Aufklärung à la Grandline von S_ACD ================================================================================ Kapitel 1: One-Shot ------------------- Autorin: S_ACD Titel: "Aufklärung à la Grandline" Genre: Humor Disclaimer: Nix meins, kein Geld. Warnungen - das Übliche: Ähh, tja. Allen, die immmer noch nicht darüber Bescheid wissen, wo die Babys eigentlich herkommen, würde ich raten, die Finger von dieser Fanfic zu lassen - die Methoden von Shanks sind für dieses Thema denkbar ungeeignet. ^^ ~?~?~?~?~?~?~ Es hatte alles ganz harmlos begonnen. Der Tag war sogar verhältnismäßig ruhig verlaufen – so ruhig der Tag einer rettungslos betrunkenen, gut gelaunten und lautstark grölenden Piratenbande eben verlaufen konnte. Ein paar zertrümmerte Stühle, vier, vielleicht auch fünf zersplitterte Bierflaschen, bloß eine einzige Schlägerei, ein bisschen harmloses Gebrüll… so friedlich war es noch selten zugegangen. Shanks schob seine halbvolle Flasche vor sich auf dem Tresen herum und betrachtet die feuchten, ringförmigen Abdrücke. Er stellte fest, dass er sich beinahe langweilte. „UND WENN ICH’S DIR DOCH SAGE, ICH HAB’S MIT EIGENEN AUGEN GESEHEN! MIT EIGENEN AUGEN, ICH SCHWÖRE-“ „NIE!“ „NIEMALS!“ „SO’N SCHWACHSINN HAB ICH JA NOCH NIE GEHÖRT-“ „SCHWACHSINN?! ICH GEB DIR GLEICH SCHWACHSINN, DU AUFGEBLASENER-“ „AH JA?!“ Shanks rückte gleichgültig ein Stück zur Seite, um dem Bierglas auszuweichen, das haarscharf an seinem Ohr vorbeizischte und überlegte kurz, ob er auf den nächstbesten Tisch klettern und in seiner Funktion als Captain für Ruhe sorgen sollte. Nicht, weil ihm der Radau, den seine Mannschaft machte, auf die Nerven oder gar gegen den Strich ging (immerhin waren sie heute nicht einmal in Höchstform), sondern schlicht und einfach deshalb, weil er dann irgendetwas zu tun gehabt hätte. Andererseits, entschied er, während das nächste Bierglas über seinen Kopf hinwegsegelte, war er gerade viel zu faul, um sich groß von der Stelle zu bewegen – und tatsächlich auf den Tisch zu klettern wäre zweifelsohne etwas gewesen, dass ein Mindestmaß an Bewegung erfordert hätte. Etwas, zu dem er sich im Moment absolut nicht in der Lage fühlte. „NA? NA?!! WAS SAGST DU JETZT, DU ARMSELIGER-“ „DU KANNST DIR DEIN ARMSELIG SONSTWOHIN STECKEN!“ Hinter ihm splitterte das Holz. Allem Anschein nach war eine wirklich wunderschöne Prügelei im Gange und er war zu faul, um sich auch nur umzudrehen. Das war doch kein Zustand! „Ben.“ Er drehte den Kopf um ein paar Grad, gerade weit genug, um seinen Vize, der sich gelassen und mit undurchschaubarer Miene ein paar Meter weiter in der Ecke breitgemacht hatte, ins Blickfeld zu bekommen. Die Antwort blieb aus, aber die Augenbrauen rutschten ein Stück nach oben – das undurchdringliche Gesicht nahm einen beinahe fragenden Ausdruck an. Was? „Wo steckt der Zwerg?“ Einen Moment lang schien es, als müsse Ben überlegen, von wem die Rede war, aber wer ihn etwas besser kannte, wusste, dass das niemals den Tatsachen entsprechen konnte. Ben Beckmann wusste immer wovon die Rede war. Shanks hatte sekundenlang den Verdacht, dass sein Vize bloß im Kopf sämtliche Möglichkeiten durchging, seinem Captain zu antworten, ohne tatsächlich den Mund aufmachen zu müssen. „Draußen.“ Shanks kicherte vor sich hin. Wahrscheinlich war ihm keine eingefallen. „Wo draußen?“ „Draußen.“ „Ah.“ „Gleich gegenüber, wenn du’s genau wissen willst.“ „Aha.“ „…“ „Und was macht er da?“ „Captain, ich will echt nicht respektlos sein, aber… wie wär’s, wenn du dich einfach umdrehst? Du siehst den Kleinen wunderbar durchs Fenster.“ Shanks machte eine unwillige Handbewegung, die alles und nichts gleichzeitig heißen konnte. „Keine Lust.“ Das Augenverdrehen gen Himmel hätte Shanks bei jedem anderen als furchtbare Respektlosigkeit empfunden – bei Ben Beckman war es jedoch ein eindeutiges (wenn auch nicht besonders häufig auftretendes) Zeichen dafür, dass er sich gerade köstlich amüsierte. „Aye, Captain.“ „Also?“ „Keine Ahnung, er… sitzt da und starrt Löcher in die Luft.“ Das ging Shanks gegen den Strich. „Und warum in Dreiteufelsnamen macht er das?“ Lässiges Schulterzucken. „Frag ihn?“ „Ungh…“ Den Bengel zu fragen hätte bedeutet, aufzustehen und aus der Bar hinaus auf die andere Straßenseite marschieren zu müssen, um dort eine Unterhaltung zu beginnen. Schon wieder. Überhaupt, warum war der Bengel nicht hier? Auf dem Barhocker neben ihm, laut und nervtötend, mit tausenden von Fragen und unzähligen selbstgebastelten Antworten, einem Glas Saft und dreimal mehr Selbstvertrauen als er sich bei seiner Größe überhaupt erlauben konnte – also genau da, wo er verdammt noch mal eigentlich hingehörte? „Hol ihn.“ Jetzt erlaubte sich Ben doch ein erstauntes Stirnrunzeln. „Was?“ „Hol ihn her.“ Shanks leerte seine Flasche in einem Zug und wedelte mit der rechten Hand in die ungefähre Richtung des benachbarten Barhockers. „Dorthin“, präzisierte er. Die Antwort war ein Schnauben, von dem sich nicht genau sagen ließ, ob es genervt oder belustigt klang. „Hey, du da!“, Ben hatte sich ein Stück aufgerichtet und Shanks nahm an, dass wohl einer der pöbelnden Piraten hinter seinem Rücken auf den Befehl reagiert hatte, „Geh und sag dem Kleinen, dass der Captain ihn sehen will.“ Die Frage, wer mit der schmeichelhaften Bezeichnung „der Kleine“ gemeint war, stellte sich erst gar nicht. Die gesamte Mannschaft kannte Ruffy. Die gesamte Mannschaft liebte Ruffy. Auf ihre ganz eigene, völlig ungehobelte, betrunkene und aufrichtige Art und Weise. Das Knallen der Tür ging in dem soeben angestimmten Trinklied, das jetzt lautstark in einer vollkommen falschen Tonlage intoniert wurde, beinahe unter. Irgendjemand zog ihm sanft die Flasche aus der Hand und in seinem Gesichtsfeld erschien eine neue. Er hob den Kopf. „Na?“ Makino lächelte leise. „Na.“ Er machte sich daran, die neue Flasche zu öffnen. Neben ihm klapperte der Barhocker, dann gab es ein dumpfes Geräusch. Er drehte den Kopf, diesmal nach rechts und grinste erfreut in Richtung des schwarzen Haarschopfs, der auf einmal neben ihm saß. „Morgen, Zwerg.“ „Nenn mich nicht Zwerg!“ „Wie wäre es mit grüßen?“ „Vielleicht will ich dich jetzt nicht mehr grüßen!“ „Nur vielleicht?“ „Ich will dich nicht mehr grüßen.“ „Aha.“ Trotziges Schweigen. „Weißt du… Piraten müssen auch höflich sein können. Wenn du jemals mit uns segeln willst, dann muss ein artiges ‚Guten Tag!’ schon drin sein…“ Hinter ihnen kippte jemand rücklings auf seinem Stuhl um und landete hysterisch lachend unter dem Tisch. Wieder splitterte Glas. „Uuuups, scheiße!“, war als Reaktion darauf zu hören. Shanks verbiss sich sein Grinsen und blieb ernst. Höflich sein, von wegen! Ruffy fiel trotzdem drauf rein. „Guuuuten Morgen, Captain“, flötete er mit bester Unschuldsmiene. „Schon besser.“ Shanks schenkte ihm noch ein träges Grinsen und Ruffys Gesicht hellte sich sichtbar auf. „Bist du betrunken?“ Die Frage kam mit weitaus mehr Begeisterung als man das bei einem normalen Kind seines Alters eigentlich erwarten durfte. „Merk dir das, Kleiner: Er ist immer betrunken.“ Der Einwurf kam von Yasopp, der es sich im Schneidersitz auf der nächsten Tischplatte gemütlich gemacht hatte und sich nun offenbar bemüßigt fühlte, sich ins Gespräch einzuschalten. „Und stolz drauf!“ Shanks hob mit einem Ruck seine Bierflasche hoch – die erste wirklich aktive Bewegung an diesem Vormittag – und prostet dem nächstbesten Vorbeistolpernden zu. Der Mann stieß begeistert mit ihm an. Dass seine eigene Flasche weitgehend leer war bemerkte er nicht einmal, als er sie an die Lippen setzte. „Schönen guten Tag, Ruffy“, der Engel von der anderen Seite der Theke war aufgetaucht, „Was darf’s denn sein?“ Das Gesicht das Junge wurde todernst: „Rum.“ Makino lachte. „Ich glaube nicht, dass das eine besonders gute Idee ist. Du kriegst Apfelsaft, einverstanden?“ „Krieg ich doch ohnehin, oder?“ Sie zwinkerte ihm zu. „Ich befürchte.“ „Na schön…“, er verschränkte die Arme vor der Brust, versuchte ein trotziges Gesicht zu machen und wechselte das Thema, „Frau Makimoto ist übrigens richtig fett geworden. Hab sie grade gesehen.“ Das war typisch für den Jungen. Er wollte und konnte Makino nicht beleidigen, aber an irgendjemandem musste er seinen Unwillen auslassen. „Fette Frauen?“, schaltet sich Lucky Lou aus dem Hintergrund ein, „Fette Frauen kann man vergessen, Kleiner!“ Das Echo war vielstimmig. „Darauf ein Amen!“ „Kannst man laut sagen!“ „Aber HALLO!“ Makino kam mit Ruffys Glas. Sie schmunzelte ob der uncharmanten Reaktionen, wandte sich dann aber dem Jungen zu. „Hör mal, Ruffy…“, sie stellte ihm den Apfelsaft vor die Nase, „Frau Makimoto ist nicht fett geworden. Überhaupt ist es ganz unhöflich, so was zu sagen. Sie ist bloß schwanger.“ Der Junge runzelte die Stirn. „Schwanger?“ „Schwanger“, bestätigte Shanks im Brustton der Überzeugung, obwohl er keine Ahnung hatte, wer Frau Makimoto überhaupt war. „Schwanger…“, wiederholte Ruffy und dann, nach einer kurzen Pause, „Kann man das essen?“ Hinter ihnen erklang lautstarkes Gelächter. „Versuch’s ruhig, Junge“, Yasopp grinste bis über beide Ohren, „Versuch’s ruhig!“ „Ruffy“, setzte Makino geduldig an, „Schwanger bedeutet, Frau Makimoto bekommt ein Kind.“ „Sie…“, der Junge machte ein konzentriertes Gesicht, „Das heißt… ach so!“ „Na also“, Shanks schlug ihm auf die Schulter, „Alles kapiert?“ „KLAR DOCH!“, Ruffy warf sich in die Brust, „Bin ja nicht doof.“ Shanks grinste zufrieden und setzte die Bierflasche erneut an. Es war seine fünfte seit dem Aufstehen, was bedeutete, dass er ziemlich im Rückstand war. „Sag mal, Shanks…“ „Mmh?“, er hatte Mund und Speiseröhre voller Alkohol. „…muss ich auch so fett sein wenn ich mal schwanger bin?“ Das war der Moment, in dem er urplötzlich das Gefühl hatte, zu ersticken. „Ugh…“ Er verschluckte sich gewaltig und hustete dann zwei volle Minuten lang, bevor er wieder einigermaßen normal atmen konnte. Lucky Lou schlug ihm eifrig auf den Rücken – eine Spur zu fest, um wirklich hilfreich zu sein. „Du wirst nicht schwanger, Ruffy“, erklärte Yasopp in der Zwischenzeit seelenruhig über das gequälte Röcheln seines Captains hinweg, „Keine Panik.“ „Oh…“, der Junge angelte nach seinem Apfelsaft, „Sicher?“ „Hundert Pro, Kleiner. Das geb’ ich dir schriftlich.“ „Puhh…“, er nahm einen Schluck, „Und warum nicht?“ Niemand antwortete. Ruffy sah von Yasopp, der von einer Sekunde auf die andere eifrig damit beschäftigt war, den Fußboden zu betrachten, zu Lou, der Shanks überflüssigerweise immer noch auf den Rücken klopfte. „Warum nicht?“, wiederholte er, „Leute?“ Schweigen. „Shanks…?“ „Ähh…“, Shanks machte eine große Geste daraus, sich am Hinterkopf zu kratzen, „Tja, Kleiner…“ Er ließ seinen Blick schweifen und blieb an Makinos amüsiertem Gesichtsausdruck hängen. „Würdest du mir mal helfen?“ „Ich?“, sie hob abwehrend die Hände, „Wieso ich? Das hört sich für mich ganz nach einem waschechten Gespräch unter Männern an. Stimmt’s Ruffy?“ Der Junge nickte begeistert – obwohl er augenscheinlich keine Ahnung hatte, worum es eigentlich ging. „Na also…“, sie lächelte Shanks aufmunternd, wenn auch eine winzige Spur schadenfroh zu, „Auf geht’s, meine werten Herren Piraten – leisten Sie Ihren Beitrag zur Erhaltung unserer Art und klären Sie Ruffy mal darüber auf, warum er mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit niemals schwanger sein wird.“ Shanks starrte sie sekundenlang an, dann hatte sein Gehirn die Information verarbeitet. „Meine Fresse…“, murmelte er, hob hastig die Bierflasche und leerte sie in einem Zug. Vor gerade mal fünf Minuten hatte sein größtes Problem noch darin bestanden, ob er es irgendwann im Laufe des heutigen Tages vom Barhocker zur Tür schaffen oder ob er auch dafür zu faul sein würde. Und jetzt saß er da, einen überaus belustigt drein sehenden Vize und zwei kichernde Unteroffizieren im Schlepptau und musste sich den Kopf darüber zerbrechen, wie er einem Dreikäsehoch mit riesengroßen Augen die Geschichte von den Bienen und den Blumen verzapfen konnte. Es kam nicht oft vor, aber in diesem Moment fragte er sich tatsächlich, warum er nicht einfach seiner Faulheit nachgegeben und diesen Tag komplett verschlafen hatte. Yasopp grinste furchtbar breit. „Also, Captain… dann zeig mal, was du kannst…“ „Na schön…“, Shanks holte tief Luft und wartete, bis Ruffy ihn auch wirklich ansah, „Dann mal aufgepasst… kommt ein Priester in ein Lokal und sieht ’ne Blondine, ’ne Brünette und ’ne Schwarzhaarige-“ ~?~?~?~?~?~?~ „Was ist mit dem Rum?“, Shanks ließ die Tür zum Schankraum ein Stück weit aufschnappen und erhöhte seine Lautstärke. „Makino?“ „Sofort!“, kam es zurück Er fühlte sich um Welten zu nüchtern für die Art von Gespräch, die ihm bevorstand. Makino hatte ihn und Ruffy zusammen mit Ben, Yasopp und Lou (um, wie sie sagte, für die geeignete Rückendeckung zu sorgen…) in die mittlerweile weitgehend leere Speisekammer verbannt, nachdem sie dem Ende seines – zugegebenermaßen ziemlich unjugendfreien – Witzes mit wachsendem Stirnrunzeln zugehört hatte. Laut eigenen Angaben hatten sie solange hier drin zu bleiben, bis Ruffy einigermaßen darüber Bescheid wusste, dass nicht der Storch und auch nicht die Meerjungfrau die Babys brachten. Dem Jungen schien die ganze Sache Mordsspaß zu machen. Er hockte auf einem der untersten Regalbretter – auf Schulterhöhe mit Shanks, der mit dem Rücken gegen den Pfosten gelehnt auf dem Boden saß – ließ die Beine baumeln und schaute erwartungsvoll zwischen ihnen hin und her. Yasopp saß ihnen gegenüber, Lou teilte sich die hintere Ecke der Speisekammer mit mehreren Pappkartons voller Gurkengläser und Ben lehnte mit verschränkten Armen an der Tür. „Tjaaa…“, machte Shanks gedehnt, „Gentlemen? Möchte irgendjemand den Anfang machen?“ Erwartungsvolles Schweigen schlug ihm entgegen. Was für eine undankbare, für Winke mit dem Zaunpfahl vollkommen unempfängliche Mannschaft er doch hatte! „Worum geht’s eigentlich?“, schaltete sich Ruffy ein, „Warum macht Makino so ’nen Aufstand?“ „Also, Kleiner“, Yasopp richtete sich ein Stück weit auf, „Es geht um was ziemlich wichtiges. Etwas, das dein Leben verändern wird.“ Die Augen des Jungen bekamen einen begeisterten Glanz. „Was geheimes?“ „Was streng geheimes“, Lou feixte sich eins, „Geheim für alle kleinen Rotzbengel wie dich. Aber du hast Glück, wir werden dich jetzt nämlich einweihen. Ausnahmsweise!“ „Cool!“ Wieder herrschte Schweigen. „Also?“, hakte Ruffy nach, „Was ist es?“ „Sieh mal“, sagte Shanks, der sich bis zu einem gewissen Grad dafür verantwortlich fühlte, dass ihr Gespräch keinen komplett bizarren Weg einschlug, „Du weißt doch, dass… kleine Kinder nicht vom Himmel fallen, oder?“ Ruffy starrte ihn empört an. „Klar weiß ich das!“ „Okay, na dann-“ „Kleine Kinder sind bloß erwachsene Babys – so ist das nämlich.“ So weit, so schlecht. Lou gab einen erstickten Laut von sich und murmelte irgendwas von wegen „Da hat er nicht unrecht…“ in seinen nicht vorhandenen Bart. „Ähh, richtig. Aber du weißt doch auch, dass Babys nicht einfach so vom Himmel fallen, oder, Kleiner?“ Ruffy legte den Kopf schief. „Tun sie nicht?“, fragte er unbekümmert. „Tun sie nicht“, ließ sich Bens gleichmütige Stimme von der Tür her vernehmen und tief drinnen war ihm Shanks dankbar für diesen Einwurf – auch wenn er nicht allzu hilfreich gewesen war. „Genau“, fuhr er fort, „Und deshalb ist es auch… ääh… unvermeidlich, dass Frau Makimoto schwanger wird, verstehst du?“ Der Junge furchte die Stirn. „Willst du damit sagen…“, er klang in höchstem Maße ungläubig, „…das die blöde Schachtel da ein Kind in ihrem dicken Bauch mit sich rumschleppt? Ein BABY?!“ „Yep.“ Im Gesicht des Jungen arbeitete es. Shanks befürchtete schon, er würde gleich verkünden, dass er ihnen kein Wort glaubte, aber er hatte sich getäuscht. „Is’ ja krass!“, Ruffys Gesichtsausdruck schwankte zwischen „fasziniert“ und „ungläubig“, „Das heißt sie bleibt nicht für immer so fett?“ „Nein“, erklärte Ben geduldig, „Nach ’ner Weile hat das Kind dann keine Lust mehr und will raus.“ In den Augen des Jungen blitze es. „Und dann schlitzen sie sie auf“, ergänzte er eifrig. „Was?“, Shanks starrte ihn perplex an, „Warum in aller Welt sollten sie das tun?“ „Na, wie soll das Baby denn da sonst rauskommen, Besserwisser? HÄ?“ „Dämliche Frage!“, entfuhr es Shanks, noch bevor er nachgedacht hatte, was er da eigentlich sagte, „Es wird geboren, ist doch wohl klar! Die Mutter aufschlitzen, meine Fresse…!“ Dass er einen taktischen Fehler gemacht hatte, wurde ihm erst klar, als er drei entnervte Augenpaare auf sich ruhen spürte. Die Quittung kam auch prompt. „Was bedeutet das, geboren?“ Shanks wurde schlagartig klar, in was er sich gerade hineinmanövriert hatte. „Das, ähhh… bedeutet, dass das Kind zur Welt kommt.“ „Na klar doch“, Ruffy starrte ihn missbilligend an, „Und wie soll das funktionieren? Wie will es das denn bitteschön anstellen?“ „Ja, Captain“, Yasopps Tonfall war bei weitem zu amüsiert für Shanks’ Geschmack, „Wie will es das denn bitteschön anstellen?“ „Ganz einfach…“, er fuchtelte mit den Händen herum und suchte nach den richtigen Worten, „Die… äh, die Mutter… kriegt mit, wenn das Kind raus möchte… ähem…“ Er warf einen gereizten Blick in die Runde. Sie konnten ihm wenigstens helfen! Allerdings fühlte sich niemand genötigt, auch nur ein Wort zu sagen. Da kam ihm ausgerechnet der Azubi persönlich zu Hilfe. „Und die Mutter lässt das Baby dann raus?“ Ruffy versuchte offensichtlich ernsthaft, aus Shanks’ Geschwafel schlau zu werden. In der Ecke kam ein Geräusch, das klang, als wäre Lou dem Ersticken nahe. Ben dagegen blieb seelenruhig. „Exakt.“ Gerunzelte Augenbrauen. „Die kann das?“ „Ja“, räumte Shanks hastig ein, „Ja, die kann das. Punkt.“ „Da fällt mir ein“, meldete sich Yasopp zu Wort, „Kennt ihr den schon? Kommt ’ne Schwangere auf ’nem Fahrrad zum Arzt und-“ „Jetzt nicht“, knurrte Shanks – einerseits, weil er den Witz bereits in- und auswendig kannte, andererseits, weil er das Thema abschließen wollte, ohne in noch gefährlichere Gewässer vordringen zu müssen. „Okay, okay“, Yasopp hob die Hände, „Wie wär’s dann mit dem: Vier Nonnen kommen in den Himmel und Petrus fragt sie-“ „Ja, ja, ja“ fiel ihm Shanks unwillig ins Wort, „Haha, witzig. Es darf gelacht werden. Ich-“ „Shanks?“ Ruffy wieder. „Was denn, Kleiner?“ „Also, Frau Makimoto hat das Baby in ihrem Bauch drin-“ „Ganz genau.“ „Aber… und wie- wie kam das dort rein?“ „Arghh…!“ Es war passiert. Es war passiert und dabei hatte er doch genau dieses Thema eigentlich unter den Tisch fallen lassen wollen. „Jahh Captain… Wie kam das Baby denn dort überhaupt rein?“ Shanks verspürte mit einem Mal den starken Drang, Yasopp mit bloßen Händen zu erwürgen. Stattdessen wandte er sich dem Jungen zu. „Das ist dort drin gewachsen.“ „Einfach so?“ Das war seine Chance auf einen eleganten Abgang. „Yep, einfach so.“ „Na ja“, schaltete sich Lou ein, „Ein bisschen komplizierter ist es dann schon noch. Ist dein letztes Mal schon so lange her, dass du dich nicht mehr an die Einzelheiten erinnern kannst, Captain?“ „An was für Einzelheiten?“, Ruffy klang hellwach, „Shanks, an was für Einzelheiten?“ Shanks funkelte seine Unteroffiziere bitterböse an. Diese versoffenen, nichtsnutzigen, undankbaren… ! Dann fügte er sich in sein Schicksal. „Also Ruffy, hör mal gut zu: Damit eine Frau überhaupt ein Baby in ihren Bauch kriegen kann, braucht sie vorher noch… ähh… ein wenig Hilfe.“ „Hilfe?“, der Junge legte den Kopf schief, „Hilfe von wem?“ Lou richtete sich in seiner Ecke trotz Gurkengläser zur vollen Größe auf: „Hilfe von einem Mann.“ An der Tür lehnte Ben mit verschmitztem Grinsen den Kopf gegen das Holz. „Und es ward Licht.“ „Häää?“, ließ sich Ruffy, jetzt vollends verwirrt, vernehmen, „Von einem Mann? Warum? Was hat denn jetzt ein Mann damit zu tun?“ ~?~?~?~?~?~?~ „NEIN“, erklärte Shanks dem aufgebrachten Jungen zum fünften Mal, „Der Mann stopft das Baby nicht da rein!“ Von Yasopp ließ sich ein dezentes Hüsteln vernehmen. „Na ja… streng genommen… doch, irgendwie schon.“ „Klappe zu“, fauchte Shanks. Mittlerweile wäre er am liebsten die Wände hochgegangen. Er hielt sich ja grundsätzlich für einen gelassenen Menschen. Soweit er wusste, NERVTE er seine gesamte Umgebung sogar ständig damit – beispielsweise dann, wenn er auch in Situationen komplett gelassen blieb, bei denen etwas weniger Ruhe durchaus ihre Vorteile gehabt hätte. Aber im Moment fühlte er sich kein bisschen gelassen und, was noch schlimmer war, er fühlte sich auch kein bisschen betrunken – von wegen, der Rum würde gleich kommen! Vermutlich war es die ungewohnte Nüchternheit, die ihm gerade die Laune vermieste- „Wie soll das denn sonst funktionieren?“ -entweder das oder es lag ganz einfach an dem schwarzhaarigen Zwerg, der hier gerade ernsthaft versuchte, mit ihm über rund 8000 Jahre Evolutionsgeschichte herumzustreiten. „Herrgott!“ Er riss sich den Strohhut vom Kopf und fuhr sich entnervt durch die Haare. „Bei allen sieben Weltmeeren, jetzt helft mir gefälligst mal!“ Und, als keine unmittelbare Reaktion zu sehen war, fügte er so drohend wie möglich hinzu: „Das war KEINE Bitte.“ Yasopp warf ihm einen zweifelnden Blick zu. „Okay…“, begann er zögernd, „Na jahh, die Sache ist die…“ Lou unterbrach ihn. „Ich hab ’nen Vergleich für dich, Kleiner.“ Er grinste triumphierend. „Stell dir das Ganze mal als Kochtopf vor.“ Von der Tür her kam ein schnaubendes Geräusch. „Äh“, machte Shanks nicht besonders intelligent, „Äh. Was?“ „Shhhhht“, zischte es aufgebracht, „Halt die Klappe, Shanks!“ Ruffy war anscheinend wirklich interessiert. „Was ist mit ’nem Kochtopf?“ Lou breitete die Arme aus. „Stell dir vor“, begann er sinnierend, „…du willst irgendwas kochen.“ „Kann nicht kochen“, gab Ruffy zu bedenken. Das irritierte Lou für einen Augenblick. „Ähm… na ja, okay. Pech. Stell’s dir trotzdem vor, klar?“ „Aye, aye.“ „Braves Bürschchen… also, wenn du was kochen willst, dann soll das Zeug am Ende ja auch nach was schmecken, oder?“ Ruffy nickte eifrig. „Ich mag Fleisch“, sagte er. Lou winkte ab. „Wie auch immer… jedenfalls, das mit den Babys ist genau so. Man braucht verschiedene… ähem… Zutaten, damit was Ordentliches dabei rauskommt, kapiert? Also, jetzt mal rein metaphorisch gesprochen… du nimmst n’bisschen Wasser, bisschen Knoblauch – das kriegst du von der Frau – und n’bisschen Obers oder Milch – das kaufst du beim Mann, dann noch ’ne Prise Salz und würzen… gut umrühren, erhitzen – et voilà! Fertig ist die Suppe.“ Er blickte Annerkennung heischend in die Runde. „Fast genau so wie beim Menschen. Merk dir das, Kleiner- is’ alles wie beim Kochen. Nur dass du dir im wirklichen Leben noch leichter die Finger verbrennst…“ ~?~?~?~?~?~?~ Ein paar Sekunden lang war es still. „Du…“, stellte Ben schließlich sachlich fest, „Du hast… den menschlichen Geschlechtsakt gerade mit dem Kochen von Knoblauchsuppe verglichen.“ „Ja. Na und? Mein Vergleich war äußerst passend.“ „Du hast“, wiederholte Shanks und schob sich den Hut aus den Augen, „…gerade gesagt, dass Rumvögeln im Prinzip dasselbe ist wie das Kochen von Suppe.“ „Ähhm…“, sagte Lou schon etwas zögerlicher, „Noch mal ja. Ja, hab ich.“ Einen Augenblick lang war es Stecknadel-fallen-lassen-still. Dann prustete Shanks so heftig los, dass Yasopp erschrocken zusammenzuckte. Er lag auf dem Boden und hielt sich den Bauch vor lachen. Und keine zwei Sekunden später stimmte Ruffy mit ein. Zwar wusste er nicht wirklich, was nun eigentlich so lustig gewesen war, aber Shanks fand es offensichtlich witzig genug, um sich darüber kaputtzulachen und das war ihm Grund genug – ganz abgesehen davon, dass es ihm sowieso immer furchtbar schwer fiel, ernst zu bleiben, wenn Shanks irgendetwas lustig fand. Draußen vor der Tür hielt Makino erstaunt inne, als sie an der Speisekammer vorbeiging. Dann machte sich leise grinsend daran, das nächste kaputte Glas zu beseitigen. ~?~?~?~?~?~?~ Es dauerte gut zehn Minuten, bis Shanks und Ruffy wieder genügend Luft bekamen, um gefahrlos sprechen zu können. Inzwischen hatte sich die Sitzordnung verändert, Yasopp hatte ein Regalbrett in Beschlag genommen, Lou saß auf der einzigen hölzernen Kiste, die er hatte finden können, Ben war am Türrahmen nach unten gerutscht und Shanks lag quer durch den Raum ausgestreckt auf dem Boden – Ruffy nahm im Schneidersitz seinen Brustkorb in Beschlag. „So“, resümierte er zufrieden, „Babys wachsen in Frauenbäuchen und dahin kommen sie überhaupt nur, wenn der Frau vorher von ’nem Mann geholfen wird. Richtig?“ Shanks lachte schon wieder. „Tadellos, Kleiner!“ Yasopp rieb sich die Hände. „Na wunderbar“, rief er, „Das war’s dann wohl. Alle Klarheiten beseitigt – wir können wieder raus.“ „Shanks?“ „Was denn noch?“ „Die ganze… Suppengeschichte mit dem Baby funktioniert nur, wenn ein Mann der Frau hilft?“ „So… ungefähr.“ „Geht’s nicht auch umgekehrt?“ „Bezweifle ich stark.“ „Aha…“ „Nun“, murmelte Ben geistesabwesend, „Eigentlich… also, versuchen, ein Baby zu machen können eigentlich alle. Funktionieren wird’s natürlich nicht, aber versuchen…“ Shanks stützte sich auf beide Ellenbogen – vorsichtig darauf bedacht, den Jungen dabei nicht auf den Fußboden zu schubsen - und richtet sich halb auf. Doch Ruffy kam ihm zuvor. „Wie, alle?“ Ben sah hoch und schien aus tieferen Gedanken aufzuwachen. „Tja… alle alle“, sagte er. „Auch zwei Männer? Zum Beispiel?“ Aus der Ecke mit den Gurkenkartons ertönte ein Husten. Jeder andere Mensch wäre rot angelaufen, hätte er die drei Paar Augen auf sich gespürt, deren Blicke ganz deutlich besagten: Was zum…? Ben aber starrte bloß sekundenlang auf den Holzboden unter seinen Füßen, dann räusperte er sich und schenkte Ruffy ein aufmunterndes Beinahe-Lächeln. „Alle hab ich gesagt, Kleiner… und genau das meine ich auch.“ „Hm.“ Ruffy schien nun vollkommen zufrieden mit sich und der Welt zu sein - eine Ansicht, den Shanks und der Rest nicht unbedingt teilten. „Sag mal, Ben…“, setzte Lou an, „Da… ist nicht zufällig was, das du uns sagen willst, oder?“ Jetzt war es an Ben, perplex zu starren. „Was?“ Er war so schnell auf den Beinen, dass Ruffy beinahe schwindelig wurde. „WAS? Ihr… ohh Mann! Ihr habt sie doch nicht mehr alle! Ich-“, er bemerkte die amüsierten Gesichter, „Das waren die theoretischen Möglichkeiten! Theoretisch, klar? Das Kind hat ein Recht darauf, informiert zu werden und überhaupt-“ „Klaaar doch“, Shanks grinste von einem Ohr zum anderen, „Theoretisch, schon verstanden. Komm schon, Ben, niemand verurteilt dich! Du kannst gerne…“, er musste sich das Lachen verbeißen, ehe er weitersprechen konnte, „…du kannst uns alles sagen. Du kannst MIR alles sagen, alter Freund- keine Geheimnisse mehr, wie wär’s? Du musst auch gar nicht-“ „Ach, haltet die Klappe, ihr besoffenen Vollidioten“, Ben langte nach der Türklinke, „Der reinste Kindergarten ist das hier!“ „Ich bin stocknüchtern, bitte sehr!“, brüllte Shanks ihm hinterher, als die Tür zuknallte. ~?~?~?~?~?~?~ Makino polierte den Tresen und wich hin und wieder einem vorbeisausenden Gegenstand aus, der hinter ihr an die Wand krachte. Ben saß schon seit geraumer Zeit wieder in seiner Ecke, gerade waren Yasopp und Lucky Lou aufgetaucht. In weiser Voraussicht begann sie, eines der Rumgläser zu füllen und siehe da- die Tür zur Speisekammer öffnete sich und Shanks marschierte heraus. In der Türöffnung bückte er sich tief und Makino brauchte einen Moment, ehe sie begriff, dass er das tat, weil Ruffy auf seinen Schultern saß. „So“, verkündete er lauthals und binnen einer Sekunde lauschte das gesamte Lokal andächtig auf das, was der Captain zu verkünden hatte, „WO ist jetzt mein Rum?“ Sie grinste und deutet auf den Tresen. Das Geschrei ging wieder los, Shanks ließ sich auf seinen angestammten Platz fallen, Ruffy kletterte wie ein Affe von seinem Rücken auf den Tresen und von dort aus auf „seinen“ Barhocker. Das Glas Apfelsaft stand noch unberührt dort, wo er es hatte stehenlassen. Der Junge machte sich darüber her, als hätte er seit zwei Wochen nichts zu trinken bekommen. Einen Platz weiter tat Shanks mit beinahe exakt derselben Bewegung dasselbe und Makino verbiss sich ein Lachen. „Also?“, erkundigte sie sich neugierig, „Wie war’s, Ruffy? Hast du was gelernt?“ Der Junge nickte mit vollem Mund und aufgeblasenen Backen. Das Glas vor ihm war leer. Sie schmunzelte. „Was hast du denn gelernt?“ Er schluckte und strahlte. „Frauen können ein Kind aus ihrem Bauch lassen und Ben will unbedingt mit einem anderen Mann Knoblauchsuppe kochen.“ Und das war übrigens das zweite Mal an diesem Tag, dass Shanks sich ganz furchtbar verschluckte. End. ~?~?~?~?~?~?~ Nun stellt sich vielleicht die Frage: Wie kommt auf eine derat seltsame Idee? Ich hab vor ein paar Tagen ziemlich eingehend darüber nachgedacht, von wem Ruffy denn nun tatsächlich aufgeklärt worden sein könnte (immer mal vorausgesetzt, er ist es überhaupt...) und da fiel mir auf, dass außer Shanks da kaum jemand in Frage kommt. Mal ernsthaft - Ace? Grandpa? Nicht doch... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)