Dinge, die ich wissen wollte, bevor ich sterbe. von abgemeldet (Namamekashiki Ansoku, Tamerai ni Hohoemi.) ================================================================================ Prolog: ~*Jetzt würde ich sie treffen...*~ ------------------------------------------ Da stand ich, direkt vor der Tür und war aufgeregt. Jetzt würde es soweit sein, endlich würde ich sie treffen. Ich hatte einen Dolmetscher dabei und einen Arzt. Die Diagnose war: Ich hatte Krebs, würde bald sterben. Um es genauer zu sagen: Wahrscheinlich schon morgen früh. Deshalb hatte ich mich auf eine lange Reise gemacht, um SIE zu treffen. Damit ich, noch bevor ich sterben würde, endlich Antworten auf meine vielen Fragen bekommen würde. Es hatte mich sehr viel Mühe und Anstrengung gekostet, hier her zu kommen. Außerdem eine Unmenge von Geld. Geld, das meine Eltern für mich zusammengekratzt hatten. Und Spenden von vielen Verwandten und Freunden. Ich konnte nicht fassen, dass sie das wirklich für mich getan hatten. Eigentlich hätten sie genug Grund gehabt, mir böse zu sein. Denn wer verlässt schon seine Familie kurz vor dem Tod, um jemanden zu treffen, den man noch nie kennen gelernt hat? Aber dazu war ich ja hier. Um sie kennen zu lernen. Die, die so viel in meinem Leben bewegt hatten, auch wenn ich sie nicht wirklich kannte. Ängstlich fragte ich Herrn Silber, meinen Dolmetscher(, der auch von meinen Eltern bezahlt wurde): „Glauben Sie, dass sie darauf eingehen…? Vielleicht stör ich sie auch nur und sie haben keine Lust, mit mir zu sprechen?“ „Nein“, sagte er ruhig, „mach dir darum mal keine Sorgen, schließlich haben wir ja die Erlaubnis bekommen.“ Ich nickte und starrte auf die Tür. Dann klopfte er an. Herr Doktor (– ich kannte ihn nur unter diesem Namen –) legte seine Hand auf meine Schulter, um mich zu beruhigen. Er ahnte wohl, dass ich ziemlich aufgeregt war. Und das war weniger gut für mein Herz. Die Tür wurde von innen geöffnet. Vor uns stand ein älterer Japaner und lächelte mich freundlich an. Ich atmete auf. Das musste wohl einer von den Typen sein, die sich um Diru kümmerten. Er gab mir die Hand, die ich erleichtert entgegennahm. Er hatte einen etwas unsicheren Händedruck. Aber dann ließ er auch schon wieder los und führte mich ins Zimmer. Ich schaute auf und sah irgendwo hinten auf einem Sessel einen Mann in einer eher liegenden Position sitzen, der mich leicht angenervt anguckte. Beschämt schaute ich sofort wieder runter, auf meine Hände, die ich verkrampft ineinander hielt. Ich wusste zwar, dass Kyo manchmal oder des Öfteren so drauf war, aber das so real zu erleben, war irgendwie schockierend. Ich wurde zu einem runden Tisch geführt, welcher mitten im Raum stand und setzte mich auf einen bereitstehenden Stuhl, Herr Doktor rechts und Herr Silber links von mir. Nach einer kurzen Weile, die mir allerdings unendlich lang schien, traute ich mich, von meinen Händen auf dem Schoß wieder hochzublicken. Da saßen die anderen Vier mir direkt gegenüber. Ich war völlig verwirrt. Allein schon, weil sie ungeschminkt waren. Ich war mir immer sicher gewesen, ich würde sie sofort erkennen, aber jetzt, als es wirklich so weit war, konnte ich mich nicht recht besinnen, ob ich diese Personen überhaupt schon mal gesehen hatte. Dann, nachdem ich mich einwenig an den Anblick ‚gewöhnt’ hatte, wurde mir ganz klar, wen ich jeweils vor mir hatte. Ganz links saß Shinya. Die dünne, kleine Gestalt, auf die ich mich irgendwie am meisten gefreut hatte. Er hatte die Hände gefaltet auf dem Tisch liegen und lächelte mir ein wenig zu, sodass ich mich gleich ein ganzes Stück sicherer fühlte. Rechts von ihm saß Daisuke. Er schaute mit einem aufmerksamen Gesichtsausdruck abwechselnd auf mich und auf seine Fingernägel. Mir war unklar, wieso. Aber er tat es. Als nächstes konnte ich Toshiya erkennen. Er saß etwas weiter vom Tisch weg als die anderen (abgesehen von Kyo). Deshalb konnte ich erkennen, dass er die Beine überkreuzt hatte. Ebenfalls seine Arme. Und er hatte sein typisches Grinsen, weshalb ich kurz lächeln musste. Das war Toshi. Zuletzt erkannte ich ganz rechts Kaoru. Irgendwie war er am leichtesten wieder zu erkennen. Vor allem an den hohen Wangenknochen, die ich immer so geliebt hatte. Und sein ernster Gesichtsausdruck, den ich in diesem Moment allerdings eher als freundlich empfand. Er hatte die Ellenbogen auf den Tisch gestützt und lehnte sein Kinn auf die gefalteten Hände. Ich atmete erneut auf. Der einzige, bei dem ich mir eher unwillkommen vorkam, war Kyo. Aber ich wusste, dass er letztendlich ein verdammt netter Mensch war. Kapitel 1: ~*Ich stelle euch einige Fragen...*~ ----------------------------------------------- „Konnichi-wa!“, brachte ich leise hervor, eines der wenigen Wörter, die ich auf Japanisch verstand. Die Anderen antworteten mir mit dem gleichen Wort, fast gleichzeitig, als wäre es bei ihnen schon so etwas wie Reflex. Dann sagte Kaoru irgendwas zu Kyo, der sich kurz darauf aufrichtete, durch die Haare wuschelte und dazukam. Er setzte sich auf den freien Stuhl zwischen Toshi und Die. Der Rest warf mir Blicke zu, die wohl so was wie „Gomen-nasai“ bedeutet sollten, auch eines der wenigen Worte, die ich kannte. „Rei desu.“, sagte ich. Das war mein Name. Ich zeigte auf mich, sie nickten. „Ich bin hier, weil ich mit euch reden möchte.“ Herr Silber übersetzte mich. „Es gibt einige Dinge, die ich so gerne wissen würde… ich werde bald sterben. Und bevor das passiert, wollte ich euch treffen. Gott sei Dank, dass ich das geschafft habe.“ Die Fünf schauten mich erstaunt an. Ich konnte nicht ahnen, was für Gedanken ihnen in dem Moment durch den Kopf gingen. Aber sehen konnte ich, dass sich die Situation geändert hatte. Sie saßen plötzlich mit einer ganz anderen Einstellung da. Vor allem bei Kyo konnte ich das sehen. Er schaute jetzt irgendwie aufmerksam aus. Toshiya konnte man ansehen, dass er irgendwie gerührt war. Das erinnerte mich an die Szene aus ihrem Live-Auftritt, als ihm auf einmal Tränen in den Augen standen, weil die Fans so jubelten. Er schien sich leicht von so was mitreißen zu lassen. Vielleicht hing das mit seiner Vergangenheit zusammen, dachte ich. Und Die, der hörte sofort auf, seine Fingernägel zu begutachten. Stattdessen guckte er mich mit einem sehr ehrlichen Gesichtsausdruck an. Und Shinya, er schien Mitleid zu empfinden. Eigentlich verständlich, aber ich wollte kein Mitleid. Ich hatte mich schon seit zwei Jahren auf meinen bevorstehenden Tod vorbereitet. Trotzdem ging mir dabei nichts wirklich Negatives durch den Kopf, als mich Shin so anschaute. Kaoru dagegen schien wohl ein bisschen verlegen zu sein. Vielleicht, weil er nicht so ganz wusste, wie man einer Person wie mir gegenüber trat. Ich konnte mir auch vorstellen, dass er nicht besonders froh darüber war, dass ich aus diesem Grund noch zu ihnen kam, weil er so nämlich von der Existenz eines Fans bescheid wusste, der jetzt bald sterben würde und ihn in Gedanken vielleicht noch lange verfolgen würde. Wer weiß. „Ich bitte euch, dass ihr mir ehrlich antwortet. Vielleicht verlange ich zu viel. Aber ich möchte es so gerne wissen. Ok?“, sagte ich. Sie schienen wohl halbwegs einverstanden damit zu sein. „Gut, dann fange ich bei Shinya an…“, sagte ich. Shin machte ein Gesicht, als hätte ich ihn gerade bei irgendwas ertappt. Hatte ich natürlich nicht. Aber er merkte wohl, dass ich ihn irgendwie den Anderen vorzog. Dass er etwas Besonderes für mich war. „Ok… das klingt jetzt vielleicht doof, aber was ich schon immer wissen wollte ist, … ob du… verheiratet bist?“ Ich war jetzt diejenige, die sich ertappt fühlte. Wahrscheinlich war ich gerade hochrot, aber das konnte ich ja nicht sehen. Ich schaute schnell wieder nach unten, nach dem Motto, vielleicht sehen mich die Anderen dann ja auch nicht. Aus diesem Grund konnte ich nicht gleich sehen, dass diese nur darüber lächelten. Dir en grey Mitglieder wurden wohl oft solche Sachen gefragt. Erst als ich wieder kurz aufschaute, merkte ich, dass sie meine Frage nicht wirklich als peinlich empfanden. „Nein“, sagte Shinya, „aber ich habe eine Freundin.“ Ich biss mir auf die Lippe. Fühlte mich gerade ziemlich empfindlich. Dann fragte ich: „Und wie ist sie so?“ Shinya lächelte. „Sie würde dir bestimmt gefallen“, sagte er. Das war alles. „Ach so“, sagte ich. Musste dann auch lächeln. Langsam fühlte ich, wie ich ein wenig entspannter wurde. „Und noch was. Magst du Hunde wirklich so gerne oder ist das immer nur so klischeehaft gewesen?“ Die Anderen mussten lachen. Die sagte: „Ja, er liebt die Dinger wirklich.“ Ich hoffte in dem Moment, sie würden ihn jetzt nicht für den Rest seines Lebens für diese Frage dissen. Aber dann lachte er auch. „Ja, sicher mag ich Hunde.“ Ich schaute ihn an und sagte: „Ich würde Miyu unheimlich gerne einmal kennen lernen.“ „Magst du Hunde?“, fragte Shinya. „Ich habe Angst vor Hunden“, sagte ich. Aber eine Zeit lang war diese Angst weg – weil ich so begeistert war von dir, dachte ich. „Oh…“ Shinya hatte jetzt wieder diesen mitleidigen Gesichtsausdruck. „Egal“, sagte ich und lächelte. „Wie schaffst du es, so dünn zu bleiben?“, fragte ich jetzt ganz spontan. „Naja…“, sagte er, „wenn man viel Sport treibt, geht das eben…“ Ich musste grinsen. Stellte mir gerade vor, wie Shinya jeden Morgen mit Miyu drei Stunden durchjoggte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)