Second chance von midoriyuki (~ don´t forget me) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Bastian!Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du im Unterricht nicht schlafen sollst?!“ Verlegen grinste der so Angefahrene seine Lehrerin mit Unschuldsmine an. „Ich hab doch gar nicht geschlafen. Ich kann mich nur besser auf ihren wundervollen Unterricht konzentrieren, wenn ich mit dem Kopf auf dem Tisch liege.“ Wutschnaubend drehte die Lehrerin sich zur Tafel und kratzte mit der Kreide irgendwelche Formeln darauf. Bastian schnitt ihr eine Grimasse und sah seinen besten Freund an. Dieser konnte sich das Lachen kaum verkneifen und war schon hochrot im Gesicht durch den Versuch, sein Lachen zu ersticken indem er sich in die Hand biss. Bastian dachte jedoch gar nicht daran es jetzt gut sein zu lassen. Ganz im Gegenteil. Er schnitt weiter Grimassen und ahmte die zugegebenermaßen sehr schrullige Lehrerin nach. Nach nur wenigen Minuten prustete Chris los und konnte sich vor Lachen nicht mehr halten. „CHRISTOPH!RAUS AUF DEN FLUR!“ Wutbebend stand die ältliche Lehrerin vor seinem Tisch und wies mit einer zitternden Hand in der sie immer noch die Kreide hielt auf die Tür. Chris schnappte sich seine Tasche und warf Bastian feixend noch eine Kusshand zu bevor er den Raum verließ. Dieser lehnte sich zurück und grinste. Sein Freund würde jetzt wahrscheinlich zum nächstgelegenen Kiosk laufen oder sich anderswo etwas zu essen besorgen anstatt reumütig auf dem Flur zu stehen. Jedoch hatte er sich ein Eigentor geschossen, indem er Chris solange gereizt hatte bis dieser rausflog. Jetzt wird’s richtig langweilig. Gähnend sah er nach draußen. Am besten wäre es wenn er einfach weiterschlafen würde. Also legte er seinen Kopf wie schon zuvor auf seine Unterarme und verschlief auch kurz danach bereits wieder selig wie ein kleiner Engel die letzte Stunde. „Oh man Bastian, das Gesicht hättest du sehen müssen als die gesehen hat, dass du geschlafen hast! Zum Schiessen!“ Chris grinste immer noch als er an das rotangelaufene, runde Gesicht ihrer Mathelehrerin dachte. „Jaja…ich hab’s ja gesehen als sie dich rausgeworfen hat.“ Bastian fuhr ohne aufzusehen fort, seine Spagetti zu vertilgen. Zumindest war das sein Plan. Meist entwickelte sich das Ganze mehr zu einem Krieg als dazu, dass er etwas zu essen bekam. Wenn er etwas nicht konnte dann war es Spagetti essen, denn danach sah er immer aus wie ein kleines Kind. Resigniert schob er dann doch den Teller weg. „Ich krieg das nie hin die vernünftig zu essen.“ Seufzte er mit einem Blick auf Chris der bereits fertig mit essen war und keinen einzigen Soßenspritzer im Gesicht hatte. Dieser grinste ihn wieder an und hielt eine DVD hoch. „Was hälste davon?“ Bastian nickte. Es war schon eine Art Ritual geworden, dass sie DVD´s sahen, wenn er bei seinem besten Freund übernachtete. Seit er im Kindergarten war, war das Haus seines Freundes seine zweite Heimat geworden, da seine Eltern nur sehr selten zu Hause waren. Und diese Angewohnheit oft bei seinem Freund zu schlafen hatte er auch mit seinen 17 Jahren noch beibehalten. Gähnend streckte er sich auf seiner Luftmatratze aus und sah zum Fernseher. Chris hockte davor und legte die DVD ins Laufwerk. Haben wir den Film nicht schon mal gesehen, dachte er noch bevor ihm dann doch die Augen zufielen. „So jetzt müsste es geh…Das gibt’s doch nicht!“ Kopfschüttelnd sah Chris auf den bereits tief und fest schlafenden Bastian. Immer das Gleiche mit ihm, kann immer und überall einfach einschlafen. Naja was soll’s. Guck ich den Film halt alleine. Nachdem er über Bastian hinweggestiegen war warf er sich auf sein Bett und widmete seine Aufmerksamkeit vollkommen dem nun beginnenden Film. Schweißgebadet fuhr Bastian hoch. Heftig atmend saß er kerzengrade auf seiner Luftmatratze und versuchte sich zu beruhigen. „Bastian?“ Verschlafen knipste Chris seine Nachttischlampe an, stützte sich auf seinen rechten Arm und sah Bastian verschlafen an, während er sich die Augen rieb. „Hast du schon wieder diesen Traum gehabt?“ Bastian antwortete nicht sondern nickte lediglich. Er zitterte zwar immer noch, jedoch hatte er sich schon wieder fast komplett beruhigt. „Komm leg dich wieder hin und schlaf weiter…“ Und damit verschwand Chris´ zerknautschtes Schlafgesicht wieder in der Dunkelheit als er das Licht wieder ausmachte. Sekunden später atmete er regelmäßig und schlief wieder tief und fest. Bastian blieb noch einen Moment lang sitzen bis er sich endgültig beruhigt hatte, legte sich dann aber wieder hin und versuchte weiterzuschlafen. Doch wie so oft nach diesem Traum konnte er nicht wieder einschlafen, da er viel zu aufgewühlt war. Nachdenklich drehte er den Kopf zum Fenster. Seit er ganz klein war träumte er immer wieder dasselbe. Ein Junge stand vor ihm und weinte. Er weinte einfach. Tat nichts anderes als zu weinen. Dieser Junge versuchte dann meist nach einiger Zeit irgendwie zu ihm zu kommen und sagte etwas doch er verstand nicht was er sagte, da er überhaupt nichts hörte. Er sah immer nur diesen völlig verzweifelten Jungen und wusste, dass er irgendwie zu ihm kommen musste, doch so sehr er sich auch anstrengte er erreichte ihn einfach nicht. Irgendwann wachte er dann meist schreiend und weinend auf und fühlte sich als habe er etwas wahnsinnig Wichtiges verloren, konnte sich aber nicht daran erinnern was es war oder wo er es überhaupt verloren hatte. Auch an das Aussehen des Jungen konnte er sich nicht richtig, sondern nur schemenhaft erinnern. In letzter Zeit jedoch träumte er das immer öfter. Fast jede Nacht wachte er schweißgebadet auf und konnte dann auch meist nicht mehr einschlafen. Daher war er fast immer müde und schlief sobald sich eine Gelegenheit dazu bot. Als er ein Geräusch vom Bett her hörte drehte er den Kopf und sah in Chris´ schlafendes Gesicht. Er hatte sich umgedreht und aus seinem offenstehenden Mund lief etwas Spucke. Lächelnd drehte er den Kopf wieder zum Fenster. Damit würde er seinen Freund morgen gehörig aufziehen. Aber auch wenn er Chris gerne verarschte war er ihm unendlich dankbar, dass er nicht weiter auf seinem Traum herumritt, sondern einfach akzeptierte, dass er nachts ab und an schreiend wach wurde. Früher hatte er ihn immer getröstet, wenn er wach geworden war doch heute reichte es, wenn er einfach nur wusste, dass Chris in der Nähe war das gab ihm schon ein Gefühl von Sicherheit das es ihm ermöglichte weiterzuschlafen. Er lag noch eine ganze Zeit lang wach doch irgendwann übermannte ihn die Müdigkeit und er schlief doch wieder ein. „Leonie? Wusstest du, dass Chris im Schlaf sabbert?“ Kaum hatte er diesen Satz ausgesprochen befand er sich auch schon im Schwitzkasten und wurde grimmig lächelnd von seinem Freund gefragt ob er so scharf darauf sei ins Totenreich einzugehen, dass er es dermaßen riskierte dorthin zu gelangen. Während Leonie immer noch über ihre Kabbelei lachte sah Bastian seinen Peiniger gespielt entsetzt an. “Aber Liebling du würdest mich doch wohl nicht wirklich umbringen? Wer spielt denn dann nachts mit dir?“ Chris wurde puterrot und ließ Bastian schlagartig los. „Könntest du aufhören so einen Mist zu erzählen?“ Unsicher warf er einen flüchtigen Blick auf Leonie. Sie glaubte doch hoffentlich nicht das leere Geschwätz von Bastian? Diese lachte jedoch immer noch und schien das ganze nicht ernst zu nehmen. Bastian grinste Chris jedoch an und wandte sich wieder Leonie zu. „Weißt du er ist nämlich manchmal ein ziemlich schwieriger Bursche aber tief in seinem Innern ist er ein ganz Lieber.“ Bevor Chris sich erneut auf den feixenden Bastian stürzen konnte, kam jedoch ihr Stufenleiter in den Raum. Urplötzlich war es mucksmäuschenstill und alle saßen auf ihren Plätzen. Mit dem grauhaarigen Mann mit den strengen blauen Augen war nicht gut Kirschen essen, dass wussten die meisten schon aus eigener Erfahrung also boten sie ihm lieber keine Chance ihnen Extraarbeiten oder sonstiges aufzubrummen. Ohne eine Regung zu zeigen sah der Mann mit dem schon fast stoischen Gesichtsausdruck sich um. Als er sich sicher war die ungeteilte Aufmerksamkeit der Schüler zu besitzen fing er an zu sprechen. „Auch wenn es ungewöhnlich ist mitten im Schuljahr einen Neuzugang zu bekommen, werdet ihr ab heute einen neuen Mitschüler haben. Sein Name ist Nilay Andersen.“ Schon bei den ersten Worten des Stufenleiters hatte Bastian abgeschaltet, da ihn so etwas meist nicht interessierte und so hatte er auch nicht mitbekommen, dass ein braunhaariger Junge den Raum betreten hatte und nun vorne am Pult neben dem Stufenleiter stand. „Nilay setz dich bitte neben Bastian.“ Mit diesen Worten verließ der Stufenleiter den Raum wieder. Bastian lag bereits wieder mit dem Kopf auf seinen Armen und sah nur aus dem Augenwinkel, dass der Junge seine Tasche neben den Tisch an seiner linken Seite stellte und sich auf den freien Platz setzte. Er trug eine schwarze Jeans und karierte Vans, was ihn in Bastians Augen schon mal sympathisch erscheinen ließ. „Ähm…Hallo…Ich bin Nilay…“ Eine kleine, schmale Hand schob sich zaghaft in Bastians Blickfeld und seufzend sah er auf. Musste er sich also doch mit dem Neuzugang beschäftigen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)