Süß wie Zuckerwatte von Amba (-) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Leonie Es roch nach gerösteten Mandeln. Man hörte Musik und Gelächter und ständig rempelte man wildfremde Leute an. Ich liebe Kirmes. Und dieses Jahr war es ganz besonders schön, denn mein Schwarm Justin hatte mich gefragt, ob ich mit ihm auf die städtische Kirmes gehen würde. Natürlich habe ich zu gesagt. Nun lief ich hinter dem blondhaarigen durch das dichte Gedränge und versuchte ihn nicht aus den Augen zu verlieren. An einem Schießstand hielt er an und grinste mir zu. Er bezahlte für 10 Schuss und zielte. Wenig später hatte ich ein Kissen in der Hand auf dem Stand: „Powerfrau!“ Wie (un-)romantisch. Irgendwie hatte ich mir den Kirmesbesuch anders vorgestellt. Ich hatte Mich mit Justin hoch auf dem Riesenrad gesehen, mit einem Teddy in der Hand und einem Lebkuchenherz um den Hals. Justin sagte mir, wie sehr er mich liebt und ich gestand ihm ebenfalls meine Liebe. Doch direkt am Anfang meinte Justin, er habe Höhenangst. Also fiel die romantische Liebeserklärung ins Wasser. Justin ging weiter und ich verlor ihn fast aus den Augen und schaffte es gerade eben noch seinen Ärmel zu erwischen. Verblüfft drehte er sich um und fragte irritiert: „Was ist los?“ Hallo?! Was los ist? Wir haben ein Date und wir halten noch nicht einmal Händchen!!! Kein Wunder, dass wir uns fast verlieren! „Ich hätte dich beinahe aus den Augen verloren!“, erklärte ich ihm leicht lächelnd und zupfte mir verlegen an einer Strähne. „Oh!“, meinte mein Schwarm nur und ging weiter. Ich folgte ihm und sah dann einen Süßigkeiten-Wagen. Auf großen Schildern standen in gelben Lettern die Angebote. Schokofrüchte, gebrannte Mandeln, Lebkuchenherzen, Paradiesäpfel und, mein Herz machte einen Hüpfer, ZUCKERWATTE. Wieder griff ich nach Justins Ärmel und zog ihn zu dem Laden. „Was willst du denn hier?“, fragte mich der blonde. Ich lächelte und zeigte auf den runden Topf, der neben dem Wagen stand. „Zuckerwatte!“ Der Junge, der hinter dem Topf stand, sah zu uns. Er hatte wuschelige hellbraune Haare und trug eine rote Schürze. Ich lächelte ihm zu. Er lächelte zurück und holte einen Stab hervor. Er begann die Zuckerfäden aus dem Topf auf dem Stab zu drehen. „Zuckerwatte? Weißt du eigentlich, wie schlecht dieses Zeug für deine Zähne ist?“, Justin sah mich entgeistert an. „Du hörst dich an wie mein Zahnarzt. Zuckerwatte ist voll lecker.“, erwiderte ich. „Alles was süß ist, ist total ekelig. Weißt du was, ich habe gerade ein paar Kumpels gesehen. Ich gehe mal zu denen.“, erklärte Justin ganz ruhig und zeigte in einen bestimmte Richtung. Moment! Was geht denn jetzt ab? Junge, wir haben ein Date. Du kannst mich doch hier nicht einfach stehen lassen! „Nun, man sieht sich, Leo. Bis morgen!“, er verschwand in der Menge. Ich sah ihm einfach nur sprachlos nach. Ich weiß nicht, wie lange ich dort einfach nur so gestanden hatte, doch irgendwann tauchte Zuckerwatte in meinem Blickfeld auf. „So ein Idiot. Lässt er einfach ein so süßes Mädchen stehen!“, ertönte es von rechts und als ich dahin sah, blickte ich in grüne Augen. Wow. Was für grüne Augen. Ich trat einen Schritt zurück und sah, dass der Zuckerwattenverkäufer vor mir stand. Er hielt mir die Zuckerwatte hin und grinste: „Hier für dich. „Danke.“, meinte ich nur und riss mir ein Stück ab. Ich merkte erst, dass ich weinte, als der Zuckerwattenverkäufer meinte: „Hey, der Typ ist keine Träne wert. Komm, ich mach eben meine Schicht zu ende und dann machen wir zusammen die Kirmes unsicher.“ Er zog mich zu seinem Stand zurück und ich sah zu, wie er Zuckerwatte verkaufte. Während ich meine Zuckerwatte auf aß, trockneten meine Tränen und ich sah mir den Verkäufer näher an. Er war süß und sein Lächeln löste in mir Schmetterlinge aus. „Wie heißt du?“, fragte ich und kam einen Schritt näher. „Mike und du?“, er grinste mich an und reichte einem jungen Mädchen eine Zuckerwatte. „Leonie. Kannst mich aber Leo nennen!“, ich riss mir wieder ein Stück Zuckerwatte ab und zog sie aus einander. Bald waren alle meine Finger total verklebt, doch das störte mich wenig. So ist das halt bei Zuckerwatte. Mike sah mich an und lachte. Er streckte die Hand aus und zupfte etwas von meiner Wange. Es war etwas von der pinken Zuckerwatte. Ich grinste, als er es sich in dem Mund steckte. „Du bist süß wie Zuckerwatte!“, lachte er und ich merkte, dass ich rot an lief. Er zog seine Schürze aus und hing sie in den Wagen. „Mama, ich geh ein bisschen mit Leo über die Kirmes!“, rief er der Frau in dem Wagen zu, die mich lächelnd ansah. Dann zogen wir los. Ich hatte immer noch Justins „Powerfrau“- Kissen unterm Arm. Mike sah es, zog es mir weg und fing an zu lachen. „Sehr romantisch ist der Kerl aber nicht, oder bist du so eine Powerfrau.“, grinste er. Ich verzog den Mund und brummte: „Wohl beides!“ „Echt, hast du so viel power?“, fragte Mike mich überrascht. „Nun, ich liebe Sport, bin in der Fußball-Mädchen-Mannschaft meiner Schule, und liebe es die Pipe unsicher zu machen!“, erklärte ich. Mike sah mich ungläubig an und erklärte: „So siehst du gar nicht aus!“ Ich trug ein rotes T-Shirt unter meiner Jeansjacke und einen Jeansrock. Meine braunen Haare hatte ich mir für mein „DATE“ extra hochgesteckt. Zwei Stunden lang!!! Und wofür? Dass Justin mich stehen lässt und ich mit einem Fremden über die Kirmes ging. Na super, da hat sich der Aufwand aber gelohnt. „Naja, ich dachte ja auch, dass ich ein Date hätte.“, wieder verzog ich das Gesicht. „Okay, dann haben wir jetzt ein Date.“, meinte Mike und nahm meine Hand. Das „Powerfrau“-Kissen landete in der nächsten Mülltonne. DATE? Wir? Mike und ich? Ich sah Mike überrascht an. Der Typ war echt nicht schüchtern, doch um ehrlich zu sein es gefiel mir. In meinem Bauch spielten die Schmetterlinge verrückt. Mike war süß!!!! Er drückte meine Hand und riss mich aus den Gedanken. Mit einem Lächeln (das süßer war als Zuckerwatte!) wies er auf einen Schießstand. „Kein Frauenpower-Kissen!“, seufzte ich. „Ich dachte eher an einen Wettbewerb. Jeder hat 10 Schuss und der Verlierer gibt dem Gewinner ein Eis aus!“, grinste er und zog mich mit. Okay, das reizte mich. Ich war immer bei Wetten und anderem dabei. Jetzt heißt es, bezahlen, zielen, schießen, laden, zielen und so weiter. Nun ja, ich kam bis zum bezahlen. Dann begann der Verkäufer mir zu erklären, wie man mit dem Gewehr umging. Hallo! Ich kann schießen. Ich war als Kind im Schützenverein!!! „Moment!“, unterbrach ihn gereizt, „Nur weil ich eine Frau bin, heißt das noch lange nicht, dass ich noch nie geschossen habe. Stellen sie sich vor. Ich habe sogar schon mal geangelt!“ Bums, das hat gesessen. Der Verkäufer sah mich erst erschrocken und dann wütend an. Er wandte sich ab und half einem anderen Mädchen. Mike stand neben mir und lachte sich kringelig. Warum? Okay, es war witzig. Ich grinste ihn an und meinte: „Fängst du an?“ Er nickte. Während er schoss beobachtete ich ihn. Eigentlich war er vom Aussehen überhaupt nicht mein Typ. Ich stand auf blonde Männer, wie halt Justin. Doch seine wahnsinnigen grünen Augen und seine spontane, liebe und lustige Art ließen mein Herz höher schlagen. Er hatte sieben Treffer. Um zu gewinnen musste ich Acht oder mehr haben. Konzentriert zielte ich und traf die ersten sechs. Mike sah mich respektvoll an und nickte beeindruckt. Ich zielte wieder und wollte abdrücken, als er mir in die Seite stach. Der Schuss ging total daneben und der Verkäufer sah mich böse an, weil ich ihn fast getroffen hatte. Tja, sein Pech, warum steht er auch da! Ich warf Mike einen bösen Blick zu, doch Mike sah mich mit einem Dackelblick an. „Mach das nicht noch einmal!“, warnte ich ihn. Er grinste mich lieb an und meine Schmetterlinge machten Saltos. Meine Konzentration war weg und ich verschoss auch die letzten drei Schüsse. Na toll, ich hatte verloren. „Ich bekomme ein EIS!“, jubelte Mike und grinste mich frech an. Man, war das niedlich. Der Verkäufer fragte uns nach unserer Trefferzahl. Mike antwortete. „Für 6 und 7 treffer bekommt ihr diese Schlüsselanhänger oder eins dieser Kissen.“, erklärte der Verkäufer und zeigte auf die verhassten Kissen mit „Powerfrau“. „Wenn ihr die Schüsse zusammen nehmt, könnt ihr auch einen von den Kuscheltieren haben.“, sprach der Verkäufer. Ich war schon dabei mir einen Schlüsselanhänger auszusuchen als Mike meinte: „Wir nehmen diesen Bären dort.“ Sorry! Ich habe wohl auch was zusagen. Kann der mich mal fragen. Der Verkäufer nahm einen roten Bären aus dem Regal und gab ihn Mike. Der Bär hatte eine schwarze Fliege um, auf der ein Lolli abgebildet war. Dann nahm mich Mike wieder an die Hand und zog mich weiter. „Hey, und was ist mit mir? Ich habe schließlich 6 Mal getroffen. Die Hälfte des Bären gehört mir!“, beschwerte ich mich. Mike sah mich grinsend an. „Ich wusste, dass du das sagen würdest.“ „Tja, bist wohl Hellseher!“, grinste ich. Nun, ich kann ihm nicht böse sein, bei so einem Lächeln. Mike gab mir den Teddy. „Aber…!“, widersprach ich. „Ich schenk dir meine Hälfte.“, meinte er lächelnd. Süß, toll, niedlich. Dafür hatte er sich einen Kuss verdient. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Danke!“, flüsterte ich und sah wie Mike leicht rot war. Ich lächelte und zog ihn weiter. „Jetzt holen wir uns Eis. Hast ja schließlich noch eins gut bei mir!“, rief ich und steuerte einen Eisstand an. Wir verbrachten einen wunderschönen Nachmittag. Wir hatten Spaß, lachten und redeten viel. Die Schmetterlinge in meinem Bauch verstärken sich immer mehr. Als es dunkel wurde, musste Mike wieder zu seiner Mutter. Schade, aber was konnte ich schon dagegen sagen, schließlich hatte ich ihn den ganzen Nachmittag. Sie sah uns grinsend entgegen. „Na, hattet ihr einen schönen Nachmittag?“, fragte sie ihren Sohn. Mike nickte und stellte mich vor: „Mama, das ist Leonie.“ „Hallo Leonie. Kann ich dir etwas anbieten?“, fragte mich Mikes Mutter. Ich sah mir die Auslage an und lächelte: „Ich hätte gerne einmal Zuckerwatte.“ Mike grinste. Es war klar, dass ich Zuckerwatte nahm. Den ganzen Tag hieß es Zuckerwatte, Zuckerwatte, Zuckerwatte. 15 Stück hatte ich mindestens verputzt. Ich war halt süchtig nach Zuckerwatte. Mike machte mir persönlich ein Wattestab fertig. Dann seufzte er. „Ich muss jetzt noch eine Schicht einlegen!“ Er lächelt mich entschuldigend an. „Mach nichts. Es war ein super Nachmittag und wenn du Lust hast, wiederholen wir das morgen!“, grinste ich und hielt ihm einen Finger mit Zuckerwatte entgegen. Es aß sie mir grinsend vom Finger. Seine Mutter meinte lächelnd: „Mike frisst dir ja aus der Hand.“ „Ich habe ihn auch den ganzen Nachmittag dressiert!“, spaßte ich und hielt ihm noch einen Finger hin. Mike biss mir leicht hinein. „Aua!“, dann begannen wir zu lachen. Oh mein Gott. Mike war einfach super. „Und was machst du jetzt noch?“, fragte Mike mich. „Hmm, ich will unbedingt noch mit dem Riesenrad fahren. Und danach geht es nach hause!“, meinte ich. Noch eine Weile blieb ich bei ihm und wir quatschten, dann verabredeten wir uns noch für den nächsten Tag und ich ging. Ich stand schon an der Schlange am Riesenrad an, als ich Justin sah. Dieser Idiot kam auf mich zu und fragte mich: „Hey, Lust mit mir noch eine Runde über die Kirmes zu gehen?“ „Warum fragst du? Haben deine Jungs keinen Bock mehr?“, erwiderte ich und ging wieder einen Schritt vor. Lass mich in Ruhe. Du kannst mich mal! „Nee, die sind schon nach Hause. Außerdem hatten wir doch ein Date!“, meinte Justin. Wir? Date? Super! Das fiel ihm aber früh ein! Ist er nicht ein schlauer Junge? Ist doch toll, wann er sich daran erinnert. Ich drückte den roten Teddy an meine Brust und sah Justin an. „Eigentlich wollte ich Riesenrad fahren!“, meinte ich. „Alleine? Riesenräder sind doch nur etwas für zwei Personen. Weißt du was, ich begleite dich!“, er kam einen Schritt auf mich zu. Hatte er heute Morgen nicht noch Höhenangst? „Verschwinde, sie hat schon einen Partner!“, Zwei Arme schlossen sich von hinten um mich. „Mike!“, grinste ich überrascht und sah hoch. Mein Retter in der Not lächelte mich an. Justin sah ihn überrascht an. „Leo hatte mit mir ein Date.“, meinte er schließlich. Man, wie ein kleiner verzogener Junge. Was fand ich bloß heute Morgen noch an ihm? „Das hättest du dir überleben sollen, bevor du sie einfach stehen gelassen hast. Du hast Leo überhaupt nicht verdient.“, erklärte Mike nüchtern und zog mich zur Kasse. Justin ließ er einfach stehen. Während wir in der Gondel saßen, fragte ich: „Was macht du hier? Musst du nicht deiner Mutter helfen?“ „Nun, ich finde, dass ist doch der perfekte Abschluss für unser Date. Außerdem ist doch Riesenrad fahren alleine langweilig und gefährlich! Was wenn dich dieser Justin in der Gondel überfallen hätte. Meine Mutter hat sich auch Sorgen um dich gemacht. “, erklärte Mike zwinkernd und legte einen Arm um mich. „Dann hat sie mir das in die Hand gedrückt und mir frei gegeben.“, er grinste mich an und hing mir ein Lebkuchenherz um. Darauf stand „mein Schatz“. Ich sah ihn überrascht an. Mike blickte mir tief in die Augen und wurde leicht rot: „Ich habe mich in dich verliebt!“, gestand er mir leise. Verliebt? Mike in mich? Die Schmetterlinge hörten einen Augenblick auf zu fliegen, doch dann wirbelten sie wieder los. Mein Herz machte ebenfalls leichte Hüpfer. „Ich mich in dich auch!“, lächelte ich. Mike beugte sich zu mir und küsste mich. Ich schloss die Augen und genoss den Kuss. Wie ich es mit vorgestellt habe. Bloß, dass ich einen besseren Typen als Justin küsste. Unter uns schienen sie Lichter der Kirmes und die der Stadt. Doch das interessierte mich nicht. Ich versank in Mikes Kuss. Ein Kuss so süß wie Zuckerwatte. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)