Chronicles of Tohaba von Scarcloud (III - Crusade) ================================================================================ Prolog: Prologue: Ban --------------------- "Wer die Finsternis fürchtet, der weiß nicht zu was Licht fähig ist." Die Sonne warf ihre Strahlen auf den bunten und belebten Wald, der weit außerhalb der stählernen Mauern war. Tiergeräusche drangen überall hervor, und das Leben präsentierte sich in allen Formen. Etwas näher zur Stadt, wo schon die ersten Menschen ihr Unwesen trieben, wurde der Tropenwald ruckartig von einer tiefen Schlucht abgetrennt. Ein großes Schild warnte davor, nicht näher als bis an das Ende einer kleinen Hängebrücke zu gehen. Auf der anderen Seite der Schlucht, näher zur Stadt, war ein etwas kargerer, dünnerer Mischwald, den die Menschen nachhaltig nutzten. Schließlich, über eine große Wiese rings um die riesigen stählernen Mauern, erreichte man durch riesige Tore die Lebenszelle für Milliarden von Menschen - Beys. Eine untypische Großstadt von der Fläche einer kleineren Nation, die nach innen hin in ein Tal mündete, wo reges Leben herrschte. Diego beobachtete alles aus dem "Höhenturm", der großen Turmspitze seines kleinen Palastes, der durch diverse riesige Drahtseile auf einem "schwebenden" Stein in der Mitte der Stadt stand, zu dem Brücken führten. Er liebte es, die Stadt, die unter seiner Herrschaft stand, zu beobachten, besonders in den Nachtstunden, wo Beys im Halbschlaf lag, und man irgendwo vielleicht die Sirenen der Justizgleiter hören konnte. Er stand, langsam aufgebrutzelt von der Sonne, auf, und wollte nach unten gehen, wie immer seinen täglichen Spaziergang durch die Stadtmitte machen, wo ihn freundlich die Menschen begrüßten, aus Dankbarkeit dafür, dass er seinem Volk dient, und nicht umgekehrt. Er erinnerte sich an Superbius, jenen grausamen Herrscher von Tohaba, der das Land in das Verderben gestürzt hat. Egoismus und Gier prägten seine Seele, und den Menschen erging es schlecht. Nur Diego riss irgendwann den Mund auf, revoltierte, forderte Superbius zum Duell - und lief blutüberströmt mit seinem Kopf aus der Arena, unter Jubelschreien. Er selbst war damals zusammengebrochen nachdem er die Arena verlassen hat. Mit diesem Erinnerungsbild assoziierte er auch das Bild seiner toten Eltern, die bei einem der gewaltsamen Putschversuche von Superbius ums Leben gekommen waren. Jedoch wurden alle seine Erinnerungen zu Staub in seinem Kopf, als er realisierte, dass sein Schatten langsam im Boden zusammen schmolz. Sein Gesicht, das eben noch zufrieden dreingeschaut hatte, verlor mit einem Mal jegliche Mimik und er fuhr herum. Innerhalb der Minuten, die er in seinen Gedanken verbracht hatte, hat sich ein riesiges Wolkenmeer gebildet, und die Sonne in sich verschluckt. Unter den Wolken, eine unglaublich hohe Energie, spürbar bis hier oben. Diego spürte die aufkommende Energie, und sah sie - als einen gewaltigen Blitz, der in das eiserne Tor krachte und es mit einem dröhnenden Donner sprengte. "Vergiss nie den Unterschied zwischen Dunkelheit...und Finsternis." Diego war kurzzeitig geschockt, doch verzichtete darauf, aus dieser Entfernung den Schaden zu betrachten. Er trat einen Schritt zurück, wobei aus seinem Körper plötzlich schwarzer Rauch aufstieg, der qualmig dick wurde und anfing, von seinem Körper aus wie eine große schwarze Flamme zu brennen. Ein hinterlistiges Gesicht, bestehend aus zwei giftgrünen Augen und einem breiten Grinsen, lugte aus der großen Flamme neben Diegos Kopf hervor. Diego nahm Anlauf, sprang vom Ausguck seines Turmes, der keine Absperrung besaß, und verschwand kurz nach dem Absprung in einer Druckwelle, auf dass nur noch leichter schwarzer Rauch übrig blieb, der langsam im Wind verflog. Eine weitere Druckwelle bildete sich vor den Trümmern des Tors, genauso wie Diego, eingehüllt in den flammenden Schatten. Unter den Trümmern erkannte er die leblosen Hände der Wachen. Sein Schatten nahm mit einem Mal einen dunkleren Ton an. Er fuhr herum, sah die schockierten Leute, die aufkommenden Ambulanzgleiter. Schockiert wegen dem zerborstenen Tor, schockiert wegen dem brennenden Schatten um Diego. "Habt ihr irgendwas gesehen?! Wenn ja, wo ist es hin?! Sagt es mir, schnell!!" rief er in den Mob an Leuten, worauf viele Finger auf die Hauptstraße deuteten, wo in der Ferne etwas explodiert ist. "Ich kümmere mich darum, habt keine Angst, aber bleibt weg von den Gebäuden." sprach Diego, bevor er in einer weiteren Druckwelle verschwand und bei der Explosion erschien, die sich selbst in so kurzer Zeit zu einer Schneise der Verwüstung ausgebreitet hatte, welche zum Palast führte. //Es nützt nichts diesem Ding mit Schallsprüngen zu folgen...Dann halt anders...// schoss es ihm durch den Kopf, und aus dem flammenden Schatten formten sich mit dem Gedanken zwei riesige Schwingen, mit denen er sich ruckartig in die Lüfte erhob, und die Schneise entlang flog. Ihm lag ständig das in der Ferne verzerrte Geräusch von berstenden Fassaden, schließlich übertönt von einer größeren Explosion, diesmal am Palast. Der Turm schwankte. Diego landete vor dem zertrümmerten Eingangsbereich, wo er weitere Leichen von Wachen erblickte. Er rannte in den Palast hinein, den zahllosen Leichen neben eingedellten und eingeschmolzenen Wänden auf seinem Weg folgend. Welches Wesen bewegt sich bitte mit so einer extremen Geschwindigkeit und kann dabei überhaupt noch soviel Zerstörung ausüben? Es war das erste Mal seit dem Einschlag des Blitzes, seit Diego darüber grübelte, wer sein Gegner eigentlich war. Er gelangte vor den Thronsaal-Eingang, wo Karkaza, sein Meisterwächter, blutüberströmt und mit Brandwunden übersäht im Sterben lag. Diego erkannte seine Lebenszeichen und lief zu ihm. "Karkaza, was ist passiert?! Antworte mir!" fragte er Karkaza, während er die tiefen Brandwunden bemerkte, worauf dieser keuchend antwortete: "Ich...hab es nicht genau...gesehen..." "Hilfe ist unterwegs, Karkaza! Aber jetzt hilf mir! Was ist das für ein Ding?!" "Er...sah aus wie ein...Mensch...aber die...Kräfte..." "Halt durch, gib nicht auf!" "Meister...Diego...bitte sagt meinem kleinen...Scarba...dass ich...ihn lieb habe..." "Wenn das Licht boshaftig sein kann, dann kann die Finsternis auch für das Gute kämpfen." Karkazas Augen fielen zu, seine Glieder erschlafften. Diegos Wut schien den Schatten noch schwärzlicher werden zu lassen. Er drehte sich um, und seine Augen waren auf die Türen zum Thronsaal gerichtet. Er ging mit stampfenden Schritten auf sie zu und stieß sie beide mit einem gewaltigen Tritt auf, auf dass die 3 Meter hohen Türen fast aus ihren Scharnieren flogen. Er betrachtete den hohen und weiten Raum, in dessen Mitte ein Thron stand, jedoch wurde die Sicht auf diesen durch eine seltsame Gestalt blockiert - Diego vermutete ihn per Augenmaß etwas größer als sich selbst - die die Konturen eines männlichen Menschen hatte. Er fing an die Person stumm im schwachen Licht zu mustern, da die Kronleuchter offenbar wegen der beiden finsteren Energien den Raum nicht mehr beleuchten konnten. Diego erkannte die schwarze Robe und das weiße Kreuz auf der Kapuze und dem Rücken. Auch den Stab, den er in seiner linken Hand hielt, erkannte er, jedoch war ihm die muskulöse Form merkwürdig. "Ich habe gesagt, dass man dem Tod nicht entrinnen kann, dunkles Tier..." hallte es aus dem Raum. Die Person sprach in einer vertrauten Stimme. "Und ich habe dich verbannt, Necras." "Ich lasse mir von Dämonen nichts erzählen, niederes Geschöpf!" "Heiße Luft atme ich jeden Tag. Diesmal werde ich nicht mehr so gnädig sein." "Versuche mich doch zum Schweigen zu bringen...Wir sind alle auf der Welt um zu sterben!" Diego zügelte den unberechenbaren Hass, der in ihm loderte. Stattdessen konzentrierte er sich darauf, diesen in Kraft umzuwandeln. Aus seinem Schatten heraus schlug eine peitschende Flamme, aus der augenblicklich ein Schwertgriff erschien. Diego packte den Griff, und zog einen langen Zweihänder empor, dessen Spitze verschwärzt war und ebenfalls den düsteren schwarzen Qualm absonderte. Das hinterlistige Gesicht in Diegos Schatten grinste breiter und breiter, wohl ahnend, was kommt. Es hallte abermals die Stimme von Necras: "Deine Aura wird dir auch nicht helfen, elender Dämon!" Mit diesen Worten drehte sich Necras um. Diego erkannte, dass die Halbmaske in seinem Gesicht neu war, und seine Kapuze, obwohl nicht allzu groß, seine obere Gesichtshälfte komplett verdunkelte. //Offenbar muss das mit seinen neuen Kräften zusammenhängen...// Seine Gedanken wurden durch Necras' Stimme unterbrochen: "Versuche, dem Tod zu entkommen, Dämon!!" Und mit diesen Worten schwang er seinen Stab und schleuderte einen Fluch in Diegos Richtung. Dieser sprang zur Seite, riss das Schwert durch die Luft und entfachte damit eine schwarze sensenartige Welle in Necras's Richtung. Dieser jedoch blockierte sie mit seinem Stab und zersplitterte sie. "Nicht schlecht, normalerweise überlebt kein Bastard eine Höllensense!" lies Diego höhnisch verlauten. //Aber das ist erst der Anfang...// Diego knickte kurz ein und schleuderte sich selbst Richtung Necras, das Schwert schwingend. "Licht erlischt irgendwann, oder verfinstert sich." Der Putz flog aus den Wänden und die Kronleuchter wackelten vom Aufprall. Das Schwert drückte gegen den Stab, und umgekehrt. Keiner von beiden wollte nachgeben, doch schließlich warf eine Druckwelle beide nach hinten. Diego rappelte sich schneller auf als sein Gegner, stürmte nach vorne los, ihm direkt eine zu verpassen. Necras fing sich auf halber Strecke, feuerte einen weiteren Fluch aus seinem Stab, der Diego am Kopf verfehlte und der Wand hinter ihm ein geschmolzenes Loch verpasste. Diego stemmte sich mit seinem Schwert gegen Necras’ Stab, jedoch entgegnete dieser mit einer lauten Stimme "Domas Höllenklinge kann mich nicht aufhalten, ich bin ein göttlicher Gesandter!!" und drückte Diego weg. Nun war Necras offensiv, und drängte den parierenden Diego nach hinten, bis dieser ein paar Meter vor der Wand war und dagegen sprang, um sofort wieder in Richtung Necras katapultiert zu werden, angeführt von einer weiteren Höllensense, die Necras' Verteidigung zerbrach und ihn frei einen Kopfstoß von Diego machte, der nur kurze Sekunden später kam. Necras wurde weggeschleudert und krachte dumpf in den Sessel, während Diego sicher landete und sich das Geschehen angesehen hat. In den Trümmern des Throns schien sich nichts mehr zu rühren, und so schritt er, wenn auch bereit für jede Art von Angriff, in die Richtung. Vor den Trümmern angelangt, erblickte er den scheinbar leblosen Körper von Necras. "Da hast du deinen Tod." sagte er nur noch, drehte sich um und ging los. Er tat ein paar Schritte, dann spürte er, wie die Energie, die eben für einen kurzen Moment erloschen war, wieder auflebte, und plötzlich wurde er von einem Fluch getroffen und flog mehrere Meter weg. Er rappelte sich auf, tastete seinen Rücken ab und fühlte das Loch in seiner Jacke und die Brandwunde, die langsam wieder verheilte. "Auch noch hinterlistig in den Rücken fallen..." murmelte er. Necras tönte: "Ich kann nicht sterben, elender Dämon, Ich bin ein Gesandter von Nemesis!!" Er hielt dann seinen Stab mit beiden Händen und schien Energie in der Stabspitze zu konzentrieren. Diego stand auf, sah die Energiekonzentration und hob daraufhin das Schwert mit der Klinge voraus. Zum ersten Mal packte er auch mit der zweiten Hand zu. In der Spitze schien der schwarze Qualm sich allmählich zu verdicken und formte so ebenfalls einen Orb aus Energie. Langsam begannen die Energien auf die Umgebung zu wirken, auf dass kleinere Stücke aus dem Boden brachen, der Putz zu großen Brocken aus den Wänden platzte und die Kronleuchter bebten, bis einer schließlich abbrach und zwischen den beiden Energiequellen zerfetzt wurde, ehe er den Boden erreichte. "STIRB, DÄMON!!" brüllte Necras und entlud seine Energie in einem großen, schwarzweißen Energiestrahl, Diego ließ stumm seine ebenfalls frei. Die Kräfte prallten in einer blendenden Explosion aufeinander. "Wer die Bösen sind, entscheiden die Guten." Staub lag in der Luft. Diego öffnete langsam die Augen. Sein Körper war geplagt von Schmerzen, die zwar langsam verflogen, aber zu langsam. Er versuchte, die Schmerzen ignorierend, aufzustehen, und bemerkte dabei, dass seine Hände voller Blut waren. Er fühlte zuwachsende Schnittwunden überall am Körper, und seine Kleidung war stark zerfetzt. Im Stand schließlich, schaute er sich um. Die Explosion hatte große Teile des Palastes in Mitleidenschaft gezogen, vor allem das Dach vom Thronsaal fehlte. Außerdem bemerkte er, dass der Höhenturm nicht mehr da war. //Lass es jetzt bloß vorbei sein...// Doch seine Hoffnung wurde eh und je zerstört, als er sich umdrehte und von etwas brennendem erfasst und an einen Wandbrocken geschleudert wurde. Er blieb einige Zentimeter über dem Boden an dem Gegenstand hängen, und erkannte einen brennenden Nagel, der in seinem Körper steckte und ihn bewegungsunfähig machte. Aus einem Trümmerhaufen entbarst Necras' Körper, dampfend, und ebenfalls mit einer zerfetzten Robe. Er schritt mit seinem verbogenen Stab auf Diego zu, und sprach laut und deutlich, als hätte er keinen einzigen Kratzer abbekommen: „Ich habe gesiegt, Dämon! Es wird Zeit, dass du gehst!“ „Träum weiter! Erst wenn ich tot bin hast du gewonnen, du Scheiss-Fanatiker!“ sprach Diego angeknackst. „Oh nein...Dämonen wie du...gehören nicht getötet, sondern verbannt...“ sprach Necras, einen grausamen Ton anstrebend, der bei Diego höchstens einen wütenden Gesichtsausdruck auslöste. Er fing an, sich mittels des Schattens von den Nägeln zu befreien, doch Necras beschwörte weitere und blockierte Diego immer wieder. Währenddessen bemerkte Diego, dass er in seinem Stab einen sonderbaren Fluch bündelte. Diegos Schatten ließ die Nägel aus seinem Körper schießen, doch Necras entlud den Fluch schneller. Der Strahl traf Diego mitten in die Brust, und sein Schatten löste sich augenblicklich auf. Er stieß einen grauenerregenden Schrei aus, worauf man selbst im fernen Wald ein Massengekrächze und -geflatter von Vögeln hören konnte. Alles wurde schwarz, dann erlangte er wieder das Bewusstsein, konnte aber alles nur verschwommen sehen. Er spürte, dass irgendetwas ihn bewegte, aber seine Ohren nahmen alles stark gedämpft wahr und er hatte keinen Gleichgewichtssinn. Er fühlte sich in seinem Kopf zerrissen, als hätte man seinen Geist auseinandergespalten. Er spürte dumpf, wie man ihn in die Luft hob, und dann warf. Auf brennenden Schmerz und bläulichem Licht folgte wieder Schwärze. In dem Moment, in dem Necras ihn durch den Dimensionsriss warf, fiel der erste von vielen, vielen Regentropfen auf die Stadt und den Wald. I: Ominous Encounter -------------------- "Warum sollte immer nur das Gute Recht haben?" Eine verlassene, halbdunkle Straße, getaucht in das gelbliche Licht von verdreckten Straßenlaternen. "Liberty Street" prangt auf einem Straßenschildchen, gezeichnet von Kratzern und Bierflecken. In der Ferne Sirenen der Justiz und der Ambulanz. Die Stadt schläft, und doch lebt sie. Unter einer der Laternen, tief in der Straße, deren Lädenfenster mit Holzplatten verdeckt sind, steht eine jugendliche Person. Seine dunkle Bekleidung erzeugt eine Silhouette unter dem Laternenlicht, das Antlitz, bis auf die zu Schlitzen geöffneten leuchtenden Augen, von einer Kappe verdeckt. Nur die grellgrünen Verzierungen an seiner Jacke stechen im Licht hervor, weiße dicke Sohlen von Chucks trennen den Boden von seinen Füßen. Der Junge schaut sich zu beiden Seiten um. Keine Menschenseele weit und breit auf den Straßen von Creekline City, besonders nicht um diese Uhrzeit - und vor allem nicht in dieser Gegend. In diesem Augenblick reisst er die Augen auf, und sie verblassen ruckartig und scheinen auf einmal leer, und seelenlos. Die Person erstarrt und regt sich nicht mehr, sie steht einfach nur da, als wäre sie im Stand gestorben. ~ "Es ist immer wieder erstaunlich, dass die meisten Menschen die Nacht nicht mögen" sprach Iceblox. "Man kann in aller Ruhe und Stille Pläne schmieden und Überlegungen anstellen." Shox brach Iceblox' monotone Rede: "Die Nacht ist kalt, dunkel und bösartig! Kein Wunder dass Menschen sie nicht mögen!" "Genau das, was sie für ich so sympatisch macht..." rauchte Scarclouds schaurige Stimme hinterher. Der Horizont erschien den dreien unendlich, eine monotone, gräuliche Landschaft. Fast schon unendlich. "Nun denn, genug der Schwärmereien." begann Iceblox erneut, in einer ernstzunehmenden Stimme. "Ein gutes Jahr ist es jetzt her, dass Diego gespalten wurde - mittlerweile haben wir, die Splitter seiner Persönlichkeit, die Kraft, seinen Geist, wenn auch nur für wenige Sekunden, hier in der Ghost Zone aufrecht zu erhalten, womit wir das Portal nach Tohaba aufbauen können. Wer weiß, was Necras aus unserem Heim gemacht hat, aber er wird in jedem Fall teuer bezahlen." "Meine Gedanken bereichern mich mit vielen Ideen, was das angeht..." rauchte es abermals aus Scarcloud heraus. Seine Stimme hatte die Eigenschaften eines scharfen Messers, dass sich in die Ohren des Zuhörers bohrte. Der rauchige Ton und der meistens dunkle subtile Inhalt machten Scarcloud sogar gegenüber Shox und Iceblox grauenerregend, weshalb Shox kurz schluckte. "Was auch immer...ab hier übernehme ich!" brachte er noch heraus, bevor er sich in Partikeln auflöste und Iceblox und Scarcloud zurücklies. "Scarcloud, ich brauche Energie. Ein Portal aufzubauen wird nicht leicht sein, zumal Tohaba tief versteckt ist." "Du bekommst sie...wenn ich auch etwas bekomme..." erwiderte und grinste schaurig aus seiner Halbmaske heraus. Iceblox reagierte nicht. Er setzte sich in Meditationsposition und konzentrierte Energie um sich herum, die in anfing, in Form von leuchtenden Kugeln um ihn herum zu schweben. Scarcloud nahm seine Halbmaske ab, und sein Körper zerfiel augenblicklich zu einer schwärzlichen Staubwolke, die zu Iceblox schwebte und ihn einhüllte. Die leuchtenden Kugeln fingen an, aus der Finsternis heraus zu leuchten. ~ Shox spazierte mit dem Körper belebt auf der Liberty Street herum. Er versuchte seine Angst zu unterdrücken, die ihn den Atem raubte. Dunkelheit, schwache Lichter und dazu diese bedrückende Leere...alles setzte ihm zu, doch er machte weiter, pfeifte schief ein Liedchen und spazierte gerade wegs in Richtung des kleinen Wohnblocks am Ende der Straße. Immer wieder jagten Gedanken durch seinen Kopf. //Endlich ist es soweit...bald können wir nach Hause...aber...ich werde doch...// Seine Gedankengänge wurden unterbrochen, als er eine Stimme aus einer kleinen Seitengasse vernahm. "...Tja, Kleine, jetzt gibt es kein Entkommen mehr...jetzt wirst du wohl mitkommen..." Er blickte in die Gasse, aus der die Stimmen zu kommen schienen. Er sah die Rücken von zwei vermummten Gestalten, die sichtlich einer Person zugewandt waren, die er erkannte. Schlank, schwarze Haare und dunkle Klamotten. Ein Unterlippenpiercing. Er erkannte Kimie's eingeschüchterten Blick. Sie wich langsam zurück, versuchte keine Angst zu zeigen, doch es klappte nicht. Shox riss sich vom Körper los und landete augenblicklich in der Ghost Zone, wo er Iceblox in einer schwarzen Wolke meditierend vorfand. "Iceblox, Totaler Notfall!" "...Wie oft sagte ich dir, dass ich bei solchen Prozeduren keine Störungen abkann..." "Ich hab Kimie-chan getroffen, sie ist in Gefahr! Du weißt dass ich das nicht alleine kann!" Iceblox sagte kurz nichts, dann seufzte er laut auf und stand langsam auf. "Ich helfe dir ziemlich oft..." sagte er leicht angenervt. "Also gut, dann los. Scarcloud, wir machen gleich weiter." "Hm...am liebsten wäre ich ich sogar mit von der Partie..." rauchte Scarcloud, und man konnte in seiner Stimme die unglaubliche Lust spüren, Gewalt anzurichten. Iceblox konterte: "Kimie weiß nichts über dich, oder über uns. Wir können das jetzt nicht gebrauchen." Mit diesen Worten lösten er und Shox sich in Partikeln auf. ~ Der Körper, nun unter der Kontrolle von 2 Splittern, spazierte ruhig, fast schon lässig in die Seitengasse, und war schon fast bei den vermummten Gestalten angekommen, als einer herumfuhr und ihn entdeckte. "Wer bist DU denn?!" fing er an. "Das wollte ich euch gerade fragen. Gibt's ein Problem?" Antwortete Iceblox kühl. Kimie bemerkte seine Ankunft, und spürte Erleichterung. "Du hast gleich ein Problem wenn du dich nicht sofort VERPISST!" maulte die vermummte Gestalt, die Stimme drohend hebend. Iceblox fixierte den Blick auf den Pali-Schal, der die untere Gesichtshälfte des Vermummten verdeckte. Den Rest verdeckte einer Sonnenbrille, nur die blonden, igelförmigen Haare wurden von einer Laterne der Straße angeleuchtet und sahen so aus als würden sie hervorstehen. Die andere vermummte Gestalt, die sich ebenfalls umgedreht hatte, hatte eine Maske von einem Hockey-Torwart an, und war groß und kräftig, im Vergleich zum eher kleinlichen Schalträger. Eine kahle Glatze wurde im Licht sichtbar. "Aber, Aber, wir wollen doch nicht gleich aggressiv werden." Iceblox sprach in einem besonders ruhigen und geduldigen Ton, was den Schalträger deutlich nervöser und umso aggressiver machte. "VERPISS DICH EINFACH ODER DAS WARS FÜR DICH!" Mit flinker Hand holte er ein Taschenmesser aus seiner Tasche und die Klinge blieb damit wenige Zentimeter vor Iceblox' Kehle stehen. "HAST DU MICH KAPIERT, DU MISSGEBURT?!" Kimie verkrampfte schlagartig. Sie versuchte sich selber in den Hintergrund zu rücken, aber folgte Iceblox' Bewegungen und Gesten mit einem wachen Blick. Iceblox blieb ruhig, und wich nicht von der Klinge. Der Maskenträger holte aus seiner Tasche einen silbernen Dolch raus, in Erwartung, dass Iceblox angreifen würde. //Sieht wohl so aus, als hätte er mich durchschaut. Hau ab Shox, das ist jetzt meine Sache.// //...Okay...viel Glück...// Iceblox senkte leicht den Kopf, und als er ihn wieder hochhob, war seine geduldige Miene verschwunden und ein mimikloses Gesicht starrte die beiden vermummten Gestalten an. Der Maskenträger griff sein Messer fester, und der Schalträger verlor die Nerven. "JETZT REICHT'S!!" Er zog das Messer weg und holte mit der Faust aus. Für einen kleinen Moment lang sah es aus, als würde er Iceblox treffen, doch dieser wich flink nach unten aus und stieß sich mit der Hand wieder ab, die dann als Faust gegen den immer noch in der Luft hängenden Arm des Schalträgers krachte. Er schrie auf, verstummte aber, weil Iceblox sein rechtes Bein hochriss und ihm sein Schienbein ins Gesicht rammte. Der Schalträger fiel nasenblutend zu Boden, sein Messer flog ihm aus der Hand, und landete vor Kimie's Füßen. Sie war geschockt und erleichtert zugleich, doch sie bekam erneute Gänsehaut, als Iceblox sich aus dem Tritt heraus losbewegte und auf unglaublichen Wegen die Messerattacken des Maskenträgers parierte. Immer wieder verfehlte das Messer ihn um wenige Zentimeter, bis schließlich dasselbe Szenario eintrat und Iceblox ihm das Messer aus der Hand schlug, allerdings zeigte der Schläger keine Reaktion. Auch als Iceblox den Tritt ausführte, schwankte der Maskenträger etwas, und seine Maske brach zum Teil ab. Sein Gesicht war verzerrt, und sein Auge glühte rot. Kimie erschrack, als sie die Maskenscherben wegfliegen sah, allerdings hatte sie keinen Blick auf sein Gesicht, anders als Iceblox. Dieser riss die Augen auf. Der Maskenträger ging wieder auf ihn los, und Iceblox parierte seine Angriffe von Neuem. //Das kann kein Mensch sein.// Er suchte einen Weg dem Klotz zu schaden, doch jeder Treffer wurde eingesteckt wie ein Wattebausch. Letztendlich traf der Klotz Iceblox im Gesicht. Er wurde 2 Meter nach hinten gegen eine Wand geschleudert und blieb liegen. Kimie's hoffnungsvolle Miene wechselte zu purem Ensetzen: "Diego-san!!" Doch sie konnte sich nicht lange genug auf den ohnmächtigen Körper konzentrieren, da sie merkte, dass der Schläger sich umgedreht hat plötzlich auf sie zustürmte, mit den Händen vorran in Richtung ihrer Kehle. Sie erblickte sein Gesicht, und schien auf einmal wie paralysiert vor Grauen. Er griff sie, und fing an sie zu würgen, hob sie sogar in die Luft. Kimie rang nach Luft, versuchte sich loszureißen. Sie spürte langsam, wie ihr schwarz vor Augen wurde, als sie noch mit letztem Blick einen pechschwarzen Streifen sah, der durch die Arme des Schlägers fuhr und sie abtrennte. Sie fiel zu Boden, die Arme fielen von ihrem Hals ab. Sie keuchte, den Blick auf den Boden gerichtet, auf dem sich die Schatten der Kämpfenden abzeichneten. Diegos Schatten hatte Arme in Form von Lanzen, die immer wieder durch den Körper des Schlägers stachen, und mit einer wirbelnden Bewegung schnitt Diego dem Schläger offenbar den Kopf ab. Sie blickte entsetzt auf. Der Rumpf des Schlägers war im wahrsten Sinne einen Kopf kürzer - und dieser rollte vor sie hin und blieb liegen. Diego's Arme verformten sich wieder ins Normale. Sie starrte abwechselnd den Schädel, der auf eine komische Art und Weise schnell verweste und Metall statt Knochen hinterlies, und auf Diego. Dann sank sie in Ohnmacht zusammen. //Na toll. Aber irgendwie auch gut. Das lässt Raum für ein paar Ausreden.// Iceblox hob den Schädel auf, der vor der ohnmächtigen Kimie lag, und musterte ihn genau. Die offensichtlichen Sichtsensoren waren in Wirklichkeit ein einziger großer Sensor in Form eines Kreuzes. Allerdings war es eben dieses Kreuz, welches Iceblox den entscheidenen Thrill gab: Das Kreuz hatte genau dieselben Winkelungen und Spitzen wie das Kreuzemblem des Nekronismus. Iceblox packte sich die Jacke des kopflosen Rumpfs und wickelte den Schädel darin ein. In diesem Moment erwachte der bewusstlose maskierte Schläger. Er schaute sich verpönt um, wurde aber immer wacher, und als er schließlich den kopflosen Rumpf seines Kollegen sah, stieß er einen verzweifelten Schrei aus und stolperte wild um sich schauend aus der Seitengasse. //Verdammt, er hätte Informationen für mich haben können. Was auch immer...Wechei.// Iceblox hievte den kopflosen Rumpf in einen der naheliegenden Müllcontainer. Schlussendlich löste er sich vom Körper und landete wieder in der Ghost Zone. "Das wäre erledigt. Zum ersten Mal seit einem Jahr hat sich einer deiner Hilferufe WIRKLICH als lukrativ erwiesen, Shox." "Hä? Warum?...Aber, danke. Ohne dich hätte ich das nicht geschafft." "Übernimm, und schau dir das Ding in der Jacke an - vielleicht macht's bei dir ja auch Klick. Achja, sie ist ohnmächtig geworden." "Habe ich gesehen. Idiot." Shox löste sich auf. Iceblox drehte sich zu Scarcloud. "Einer der Typen war alles andere als Mensch. Sein abgetrennter Kopf entpuppte sich als mechanisch, könnte aber ein Hinweis auf Necras sein. Das Kreuz." "Interessant...kein Wunder dass du mich gebraucht hast." "Sogar die stärksten Menschenkräfte hätten dafür nicht gereicht." Iceblox fing an stark zu husten. "Urgh. Fast vergessen." "Du sollstest es dir angewöhnen das immer zu bedenken..." sagte Scarcloud in seiner rauchigen Stimme. ~ Kimie fuhr aus ihrer Ohnmacht heraus und schaute sich hektisch um. Der Anblick des vertrauten Schlafzimmers bot sich ihr, Diego saß auf dem Bett und schaute fern, eine Zigarette rauchend. "Diego-san...wie oft hab ich dir gesagt du sollst nicht hier rauchen..." Shox fuhr überrascht herum, und drückte die Zigarette sofort in den Aschenbecher, den er neben sich stehen hatte. "Sorry Kimi-chan, ich kanns nicht lassen..." "Ach, nicht schlimm..." Sie setzte sich auf, und bemerkte, dass sie immer noch ihre Kleidung anhatte. "Diego-san...was ist gestern Abend passiert?" "Öh...was sollte gestern Abend passiert sein?" "Ich weiß nicht...ich kann mich an irgendwelche Typen erinnern...und dass du einem...den Kopf abgeschnitten hast..." "Das...klingt ziemlich komisch, oder, Kimi-chan?" "Ja...aber irgendwie kann ich mich so gestochen scharf daran erinnern..." "Vielleicht wars ja nur ein Alptraum." Shox lächelte sie an. "Ich hab dich gestern Abend höchstens schlafend hier vorgefunden." "Das ist so seltsam...Naja. Wie spät ist es eigentlich?" "Oh, es ist 12 Uhr." "12...Uhr?...Oh Nein, ich komm zu spät!" Kimie huschte aus dem Bett und verschwand ins Badeimmer. [In Bearbeitung] Shox erholte sich meistens sehr lange von solchen Abenden. Er saß dann still und gedankenversunken irgendwo in einer Ecke der Ghost Zone, wo er schon so weit von den anderen beiden entfernt war, dass sie ihn nicht sehen konnten. Immer wieder stand er auf und trieb seinen Hass und seine Qualen mit dem Schwingen seiner Zwillingsschwerter aus, bis er erschöpft zu Boden brach und seine Depressionen ihn erdrückten. Genau in diesem Moment würde Iceblox Scarcloud davon abhalten, zu ihm zu gehen. Erst dann würde Iceblox die Kontrolle über den Körper übernehmen und das Leben des Diego Sakumoto, dessen Teil er war, weiterführen. Kimie hatte sich längst daran gewöhnt, dass Diego meistens am Morgen eher kalt und abweisend war, und zum Abend hin immer freundlicher und emotionaler wurde. Sie hatte nach alldem keinen Verdacht geschöpft - Iceblox' Plan ging also auf. Er machte sich auf den Weg, um einzukaufen, und hatte unterwegs nur einen Gedanken im Kopf: Was für ein Ding hatte sie gestern Nacht angegriffen? Es musste eine Kreation von Necras sein. Keiner der Splitter würde jemals das Kreuz vergessen, das Kreuz jener Robe, die Necras trug, als er Diego's Geist spaltete und ihn in den Dimensionsriss warf. Eine Art Narbe, die Narbe einer tiefen Wunde im Meer der endlosen Erinnerungen, die jeder der Splitter hatte. Auch Scarcloud besaß Diegos Erinnerungen, da er nach alldem auch ein Teil von Diego ist. Mit Einkaufstüten beladen, machte Iceblox sich auf den Weg zurück. Er kam unterwegs an der kleinen Gasse vorbei, in der sich letzte Nacht das schaurige Spektakel abspielte. Der Leichnam war offenbar beseitigt worden, und der Schädel auch. Aber jemand stand dort. Eine Person jungedlichen Alters - Iceblox schätzte sie auf sein Alter - dessen Gesichtskonturen ihm erschreckend bekannt vorkamen. Schließlich wurden Iceblox's Vermutungen bestätigt: Der Jugendliche setzte eine Sonnebrille auf - die gleiche Sonnenbrille wie der Jugendliche sie gestern anhatte. ~ Die Tüten mit den Einkäufen landeten auf den Boden, der Inhalt kullerte heraus. Iceblox machte drei gewaltige Sätze nach vorne und packte den Jugendlichen an seinem Hemd, und riss ihn hoch, bevor dieser überhaupt kapierte, was los ist. Seine Brille fiel ihm von den Augen, und seine Augen waren schlitzeng und blutunterlaufen. Im Allgemeinen machte er einen ziemlich bescheidenen Eindruck auf Iceblox, und er stank aus dem Mund nach Rauch. Um ihn herum wehte ein minzig-rauchiger Geruch. "Also schön, wer war der Typ von gestern abend?!" fuhr Iceblox ihn an. Der Jugendliche kapierte offenbar nicht ganz was los war, denn er fing an schief zu lallen: "Was solln' des..." Eine heftige Klatsche seitens Iceblox unterbrach sein seltsam klingendes Gelalle. "Gestern abend hast du meiner Freundin aufgelauert, mit einem Riesenklotz...woher kanntest du ihn?!" "'schab keine Ahnung wovon'u redest..." "Ich denke schon..." Iceblox starrte ihn mit seinen mimiklosen Gesicht an. "Du hast Rauschgift konsumiert." "Wasn Raschgiff?! Ichab gekiff du Pissa..." "Los, erzähl mir was über deinen Freund, oder es gibt saures..." "Lass mischn Ruhe mann, was habich dir getaahn?!" Der benebelte versuchte sich loszureißen, doch Iceblox schleuderte ihn zu Boden. "Du kommst hier nicht weg. Los, spuck's aus." "...isja guut, isja guut, schweiss nich wer der Typ war!!" fing er schließlich stammelnd an. Er machte keine Anstalten zu fliehen, seine Bewegungen waren schlaff und langsam. "Ders einfach ssumir un meinte er gib mir kohle wennsch ihm helve die kleine zu holn'..." "Hm..." Iceblox überlegte. "Kannsu misch jetzt en'lich 'n Ruhe lassn, du has was du wolltes'!" stammelte der berauschte. "...Ja...geh..." Der Jugendliche stand schlaff auf und torkelte wieder aus der Seitengasse, fast schon stolpernd. Iceblox blieb noch etwas. Er fing an nachzudenken. //Er muss aus Tohaba sein...aber wie...// Er drehte sich um, und riss sich vom Körper los. Shox löste sich gerade in Partikeln auf, als er die Ghost Zone betrat. "Scarcloud, offenbar existiert bereits ein Portal. Ich werde demnächst deine Hilfe brauchen." "Immer doch...gerne..." Scarcloud betonte auf der vorletzten Silbe, was seiner Aussage eine schlimme Vorahnung verlieh. ~ Shox verbrachte abermals den Abend mit Kimie, offenbar lief diesmal etwas interesantes im Fernsehen. "Und du bist wirklich gestolpert?" "Äh, ja, und dabei sind mir die ganzen Sachen runtergefallen. Tut mir Leid Kimie-san!" Shox entschuldigte sich wie immer für eine Sache die er nicht verbrochen hat. Aber für ihn war es Standard. Es war wie immer ein Abend, in denen Kimie in seinem Arm endete, und er sich dafür hasste. Doch diesmal war Kimie etwas seltsam drauf. Sie war leicht aufgeregt, für Shox war es so offensichtlich wie die Tatsache dass dieser Abend anders werden würde. Mitten im Film sagte sie dann plötzlich: "Du, Diego-san, kann ich mal was ausprobieren?" "Öh, ja, gerne..." "Okay, dann mach die Augen zu, es ist eine Überraschung." Shox erahnte es. Und sein Hass stieg auf. Er musste es akzeptieren. Er machte die Augen zu, und spürte Sekunden später ihre Lippen an seinen. Er erwiderte ihren Kuss, und Tränen flossen aus seinen zugekniffenen Augen. Tränen der Trauer. Tränen des Hasses. Tränen der ewigen Qual. Und doch log er ihr, es seien Freudentränen. Die nächsten Stunden des Abends waren für ihn einfach nur noch eine heftige Tortur. Scarcloud und Iceblox waren völlig planlos. "Sowas war einfach nicht eingeplant." "Hm...was kann man da bloss machen...hehehe..." II - Leaving the Creekline -------------------------- "Man kann sein Talent nicht verleugnen, und nicht vergessen." Shox war nächsten Morgen schwach und zittrig. Er konnte sich in der Ghost Zone nicht auf den Beinen halten. "Wenn du nicht durchhälst, übernehme ich den Abend. Aber morgens musst du dafür hinhalten, Shox." "Ich...versuch's..." stammelte er, bevor er auf die Knie sank. Er fing an zu keuchen. Scarcloud beobachtete alles mit einem Grinsen auf der Miene. "RAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHH!!!!!" Shox hatte in manchen Situationen einen unglaublichen Lautstärkepegel. Sein Schrei hallte noch lange durch die Ghost Zone, doch die beiden anderen schienen unbeeindruckt. Schließlich brach Shox zusammen und wimmerte nur noch. "Es ist...zuviel...ich kann das nicht...Ich halte das nicht mehr aus..." Scarcloud machte einen zufriedenen Eindruck beim Anblick des Geschehens. Der schwarze Rauch, der von seinem Körper ausging, wurde qualmiger und schwärzlicher. "Es ist einfach nur köstlich..." rauchte es aus ihm heraus. Iceblox machte Unternehmungen, Shox aufzuhelfen, doch dieser krümmte sich auch den Boden, lehnte jegliche Hilfe ab und wimmerte weiter. "Ich kann das nicht mehr...Ich kann...das einfach nicht...Es tut so weh...dieser Schmerz...all das...zu unterdrücken..." "Shox, du musst jetzt durchhalten, wir müssen das Portal finden und dann können wir weg, wir-" "ABER ICH LIEBE SIE!! ICH LIEBE SIE SO SEHR!!! UND JETZT WEISS ICH DASS SIE MICH AUCH LIEBT!!!!!" Er schrie Iceblox ins Gesicht, worauf dieser das erste Mal eine Art Respekt in seinem Gesicht preisgab. Der Anblick von Shox, wie er sich an den Grenzen seiner Kraft kämpfend räkelte und hoffnungslose Schreie von sich gab, erweckten in ihm ein Gefühl, welches ihn nur erfuhr, wenn einer seiner Pläne schiefging. Er trat zurück, etwas ferner von dem Elend, welches er offenbar selbst zustande gebracht hat. Er drehte sich zu Scarcloud um. "Es ist ernst. Finde es, sofort." "Wie du meinst..." zischte Scarcloud hinterhältig. Der Rauch um ihn herum schien wie aus einer Explosion heraus auszubrechen und breitete sich mit unglaublicher Geschwindigkeit in der Ghost Zone aus. Im Qualm formte sich Creekline City, und sie standen mitten auf der Liberty Street. Scarcloud schaute sich grinsend um, dann schließlich, verkleinerte sich die Stadt auf einen kleinen Bereich, ein kleiner Hof, 5 Blocks entfernt von ihrer Wohnung. "Das Portal öffnet sich um 3.23 Uhr irdischer Zeit, und zwar heute Nacht." sagte Scarcloud, mit einer diesmal ernsteren Stimme als sonst. "Gut, wir brechen dann noch heute Nacht auf." Iceblox wandte sich noch einmal um, und schaute auf den mittlerweile ohnmächtig gewordenen Shox. "Wir lassen ihn schlafen, er soll nichts wissen." Er wollte sich gerade in Partikeln auflösen, als er plötzlich auf die Knie fiel und röchelte. Er spuckte Blut, keuchte laut. Scarcloud verzog sein Gesicht wieder zu einem Grinsen. "Sag nicht, dass du das nicht bedacht hast." "Doch...habe ich..." Iceblox keuchte weiter, dann schließlich stand er auf und wischte sich das Blut aus seinem Mund. "Ich bedenke alles." Sagte er, bevor er sich auflöste. ~ "Ich bin heute mit ein paar Freundinnen verabredet, wir gehen shoppen." "Klingt cool." sagte Iceblox, versuchte dabei so emotional wie möglich rüberzukommen. //Wie zur Hölle schafft er das...// "Ich denke ich spaziere heute ein bisschen rum." "Okay, ich denke ich bin gegen 8 Uhr zuhause." Kimie holte ihre Tasche und zog sich ihre Schuhe an. Iceblox beobachtete sie dabei. Er versuchte, den kalten Gesichtsausdruck, den er sonst immer hatte, durch einen zufriedenen Blick zu ersetzen. Sie umarmte ihn und gab ihm einen Kuss auf den Mund. "Bis heute Abend, Diego-san." sagte sie mit einem glücklichen Lächeln, bevor sie die Tür öffnete und in den sonnigen Tag verschwand. Iceblox eignete sich seine kalte Miene an und fing dann an, Sachen in einen Beutel zu packen. Lauter kleines Gedöns, auch packte er eine von Kimies Ketten ein. //Ich hoffe das wird für ihn eine Entschädigung sein...// Dann schließlich, versteckte er den Beutel unter dem Bett und löste sich vom Körper, als er sich auf das Bett setzte. ~ "Alle Vorbereitungen sind getroffen, Scarcloud. Wir werden die Erd-Dimension heute verlassen." "Sehr gut...und was ist mit der Heulsuse hier?" Scarcloud verweiste mit seiner spitzen Klaue auf den schlafenden Shox. "Der kommt auch mit, was ist das Problem?" "Wir brauchen ihn um den Geist wieder zusammenzufügen. Er muss bei Bewusstsein sein." "Das wird er sein, wenn wir wieder in Tohaba sind." "Ich hoffe es...oder auch nicht..." Iceblox hatte gelernt, das Scarcloud in manchen Momenten sein hinterlistiges Grinsen zurückstecken und eine ernste Konversation führen konnte, ginge es jedoch meistens dabei um ihn selbst oder er hatte damit etwas zu tun. Und so etwas wie die symbiontische Wiedervereinigung zum alten Diego ging ihn auf jeden Fall etwas an. "Aha. So ist das also." Iceblox fuhr leicht überrascht herum, und sah Shox, der mit einer ernsten Miene vor ihnen stand, welche sich langsam zur Wut verformte. "Es ist soweit Shox, wir verlassen die Erde. Es geht zurück nach Hause." "Aber wer sagt dass ich nach Hause will?!" "Bist du wahnsinnig?" "Sie soll mitkommen." "Ich zweifle langsam daran ob dieses Gör noch etwas von deinem Gehirn überiggelassen hat, wir können sie nicht einfach mitnehmen." "Ich weiß...aber ich will sie dabeihaben." "Du weißt selbst dass das nicht geht, Shox." Shox versuchte sich weiter zu äußern, brachte aber kein Wort heraus. Dann schließlich, nach einigem Überlegen: "Also gut...aber dann gebt mir wenigstens den letzten Tag, damit ich alles ansehen kann." "Ist dir dieser Ort so sehr ans Herz gewachsen?" "Nicht nur der Ort." Shox löste sich auf. Iceblox blickte nur noch kopfschüttelnd zu Scarcloud, setzte sich hin und fing an zu meditieren. Shox setzte sich am Mittag meistens auf die Spitze des Sky Towers, von dem er aus die ganze Stadt für sich hatte. Er beobachtete meistens Menschen auf ihren Wegen, doch diesmal blieb er nur 5 Minuten dort, nur um einen kurzen Blick zu erhaschen. //Und das alles wird wieder Geschichte sein...// Er lief durch die belebten Einkaufsstraßen, huschte dann in Seitengassen um eine Wand empor zu klettern. Er schaute sich jeden Winkel der Stadt an, den er kannte, schaute sich Lokale an, beobachtete die Sonne wie sie über den Himmel wanderte, atmete die vergaste Stadtluft ein. Er konnte nicht begreifen, dass dies alles wieder fort sein wird. Zwar freute er sich auf Zuhause, aber er fühlte sich zerrissen. Kimie hatte ihm so sehr geholfen, soviel Zeit mit ihm verbracht, ist ihm so sehr ans Herz gewachsen. Und gestern hatte sie ihm ihre Liebe gestanden, und sie hatten eine wundervolle Nacht. Shox erinnerte sich mit Schmerz daran, Schmerz, den er fühlte, als er seine Gefühle unterdrücken musste, vorspielen musste, blockieren musste. Er saß auf einem Dachvorsprung unentdeckt von Passanten, beobachtete die Woge an Menschen rumlaufen, als ihm plötzlich sein Herz stockte: Er erblickte Kimie, mit 2 Freundinnen, durch die Straßen laufen. Sie kicherten und quatschten. Ihr Anblick wärmte Shox das Herz, lies es wie ein heftiges Feuer in seinem Inneren brennen. Er hechtete von Vorsprung zu Vorsprung, folgte den Dreien, beobachtete sie. //Warum...Warum muss es so weh tun...// Schließlich lies er ab, dem Schmerz unterlegen, kehrte zurück in die Liberty Street. Er blieb ein Weilchen unter der Laterne stehen, schaute sich die verwahrloste Straße an, sah Autos zu,wie sie vorbeifuhren. //Es wird Zeit...// Er ging ganz langsam zurück. Er hatte noch nie so lange bis zu seiner Wohnung gebraucht. Es war 17 Uhr, als er die Wohnungstür aufschloss, sich auszog und den Fernseher anknipste. Nach allder Zeit blieb selbst er von irdischen Fernsehen unbeeindruckt, war es doch immer das selbe. Er versuchte zu verdrängen. Aber es funktionierte nicht. In den späten Stunden schlief Kimie geborgen in Iceblox' Armen ein, während er sich, obwohl hellwach, schlafend stellte. Erst nach vielen Minuten, als er ihren regelmäßigen Atemzug hörte, löste er sich sachte von ihrer Umklammerung und zog sich an. Er holte leise den Beutel mit den Habseligkeiten unter dem Bett hervor und schlich dann langsam zur Tür. Bevor er den Türknauf anfasste, ertönte in seinem Kopf Shox. //Warte Iceblox...lass mich ihr wenigstens Lebewohl sagen...// Iceblox seufzte kurz auf. //Na gut, aber wenn du sie weckst, ist alles deine Schuld. Wehe...// Shox übernahm den Körper, legte den Beutel zur Seite und schlich zurück ins Zimmer. Er begutachtete Kimie und ihm stiegen Tränen in die Augen. Er kniete vor dem Bett nieder und streichelte zart ihr weiches Gesicht. "Leb wohl...Kimie-chan...du musst immer wissen...dass ich dich liebe..." flüsterte er, die Tränen unterdrückend. Dann stand er auf, schlich aus dem Zimmer, griff nach den Beutel und öffnete die Tür. Er blickte sich nochmal nach dem Zimmer um, bevor er in die Nacht verschwand. Er lief mit schnellen Schritten in die von Scarcloud gewiesene Richtung, die durch seinen Kopf tönte. Die Tränen liefen an seinem Gesicht herunter, doch er versuchte seine Emotionen zu unterdrücken, das letzte Mal. Er schaute auf die Uhr: Es war 3.15 Uhr. Noch 8 Minuten, dann würde er diese Welt - und Kimie - für immer verlassen. Der Schmerz traf ihn heftiger, je weniger Zeit blieb. Er erreichte den Hof, und schaute auf die Uhr. Noch drei Minuten. //Ab hier übernehme ich.// tönte es in seinem Kopf, bevor er gewaltsam vom Körper gerissen wurde und neben Scarcloud erschien. "Dieser Schmerz...ist so köstlich..." rauchte Scarcloud. Shox sah ihn nur noch mit einer Mischung aus Wut und Trauer an, während mehr und mehr Tränen aus seinen Augen liefen. ~ Iceblox stand kerzengerade in der Mitte des Hofes, musterte die Uhr auf seinem Handgelenk. In einer Minute würde sich also das Portal nach Tohaba öffnen. Er nahm einen tiefen Atemzug, den er ruckartig unterbrechen musste, als er eine ihm bekannte Stimme hinter ihm hörte. "Wieso..." Er fuhr herum und sah Kimie, leicht bekleidet, mit Entsetzen in den Augen. "Wieso...gehst du..." "Ich..." "Ich dachte, das mit uns...wäre besonders..." Iceblox schwieg. Sein Plan wurde abermals durch einen Faktor gestört. "Bitte...geh nicht..." "Ich muss. Ich kann dir nicht erklären wohin und wieso. Geh bitte wieder nach Hause." "Bitte...Ich liebe dich...bitte geh nicht." "Geh nach Hause, sofort." Iceblox hatte vergessen auf die Uhr zu schauen, denn in diesem Moment fing der Boden unter seinen Füßen an zu zittern und er spürte genau neben ihm eine Konzentration von Energie. Er sprang gerade noch rechtzeitig weg, als sich plötzlich ein gigantischer Orb bildete und sich zu einer Spirale verformte, die einige Zentimeter über dem Boden in der Mitte des Hofs hing. Kimie wurde von der Schockwelle zu Boden geworfen, rappelte sich aber langsam auf. Sie starrte das Portal mit offenem Mund an, und bekam Angst. Iceblox erblickte das Portal, als ihm eine Frage in den Sinn kam, die er völlig außer Acht gelassen hatte: Warum tat sich das Portal auf? Seine Frage wurde jedoch genauso schnell beantwortet, als zwei große Objekte aus der Spirale geschleudert wurden und auf dem Boden landeten. Der silbrig glänzende, metallerne Körper wurde begleitet vom Geräusch der surrenden Drillbohrköpfe, die offenbar als Hände fungierten. Jeweils 3 rote Leuchten starrten durch die Dunkelheit in die Leere, doch plötzlich änderten sie die Sicht auf Kimie. Man hörte das Geräusch von Metall, das auf Boden knallte, und die Maschinen setzten sich in Bewegung, stürmten in hoher Geschwindigkeit auf Kimie zu. Kimie sah in die roten Leuchten, und schien paralysiert. Sie glaubte Iceblox's Rufe zu hören, aber alles erschien ihr auf einmal verschwommen, schließlich wurde alles schwarz. ~ Sie stand da, in diesem schwarzen Raum, kein Licht, nur sie selbst. Ganz allein. //Was ist hier los? Bin ich tot?...// Sie versuchte sich umzuschauen, aber es gab nichts zu sehen. //Fühlt es sich so an, tot zu sein?...Garnicht so anders...// Sie setzte sich hin, kauerte sich zusammen. //Er wollte gehen...ohne ihn geht es doch sowieso nicht... [In Bearbeitung] Sie dachte, es wäre vorbei, die Maschinen sollten sie längst erreicht haben. Ihre Augen waren zugekniffen, nun machte sie sie langsam auf. Sie erblickte das altbekannte Symbol, das auf dem Rücken von Diego's Jacke eingestickt war, und schließlich erkannte sie Diego selbst, wie er offenbar den Angriff mit seinen bloßen Armen abwehrte. Und wieder erblickte sie den schwarzen Rauch, der seine Arme diesmal komplett umhüllte. Er drückte mit den Armen nach vorne, schob die Maschinen zurück, die zwar standfest waren, aber auf dem staubigen Boden zurückdrifteten. Schließlich packte er beide Maschinen unterhalb der Bohrköpfe und schleuderte sie zu beiden Seiten. Er blickte auf die Spirale, die offenbar kleiner wurde. Er griff den Beutel und stürmte auf die Spirale zu, als es plötzlich in seinem Kopf tönte. //Iceblox, nehmen wir sie mit!// //Bist du wahnsinnig?!// //Wir haben nichts zu verlieren, erklären können wir es ihr ja!// //Das geht nicht!// //WARUM NICHT?!// //Weil...// //Du hast darauf keine Antwort! Also los jetzt!// //Hrngh...na gut...Nervensäge. Sie wird uns nur eine Last sein!// Iceblox fuhr herum, rannte zu Kimie und griff ihre Hand. "Komm mit, ich erkläre dir alles später." "Aber..." "Los jetzt." Er lief mit ihr auf die Spirale zu, die kleiner und kleiner wurde. "Was soll ich tun?!" schrie Kimie. Iceblos hörte nicht, er zog weiter an ihrer Hand, und schließlich sprang er in die Spirale rein, zog sie mit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)