Different Views von She-Ra ================================================================================ Kapitel 5: General Francois Augustin Reynier de Jarjayes -------------------------------------------------------- Palais de Jarjayes, 18. Juli 1789 General Francois Augustin Reynier de Jarjayes erhielt Rosalies Brief etwas später. Da dieser Brief an ihn und auch seine Gemahlin gerichtet war, ließ er diese zu sich kommen. Ihr reichte er das Schreiben, damit sie es verlosen sollte. Selber stellte er sich an die Tür zum Wintergarten und zündete sich seine Pfeife an. Ruhig lauschte er den Worten seiner Frau. Als diese auf einmal stockte und er deutlich ihre Tränen hören konnte, drehte er sich zu ihr um. Auch wenn er seine Frau liebte, konnte er es nicht leiden wenn sie weinte. So ging er zügigen Schrittes zu ihr. Er wollte, dass sie nicht weinen sollte. Aber er brachte aber kein Wort aus seiner Gemahlin heraus. Sie reichte ihm nur unter Schluchzen den Brief. Verärgert nahm er ihn etwas grob entgegen. Dann lass er den Brief zu Ende, dabei zog sich seine Stirn immer weiter zusammen. Anschließend zerknüllte er den Brief und warf ihn vor die Füße seiner Gemahlin. „Was soll ich damit? Ich habe kein Kind mit dem Namen Oscar.“, sprach er in einem äußerst scharfen Ton, sodass seine Frau nicht wagte etwas dagegen zu sagen. Der General stampfte geradezu an ihr vorbei in sein Arbeitszimmer. Dann konnte man nur noch das Knallen der schweren Eichentür hören, die unsanft ins Schloss gestoßen wurde. Reynier ließ sich auf seinem Sessel nieder und zog wieder und wieder an seiner Pfeife. Sein Mienenspiel hatte sich kaum verändert. Ab und zu verließen ein paar nicht verständliche Worte seinen Mund. Kaum das die Glut in seiner Pfeife erloschen war, legte er diese unsanft auf seinen Schreibtisch und erhob sich. Sein direkter Weg führte ihn zum Fenster, von dort aus sah er hinaus in den Garten, genau zu jener Stelle, wo Oscar und André immer trainiert hatten. Reynier schüttelte seinen Kopf und senkte leicht seine Lider. Dann seufzte er und sah wieder hinaus. //Ich war wirklich stolz auf dich, Oscar. Auch wenn es zu Beginn erst nicht danach aussah, hast du dich mit der Zeit entwickelt. Alle lobten dich für deine Courage, für deinen Einsatz und deine Stärke. Vor allem die Königin war die mehr als wohl gesonnen. Warum hast du das alles aufgegeben? Oscar hatte eine riesige Karriere vor sich. Die Königin wollte sie in Bälde zum General befördern. Aber was tat dieses Kind? Es lehnte ab. Und dann? Es nahm den Posten als Kommandant der Garde Francaise an. Schon damals habe ich diese Entscheidung nicht verstehen können. Auch wenn sie es mir wieder und wieder versuchte zu erklären. Oder lag es damals schon an diesem Stallburschen? An André? Ich hätte ihn schon früher des Anwesens verweisen sollen. Gewiss, hat er immer seine Arbeit in vollster Zufriedenheit aller erledigt. Jedoch hätte ich ahnen müssen, dass wenn er Tag täglich mit Oscar zusammen ist, dass er irgendwann seine Gefühle für sie entdeckt. Ich hätte ihn hier mehr einspannen sollen, dann wäre dies bestimmt nicht geschehen. Aber nun ist es zu spät und nicht mehr abänderbar.// General de Jarjayes war so sehr in seinen Gedanken versunken, dass er die Unruhe wegen Sophie nicht mitbekam. Ihm war in diesem Moment auch nicht bewusst, wie sehr es die alte Frau treffen musste. //Vielleicht hätte ich von Anfang an nicht gegen Gotteswillen zuwider handeln sollen und Oscar wie eine Frau erziehen lassen. Mir ist kein Sohn geschenkt worden und ich hätte nicht so handeln dürfen. Gott bestraft mich damit. Auch wenn sie es selber nicht so sah. Sie sagte sogar einst, dass sie dankbar für meine Entscheidung war. Jedoch der Zweifel nagte schon sehr lange an mir und er wird mir gewiss bis zu meinem Tode folgen. Aber was sie nun getan hat, hat sie selber zu verantworten. Ich habe ihr helfen wollen. Dafür bin ich sogar bei der Königin gewesen und habe sie darum gebeten, sie wieder in der königlichen Garde aufzunehmen. Aber dieses Kind lehnte einfach ab. Die Zeit in der Garde direkt in Paris ist nicht bekommen. Warum habe ich sie gehen lassen? Sie hat immer auf meine Worte gehört. Aber dann habe ich ihr die Zügel überlassen. Natürlich, eines Tages müssen sie auf ihren eigenen Beinen stehen. Jedoch ist es nicht die Aufgabe der Eltern, sie auf den richtigen Weg zu bringen? Daran ist doch nichts Falsches. Zudem wusste Oscar genau, dass wir seit Generationen königstreu sind und dass wir dafür ausgezeichnet wurden. Durch ihr handeln hat sie der ganzen Familie Schande bereitet. Und sie wusste, dass ich diesen Fehltritt niemals ungestraft zulassen würde. Und ich hätte ihre Strafe vollzogen! Und sie war sich diesem bewusst. Ich hätte es für sie getan. Aber André musste sich einmischen. Wäre nicht der Bote der Königin erschienen, hätte ich wahrscheinlich an diesem stürmischen Abend Mord begangen.// Kurz fiel Reyniers Blick noch nach draußen, zu der langsam untergehenden Sonne. Wieder seufzte er schwer und ging anschließend zurück zu seinem Schreibtisch. Hinter diesem ließ er sich nieder. Er stützte seinen Kopf auf seine Hände und schloss seine Augen. //Verzeih mir, Oscar. Verzeih mir, was ich dir antat und das ich dich verstieß. Aber ich habe meinen Standpunkt, den du immer kanntest. Lebe wohl, mein Kind.// Der General erhielt ein paar Stunden später einen Bericht über die momentane Situation in Paris. Ihm gefiel diese gar nicht und er begann damit zu planen, seine Gemahlin mit dem Hausmädchen fortzubringen. Für seinen Geschmack war es zu unruhig und er fürchtete um den Rest seiner Familie. So setzte er ein Schreiben an seine Tochter Hortense de Rolancy auf. Sie wohnte am weitesten entfernt und er hoffte dort, seine Gemahlin in Sicherheit zu wissen. Er selber würde in Paris und somit in der Nähe des Königspaares bleiben. Das hatte er sich schon als junger Mann geschworen. Es war seine Lebensaufgabe, wie die seine Vaters und seine Großvaters zuvor. Diese Tradition würde er bis zu seinem Lebensende vollziehen. Die einzige Ausnahme wäre die, dass der König ihn aus seinem Dienst und seiner Pflicht entlassen würde. Aber dieses würde der General nur sehr ungern befolgen. Am Abend schickte er einen Boten mit dem Brief für seine Tochter los. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)