Betrunken von Rikane (Ohne Vorkenntnisse lesbare Side- und w³-Story zu 'Alles ist möglich') ================================================================================ Kapitel 1: Betrunken -------------------- Wieso hatte er es sich auch mit Tom verscherzen müssen? Hätte er diesen nicht so angeblafft, hätte dieser ihm den Gefallen sicher getan ohne dafür einen so hohen Pries zu fordern. Dabei sagte Rolanda immer, Toms Preise für Gefälligkeiten wären sehr niedrig. Wenn er zurück nach Hogwarts kam, würde er der aber was erzählen! Falls Severus jemals wieder dorthin zurück kommen würde. Noch versuchte er nämlich Padma nach Hause zu bringen. Kurz hielt er an, um zu verschnaufen. Jetzt irrte er schon seit einer viertel Stunde durch die Straßen Londons um die Wohnung von Padma zu finden. Diese war nämlich ziemlich betrunken, so dass sie kaum noch alleine stehen konnte. Das hatte sie eindrucksvoll unter Beweis gestellt, als sie im 'Tropfenden Kessel' umgefallen war. Eigentlich hatte er dann geplant, dass Tom sie nach Hause bringen lässt, allerdings hatte Tom dafür eine immense Summe gefordert. Zwar hatte Severus so viel Geld bei sich gehabt, aber er war nicht bereit gewesen so viel für Padma auszugeben und als er anfangen wollte zu handeln, hatte To ihn mitsamt Padma vor die Tür gesetzt. Also musste er versuchen, Padma selbst nach Hause zu bringen, weshalb er sie jetzt halb tragend, halb hinter sich herziehend durch die Straßen Londons transportierte. Was blieb hin anderes übrig. Sicher hätte er auch einen Schwebezauber gebrauchen können, doch er befand sich praktisch im Zentrum von Muggel-London und so wäre das wohl zu auffällig gewesen. Nachdem er Padma allerdings nun bald eine viertel Stunde durch London getragen hatte, wäre ihm sogar das Zaubern vor Muggeln recht, um dieser Last zu entgehen. Allerdings kam er mit dieser Last an seiner Seite nicht an seinen Zauberstab, so dass es nicht zu diesem Gesetzesbruch kam. Eine betrunkene Frau nach Hause zu bringen, war nämlich schwerer als er vermutete hatte. Anfangs war Padma nämlich noch etwas widerspenstig gewesen, wobei etwas untertrieben war. Sie hatte sich ziemlich gewehrt und erst nach fünf Minuten Weg hatte sie langsam aufgegeben. Das führte allerdings dazu, dass sie kaum noch lief, so dass Severus sie praktisch neben sich her schleifen musste. Severus hielt kurz inne, während er nach einem Straßenschild suchte, und betrachtete die scheinbar dösende Padma. Einen Arm hatte er sich den Hals gelegte, so dass sie halbwegs Halt hatte. Gleichzeitig ruhte ihr Kopf jetzt auf seiner Schulter, wobei ihr Haar ihr dabei ins Gesicht fiel. In diesem dösenden Zustand konnte man sie beinahe als niedlich bezeichnen. Ansonsten war sie immer so kratzbrüstig. Doch jetzt, im friedlichen Zustand, war sie sehr nett anzusehen. Vermutlich zur Zeit jedoch auch eine traurige Schönheit, wenn man bedachte, dass sie gerade eine Trennung hinter sich hat. Seufzend schüttelte Severus den Kopf und wandte sich wieder der suche nach dem Straßenschild zu. Wie konnte er Padma als niedlich bezeichnen? Vermutlich bekam er schon allein von ihrem Atem einen Schwips, denn wie konnte er sonst so etwas denken. Padma hatte es noch geschafft ihm die Adresse ihrer Wohnung zu sagen. Mehr allerdings auch nicht und so musste Severus blind drauf los suchen. Noch einmal seufzte er. Dann versuchte er Padma in eine für sich bequemere Haltung zu manövrieren und ging weiter. Unfassbar, er trug gerade tatsächliche eine ehemalige Schülerin nach Hause. Außerdem sollte er diese auch noch heiraten. Das fing ja echt klasse an. Er trug seine zukünftige Frau nach Hause. War das nicht eigentlich immer anders rum? Padma ließ einen zufriedenen Seufzer von sich hören. Nicht zu auszudenken, wenn sie jetzt im nüchternen Zustand an seiner Seite hängen würde. Im betrunkenen war sie allemal ziemlich anstrengend. Außerdem hatte sie ihm schon dreimal vorgeschlagen zu heiraten. Was wäre schon dabei zu heiraten, wenn die Eltern das wollten, hatte sie gesagt. Nicht zu fassen! Betrunken hatten sie wirklich komische Ideen. Als ob sie beide wirklich heiraten würden. Er war so in seine Gedanken vertieft, dass Severus fast an der richtigen Straße vorbeigegangen wäre. Er hatte sie wirklich gefunden und die Chance dazu war wirklich gering gewesen. Theoretisch hätte er ja auch in die komplett falsche Richtung laufen können. Er hatte sich diese Möglichkeit sogar schon ausgemalt und überlegt, was er mit Padma machen sollte, falls er die Straße nicht fand. Er konnte sie ja schlecht mit nach Hogwarts nehmen. Vermutlich hätte er sie in einem billigen Hotelzimmer untergebracht. Denn Hogwarts war ja nicht wirklich eine Alternative, oder..? Was hatte Padma gesagt, in welchem Haus wohnte sie? In dem mit der Nummer sieben soweit Severus sich erinnern konnte. Dann musste er sie ja nicht mehr wie schleppen. Zum Glück, denn sie wurde mittlerweile wirklich schwer, schwerer als er erwartet hatte. Als Severus bei dem Haus mit der Nummer sieben ankam, stand er vor einen mehrstöckigen roten Backsteinhaus. Ein typisches Haus für diese Gegend. Einer Gegend, die sicher nicht Jahr für Jahr den Preis für die sicherste Nachbarschaft gewann. Trotzdem schien das Haus in einem guten Zustand zu sein, immerhin sah Severus nirgendwo eine zerbrochene Fensterscheibe. Er trat näher an die Tür heran, um auf den Türschildern erkennen zu können, in welcher Wohnung Padma wohnte. Allerdings war es zu dunkel, um die Namen lesen zu können. Und weit und breit keine natürliche Lichtquelle. Jetzt half ihm wohl nur noch Zauberei. Seinen Zauberstab konnte er allerdings dank Padma noch immer nicht ohne weiteres erreichen. Er wollte jetzt allerdings auch keinen Zauber ohne Zauberstab ausprobieren, diese waren ziemlich schwierig und da er etwas getrunken hatte, war die Wahrscheinlichkeit die Tür aufzusprengen statt nur die Schilder zu erleuchten wohl größer. Also musste er wohl seinen Zauberstab hervor holen. Nachdenklich betrachtete er Padma. Da sie sich zur Zeit nicht bewegten, war sie wohl tatsächlich tiefer eingeschlafen. Einerseits konnte er seinen Zauberstab nun vielleicht unbemerkt aus der Tasche holen, andererseits bestand das Risiko, sie damit zu wecken, aber das musste er wohl eingehen. Vorsicht griff er in seinen Mantel, während er Padma leicht wegschob. Sie kicherte leise und Severus hoffte, dass das nichts mit seiner Berührung zu tun hatte. Er seufzte erleichtert, als er seinen Zauberstab hatte, ohne sie zu aufgeweckt zu haben. Schnell guckte er noch einmal nach rechts und links, dann ließ er seinen Zauberstab aufleuchten. Jetzt konnte er tatsächlich ein Schild mit der Aufschrift 'Patil' erkennen. Vor dem Namen stand eine Fünf, welche offensichtlich für die Nummer ihrer Wohnung innerhalb des Hauses stand. Allerdings bedeutete diese ebenfalls, dass er mindestens zwei Treppen mit ihr rauf musste. Das würde sicherlich nicht einfach werden, besonders jetzt, wo sie schlief. Severus ließ das Licht wieder erlöschen und musterte dann die Tür. Probeweise drückte er ein wenig gegen, darauf bedacht keinen Lärm zu machen, er wollte jetzt keinen aufgeschreckten Nachbarn vor sich. Jetzt, mit gezücktem Zauberstab und der betrunkenen Padma im Arm. Enttäuscht musste er feststellen, dass die Tür verschlossen war. Und er hatte keinen Schlüssel. Also müsste ihm wohl wieder die Zauberei helfen. Eine Tür zu öffnen, war ja nicht weiter schwer. Noch einmal guckte er schnell nach rechts und links, dann richtete er den Zauberstab auf die Tür, welche nach einem kurzen Zauberspruch aufsprang. Es war einfach toll, ein Zauberer zu sein, ansonsten hätte er sich spätestens hier einen anderen Plan überlegen müssen. Zufrieden betrat Severus die Hausflur, Padma wieder halb tragend, halb schleifend. Leise lies er die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Jetzt war er im Haus, er musste nur noch in ihre Wohnung und er hätte es geschafft. Besorgt betrachtete er die Treppen, die hinaufführten. Diese waren eindeutig nicht dafür ausgelegt worden, dass man darauf eine Betrunkene rauf transportierte. Auch hier entscheid Severus sich gegen einen Schwebezauber, er wusste ja nicht, ob Muggel in diesem Haus lebten, die ihn eventuell beobachteten. Insgesamt musste Severus mit Padma vier Treppen hoch, die paar Stufen im Erdgeschoss nicht als Treppe mitgezählt. Zum Glück bedeuteten die Zahlen vor den Namen tatsächlich die Nummer innerhalb des Hauses, so dass die Wohnung leicht zu finden war. Mühsam schleppte er Padma die erste Treppe hoch, sie regte sich zwar teilweise, war jedoch nicht in der Lage zu gehen. Unten auf der Straße war diese Vorbewegungsart schon anstrengend gewesen, hier auf der Treppe war sie furchtbar. Auf dem ersten Treppenabsatz musste Severus verschnaufen, ansonsten würde er bestimmt nicht bis ins zweite Stockwerk kommen. Noch einmal tief Luft holend machte Severus sich dann an den Anstieg der zweiten Treppe. Immer wieder machte Padma sich bemerkbar, entweder in Form einer kleinen Bewegung oder eines Geräusches. Mitte der Treppe hob sie auf einmal den kopf. Verwirrt schaute sie Severus an. Dann riss sie plötzlich die Augen auf und schnellte mit dem Kopf nach vorne, scheinbar war sie überrascht, wo sie war. So stieß sie mit Severus zusammen, der kurz inne gehalten hatte, um sie anzusehen. Nach dem Zusammenstoß taumelten beide überrascht zurück, Padma stieß gegen die Wand und Severus gegen das Treppengeländer, welches darauf bedrohlich knirschte. Kurzzeitig hatte Severus Angst rückwärts übers Geländer zu fallen und unten auf die Treppe zu stürzen, doch er fand noch rechtzeitig sein Gleichgewicht wieder. Padma jedoch nicht, so dass sie fast die Treppe heruntergefallen wäre, hätte Severus nicht noch schnell reagiert, sie am Arm festgehalten und zu sich rangezogen. Überrascht starrte sie ihn an, schien jedoch noch sprachlos zu sein, was selbst bei einer betrunkenen Padma ungewöhnlich war. Allerdings bekam auch Severus kein Wort über die Lippen, dazu war ihr Gesicht zu nah, viel zu nah. Er konnte jetzt beinahe jedes Detail in ihrem Gesicht erkennen, er glaube sogar sein Spiegelbild in ihren Augen erkennen zu können. In ihren wunderschönen, braunen Augen. Er spürte förmlich, wie seine Selbstbeherrschung nachließ. Das durfte er aber nicht zu lassen, er durfte nicht zu lassen, dass er diesen wundervollen Lippen noch näher kam. Als ob er aus einem Tagtraum erwachte, ruckte sein Kopf nach hinten. Er musste die Kontrolle behalten, und das würde er auch, er würde nicht nachgeben, sondern stark bleiben und Padma unversehrt in ihren Wohnung abliefern. Mit diesem Gedanken wandte er sich wieder Padma zu, die ihn zweifelnd ansah. "Sie..?" Scheinbar war sie sich noch nicht sicher, was er hier tat. Er ließ sich davon jedoch nicht stören. "Alles in Ordnung bei Ihnen, Padma?" Unsicher nickte sie, starrte dabei abwechselnd auf Severus und ihre Füße. "Gut, dann sollten wir weiter gehen." Er wollte schon wieder ihren Arm nehmen, um ihn sich über die Schulter zu legen, als sie abwehrend die Hand hob. "Ich schaff das schon." Anscheinend hatte sie die Lage jetzt begriffen und war wieder halbwegs wach. Jedoch lallte sie noch ziemlich, war dafür allerdings auch ziemlich übermütig, immerhin wollte sie alleine die Treppen hinauf gehen. Severus zweifelte sogar daran, dass sie auf einer ebenen Fläche gehen konnte. "Ich werde sie trotzdem stützen." Ohne auf einen Einwand zu warten, nahm er ihren Arm, legte ihn sich um die Schulter und setzte sich wieder in Bewegung. Je schneller sie oben waren, desto schneller hatten sie das hinter sich. Wenn es nach ihm gegangen wäre, wären sie auch schnell oben gewesen, leider konnte Padma sein Tempo nicht mithalten. Sie schaffte es nicht einmal, die erste Stufe zu erklimmen ohne sofort zu stolpern. Zum Glück hatte Severus darauf bestanden, sie zu stützen. Ansonsten wäre sie wohl gestürzt. Auch beim zweiten Versuch wollte es ihr nicht wirklich gelingen. Stattdessen machte sie unglaublichen Lärm, so dass bestimmt bald sämtliche Hausbewohner wach waren, wenn diese nicht schon vom Lärm ihres vorigen Beinahe-Sturzes geweckt wurden. So würden sie niemals bis in den zweiten Stock kommen. Kurz schaute Severus zu den restlichen Treppen hinauf, dann beobachtete er Padma wie sie jetzt erfolglos versuchte auf zweite Stufe zu kommen, nachdem sie die erste doch noch überraschenderweise gemeistert hatte, wenn auch nicht ohne wieder verdammt laut zu sein. Nein, so würden sie bestimmt nicht zu ihrer Wohnung kommen. Dann musste er sie eben anders hinaufbefördern. "Verzeihen Sie, Padma." Noch bevor Padma reagieren konnte, hatte er ihr Beine umfasst und hob sie hoch. Padma gab einen überraschten Laut von sich, protestierte jedoch nicht weiter, da sie anscheinend gerade wieder kurz vor einer schläfrigen Phase war. Tatsächlich kam Severus so wesentlich besser voran, zwar hatte Padma noch immer nicht das Gewicht einer Feder und seine Arme wurden nach den zwanzig Minuten nun wirklich schwer, doch so würden sie schneller und leiser vorankommen. Währenddessen schien Padma schon wieder zu dösen. Der Schock, der sie vorhin hatte wach werden lassen, ließ wohl nach. Nach zwei weiteren Treppen stand Severus endlich mit Padma auf dem Arm vor der Wohnung mit der Nummer Fünf. Allerdings hatte er nun wieder das Problem mit dem Schüssel. Diesmal war er jedoch gerüstet. Den Zauberstab hatte er schon gehoben, als Padma sich wieder regte. Ziemlich benommen starrte sie auf die Tür und auf seinen Zauberstab. Langsam wurde sie sich wohl bewusst vor welcher Tür sie stand und was Severus wohl vorhatte. "Aber ich hab doch einen Schüssel..." Severus seufzte, natürlich hatte sie einen Schüssel, doch bis sie den jetzt gefunden hatte, hätte er es schon lange geschafft die Tür aufzumachen, sie drinnen abzusetzen und wieder zu verschwinden. Vielleicht konnte er sogar schon wieder in Hogwarts sein, wenn man ihren Zustand bedachte. Erneute setzte er an die Tür mit Zauberei zu öffnen. Padma schüttelte entschieden den Kopf. "Ich habe doch einen Schüssel..." Schicksalsergeben ließ er seinen Zauberstab sinken. Wie konnte man, wenn man so betrunken war, noch so hartnäckig sein? Er hatte allerdings keine Lust, sich jetzt mit ihr zu streiten, das würden nur die Nachbarn hören. "Dann geben Sie mir den Schlüssel..." Hoffentlich brauchte sie nicht allzu lange. "Moment." Ungeschickt begann sie am ersten Knopf ihres Umhangs rumzufummeln, scheiterte jedoch schon am Versuch, diesen zu öffnen. Seufzend betrachtete Severus dieses Vorgehen. Das könnte noch dauern. "Ist der Schlüssel in Ihrer Innentasche?" Padma hielt inne und schaute ihn großen Augen an. Dann nickte sie. Natürlich, wo sollte er sonst sein bei seinem Glück. Doch wie sollte er an den Schlüssel kommen, er brauchte zur Zeit beide Arme um Padma festzuhalten. Noch immer schaute sie ihn mit großen Augen an. Vielleicht konnte er mit der einen Hand nach dem Schlüssel suchen, wenn er sein eines Bein anhob und Padma so quasi auf seinem Oberschenkel absetzen konnte. Vorsichtig hob er das Bein an und setzte Padma darauf ab, dann befreite er einen Arm. Padma guckte ihn erwartungsvoll an. Erstaunlicherweise schaffte Severus es sogar den Knopf ihres Umhangs einhändig zu öffnen, aber nur Extremsituationen brachten bekanntlich die wahren Talente zum Vorscheinen. Ein bisschen komisch fühlte er sich ja schon, wie er so stand. Auf einem Bein, das andere erhoben, um Padma noch irgendwie halten zu können als nur mit einem Arm und eine Hand in ihrem Umhang. Wenn ihn jetzt jemand sehen würde, er war nicht sicher, ob er dann weglaufen würde oder demjenigen einen Todesfluch auf den Hals hetzen sollte. Das war wirkliche eine der seltsamsten Situationen, in der er je gewesen war. Außerdem fand er den Schüssel nicht, so sehr er ihre Innentaschen auch durchsuchte. "Sind Sie sicher, dass der Schlüssel da ist?" "Ja, der muss da irgendwo in der Innentasche sein, da bin ich sicher..." Padma schien das alles nicht weiter zustören. Als ob es ganz normal wäre, dass ein ehemaliger Professor seine Hand in ihrem Umhang hatte, während er sie zusätzlich noch in den Armen hielt. Vermutlich lag das wohl auch an ihrem Zustand, nüchtern wäre sie wohl schon ausgerastet, wobei er bezweifelte, dass Padma ihm überhaupt erlaubt hätte, sie nach Hause zu bringen, geschweige denn zu tragen. Severus wollte gerade schon wieder zu einer Frage nach dem Schlüssel ansetzten, als er in seinem Rücken das Öffnen einer Tür vernahm. "Miss Patil?" Überrascht drehte er sich um und auch Padma wendete den Kopf zur Quelle dieser Stimme. In der offenen Tür, die zur Nachbarwohnung gehörte, stand eine kleine Frau im Morgenmantel und mit Haarnetz. Sie war schon etwas älter, etwa 60 schätzte Severus. Also ein Alter, in dem man immer sehr misstrauisch gegen alles und jeden war und ein Meister im Hinterherspionieren war. Der Sittenwächter des Wohnhauses also. Großartig, gerade so jemanden traf Severus, wenn er eine betrunkene Padma auf dem Arm und gleichzeitig eine Hand in ihrem Umhang hatte. Wie das aussah... Padma war diese Szene wohl nicht minder peinlich und sprang augenblicklich auf die Füße und schaffte es mit einer stützenden Hand an seinem Oberarm sogar stehen zu bleiben, wofür Severus sie bewunderte. Allerdings brachte sie damit fast Severus aus dem Gleichgewicht, der immer noch nur auf einem Bein stand und sich nur, und vermutlich auch sie, nur vor einem Sturz bewahren konnte, indem er noch das andere Bein auf die Erde bekam. Endlich stand er wieder mit beiden Beinen auf der Erde und musste sich nicht mehr ausbalancieren. Kurz schaute Severus zu Padma, diese schien gerade dabei zu sein, sich zu sammeln und ihren Umhang zu richten. Sie sah allerdings schon wieder erstaunlich wach und nüchtern aus. Sicher war sie letzteres nicht, aber immerhin weckte der Schock beim Anblick der Nachbarin ihre Lebensgeister, wie vorhin auf der Treppe. Sie versuchte zu lächeln. "Oh, guten Abend, Mrs. Farley. Entschuldigen Sie die Störung, wir suchen nur meinen Schlüssel.." Sicher würde die Nachbarin dies glauben, es sah ja auch überhaupt nicht nach etwas anderem aus. Noch nie hatte Severus sich sehnlicher nach Hogwarts gewünscht. Missbilligend schaute die alte Frau erst Padma und dann ihn an. Sie sah wirklich nicht überzeugt aus. Padma wurde sichtlich etwas nervöser. "Ähm... Das hier ist mein Freund. Severus Snape." Dem Genannten wäre beinahe das Herz stehen geblieben. Wie konnte sie es wagen, ihn so vorzustellen! Er hatte schon den Mund geöffnet, um zu widersprechen, dies verhinderte jedoch ein eindringlicher Blick ihrerseits. Innerlich schüttelte Severus den Kopf, aber vermutlich würde sich die Situation auch nicht bessern, wenn er ihr jetzt widersprach. Stattdessen räusperte er sich nur und versucht ein wenig freundlicher auszusehen. So freundlich wie es im Anbetracht der Lage nun einmal ging. "Ja, genau, wir suchen den Schlüssel." Neben sich hörte er einen leisen Seufzer der Erleichterung und sah wie Padma ihre Hände in die Taschen ihres Umhang steckte. Auch einmal wurde sie blass und zog die Hand wieder heraus, wobei sie nun etwas in der Hand hielt. "Oh, wo kommt der Schlingel denn her?" Sie versuchte zu lachen, doch auch dies ließ den misstrauischen Blick der Nachbarin nicht verschwinden. Sie hielt doch tatsächlich einen Schlüssel in der Hand. Höchstwahrscheinlich war es sogar der Schlüssel. Die Situation wurde von Minute zu Minute schlechter. Gerade wäre die Suche nach dem Schlüssel in der Innentasche wohl noch halbwegs glaubhaft gewesen, doch jetzt wo sie den Schlüssel in der Außentasche gefunden hatte, fiel ihre Geschichte wie ein Kartenhaus im Wind zusammen. Padma lächelte noch einmal und drehte sich dann zur Tür, um diese aufzuschließen. Der Schock schien jedoch wieder nachzulassen und so brauchte sie einige Anläufe, um überhaupt das Schloss zu treffen. Währenddessen beäugte die Nachbarin sie noch immer misstrauisch und Severus war nicht wirklich in der Lage, diesem Blick irgendetwas entgegen zu setzen. Endlich hörte er hinter sich ein Klicken und die Tür ging auf. Fast augenblicklich stürzte Padma hinterher, vermutlich hatte sie sich gegen die Tür gelehnt und diese hatte nun nachgegeben. Severus guckte kurz hinter sich, aber es war zu dunkel, um irgendetwas zu erkennen. Ein letztes Mal bemühte er sich einen freundlichen Eindruck zu vermitteln, dann verabschiedete er sich. "War nett sie kennen zu lernen, Mrs. ... Farley." Dann betrat auch er die Wohnung und schloss die Tür hinter sich. Augenblick stöhnte er auf. Das eine der schlimmsten und peinlichsten Situationen seines Lebens gewesen. Wo aber war der Grund dafür abgeblieben? "Padma?" Mit einem Anflug von Besorgnis ließ er seinen Zauberstab aufleuchten, hier war er sicher, nicht beobachtete zu werden. Wer wusste schon was Padma nun schon wieder machte? Sie war betrunken, da war sie wahrscheinlich zu allem fähig. Im Flur war sie allerdings nicht mehr. Dann hörte Severus ein Poltern aus einem angrenzenden Raum und hoffte inständig, dass das nicht ihr Schlafzimmer sein würde. Es war schon schlimm genug, dass er überhaupt in ihrer Wohnung war, ihr Schlafzimmer wollte er nun wirklich nicht betreten. Zögerlich ging er auf die Tür des Raumes zu, aus dem er das Geräusch vernommen hatte. Eigentlich konnte er jetzt doch Hause gehen. Er hatte seine Pflicht getan und sie nach Hause gebracht. Das war mehr als genug. Jetzt könnte er einfach nach Hogsmeade apparieren. Diese misstrauische Nachbarin, die vermutlich immer noch auf dem Flur stand, würde dann zwar wahrscheinlich denken, dass er die ganze Nacht hier bleiben würde, aber das konnte ihm doch egal sein. Er würde die Frau nie wieder sehen und Padma würde sich wahrscheinlich nicht einmal mehr erinnern. Er könnte also einfach verschwinden, aber irgendetwas in ihm sträubte sich dagegen. Wahrscheinlich wollte dieser Teil von ihm, dass Padma nicht nur sicher in ihrer Wohnung ankam, sondern auch sicher ihren Rausch ausschlafen konnte, also entweder in ihrem Bett oder mindestens auf dem Sofa. Also gab Severus sich einen Ruck und betrat den Raum, zum Glück war es wirklich das Wohnzimmer und Padma hatte es auch schon fast selbst geschafft, sich auf die Couch zu legen. Nur fast, denn noch saß sie eher und streckte alle Gliedmaßen von sich, den Kopf in den Nacken gelegt. Es sah fast so aus, als würde sie schon schlafen, wenn sie nicht gerade herzzerreißend seufzten würde. Skeptisch machte Severus noch einen Schritt auf das Sofa zu. "Alles in Ordnung bei Ihnen?" Er hatte beschloss, sie jetzt nicht anzuschreien oder anderweitig fertig zu machen, weil sie ihn als ihren Freund ausgegeben hatte. Er war nur froh aus der Situation raus zu sein und diese Frau nicht mehr wiederzusehen. Außerdem war sie betrunken, würde sich nicht mehr dran erinnern oder wusste es eh schon nicht mehr. Letzteres widerlegte sie allerdings, als ihr Kopf plötzlich hochschnellte und ihn beinahe entsetzt anstarrte. "Wieso gerade diese Frau? Wieso mussten wir meiner Nachbarin begegnen? Was hat die denn jetzt für einen Eindruck von mir? Sie wohnt doch noch nicht so lange hier..." Kraftlos ließ Padma ihren Kopf wieder nach hinten sinken. Was sollte Severus dazu sagen? Selbst schuld? Wer sich so betrinkt, muss damit rechnen, bei irgendjemandem einen falschen Eindruck zu hinterlassen? "Brauchen Sie noch was oder kann ich gehen?" Er wollte ihr jetzt keine Predigen halten und auch nicht ihr Seelenklempner werden, er wollte nur noch weg. Noch einmal hob sie den Kopf und schaute ihn wieder mit großen Augen an. "Ein Glas Wasser vielleicht?" Den Wunsch konnte er ihr wohl noch erfüllen. "Wo?" Sie zeigte mit ihrem Arm auf eine Tür am anderen Ende des Raumes. Scheinbar hatte der Schock sie nüchterner gemacht, als er angenommen hatte, immerhin wusste sie, wo ihre Küche war. Mit leuchtendem Zauberstab betrat Severus die Küche, er hatte ja keine Ahnung, wo er hier Licht machen konnte, also musste wohl oder übel noch immer Zauberei herhalten. Zum Glück war es hier in den oberen Stockwerken allerdings schon ein bisschen heller als unten auf der Straße, ein bisschen Mondlicht fiel hier durch die Fenster, so dass man halbwegs etwas erkennen konnte. Jedoch nicht genug damit Severus sowohl den Wasserhahn als auch ein Glas finden konnte. Dank dem Licht seines Zauberstabes war beides jetzt allerdings leicht zu finden. Mit einem Glas Wasser in der Hand betrat er wieder das Wohnzimmer. Vermutlich würde sich hier im Raum noch irgendwo eine Decke finden lassen, jede Frau hatte im Wohnzimmer eine Decke. Falls er eine in diesem Raum finden würde, konnte er sie Padma noch in die Hand drücken, so dass diese dann auf dem Sofa schlafen konnte. Während er sich im Raum suchend umsah, umrundete er das Sofa und stellte das Glas auf den Tisch davor. Eine Decke konnte er allerdings nicht entdecken. Ohne Decke würde sie es jedoch wahrscheinlich auch aushalten. "Brauchen Sie sonst noch etwas? Einen Eimer?" Wenn sie soviel getrunken hatte, wie ihr Atem erahnen ließ, war der mehr als nötig. "Alles, was ich brauche, steht direkt vor mir." Erst jetzt schaute er zu Padma herunter, die scheinbar nüchterner geworden war, als er es gedacht hatte. Sie hatte es geschafft, sich den Umhang auszuziehen und sich aufzusetzen. Jetzt starrte sie zu ihm herauf und irgendwas in ihren Augen hatte sich verändert. Sie wirkten irgendwie begierig und er war sich ziemlich sicher, worauf sie begierig waren. Auch er hatte sich während des Weges hierher, darüber Gedanken gemacht, denn sie war ja doch ziemlich hübsch. Doch eine leise Stimme der Vernunft hielt ihn zurück. "Padma, Sie sind betrunken." Gespielt unschuldig lächelte diese zu ihm hoch. "Na und? Betrunken verlobt, betrunken verheiratet, Severus." Er wusste nicht genau, wie sie seinen Namen aussprach, irgendwas daran jagte ihm jedoch einen Schauer über den Rücken, einen angenehmen Schauer. Jetzt musste er sich wirklich zwingen, auf sein Stimmchen der Vernunft zu hören, was allerdings schon verdammt leise geworden war und ihn so nicht daran hinderte, sich irgendwie zu Padma hingezogen zu fühlen. "Denken Sie, ich appariere uns jetzt nach Las Vegas?" Zum Glück war diese Stimme jedoch noch da. Padma war jedoch sehr bemüht, diese Stimme unschädlich zu machen. Noch einmal bedachte sie ihn mit einem unschuldigen Blick und hob dann die Hand, um sie auf seinen Arm zu legen. Severus atmete einmal tief ein, gleich würde er jegliche Beherrschung verlieren. Es wäre wohl das Beste, wenn er jetzt gehen würde, doch er konnte nicht, er konnte einfach nicht, wenn er sie da so sitzen sah auf dem Sofa, mit ihren begierigen Augen, so begierig. Es war lange her, dass er sich so begehrt gefühlt hatte. Und es schien, als wüsste Padma das ganz genau. "Nein, aber vielleicht können wir einen Grundstein dafür legen..." Sie streckte sich, und obwohl er versuchte auszuweichen, bekam sie ihn irgendwie am Umhang zu fassen. Mit einem Grinsen zog sie ihn runter auf die Coach. Er hätte sich wehren können, sicher, immerhin war sie betrunken und auch, wenn nicht wäre er um einiges stärker als sie, doch trotzdem ließ er es mit sich geschehen. Sanft strich sie mit ihrer Hand seitlich über sein Gesicht. "Severus..." Wieder dieser Unterton, der machte ihn noch wahnsinnig. Immer näher kamen sich ihre Gesichter. Sie lächelte, er selbst war sich nicht so sicher, was er tat, er war noch viel zu erstaunt darüber, was gerade mit ihm geschah und was er gerade tat. Dann trafen sich ihre Lippen, es war kein fordernder Kuss, es war einfach nur ein Kuss. Sie hatte unglaubliche sanfte Lippen. Unglaublich war wirklich das einzige Wort, das diesen Kuss, diese Situation beschreiben konnte... Viel zu schnell löste sich schon wieder von ihm. Sie lächelte wieder und strich mit der Hand über sein Gesicht, auch ihre Hände waren sanft, und unglaublich zärtlich. Dies genießend schloss er die Augen und als er sie wieder öffnete, grinste sie ihn frech an. "Endlich nutzt du deine Chance..." Ihm war bewusst, dass sie damit auf die Situation vorhin auf der Treppe anspielte, doch das war ihm in diesem Moment nun wirklich egal. Hauptsache er hatte seine Chance noch genutzt. Sie lächelte und näherte sich schon wieder seinem Gesicht, als diesmal er grinste. Erstaunt hielt sie inne, während er noch immer grinste. "Du bist gar nicht so betrunken." Jetzt grinste sie auch wieder und schüttelte den Kopf. Doch bevor er darauf noch irgendwas erwidern konnte, drückte sie schon wieder ihre Lippen auf seine, diesmal für einen hoffentlich endlosen Kuss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)