Der Baum am Meer von MuadDib (Gedanken eines Blinden) ================================================================================ Epilog: Epilog -------------- Fünf Jahre sind, seid dem Oscar ihren langen Kampf gegen den Tod verloren hatte, vergangen. Ein junger Mann, nun gut vielleicht nicht mehr ganz so jung, ging an zwei Gehstöcke gelehnt einen steinigen Wanderweg entlang. Er sah etwas verwahrlost aus, aber das schien hier niemanden weiter zu kümmern. Er war ein Außenseiter. Dennoch blieb er, und lebte die wenigen Tage die ihm noch blieben, unverändert wie er jeden anderen Tag auch gelebt hatte. Es mag ein bißchen Ironie darin liegen das er, der immer so viel Glück hatte, nun doch bald seinem Ende entgegen sehen müßte. Er hatte nicht mal die Vierzig überschritten und schon musste er sterben. Aber der Tod machte ihm keine Angst mehr. Zu viel hatte er schon davon gesehen, nicht zu letzt das er seine Geliebte mit in sein Königreich genommen hatte. Es war wohl der Gedanke das er sie wieder sah, der ihm die Angst nahm. Vielleicht war es aber auch nur weil es ohne hin schon Dunkel um ihn war und er vor der Finsternis des totes so keine Angst mehr zu haben brauchte. Der Küstenwind zog an seinen langen dunkelbraunen Haaren, zu locken geformt, die um seinen Kopf tanzten, und seine Schultern um spielten. Sein ungepflegter Vollbart wies Spuren vom Abendessen auf und seine Kleidung war verdreckt. Seine Haut war blas, man konnte aber immer noch den dunklen Teint erkennen den er von Geburt an hatte, und seine Augen starrten ausdruckslos vor sich in die Ferne. Sein Gang war wacklig. Man sah wie jeder Schritt eine Qual sein musste. Endlich hatte er den Platz erreicht den er jeden Abend aufsuchte, egal was für ein Wetter herschte. Die wenigen Momente wollte er noch haben egal was um ihn herum gescha. Selbst wenn die Welt untergehen würde er würde den Ort der Erinnerung aufsuchen. André lies sich in den Sand fallen. Es dauerte gar nicht lange und es stahlen sich Tränen aus seinen Augenwinkeln und er erinnerte sich wieder an jenen Abend. Der Abend der so perfekt war. Sie aßen Kuchen, tranken edlen Wein und liebten sich dann so innig das daraus etwas entsprungen hätte können, wenn Oscar nur nicht ihren Kampf verloren hätte. Rosalie hatte es ihm doch gesagt. Sie hatte es nicht mehr für sich behalten können, weil sie der Meinung war André hatte es wiesen müssen. Aber eigentlich war er vorher zufriedener gewesen denn nun machte er sich vorwürfe das es so weit gekommen war, denn so trug er die Verantwortung für ein ausgelöschtes Leben. Alain hatte sich, kurz nachdem André einfach aufgebrochen ist, ebenfalls auf den Weg gemacht und ihm in etwas Entfernung gefolgt. Er war nie so lange bei seinem Freund geblieben das er dieses verhalten mitbekam. Heute war es das erste mal für ihn, das er André solche Qualen hat leiden sehen. Nicht das er sich vorher schon gequält hätte aber das hier war etwas völlig anderes. Wieso nur lies er sich nicht helfen? Langsam ging er den leicht abfallenden Sandhang herunter und trat neben seinen alten Freund. Er setzte sich neben ihn in den Sand und sagte eine weile gar nichts. „Sag mal....“, durchbrach er die stille dann doch, „Was sollte das? Du bist einfach abgehauen.“ André antwortete darauf nicht. „Hm.... Ich weis nicht was es zu bedeuten hat das du hier her gegangen bist. Aber konntest du nicht was sagen? Ich hätte dich gern begleidet.“ „Du hast mich doch begleitet.“, erwiderte er dann. „Schon... ich meine richtig bekleidet.“, Alain dachte dass das Gespräch eigentlich dumm war und man es gar nicht führen musste. Aber irgendwie musste er ja einen Anfang machen um zu erfahren wieso er sich hier her gesetzt hatte. „Was hat das zu bedeuten das du hier her gegangen bist? Ist doch schon ein ganz schöner Weg den du da zurück gewackelt hast.", ein schmunzeln breitete ich auf seinen Lippen aus. „Er hat eine Bedeutung für mich.“ „Was für eine?“, hackte er nach. „Hier war ich mal Glücklich.“ „Und jetzt bist du es nicht mehr?“ „Jetzt schon.“ „Aber?“ „Sonst nicht.“ Etwas kurz angebunden, dachte Alain. „Rosalie sagte sie macht sich Sorgen um dich. Sie macht sich vorwürfe das sie es dir gesagt hat. Sie meint sie hätte es gleich nachdem sie den Brief las sagen sollen um-„ „Sie hätte es gar nicht sagen sollen.“, fiel er seinem Freund ins Wort. „Es wäre besser gewesen ich hätte es nicht gewußt. Schließlich bin ich für das Leben verantwortlich gewesen.“ Alain lies die Worte kurz auf sich wirken. „André das ist doch Schwachsinn. Du hast es doch gar nicht gewußt als Oscar starb.“ André drehte mit einem ruck sein Kopf zur Seite und starrte Alain an, schien aber als ober durch ihn hindurch sah. „Ich bin verantwortlich gewesen! Ich habe es in die Welt gesetzt!“, geifte er los. „Ich frage mich manchmal was damals in mich gefahren ist ich hätte es doch wissen müssen. Vor allem besser wissen müssen. Ich war so dumm....“, die letzten Worte verschluckte er in einem leisen aufschluchzten. Alain bemerkte es. Nun kam er sich ertappt vor und fühlte sich Schuldig, da er wusste wie sehr André unter dem tot Oscar‘ s lit. „Es... es tut mir leid André.“, sagte er leise und legte eine Hand auf seine Schultern. „Ich dachte immer ich kann ohne Oscar genauso leben wie mit ihr, aber wenn ich das sage belüge ich mich selbst. Wie töricht war ich das überhaupt zuzulassen.“ „André es ist nicht deine Schuld. Hör auf die vorwürfe zu machen. Du hättest gegen die Krankheit nichts ausrichten können, und ich denke das Kind hätte sie ohnehin nicht überlebt. Du weist doch was es auf die Lunge geht.....“, versuchte er ihm die Schuld zu nehmen. „Ich sehne den Tag herbei an dem ich sie endlich wieder sehen darf...“, hauchte er kaum hörbar und hob dabei seinen Kopf zum Himmel. Er lächelte. Alain konnte es unter dem wirren Haar sehen. Er lächelte tatsächlich. Wie lange war das her gewesen das er das letzte mal lächelte? Monate? Jahre? Plötzlich schüttelte sich sein knochiger Körper unter lautem wehklagen und er sackte in sich zusammen. Alain lief eine Gänsehaut den Rücken herunter als er die töne hörte die André von sich gab. Es waren die gleichen wie an jenem Tage. Zögerlich legte er einen Arm um die Schultern des Mannes neben sich und drückte ihn leicht an sich. Er hatte Angst ihn zu zerbrechen. Andrés Gejammer wurde immer leiser. Es dauerte kaum mehr als ein paar Minuten bis es schließlich ganz versiegte und sein Atem flach und kurz ging. Alain merkte es, unternahm dagegen aber nichts. Er wusste wie sehr sich André nach Oscar sehnte, also wieso sollte er ihm diesen einen Schritt verhindern und ihn auf der Erde lassen, wo er nur ein Gefangener seiner eigenen Gefühle war. Alain zog ihn näher zu sich, es war im egal was andere nun denken würden wenn sie die beiden so da sitzen sahen. Er war sein Freund und er wollte ihm nahe sein wenn er den schritt zur Erlösung tat. Er senkte sein Blick, schloß die Augen und konzentrierte sich auf André Atemgeräusch. Immer leiser immer flacher. „Geh und fliege hinfort zu deiner geliebten, mein Freund.“, flüsterte er. André stand auf und ging zwei schritte nach vorn. Vor ihm stand Oscar. Neben ihr ein kleines Mädchen, genauso schön wie seine Mutter. Beide lächelten ihn an. Er drehte sich um, sah sich selbst und Alain am Boden sitzen. „Danke Alain.“, sagte er. Seine Augen waren leicht geschlossen, er lächelte warm und lies eine Kette zu Boden fallen die er in der Hand gehalten hatte. Dann drehte er sich wieder zu Oscar, ging auf sie zu und hob das Mädchen hoch. Mit der anderen Hand nahm er die von Oscar und lächelte sie an. „Ich bin hier und gehe nie wieder weg.“, sagte er und beide Schritten voran in den Sonnenuntergang. Alain sah die Kette am Boden liegen und nahm sie. Es war eine von denen die Oscar für André gekauft hatte. Es war nicht irgendeine Kette sie war etwas besonderes. Ein Engel der einen sehnsüchtigen Blick in den Himmel warf. „Leb wohl!“, sagte er und sah in den Himmel. Jetzt erst wurde er sich bewusst wo er sich befand. Er drehte den Kopf nach links. Zwei Buchstaben umrandet von einem Herz „A und O“. War das nicht der Baum am Meer? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)