal blasen macht ein nur weich in der Birne.- Für die junge Mechanikerin ist es schon beschlossene Sache, dass Al sie begleiten wird, ob er nun will oder nicht und Winry hat weiß Gott genug schlagkräftige Argumente, um ihn dazu zu bewegen mit zu kommen und sie schreckt keinesfalls davor zurück sie auch einzusetzen. Zielstrebig setzt sie sich in Bewegung, geht durch den schmalen Flur, dann die Treppe hoch und bleibt seufzend vor der Tür auf der rechten Seite, gleich neben der Treppe, stehen. Etwas zögernd greift sie schließlich zum Türendrücker, drückt ihn runter und öffnet leise die Tür, bevor sie überhaupt erst einen Blick ins Zimmer riskiert. Zu Winrys Erstaunen ist das Zimmer leer – keine Spur von Alphonse -. Die Blondine macht auf den Absatz kehrt, bevor sie die Treppe förmlich runter rennt. Plötzlich taucht der Gesuchte in ihrer Laufbahn auf. „Aus dem Weg, Al!“ Leider bringt ihr das Rufen auch nichts mehr. Ungebremst läuft sie direkt in Alphonse hinein, der verliert das Gleichgewicht und beide landen Polternd auf dem harten Parkett. Al rappelt sich als Erster wieder auf und schaut verwundert auf seine langjährige beste Freundin, in die er heimlich und sehr auffällig, verliebt ist. „Sag mal, was sollte denn dieser Überfall? Wolltest du dir sämtliche Knochen brechen?“, fragt er die am Boden liegende Winry, die sich mühevoll erhebt. „Sorry, wenn ich dich erschreckt habe. War ja nicht meine Absicht. Ich hab dich gesucht und als du nicht im Zimmer warst, befürchtete ich schon, dass du vielleicht nach Central City gegangen bist!“ „Denkst du wirklich ich wäre so blöd, mich dem Wunsch meines Bruders zu widersetzen? Wenn ich dort auftauchen würde - rein theoretisch - dann würde er mich zur Sau machen, weil ich nicht auf ihn gehört hab. Ich kenne ihn schließlich lang genug um zu wissen, wie er reagieren würde. ... Nein, ich war gerade draußen, auf den Weg zu unserem alten Haus. An sich könnte ich es wieder entstehen lassen, aber wenn er das sehen würde, dann würde er mir wohl sämtliche nicht vorhandenen Knochen brechen.“ Man merkt noch immer, wie schwer es Al auffasst, das ihn sein hier einfach sitzen lassen hat. „Hör mal Al, heute habe ich frei und ... Nun ja, ich dachte mir, dass du mich vielleicht ein bisschen begleiten willst. Es ist herrliches Wetter und im Moment sind all unsere alten Schulkameraden hier im Dorf, da dachte ich mir, dass es doch mal wieder schön wäre zusammen zu sitzen.“, erklärt sie zaghaft, denn im Moment weiß sie nicht wirklich, wie sie mit Al umgehen soll, da er von einem Tief ins nächste fällt. Im ersten Moment sieht es sehr danach aus, dass Al Winrys Angebot aus schlägt. Es herrscht einige Zeit lang betretenes Schweigen. In dieser Zeit überlegt Alphonse sehr genau, ob er den Vorschlag annehmen soll. -Wäre wohl besser, wenn ich mitgehe. Wer weiß was alles passieren kann. Immerhin hatte sie schon immer viele Verehrer.-, denkt er ernsthaft. „Na gut, ich begleite dich. Aber erwarte nicht so viel von mir.“, erwidert Al zögernd. „Wirklich?“ Winry kann es kaum glauben. Bisher hat sie Al zu gar nichts bewegen können und nun sagt er allen ernstes zu! Da muss sie einfach noch mal nachfragen. Die Rüstung nickt ihr noch einmal bekräftigend zu, ist etwas überrascht, dass er sich wiederholen musste und ehe er sich versieht, hängt sie an seinem Hals. „Danke, danke, danke. Du bist ein Schatz!“ „Ist ja gut, Winry. Nun lass mich bitte los.“ Schlagartig lässt sie von der Rüstung ab, tritt zwei Schritte zurück und sieht breit grinsend zu Al auf. Zwei Stunden später fragt sich Alphonse wirklich, wieso er sich darauf nur eingelassen hat. Er sitzt zusammen mit siebzehn Jugendlichen in einem kleinen engen Raum, mitten im Dorf und langweilt sich zu Tode. Nicht nur, dass er die meisten seiner damaligen Mitschüler nicht leiden kann, nein, sie sind auch alle mehr oder weniger erfolgreich und vor allem haben sie alle noch ihre Körper. Zu dumm das sie genau deswegen Al aufziehen, denn sie wollen ihm nicht glauben, dass er seinen Körper verloren hat, da sie von Alchemie nichts halten und diese auch als nicht vorhanden abtun. Alphonse hat wohl schon zum fünften Mal versucht klar zu stellen, dass nicht nicht zum Vergnügen in dieser elenden Rüstung steckt, doch wie immer will ihm keiner zuhören. Stöhnend schaut er aus dem Fenster und hofft sehr, dass er endlich gehen kann. Winry scheint seine Verstimmung bemerkt zu haben, denn sie beugt sich zu ihm vor, und flüstert ihm zu. „Hey Al, ich würde es verstehen, wenn du gehen wolltest. Du musst nicht meinetwegen hier bleiben.“ Erleichtert seufzt die Rüstung auf, dummerweise so laut, dass alle Augen auf ihn gerichtet sind. Knurrend wendet er sich Winry zu, die schon wieder in ein anderes Gespräch vertieft ist. Niedergeschlagen wendet sich Al wieder dem Fenster zu. -Wenn doch bloß Nii-san hier wäre, dann könnte ich dieses Treffen vielleicht ein bisschen genießen. Wie mag es ihm wohl gehen? ...Wenn er mich hier so sitzen sehen würde, dann würde er wohl Tränen lachen.- Aus den Augenwinkeln nimmt er wahr, wie sich ein Junge auf Winry zu bewegt. Sofort ist Als Beschützerinstinkt geweckt. Bei genauerem Hinsehen kann Al auch erkennen, um wen es sich handelt. Dieses Wissen macht die Situation noch brenzliger. Dieser bestimmte junge Mann hatte schon immer ein Auge auf Winry geworfen und Al aber auch Ed haben sich oft mit ihm geprügelt, damit dieser bestimmte Junge die Finger von Winry lässt. Allem Anschein nach zu urteilen, hat das aber nichts gebracht, denn er ist immer noch so aufdringlich wie eh und je. -Ich mische mich nicht ein, zumindest noch nicht!- Fest entschlossen wendet er seinen Blick ab und konzentriert sich verbissen auf alle anderen Dinge, nur nicht auf Winry. Obwohl er es krampfhaft versucht, es gelingt ihn nicht wirklich, immer wieder schnappt er Gesprächsfetzen auf. „Hallo meine Schöne. Was für ein hübsches Ding du doch geworden bist.“, schleimt der Junge rum. Winry winkt nur ab. „Ach Keyla, lass es doch. Ich bin doch nicht schön.“, erwidert sie lachend. Für Winry ist das Ganze wohl so eine Art Spiel. Darüber kann Al nur den Kopf schütteln. Dieser Keyla lässt aber nicht locker. „Aber Süße, seit wann stellst du dich denn unter den Scheffel?“, fragt er grinsend und mit lauerndem Unterton. „Das tue ich nicht. Hier gibt es genug andere Mädchen, die viel hübscher sind als ich.“ So langsam bekommt ihre Stimme einen gereizten Unterton. „Du stellst alles in den Schatten.“ So langsam reicht es Alphonse. Er wartet nur noch auf den Tropfen, der das Fass zum überlaufen bringt. Und Keyla gibt ihn diesen Grund auch höchst persönlich. „Wie wäre es? Geh mit mir aus!“ „warum sollte ich?“, fragt Winry alles andere als begeistert. „Weil ich ein super Typ bin, genug Geld besitze und dir damit den Himmel auf Erden schenken könnte.“, erwidert Keyla von sich selbst überzeugt. „Ich bin nicht käuflich!“, zischt Winry, der das Gespräch langsam unheimlich wird. Keyla gibt trotzdem nicht auf, ergreift den Arm von Winry und zehrt sie an sich. Nun platzt Alphonses Geduld ganz. Mit einem Ruck steht er auf, der Stuhl fällt klappernd zu Boden, doch das stört Al nicht, als er plötzlich hinter Keyla und Winry auftaucht, Keylas Hand von Winrys Arm löst und sie so verdreht, dass der Arm gefährlich knackt. „Lass deine dreckigen Finger von Winry. Sie steht nicht zur Debatte. Mal ganz davon abgesehen, dass mein Bruder schon Anspruch auf sie erhoben hat und er kann Winry mehr bieten, als du es jemals tun könntest, da er ein angesehener Staatsalchemist ist und für das Militär arbeitet!“, knurrt Al so bedrohlich, dass alle Anwesenden eingeschüchtert zusammen zucken. Aber Keyla macht das anscheinend nichts aus. „Ach ja? Wo ist denn dein Bruder jetzt? Wen ihm so viel an dieser Schönheit liegt, dann sollte er auch bei ihr sein. Da dies aber nicht der Fall ist, kann ihm ja nichts an dieser Blühte liegen!“ Ohne es zu merken verschlechtert Keyla seine eigene Lage. Seine Worte treffen Al hart und weil er genau weiß, dass es nicht stimmt, macht es ihn nur noch wütender. Seine Wut sorgt dafür, dass er Keyla den Arm ganz umdreht und ihn so brach. Keyla jammert sofort rum, während Al ihn am liebsten noch viel mehr brechen würde, als nur den Arm, doch Winry redet so beruhigend auf ihn ein, dass er Keyla los lässt. „Lass uns gehen, ehe ich meine Beherrschung ganz verliere und ihm wesentlich mehr antue. Niemand hat das Recht so über Nii-san zu reden. Und schon gar nicht jemand, der immer Schiss vor ihm hatte!“, zischt Al sehr gereizt, dabei rutscht die Tonlage seiner Stimme um zwei Tonstärken höher, als für ihn typisch. „Ist ja gut, Al Beruhige dich wieder. ...Allerdings hast du Recht. Edward hat viel aus seinem Leben gemacht und im Moment ist er im Auftrag des Militärs unterwegs, schließlich bekommt es deswegen ja Geld – es ist sein Job – und ich verstehe das. Edward tut das alles nur weil er es will!“ Ihre Stimme hat einen besonders bissigen Unterton, der für si nur dann typisch ist, wenn Ed sie mal wieder aufs äußerste gereizt hat und sie einen Schraubenschlüssel nach ihm werfen muss, um sich abzuregen. Genau in diesem vermisst sie es, keinen bei sich zu haben. Es würde ihr bestimmt großen Spaß machen, zu testen, wie es sich anfühlt, wenn der Schraubenschlüssel mal gegen einen anderen Kopf fliegt. Sie schnappt sich Als große metallene Hand und zerrt dran, so dass er ihr folgen muss. Darüber ist er auch mehr als nur dankbar. Auf den Weg nach Draußen herrscht eisiges Schweigen zwischen den Beiden und es hält selbst noch auf dem Heimweg an. Sie gehen den langen Feldweg entlang, der zu den Überresten des Elric-Hauses und das Haus der Rockbells führt. Auf diesen Weg kommen sie auch am Friedhof vorbei, auf dem sowohl Winrys Eltern als auch Ed und Als Mutter begraben sind. Nun ist es an Al, das Schweigen zu brechen. „Wollen wir noch einen Abstecher zu den Gräbern machen?“, fragt er ruhig nach. Einen Moment glaubt er schon, dass Winry viel zu sauer auf ihn ist, als dass sie ihm eine Antwort gibt, doch zu seiner Verwunderung irrt er sich, was bei Winry ja nicht selten ist. „Hm, ich glaube, wir sollten wirklich mal zu den Gräbern sehen.“ So biegen sie nach rechts ab und betreten den Friedhof. Dort herrscht eine Ruhe, die etwas gruseliges an sich hat, denn selbst lebende Bäume scheinen dort abzusterben. Während sie die einzelnen Gänge zwischen den Reihen von Gräbern entlang gehen und nach den Familiengräbern Ausschau halten, setzt die Blondine die Unterhaltung fort. „Es ist doch immer wieder eine Überraschung, was aus Idioten wird, die viel zu viel von sich selbst überzeugt sind. ...Tut mir Leid, dass ich nicht schon viel früher darauf gekommen bin, was er wollte und ihn nicht schon früher in seine Schranken gewiesen habe.“ „Ach was. Ich hätte ja auch früher eingreifen können. Wer rechnet denn auch damit, dass sich solche Affen nicht verändern.“, kommt es sarkastisch von der Rüstung. Bei ihm ist es merkwürdig solch Sarkasmus zu hören und es bringt Winry durchaus zum Lachen. Dies lässt die Rüstung so abrupt anhalten, dass Winry in ihn hinein rennt und jammernd auf den Boden aufschlägt. „Hey Was sollte das denn?“, fragt sie vorwurfsvoll, während sie sich mühevoll versucht aufzurichten. „Verzeih mir, aber ich stehe nicht so darauf ausgelacht zu werden. Und schon gar nicht von dir!“ Unwillig stampft er weiter den Weg zum Grab seiner Mutter entlang, ohne auch nur im entferntesten auf Winry Rücksicht zu nehmen. Winry bleibt noch lange auf ihren Po sitzen und starrt Al hinterher. -Was ist nur mit ihm los? Hab ich ihn so sehr verletzt? Nein, eigentlich nicht. Er war sonst nie so empfindlich.-, stellt die Blondine seufzend fest. Wie immer stellt sie aufs Neue fest, dass Männer sehr kompliziert sind. Als ihre Begleitung vor dem Grab in die Knie geht, rappelt sie sich schließlich doch auf und geht an den Gräbern entlang. Immer darauf bedacht, Al nicht zu Nahe zu kommen, erreicht sie das Grab ihrer Mutter. Immer wenn sie davor steht, überkommt sie tiefe Traurigkeit. In solchen Momenten zeigt Winry ihre ganze Verletzlichkeit, die sonst gut verborgen unter ihrer kühlen Art ruht. Und wie immer kauert sie sich vor den einfachen Grabstein und fängt an drauf los zu reden. Normalerweise ist es nicht ihre Art Selbstgespräche zu führen, doch hier, an diesem Ort, fallen alle sonstig aufgestellten Regeln weg. „Hallo Mama. Verzeih das ich nicht früher den Mut gefunden habe, um dich mal wieder zu besuchen. Bitte! Ich musste doch mein Versprechen einhalten. Mach dir keine Sorgen. Ich werde alles tun, um Al und Ed zu beschützen und Edward zur Seite stehen, solange es mir möglich ist.“ Es sind nicht einfach nur leichtfertig daher geredete Worte, sondern ein Versprechen, dass Winry sich damals, als Ed und Al die missglückte Transmutation überlebten und beide sehr viel verloren, gegeben hatte und es bis heute aufrecht erhält. Bisher hat sie es nur noch nie laut ausgesprochen. Am späten Abend sitzt Winry noch auf der Terrasse und sieht in den kristallklaren Sternenhimmel über ihr. Vor ihr steht ein Glas Orangensaft, dass noch immer halb voll ist. Ihre Gedanken schweifen zu einem ganz anderen Ort und so langsam bekommt sie Lust, einen kleinen Spaziergang zu machen. Sie erhebt sich lautlos und will schon wieder in ihr Zimmer gehen, als sie im Schutz der Dunkelheit etwas bemerkt. Stirnrunzelnd überlegt sie, ob sie der Sache nicht nachgehen soll, zögert kurz, entschließt sich aber doch, ihre Neugierde zu befriedigen. Fest entschlossen durchquert sie ihr Zimmer, die beiden kleinen Flure entlang, die Treppe hinunter und dann zur Hintertür raus. Sobald sie draußen ist, macht sie sich auf den Weg zu dem Schatten, der ihr aufgefallen ist. Es dauert etwas, bis sie diese entsprechende Stelle ausfindig gemacht hat, denn von Oben betrachtet sieht alles anders aus und hier unten ist es viel Dunkler, als da oben. Trotz allem hat sie nicht aufgegeben und ihr Ziel schließlich doch noch erreicht. Neugierig geht sie auf den Schatten zu, ohne in Betracht zu ziehen, dass es sich vielleicht um einen Verbrecher handeln könnte. Winry geht mutig weiter auf die Person zu. In ihrer einen Hand befindet sich ein Schraubenschlüssel, der für eventuelle Übergriffe eine gute Waffe abgibt. Kaum erkennt sie die Person im Schatten, da wünscht sie sich, nie auf die verdammt blöde Idee gekommen zu sein, nachzusehen. Es handelt sich um Keyla, der völlig in schwarzen Klamotten vor ihr steht und sie breit angrinst. „Ich wusste doch, dass du mir nicht widerstehen kannst, Süße!“ „Das hättest du wohl gerne!“, erwidert Winry grimmig. Sie hat es langsam satt, immer wieder Keyla auf den Leim zu gehen. Dieser stößt sich von dem Baum ab, an dem er gelehnt hat und geht auf Winry zu, die ihren Schraubenschlüssel schon bereit hält. Keyla greift sein Opfer grob am Arm und drückt sie fest gegen den Baumstamm, so dass sie den Schraubenschlüssel vor Schreck fallen lässt. Nun ist Winry diesem Widerling ausgeliefert, ohne sich gegen ihn zur Wehr setzen zu können. Alphonse sitzt in seinem Zimmer und starrt Löcher an die Wand. Er weiß einfach nichts mit sich anzufangen, doch Winry oder Oma Pinako will er auch nicht zur Last fallen. In solchen Momenten wünscht er sich seinen Nii-san ganz besonders an seiner Seite. -Warum hat der Spinner darauf bestanden, dass ich hier bei Winry bleibe? Hat er geahnt, dass es Schwierigkeiten geben wird?- Solche und ähnliche Fragen beschäftigen die Rüstung in solchen Momenten, weil er dann immer so schön melodramatisch werden kann, ohne dass es jemanden auffällt. Weil er nichts mit sich anfangen kann, geht er zu dem kleinen Nachttischen, dass gleich neben dem Bett steht und öffnet dort eine Schublade, entnimmt aus ihr den Schreibblock und einen Stift und hängt an, alles aufzuschreiben, was ihn beschäftigt. So entsteht nach und nach ein Brief an Edward, ohne das er es vorher hätte planen können, geschweige denn gewollt hätte. Alphonse will ja schließlich nicht, dass sein Bruder denkt, er, Al, würde ohne ihn, seinen Nii-san, nicht klar kommen. -Pah! Das wäre das Letzte! Diese Genugtuung gönne ich ihm garantiert nicht!- Obwohl die Rüstung fest entschlossen ist, weiß er genau, sollte sein Bruder diesen Brief je bekommen, würde Ed wohl ernsthaft abwägen, ob es gut ist zusammen mit Al zu reisen. „Nii-san, was hast du dir nur dabei gedacht? Hattest du Angst, ich könnte nicht mehr normal mit dir umgehen, seit ich von dem Ausrutscher weiß?“, murmelt Al vor sich hin, als er plötzlich aufhorcht, weil er Schritte auf dem Flur gehört hat. -Wer geht denn um diese Zeit noch durch das Haus?- Neugierig geworden steht Al vom Bett auf, durchquert das Zimmer in zügigen Schritten und öffnet leise die Tür. Er kann nur noch ein paar hellblonde Strähnen am Fuß der Treppe verschwinden sehen, was ihn doch sehr stutzig macht. „Winry?“, fragt er verwundert, doch statt einer Antwort geht die Hintertür. Nun macht sich die Rüstung erst recht Sorgen. Er weiß genau, dass Winry nachts nie ohne Grund einfach das Haus verlässt, es sei denn, etwas wirklich Interessantes hat ihre Aufmerksamkeit erregt. Und das bedeutet in den wenigsten Fällen etwas Gutes. In eiligen Schritten folgt Al der jungen Mechanikerin nach draußen. Da es aber stockdunkel ist und das Haus kein Außenlicht hat, verliert die große Rüstung die Spur. Darüber fluchend, macht sich Al daran, Winry auch allein zu finden, was sich wegen der Dunkelheit als äußerst schwierig erweist. Fortsetzung folgt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)