Bomb Run von KateFromHighburyPark (Eine US-Bomberbesatzung im 2. Weltkrieg) ================================================================================ Kapitel 7: An Lilly ------------------- First Lieutenant Eugene W. Davis 322nd BS, 112th BG; Lincolnshire, England 12. Juni 1944 Liebste Lilly, wie geht es dir? Ich vermisse dich furchtbar. Sehr habe ich mich sehr über deinen Brief gefreut, auch über das Foto von dir und meiner Schwester. Du siehst sehr hübsch darauf aus. Wir waren vor einer Woche im Einsatz nach Schweinfurt, wo uns das Höhenleitwerk weggeschossen wurde und wir eine Bruchlandung in Manston gebaut haben. Das Flugzeug hat am Bauch ziemlich Schaden genommen und wir konnten sechs Tage nicht fliegen. Der arme Gunny hatte danach eine Beule auf der Stirn, die wie ein dickes Ei aussah. Dann allerdings haben sie es uns so richtig gegeben. Zuerst nach Mannheim, dann flogen wir unseren zehnten Einsatz nach Nürnberg, schon wieder so viele verdammte Meilen über Feindterritorium. Dort sollten wir Industrieziele bombardieren. Mir kommt aber nach und nach der Verdacht, dass wir nicht nur solche Ziele bombardieren. Was, wenn wir ein Krankenhaus oder eine Schule erwischen? Über dem Ziel gab es wie immer Flak. Flak, Flak. Und Jäger. Ich möchte wissen, wie viel Jägerflugplätze es in Süddeutschland gibt. Es müssen Massen sein, nach den Messerschmitts und Focke-Wulfs zu urteilen, die sich auf uns gestürzt haben, wie hungrige Wölfe. Die Deutschen sind sehr gute Piloten, und das macht sie so gefährlich. Sie stürzen sich nicht blind auf einen, sondern überlegen sich ihre Züge gut. Viele der alten Jungs, mit denen wir gestartet sind, sind nicht mehr da. Clarence Malkin hat es letzte Woche über Frankreich erwischt. Noch vor dem großen Einsatz nach Schweinfurt. Mit dem waren wir öfters einen Trinken, das habe ich dir schon geschrieben. Eine Focke-Wulf hat zwei seiner Motoren zerschossen. Wir waren irgendwo über Le Havre auf dem Zielanflug. Er hat seine Motoren auf Segelstellung gesetzt und alle Bomben abgeschmissen. Er wusste, er konnte nichts machen, als die Flak auch noch seinen dritten Motor lahmlegte. Dann hat er seine Besatzung abspringen lassen und ist ihnen selbst gefolgt. Das verrückte war, er hat sich zu uns auf den Funk geschaltet und uns alles erklärt. Einfach so, als plaudere er über Kaffeeklatsch. Die ganze Maschine hat ihm gebannt zugehört. Wir konnten es beinahe nicht fassen. Don und Gorsky haben ihm noch ihren Respekt ausgesprochen. Hoffentlich haben es die Jungs alle heil geschafft. Lilly, jedes Mal wenn ich an dich denke, sitzt mir ein Kloß im Hals. Gerade als wir dabei waren Pläne zu schmieden, mussten sie uns trennen. Gerade als wir heiraten wollten. Ich sitze hier in England und denke, jedes Mal wenn wir starten, könnte es das letzte Mal sein. Ich will dich nicht mit meinen Gedanken belasten. Deshalb frage ich dich etwas anderes. Wie geht es Mum und Dad? Wie läuft es auf der Farm? Hat die Braune, du weißt, deine Lieblingskuh, schon ihr Kalb? Läuft der alte Ford-Trecker noch, oder hat Dad ihn mittlerweile ausrangiert? Erzähl mir in deinem Brief doch ein bisschen was von zuhause. Wir haben nach unserem sechsten Einsatz vier Tage frei bekommen, weil die Maschine so kaputt war. Und nach den nächsten, dem dreizehnten oder vierzehnten, bekommen wir wieder drei Tage Urlaub, hoffen wir. Die Jungs fahren vielleicht nach London. Ich denke, dieses Mal fahre ich mit ihnen zusammen dahin. Ich hoffe du wartest weiterhin auf meine Briefe, auch wenn ich manchmal sehr lange zu schreiben brauche. Ich liebe dich, pass’ auf dich auf, dein Eugene Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)