Schattenspiele von Demona (Schatten der Vergangenheit fallen in die Zukunft) ================================================================================ Kapitel 4: Airport: Schwarz (continued) --------------------------------------- Schuldig hasste Flughäfen. Manchmal zumindest. Zu anderen Zeiten hatte Spaß daran, im Strom der ihn umgebenden Gedanken unterzutauchen. Wenn er sich allerdings auf eine Aufgabe zu konzentrieren hatte, waren ihm Menschenansammlungen ein Gräuel. Er brauchte dann mehr Konzentration, um seine mentalen Schilde aufrecht zu halten. Trotzdem war er nicht der erste, der ihre Zielperson entdeckte. Schuldig war überrascht, als der junge Saito den Kopf hob und mit stark übertriebenem Japanischen Akzent seine Frau begrüßte. "Rydya," grinste er ruhig. Und Schuldig schwankte unter den Emotionen, die plötzlich über ihn hereinbrachen. Er hatte nicht bemerkt, dass die erwartete Person längst zu ihnen getreten war. Ihm entgang auch das missbilligende Knurren Nagatas, als sie sich zu ihrem kleineren Ehemann hinabbeugte und ihn völlig gegen japanische Sitten in einen Kuss verwickelte. Schuldig fiel auch nicht auf, dass die Frau nicht blond war, sondern die halblangen Strähnen in verschiedenen Blautönen gefärbt waren, was den alten Saito zu einem resigniereten Kopfschütteln veranlasste. Nein, Schuldig hielt wie verzweifelt an seinen mentalen Schilden fest, um nicht durch die beiden augenscheinlich mental begabten Personen mit in deren geistiges Zusammentreffen gerissen zu werden. Warum hatte Crawford ihn nicht davor gewarnt, dass der junge Saito alles andere als 'unbegabt' war? Allein der Versuch, sich dem kurzen Berühren zwischen diesen beiden Geistern zu verschließen, wollte ihn schluchzen lassen, denn dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit, von 'Zuhause' lockte ihn, umgarnte ihn. Aber er kannte Lydia zu gut, um sich von der projezierten Wärme täuschen zu lassen. Ein Grinsen erschien auf dem Gesicht der Frau, und ihre blauen Augen blitzten über den Kopf ihres Mannes zu Schuldig. Unfug!, begrüßte sie ihn telepatisch, schalt ihn aber gleichzeitig ob seines Mißtrauens. Schuldig musste an sich halten, um sich nicht unbehaglich zu winden. Seit er den Namen Schuldig angenommen hatte, und es ihr zu Ohren gekommen war, hatte sie nur gelacht und gesagt: "Schuldig passt. Schuldig groben Unfugs." Und ihn seither nur noch mit Unfug angesprochen. Darüber war er also nicht weiter verwundert. Die scharfe mentale Zurechtweisung allerdings ließ ihn zusammen zucken. Crawford legte besorgt eine Hand auf die Schulter des Deutschen. Schuldig fuhr zusammen und zischte erschrocken auf, fing sich aber sogleich wieder. Nahm wieder aktiv teil an seiner Umwelt. Ignorierte den amüsierten Blick der jungen Frau und das interessierte Gesicht ihres Mannes. Sowie die eindeutig fragenden Blicke der anderen Männer. "Es geht schon," knurrte er leise. Verdammt, Brad, hättest du nicht erwähnen können, dass der Saito Junior ein telepathies Talen ist? Crawford hatte sich wie immer gut unter Kontrolle. Keiner der außenstehenden hätte ihm angesehen, dass er innerlich unter Schuldigs Verwirrung zusammenzuckte. Nein, gab er ruhig zurück. Davon stand nichts in den Akten. Wir sollte wachsam sein und uns auf Überraschungen gefasst machen. Noch während er innerlich Zwiesprache mit seinem Teamkollegen hielt, behielt Crawford die Frau im Blick. Sie war unter den wachsamen Blicken der Leibwächter zu Saito Senior getreten. Für ungeübte Blicke, selbst für die geübten Augen der Personenschützer um sie musste es so aussehen, als würde sie ihren Schwiegervater liebevoll umarmen und eine zärtliche Begrüßung in sein geneigtes Ohr raunen. Crawford allerdings entging nicht die strategisch günstige Posotion schlanker Finger auf schmerzhaften Punkten im Genick, ebensowenig wie ein leicht gequälter Ausdruck, der das Gesicht des alten Saito zierte. Und anhand des Beinahe-Grinsens auf Schuldigs Gesicht konnte er sich denken, dass auch mental ein gewisser Meinungsaustausch zwischen Schwiegervater und -tochter stattfand. Jeglicher liebevoller Schein blieb aber auch dann noch gewahrt, als Saito der Frau einen Zettel übergab und mit ein paar Gesten seine Leute und seinen Sohn um sich scharte. MIt einem kurzen Nicken in Crawfords und Schuldigs Richtung und den Worten "Sie kennen Ihre Aufgabe. Enttäuschen Sie mich nicht." verschwand der Alte mitsamt Gefolge. Zurück ließ er einensehr verwirtten Crawford, der einen etwas hilflosen Blick mit Schuldig tauschte, ehe beide ihre Zielperson wieder näher in Augenschein nahmen. Die beide nur angrinste und scheinheilig fragte: "Und wer von euch trägt jetzt meine Koffer?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)