Different Views von She-Ra ================================================================================ Kapitel 8: Königin Marie Antoinette oder in diesem Falle die Witwe Capet ------------------------------------------------------------------------ Concièrgerie Gefängnis, 05.Oktober 1793 Die einst so strahlende Königin von Frankreich, Marie Antoinette, erfuhr erst Jahre später von dem Tod der Freundin. Sie befand sich seit Anfang August desselben Jahres im Verlies des Concièrgerie Gefängnisses. Rosalie kümmerte sich um die entthronte Königin, so wie Oscars Vater sie darum gebeten hatte. Diese war es auch, die der ehemaligen Königin von Oscar berichtete, nachdem Marie Antoinette sie mehrfach darum gebeten hatte von der Freundin zu erzählen. Rosalie hatte in den vergangenen Jahren mit diesem Wissen leben gelernt, aber dennoch traf sie die Erinnerung noch immer sehr hart. Erst Recht, als sie Marie Antoinette wieder und wieder von Oscar erzählen musste. Aber dennoch tat sie es gerne. In der kurzen Zeit hatte sie die einstige Herrscherin besser kennen lernen können und daher auch gemerkt, dass diese eine innige Freundschaft zu Oscar hegte. An dem Abend nachdem Rosalie gegangen war und Marie Antoinette von dem Tode Oscars gehört hatte, weinte sie bittere Tränen um die Freundin. Sie hatte gehofft, dass die einstige Freundin irgendwo glücklich leben würde. Aber das Schicksal schien es scheinbar anders für Oscar vorbestimmt zu haben. //Meine geliebte Freundin, Oscar… Wie lange ist es her, dass ich sie sah? Sind bereits so viele Jahre vergangen? Mein Herz ist schwer, bei dem Gedanken, sie nicht noch einmal gesehen zu haben.// Marie Antoinette ging auf die Knie, faltete ihre Hände und senkte dabei ihr Haupt. //Herr im Himmel, der Ihr über alles wacht. Haltet Euer waches Auge über Lady Oscar und auch über ihren André. Erfüllt mir diese eine Bitte, oh Herr. Ich weiß, ich habe viele Fehler in meinem Leben begangen, die nicht mehr rückgängig zumachen sind, aber mir wurde soviel genommen… Mein Gemahl, meine Kinder… nun auch Lady Oscar, meine Freundin. Nur diesen einen Wunsch. Nicht für mich, sondern für meine geliebte Oscar. Lasst sie in Eurem herrlichen Reich willkommen heißen und gebt ihr Geborgenheit.// Einzelne Tränen rannen über ihre Wangen und nässten den dreckigen kalten Boden. Die Kälte zog sich durch ihr dünnes Kleid, aber es war ihr gleich. Ihre Gedanken weilten längst an einem anderen Ort. //Ich hätte auf Oscar hören sollen, als sie mich warnte. Aber mein falscher Stolz und meine Eitelkeit ließen es nicht zu. Ich hoffe, dass sie mir verzeihen kann. Innständig hoffe ich, dass sie nun an einem besseren Ort verweilt und nicht dies alles hier mit ansehen muss. Mein geliebter Joseph ist gewiss bei ihr. Er hat, genauso wie sie, diese Welt viel zu früh verlassen müssen. Aber heute merke ich immer mehr, dass es auch das Beste für sie ist. Sie mussten die ganzen Qualen nicht mehr miterleben. Ich hoffe, sie können sich an die schönen Seiten ihres Lebens erinnern und nicht an dieses Dunkelheit, die geprägt ist von Angst, Gewalt, Blut und Tod. Das wünsche ich ihnen so sehr.// Langsam hob Marie Antoinette ihren Kopf und noch immer liefen ihr dabei die Tränen über die Wangen. //Meine Freundin war immer so stark. Das möchte ich nun auch sein. Sie hat soviel in ihrem Leben durchstanden. Wenn ich an sie denke, habe ich keine Angst vor dem Weg, der vor mir liegt.// Marie Antoinette hielt den Kopf nun hoch erhoben. Ihre Hand strich die Tränen fort. //Auch wenn in mir die Furcht vor dem Unbekannten wütet, habe ich keine Angst. Meine Freundin soll mir nun Wegweiser sein an einen besseren Ort.// Langsamen Schrittes ging sie zu der Pritsche, die ihr Nachtlager war und ließ sich auf dieser nieder. //Verzeiht mir Mutter, dass ich nicht in Eurem Sinne gehandelt und nicht auf Eure weisen Ratschläge gehört habt. Ihr ward mir immer eine gute und lehrreiche Mutter. Ich hoffe dennoch, dass wir uns eines Tages irgendwo noch einmal begegnen werden und ich Euch dennoch Dank aussprechen kann.// Die gefallene Königin bettete ihr Haupt auf der Liege, welche nicht mal ein richtiges Kissen oder eine anständige Decke besaß. Langsam schloss sie ihre Augen. //Vielleicht werde ich auch Oscar wieder sehen. Dann kann ich mich auch bei ihr bedanken. Ich weiß, sie würden diesen Dank nicht annehmen. Soweit kenne ich sie. Aber habe ich sie sonst wirklich gekannt, dass ich sie meine Freundin nennen durfte? Rosalie erzählte so viele Dinge von ihr, die mir unbekannt waren. Jedoch ist Oscar immer für mich da gewesen, wenn ich sie brauchte. Aber was konnte ich für sie tun? Ich hätte ihr Titel verleihen oder ihr einen besseren Rang verschaffen können. Jedoch Oscar lehnte bereits meine letzte Beförderung zum General ab. Ich gebe zu, ich war getroffen, dass sie dies nicht annehmen wollte. Aber nun ist mir bewusst, dass zufrieden mit war, was sie war und was sie hatte. Zu guter letzt, wenn auch in meinen Augen zu spät, fand sie sogar die Liebe. Wenn sie es früher erkannt hätte, genauso wie ich, hätte ich den König darum gebeten, André einen Titel zu verleihen, dann hätte niemand etwas gegen diese Bindung unternehmen können und dürfen. Nur der König alleine. Dies wäre mein Geschenk für sie gewesen. Für all das, was sie mir immer gab. Auch wenn das meine, die ihren nicht im geringsten Aufwiegen kann. Ich hätte vieles tun können, aber was habe ich getan? Ich liebte Dinge wie schöne Kleider, Schmuck und auch das Tanzen oder aber Besuche in der Pariser Oper. Ich war blind und naiv. Wenn ich nur mehr auf die Menschen gehört hätte, die mir am nächsten gestanden haben. Und nicht auf all die anderen, die Speichellecker, Hetzer und Schönredner, die nur um meine Gunst… nein, die um das Geld, Wohlstand und ihr eigenes Fortbestehen buhlten und daher um mich herum schlichen. Auch wenn es nun zu spät ist, habe ich erkannt, dass ich falsch gehandelt habe. Ich habe alles im Leben verloren, was mir einst wichtig schien. Aber ob es dies wirklich war, bin ich mir jetzt nicht mehr so sicher. Musste es wirklich erst zum Tode Lady Oscars und den anderen Unglücken kommen, dass mein Blick sich nun erst klärt und ich endlich zu verstehen scheine? All dies hätte ich verhindern können. Die Macht dazu habe ich einst besessen.// Mit diesen Gedanken und Tränen in den Augenwinkeln schlief Marie Antoinette ein. In ihren letzten Tagen würde sie von Rosalie noch ein paar Dinge über die geliebte Freundin Oscar erfahren. Das war ihr kleiner Lichtblick in der sonstigen Dunkelheit. 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