Das Eingreifen der Alten von DhalaElenaAngel ================================================================================ Kapitel 15: Blutbund -------------------- „Was sagst du?“, fragte Severus ruhig. Das Wizgamont hatte sich zurückgezogen, um sich zu beraten. Inzwischen war es Nachmittag. Alle Zeugen waren befragt worden, auch Dumbledore selbst noch einmal, gegen dessen Willen und mit Gewalt. Severus hatte ihm das Veritasserum eingetrichtert und den Alten zum Schlucken gezwungen. Umso schockierter war der Saal von dessen Abschlussplädoyer gewesen, indem er auf seine Unschuld beharrt hatte, da alles, was geschehen war, nur dem größeren Gut gedient habe. Selbst seine zugegeben manchmal etwas harschen Strafen gegen Tom Riddle. Als er dessen Geist zerstört habe, habe er gedacht, den Jungen ungefährlich zu machen und Potter wäre nur ein nutzloser Bengel, der nichts wert sei, außer, dem Orden zu dienen, mit Körper, Seele und Besitz. Zu dem Zeitpunkt hatten Lucius und er all ihre Kraft gebraucht, um Ana davon abzuhalten, auf den Wahnsinnigen loszugehen. „Der Kuss für den Alten, wahrscheinlich direkt im Anschluss und in der Öffentlichkeit. Die Weasleys werden ein paar Jahre Azkaban und dann eine Umerziehung bekommen, vielleicht den Entzug der Magie, das weiß ich nicht sicher. Granger wird wohl die Magie entzogen werden und dann wird man sie in die Muggelwelt entlassen.“ „Das ist noch viel, viel zu milde!“, zischte Ana erbost. Sie lief schon seit Minuten immer wieder den Gang auf und ab, ihre Hände auf dem Rücken verschränkt und einen recht irre wirkenden Gesichtsausdruck zur Schau stellend. Severus seufzte nur und trat zu ihr, schloss sie in die Arme und zwang sie so, still zu stehen. Aber er wusste auch, wie weit er gehen konnte. Als er das tat, waren sie allein, nur Lucius war Zeuge. „Beruhig dich“, bat er leise. „Sie urteilen nach ihren Gesetzen, aber es ändert nichts an den Vorwürfen der Kindesmisshandlung und die ist auch hier ein großes Verbrechen.“ „Der Tod ist noch zu milde!“, zischte Ana aufgebracht. „Hast... hast du das nicht gesehen?! Er war ein Kind! Wie alt war er, als er mit dem Eimer über den Boden gerobbt ist? Vier? Und... hast du gesehen, wie dünn er war? Er...!“ Severus strich Ana beruhigend über die Arme. „Er ist immer noch klapperdürr“, entgegnete er. „Es wäre hilfreich, wenn er nicht ständig Rückfälle haben würde. Aber das war die Vergangenheit, Ana. Es ist wichtiger, dass wir seine Zukunft in den Griff bekommen.“ Ana atmete mehrfach tief durch. „Er hatte einen Zusammenbruch im Gericht...“ „Verständlich. Diese Dummköpfe haben nicht verstanden, wie schwer er verletzt worden ist“, knurrte Severus. All die Arbeit der letzten Wochen für die Katz, dank dieses Stunt des unerfahrenen Gedankenmagiers. Er hatte gesehen, wie das Kopfweh eingesetzt hatte. Lucius blickte beide eine ganze Weile lang an, bevor er zu Draco sah. Er hatte seinem Sohn verboten, mit in den Saal zu kommen und nun war er dankbar dafür. Nicht auszudenken, dass seinem Sohn etwas Ähnliches hätte geschehen können. Er musste sich zusammenreißen, um nicht zu ihm zu rennen und ihn in die Arme zu schließen. Auch Narcissa war da. Beide waren vor einigen Minuten gekommen, um ihn abzuholen, aber es würde wohl noch dauern, bevor Lucius zurück nach Hogwarts gehen konnte. Er sah Severus an: „Was haltet ihr von der Idee, Harry und Salazar schon ins Lager zu schicken?“, fragte er. „Cissa kann Salazar im Unterricht vertreten und ich denke, der Junge würde sich weit ab der Schule sicher besser erholen. Die Zeitungen morgen werden wieder genug Spekulationen hervorrufen, um ihn dazu zu bekommen, sich zu verkriechen. Das wird er wahrscheinlich nicht sonderlich gut verkraften.“ Ana nickte: „Ja“, stimmte sie zu. „Das wäre mir lieb. Er braucht Ruhe, nicht noch mehr neugierige Blicke, die ihn in den Wahnsinn treiben.“ Sie beruhigte sich langsam und lehnte sich kurz gegen ihren Gefährten. Apropos – Tahiras Antwort auf diese neueste Enthüllung war noch ausgeblieben... Ein Gong ertönte in dem Moment und rief die Betroffenen zurück in den kleinen Saal. „Lasst uns gehen“, merkte Severus leise an, der spürte, wie die Spannung, die gerade nachgelassen hatte, wieder in Anas Körper kroch. Zu dritt traten sie wieder in ihre Bank und sahen zu den Angeklagten. Dumbledore saß da mit einem grimmigen, fast schon siegesbewussten Ausdruck in den Augen, der ihnen Tod und Vergeltung versprach. Nur reden konnte er nicht. Nachdem er es zu weit getrieben hatte, hatte Miss Bones ihn kurzerhand leise zum Schweigen verflucht. Die beiden Weasleys sahen genauso siegesgewiss aus, nur Granger und die anderen Drei waren sich ihrer Sache wohl nicht so sicher. Die Eltern von Ron und Ginny warfen ihnen einen bösen Blick zu, bevor sie sich demonstrativ abwandten und sich setzten. Die anderen Vier hingegen traten zu ihnen. „Ja?“, fragte Severus kühl, vor allem, als er die Zwillinge sah. „Wie... wie geht es ihm?“, fragte George leise. Sie hatten den Zusammenbruch gesehen, sie waren immer noch schockiert, auch vom Verhalten vom Rest ihrer Familie. Charlie und Bill waren zu alt gewesen. Sie hatten gar nicht mitbekommen, was gespielt wurde und auch die Zwillinge hatten es nicht gemerkt. Für sie war Harry ein Mitglied der Familie. Aber die Tirade ihrer Schwester, die etwas von Ansprüchen und Dankbarkeit erzählt hatte, die Potter empfinden müsste, hatte sie nicht weniger geschockt. „Wie soll es ihm schon gehen?“, fragte Lucius. „Schlagen Sie mal in den Büchern nach, welchen Einfluss ein aggressiver Legilimens auf eine Verletzung im Hirn hat, die nebenbei gesagt, Ihr Bruder verursacht hat. Warum Harry Sie vier immer noch als Freunde sieht, geht über mein Verständnis hinaus.“ Bill schluckte. Er musste nicht nachschlagen, er wusste es. Ein Kollege hatte sich den Schädel gebrochen, weil ein Fluch auf ihn zurückgefeuert war und dann war er von einem anderen mit Geistmagie angegriffen worden. Er war immer noch nicht wieder bei Verstand. „Wir wussten doch von all dem nichts“, verteidigte er sie schwach. „Und es ist so leicht zu übersehen, wenn jemand ständig zusammenzuckt, blaue Flecken hat und behauptet, ungeschickt genug zu sein, um gegen einen Schrank zu rennen – drei Mal hintereinander?“, fragte Severus spöttisch. Er wandte sich zu den Zwillingen. „Er mag euch wirklich. Aber im Moment wird er niemanden sehen, wenn das die nächste Frage ist. Er ist nicht in der Verfassung dazu, nachdem heute meine und Namas Bemühungen, den Bengel wieder auf die Beine zu bekommen, derart sabotiert wurden. Schreibt ihm, wenn es sein muss. Und nun setzen Sie sich, es geht weiter.“ Die Vier tauschten einen kurzen Blick, dann liefen sie zu ihrer eigenen Bank. Ana sah den Jungs eine Weile hinterher. Sie fühlte sich erleichtert, dass Harry wenigstens irgendwen hatte, der auf seiner Seite zu sein schien, auch wenn diese Leute es vorgezogen hatten, was offensichtlich war, nicht zu sehen. Dann wandte auch sie sich wieder um und griff nach Severus’ Hand. Fudge war schon gar nicht mehr dabei, das war das Erste, was den Dreien auffiel. Nur noch Bones und Shacklebolt stellten sich dem Blick der Anwesenden. Dem Minister war klar, dass er sich die letzten Sympathiepunkte versaut hatte mit seinem Schreien. „Das Urteil ist gefällt“, verkündigte Bones ruhig, dann setzten die beiden sich. „Zuerst werden wir verkünden, dass der Name Sirius Black postum von jeder Schuld befreit werden wird. Er erhält alle Ehren und Titel zurück, er war ein Unschuldiger. Einer von vielen, die dieser Mann“, sie deutete auf Dumbledore, „auf dem Gewissen hat.“ Sekundenlang herrschte Stille, bevor die vier Weasley-Jungen klatschten. Sie wussten, was Harry das bedeuten würde. Als wieder Stille eingekehrt war, sprach sie weiter. „Die Angeklagten werden in allen Punkten für schuldig befunden. Albus Dumbledore!“ Ein Gerichtsdiener zerrte den nun schockiert dreinsehenden Mann aus seinem Stuhl, so dass der vor seinem Tribunal stehen musste. „Albus Dumbledore, Sie wurden schuldig befunden, des Diebstahls, des Mordes, des versuchten Mordes, der Täuschung der Massen und vor allem und am Schwerwiegendesten: Der schweren Kindesmisshandlung und Anstiftung zur Kindesmisshandlung! Es gibt keinen Grund, einen Jungen unter einen verbotenen Fluch zu setzen, nur weil der nicht kämpfen will!“ Absolutes Schweigen. Severus war nur froh, dass Salazar bei dem Teil der Enthüllungen nicht mehr anwesend gewesen war. Hätte er das gewusst, hätte er alle Vorsätze über Bord geworfen und den Alten umgebracht. „Außerdem haben Sie erst verursacht, dass dieser unnötige und lächerliche Krieg ausgelöst wurde!“ Ein Mitglied des Wizgamont trat vor und händigte der Frau einen Zauberstab aus. Sie nahm ihn in die Hand und tat, was alle Magier fürchteten. Ohne einen Augenblick zu zögern, zerbrach sich ihn in zwei Hälften. Bei dem Knacken des Holzes fuhr ein Zucken durch die Reihen und aus Dumbledores Mund strömten lautlos geschrieene Proteste. „Albus Dumbledore! Hiermit erkenne ich Ihnen Ihren Orden des Merlin ab! Sie sind ab diesem Zeitpunkt ein Nichtmensch und tragen einen Nichtnamen! Ihre Blutlinie wird ab sofort nicht mehr existieren! Sie werden in Vergessenheit geraten und nur noch als Schattenfigur am Rande der Geschichte leben!“ Viele im Saal schauderten entsetzt. Das Urteil war hart, aber es war gerechtfertigt. Nur die Weasleys wollten zu einem Protest ansetzen, doch Kingsley erhob sich nun. „Hiermit werden Sie zum Kuss der Dementoren verurteilt! Das Urteil wird am folgenden Tag Punkt zwölf Uhr in der Winkelgasse vollstreckt werden, für jeden zu sehen! Ihr Körper wird dann in die Geisterwelt gestoßen werden!“ Erneut begann der Alte, in seinen Fesseln zu toben, was fast schon komödiantisch wirkte, bedachte man, dass niemand auch nur ein Wort hörte, den Göttern sei Dank. Severus erkannte immer wieder nur das Wort Potter, Bastard und Rache. Er drückte Anas Hand. „Der Alte wird öffentlich sterben“, sprach er leise. Um ihn herum herrschte genug Aufruhr, um kurz sprechen zu können. „Die Zaubergesellschaft nimmt Voldemort die Arbeit ab, seinen größten Feind umzubringen. Er wird sicher da sein... und dann wird kaum noch etwas ihn davon abhalten können, sofort zu reagieren...“ Ana zuckte mit den Schultern: “Umso besser“, gab sie kühl zurück. „Je schneller der Moment kommt, umso schneller können wir zurück in unsere alten Leben, ich bin diese verlogene, brutale Welt so was von leid!“ Lucius deutete ihnen an, ruhig zu sein. Nur kurze Zeit später erhob Amelia sich erneut. „Ronald Bilius Weasley und Ginerva Weasley!“ Die beiden wurden nun ebenfalls vor ihre Richter gezerrt und wagten es nicht mal, sich zu wehren oder ihren Blick zu heben. Wenn ihr Mentor schon so bestraft worden war, was würde dann mit ihnen geschehen?! Amelia betrachtete die beiden mit hartem Blick. „Ihr beide seid alt genug, um Recht von Unrecht zu unterscheiden! Nebst der Tatsache, dass es falsch und verwerflich ist, Freundschaft nur zu spielen, habt ihr euch beide viel schlimmerer Dinge schuldig gemacht! Wäret ihr meine Kinder, ich würde euch nur noch übers Knie legen! Ihr beide habt euch der Beihilfe zum Mord schuldig gemacht! Vor allem du, Ron!“ Sie sah den Jugendlichen kalt an. „Daher wird über dich eine Strafe von zehn Jahren in Azkaban verhängt werden, mit Rücksicht auf dein Alter und deine offensichtliche Dummheit! Danach wirst du in ein Rehabilitationscenter gebracht werden, wo du weitere zehn Jahre verbringen wirst! Sind deine Fortschritte dann sichtbar wird ein Gremium entscheiden, ob man dich wieder auf freien Fuß setzen kann!“ Dann wandte sich ihr Blick dem Mädchen zu. „Aufgrund der Tatsache, dass du weniger aggressiv warst, als dein Bruder und weil du jünger bist, haben wir uns auf ein milderes Urteil geeinigt. Du musst lernen, dass kein Mensch einem anderen gehört. Du wirst sieben Jahre in der geschlossenen Abteilung von St. Mungos bleiben und dann drei Jahre in Rehabilitation gehen. Dann kann man dich vielleicht wieder auf die Menschheit loslassen.“ Sie machte ein Handzeichen, woraufhin die beiden Geschwister, unter dem Geschrei der Eltern, weggebracht wurden. „Hermine Granger!“ Das Mädchen wurde vorgebracht. Sie lief allein und sie wehrte sich auch nicht, sie hatte sich dem Schicksal ergeben und eingesehen, dass sie auf das falsche Pferd gesetzt hatte. „Du hast die Wahl“, begann Amelia ruhig. „Aufgrund deiner Muggelstämmigkeit und Intelligenz hätte ich von dir mehr erwartet. Du kannst wählen – entweder du gehst für acht Jahre wegen Beihilfe zum Mord und Quälerei nach Azkaban mit anschließenden sieben Jahren Rehabilitation oder deine gesamte Magie wird dir entzogen werden und du wirst als Squibb unter Muggeln leben.“ Hermine sah die Frau überrascht an. Sie hätte mit diesem Urteil nicht gerechnet. Nicht damit, eine Chance zu erhalten und sie wusste, es war der Preis ihrer Einsicht. Was hatte sie schon vor der magischen Welt gehabt, außer Ärger und doppeltes Lernen, da ihre Eltern ja auch darauf bestanden hatten, dass sie die Muggelschule beendete! Und was, wenn sie dann wieder entlassen werden würde? Sie wäre eine Ausgestoßene. Sie konnte keinen Weg einschlagen, wie sie es vorgehabt hatte. Also konnte sie auch gleich nachgeben, befand sie. „Ich... wähle das Leben als Muggel.“ Amelia griff nach dem vor ihr liegenden Stab und zerbrach ihn. „Das Urteil wird noch heute vollstreckt werden“, kündigte sei ruhig an und sah dem Mädchen hinterher, bevor sie sich den letzten Dreien widmete. Immerhin hatten auch die einen Funken Einsicht gezeigt. „Für Euch gilt dasselbe. Das Leben als Muggel oder acht Jahre in Azkaban mit anschließender Verwahrung.“ Zwei entschieden sich für ein Muggelleben, nur der Zauberstämmige nicht. Er konnte sich kein Leben ohne Magie vorstellen... Severus erhob sich, als die beiden und das Wizgamont den Raum verlassen hatten und sah zu Ana. „Das waren gute Urteile“, stellte er fest. Die Elfe hob eine Augenbraue. „Darüber lässt sich streiten“, gab sie kühl zurück. „Ein Kerl wie Dumbledore hätte bei den Elfen nicht überlebt, er wäre langsam von den Angehörigen zu Tode gefoltert worden.“ „Ich denke, für ihn ist die verhängte Strafe schlimmer.“ Harry erwachte gegen Abend wieder, er schreckte aus einem Albtraum hervor. Ihm war wieder eisig kalt, obwohl Schweiß seinen Körper entlang zu fließen schien. Er fuhr in die Höhe und japste verzweifelt nach Luft, eine Hand am Hals. Noch immer konnte er Vernons Finger spüren, die erbarmungslos zudrückten. „Harry!“, Salazar ließ fallen, was er gerade in der Hand gehabt hatte und war wieder beim Sofa. Verdammt! Er hätte den Jungen nicht allein lassen dürfen! Nicht nach allem was geschehen war! Und schon gar nicht so lange! Er zog Harry in seine Arme fühlte dessen immer noch zu warme Stirn. Der Jüngere keuchte und lehnte sich an die Brust, die hinter ihm erschienen war. Er wurde fast augenblicklich ruhiger, aber viel wichtiger schien ihm, dass er sich nicht mehr fühlte, wie ein Klumpen Eis aus dem Tiefkühlfach. „Nur.. ein Traum“, flüsterte er. Kurz öffnete er die Augen, schloss sie aber dann wieder. „Harry...“ Der Jüngere sah auf: „Was.. ist?“, fragte er, eine unbestimmte Angst lag dabei in seiner Stimme. „Ich habe gerade mit Lucius gesprochen.“ Weswegen er nicht bei seinem Gefährten gewesen war.... „Und?“, fragte er ängstlich. Er wollte gar nicht wissen, wie der Prozess gelaufen war. Er wollte sich nur in einem Mauseloch verkriechen und nie wieder vorkucken müssen. „Er hat mir einen Vorschlag gemacht. Die Ferien fangen ohnehin bald an und er meinte, warum wir beide nicht schon mal vor gehen wollen“, erklärte er, drückte Harry enger an sich, als er dessen Angst merkte. „Da hast du deine Ruhe vor den Blicken und dem Trubel der nächsten Tage.“ Salazar machte sich keine Illusionen, das hier würde ein Chaos werden. „Wir... wir können ins Lager?“, fragte Harry hoffnungsvoll. „Weg von hier?“ Vielleicht sollte er doch ernsthaft überlegen, Harry auch nach den Ferien dort zu lassen und nach dem Unterricht ins Camp zu gehen, sonst würde Harry wohl nicht mehr auf die Beine kommen und das war ein Preis, den er für Nähe nicht zu zahlen bereit war. „Jetzt gleich, wenn du willst“, erklärte er. „Ich war gerade dabei, unsere Sachen zu packen“, erklärte er und deutete auf den Stapel Tuniken, den er hatte fallen lassen. „Wir wären schon zum Abendessen dort.“ „Ja“, flüsterte Harry und vergrub sein Gesicht an der Brust des Älteren. Er kam weg von hier und was könne er wohl mehr wollen? Und er hätte Sal den gesamten Tag für sich, denn er hatte gesagt, er packte für sie beide! Der Vampir lächelte zufrieden. „Dann machen wir das“, gab er zurück. „Geh schnell ins Bad und mach dich frisch, du bis ganz verschwitzt, dann können wir auch schon los.“ Harry stand auf, langsam dieses Mal. Er wusste, dass er keine abrupten Bewegungen machen sollte, wenn der Kopf weh tat, und verschwand ins Bad, während Salazar schnell die letzten Dinge packte, auch das Weihnachtsgeschenk für seinen Gefährten. Gerade, als er die Tasche schloss, kam Harry aus dem Bad, die Haare noch feucht, in einer Tunika und engen Hosen sowie weichen, leichten Lederstiefeln. Er sah jetzt schon besser aus, als die letzten Tage vor der Verhandlung. Salazar lächelte und streckte die Hand nach dem Jüngeren aus, zog ihn in seinen Arm, nahm die Tasche und teleportierte sie in den verbotenen Wald. Dort wurde er bereits von Nama erwartet, die außer sich zu sein schien, was sich noch verschlimmerte, als sie Harry sah. Sie scheuchte beide in das vorbereitete Zelt, untersuchte den Jungen, der sich nur halbherzig wehrte und gab ihm mehrere Tränke. „Ich lasse euch das Essen bringen“, entschied sie dann bestimmt. „Der Junge gehört ins Bett!“ „Aber da, wo er sich sicher genug fühlt, um auch schlafen zu können“, entgegnete Salazar ruhig. „Darum sind wir hier.“ Die Frau seufzte und nickte, bevor sie ging. Salazar lächelte und setzte sich auf eines der Kissen auf dem Boden, zog Harry auf seinen Schoß und küsste ihn. „Besser?“ „Viel besser.“ „Dann ist es gut.“ „Sal?“, fragte Harry auf einmal vorsichtig. „Was gibt es?“ „Ich... du wirst bei mir bleiben?“, fragte er etwas kleinlaut. „Auch, wenn ich.. schwierig bin und nur Ärger mache?“ Seine Finger krallten sich wieder in Salazars Kleidung. „Was?“, schlagartig ließ Salazar von dem Anderen ab, richtete ihn so auf, dass der ihm in die Augen sehen musste. „Harry, du machst keinen Ärger und du bist nicht schwierig! Harry...“, er sah dem Jüngeren in die Augen. „Engel, ich liebe dich und du bist mein Gefährte. Ich käme nie auf die Idee, dich zu verlassen! Warum denkst du denn so etwas?“ Harry zuckte mit den Schultern. So viele hatten ihm gesagt, dass sie immer da sein würden und doch war ihm von diesen Leuten nicht ein Einziger geblieben. Er war erleichtert über das, was Salazar ihm sagte, alles andere zählte nicht. „Ich... ich will, dass du mein Blut trinkst“, flüsterte Harry. Das war wirklich unerwartet. Salazar musste zugeben, seit er einmal von Harrys Blut gekostet hatte, sehnte er sich danach, doch er hätte nie gedacht, dass der Jüngere ihn so schnell lassen würde. Er sah den Jüngern lange an, fand aber nur Entschlossenheit in den Augen. Er küsste den Anderen: „Jetzt?“, fragte er sanft. „Du bist nicht fit, du hast Fieber.“ Er hatte Harry das Buch gegeben. Der Jüngere wusste, was das bedeutete. Salazar war unendlich glücklich darüber, dass Harry wirklich und immer bei ihm bleiben wollte, von jetzt an, obwohl er noch so jung war, doch er wollte nicht, dass sein Gefährte etwas tat, das ihm schaden könnte. Harry sah den Anderen an und lächelte etwas: “Mach dir keine Sorgen“, meinte er leise. „Es ist mir schon viel, viel schlechter gegangen. Bitte... , ich... will wissen, dass ich zu jemandem gehöre, der ... nicht einfach so wieder verschwindet....“ Salazar strich eine Strähne aus Harrys Gesicht: „Ich werde nicht verschwinden“, gab er sanft zurück. „Das könnte ich gar nicht. Dazu liebe ich dich viel zu sehr.“ Der Jüngere lächelte bei den Worten und schlang seine Arme um den Hals des Anderen, lehnte seinen Kopf zur Seite: „Dann trink...“ Salazar sah den Jüngern an, der vertrauensvoll die Augen schloss, er wollte etwas sagen, widersprechen, den Jungen davon überzeugen, das auf später zu verschieben, doch das Pochen der Schlagader hypnotisierte ihn, noch bevor er vernünftige Argumente hervorbringen konnte. Er küsste den Puls des Jungen, der zwar etwas schneller wurde, doch nicht wie bei Angst sondern wie bei freudiger Erwartung. Kein hektisches Flattern. Der Vampir spürte, wie seine Fanzähne sich verlängerten, dann biss er zu. Harry zuckte noch nicht mal zusammen, er rührte sich nicht, ließ ihn machen. Langsam saugte Salazar etwas an der Wunde, genoss den süßen Geschmack dieses Blutes. Es war so anders als das seines Vaters oder das eines Opfers. Es war so viel mehr, so süß, so unwiderstehlich. Eine Droge, die ihn von der ersten Sekunde an absolut süchtig machte. Harry spürte einen kurzen Stich, als die Zähne seine Haut durchbohrten, dann, wie das Blut aus ihm floss. Doch er hatte keine Angst, obwohl er sie vielleicht hätte haben sollen. Er vertraute dem Älteren viel zu sehr, um davon auszugehen, dass der ihm je etwas tun würde. Der Andere saugte an der Wunde, Harry merkte, wie sein Kopf sich seltsam leicht anfühlte, aber das sollte normal sein, beim ersten Mal, wenn der Gefährte von ihm trank. Es fiel Salazar schwer, sich von der Blutquelle zu lösen, doch er tat es, leckte über die Wunde, die sich schloss und strich mit den Fingern über sein Zeichen, das geblieben war. Eine Schlange an Harrys Hals. Das Zeichen, dass niemand sich mehr zwischen sie stellen durfte, ohne den Zorn der magischen Welt zu wecken. „Alles in Ordnung?“, fragte er sanft und strich über Harrys Wange. Der Grünäugige lächelte und nickte, ohne sich groß zu bewegen. Als Salazar getrunken hatte, war eine Bindung entstanden. Nicht das zarte Band, was da vorher gewesen war, es war solider und sicherer. Und er fühlte sich wesentlich besser. Er hatte nun die Gewissheit, zu Jemandem zu gehören, was er immer hatte haben wollen. Salazar blieb einfach sitzen und hielt den Jüngeren. Auch er fühlte sich besser, er wusste, Harry würde bleiben, egal unter welchen Umständen. Sein inneres Wesen, was begonnen hatte, sich zu beruhigen, war nun fast schon still. Noch ein einziger Schritt und niemand würde je ändern können, dass Harry sein war, aber das hatte Zeit. Der wichtigste Schritt war geschehen. Irgendwann brachte man ihnen etwas zu Essen, was er nur zu gern nahm. Er fütterte Harry mit einigen Bissen, dann gab er dem Jungen zwei weitere Tränke und brachte ihn auf das breite, bequeme Lager, legte sich zu ihm. „Schlaf jetzt, dann geht es dir morgen sicher gut genug für einen Spaziergang...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)