Traditions von Lunatik (Tendershipping (auch Bronzeshipping)) ================================================================================ Kapitel 8: Stressbewältigung ---------------------------- Erste Sonnenstrahlen schlichen über seine Haut und liebkosten ihn mit Wärme. Ein Vogel sang eine fröhliche Melodie am Fensterbrett. Die Klänge hallten in seinen verschlafenen Gedanken wieder. Ein Vogel zwitscherte von weiter weg zurück und die beiden Lieder flochten sich zusammen zu einem Duett. Sie wurden begleitet von dem Zirpen der Insekten. Das Licht rief nach ihm und holte ihn aus seinen schlummernden Träumen. Mariku öffnete die Augen und blickte zum Fenster. Ein leises Fluchen entwich ihm. Der Himmel zeigte neben den ersten Sonnenstrahlen noch graue Wolken und violett-blaue Schatten. Wie früh war es? Mariku richtete sich auf und griff nach seinem Handy. Halb sieben. Wie wundervoll. Er hätte noch länger schlafen können! Er hätte noch länger in der Welt verbringen können, in der er Malik in seinen Armen hielt. Die Erinnerungen an den Traum durchmischt mit Erinnerungen aus der Vergangenheit wärmten seine Glieder. Ein Schauer stellte alle seine Härchen auf. Für einen Augenblick glaubte er Malik neben sich zu finden, sollte er seinen Kopf drehen. Den Impuls nicht widerstehen könnend, blickte er zur Seite, nur um dort Leere zu finden. Wie dumm. Mariku schmiss die Decke zur Seite und stampfte ins Bad. Dieser Monat war eine beschissene Idee gewesen! Er vermisste Malik. Er fühlte brodelnde Wut in sich aufsteigen. Eine giftige Stimme flüsterte in sein Ohr, er solle alles in Schutt und Asche legen. Alles um ihn herum zu Kleinholz verarbeiten. Er kämpfte mit diesen Impulsen und warf schließlich die Tube Zahnpaste gegen die Wand. Er drehte den Hahn für kaltes Wasser in der Dusche auf und stellte sich unerschrocken unter den Wasserstrahl. Kalte Duschen halfen doch angeblich bei so etwas? Er fühlte jedoch keine Ruhe. Nur einen stechenden Schmerz. Wie hatte Ryou gesagt, bei Stress und Überwältigung verlor man die Kontrolle? Malik nicht zu sehen war definitiv Stress. Mariku seufzte und stellte auch das heiße Wasser an. Es half nichts dran vorbei, was? Auch wenn es erniedrigend war.   Bakura schoss aus dem Bett wie von der Tarantel gestochen. Verwirrt blickte er sich um. Was hatte ihn auf solch alarmierende Weise geweckt? Er warf einen Blick zur Uhr auf seinem Schreibtisch. Kurz nach sieben. Seine beiden Schüler durften wohl noch schlafen. Bakura schüttelte den Kopf. Was auch immer es war, er war dankbar für die Rettung aus dem abstrusen Traum, in dem Faustgroße Spinnen über ihm liefen, während er sich nicht bewegen konnte. Er schüttelte abermals den Kopf. Was immer noch besser war, als sein Traum darüber wie seine beiden Schüler sich in blaue Aliens verwandelten, von dem er gegen drei Uhr morgens aufgewacht war. Oder der… Jemand klopfte laut und einige Male schnell hintereinander an seine Tür. Ah, das war es vermutlich gewesen. Bakura hob eine Augenbraue, während er sich seinen Umhang locker über die Schultern legte und zur Tür schritt. Das Klopfen klang ungeduldig und herrisch, was gegen Ryou sprach. Doch die frühe Uhrzeit sprach eindeutig gegen Blondchen. Frühstück war erst in einer Stunde. Die Tür wurde einfach aufgerissen und noch eher er ihn gesehen hatte, war Bakura es klar geworden, wen er da vorfinden würde. Ryou hatte eindeutig eine bessere Erziehung erfahren als Türen zu fremden Zimmern ohne Erlaubnis aufzumachen. Ein entschlossen und finster drein blickender Mariku marschierte direkt auf ihn zu und blieb nur einige Zentimeter vor ihm stehen. Die violetten Augen waren dunkel und wirkten fast blau bei dem grauen Licht. Bakura spürte die Anspannung zwischen ihren Körpern knistern. Er konnte die elektrische Ladung förmlich sehen. Doch er unterdrückte die automatische Reaktion seinen Körper in eine Defensivposition zu bringen. Stattdessen rollte er seine Schulter und entspannte seine Muskeln noch weiter. Er legte den Kopf leicht zur Seite und bedachte Mariku mit einem einladenden Blick aus halb geschlossenen Lidern. Er wusste, dass seine wilden Haare – frisch aus dem Bett – seine Haltung perfekt komplementierten. Der Hunger in den Augen Marikus feuerte die Situation noch weiter an. Bakura fuhr mit seinem Finger über die Wange Marikus, der schnaubte. Ob mit Wut oder Verlangen, konnte Bakura nicht ausmachen. Vermutlich beides, entschied er sich. Schließlich öffnete er den Mund und brachte in seiner herablassendsten Stimme, in der eine Spur Amüsement mitschwellte, hervor: „Na, was ist? Kommst du, um eine morgendliche Trainingsstunde abzuholen?“ Der Größere griff nach seiner Hand und drückte fest. Bakura blickte weiterhin in Marikus Augen. Wie weit wohl Blondchen gehen würde? Mariku neigte seinen Kopf nach vorne, so dass ihre Augen auf gleicher Ebene waren. Heißer Atem kitzelte Bakuras Lippen und jagte einen wohligen Schauer über seinen Rücken. Er ließ seinen Blick nicht von diesen zwei Tansaniten, die brannten. Es lagen Hunger, Leidenschaft, Verlangen, Wut darin. Herausforderung. Ein verstricktes, höllisches Feuer. Es war nicht genug, um Bakura zu erregen. Aber genug, um ihn daran zu erinnern, was er schon seit einer Weile nicht mehr getan hatte. „Zur Abwechslung könnte ich dir da einiges beibringen.“ Marikus Stimme war ein tiefes Schnurren. Gefährlich. Vielversprechend. Es war nur ein Augenblick, der ihre Lippen voneinander trennte. Doch dieser Augenblick war für Bakura genug Zeit, mit den Fingern die Hand, die seine hielt, zu greifen und den Arm nach vorne zu ziehen, während er seinen Körper galant an Mariku vorbei – unter dessen Arm – wand und dann zu zudrücken. Einen Wimpernschlag später setzte er sich auf den Rücken Marikus, der ausgestreckt auf dem Boden lag. Egal wie groß die Versuchung, Bakura hatte keinerlei Lust auf eine Auseinandersetzung mit Malik. Außerdem war dies so viel mehr Spaß. „Du hast noch so viel zu lernen“, bemerkte er amüsiert. Von unter ihm kam nur ein Grollen. „Also, womit habe ich diese Ehre am frühen Morgen verdient?“, fragte er mit einer Stimme, die nur so von Sarkasmus triefte. Das brachte ihm diesmal ein Knurren. Geduldig wartete Bakura eine kohärente Antwort ab, während er genüsslich den Arm Marikus leicht zur Seite drückte, was etwas schmerzlich sein dürfte. Es kam ein Murmeln. Ah, sie kamen der Sache näher. Bakura drückte noch etwas weiter. „Telefon!“, antwortete Mariku schließlich. Seine Stimme klang verdächtig nah am Schreien. Bakura drückte noch einmal fester zu und ließ dann den Arm los. Sofort drehte sich sein Schüler auf den Rücken. Bevor er Bakura umreißen konnte, erhob sich dieser jedoch mit Leichtigkeit und ließ sich auf seinem Bett nieder. Telefon? Bakura hob eine Augenbraue. Das ergab erstaunlich wenig Sinn. Mariku richtete sich schweigsam auf und starrte dann einige Momente grimmig aus dem Fenster eher er sich wieder Bakura zuwandte. Die Körperhaltung zeigte eine Sprungbereitschaft zum sofortigen Angriff. Bakura wartete lässig auf die Erklärung, ohne auch nur einen Muskel anzuspannen. Nicht in Muskeln lag die Kraft, sondern in Technik. „Ich brauche ein Telefon.“ „Deins hat keinen Empfang hier“, stellte Bakura mehr fest als fragte. Mariku nickte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wozu?“, fragte Bakura schlicht. „Stressbewältigung“ war die einfache Antwort. Mariku lehnte sich vor mit einem lasziven Grinsen auf den Lippen. „Es sei denn du möchtest her halten“, fügte er wieder in dem schnurrenden Ton hinzu. Ah. Das war natürlich verständlich. Wenn Mariku keinen Empfang hatte, hatte er vermutlich seit der Ankunft nicht mehr mit Malik geredet. Wenn Malik wiederum sowas wie eine Beruhigungstablette für Mariku war, so wurden die häufig werdenden Wutausbrüche nachvollziehbar. „In der Ecke rechts von der Eingangstür des Hauses steht ein Telefon.“ Marikus Augenbraue hob sich in einer nicht minder herablassenden Geste, wie Bakuras es oft tat. „Ich habe nichts gegen Publikum. Das bringt mehr Stimmung.“ Ein abschätzender Blick wanderte Bakura ab. „Du hast wohl auch nichts dagegen zum Publikum zu werden. Aber was ist mit dem Kleinen?“ Mariku zeigte mit der Hand auf den Flur. „Er wäre bestimmt schockiert. Es sei denn…“ Marikus Stimme sank zu einem verschwörerischen Flüstern. „…du möchtest, dass er etwas angeturnt wird und dann in deine Arme rennt.“ Bakura schüttelte den Kopf und schnaubte. Keine Beruhigungstablette, sondern ein Ventil. Er stand auf und griff nach dem Handy auf dem Tisch, welches er dem anderen zuwarf. „Ich will’s zum Frühstück wieder haben.“ Mariku fing das Handy mühelos und verließ fast tänzelnd das Zimmer. Bakura schloss die Tür hinter seinem Schüler. Als er sich wieder umdrehte, fiel sein Blick auf den Tisch. Gut, dass Mariku so auf das Telefon fixiert gewesen war. Andernfalls hätte ihm womöglich das Foto auffallen können. Bakura trat näher und streichelte mit dem Finger sanft über den Rahmen. Auf dem Foto waren drei Jugendliche abgebildet. Einer von ihnen hatte kurzes weißes Haar, das wild in alle Richtungen abstand. Der Junge daneben hatte Haare von der Farbe des Sandes in der Wüste und grinste breit.   Ryou blickte nun schon zum zweiten Mal zur Uhr innerhalb von zwei Minuten. Es war Viertel nach acht. „Mariku ist wirklich spät“, flüsterte er unsicher. Er hatte auf Bakuras Anweisung hin mit der Zubereitung gewartet. Doch die Zeit schritt langsam voran. Schließlich seufzte Bakura und Ryou sah zu seinem Lehrer auf. „Wenn er kein Essen will, selbst schuld. Du kannst mit dem Kochen schon anfangen.“ Ryou stand von seinem Stuhl auf, doch bewegte sich nicht weiter. Es war doch nicht richtig Mariku ohne Essen zu lassen, oder? Vielleicht hatte er nur verschlafen? Gestern war er doch so deprimiert gewesen. Was, wenn er die Nacht hatte wegen seinen Sorgen nicht schlafen können? „Ich gehe mal nachsehen“, verkündete Ryou schließlich. Bakura hob nur einen verwunderten Blick zu ihm und vertiefte sich sogleich wieder in sein Buch. Das war wohl…Zustimmung? Er lief los und es dauerte weniger als eine Minute, bis er unschlüssig vor der Tür zu Marikus Zimmer stand. Zaghaft klopfte er. Ob der andere noch schlief? Sollte er dann lauter sein? Ryou legte vorsichtig sein Ohr an die Tür und lauschte. Er konnte Geräusche ausmachen, doch nicht spezifizieren was für Geräusche es waren. Es hätte wirklich alles Mögliche sein können von schmerzerfülltem Wimmern bis zu leisem Lachen. Ohne darüber nachzudenken, einem Impuls, der sein Herz beschleunigte, folgend, drückte Ryou die Tür auf.   Bakura hob den Blick von seinem Buch und musste sich ein lautes Lachen verkneifen. Ein amüsiertes Lächeln stand seinem Gesicht besser, wie er wusste. So erstickte er sein Lachen, das sich schon aus seiner Kehle kämpfte, in einem Husten und bedachte Ryou mit einer Mischung aus Hohn und Amüsement. Dieser sah nicht einmal auf. Der feuerrote Kopf war stur nach unten gerichtet. Er schien wirklich und wahrhaftig von dem Muster der Kacheln fasziniert. Er murmelte etwas so leise, dass Bakura kein einziges Wort ausmachen konnte, und holte dann die Eier aus dem Kühlschrank. Bakura hoffte nur, sein Schüler würde nichts fallen lassen. Seine Bewegungen wirkten wie in Trance, fließend und geschmeidig. Doch zwei Mal auf dem Weg zur Anrichte fror er mitten in der Bewegung ein und verbrachte einige Sekunden mit Anstarren des Bodens. Vielleicht waren da abweichende Muster? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)