Darf ich? von LeseSchaf (Wer mit wem? | *SasuSaku* | *ItaTema* | *OS für Frühlingswettbewerb*) ================================================================================ Kapitel 1: The only one ----------------------- Tag auch :) Ein neuer Oneshot von mir. Mit diesem Oneshot nehme ich am Frühlingswettbewerb des "Club der SasuxSaku Schreiber" teil ^-^ Gegeben war das Thema Frühling und eine Reihe Schlagwörter. Ich hab mich wirklich einfach an eben diesen gehalten u.û sorry. Die FF spielt im Frühling, obwohl das glaub auch durchscheint xD Also viel spaß =) ich hoffe er gefällt Für die Jury: Folgende Schlagwörter sind im Text, hab sie sogar nach dem auftauchen sortiert ;-) Holzschatulle Spiegel Fotoalbum Schokolade Regen Lg LeseSchaf ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Vollkommen fassungslos starrte Sakura ihrem besten Freund entgegen. „Ich glaube, ich hab mich verhört! Kannst du das noch mal wiederholen?“ Seufzend ließ Itachi den Kopf hängen. Er hatte gewusst, dass sie es nicht so auffassen würde, wie sie musste, um ihm seine weitere Gesundheit zu versichern. „Sakura, komm schon. Das ist nur ein winziger Gefallen!“ „WINZIG??“ „Gut, vielleicht doch nicht sooo winzig, aber doch nichts, worüber man groß rumzetern müsste.“ Sakura funkelte ihn wütend an. „Du verlangst von mir, vor deinen Eltern deine Verlobte zu spielen und das ist sehr wohl etwas, über das man zetern darf!“ „Bitte, Sakura. Hör dir wenigstens den Grund an.“ Sakuras Wut verrauchte allmählich, stattdessen zog sie die Stirn in Falten. Er musste einen ziemlich guten Grund haben, wenn er sich so sicher war. Und sicher war er sich, ansonsten hätte er es im Leben nicht gewagt, sie darum zu bitten. „Du weißt, das ich seit fast vier Jahren eine Freundin habe, oder?“ Sakura nickte. Dass er eine Freundin hatte, war überall bekannt, allerdings war es nie jemandem gelungen, diese Freundin zu enthüllen. „Ich hab ihr einen Heiratsantrag gemacht, den sie auch ohne zu zögern angenommen hat, allerdings würden meine Eltern die Hochzeit nicht zulassen, wenn sie sie jetzt unter solchen Umständen kennen lernen würden. Darum wollte ich dich bitten, solange meine Verlobte zu mimen, bis ich sie auf eine Schlacht gegen meine Eltern vorbereitet habe.“ Seufzend ließ Sakura den Kopf hängen. Was hatte sie gesagt? Er hatte einen Grund, einen verdammt guten, wenn sie bedachte, was sie schon von den Uchihas gehört hatte. Wenn diese Frau wirklich nicht standesgemäß war, würden seine Eltern selbst einen Panzer kaufen, um sie von ihrem Sohn fern zu halten. „Wer ist es?“ „Was?“ „Wenn ich schon für sie den Kopf hinhalten soll, will ich auch wissen, wer es ist!“ Leicht rot im Gesicht drehte er den Kopf zur Seite und nuschelte unhörbar einen Namen. „Itachi!“ „Temari.“ Von der einen Sekunde zur anderen bekam Sakura tellergroße Augen. „Temari?? Temari Sabakuno??“ Er nickte schwach. Vollkommen fassungslos starrte Sakura ihn an. „Aber... ich... wann... ihr... habt doch dauern nur gestritten und nie ein nettes Wort über einander verloren.“, murmelte sie. „Das ist auch der Grund, weshalb nie jemand herausfand, wer meine Freundin ist. Wir haben uns mit Absicht so verhalten, eben weil wir euch im Glauben lassen wollten, wir könnten uns nicht ausstehen.“ „Wie...?“ „Na ja, damals im Freibad war der Streit durchaus noch echt, ja, bis ich ihr den Mund gestopft habe.“, erwiderte er breit grinsend und ließ Sakura damit nicht viel Freiraum für Fantasie. Sie konnte sich durchaus vorstellen, was die beiden getan hatten, doch sie verkniff sich ihren Kommentar und kam zum eigentlichen Gesprächsthema zurück. „Wozu dann die Show? Die Sabakunos sind keine schlechte Partie.“ „Das stimmt, doch Temari hat, nun ja, ein extrem loses Mundwerk.“, antwortete er seufzend. „Stimmt. Und du willst, dass deine Eltern Temari als vornehme junge Dame kennen lernen, die ihnen durchaus gefällt?“ „Ja.“ Sakura grauste es bei der Vorstellung einer vollkommen höflichen und steifen Temari. Das war unheimlich, sie würde von solchen Gedanken bestimmt Albträume bekommen. „Und wie willst du es ihnen erklären, wenn du dann auf einmal Temari als deine Verlobte vorstellst? Außerdem, wieso verschweigt ihr die Verlobung nicht einfach so lange?“ „Weil meine Eltern schon wissen, dass ich irgendeinem Mädchen einen Heiratsantrag gemacht habe. Der Juwelier hat geplappert. Und was das erste betrifft, da hackt es noch ein wenig.“ Sakura ließ seufzend den Kopf hängen. „Okay, ich helfe euch, aber nur, weil ihr beide meine Freunde seit. Außerdem wird es ja hoffentlich nicht so schwer sein, deine Eltern ein wenig an der Nase herumzuführen.“ „Da kommt das nächste Problem.“, erwiderte Itachi zerknirscht. Sakuras Augenbraue wanderte mal wieder in die Höhe. „Welches Problem?“ „Sasuke ist wieder in Japan. Seit einer Woche. Er wird sich nicht so einfach reinlegen lassen.“ „Was hab ich Gott eigentlich getan, dass er mich so bestraft?“, stöhnte sie und hätte am liebsten angefangen zu heulen. Itachi verkniff sich seinen Kommentar. Alle hatten gewusst, dass Sakura Sasuke geliebt hatte. Für die meisten hatte es auch so ausgesehen, als ob er diese Gefühle erwidern würde, doch dann kam die Ernüchterung. Mit 18 Jahren hatte er sich für ein Auslandsstudium entschieden und war sang- und klanglos nach Deutschland gezogen, um dort Betriebswirtschaftslehre und Jura zu studieren. Ihnen waren allen die Augen ausgefallen, als sie von der Doppelbelastung erfahren hatte, doch wenn Sasuke schon studierte, dann richtig. Sakura war damals das Herz gebrochen worden und alle waren der Meinung, dass ihre Gefühle inzwischen abgestorben waren, denn als durchaus attraktive junge Frau hatte sie inzwischen mehrer Beziehungen gehabt. Doch jetzt, sechs Jahre später, musste ihr der Kerl wieder einen Strich durch die Rechnung machen. „Das hast du mit Absicht erst erzählt, nachdem ich schon zugestimmt habe, oder?“ „Es tut mir Leid, Saku, aber ich brauche deine Hilfe wirklich dringend. Du bist die einzige, die man seinen Eltern vorstellen könnte, ohne im Erdboden versinken zu müssen. Hinata würde andauernd rot werden und stottern, Ino würde ich nicht einmal meinen Eltern vorstellen, wenn sie die letzte Frau auf Erden wäre und Tenten, nun ja, ich leg mich nicht gerne mit Neji an.“ „Ich nehme meine Zustimmung nicht zurück, aber ich will meinen Kopf nicht hinhalten müssen, wenn deine Eltern die Wahrheit erfahren, ehe Temari psychisch bereit ist, sich ihnen entgegen zu stellen!“ „Danke, Saku!“ Wie ein zu groß geratenes Kind fiel er ihr um den Hals und hätte sie fast vom Sofa geschmissen. Sie hoffte inständig, dass sie diese Entscheidung nicht noch bereuen würde. Eine halbe Stunde später hatte sich Sakura ein Bad eingelassen und sich das Telefon gekrallt. „Sabakuno?“ „TEMARI!!“ „Ups. Hi, Saku. Kann es sein, dass du böse bist?“ „Nein, wie kommst du nur darauf? Ich beide habt uns vier Jahre was vorgespielt, natürlich bin ich sauer!“ „Es tut mir Leid, aber wir wussten, dass sich Itachis Eltern eher erschießen würden, als mich als Schwiegertochter zu akzeptieren.“ „Das versteh ich ja, aber so übertrieben zu schauspielern war nun wirklich nicht nötig, oder?“ „Ich weiß nicht- das hat uns beiden irgendwie Spaß gemacht.“ „Ach, das im Freibad bestimmt auch.“, meinte Sakura grinsend. Temari lachte auf. „Freiluftsex hat eindeutig was an sich, das muss ich schon sagen!“ „Ich fass es echt nicht. Ich zofft euch andauernd und dann lässt du dich so mir nichts, dir nichts von dem Kerl vernaschen- in einem voll gestopften Freibad!“ „He, zu meiner Verteidigung: Der Kerl kann küssen, da hättest selbst du weiche Knie bekommen!“ „Hört sich ja mal nicht schlecht an. Vielleicht sollte ich meine Position mal nutzen, das selbst auszutesten.“, meinte sie scheinheilig, ehe sie ein empörtes ‘Sakura’ auflachen ließ. „Ich beide schuldet mir echt was, zumal ich das Theater auch noch vor Sasuke abziehen muss.“ „Eben wegen Sasuke haben wir dich erst jetzt gefragt. Wir wussten beide nicht, wie du auf Sasukes Anwesenheit reagieren würdest. Wir wissen zwar, dass du einige mehr oder weniger erfolgreiche Beziehungen hinter die hast, aber ob die Gefühle für Sasuke wirklich komplett verschwunden sind, konnte keiner von uns mit Sicherheit sagen.“ Sakura schwieg. Das konnte sie selbst ja nicht einmal. „Sakura, du weißt, dass wir alle nur dich an Sasukes Seite dulden würden. Du warst die einzige, die ihn nicht seines Aussehens oder seiner Abstammung wegen geliebt hat. Ich kann verstehen, wenn du deine Hilfe verweigerst, immerhin wird man ihn nicht einweihen können, das wäre zu riskant.“, murmelte Temari niedergeschlagen. „So ein Quatsch. Selbst wenn ich wirklich in Itachi verliebt wäre, er hätte nicht das Recht, mir deswegen Vorwürfe zu machen. Außerdem hab ich gesagt, ich helfe euch und das werde ich auch!“ Gesagt, getan. Die nächste Woche hatte Sakura einen vollen Terminkalender. Es musste so rüberkommen, als würde sie Itachi schon seit Ewigkeiten lieben und dazu benötigte sie ein gewisses Hintergrundwissen über seine Familie. Mehr als sie es als einfache Freundin tat. Inzwischen rauchte Sakura der Kopf vor lauter Namen und Daten. „Itachi, mehr geht heute nicht mehr in meinen Kopf. Ich muss jetzt auch zur Arbeit.“ „Apropos Arbeit...“, meinte er zögernd. „Vergiss es. Ich werde meinen Job nicht auf den Nagel hängen, deine Eltern werden bestimmt nicht in eine Disco marschieren, also reg dich ab. Lüg ihnen einfach was vor, immerhin besteht unsere ganze ‘Beziehung’ aus Lügen!“ Itachi nickte gehorsam. Wenn Sakura zu viel in den Kopf gestopft bekam, war sie immer so schlecht gelaunt. Da würde er nicht seinen Kopf riskieren. „Also dann, da ihr nachher ja sowieso noch kommt, brauche ich hier ja kein großes Rumgeknutsche veranstalten.“ Sie zwinkerte Temari noch zu und verschwand. Frierend zog sie ihren Mantel enger. Obwohl schon Frühling war, war es noch immer verdammt kalt. Man sollte meinen, dass es an Ostern eigentlich warm hätte sein sollen, stattdessen hatte es geschneit. Verkorkste Jahreszeiten waren das. Sakura brauchte eine halbe Stunde bis nach Hause, wo sie erst einmal unter die Dusche sprang. Itachi hatte heute - wie sonst auch immer - verhemmt das Thema Sasuke übergangen und Sakura war es nur recht. Sie wollte gar nicht wissen, wie viele Frauen ihm ihr Herz zu Füßen gelegt hatten, die Zahl wäre bestimmt in den zweistelligen Bereich gefallen. Ein Seufzen kam ihr über die Lippen und hallte an den Fliesen in der Duschkabine wider. Sechs Jahre hatte sie den Kerl nicht mehr gesehen und wenn sie ihn denn wiedersah, musste sie die Freundin seines Bruders spielen. Sie war selbst schuld, immerhin hatte sie ihnen ihre Hilfe versprochen. Sie hatte einen inneren Konflikt zu lösen und das schon seit einer Woche. Einerseits hatte sie die Hoffnung, dass sie und Sasuke sich näher kamen, noch nicht aufgegeben, andererseits hatte sie das größte Verlangen, ihm zu zeigen, dass sie ihn nicht brauchte, indem sie auch vor ihm sehr überzeugend seine baldige Schwägerin spielte. Sie stieg erst aus der Dusche, als ihre Haut schon krebsrot war, trocknete sich ab und schlang sich das Tuch dann um den Kopf. Nackt spazierte sie ins Schlafzimmer, wo sie in Unterwäsche schlüpfte und ihren Schrank begutachtete. Da sie nicht wie Ino war, brauchte sie nicht lange, um Kleidung zu finden. Letzten Endes trug sie eine schwarze Netzstrumpfhose, eine schwarze Hotpan, die ihr nur knapp bis unter den Hintern ging und ein weißes Longshirt, das ihr bis zur Brust eng anlag und ansonsten locker um ihren Bauch flatterte. Erst am Saum lag es wieder eng an. Ihre Haare hatte sie sich vor Jahren aus Trotz kurz geschnitten. Sie hatte gewusst, das Sasuke lange Haare mochte, also hatte sie sich ihre wachsen lassen. Als er dann nach Deutschland gegangen war, kam sie sich deswegen albern vor und hatte sie sich einfach bis kurz unter die Ohren abgeschnitten. So trug sie die Haare auch jetzt noch und sie musste sagen, dass sie die kurzen Haare einfach praktischer fand, vor allem, wenn man es eilig hatte. Sie kramte in ihrem Make-up Beutel nach ihrem Kajal und der Wimperntusche. Sie arbeitete nun einmal in einem Club, in dem nur Rock und Heavy Metal lief, da hatte sie auch dementsprechend auszusehen. Sie fischte sich noch eine Nietenkette aus ihrer Holzschatulle, band sie sich um den Hals und warf einen letzten Blick in den Spiegel. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie nicht mehr viel Zeit hatte, also schlüpfte sie schnell in die schwarzen Stiefel und in ihren Mantel. Ein zielsicherer Griff zu Handy, Schlüssel und Handtasche und schon war Sakura aus der Wohnung verschwunden. Sie dankte Gott wieder einmal, dass sie nur fünfzehn Minuten zu laufen hatte, so konnte sie wenigstens nicht komplett erfrieren. Um Punkt 22 Uhr betrat Sakura den Club über den Hintereingang, hängte Mantel und Tasche auf und löste ihre Kollegin ab. Als Barkeeperin in einem Nachtclub verdiente man nicht schlecht, im Gegenteil. Wenn man das ganze Trinkgeld, das sie behalten durfte, dazurechnete, konnte man sich damit gut durchs Leben schlagen und wenn einem die Musik gefiel, hatte man alles, was man wollte - kostenlose Drinks inklusive. Es dauerte nicht einmal zehn Minuten, als auch schon Ino breit grinsend vor ihr stand. „Hallo, Süße. Na, arbeitest du auch fleißig?“ „Was soll die Frage, Ino? Du bist doch nicht blind, oder?“, fragte Sakura genervt und reichte einem Kunden seinen Tequila Sunrise. „Ja, ja, ich soll ne Großbestellung aufgeben.“ „Spucks aus!“ „Schon gut, nicht so hetzen. Also, zwei Pina Colada, einen Long Island Ice Tea und wie immer vier Sex on the Beach. Dazu kommen noch drei Becks Lemon.“ Sakuras Augenbraue wanderte in die Höhe. „Wer zum Teufel ist denn alles da? Das wird ja kaum für die üblichen sein, oder?“ „Nee, Deidara, Kisame und Sasori haben sich noch dazugesellt. Pein und Konan wollen später auch noch kommen!“ „Ach so. Okay, ich bring euch das Zeug an den Tisch. Pein und Konan sollen dann einfach Bescheid sagen.“ „Geht klar, Süße!“ Seufzend machte sich Sakura an die Arbeit. Das ihre Freunde auch immer so viel trinken mussten, das letzt Mal hatte Naruto kotzend am Boden gelegen und von Ino wollte man gar nicht erst anfangen. Niemand wunderte sich, dass der Nara ihr seine Gefühle noch nicht gebeichtet hatte, wenn man bedachte, wie sie sich im betrunkenen Zustand benahm. Sakura wollte gerade los, als Itachi vor ihr auftauchte. „Noch was?“ „Ja, Planänderung!“ Verdutzt stellte Sakura das Tablett wieder ab und zog ihren Freund in den Arbeiterbereich. „Was ist los?“ „...“ „Itachi, ich muss arbeiten, also fass dich kurz!“ „Wir werden Sasuke einweihen.“ „Und wieso?“ „Weil er heute Abend mit hier im Club ist. Es würde auffallen, wenn wir hier nicht miteinander reden und dann unsere Verlobung bekannt geben.“, erklärte er. „Klingt einleuchtend. Trotzdem, wenn seit vier Jahren niemand herausfinden konnte, mit wem du zusammen bist, wäre es doch logisch, dass wir uns zurückhalten, oder?“ „Ja, das stimmt schon, es gibt aber noch andere Gründe, wieso ich will, dass er Bescheid weiß.“ „Die da wären?“ „Sorry, aber die betreffen mich und Temari, deswegen halte ich da die Klappe.“ „Okay, schon kapiert.“ „Aber wenn ich schon mal da bin, kannst du ja eigentlich gleich noch zwei Caipirinha machen. Pein und Konan sind gekommen.“ Seufzend trat sie wieder hinter die Bar und verscheuchte ihren Kumpel mit einem gespielten Fußtritt. So cool sie auch wirkte, sie war es nicht. Sasuke war im selben Club wie sie und gleich würde sie ihn zum ersten Mal seit sechs Jahren wiedersehen. Sie stöhnte genervt auf und stellte zwei weitere Gläser auf ihr Tablett. Sie benahm sich schon wieder wie ein verliebter Teenager. Sie schüttelte sachte den Kopf, verscheuchte die Gedanken und ging mit dem Tablett die Treppe rauf. Ihre Freunde schafften es immer wieder, denselben Tisch zu erwischen und dann auch noch den, der am meisten Platz bot. „Ah, die Retterin der Stunde. Ich bin am Verdursten.“ Sakura grinste breit. „Klar, du Schnapsdrossel, und ich darf dich wieder nach Hause schleppen, weil du vollkommen zugesoffen bist, nicht wahr?“ Das berühmte Fuchsgrinsen schlich sich auf seine Züge. „Dafür sind Freunde doch schließlich da!“ Allgemeines Gelächter ließ den Blonden noch breiter grinsen. „Sag mal, Saku. Wo warst du vorhin? Ich hab versucht, dich anzurufen!“ Sakura kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Ich war noch unterwegs und hatte dann auf einmal Lee an der Backe kleben. Ich bin nur froh, dass der Kerl keine Ausdauer hat, sonst würde ich mir sein Gesülze jetzt noch anhören müssen.“ Die Gruppe brach erneut in Gelächter aus. „Meine Fresse. Du hast schon behauptet, du seiest mit Gaara zusammen, damit er dich in Ruhe lässt und er blickt es immer noch nicht?“, fragte Temari ungläubig. „Ich hab ihm schon ins Gesicht geschrieen, er soll mich in Ruhe lassen und der hält das für einen Liebesbeweis, von daher wundert es mich nicht, dass er denkt, ich wolle ihn mit Gaara eifersüchtig machen.“ Gaara knackte bedrohlich mit den Knöcheln. „Wo wohnt der Kerl noch mal?“ Sakura grinste. „Ga-chan, halt dich zurück. Nachher bringst du ihn noch um!“ „Na und? Machst du dir etwa Sorgen um ihn?“ „So ein Quatsch, aber ich mache mir Sorgen darum, wie lange dein Strafregister meinetwegen inzwischen ist.“ „Ach was. Noch ein Eintrag wegen Körperverletzung fällt da nicht auf. Ich hab deinen Eltern versprochen, dass ich auf dich aufpasse, wenn dazu Gewalt notwendig ist, dann bitte!“ Sakura fiel ihm um den Hals und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Danke. Du machst dem alle Ehre!“ „Weiß ich!“, erwiderte Gaara. „Hört auf zu turteln. Saku, ich glaube, dein Chef vermisst dich.“ „Könnte stimmen. Bis nachher!“ Sie krallte sich ihr Tablett und verschwand wieder zur Bar. Innerlich atmete sie erleichtert aus. Sasuke war nicht am Tisch gewesen, wie sie befürchtet hatte. Sie hatte also noch ein wenig Schonfrist erhalten. Fast vier Tage später hatte Sakura schließlich alles im Kopf, was sie als Itachis „Verlobte“ wissen musste. Itachi hatte seinen Plan, Sasuke einzuweihen, wieder fallen lassen, ohne ihr zu sagen, weshalb. Die anderen Gründe, die er und Temari gehabt hatten, waren also nicht so wichtig gewesen. An diesem Samstag sollte sie Itachis Eltern kennen lernen und obwohl sie eigentlich Schiss haben sollte, war sie so ruhig wie noch nie. Sie war schließlich nur ein Fake, wieso sollte sie dann bitte nervös sein? „Sakura, ein wenig Nervosität würde bestimmt nicht schaden, meinst du nicht auch?“ „Soll ich etwa unkontrollierbar zittern und Panikattacken kriegen, sobald ich deine Eltern sehe?“ „Ich sagte ein wenig, nicht eine Masse.“ Sakura verdrehte nur die Augen. „Ich habe keinen Grund, nervös zu sein. Wenn wie auffliegen, dann sitzt du in der Scheiße, ich nicht!“ „So solidarisch hab ich dich gar nicht in Erinnerung.“, erwiderte Itachi sarkastisch. „Komm schon, Itachi. Wieso sollte ich vor deinen Eltern Angst haben?“ „Du verstehst nicht. Mein Vater tritt alles breit, was man breittreten kann. Selbst ein einziger Strafzettel könnte für ihn Anreiz sein, dich in den Boden zu stampfen. Was sie über deine Art, Geld zu verdienen, sagen würden, will ich gar nicht erst herausfinden.“ Sakura seufzte, als der Wagen in die Einfahrt des Uchiha-Anwesens einbog. „Er hat doch noch Sasuke, dann soll er dich wenigstens machen lassen, was du willst. Ist ja nicht so, als ob kein anderer Hampelmann zur Stelle wäre.“ „Eben das ist das Problem. Das Verhältnis zwischen Sasuke und meinem Dad ist nicht gerade prickelnd. Mein Vater meint, Sasuke würde nichts tun, außer auf seine Kosten das Leben zu genießen. Und du kennst Sasuke ja. Sein Dickschädel macht einer soliden Betonmauer Konkurrenz, das war vielleicht ein Geschrei.“, meinte Itachi und schüttelte sich. „Tja, dann hast du Pech. Du wolltest ihn ja einweihen!“ „Du weißt, dass ich das nicht gemacht habe. Ein falsches Wort und meine Zukunft geht den Bach runter, das riskier ich nicht!“ Sakura verkniff sich ihren Kommentar. Sie wusste, dass Itachi sie anlog, was den wahren Grund betraf. Sasuke und Itachi hatten immer ein astreines Verhältnis zueinander gehabt, die beiden kannten die größten Geheimnisse des anderen und Sasuke war vertrauenswürdig, immerhin redete er nicht genug, um ein Geheimnis auszuplaudern. Wenn Itachi meinte, dass sie ihm das mit dem Risikofaktor einfach so glaubte, dann konnte er sich auf eine Tracht Prügel gefasst machen. Das grenzte ja schon an Beleidigung. Itachi war währenddessen ausgestiegen und hatte Sakura gentlemanlike die Tür aufgemacht. Zusammen gingen sie auf die Haustür zu, wo Sakura noch mal kurz gemustert wurde. Ihr Aussehen machte Itachi wieder einmal bewusst, wieso er sie um den Gefallen gebeten hatte. Sie trug ein dezentes, schwarzes Kleid, das ihr locker um die Taille fiel und ihr ein ansehnliches Dekolleté verpasste. Dazu schwarze Sandaletten und eine kleine schwarze Handtasche. Auch hatte sie sich nur sehr dezent geschminkt und die Haare elegant mit einer Haarklammer zusammengebunden. Sie sah tadellos aus. Genau so würden sich alle Eltern die perfekte Schwiegertochter vorstellen. „Akzeptabel?“ Itachi grinste. „Mehr als das!“ Spielerisch boxte Sakura ihm in die Seite, ehe er noch immer grinsend die Tür aufschloss. „Itachi, Junge. Bist du das?“ Itachi verdrehte kurz die Augen, eher er antwortete. „Ja. Wir sind gerade angekommen!“ Wie auf Kommando kam seine Mutter aus dem Wohnzimmer. Sie wirkte nicht so streng, wie Itachi sie immer beschrieben hatte, eher freundlich und doch lag ein spöttischer Zug um ihren Mund, als sie Sakura ansah. „Du musst Itachis Verlobte sein.“ Sakura lächelte und nickte, ehe sie sich zur Begrüßung leicht verbeugte. „Mein Name ist Sakura Haruno. Es freut mich sehr, sie endlich kennen zu lernen!“ Itachi klopfte sich innerlich selbst auf die Schulter. Er hatte eine verdammt gute Wahl getroffen. „Oh, eine ziemlich freundliche junge Dame hast du dir da zugelegt, Itachi. Das hätte ich nicht erwartet.“ Jedes Wort triefte nur so vor Sarkasmus, dennoch, sie wollte diese Frau ja nicht als Schwiegermutter, von daher konnte es ihr egal sein, was sie von ihr hielt. „Wo ist Vater?“ „Im Wohnzimmer. Er hat sich geweigert, wegen einem geldgeilen Mädchen, das seinem Alleinerben den Kopf verdreht hat, aufzustehen.“ Sakura schnappte nach Luft, doch nicht wegen der Beleidigung, sondern wegen des Wortes „Alleinerbe“. War der Streit etwa eskaliert? Ein kurzer Blick zu Itachi sagte ihr, dass er ihr nichts verheimlicht hatte, sondern selbst keine Ahnung hatte was hier vor sich ging. Gerade als er eine entsprechende Frage stellen wollte, sah seine Mutter ihn scharf an. „Kein Wort darüber, verstanden?“ Itachi nickte gehorsam und bugsierte Sakura in Richtung Wohnzimmer. Dort wartete bereits Fugaku Uchiha. Itachi hatte nicht übertrieben, als er von seinem erhabenem Auftreten geredet hatte. Seine respektheischende Aura machte den Raum kleiner, als er eigentlich war und ohne auf Itachis Begrüßung einzugehen, stellte er sich bedrohlich vor Sakura. „Wieso sind sie hinter meinem Sohn her? Seines Erbes wegen oder seinem momentanen Wohlstandes?“ Verdutzt sah Sakura ihn an. „Wie bitte?“ „Auch noch schwer von Begriff oder was?“ Langsam wurde Sakura sauer, doch sie ermahnte sich selbst dazu, langsam und nicht allzu gepresst zu reden. Sie mochte nicht in diesen Stand hineingeboren worden sein, doch sie hasste dieses Gehabe und hatte von Itachi volle Handlungsbefugnis bekommen. „Nein, ich hab mich nur mal wieder darin bestätigt gesehen, dass ein Mann wie sie offenbar keine Ahnung von aufrichtigen Gefühlen hat, ansonsten hätten sie mich nicht gefragt, welches Geld ihres Sohnes mich anzog. Ich arbeite selbst und verdiene dabei nicht schlecht, sodass ich mein Studium alleine bezahlen kann. Ich mag in ihren Augen nicht gut für Itachi sein, aber wie gesagt, in ihren Augen, denn er sieht das offensichtlich anders!“ Itachi konnte sich ein breites Grinsen nur mit Mühe verkneifen, während Fugaku und Mikoto Sakura mit aufgerissenen Augen anstarrten. Mikoto war die erste, die sich wieder fing und auf einmal blickte sie Sakura mit unverhohlener Zuneigung an. Wahrscheinlich deshalb, weil Sakura ihrem Mann genau das entgegengeschleudert hatte, was sie ihm selbst schon lange sagen wollte. „So ein unfreundliches Balg.“, zischte Fugaku, ehe er sich abrupt umdrehte und sich wieder auf das Sofa setzte. „Wieso?“, fragte Mikoto herausfordernd. „Weil sie dir die Wahrheit gesagt hat?“ Fugaku strafte sie mit einem tödlichen Blick, der Sakura nur die Worte Sasukes bestätigte. Er hatte ihr, als sie beide siebzehn gewesen waren, anvertraut, dass seine Mutter gegen ihren Willen mit Fugaku verheiratet worden war. Sie hatte jemand anderen geliebt und hatte es nie fertig gebracht, es ihrem Vater zu beichten. Daher hatte es für die meisten so ausgesehen, als ob alle Welt einverstanden gewesen wäre. Es war das einzige Mal gewesen, dass Sasuke mit ihr über seine Familie geredet hatte. Und als einziger der beiden Brüder war er ehrlich gewesen, denn Itachi hatte das in den ganzen Stunden nie erwähnt. Schnell verscheute Sakura den Gedanken an Sasuke wieder und setzte sich zusammen mit Itachi auf das andere Sofa und sofort wurde sie mit Fragen bombardiert. Nach einer Viertelstunde hörten sie alle, wie jemand die Haustüre hinter sich zuknallte und Sakura versteifte sich unmerklich. „Was ist denn hier los?“ Im Türrahmen stand Sasuke Uchiha, noch genauso unverschämt gut aussehend wie vor sechs Jahren. Er hatte sie sofort entdeckt, doch mit allem Stolz, den Sakura hatte aufbringen können, hatte sie sich von ihm weggedreht und den Blick wieder auf Fugaku Uchiha gelegt. „Nichts, was dich etwas angehen würde. Dein Bruder hat es nur als erstes von euch beiden gewagt, eine vermaledeite Verlobte ins Haus zu schleppen und das ohne meine Zustimmung.“ Sasuke starrte erst einmal perplex zu Sakura, wobei eben diese sich vorstellen konnte, was er gerade dachte. Sie hatte ihn nicht bekommen, also krallte sie sich seinen Bruder. „Glückwunsch, Itachi.“ Mit offenem Mund starrte Fugaku seinen Sohn an und durch die schnell wechselnde Gesichtsfarbe des Familienoberhauptes konnte man sehen, wie er sich gerade so beherrschen konnte. „Was soll das denn schon wieder?“ „Nun, bei eurem Taktgefühl bin ich mir sicher, dass ihr bisher nur an ihr rumgemeckert habt, anstatt euch von eurem hohen Ross zu schwingen und eurem Sohn zur Liebe seines Lebens zu gratulieren. Ich will ja nicht, das sie gleich den allerschlechtesten Eindruck von unserer Familie kriegt.“ Sakura und Itachi verkniffen sich mit Ach und Krach ein Grinsen und doch zuckten die Mundwinkel der beiden verdächtig. „Verschwinde in dein Zimmer, missratenes Gör.“ „Wieso sollte ich? Ich hab doch wohl ein Anrecht darauf, meine zukünftige Schwägerin kennen zu lernen, oder? Wie heißt du?“, fragte er dann direkt an Sakura gewandt. Sakura war sich sicher, dass er sie erkannt hatte, doch er wusste wohl auch, wie sein Vater reagieren würde, wenn er wüsste, dass Sakura über zehn Jahre eine Freundin von ihm gewesen war. „Sakura Haruno!“, entgegnete sie mit fester Stimme, die sie selbst überraschte. „Fein. Dann will ich meinen Vater nicht an seiner überflüssigen Fragerei hindern. Macht einfach weiter.“ Fugaku atmete ein paar Mal ein und aus und schon schien er die Anwesenheit seines jüngsten Sohnes vergessen zu haben. „Arbeit?“ „Stellvertretende Geschäftsführerin eines Lokals. Nebenher studiere ich Betriebswirtschaftslehre und Geschichte.“ Sie log ohne Punkt und Komma und ihr war das auch vollkommen egal. Fugaku schnaubte missbilligend, offensichtlich angesichts ihrer Studienwahl. „Eltern?“ Sakura verkrampfte sich. Mit so einer Frage hatte sie nicht gerechnet. Itachi neben ihr sprang ein. „Vater, das ist nun wirklich nicht wichtig!“ „Doch, das ist es sehr wohl. Wenn einer von beiden was ausgefressen hat, will ich das wissen.“, brüllte er wieder mal stinksauer. Anscheinend hatte Sakuras Reaktion ihm irgendwie das Gefühl gegeben, das etwas nicht stimmte. Nachdem Itachi die Maulsperre verpasst bekommen hatte, lagen nun die Blicke von Sasuke, Mikoto und Fugaku auf ihr. „Sie sind tot. Ein betrunkener Autofahrer hat ihr Auto vor vier Jahren von der Straße abgedrängt.“ Mikoto schnappte nach Luft und Sasuke warf seinem Bruder einen tödlichen Blick zu. Itachi hatte ihm sechs Jahre lang immer wieder Briefe geschickt und erzählt, was hier so passiert war, doch davon hatte er nie etwas geschrieben. Itachi erwiderte den Blick unbeeindruckt und in ihm lag derselbe Vorwurf, wie schon vor sechs Jahren. Doch damit konnte Sasuke momentan herzlich wenig anfangen. Sie war doch jetzt mit Itachi verlobt, wieso um Himmels Willen war er dann noch so sauer auf seinen Abgang? Fugaku durchbrach die peinliche Stille. „Ich denke, wir sollten etwas essen!“ Nach einem erneuten Streit zwischen Fugaku und Sasuke war dieser einfach aufgestanden und verschwunden. Der Kerl hatte sich auch wirklich kein Stück geändert. Er war noch genauso abweisend wie damals und doch schien er Spaß daran gefunden zu haben, seinen Vater auf die Palme zu bringen. Nun war Sakura auf dem Weg zur Toilette. Nicht, dass sie musste, doch Fugaku ging ihr einfach auf die Nerven. Doch innerhalb einer Sekunde war sie am Arm gepackt und in ein Zimmer gezogen worden. „Was zum...“ „Ich bin enttäuscht. Du sagtest zu mir, du würdest mich lieben und dann willst du sang- und klanglos meinen Bruder heiraten?“ Sakura versteifte sich. „Als ob gerade du mir Vorwürfe machen könntest. Wem war denn eben diese Liebeserklärung so scheißegal?“ „Dachte ich es mir doch. Du weißt wirklich, wie man sich vor jemanden wie meinen Eltern verstellen muss, um akzeptiert zu werden. Immerhin scheint meine Mutter dich ja jetzt schon zu akzeptieren.“ „Und das auch wohl nur, weil ich deinem Vater vorhin die Meinung gegeigt habe, ansonsten hat das nichts zu bedeuten.“ „Das mit deinen Eltern tut mir Leid.“ Vollkommen fassungslos starrte Sakura ihn an. Mit so etwas hatte sie jetzt nicht gerechnet. „Warum? Du hast sie nur einmal gesehen.“ „Schon, aber sie waren so ganz anders, als ich es gewohnt war. Obwohl man nicht so abartig wie meine Eltern sein kann, dachte ich, die meisten Ehen würden so ablaufen.“ „Da hast du Superhirn dich aber geirrt!“ „Es geschieht mir wohl vollkommen recht, dass du mich so behandelst, oder?“, fragte er herausfordernd nah an ihrem Ohr. Obwohl Sakura bereits steif wie ein Brett an der Wand lehnte, verkrampfte sie sich noch mehr, als ihr die Nähe zu ihm auffiel. „Falls du es schon vergessen haben solltest, ich bin mit deinem Bruder verlobt und schon lange nicht mehr das nervige Kleinkind, das dir hinterher heult. Ich habe sehr wohl etwas wie Selbstwertgefühl, also lass mich in Ruhe!“ Sasuke grinste sie hinterhältig an. „Und wenn nicht? Ich könnte zum Beispiel einfach die Hochzeit platzen lassen.“ Sakura schwieg und sah ihn einfach nur an. „Hat es dir schon immer so viel Spaß gemacht, auf den Gefühlen anderer Menschen herum zu trampeln?“ „Nein, aber es ist mein neuestes Hobby geworden und bei deinen Reaktionen macht es nur umso mehr Spaß.“, erwiderte er ihrem Gesicht dabei gefährlich nahe. „Wieso kannst du mich nicht einfach als Schwägerin akzeptieren und vergessen, dass ich mich für dich mal zum Affen gemacht habe?“ Noch immer mit einem spöttischen Grinsen im Gesicht hauchte er ihr etwas ins Ohr, ehe er die Tür öffnete und verschwand. Sakura hatte die Befürchtung, dass ihre Beine gleich nachgeben würden, doch mit all ihrem Stolz raffte sie sich auf und ging zurück ins Esszimmer, indem Fugaku lauthals mit Itachi diskutierte. Der Appetit war ihr vergangen und immer wieder spuckte ihr Sasukes Antwort im Kopf herum. Weil ich grundsätzlich nicht gerne teile. „Ich will den Kerl einfach nicht mehr sehen, Itachi, wieso ist das so schwer zu verstehen?“ „Sakura, er ist mein Bruder. Außerdem solltest du wissen, dass es ihm doch scheißegal ist, ob seine Anwesenheit erwünscht ist oder nicht!“ Sakura und Itachi waren inzwischen fast zwei Monate verlobt. Zwei Monate, in denen Sasuke es immer wieder geschafft hatte, sie vollkommen aus der Bahn zu werfen. Wenn sie es nicht zu hundert Prozent besser gewusst hätte, hätte sie gedacht, dass Sasuke schlicht eifersüchtig auf seinen Bruder war. Er hatte sie öfters abgefangen und kaum war er wieder gegangen, war sie vollkommen durch den Wind. Jetzt trieb er es allmählich doch zu weit. Er wollte mit ins ‘Dantes’ kommen, wo er unweigerlich herausfinden würde, was Sakura wirklich arbeitete. Und zudem würde sie das Theater bestimmt nicht vor ihren Freunden abziehen. „Komm schon. Ich hab mal nebenher fallen lassen, dass die anderen nichts von unserer ‘Beziehung’ wissen, du musst doch gar nicht schauspielern. Außerdem, glaubst du ernsthaft, dass er meinen Eltern auf die Nase binden würde, als was du wirklich arbeitest?“ Sakura schwieg. Bevor sie ihn wieder gesehen hatte, hätte sie ebenfalls vor jedem Gericht geschworen, dass Sasuke so etwas niemals tun würde, doch Fakt war, dass sie inzwischen doch unschlüssig geworden war. Sasuke war immerhin bei jeder von seiner Seite erzwungener Zweisamkeit aufdringlicher geworden, wobei die Tatsache, dass er nie versucht hatte, sie zu berühren, sie doch glauben ließ, er würde nur mit ihr spielen. Und doch gab es da etwas in seinen Augen, das ihr langsam, aber sicher klar machte, dass Sasuke sich in den sechs Jahren ebenso verändert hatte, wie sie selbst. „Herrgott noch einmal, meinetwegen. Ich bin ja nicht schuld, wenn uns dein unfehlbarer Bruder verpfeift.“, giftete sie schlecht gelaunt, schnappte sich ihre Tasche samt Jacke und schmiss die Tür zur Wohnung des Uchihas hinter sich zu. Vollkommen verdattert stand Temari hinter ihrem Freund. „Sag mal, was ist zwischen den beiden vorgefallen?“ „Ich weiß es nicht, aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass Sasuke etwas angestellt hat. Immerhin sieht es aus, als ob sie ihn wirklich hasst.“ Temari schnaubte. „Typisch Mann. Sie hasst ihn nicht, Baka!“ „Was soll das denn bitte heißen? Überhaupt, woher willst du das wissen?“ „Ihre ganze Haltung zeigt das. Sie hasst ihn nicht, sie hat nur Angst.“ Verdattert drehte sich Itachi zu ihr um. „Angst?“ Temari nickte. „Ja. Was auch immer er angestellt hat, Sakura hat Angst, sich schon wieder in ihn zu verlieben!“ „Maya, kannst du die Bestellung an den großen Tisch bringen? Ich will die heute einfach nicht sehen!“ Vollkommen verdattert starrte Maya zu ihrer Kollegin. „Sakura, das sind deine Freunde, was ist denn los?“ „Das ist etwas komplizierter. Könntest du mir den Gefallen einfach tun?“ Maya zuckte mit den Schultern und nahm Sakura das Tablett ab. Je weniger sie in Sasukes Nähe war, desto besser. Dass er sie vorhin auch noch so durchtrieben angegrinst hatte, war der Todesstich für ihre ohnehin schon miserable Laune gewesen. Sie hatte drei Gläser fallen gelassen und fast eine halbe Flasche Wodka getrunken, zudem hatte sie schon wieder zwei Männer verprügeln müssen, die anscheinend dachten, im Puff gelandet zu sein. „Sakura, was zur Hölle ist denn mit dir los?“ Sie strafte Naruto nur mit einem bösen Blick, ehe sie sich ohne zu antworten wieder an die Arbeit machte. Naruto hatte jedoch durchaus verstanden, dass Sakura einen ihrer Pulverfass Tage hatte. Sprich: Gib mit einem einzigen falschen Wort Feuer und sie explodiert. Ohne sie weiter zu löchern machte er kehrt und ging zu seinen Freunden zurück, die ihn losgeschickt hatte, nachdem nicht Sakura ihnen die Getränke gebracht hatte, sondern eine ihrer Kolleginnen. „Und?“ „Pulverfass, das riskier ich bei aller Liebe nicht!“ Gaara verschluckte sich an seinem Bier. „Pulverfass? Sie hatte schon seit einem halben Jahr keinen Pulverfass-Tag mehr, was ist denn passiert?“ Naruto kippte den Rest seines Biers runter und sah seinen Kumpel skeptisch an. „Ich weiß es nicht und bei ihrer Stimmung ist es nicht ratsam, nachzufragen.“ „Pulverfass?“, kam es irritiert von Sasuke. „Du erinnerst dich doch noch an die Tage, an denen man sich niemals auch nur im Ansatz getraut hat, Sakura in den Weg zu treten, oder?“ „Machst du Witze? Nach der Rechten, die sie mir damals verpasst hat, soll ich das vergessen?“ Naruto grinste bei der Erinnerung in sich hinein. Ja, Sakura hatte, Liebe hin oder her, jeden vermöbelt, der ihr auf den Keks ging. Auch Itachi grinste. „Diese Tage haben wir einfach Pulverfass-Tage getauft.“ „Ich kann wahrscheinlich ohne Probleme erraten, wer sie am meisten zum Explodieren gebracht hat, oder?“, fragte er, während er vielsagend zu Naruto grinste. Der klopfte sich auf die Brust. „Ich hab drei Ausbrüche überlebt!“ „Sollen wir jetzt auf dich anstoßen, weil du so dämlich bist und das Unglück auch noch herausforderst, oder was?“ Naruto schmollte, während seine Freunde in schallendes Gelächter ausbrachen. Sasuke grinste. Jedoch nicht wegen Naruto. Er hatte es also geschafft, eine Lunte an das Fass anzubringen. War nur die Frage, wie lange er brauchte, sie zum Explodieren zu bringen. Um zwei Uhr morgens hatten sie sich schließlich voneinander verabschiedet, wobei Sasuke bei Naruto schlief, da er in dem Zustand nicht noch fahren wollte. Itachi war einfach eine Gesellschaft, von der er vorerst die Nase voll hatte. „He, Teme.“ „Hm?“ „Hattest du eigentlich mal ne Aussprache mit Saku?“ „Was gibt’s da bitte zu besprechen?“ „Jetzt hör auf. Du hast sie damals ziemlich verletzt und das macht dir nichts aus?“ „Naruto, wenn du Seelenklempner spielen willst, such dir einen anderen Deppen, klar?“ Naruto seufzte resigniert. Genauso stur wie Sakura. Eben diese junge Dame ließ sich grade erschöpft in ihr Bett fallen. Ihre Freunde hatten sie für den Rest des Abends in Ruhe gelassen, doch Sasuke hatte sie beim Gehen wieder mal so dermaßen mies angegrinst, dass Sakura glatt noch ein Glas gegen die Wand geschmissen hatte. Gott, der Kerl forderte sie geradezu heraus. Sollte sie jemals die Gelegenheit dazu haben, ihn heimlich umzubringen, sie wusste nicht, ob sie die Chance einfach verstreichen lassen konnte, oder eher wollte. Itachi hatte vor ihrem Besuch in der Disco ja bewiesen, dass er ihr gelegentliches Verschwinden nicht bemerkt hatte, was zusätzlich ein Stimmungskiller war. Es hieß, das Sasuke in diesen Momenten weiß Gott was mit ihr hätte tun können, ohne dass es jemandem aufgefallen wäre. Wie sollte sie denn so ihre Rolle als zukünftige Schwägerin spielen? Vor allem, wenn man bedachte, dass Sasuke seinem Bruder heute schier an den Hals gesprungen wäre. Kaum, dass er Sakura wieder hatte gehen lassen, war Sakura wieder zu Itachi und seinen Eltern ins Wohnzimmer gegangen. Um ihre Glaubwürdigkeit zu halten, hatten Itachi, Temari und - obwohl sie nicht wusste, wieso sie da zugestimmt hatte - sie selbst beschlossen, dass es nicht gerade glaubhaft schien, wenn ein verlobtes Pärchen zu prüde war, um sich vor den Schwiegereltern zu küssen - und der Kuss hatte Sasuke ganz offensichtlich nicht gepasst! Sakura musste durchaus zugeben, das Temari Recht behalten hatte. Der Kerl konnte verdammt noch mal gut küssen und doch war ihr in den Moment ein anderes Bild durch den Kopf geschossen. Es hatte sie verwirrt, bis sie schließlich so schlecht gelaunt gewesen war, wie in der Disco. Allein die Tatsache, dass sie beim Küssen an Sasuke gedacht hatte, verpasste allem einen Dämpfer. Wie sollte sie denn schauspielern, wenn sie immer und überall das Gesicht dieses Machos vor Augen hatte, der sie inzwischen fast täglich in ein Zimmer entführte und sie dermaßen aus der Fassung brachte, dass sie sogar vergaß, sich gegen seine Zudringlichkeiten zu wehren. Der Frühling schlug im Mai mit aller Macht zurück. Hatte vor zwei Monaten noch Schnee auf den Straßen gelegen, so brannte nun eine Sonne auf die Menschen herab, die allem Anschein nach keine Gnade kannte. Es war unausstehlich warm geworden, in U-Bahnen stank es nach Schweiß und in Kaufhäusern liefen die Klimaanlagen auf Hochtouren. Wenigstens nachts, wenn Sakura arbeiten musste, fuhr die Temperatur auf ein angenehmes Maß herunter und erleichterte ihr den Heimweg. Sasuke tauchte fast jeden Abend auf, entweder, um sie zu ärgern, oder weil es ihm in dem Club gefiel- Sakura konnte nicht genau sagen, wieso, obwohl sie sicher war, dass es ein guter Mix aus beidem war. Sie hatte weder Itachi noch Temari von Sasukes Merkwürdigkeiten erzählt, sie wollte nicht, dass irgendwer dachte, sie mache sich Hoffnungen. Es reichte, dass sie es selbst tat. So sehr ihr die Aufdringlichkeiten auch missfallen sollten, die er sich ständig herausnahm, sie taten es nicht. Jedenfalls nicht offensichtlich. Sie war äußerlich immer viel zu verwirrt, als das sie zeigen konnte, wie sehr ihr diese wenigen Momente in seiner unmittelbaren Nähe gefielen. Als ihr das erste Mal dieser Gedanke durch den Kopf gegangen war, hatte sie sich selbst auf die Wangen geschlagen und sich selbst eine Masochistin genannt. Wer fuhr schon so dermaßen auf einen aufdringlichen, arroganten Möchtegern-Macho ab? Vollkommen fertig mit den Nerven stieg Sakura aus dem Auto. Sasukes Eltern hatten darauf bestanden, dass sie wieder einmal zum Essen vorbei kam. „Itachi, wann wird Tema wohl so weit sein?“ „Ich weiß es nicht. Mit jeder Woche verliere ich mehr die Hoffnung, dass meine Eltern sie jemals akzeptieren würden.“ Sakura sah ihn kalt an. „Wenn du sie wirklich liebst, sollte es dir vollkommen egal sein, was deine Eltern dazu sagen!“ Sie ging an dem verdutzen Itachi vorbei. Sie wusste, wovon sie sprach. Ihre Eltern hatten auch geheiratet, ohne dass es jemand gebilligt hatte und letzten Endes war es eine Ehe voller Glück und Liebe gewesen. Der Mensch konnte selbst entscheiden, wen er an seiner Seite wollte, da hatten die Eltern ihrer Meinung nach nicht viel mitzureden. Das höfliche Geplänkel setzte ein, sobald Sakura und Itachi im Wohnzimmer ankamen. Fugaku konnte sie nicht leiden, das zeigte er bei jedem Treffen mehr, doch er liebte seinen Sohn, der, nachdem Sasuke einen Narren daran gefressen hatte, seinen Vater zu ärgern, seine einzige Hoffnung geblieben war. Das war der einzige Grund, weswegen er immer wieder Einladungen aussprach, die dann in einem Streit zwischen Sasuke und Fugaku oder Itachi und Fugaku endeten. Sakura indes blieb krampfhaft auf dem Sofa sitzen. Sobald sie sich davonstehlen würde, würde wahrscheinlich Sasuke auftauchen und sie wieder dermaßen durcheinander bringen, dass sie nichts mehr von dem Geschehen um sich herum mitbekam. Doch momentan war ihr das egal. Nachdem Fugaku ihr mal wieder einen Blick zugeworfen hatte, der ihr deutlich machte, was er von ihr hielt, entfernte sie sich von der Gruppe und meinte, sie müsse auf die Toilette. Sie hatte die Toilette nicht einmal erreicht, als Sasuke sie wieder in ein anderes Zimmer schleifte. „Man könnte meinen, du lauscht bei den Gesprächen, nur, um zu wissen, wann du mich wieder mal nerven kannst.“, zischte sie wütend. „Du hättest wissen sollen, dass das passieren würde, du forderst mich doch geradezu heraus.“ Sakura wusste innerlich, dass sie das wirklich tat, doch sie würde den Teufel tun und das zugeben. „Nein, dein Vater ist nur so ein unerträgliches Arschloch, dass ich einfach jede Chance nutze, ihm zu entkommen. Wenn ich dafür die Zeit mit dir Arschloch verbringen muss, lässt sich das sogar noch eher ertragen!“ Sasuke lachte. „Ja, er ist in der Tat ein Arschloch, etwas, das er mir ganz offensichtlich vererbt hat.“ „Fein, dass du das selbst einsiehst!“ „Einsicht ist nicht meine Schwäche, Sakura. Ich werde auch nicht so wie du weiter unter meinem Vater leiden müssen. Wenn du Itachi geheiratet hast, wird er dir solange auf den Keks gehen, bis du einen Sohn zur Welt gebracht hast, Töchter werden grundsätzlich wie Aussätzige behandelt, das wird meine Mutter bestätigen können.“ Sakura sah ihn verdutzt an. Hatte Itachi ein Kapitel übersprungen? „Deine Mutter ist eine geborene Uchiha?“ „Das wusstest du nicht? Itachi sollte sich schämen.“ „Aber, wie...“ Sasuke grinste sie herausfordernd an. „Benutz deinen Verstand. Welche familiären Ehen sind in Japan gestattet?“ „Arschloch, ich hab mir sehr wohl schon gedacht, dass die beiden Cousin und Cousine sind!“ „Kluges Mädchen. Willst du einen Keks?“ Sakura rammte ihm ihre Faust in die Schulter und funkelte ihn wütend an. „Hör endlich auf, dich wie der König der Welt zu benehmen. Du denkst, du weißt alles und denkst, du kannst alles haben, was du willst, aber das stimmt nicht, also finde dich damit ab!“ Sasukes Blick war auf einmal todernst geworden. „Es gibt Dinge, Sakura, die ich nicht einsehen will. Die ich nicht einfach kampflos aufgeben will.“ Sakura schluckte, als er ihr bei seinen Worten immer näher kam und sie mit seinem Blick festnagelte. Sie war im Laufe des Gesprächs mal wieder an die Wand zurückgewichen, jeden Mal, wenn er einen Schritt auf sie zugetan hatte, doch inzwischen war kein Platz mehr, um ihm auszuweichen. „Denkst du, das gibt dir das Recht, alles mit Gewalt an dich zu reißen?“ Die ernste Miene wich einem Grinsen. „Gewalt? Nein. Ich würde eher sagen, mit Manipulation!“ Sakura hatte nicht mal so schnell schauen können, wie er die restlichen paar Zentimeter überwunden hatte und sie andächtig, fast schon diebisch küsste. Obwohl Sakura die Augen aufriss und ihr Kopf angesichts des Kusses wie leergefegt war, schaffte sie es, die Arme gegen seine Brust zu stemmen. Doch sie schaffte es nicht, ihn von sich wegzudrücken. Ihr Stolz befahl ihr, sich weiter gegen ihn zu wehren, doch als seine Zunge sanft über ihre Lippen strich, verpuffte eben dieser Stolz wie eine kleine Wolke nach endlosen Regenschauern. Er löste sich von ihr und grinste sie wieder triumphierend an. „Gott, ich hasse dich!“ „Ich weiß!“, erwiderte er schlicht, ehe er sie wieder küsste. Wenn Sakura gedacht hatte, dass Itachi gut küssen konnte, so stellte Sasuke diesen leicht in den Schatten. Sie hatte nicht mehr den Nerv, sich gegen ihn zu wehren, stattdessen legte sie ihre Arme in seinen Nacken, um ihn noch näher an sich heran zu ziehen. Sakura zögerte, im Gegensatz zu vorher, nicht eine Sekunde, als seine Zunge fordernd gegen ihre Lippen stieß. Das leidenschaftliche Zungenspiel ließ jeden anderen Kuss weit hinter sich. Obwohl sich Sakura geschworen hatte, niemals wieder auch nur einen Funken Zuneigung für Sasuke zu empfinden, konnte sie nichts daran ändern, dass sich das schon geändert hatte, als er sie das erste mal ‘entführt’ hatte. Als die beiden Stimmen im Gang hörten, lösten sie sich in Sekundenschnelle voneinander. „Ich weiß wirklich nicht, wo Sakura geblieben ist, vielleicht hat sie sich verlaufen.“ Sakura konnte Itachis Stimme nahe der Tür ausmachen, als sie fast panisch zu Sasuke sah, der nur stumm den Finger auf die Lippen legten. Die Stimmen verebbten und Sakura, der jetzt erst die Tragweite des Kusses klar wurde, schoss in Sekunden die Röte ins Gesicht. Ohne ein weiteres Wort zu sagen oder Sasuke auch nur anzusehen, stürmte sie aus dem Zimmer und lief den Stimmen hinterher, die sie vor einem größeren Fehler bewahrt hatten. Voller Selbsthass lag Sakura am Abend im Bett. Sie hatte sich bei der Arbeit krank gemeldet. Es tat ihr zwar Leid, dass Maya jetzt ihren freien Abend opfern musste, um sie zu vertreten, doch in diesem Zustand wollte Sakura nicht aus dem Haus. Es war eine Sache, sich selbst gewisse Gefühle einzugestehen, doch sie demjenigen, dem sie galten, dann noch so offensichtlich zu präsentieren, war ein Tiefschlag. Wie hatte sie nur zulassen können, dass es so weit kam? Was würde er jetzt tun, wo sie, in seinen Augen jedenfalls, Itachi hintergangen hatte? Wenn er es Itachi erzählen würde, hätte er nur zwei Möglichkeiten. Sasuke die Wahrheit sagen, oder einen auf eifersüchtig und verletzt machen. Doch was, wenn Sasuke damit zu seinem Vater ging? Sakura hätte bei dem Gedanken fast schon aufgelacht. Er würde seinem Vater doch nur einen Gefallen tun, wenn er ihm einen Grund lieferte, sie, Sakura, aus dem Haus zu werfen. Nein, zu seinem Vater würde er nicht gehen. Doch was Itachi betraf, war sie sich nicht ganz so sicher. Sasuke und Itachi hatten ein Verhältnis, das über Bruderschaft hinausging. Sie waren zudem Freunde. Dass Sasuke es wirklich riskierte, diese Bindung zu verlieren, einfach nur, weil er Lust hatte, sie zu küssen, konnte sie sich nicht vorstellen, doch der winzige Teil in ihr, der mehr hinter Sasukes Verhalten erhoffte, konnte seine Stimme nicht erheben. Es wäre ein Fehler, sich nach der Abfuhr vor sechs Jahren erneut Hoffnungen zu machen, dennoch, Sakura hatte auch immer behauptet, über den jüngeren der Uchiha Brüder hinweg zu sein, obwohl sie selbst wusste, dass sie immer nur ihn wirklich geliebt hatte. Keiner ihrer Freunde wusste, wieso all ihre Beziehungen gescheitert waren. Sie hatte die drei Jungs sehr verletzt, einfach aus dem Grund, weil sie Sasuke nicht hatte loslassen können, ihn nicht hatte loslassen wollen. Deswegen ging sie seit fast vier Jahren jedem männlichen Wesen, das ihr näher kommen wollte, konsequent aus dem Weg. Sie seufzte frustriert auf. Wie sollte das weitergehen? Was, wenn alles einfach nur ein großer Fehler war? Vielleicht sollte sie Itachi bitten, seinen Eltern endlich reinen Wein einzuschenken, bevor sie einen Nervenzusammenbruch erlitt. Itachi hatte ihre Bitte ausgeschlagen. Er hatte es nicht gerne getan, das hatte sie gesehen, doch er hatte es getan. Temari war mit ihren Brüdern für einige Zeit in Amerika und solange konnte Itachi seinen Eltern nicht die Wahrheit sagen, was hieß, dass Sakura noch ganze zwei Wochen lang immer wieder Sasuke über den Weg laufen musste. Itachi hatte natürlich wissen wollen, was den passiert war, doch sie hatte ihm nichts erzählt. Er wäre auf den dummen Gedanken gekommen, Sasuke eventuell doch einzuweihen, und das wollte Sakura nicht. Sie wusste nicht, wie weit sie sich beherrschen konnte, wenn sie mit Sasuke in einem Raum war. Sie hatte das Gefühl, dass er sich immer stark am Riemen riss, wenn er mit ihr alleine war, was wahrscheinlich vollkommen in die Hose gegangen war, bei dem, was sie getan hatten. Und doch war sie sich sicher, dass er sich kein Stück mehr zurückhalten würde, sollte er wissen, dass er Sakura gar nicht zu teilen hatte. „Sakura, wenn Sasuke was gesagt hat, dann sag es mir. Er hat dich schon mal verletzt, das macht er nicht noch einmal!“ Sakura jedoch hatte nur den Kopf geschüttelt. Nicht er hatte sie verletzt, sie hatte sich selbst verletzt mit ihrer hirnrissigen Schwärmerei. Schweigend waren sie in den Garten des Uchiha Anwesens gegangen, wo seine Eltern auf sie gewartet hatten. Sakura konnte Fugaku nicht ausstehen, doch mit Mikoto konnte sie sich seit dem ersten Tag sehr gut unterhalten. Entgegen ihrer Erwartungen war Mikoto Uchiha keineswegs ein so schwacher Charakter, der sich einfach so unterdrücken ließ, und doch beugte sie das Haupt vor Fugaku. Sie liebte ihn nicht, das zeigte sich schon an der aggressiven Art, wie sie mit ihm redete, doch sie konnte ihn auch nicht der Schande aussetzen, von seiner Frau verlassen worden zu sein. Für das Wohl und den Ruf der Uchiha Familie blieb sie, wo sie war. Sakura kam nicht umhin, ein schlechtes Gewissen der Frau gegenüber zu empfinden, die sie doch irgendwie lieb gewonnen hatte. Sie führte Mikoto ebenso an der Nase herum, wie alle anderen auch, doch zum ersten mal tat ihr das Leid. Sie blieb den ganzen Tag bei Mikoto, selbst als Itachi und sein Vater mal wieder anfingen zu diskutieren, was wie immer in einem handfesten Streit endete. Ihr blieb nicht verborgen, dass Sasuke einige Zeit an der Fensterfront im Wohnzimmer gestanden hatte, doch Sakura hatte ihn ignoriert. Sie konnte nicht noch einmal in seiner Nähe sein, ohne komplett zusammenzubrechen. Sie konnte Schmerz ertragen, doch nicht in diesem Maße und auch nicht innerhalb so kurzer Zeit. „Also, Sakura. Dann bis morgen. Ich freue mich schon, ich werde die Fotoalben zurechtlegen.“ „Danke, Mikoto-san. Ich bin gespannt, wie Itachi als Baby ausgesehen hat.“, meinte sie grinsend, während sie Mikoto verschwörerisch zuzwinkerte. „Sakura. Da gibt es bestimmt nichts zu sehen!“ „Wieso denn nicht? Willst du mir etwas verheimlichen?“ Itachi seufzte ergeben auf. Wenigstens war es nicht Temari, die diese Bilder zu Gesicht bekam, auch wenn Sakura ihr wahrscheinlich alles haarklein auf die Nase binden würde. Auch den nächsten Tag blieb Sakura ständig in der Nähe der anderen, doch im Gegensatz zu all den anderen war sie nicht immer mit den Gedanken dort, wo sie sein sollte. Es waren nicht nur Itachis Kinderbilder, die in dem Album klebten. Sasuke und Itachi hatten als Baby fast identisch ausgesehen und Mikoto hatte sich doch sehr gewundert, wieso Sakura sie auseinander halten konnte. Sie hatte das schwärmerisch als die wahre Liebe bezeichnet, worauf Sakura jedoch nur die Lippen zusammen gepresst hatte. Ständig wanderten ihre Gedanken zu Sasuke, der, wie auch am Vortag, einige Zeit am Fenster gestanden hatte. Sie konnte tun, was sie wollte, es half nichts. Seufzend stand sie auf, sagte zu Mikoto, sie müsse auf die Toilette und verschwand im Haus. Sie wusste, dass Sasuke sie wie immer vor dem Klo abfangen würde, doch das war ihr gerade recht. Solange sie sich nicht ausgesprochen hatten, würde alles den Bach runtergehen. Kaum hatte sie den Satz zu Ende gedacht, als sie, gröber als sonst, am Arm gepackt und in ein anderes Zimmer geschleift wurde. „Ist da etwa jemand sauer?“ „Wie kommst du nur darauf?“, fragte er sarkastisch zurück. Sie lachte freudlos auf. „Du bist sauer? Wieso? Weil ich einfach gegangen bin oder weil dir mal einfällt, dass du deinen Bruder hintergehst?“ „Ach, tu ich das? Du ja wohl eher. Er vertraut dir und du lässt dich hier so verführen.“ Sakura schoss das Blut ins Gesicht, als sie ihn wütend ansah. „Das war keine Verführung, Sasuke! Das war Schwäche. Ich mag erwachsen geworden sein, doch anscheinend hat sich mein Verstand verflüchtigt und dem der unerfahrenen dummen Göre von damals Platz gemacht. Das wird nicht mehr passieren.“ Er kam herausfordernd näher, noch immer mit vor Wut blitzenden Augen. „So sicher?“ „Ja, Herrgott noch mal. Ich habe dich geliebt, Sasuke, das kann ich heute noch genauso gut zugeben, wie damals, doch jede Liebe kann nur wenige Fußtritte vertragen. Du hast den letzten und vernichtenden Schlag mit deinem Kuss ausgelöst. Ich hab nicht vor, mich noch einmal selbst zu verletzen, weil ich kindische Hoffnungen in dein Verhalten habe, also lass mich bitte endlich in Ruhe!“ „Und wenn nicht?“ „Dann musst du damit fertig werden, dass du deine ehemals beste Freundin gnadenlos zugrunde richtest. Wobei, wo du doch deinen Bruder schon hintergehst, wird dir das vollkommen egal sein!“ Mit voller Wucht hatte er sie gegen die Wand geworfen und funkelte sie wütend an. „Du kannst mich für so herzlos halten, wie du willst, Sakura, aber maße dir nicht an, über meine Gefühle zu urteilen, haben wir uns verstanden?“ „Ach, aber das du über meine urteilst, wie vor sechs Jahren, war natürlich erlaubt?“, erwiderte sie genauso wütend. „Ich habe deine Gefühle nie bezweifelt, ich habe sie nur nicht akzeptiert. Wir waren sechzehn, als du meintest, mich für den Rest deines Lebens zu lieben. Nimm es mir nicht übel, aber in dem Alter habe ich so etwas nicht sonderlich ernst genommen!“ „Ich soll es dir nicht übel nehmen? Du hast gemeint, ich würde dich belügen und hast dich nach Deutschland abgeseilt und das soll ich dir nicht übel nehmen? Anstatt mir einfach zu sagen ‘Ich liebe dich aber nicht’ schmetterst du mich mit einem Satz ab, der weder Abweisung noch Zuneigung bedeutete. Du warst es, auf den ich ein Jahr lang gewartet habe, nachdem du gegangen warst und du bist der Grund, wieso all meine Beziehungen den Bach runtergegangen sind. Was erwartest du von mir? Das ich dir schreiend um den Hals falle und sage, dass ich dich immer noch liebe? Dazu wirst du mich nicht kriegen, denn ich habe so etwas wie Stolz und habe nicht vor, alte Gefühle wieder aufleben zu lassen.“ Vollkommen außer Puste von dieser Standpauke stand sie vor ihm und sah ihm direkt in die Augen. „Du willst Gefühle nicht wieder aufleben lassen? Fein, dann beweis es mir. Beweis mir, dass du meinen Bruder liebst und nicht mich. Sag es mir direkt ins Gesicht!“ Sakura sah ihn fassungslos an. „Wie bitte?“ „Sag mir direkt ins Gesicht, dass du mich nicht mehr liebst. Dass du meinen Bruder liebst und ihn heiraten willst!“ Sakura konnte ihn nur weiter anstarren. Sie konnte diesem Irrsinn hier ein für allemal ein Ende bereiten, doch sie zögerte und wusste nicht, ob sie den Preis wirklich zahlen wollte. Doch in ihr schrie etwas nach Freiheit, dass sie einfach und ohne rot zu werden die größte Lüge ihres Lebens aussprechen ließ. „Ich liebe dich nicht!“ Mit einem undefinierbaren Ausdruck im Gesicht ließ Sasuke sie los und trat einige Schritte zurück. Selbst hinter seiner perfekten Maske versteckt, entging Sakura der Schmerz in seine Augen nicht. „Geht doch!“ Er wandte sich ab und verließ das Zimmer, in dem Sakura fassungslos an der Wand zu Boden rutschte. Sie hatte ihm gerade ins Gesicht gelogen. Ohne eine Spur von Reue. Was hatte sie da nur angerichtet? „Sasuke, hast du irgendwas zu Sakura gesagt?“ „Wieso fragst du?“, erwiderte dieser teilnahmslos. Itachi sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Weil sie vollkommen fertig war, als sie wieder in den Garten kam. Sie war einem Nervenzusammenbruch nahe.“ Sasuke schnaubte. Sakura tat ja gerade so, als ob sie selbst abgewiesen worden war und nicht er, Sasuke. „Ja oder nein?“ „Ich hab sie nur etwas gefragt. Eigentlich sollte ich nach der Antwort fertig sein, nicht sie!“ Itachi erwiderte nichts. Er konnte sich denken, um was es bei diesem Gespräch gegangen war, doch es stand ihm nicht zu, sich da einzumischen, auch wenn wahrscheinlich er selbst Schuld daran hatte. Er hatte Sasuke ein wenig eifersüchtig machen wollen, deswegen hatte er sich kurzfristig entschieden, ihn doch nicht einzuweihen. Seinen Blicken nach zu urteilen war ihm das auch durchaus gelungen, doch Sasuke plagte zudem das schlechte Gewissen. Er hatte Schuldgefühle dabei, mit Sakura zu reden, denn allein seine Gefühle schienen ihm Verrat an seinem Bruder. Sasuke erhob sich seufzend. „Wie ich gehört habe, will Mum den Termin für die Hochzeit festlegen.“ „Ja, stimmt.“ Für ihn das ein Warnsignal. Es war an der Zeit, seinen Eltern die Wahrheit zu sagen, vorausgesetzt natürlich, Temari kam endlich wieder. Schweigend wollte Sasuke den Raum verlassen, doch er drehte sich noch einmal um. „Ich hab dich ehrlich noch nie so sehr um etwas beneidet, Nii-san.“ Itachi lachte freudlos auf. „Du beneidest mich um etwas, das ausschließlich dir gehört! Komm her, ich verantworte ein zweites Scheitern eurer Beziehung bestimmt nicht.“ Vollkommen depressiv saß Sakura auf ihrer Couch, starrte auf den Bildschirm, wo Titanic lief, und stopfte Schokolade in sich rein. Wenn sie sich nach dem Kuss schon selbst gehasst hatte, dann war das gar nichts gewesen im Vergleich zu jetzt. Sie hatte sich selbst die Chance genommen, mit dem Mann, den sie liebte, glücklich zu werden. Es war nicht zu übersehen gewesen, dass Sasuke um sie gekämpft hätte, wenn sie das Wort nicht herausgebracht hätte. Und was tat sie? Sie vermasselte es. Jetzt musste sie weiter warten, bis Temari endlich wieder auftauchte und ihren Platz einnahm. Dann konnte sie endlich komplett im Selbstmitleid versinken. Ein Klingeln riss sie aus ihren Gedanken. Klingeln war untertrieben, wer auch immer das war, er veranstaltete ein Sturmklingeln ohne Ende. „Herrgott, Naruto, wenn du das schon wieder bist, dann bring ich dich um!“, schrie sie wütend, ehe sie aufstand und durch den Türspion linste. Ihr blieb fast das Herz stehen. Es war nicht Naruto! „Sakura, mach die Tür auf. Ich weiß, dass du da bist, deine Morddrohung an Naruto war nicht zu überhören!“ „Was willst du hier, verdammt noch mal? War ich nicht deutlich genug oder was?“ „Mit dir reden. Wenn es sein muss, übernachte ich hier im Flur, damit hab ich kein Problem!“ Seufzend entriegelte sie die Tür und doch zögerte sie. Wenn sie ihm jetzt öffnete, waren sie wirklich alleine, nicht im Uchiha Anwesen, wo praktisch jede Sekunde jemand hätte hereinkommen können. Doch wenn man die Tatsache bedachte, dass sie ihm erst einen Korb gegeben hatte, würde er bestimmt nicht zu aufdringlich werden - hoffte sie jedenfalls. Sie ließ ihn rein und zuckte erst einmal zurück. Er schien wütend, zudem war er vom Regen klitschnass. „Was willst du?“, fragte sie, während sie die Tür schloss. „Ich hab gerade ein sehr aufschlussreiches Gespräch mit Itachi hinter mir.“ Sakura sah ihn entsetzt an. Nein, das würde Itachi ihr nicht antun. Er konnte ihm nicht einfach die Wahrheit gesagt haben. „Du hast mich die ganze Zeit verarscht. Während ich meinem Bruder kaum in die Augen sehen konnte, war dein Gewissen ja befreit.“ Sie öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch sie schloss ihn wieder, als kein Wort herauskommen wollte. Stattdessen öffnete sie die Wohnungstür wieder. „Du solltest besser gehen!“ „Bei Gott, das werde ich bestimmt nicht.“ Er knallte die Tür wieder zu und durchbohrte sie mit seinem Blick. „Wie schaffst du es nur, die Leute so gnadenlos anzulügen?“ „Das fragst gerade du mich? Nach der Abfuhr versuchst du auf einmal alles, damit ich mich wieder in dich verliebe und du nennst mich Lügnerin?“ „Ich habe niemals gesagt, dass ich dich nicht liebe, nur, dass man sich in dem Alter seiner Gefühle nicht zu hundert Prozent sicher sein kann.“ Genau deswegen hatte sie sich ja auch immer Hoffnungen gemacht. „Soll ich dir das jetzt glauben? Wieso bist du dann nach Deutschland gegangen?“ „Weil du mir ein Versprechen abgenommen hast. Ich bin wahrlich enttäuscht gewesen, als ich bemerkt habe, dass du es vollkommen vergessen hattest.“ Entsetzt weiteten sich ihre Augen. „Anscheinend erinnerst du dich aber jetzt wieder. Ich habe dir versprochen, zu studieren und meinem Vater danach die Stirn zu bieten. Es war vielleicht bescheuert, dich nicht daran erinnert zu haben, bevor ich gegangen bin, aber ich hab nun mal angenommen, dass du dich wenigstens an deine eigenen Worte erinnerst!“ Sakura sah ihn nur schuldbewusst an. Vor lauter Enttäuschung und Schmerz hatte sie nie nach dem Grund gesucht, weshalb er nach Deutschland gegangen war. „Wieso bist du dann jetzt hier? Um mir eine Standpauke zu halten, weil ich vergessen habe, nach einem Grund zu suchen, oder weil ich dich zwei Monate habe glauben lassen, dass du mich teilen müsstest?“ „Ersteres kann ich nicht mehr ändern, zweiteres jedoch lässt sich wieder gut machen.“ Ein kurzes Grinsen huschte über sein Gesicht. Sie kreischte erschrocken auf, als er sie auf einmal in seine Arme zog und sie bald ebenso nass war wie er. „Du bist echt unmöglich!“ Doch Sasuke grinste nur unschuldig. „Rache ist nun mal zuckersüß.“ „Genug wieder Gutmachung oder schulde ich dir noch etwas?“ „Oh, du kannst die nächstens sechs Jahre deine Schuld abarbeiten.“, entgegnete er ihr grinsend. Sakura hätte ihm Leben nicht gedacht, dass er ihr das so einfach vergeben würde, doch Fakt war: er hatte es schon längst getan. Und da er nun wusste, dass Sakura alleine ihm gehörte, hatte er auch nicht den geringsten Grund gesehen, sich weiterhin so am Riemen zu reißen. Sakura hätte glatt gelogen, wenn sie behauptete hätte, jemals besseren Sex gehabt zu haben. Dennoch war Itachis breites Grinsen am nächsten Morgen so dermaßen unpassend, dass Sakura ihm hochrot den Ellbogen in die Rippen rammte. „Danke für die Vorwarnung, Vollidiot!“ Sasuke hinter ihr grinste nur. So schnell, wie er weg gewesen war, hätte Itachi wahrscheinlich nicht einmal Zeit genug gehabt, ihre Nummer ins Telefon einzutippen. „Temari ist im Übrigen wieder da. Wir können, je nachdem, was ihr wollt, entweder heute oder morgen reinen Tisch machen.“ „HEUTE!“, kam es synchron von dem Paar. „Wieso wundert mich das jetzt nicht. Aber ist schon okay, ich rufe noch schnell Temari an. Bin schon mal gespannt, wie mein Dad darauf reagiert.“ „Pah, dem wird es egal sein, solange du nur nicht mich heiratest!“ Sasuke lachte. „Da könntest du sogar Recht haben. Mum dagegen wird ziemlich enttäuscht sein.“ „Das ist das einzige, was mich traurig stimmt, ich mag deine Mutter. Vor allem aber die Art, wie sie mit eurem Vater spricht.“, erwiderte Sakura breit grinsend. „Ja, ja. Unsere Mutter ist einzigartig.“, meinte Itachi verträumt. „Halt die Klappe und pfeif Temari hierher.“ Widerstandslos klappte Itachi sein Handy auf und ging auf etwas Entfernung, um in Ruhe telefonieren zu können. Sakura drehte sich neugierig zu Sasuke um. „Warst du eigentlich überrascht, dass Itachi ausgerechnet mit Temari zusammen ist?“ „Machst du Witze? Der Kerl ist schon seit der Mittelstufe in sie verknallt gewesen, er war nur zu stur, das einzusehen. Dass er sie allerdings im Freibad überfallen hat, hat mich dann doch überrascht.“ Sakura lachte und Itachi gesellte sich dazu. „Warum lachst du?“ „Nicht wichtig. Wann kommt sie?“ „Ich bin schon da, Süße!“ Erschrocken drehte sich Sakura um und stand vor einer grinsenden Temari. „Wir waren uns sicher, dass ihr so schnell wie möglich wieder unter euch sein wollt, damit war klar, dass ihr dieses Wirrwarr auch sofort klären wollt.“ „Kurz, das vorhin war eine rein rhetorische Frage?“ „Exakt!“ Itachi nahm sie an der Hand und führte sie zur Haustür. Da es Sonntag war, konnten sie sicher sein, dass Itachis Eltern auch zu Hause waren, darum gingen sie ohne erst zu klingeln in den Garten, wo Fugaku, wie eigentlich immer, arbeitete und Mikoto im Liegestuhl saß und las. Überrascht sah Mikoto auf. „Itachi? Sasuke? Sakura auch. Stimmt was nicht?“ Noch im selben Moment fiel ihr Blick auf Itachi, der Temari noch immer an der Hand hielt. Fast schon automatisch wanderte eine ihrer Augenbrauen in die Höhe. „Was gibt es, Sohn? Mach schnell, ich muss arbeiten.“ „Ich muss euch etwas beichten. Ich... ich hab euch angelogen.“ Mikoto legte ihr Buch aus der Hand und sah ihren Sohn überrascht an. Fugaku dagegen schien wieder einmal kurz vor einer Explosion zu stehen. „Wie bitte?“ „Ihr habt mich schon verstanden.“ „Inwiefern hast du uns belogen?“ Itachi warf seiner Mutter einen dankbaren Blick zu, immerhin schien sie erst einmal die Geschichte hören zu wollen, bevor sie an die Decke ging. „Ich bin nicht mit Sakura verlobt.“ Fugakus Gesicht hellte sich auf, während auf Mikotos Bestürzung zu sehen war. „Was?“ „Sakura hat mir den Gefallen getan und meine Verlobte gespielt. Ich hatte Angst, dass ihr meine wirkliche Verlobte nicht leiden könntet, deswegen wollte ich euch etwas hinters Licht führen.“ „Junge, egal wer, jede ist besser als diese Klugscheißerin!“ Fugaku schien tatsächlich überglücklich.“ Temari dagegen grinste sich einen ab. „Dann stell ich mich jetzt mal selbst vor, wenn der Herr hier das schon nicht übernimmt. Temari Sabakuno. Ich bin die richtige Verlobte!“ „Sabakuno?“, echote Fugaku verdutzt. „Du hattest Angst, wir würden eine Sabakuno nicht mögen? Trottel. Ich bin mir sicher, dass sie den Dickschädel und die nervige Direktheit ihrer ganzen Familie ebenfalls besitzt, aber das ist egal, solange es eine Sabakuno ist.“ Sakura sah ihn entsetzt an und gab Itachi dann ganz offen eine Kopfnuss, die es in sich hatte. „Dann war der ganze Scheiß umsonst?“ Itachi grinste. „Das würde ich so nicht sagen, immerhin sprechen die Knutschflecken an deinem Hals ja für sich.“ Sakura drehte sich hochrot und beleidigt zur Seite. „Junge, ich danke dir. Ich dachte schon, ich muss dieses Weib wirklich als Schwiegertochter akzeptieren!“ Mikoto hinter ihm brach in schallendes Gelächter aus. „Schatz, so wie es aussieht, musst du das trotzdem!“ Fugaku spießte seine Frau mit Blicken auf. „Was soll das heißen?“ „Nun, hier ist noch eine andere Person mit Knutschflecken anwesend. Ich zähle eins und eins einfach mal zusammen.“ Sie grinste zu ihrem jüngsten Sohn, der ebenfalls grinsend einen Arm um Sakuras Taille legte. „Mum findet alles raus!“, meinte Itachi lachend. „Früher oder später jedenfalls.“ „Was der macht, ist mir egal, Hauptsache, mein Erbe heiratet wen Anständiges.“ Mikoto strahlte Sakura und Temari an. „Meine Jungs haben halt Geschmack.“ Fugaku schnaubte. „Ansichtssache.“ So ging es den ganzen Tag weiter. Fugaku stritt sich mit seinen Söhnen, während Mikoto schnell herausfand, dass Temari noch direkter sein konnte als Sakura, was schon etwas heißen wollte. Vollkommen fertig saßen die vier abends in Itachis Wohnung. „Ich kann es immer noch nicht fassen. Alles FAST umsonst!“, meinte Sakura deprimiert. „Ich bin nur froh, dass ihr beide es endlich geschafft habt. Acht Jahre reichen ja wohl vollkommen.“, seufzte Itachi theatralisch. „Da geb ich dir ausnahmsweise mal Recht.“ „Wieso hast du dich auf einmal entschlossen, Sasuke einzuweihen und Temari deinen Eltern vorzustellen, so wie sie ist?“, fragte Sakura neugierig. Auch Temari schien nun aufzuhorchen, denn auch sie war von dieser Aktion überrascht gewesen. „Weil mich eine gewisse Person daran erinnert hat, was ich an Temari so liebe!“ Sakura grinste. „Tja, dann lernst du wenigstens mal ihre Einzigartigkeit zu würdigen.“ „Glaub mir, das tu ich schon längst. Ich jedenfalls kenne keine andere, die einem so direkt die Meinung ins Gesicht knallt.“ Temari lachte auf und verbeugte sich einmal vor allen. „Vielen Dank!“ „Ja, vor allem, wenn man an das Wort ‘Freibad’ denkt.“ Itachi grinste Sakura versaut an. „Ach komm schon. Wenn Sasuke damals auch nur versucht hätte, dich zu verführen, du wärst doch vollkommen machtlos gewesen, oder etwa nicht?“ Temari musste nicht erst auf eine Antwort warten. Es war ohnehin klar. Sakura wurde in Sekundenschnelle hochrot. Da konnte sie leider nicht widersprechen. „Ich muss zu Ino. Hab ihr versprochen, mit ihr shoppen zu gehen!“ Die Brüder sahen sich nur skeptisch an, doch ehe sie etwas erwidern konnten, hatte sie sich schon von den dreien verabschiedet und war verschwunden. „Ich glaube, wir sollten alle mal wieder ins Freibad gehen.“, meinte Itachi betont unschuldig. Sasuke grinste seinen Bruder breit an. „Ich denke, du hast vollkommen Recht.“ © 2008 by LeseSchaf Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)