Lass mich die Nacht überleben von Dahlie (Sakura & Sasuke) ================================================================================ Kapitel 3: Eine zärtliche Geste. -------------------------------- . . . Leicht nervös sah Sakura in den Spiegel, sie trug ein Baseballtrikot und ein Kappi, beides in schwarz-gelb. „Na hoffentlich geht der Schuss nicht nach hinten los.“, brummte sie leise, was ihre Freundin dazu brachte tonlos aufzulachen. Ino trat zu ihr und musterte sie. „Höchst unwahrscheinlich, schließlich bist du auch in Wirklichkeit ein eingefleischter Fan dieses komischen Sports.“ Sakura bereute es langsam, ihr erzählt zu haben, was sie am Wochenende so trieb. Nämlich nicht wie vermutet von einer Diskothek zur nächsten zog, sondern brav vor dem Fernseher saß und die Spiele verfolgte. Denn nun setzten Ino und Tenten oft gemeinsam darauf, dass sie sie mit aller Kraft davon abhielten, einen gemütlichen Abend vor dem Fernseher zu verbringen. „Auf die Schnelle ist dir wohl nichts Besseres für ein Date eingefallen, was?“ Da Tenten nicht da war, konnten Sakura und Ino ungestört über den Auftrag sprechen. Die Haruno verdrehte die Augen und schritt ins Wohnzimmer, wo Ino bereits wartete und sich eine Tasse Tee genehmigte. „Sei bloß still!“, knurrte Sakura, als sie erneut versuchte, ihre Haare einigermaßen vorteilhaft unter das Kappi zu stecken. „Was hätte ich denn sagen sollen? Oh ich will am liebsten mit dir alleine sein, damit du mich in irgendeiner deiner vielen Villen bis zum morgen durchvögeln kannst?“ Ihre Stimme klang spöttisch und Ino runzelte ernsthaft die Stirn. „Na ja, nicht ganz so direkt, obwohl du musst schon zugeben, dass sein Interesse zuerst darauf hinaus lief.“ Die Haruno seufzte und ließ sich neben ihre Freundin fallen. „Irgendwie berechnend oder?“ „Das kannst du laut sagen!“ Die Blondine begutachtete das Gesicht ihrer Freundin und stellte eine dezente Spur Schminke fest. „Bevor ich es vergesse, Shino hat mir etwas für dich gegeben.“ Sie hielt ihr eine Art Brosche hin. Sie war rund und besaß einen schwarz-gelben Aufdruck. „Damit können wir mithören. Am besten du machst das Ding an deiner Tasche fest.“ Sakura tat, was man verlangte, dann sah sie auf die Uhr. Hoffentlich ging heute nichts schief. Ganz nebenbei erklärte Ino, dass sich Kiba Undercover im Stadion befinden würde, um die Augen aufzuhalten. Dabei sollte sie selbst aber nicht abschalten, sondern beobachten, ob sich irgendetwas Ungewöhnliches in ihrem Umfeld tat. „Als erstes gilt es, diese drei Henker zu finden. Wissen wir erst einmal, mit wen wir es zu tun haben, können wir viel gezielter eingreifen, sie beschatten lassen und schließlich die Quelle der Drogen ausmachen.“ Bevor noch jemand ein weiteres Wort verlieren konnte, klingelte es und die Haruno stand auf. „Wünsch mir Glück und einen guten Abend.“ Sakura nahm ihre rote Jacke vom Haken und warf ihrer Freundin einen letzten Blick zu. Ino hob den Daumen und griff dann zu ihrem Handy, um Kiba den Startschuss zu geben. Davon vernahm Sakura feierlich nichts mehr, denn sie hüpfte die Treppen zur Tür herunter und öffnete diese. „Pünktlich auf die Minute!“, stellte sie fest und erblickte den großen schwarzhaarigen Mann vor sich. Sasuke trug ein weiß-blaues Trikot, sobald sie sich gegenüber standen, trat eine peinliche Stille ein. „Stars.“, sprach Sasuke trocken und Sakura hob misstrauisch die Augenbrauen. „Du hättest mir ruhig sagen können, dass du dir Tornados vorziehst.“ Die Tatsache, dass sie für ein jeweils anderes Team waren, belustigte sie beide und Sakura ließ ihren Blick möglichst unauffällig an ihm auf und ab gleiten. Zum Trikot trug er eine helle Jeanshose, obwohl er ebenfalls in Fanmontur vor ihr erschienen war, so konnte sie nicht leugnen, dass er auch jetzt noch schrecklich attraktiv auf sie wirkte. Grinsend ging sich Sasuke durch das abstehende Haar. „Und du hättest ruhig erwähnen können, dass du die Stars vergötterst, denn wie es aussieht, haben wir jetzt ein kleines Problem.“ Verwirrt sah sie ihn an und wollte wissen welches. „Die Loge, die ich reserviert habe, lässt nur Tornado-Anhänger zu.“ Loge? Sie sollte in einer Loge ein Baseballspiel verfolgen? „Kann man die Sitzplätze nicht gegen einfache Karten eintauschen?“ Sie schloss die Haustür hinter sich und er hielt ihr die Tür seines schwarzen Porsche auf. Sakura wurde bewusst, dass sie sich schon wieder in einem anderen Auto befand, kaum dass sie Platz genommen hatte, hörte sie auch schon seine verwirrte Stimme neben sich. „Ich soll die Karten eintauschen? Wie soll ich das verstehen?“ Nachdem beide angeschnallt waren, lenkte der Uchiha das Auto Richtung Stadion. Sakura bemerkte schnell, dass der Mann neben ihr noch nie auf einer Fantreubühne gesessen hatte und genau dies wollte sie ändern. Nicht dass sie etwas gegen Logenplätze hatte, im Gegenteil, aber ihr heißgeliebtes Baseball wollte sie dann doch lieber zwischen kreischenden Fans und Gleichgesinnten verbringen, als auf vornehme Pinguine zu stoßen. Die Haruno bemerkte, dass sie in der Stadt bereits an mehreren feiernden Fans vorbeizogen. „Kannst du hier irgendwo in der Nähe parken?“ Ihre Frage machte Sasuke noch stutziger, als er eh schon war, aber er tat, worum sie bat. Doch als sie nach den Karten verlangte, brachte sie ihn endgültig aus dem Gleichgewicht. „Okay… wärst du so nett und würdest mir erklären, was du vorhast?“ Sie stieg aus dem Wagen und schenkte ihm ein verschmitztes Lächeln. „Ich werde dafür sorgen, dass wir im Getümmel sitzen.“ Stumm beobachtete er, wie sie wenig später mit Fans Karten tauschte. Irgendwie verunsicherte sie ihn mit ihrer sprunghaften Art und Spontaneität, dabei sollte gerade das ihm nichts ausmachen. Während sich die junge Frau mit anderen Fans unterhielt, griff Sasuke zu seinem Handy, um seinen drei Henkern bescheid zu geben, dass sie ihn woanders antreffen würden. So groß würde der Jugendblock schon nicht sein. ~*~ Im Gebäude des FBIs rannte Shino zu den Computern, er konnte nicht glauben, was er dort sah. Ino hätte vor Schreck ihre Tasse mit heißen Tee fallen gelassen, als ihr Kollege wie ein wahnsinniger an ihr vorbeirauschte. „Was ist denn nun schon wieder los?“ Doch Shino reagierte nicht. Er hatte ihr verschwiegen, dass Sakuras Brosche bei weiten noch andere Funktionen hatte, zwar gab sie ihnen gerade an, wo sie sich im Stadion aufhalten würde, aber sie übermittelte ihnen gerade etwas sehr viel Wichtigeres. Ihr Zielobjekt telefonierte und Shino versuchte gerade den Umkreis auszumachen. Durch ein spezielles Programm konnte er im Umkreis von fünf Meilen alle telefonierenden Menschen ausmachen, damit ließen sich die Verdächtigen ausmachen. Ino verdrehte die Augen, als sie sah, wie ihr Kollege versuchte wie hyperaktiv an drei Computern gleichzeitig rumzuwerkeln. Im Hintergrund vernahm sie, wie Sakura zusammen mit ihrer Zielperson im Jugendblock rumkreischte. Das Spiel würde jeden Moment beginnen und die Yamanaka hatte nicht wirklich Lust darauf, diesem überaus öden Sport zu folgen. Sie hasste Baseball und wunderte sich immer noch, dass der Uchiha auf Sakuras Vorschlag eingegangen war. Sie selbst wäre das Ganze anders angegangen. Mit mehr Provokation und kleinen erotischen Versprechen. Doch vielleicht war das die falsche Art, sich an Uchiha ranzumachen. Innerlich hoffte sie nur, dass Kiba ihre Freundin weiter scharf im Auge behalten würde. „Oh man.“ Shino riss sie aus ihren Gedanken und die Blondine sah auf den Stapel, den er ausdruckte. „Was ist denn das alles?“ Doch der Mann beantwortete ihre Frage nicht, sondern breitete die Blätter auf dem Boden aus. Auf jedem Blatt war ein großes Foto plus Personalien. Er kniete sich zu Boden und sprach: „Wir kriegen sie.“ Nun hatte Ino genug der Ratespielchen, wütend ließ sie sich neben ihm nieder und stieß Shino den Ellenbogen in die Rippen. „Kannst du mich vielleicht mal darüber aufklären, was du hier machst? Ich verstehe nur Bahnhof.“ Wachsam ließ Shino seine Augen über die Blätter wandern und erklärte ganz nebenbei von dem zusätzlichen Nutzen, den Sakura gerade erfüllt hatte. Insgesamt haben genau 63 Personen einen Anruf im Umkreis von 5 Meilen bekommen und unter ihnen müsste sich mindestens einer der drei Henker befinden. „Jetzt heißt es überprüfen.“ Fassungslos starrte Ino auf die Blätter, dann zierte ein Lächeln ihre Lippen. „Shino, es fällt mir schwer, das jetzt zu sagen, aber du bist ein Genie!“ „Ich weiß“, war sein knapper Kommentar, dann sah er sie kurz an und bat sie, Kiba bezüglich der Geschehnisse auf dem Laufenden zu halten. Die Blondine merkte sofort, dass er die 63 Leute selbst überprüfen wollte und beugte sich seinem Willen. Wahrscheinlich war es sogar besser ihn selbst machen zu lassen, schließlich hatte er Erfahrung auf diesem Gebiet. Noch während sie Kiba die neuen Informationen zuspielte, sah sie zu ihrem Kollegen herüber. Warum konnte nicht auch sie so gewitzt sein wie er? Immer alles im Überblick haben, immer die Ruhe bewahren? Sie seufzte leise und beschloss sich so gut wie sie konnte nützlich zu machen. ~*~ »Jackson an der Base, alle Welt blickt auf ihn. Trifft er oder trifft er nicht, die Sekunden laufen. « Das Stadion hielt den Atem an, so auch zwei Personen im Jugendblock, noch stand es unentschieden. Der alles entscheidende Wurf würde gleich getan werden. „Die Tornados werden sich am Boden winden.“, knirschte Sakura mit den Zähnen, doch Sasuke sah das ganze anders. „Hättest du wohl gerne! Wir werden siegen, nicht umsonst haben wir Jackson.“ Die Haruno gab ihm einen sanften Rippenstoß, daraufhin hielt er ihre Hände fest. »Aberton wirft, der Mann ist eine Nummer für sich, wird es Jackson geschaffen, diese Kanone ins All zu schlagen? Es geht hier immerhin um die Meisterschaft. Die Stars oder doch die Tornados? Wir dürfen gespannt sein. « Stumm starrten Sasuke und Sakura auf das Feld, der Wurf kam, Jackson fasste ihn ins Auge und… »Homerun! « Die Stimme des Moderators überschlug sich fast, der Uchiha riss mit tausend anderen Fans die Arme in die Luft, während Sakura niedergeschlagen ihre Kappe ins Gesicht zog. So ein Pech aber auch! Die eingeschworene Tornados-Gemeinde stimmte in deren Song We-are-the-champions ein, was Sakura dazu bewegte, bestimmt die Arme vor der Brust zu verschränken. Sasuke beugte sich zu ihr runter und brüllte gegen den Lärm. „Du bist eine schlechte Verliererin!“ „Gar nicht!“, empörte sie sich, doch sie musste zugeben, dass er Recht hatte, sie hasste es zu verlieren. „Können wir nicht abhauen? Bitte, das Gejaule ist nicht auszuhalten!“ Belustig zeigte Sasuke sich einverstanden und griff nach ihrer Hand. Sakura ließ sich mitziehen, irgendwie hatte das Spiel ihr trotz der Niederlage Spaß gemacht. Sie spürte den leichten Druck, den seine Hand auf ihrer auslöste und sah auf seinen Hinterkopf. Zielstrebig kämpfte er sich erbarmungslos bis zum Ausgang und ihr wurde bewusst, dass genau diese beiden Eigenschaften seinen Charakter ausmachten. Ganz egal wie viel Charme er besaß und wie galant er war, irgendetwas an ihm erinnerte immer an seine dunkle Seite. Nach knapp 20 Minuten hatten sie es bis auf die Straße geschafft, rings um sie herum konnte man ein Gemisch aus Fans ausmachen. Noch drängten sie sich nicht gegenseitig von den Straßen, sondern man konnte entspannt nebeneinander her gehen. Sakura schluckte hart, noch immer hielt er ihre Hand und machte auch keine Anstalt, sie loszulassen. Nicht dass es ihr unangenehm war, eher genoss sie es, in seiner Nähe zu sein. Die Angst vor ihm war immer noch da, doch je länger sie Zeit mit ihm verbrachte, desto besser bekam sie diese Angst unter Kontrolle. Es war, als würde sich ein Schleier zwischen ihre Gefühle und sie legen. „Was dagegen, wenn ich dich als Dank zu einem Hotdog einlade?“ Sasuke drehte sich zu ihr um und sie strahlte, noch bevor er etwas sagen konnte, bog sie rechts ab und steuerte auf einen kleinen Imbissladen zu. Natürlich landeten sie direkt im Herzen der Stars. Der Besitzer hatte seinem Imbiss seine ganz persönliche Note des Baseballs aufgezwungen und der Uchiha musste sich auf die Lippe beißen, um nicht laut loszulachen. Fast alles war in schwarzgelb gehalten. Einige Fans hatten sich bereits im Laden verteilt, sie würdigten ihn kurz eines Blickes und wendeten sich dann wieder ihrer hitzigen Spielanalyse zu. Sakura nahm direkt an der Theke platz und er tat es ihr gleich. „Einen Erdbeermilchshake, einen Hotdog und eine doppelte Pommes mit Mayo.“, sie sah den Uchiha an. „Und du?“ „Hamburger, Cola und Chicken.“ Sie brüllte dem Barmann die Bestellung entgegen, da es mit einem Mal sehr laut geworden war. Es dauerte nicht lange und ihre Bestellung kam. „Wo hast du eigentlich die Karten noch herbekommen?“, wollte Sakura wissen und er grinste breit. „Kontakte.“ Sie verdrehte gespielt die Augen, denn sie selbst musste oft stundenlang Schlange stehen, um überhaupt eine Karte zu bekommen. Genüsslich bissen beide in ihren jeweiligen Hotdog oder Hamburger. „Für Fast Food könnte ich sterben!“, bemerkte die Rosahaarige und war überrascht, als ihr Nebenmann zustimmend nickte. „Nichts ist besser als McDonalds oder Burger King. Allerdings fällt das ganze ein bisschen ärmlich ohne Cola und Co. aus.“ Er bemerkte ihren verblüfften Blick und sprach: „Auf die Dauer können Delikatessen Wahnsinnig machen. Jeden Tag nur das Beste vom Besten, alles so Kalorien abgezählt. Ne lass mal, da bevorzuge ich eine Kalorienbombe bei weiten.“ Sie musste lachen und sie beiden rückten näher zusammen, da es an der Bar arg eng wurde. Die gute Stimmung blieb und das Gespräch wurde vertraulicher. Von Essensvorlieben arbeiteten sie sich vor zu Hobbys, Freunden und Stresssituationen im Alltag. Es war wie bei einem normalen Date, nur mit defensiven Unterschieden. „Und was hast du daraufhin gemacht?“, grinsend forderte Sasuke sie auf, mehr zu erzählen und Sakura lachte. Sie hätte sich denken können, dass ihn ihr absoluter Horrortag amüsierte. Sie zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck von ihrem Milchshake, während Sasuke erneut in seinen Burger biss. „Was wohl, nachdem der rechte Absatz meines Schuhs im Gully stecken geblieben und abgebrochen war, habe ich den anderen direkt in die Mülltonne befördert.“ Der Uchiha erstickte fast und musste sich arg zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. Die Ironie, welche in ihrer Stimme mitschwang, war einfach nur köstlich. „Während du lachst, helfe ich dir wieder zu einem guten Aussehen.“ Grinsend griff sie zu ihrer Servierte und Sasuke hielt sofort inne. Etwas von der Soße hatte sich verirrt, was sie beheben wollte. Dabei kamen sie sich gefährlich nahe. Krampfhaft versuchte Sakura es zu vermeiden, ihm direkt in die Augen zu sehen, denn das tiefe Dunkelblau zog sie magisch an. Immer wieder hatten seine Augen sie fasziniert und das bereits bei ihrem ersten Treffen. Sasuke hielt die Hand mit der Servierte fest, sein Atem streifte sie und er bemerkte die Gänsehaut, welche sich bei ihr breitmachte. Der Lärm um sie herum verschwand und mit einem Mal war es still. Es gab nur noch sie beide. Langsam, fast vorsichtig näherten sich seine Lippen den ihren. Das Erste, was Sakura empfand, war Kälte. Seine Lippen waren nicht so warm wie sie geglaubt hatte, sondern kalt. Zärtlich vertiefte er den Kuss, dabei fuhr er mit der freien Hand durch ihr schulternlanges Haar. Es fühlte sich unwahrscheinlich weich zwischen seinen Fingern an und Sasuke hätte am liebsten festgestellt, wonach die seidige Pracht roch. Doch im Moment war er zu beschäftigt damit sie zu küssen. Bereitwillig ließ sie alles mit sich machen, was nach seinem Sinn stand. Sie schmeckte nach Erdbeere, doch das störte ihn nicht, vielmehr spornte es ihn an. Sasuke konnte nicht wissen, dass Sakura es mehr als nur gefiel. Noch nie war sie zärtlich und leidenschaftlich zugleich geküsst worden. Alles in ihr entspannte sich. Sakura hoffte, dass die Zeit stehen bleiben würde, doch das tat sie nicht, denn Sekunden später löste Sasuke sich vorsichtig von ihr. Sie biss sich zaghaft auf die Lippen und konnte es nicht vermeiden, erneut in seinen schönen blauen Augen zu versinken. Eine Weile lang sagte niemand etwas, der Lärm des Imbiss drang zu ihnen und der einzigartige Augenblick verschwand. „Dein Erdbeershake schmeckt gut“, bemerkte Sasuke grinsend und Sakura ging drauf ein. „Wenn er dir so gut schmeckt, dann hol dir doch mehr davon.“ Ihre Aussage veranlasste ihn dazu, sie erneut zu küssen, dieses Mal nicht ganz so zögerlich wie zu Beginn. Der Augenblick begann erneut. ~*~ Der Himmel über San Fransisco war wolkenlos und doch konnte man an diesem Abend keinerlei Sterne ausmachen. Ein Mann mit Spitzbart sah aus dem Fenster des angesehenen Restaurants Ocean Drive. Sein Blick galt der riesigen Hauptstraße unter sich. Azuma Sarutobi trug einen grauen Anzug, seine linke Hand fuhr zu seinem Krawattenknoten um diesen ein wenig zu lockern. In der anderen Hand hielt er eine Zigarre, an deren Ende er immer wieder zog. Der Geschäftsmann wirkte entspannt, doch in seinem Innersten tobte ein Kampf. Er hasste es, Geschäfte mit dem Uchiha-clan zu machen, allerdings konnte er auch nicht auf diese Quelle verzichten. Wären die Verhandlungen nicht immer so schrecklich kalt und steif, könnte er sich sogar daran gewöhnen, ständig irgendwo versteckt eine lebendige Knarre im Nacken sitzen zu haben. „Entschuldigen Sie, dass Sie warten mussten.“ Azuma drehte sich um und entdeckte einen schwarzhaarigen Mann, auch er trug einen Anzug, doch seine Miene verriet, dass er heute nicht zum Scherzen aufgelegt war. „Mr. Uchiha lässt sich entschuldigen. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, mit mir über bestimmte Fakten zu reden.“ Bei jedem anderen Geschäftspartner wäre er jetzt aufgestanden und gegangen, doch in diesem Falle würde er wie die letzten drei Mal mit Mr. Nara zufrieden sein müssen. „Natürlich nicht. So setzten Sie sich doch, Mr. Nara.“ Azuma machte gute Miene zum bösen Spiel und nahm den kommenden Vertrag entgegen. „Lassen Sie es uns kurz machen.“, begann Shikamaru und bestellte einen Espresso. „Hier steht drauf, wann die nächste Ladung kommt und wohin sie muss. Bezahlung steht unten.“ Azuma las sich Zeile für Zeile in Ruhe durch. Schließlich konnte man nie wissen, wann jemand einen über das Ohr hauen wollte. Der Lohn war gut, die Orte simpel, doch… „Ich glaube, hier liegt ein Druckfehler vor.“ Der Geschäftmann zeigte auf die Angabe der Ware, Shikamaru grinste: „Nein, stimmt alles.“ Azumas Gesicht blieb stehen. Die Bestellung belief sich auf ganze sechs Tonnen Heroin? Noch nie hatte eine so hohe Summe von Drogen die Vereinigten Staaten erreicht ohne entdeckt zu werden. Was Uchiha hier plante, war Wahnsinn. „Darf ich erfahren, wie viel Zeit mir bleiben wird, um die Fracht in die Staaten zu schaffen?“ Shikamaru nippte an seinem Espresso. „Sechs Wochen, Sie haben für jede Tonne eine Woche Zeit, also überlegen Sie gut, wie Sie es anstellen wollen, ihren Job zu machen.“ Azuma lehnte sich zurück, er atmete den Qualm aus und sah sein Gegenüber abschätzend an. Es war Wahnsinn und doch war es möglich. Alles war möglich, wenn man es richtig anpackte. „Sollte wirklich alles nach Plan verlaufen, so wird sich Mr. Uchiha erkenntlich zeigen und den Gewinn ihrerseits noch ein wenig erhöhen.“ Azuma dachte nach, in seinem Kopf ging er alle Punkte durch, die dafür sprachen, dass er diesen Job annahm und welche dagegen sprachen. Mit dem Kugelschreiber klopfte er ungeduldig auf den Tisch, schließlich setzte er seinen Namen unter den Vertrag. Ein zufriedenes Lächeln umspielte Shikamarus Lippen. Azuma war einer der wichtigsten Lieferanten des Uchihas, auf kaum einen anderen war solch ein großer Verlass wie auf ihn. „Sagen Sie Mr. Uchiha, dass ich es gerne vorziehen würde, dass nächste Mal mit ihm persönlich Verträge zu schließen.“, bemerkte der Geschäftmann kühl und Shikamaru erhob sich. „Ich werde es ihm ausrichten, allerdings kann ich nichts versprechen. Einen schönen Abend noch.“ Mit diesen Worten verließ er den Tisch und Azuma sah dem Henker nach. Natürlich wusste er nicht, dass er mit der lebendigen Waffe im Hintergrund gesprochen hatte. Viel zu erleichtert war er darüber, sein Gesicht gewahrt zu haben und erneut einen Vertrag unter Dach und Fach zu haben. Sein Blick fiel nach draußen und er drückte seine Zigarre aus. Erneut befasst sich Azuma mit den Gedanken, weshalb Uchihas Pläne immer aufgingen. Schon lange hatte er die absolute Macht der Unterwelt, niemand wagte es, sich ihm in den Weg zu stellen, zu groß war seine Macht, zu gefürchtet seine Brutalität. Und dennoch… irgendwie wünschte er sich, dass Uchiha demnächst auch einmal lernen sollte, was es hieß zu schwitzen, da etwas nicht nach seinen Wünschen verlief. ~*~ Dicke Regentropfen fielen in Los Angeles zu Boden, die Menschen auf der Straße rannten geradewegs in die nahe gelegenen Lokale oder versuchten sich irgendwo unterzustellen. Abseits vom ganzen Trubel und Leben, in einem heruntergekommen Viertel schritt ein großer hünenhafter Mann bekleidet in einem langen dunklen Mantel durch die verlassene Seitenstraße. Seine Schritte waren lautlos und selbstsicher. Ibiki sah auf die Straßennummer, der Regen prasselte unaufhörlich auf ihn herab. Er hasste es, zu anonymen Treffen zu gehen, doch solch wichtige Aufträge wie diese erledigte er immer lieber selbst, denn so konnte er die Konsequenzen am besten abschätzen, falls welche auf ihn zukamen. Nicht dass er kein Vertrauen in seine Schützlinge hatte, viel eher wollte er ihnen bestimmte Erfahrungen ersparen. Ibiki sah auf die Uhr, er würde wie immer pünktlich sein. Wie von selbst bog er nach rechts ab. Der Dreck kroch bereits seine Hose empor, doch dies störte ihn nicht. Kurz wandte er sich um, dabei fuhr seine Hand unauffällig zu der Waffe, die unter seinem Mantel verborgen war. Ein unangenehmes Gefühl beschlich ihn, fast so, als würde ihn jemand beobachten. Der FBI-Agent schluckte hart und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Wenn sie ohne Vorwarnung auf ihn los ballern würden, so hätte er trotzdem eine Chance zu überleben, schließlich hatte er alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Von Waffe, bis zur kugelsicheren Weste trug er alles bei sich, was er im Notfall gebrauchen könnte, um sich selbst das Leben zu retten. Ibiki schritt die Treppen eines heruntergekommenen Hochhauses hoch. Ratten kreuzten seinen Weg. Ihr Quicken jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Wie sehr er dieses Viertel hasste, dennoch war es die einzige Möglichkeit, um an bestimmte Informationen zu gelangen, ohne dabei gestört zu werden. Einzig und alleine Tsunade verdankte er diesen Informanten, er wollte gar nicht wissen, wie sie ihn ausfindig machen konnte. Das große Problem mit Treffen der anderen Seite war oft, dass die meisten Informanten bereits nach dem zweiten Treffen nicht wiederkamen, da sie entweder bereits tot waren und somit aufgeflogen oder aber alles nur heiße Luft gewesen war, was sie von sich gegeben hatten. Doch mit diesem traf sich der Hüne bereits zum fünften Mal. Ihr Gespräch dauerte meist nie länger als zehn Minuten, denn das Risiko, dass er aufflog, war für ihn zu hoch. Mühelos trat er eine rostige Tür ein und schritt ins Innere der verwüsteten und verlassenen Wohnung. Staub stieg ihm in die Nase und er verzog angewidert das Gesicht. Fast wäre er über leere Flaschen gestolpert, doch er konnte sich gerade noch an der Wand festhalten. Leise fluchte er, dann betrat er den Raum, der früher mal eine Küche gewesen sein sollte und lehnte sich gegen die Wand. Nun hieß es warten. Im Moment der Stille setzte sich Ibiki in die Hocke und sah auf sein Handy. Noch zwei Minuten. Innerlich brodelte es in ihm. Was, wenn man ihm gleich aus dem Hinterhalt das Licht auspusten würde? Er schüttelte den Kopf, fast so, als wollte er damit alle dunklen Gedanken beiseite fegen, was ihm allerdings eher schlecht als recht gelang. Schritte. Sofort versteifte sich Ibiki und lauschte. Nach dem, was er vernahm, kam jemand alleine. Ein Mann, denn die Schritte waren zwar leise aber dennoch schwer. Er erkannte den Eindringling. Genau mit demselben Mann hatte er vor über sieben Wochen gesprochen. Er lehnte sich im Flur gegen eine Wand und sorgte dafür, dass Ibiki wegen eines Knarren zusammenzuckte. Die Stimme des Informanten war rau und dennoch klang sie unbekümmert. Fast so, als wäre er ein normaler Passant und ginge einen alltäglichen Job nach. Doch Ibiki wusste, dass wenn man in Uchihas Kreisen arbeitete, niemals einen alltäglichen Job machte. Die Ruhe und Ausgeglichenheit, mit der dieser Informant zu ihm gekommen war, bestätigte ihm nur, dass er es mit einem sehr gefährlichen Menschen zu tun hatte. Gerade die Sorte, die ihre Gefühle hinter einer Maske verstecken konnten, war am gefährlichsten. „Ich hoffe, ich habe Sie nicht warten lassen.“ „Nein“, brummte Ibiki. „Fassen Sie sich bitte kurz, gibt es etwas Erwähnenswertes?“ Der Informant schien nachzudenken, was ihm Schweiß auf die Stirn trieb. „Uchiha hat eine neue Frau an seiner Seite, doch ihr ist keiner Beachtung zu schenken, ein ganz normales armes Häschen, was nicht weiß, worauf sie sich eingelassen hat.“ Ein schwaches Lächeln umspielte Ibikis Züge, doch der Unbekannte fuhr fort: „Man plant die Familie de Cossions umzubringen. Der Herr des Hauses weigerte sich an die Anweisungen des Vertrages zu halten. Seine Frau und er sind nicht mehr zu retten, aber vielleicht haben Sie bei seinen zwei Kindern mehr Glück.“ Ibiki begann sofort eine Nachricht per Handy an seine Kollegen zu schicken. „Um was für ein Abkommen handelte es sich?“ „Korrupte Geschäfte, sorry, darüber kann ich keine Auskunft geben, in diesem Maße hänge ich doch an meinem Leben.“, die Stimme lachte trocken. „Sehen Sie zu, dass die beiden Mädchen da heile rauskommen und lassen Sie die Sicherheitsvorkehrungen der Schnellzüge ein wenig verschärfen, könnte sein, dass ihre Leute dadurch ein paar Gauner in die Finger bekommen.“ Etwas raschelte und Ibiki bemerkte, dass der Fremde sich von der Wand gelöst hatte. „War das alles?“, es war für ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Ein großer Coup? „Für diesen Monat müssen Sie sich damit begnügen, zwei kleinen Mädchen vielleicht das Leben gerettet zu haben und ein paar kleinen Handlagern ins Geschäft eingegriffen zu haben.“ Ibiki ballte die Hände zu Fäusten, die Stimme des Unbekannten war höhnisch und sarkastisch. Schritte hallten in dem leerstehenden Gebäude wider und er wusste, dass sein Informant gegangen war. Der Hüne seufzte tief. Was hatte er erwartet? Das er Uchiha heute noch festnehmen konnte oder ihm gar das Licht ausknipste? ~*~ Sanft strich eine Hand durch weiche Haare, dabei jedoch ließ der Mann nicht von der jungen Frau ab, welche sich in seinen Armen befand und gegen die Haustür lehnte. Ihre Lippen brannten, dennoch unterbrachen sie den Kuss nicht. Sakura unterbrach jedoch nach geraumer Zeit den Kuss, atemlos löste sie sich von ihm und lächelte. Ganz gentleman-like hatte er sie nach dem Essen nach Hause gebracht. „Ich muss hoch“, flüsterte sie und er grinste. „Und du hast nicht vor, mich mitzunehmen?“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Sakura hauchte kurz einen Kuss auf seine Lippen, ehe sie ihm in die Augen sah und antwortete: „Ganz genau. Hör mal Sasuke, es ist nicht so, dass ich dich nicht mag, aber ich kann es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.“ „Gewissen vereinbaren?“ Der Uchiha runzelte die Stirn, woraufhin sie nach ihrem Haustürschlüssel suchte. „Na ja, wir kennen uns erst seit zwei Tagen und meinst du nicht, dass es ein bisschen schnell gehen würde?“ Dass sie in Wirklichkeit alles daran setzte, ihn nicht näher als nötig an sich heranzulassen, würde er besser nicht erfahren. Immerhin sollte sie interessant für ihn bleiben, sodass sie ihn besser kennenlernen konnte und irgendwann eine Chance auf wertvolle Informationen besaß. Die Angst, die sie verspürt hatte, wenn sie mit ihm zusammen war, hatte sie unter Kontrolle. Besser gesagt, sie hatte sie so unter Kontrolle, dass sie sie kaum noch verspürte. Die Haltung des Uchihas verspannte sich ein wenig und Sakura wurde klar, dass er sein Bestes tat, um sich nichts anmerken zu lassen. Wahrscheinlich war sie die erste Frau, die ihn versuchte hinzuhalten. „Komm schon Sasuke, schmoll nicht.“ „Tue ich nicht.“, versuchte er sich herauszureden und griff nach ihrer Hand. Zärtlich umschlossen seine Finger die ihren. „Lust mich nächste Woche auf eine Versteigerung in Miami zu begleiten?“ Sakura schluckte und erklärte, dass sie gar nicht wüsste, was sie anziehen sollte und er versprach ihr, sie zu verwöhnen. „Du verhätschelst mich!“, stellte sie empört fest, was ihm ein Lächeln entlockte. „Sakura, Sakura, eine Frau ist nun mal dazu da, um von einem Mann auf Händen getragen zu werden.“ Unweigerlich klopfte ihr Herz höher, warum verstand er es genau im richtigen Moment Worte zu benutzen, die sie hören wollte? „Bevor du mir noch weiter Honig um den Mund schmierst, werde ich dich jetzt verabschieden.“ Sie nahm seine Hand schüttelte sie und schloss die Haustür auf, schnell trat sie in den Flur und sprach lieblich: „Auf wiedersehen!“ Dann schloss sie die Tür und Sasuke stand ungläubig vor dem weißen Material. Noch nie in seinem ganzen Leben war er direkt vor der Tür stehengelassen worden. Es dauerte ein wenig, bis er sich gefasst hatte und sich wieder zu seinem Auto umwandte. Immerhin hatte sie das Angebot, ihn zu begleiten nicht ausgeschlagen. Erst als die Haruno das Geräusch eines davonfahrenden Autos vernahm, atmete sie erleichtert auf und stieg die Treppen zu der Wohnung hinauf. Doch als sie dort die Tür aufschloss, wusste sie, dass sie die Nacht besser fort geblieben wäre. Tenten saß, als könne sie kein Wässerchen trüben, auf der Couch und grinste verstohlen, als sie ihre Schuhe auszog. Doch Sakura kannte dieses Spielchen, dieses Mal würde sie nicht anfangen sich zu entschuldigen, weil sie den Kerl nicht mit hinauf gebracht hatte. Tenten hatte zu 99 Prozent mit Sicherheit am Fenster gestanden und jede kleinste Bewegung ihrer Begleitung analysiert. „Wie heißt er?“, war ihre erste Frage, dann folgten die nächsten: „Wie alt ist er, was macht er beruflich, wo hast du ihn kennen gelernt?“ Wissbegierig hastete sie hinter Sakura her und sah ihr dabei zu, wie sie aus ihrer Fan-Kleidung schlüpfte. Die Rosahaarige seufzte und sprach: „Sasuke Uchiha, 29 Jahre alt, Geschäftsmann, auf einer Veranstaltung.“ „Wann seht ihr euch wieder?“ „Nächste Woche, wenn er mich erneut entführt.“ Nun fing Tenten heillos an zu kreischen. „Wie romantisch!“ Innerlich dagegen verdrehte Sakura die Augen. Okay, eigentlich hatte sie tatsächlich Recht, es war romantisch. Mit dem einzigen Unterschied, dass sie sich ihm nicht freiwillig an den Hals gehangen hatte. Sakura schritt ins Bad und Tenten wagte noch zu fragen: „Und, ist er ein guter Küsser?“ Die Haruno wandte ihr den Rücken zu, als sie antwortete: „Ja klar, hast du doch gesehen. Und jetzt entschuldige mich, aber ich möchte ein entspanntes Bad nehmen.“ „Schon klar!“ Tenten knallte fröhliche die Tür zu und Sakura hörte, wie sie Richtung Wohnzimmer tappte. Müde ließ die Rosahaarige heißes Wasser in die Wanne fließen und zog sich das weiße T-Shirt über den Kopf, ehe sie Spiegelbild anblickte. Der Kuss war mehr als nur gut gewesen. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sich etwas wirklich richtig angefühlt. Sakura wusste, dass es das Wort richtig nicht wirklich definierte, doch anders konnte sie es nicht beschreiben. Seine Lippen auf ihren waren wie etwas, was nur für sie gemacht worden war, auch wenn es egoistisch klang. Die Zeit war für sie stehen geblieben, als sie sich in diesem Fast Food Restaurant befunden hatten. Es hatte nur noch sie beide gegeben, niemand hatte sie stören können. Wie von selbst berührten ihre Fingerkuppen ihre Lippen und sie schluckte hart. Nur schwer gelang es ihr, den Blick von ihrem Spiegelbild zu nehmen und sich weiter auszuziehen. Schließlich stieg sie in das warme Wasser und schloss die Augen. Es war nur ein Auftrag. Immer wieder jagte dieser Satz ihr durch den Kopf. Sobald sie alle Beweise gegen ihn hatte, verschwand er hinter Schloss und Riegel. Sakura zog die Beine an den Körper und umschloss sie mit den Armen. Mit jedem Schritt, den sie tat, kam sie ihrem großen Traum ein Stückchen näher. Und je näher sie ihm kam, desto glücklicher sollte sie sich eigentlich schätzen. Doch noch blieb ihr dieses Glücksgefühl verwehrt. Die Haruno strich sich eine feuchte Haarsträhne aus dem Gesicht und ließ ihren Blick durch das kleine hellgrüne Badezimmer gleiten. Alles, was sich hier befand, erinnerte sie an die Zeit, als sie ihre Ausbildung begonnen hatte. Eine harte Zeit und ohne Ino und Tenten hätte sie es wahrscheinlich nicht geschafft. Vor ihrem Auge tauchte der Tag auf, an dem Ibiki ihr gesagt hatte, dass sie keinerlei Fähigkeiten für eine FBI-Agentin besaß. Seine harten Worte hatten ihr Innerstes erstarren lassen und nachdem er noch einen draufgesetzt hatte, indem er ihr anvertraute, dass sie bestenfalls als kleine Sekretärin in irgendeinem Provinzladen enden würde, war etwas in ihr gerissen. Noch nie war ein Tag so dunkel für sie gewesen. Erst als Tenten und Ino sie in ihrer Gewalt gehabt hatten, war sie wieder in der Lage gewesen, etwas wahrzunehmen. Sakura griff nach ihrem Shampoo. Sie hatte noch nie auf ganzer Linie versagt und die Worte ihres Ausbilders hatten ihr das Gefühl gegeben, ein Nichts zu sein. Sie hatte ihm geglaubt. Solange bis Ino ihr etwas entgegen geschleudert hatte, was sie dazu veranlasste bis heute weiter zu kämpfen. Ihr Traum. So simpel und doch so schwer zu erreichen. ~*~ Es war bereits dunkel, als Ino das Hauptquartier des FBIs verließ. Ihren lila Mantel enger um sich gezogen schritt sie schnell durch die spärlich besuchte Straße. Genau 41 Personen zählten noch zu ihren Verdächtigen. Die Blondine fand, dass sie erstaunlich gute Arbeit geleistet hatten. Sie blickte auf ihre silberne Armbanduhr, welche mehr einem Schmuckstück ähnelte und stellte fest, dass sie noch genau eine halbe Stunde hatte, ehe sie sich mit einem alten Freund traf. Choji war Koch geworden. Seit der High School hatten sie sich nicht mehr gesehen, geschweige denn getroffen. Nur durch regelmäßige Telefonate war ihr Kontakt zu einander erhalten geblieben. Zielsicher betrat sie eine Bar namens `Verwünscht` und ließ sich ihren Mantel abnehmen. Zum Vorschein kamen eine rote Bluse und ein kurzer heller Jeansrock. Ino wusste, dass sich bereits einige Männer nach ihr umsahen, denn auch ihr hüftlanges blondes Haar trug dazu bei, dass sie auffiel. Elegant ließ sie sich an der Bar auf einem Hocker nieder und schlug die Beine übereinander. Nur zu gerne erinnerte sie sich daran, dass ihr Freundin damals bei dem Versuch, es ihr gleich zu tun, vom Barhocker gestürzt war. „Einen Pink Land bitte.“ Kaum dass sie ihre Bestellung aufgegeben hatte, erhielt sie auch schon ihren Drink. Gelangweilt sah sie sich um und ihr Blick blieb an ihrem Nebenmann hängen. Sein rotes Haar hatte sofort ihre Aufmerksamkeit erregt. Wirr stand es in alle Himmelsrichtungen ab, sie musterte seine Kleidung, er erschien ihr äußerst gepflegt und stylsicher. Die hellen Jadeaugen suchten die Getränkekarte ab, während er telefonierte. Seine Stimme jagte ihr eine Gänsehaut über den Rücken. „Nein, jetzt hörst du mir mal zu. Ich habe bereits sechs Überstunden auf dem Rücken, dann wird deine Liebste eben mal ein bisschen warten müssen, wenn er meint, nicht direkt nach Hause zu fahren“, mit diesen Worten legte er auf und bemerkte die junge Frau neben sich. Ein Lächeln umspielte Inos Gesichtszüge und er erwiderte es. Ab diesen Moment wusste sie, dass sie das Treffen mit Choji erneut verschieben würde. Denn dieser Mann neben ihr war durchaus interessanter als ein alter Freund. Bereits eine halbe Stunde später fielen sie hungrig übereinander her. Es war nicht das erste Mal, dass sie sich auf einen One-night-stand einließ, allerdings war dieser der wohl leidenschaftliche. Seine Hände fuhren unter ihren Rock und er hob sie kraftvoll hoch, während sie an seinem T-Shirt zerrte. Kaum, dass sie auf dem Küchentisch der fremden Wohnung saß, spürte sie auch schon seine Erregung an ihren Beinen. Seine Lippen suchten erneut die ihren und als er fand, was er suchte, ließ er es sich auch nicht nehmen, sein ganzes Können zu demonstrieren. Inos Kopf war wie leergefegt, zum ersten Mal seit sie diesen Mörder-Auftrag angenommen hatte, konnte sie sich wieder entspannen. Weshalb es ihr schwerfiel, den Kuss zu unterbrechen, um ihm das schwarze T-Shirt über den Kopf zu ziehen. Mit den Fingerspitzen zeichnete sie seine Muskeln nach und grinste herausfordernd. Der Kuss hatte sie atemlos gemacht, lasziv leckte sie sich über die Lippen, während er an ihrer Bluse zerrte und diese mit geschickten Händen öffnete. „Wie heißt du?“, flüsterte sie heiser, bevor sie lustvoll stöhnte, als seine rauen Hände über ihre festen Hügel fuhren. „Gaara.“ Der Rothaarige liebkoste ihren Hals und sie warf den Kopf nach hinten, dann vernahm er ein leises `Ino`. Ein Grinsen schlich über sein Gesicht und er beschloss das Geschehen ins Schlafzimmer zu verlegen. Gekonnt fuhren seine Hände erneut unter ihren Rock und sie schlang ihre langen Beine um seine Hüfte. „Findest du nicht auch, dass ein Bett durchaus bequemer ist?“ Ino antwortete nicht, sondern vereinte ihre Lippen wieder mit seinen. Viel zu lange hatten sie sich kalt ohne die seinen angefühlt. ~*~ Leise Schritte hallten über den Friedhof, ein langer Schatten zog an den Gräbern Los Angeles’ vorbei. Nur weit entfernte Straßenlaternen spendeten Licht. Die Schritte des Mannes wurden langsamer, schließlich blieb er stehen. Shino warf einen letzten Blick über seine Schulter, den Kragen seiner Jacke hatte er hochgeschlagen. Als er den Strauß mit den Lilien auf das Grab vor sich legte, bemerkte er den silbrigen Nebel am Boden und schlug kurz die Augen nieder. Dann fuhren seine Finger über die Schrift des Steines und er schluckte hart. Kintaly Hemingway Geb. 10.03.1982 – Gest. 31.01.2008 „Kin…“, flüsterte er leise und unterdrückte den Impuls, gegen den Grabstein zu schlagen. Sie war nun seit mehreren Monaten tot und noch immer befand sich ein Loch in seiner Brust. Wessen Schuld das war? Einzig und alleine Uchihas! Nur mit ungern dachte Shino an den Tag zurück, als er sich mit seiner Verlobten treffen wollte, da sie ihm etwas erzählen wollte, worüber er sich gewiss freuen würde. Er erinnerte sich, als wäre es erst gestern gewesen. Der Tag war regnerisch gewesen und verdammt kalt. Beide hatten sich in einem Cafe treffen wollen. Seine Laune, damals die Mittagspause quer durch die Stadt zu hetzten, hatte an diesem Tag natürlich gelitten. Kin hatte noch schnell zur Bank gewollt und genau dies war ihr Todesurteil gewesen. Shino ging in die Hocke und starrte vor sich hin. Die Bank war überfallen worden, eine wilde Schießerei hatte begonnen, wobei man seine Verlobte getroffen hatte. Qualvoll war sie verblutet. Sein Schatz, seine Liebste… sein ein und alles. Und nur weil Uchiha sich an einem seiner ehemaligen Geschäftspartner rächen wollte, da dieser sich nicht an die Abmachung gehalten hatte. Dieser Bastrad hatte nicht davor gescheut, unschuldige Zivilisten mit hineinzuziehen. Mehr als 23 Menschen waren an diesem Tag gestorben. Seine Faust grub sich in die Erde. Dafür würde das Arschloch bezahlen, egal wie hoch. Shino wollte nur noch eines, diesem Tyrann das Licht ausknipsen, erst dann würde er Ruhe finden. Wütend biss er sich auf die Lippen und er erinnerte sich daran, was Kin ihm an diesen Tag hatte erzählen wollen. Wäre sie nicht zur Bank gegangen, dann wäre er nun der glücklichste Mann Amerikas. Er hätte ohne Uchiha bereits eine eigene kleine Familie gehabt, denn Kin war schwanger gewesen. Und Uchiha hatte all sein Glück zerstört. „Verzeih mir…“, flüsterte Shino leise. „Dass ich so egoistisch und gefühllos geworden bin.“, er wusste, dass seine Kollegen ihm die harte Schale übelnahmen, doch der FBI-Agent konnte und wollte sich nicht mehr verändern. „Du hast ein Stück von mir fortgerissen… es ist mit dir gestorben…“ Shino vergrub sein Gesicht in den Händen. Er sollte sich schämen, sich so gehen zu lassen, doch immer, wenn er hierher kam, konnte er nicht anders. Dies war der einzige Ort, an dem er seiner Trauer freien Lauf lassen konnte und ihn niemand sah. Shino wusste, dass es menschlich war zu leiden, doch Menschlichkeit hatte in seinem Job nichts mehr zu suchen, denn dieser machte sein Leben aus. Sein Lebensziel war es, Uchiha zur Strecke zu bringen, wenn er das geschafft hatte, dann war sein Leben vorbei. ~*~ Ein angenehmes Feuer prasselte im Kamin und knisterte. Entspannt lehnte sich Sasuke Uchiha zurück und streckte sich auf seiner langen weißen Couch. In den Händen hielt er ein Weinglas und sah auf die große Matscheibe vor sich. Das Baseballspiel wurde gerade wiederholt und er genoss den Triumph der Tornados und die Niederlage der Stars. Seine Begleitung hatte ihn heute viel zu sehr abgelenkt, als dass er sich richtig über ihren Sieg hatte freuen können. Das Telefon störte seinen gemütlichen Abend und doch raffte er sich dazu auf dranzugehen. „Uchiha?“ Schon beim zweiten hatte er erkannt, mit wem er es zu tun hatte, obwohl der Anrufer sich noch nicht einmal per Namen gemeldet hatte. Sofort veränderten sich seine Gesichtszüge, ein Anflug eines zufriedenen Lächelns huschte über seine Lippen und er dachte unweigerlich an seinen letzten Kuss zurück. Gerne hätte er noch weiter gemacht und ganz andere Regionen ihres Körpers erforscht. Doch ihre bestimmte Art hatte ihn wissen lassen, dass er für heute genug bekommen hatte. Häpchenweise gab sie ihm, was er wollte und dies entsprach so gar nicht dem, was er sich eigentlich von ihr versprochen hatte und doch ging sie ihm nicht mehr aus dem Kopf. Es war, als würde sie seine Gedanken beherrschen. „Was ich von Kino halte?“ Er grinste. „Kommt darauf an, welchen Film… Twilight… noch nie gehört.“ Der Uchiha lauschte der aufgeregten Stimme Sakuras und gab sich schließlich geschlagen. „Okay… meinetwegen können wir Mittwoch das Cinemax stürmen, aber ich kann nicht versprechen, dass ich wach bleibe.“ Sakura empörte sich am anderen Ende der Leitung und wünschte ihm eine wunderschöne Nacht. Sie legte auf und Sasuke sah auf sein Telefon. Einsame Nacht setzte er in Gedanken hinzu, aber dennoch glückliche. Bevor er sich auf das Abendteuer Kino einließ, wollte er sich erst einmal informieren, worum es in diesem Film überhaupt ging. Nicht dass er nachher wie der letzte Depp im Kinosaal saß und nur Bahnhof verstand. Der Schwarzhaarige erhob sich und sah dabei nach draußen. Ein Meer von Lichtern präsentierte sich ihm, doch er wandte gleichgültig den Blick wieder ab. Er hatte ihm Leben schon einiges gesehen, was bei weitem Eindrucksvoller war, für ihn war diese Aussicht nichts Neues. Erst eine junge Frau hatte ihm bewusst gemacht, dass sein Leben sich wirklich enorm von anderen unterschied. Bei dieser Erkenntnis seufzte er leise. Auch sie unterschied sich von den Frauen, die er bis jetzt getroffen hatte, nur wusste sie es noch nicht. Küsse sind das, was von der Sprache des Paradieses übrig geblieben ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)