Lass mich die Nacht überleben von Dahlie (Sakura & Sasuke) ================================================================================ Kapitel 8: ..to marry me? ------------------------- . . . “Ja…” Eine Antwort so kurz und doch so klar wie zerbrechliches Glas. Nun hielt er ihr Herz in seinen Händen, genauso zerbrechlich wie die Antwort, die sie ihm auf seine Frage gegeben hatte. Er konnte `es` zerstören, mit einer kurzen und leichten Bewegung. Dann würde ihr Herz brechen und in tausend Teile zerspringen. Der Tag, an dem dies geschehen möge, sei schon jetzt auf ewig verflucht. . . . . 3 1 . 1 2 . 2 0 0 8 Sakura sah auf den Zettel, welcher in ihrer Hand lag und seufzte tief. In weniger als zwei Wochen würde sie heiraten und sie hatte noch immer kein Kleid. Sie sank noch ein wenig tiefer in den schwarzen Sessel des Cafes und sah aus dem gigantischen Fenster neben sich. Der Regen tropfte leise gegen die Scheibe und sie warf einen Blick auf die Stadt, die nun trostlos und düster unter den tiefen grauen Wolken litt. Noch immer war kein Schnee in Sicht und die Kinder hatten ebenfalls schon jegliche Hoffnung aufgeben. Sakura trank einen Schluck von ihrem heißen Tee und dachte an ihren alten Onkel, der extra aus Japan angereist kam, um bei ihrer Hochzeit dabei zu sein. Nachdem sie bei ihm ausgezogen war, hatten sie nur noch recht selten Kontakt zueinander gehabt, doch als sie ihm von der Hochzeit erzählt hatte, war er regelrecht aufgeblüht. Sakura nahm sich noch einmal ihren Terminkalender zu Hand und sah auf die Adressen, die man ihr gegeben hatte, um ihr Brautkleid zu finden. Doch bis jetzt hatte sie die Wucht der Kleider, die alleine schon im Schaufenster standen, fast erschlagen. Mit Ino konnte sie nicht losziehen, das Ganze sähe zu verdächtig aus und würde Sasuke sie beobachten lassen, so würde er schnell feststellen, dass die Person, die Ino Undercover darstellte, in Wirklichkeit nicht existierte und so wäre sie als Agentin bei drei aufgeflogen. Ihr Handy klingelte und sie sah auf das Display. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie dran ging. „Hai, mein fleißiges Bienchen!“ Am anderen Ende der Leitung knurrte Sasuke ein wenig verstimmt und sie konnte förmlich sehen, wie er versuchte ruhig zu bleiben. „Wie kommt es, dass du dich von deiner eigenen Arbeit losreißen konntest?“ »Ich musste unbedingt wissen, was du gerade tust «, gestand er leise und sie vermutete, dass sich Naruto im Raum befand oder jemand, der wichtige Akten vorlegte. „Dann muss ich dich leider enttäuschen, denn ich sitze nicht, wie du vielleicht gehofft hast, in einem der vielen Brautgeschäfte“, ihre Stimme klang leicht gereizt, was Sasuke in seinem Büro dazu veranlasste tief zu seufzten. „Sie haben einfach viel zu viel Auswahl! Ich blicke da einfach nicht durch!“, versuchte sich die junge Frau zu rechtfertigen. »Sakura «, begann Sasuke tadelnd. »Soll ich nicht lieber doch-! « „Du brauchst niemanden engagieren!“, erwiderte sie fuchsig und ungewohnt heftig. „Ich werde ja wohl noch in der Lage sein, mir selbst mein Brautkleid zu beschaffen, auch wenn ich eben ein bisschen länger dafür brauche.“ Sie hörte Sasukes Lachen und wusste, dass er sich darüber lustig machte, dass sie nach drei Wochen immer noch kein Kleid hatte. Schließlich hatte sie in jeder freien Stunde in irgendeiner Kabine gestanden und ratlos auf den Kleiderhaufen gestarrt, der immer größer geworden war. „Also hör auf dir Sorgen darüber zu machen, dass ich vielleicht doch noch in Jeanshose und T-Shirt neben dir vor dem Altar stehen könnte!“ »Glaub mir, dies ist meine geringste Sorge. Viel mehr traue ich dir zu, im letzten Moment kalte Füße zu bekommen und mich dann dort stehen zu lassen! « Sakura musste lachen, denn schon alleine, wenn sie sich seinen Gesichtsausdruck dabei vorstellte, gingen ihre Mundwinkel automatisch nach oben. „Glaub mir Sasuke, diese Angst ist unbegründet.“ Die Fahrstuhltür des Cafes glitt auf und Sakura entdeckte ein bekanntes Gesicht. Erfreut winkte sie und Hinata kam auf sie zu. Wenn sie schon auf ihre beste Freundin verzichten musste, dann wollte sie zumindest mit einer neuen und gleichzeitig verlässlichen Freundin losziehen, „Okay ich muss Schluss machen, wir sehen uns dann heute Abend. Küsschen.“ Hastig legte sie auf und musste grinsen, denn sie wusste, dass er es hasste, wenn sie ihre Gespräche so abrupt beendete. Hinata begrüßte Sakura und erneut bewunderte sie die stilsichere Erscheinung der Hyuuga. Immer wirkte sie elegant und machte Eindruck auf ein niedriges Fußvolk wie sie. „Und du bist dir sicher, dass ausgerechnet ich dir beim Aussuchen des Kleides helfen soll?“ Sakura nickte und bezahlte ihren Tee, ehe sie zu ihrem Mantel griff. „Meine anderen Freundinnen machen mehr Hektik und Stress als ich bei der Kleidersuche vertragen kann.“ Sie dachte dabei mit einem schlechten Gewissen an Tenten, denn ausgerechnet ihre Mitbewohnerin hatte sie regelrecht mit Hochzeitskatalogen zugedeckt. Hinata lächelte schüchtern und sprach: „Hast du denn schon eine genauere Vorstellung, was du für ein Kleid genau haben möchtest?“ Während Sakura mit ihr zu Fahrstuhl ging strahlte sie: „Ja, ich möchte ein schlichtes und einfaches. Nichts mit vielen Paletten und so.“ „Dann wüsste ich einen guten Laden, wir müssten noch nicht einmal mit dem Auto fahren.“ Bestimmt drückte die Hyuuga den Knopf für den fünften Stock und der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung. „Stimmt es, dass Sasuke und du nur im kleinen Kreis feiern wollt?“ Sakura bejahte und erklärte, dass ihr Verlobter eigentlich kein Fan von großen Feten war und so hatten sich beide darauf geeinigt, die Zahl der Gäste so gering wie möglich zu halte. „Im Klartext haben wir nur Naruto, dir, meiner Mitbewohnerin, meinem Onkel und seiner Lebensgefährtin, zwei von Sasukes Kollegen und deinem Cousin und eine Einladung geschickt.“ Sie hatte die Personen an ihren Fingern abgezählt. „Insgesamt also acht Leute. Sasuke reserviert ein Restaurant in der Dylan Street, ich weiß selbst noch nicht, welche Kost auf mich zukommt. Doch er meinte, dass ich nicht an Pizza zu denken brauche.“ Hinata lachte und die beiden Frauen stiegen aus. Am liebsten wäre Sakura in diesem Moment wieder einen Schritt zurückgegangen, doch die Schwarzhaarige zog sie sachte mit sich. „Ich verspreche dir, wir haben schneller etwas gefunden, als du dir vorstellen kannst.“ Sakura wagte dies stark zu bezweifeln, sagte aber nichts. Denn sie wusste, Hinata würde sich selbst in zwei Stunden eines Besseren belehren. ~*~ Im weit entfernten Miami in der Nähe einer großen Lagerhalle saßen draußen auf einem hohen Container drei junge Männer. Alle drei trugen auf ihre Art und Weise schwarze Jacken, ob Lederjacke, Parker oder Trainingsjacke, die Farbe blieb gleich. Gelassen ließen sie ihre Beine baumeln und plünderten mehrere große Tüten von McDonalds. Hinter ihnen lag ein Laptop. Der kalte Wind um sie herum schien sie nicht zu stören. „Ist schon komisch“, bemerkte mit einem Mal Naruto, der in der Mitte saß und die Reste seines Cheeseburgers mit Cola runterspülte. „Hätte nicht gedacht, dass wir einmal einen Plan entwerfen müssten, weil wir unsere Arbeit nicht verrichten können.“ Gaara, der links von ihm saß, zuckte mit den Achseln. „Sei doch froh, dass wir eingeladen worden sind, so müssen wir nicht stundenlang auf irgendwelchen Dächern hocken und beschatten.“ Shikamaru teilte seine Meinung und griff zu seinen Pommes. „Außerdem könnte ich mir ebenfalls etwas Besseres vorstellen, als mir bei diesem Wetter einen nassen Arsch zu holen.“ Naruto klopfe seinem Kollegen auf die Schulter und sprach sein Beileid aus. „Tja, dann wirst du dir sowieso morgen holen, da Gaara diesen FBI-Agenten wie 'ne Schaufensterpuppe ausstellen wird.“ Der Schwarzhaarige stöhnte, denn ihm fiel es jetzt zu, die Leiche zu beobachten, um vielleicht noch mehrere FBI-Agenten auszumachen. Er kannte die Masche der sauberen Leute nur zu gut und würde mit Leichtigkeit unter sie tauchen können. „War auch pures Glück, dass wir diesen kleinen Strolch von Bullen abgefangen haben, sonst hätten wir die linke Barzille immer noch unter uns weihen.“ Die Wachsamkeit, mit der Shikamaru vorgegangen war, kennzeichnete seine Fähigkeiten als Henker. So konnten seine Kollegen sich sicher sein, dass er stets ein wachsames Auge auf alles Treiben unter Uchihas Führung hatte. „Sollte ich irgendwen wichtiges ausmachen können, so kümmert Gaara sich darum.“ „Wer hat gesagt, ich würde den Häscher spielen?“ Der Rothaarige hasste es, sich um die Drecksarbeit kümmern zu müssen, wobei man das Ausschalten eines Staatsbeschützers nicht gerade als Drecksarbeit bezeichnen konnte. Doch die ganze Spurenbeseitigung und Co machten ihm eindeutig zu viel Arbeit. „Ich sage dir das, da du erst bei der letzten Hinrichtung deinen Spaß haben durftest!“, knurrte Shikamaru leicht gereizt, weshalb Gaara grinste. Er hatte wahrlich eine richtige Sauerei veranstaltet, kein Wunder also, dass der Nara verstimmt war. „Themenwechsel“, mischte sich Naruto nun ein und griff zu einem neuen Burger. „Hat jemand 'ne Idee, was wir unserem Boss zur Hochzeit schenken?“ Gaara zuckte mit den Schultern, was so viel hieß, wie keine Ahnung, während Shikamaru den Kopf schief legte. „Lasst uns sein Baby ein wenig verunstalten. Es ist schließlich das Einzige mal, wo er uns deswegen nicht den Kopf abreißen wird.“ Der Blonde dachte an Sasukes heiß geliebten Mercedes Benz, der schwarze Wagen war sein ein und alles, schließlich hütete er den Schlitten wie sein Augapfel. „Sicher dass uns nichts passiert? Nicht dass er in der Hochzeitsnacht vor unserer Tür steht und ne Schrotflinte unterm Arm hat.“ Die Männer lachten, doch ihnen allen war klar, dass diese Spinnerei durchaus eine reale Tatsache werden könnte. „Wir müssen sein Baby ja nicht gerade rosa streichen“, warf Gaara ein. „Wenn wir es ganz normal machen, so wie zigtausend andere auch, dann wird er uns bestimmt nicht damit drohen, uns eigenhändig ins Grab zu befördern.“ Naruto grinste schief, zumindest ließ ihn das hoffen. Müde erhob er sich und biss erneut in seinen Burger. „Wenn jetzt alles geklärt ist, dann würde ich mal sagen, jeder zieht seinen Job durch, bevor wir durch Kleidungsgeschäfte ziehen und uns 'nen Anzug suchen.“ Shikamaru winkte ab und erklärte: „Schon erledigt.“ Gaara dagegen vergrub den Kopf in seinen Händen. „Das ja auch noch!“ Erleichtert dachte Naruto an den Anzug, den ihm seine Freundin besorgt hatte und der schön verpackt in seinem Schrank hing. Zumindest hatte er in diesem Punkt eine Sorge weniger. Er steckte seine Hände in die Manteltaschen und bemerkte, wie hinter ihm die schwache Sonne unterging. Naruto sah über seine Schulter und sein Gesichtsausdruck wurde hart. Obwohl er den Sommer mochte, war ihm der Winter lieber. Die Tage waren kürzer und Dunkelheit hielt länger an. Eine Dunkelheit, die es ihm möglich machte, unbemerkt zu verschwinden und wieder aufzutauchen. ~*~ Unaufhörlich prasselte schwerer Regen auf die Stadt herab, die dunklen Wolken ließen kein Licht durch und erschufen somit eine dunkle und traurige Atmosphäre. Es war keine acht Uhr morgens, als Ino bereits aus ihrem kleinen Fiat stürzte, ohne dabei den Schirm auf ihrer Beifahrerseite zu ergreifen. Die Straße vor ihr war abgesperrt und mehrere Polizisten versuchten neugierige Passanten zu bändigen. Sie zeigte ihren Ausweis vor und wurde sofort durchgelassen. Schon von weiten konnte sie Tsunade, die Vorsitzende des CSI erkennen. Überall um sie herum schwirrten Leute in weißen Anzügen, machten Fotos und sicherten Spuren. „Gut dass Sie endlich da sind!“ Sie winkte Ino zu sich heran und sorgte dafür, dass sie zu zweit unter einem großen Schirm standen. Die Haare der FBI-Agentin klebten im Gesicht und ihre Füße wurden merkwürdig kalt. „Die Henker werden immer unverschämter. Sehen Sie sich diese Schweinerei an!“ Sie zog Ino mit sich und die junge Frau trat hinter eine weiße Plane. Im ersten Moment schlug ihr ein schrecklich schwerer Geruch entgegen. Dann sah sie auf eine Straßenlaterne und es verschlug ihr buchstäblich die Sprache. Ihre Augen weiteten sich und sie schluckte hart. An der Laterne lehnte ein Körper ohne Kopf. Seine Alltagskleidung war blutdurchnässt. Wie eine Puppe im Schaufenster war er zur Schau gestellt worden. An der Statur konnte Ino erkennen, dass es sich bei der Leiche um einen Mann handeln musste. Ihr Blick fiel auf den Boden und sie erkannte, dass das Blut die Straßenpflaster verfärbt hatte. „Wo ist der Kopf?“ Ihre Stimme klang erstaunlich fest und sie sah mit glasigen Augen zu der Vorsitzenden. Tsunade nickte nach oben und Ino wagte kaum ihrem Beispiel zu folgen. Der Kopf des Mannes saß auf der Laternenspitze, sein Gesicht wirkte bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Nur die feuerroten Haare ließen noch auf einen Menschen schließen. „Ich hätte ihnen den Anblick am liebsten erspart und gehofft, einer ihrer Kollegen würden kommen, aber da dies nicht der Fall war, konnte ich ihnen nicht solch wichtige Fakten verschweigen.“ Tsunade legte der jungen Frau eine Hand auf die Schulter, doch Ino nahm diese nicht war. Ihr Blick war starr auf den toten Kopf gerichtet. „Nein… es ist schon in Ordnung… schließlich muss ich irgendwann mal damit anfangen zu begreifen, dass das Leben als Agentin kein Zuckerschlecken ist.“ Ino blieb ruhig und beherrscht, auch wenn sie sich innerlich fühlte, als drehte sich der Magen gerade um. Sie war angekommen, wo sie seit Beginn des Falls hätte sein sollen. In der Realität. Es kostete sie einige Überwindung, die Augen zu schließen und tief durchzuatmen. Die roten Haare des Opfers hatten sie mit solch einer Wucht getroffen, dass Ino wie bei einem Film jenes Gesicht vor sich gesehen hatte, das sie durch ihre Gedanken verfolgte. „Alles okay mit Ihnen?“ Die besorgte Stimme der älteren Frau riss sie aus ihren Gedanken und Ino nickte. „Ich werde meine Kollegen auf dem Laufenden halten müssen. Haben Sie die Fakten schon zusammen getragen?“ Tsunade nickte und wies sie mit einer Handbewegung an, ihr zu folgen. Stumm tat Ino es ihr gleich und ließ jenes schreckliche Bild hinter sich. Es war erst der Beginn des wahren Horrors, denn wenn sie gewusst hätte, was sie noch erwartete, dann hätte sich die junge Blondine wohl niemals alleine zum Tatort gewagt. ~*~ Stimmen… Sie flehten, bettelten, verstummten… Leere Augen starrten ihn an, Hoffnung erlosch… Gaara saß mit einem Ruck aufrecht. Trotz des Alptraums ging sein Atem ruhig und gleichmäßig und er fragte sich, wie lange er sich noch so unter Kontrolle haben würde. Müde sah er sich um und erkannte, dass er sich noch immer am Hafen befand. Hinter ihm stand unberührt sein Motorrad. Der Rothaarige sah auf sein Handy, was ihm letztendlich aus dem Schlaf gerissen hatte. Der kalte Boden imponierte ihn schon lange, weshalb er sich immer wieder gerne hier hin zurückzog. Die kreischenden Möwen hatten etwas Beruhigendes an sich. Vielleicht, weil sie durch ihr Kreischen signalisierten, dass noch Leben in ihnen steckte. Gaara sah auf den Display und nahm ab. „Was gibt es?“ Shikamarus zufriedene Stimme dran an sein Ohr und ihm wurde mal wieder die schwarze Galgenlaune seines Kollegen bewusst. „Also ist mein kleines Schauspiel gut beim FBI angekommen?“ Ein hämisches Lächeln umspielte seine Lippen und er dachte daran, wie schwer es gewesen war, diesen verfluchten Kopf auf die Laterne zu bekommen. Dieser Schnüffler von Sasori war ihm schon seit geraumer Zeit auf die Nerven gegangen. Denn seine übertriebene Negiere hatte ihn zu einem unsympathischen Zeitgenossen gemacht. Ständig hatte er es auf seinen Posten abgesehen und doch hatte Gaara gewusst, dass der Schnüffler niemals in der Lage sein würde, diesen Job mit so viel Sauberkeit zu erledigen wie er. Zu groß war der Respekt, den ihm sein Boss mittlerweile entgegenbrachte. Der Uchiha schätzte ihn für seine grausame Fantasie und seinen Einfallsreichtum, doch Gaara musste gestehen, dass es nicht immer leicht war, sich jedes Mal aufs Neue etwas noch brutaleres einfallen zu lassen. „Und was ist jetzt der Grund deines Anrufes?“ Er könnte förmlich spüren, dass Shikamaru am anderen Ende der Leitung breit grinste. Seine Worte waren bewusst gewählt, als er von dem neusten Opfer berichtete. »Blond, kurvig, genau dein Typ würde ich sagen. « Gaara verdrehte die Augen. „Woher willst du wissen, dass ich auf Blondinen stehe?“ Am anderen Ende der Leitung faselte der Henker etwas von Kontakte und verriet, dass er ein Bild rüber geschickt habe. Der Rothaarige sah auf sein Display und erstarrte in dieser Bewegung. Diese blonden Haare, die blauen Augen und das auffallend hübsche Gesicht kannte er. Es war noch nicht lange her, seit er sie in dieser Bar getroffen hatte. Die kurze Nacht mit ihr war gut gewesen, so gut, dass er sich schon öfters gewünscht hatte, erneut auf sie zu zugehen und sie dazu zu bringen, die Beine breit zu machen. Doch die Tatsache, dass er niemals zweimal mit derselben Frau schlief, hatte ihn davon abgehalten. »Lass das hübsche Gesicht verschwinden und wir haben eine Sorge weniger. « Gaara sah auf das blasse Gesicht in seinem Handy und seufzte. „Ich bin nicht gerade der ideale Frauenmörder.“ Shikamaru lachte und der Rothaarige klagte ihm sein Leid, sie schrien ihm zu viel, heulten Rotz und Wasser und letztendlich musste man sich sowieso wieder als Mann beweisen, bevor man mit einem gezielten Schuss oder Schnitt endlich seine Ruhe bekam. »Hab doch einfach ein bisschen Spaß mit der Kleinen, bevor du ihr 'ne Kugel durch das Hirn bläst. Wäre doch 'ne Schande, sie einfach so in den Tod zu schicken. « Gaara dachte über diesen Vorschlag nach, doch statt zu antworten legte er auf und beendete das Gespräch auf diese Weise. Warum eigentlich nicht? Bis jetzt hatte er immer brav seine Aufträge erfüllt, ohne dabei auch einmal an sein eigenes Vergnügen zu denken. Er erhob sich und schritt auf sein Motorrad zu. Gekonnt schwang er ein Bein darüber und griff zu seinem schwarzen Helm. Kurz bevor er seine Lederjacke schloss, fuhren seine Finger noch einmal über seine Knarre. Er liebte dieses Schmuckstück, dennoch machte er selten von ihr Gebrauch. Nur Menschen, die es verdient hatten durch sie zu sterben, kamen auch in ihren Genuss. Das Motorrad sprang an und Gaara schloss seine Jacke, noch konnte selbst er nicht voraussagen, wie dieser Abend enden konnte, schließlich hatte er es mit einer erfahrenden FBI-Agentin zu tun. Bei diesem Volk wusste man nie, was auf einen zukommen würde. ~*~ Seine dumpfen Schritte hallten durch die langen Flure und erneut überkam Sai eine Gänsehaut. Kurz blieb er stehen und ließ die hohen grauen Wände erneut auf sich wirken. Am Ende des Flurs gab es drei Wege, die man einschlagen konnte. Der linke führte nach draußen, der mittlere in das Büro mehrerer Kollegen und der rechte... Geradewegs zu Jiraiya – dem Chef der Undercoverabteilung. Über ihn liefen fast alle großen Cups. Außer der Uchiha-Fall, diesen hatte Ibiki aus einem bisher unbekannten Grund zugesprochen bekommen. Sai steckte seine Hände in die Hosentasche seiner dunklen Jeans. An den unteren Enden war sie bereits ausgefranst, doch dies störte ihn nicht, sein Aussehen hatte bei ihm noch nie an erster Stelle gestanden. Unter seinem schwarzen Pullover hob und senkte sich seine Brust ungleichmäßig. Jedes mal wenn er diesen Ort betrat, wurde er unruhig, obwohl er ihn eigentlich vertraut und harmonisch stimmen sollte. Sai lehnte sich gegen die linke Wand und sah mit müden Augen auf jene Stelle, wo einst sein bester Freund für immer verschwand. Er konnte nicht mehr sagen, wie lange es her war, seit er ihn das letzte Mal gesehen hatte, doch eins wusste Sai noch so genau, als wäre es erst gestern gewesen. Hier hatten sich ihre Wege getrennt. Mitten in der Nacht, als der große Zeiger der Uhr den Sprung zu einem neuen Tag ansetzte. Sai schloss die Augen und dachte an jenes letzte Gespräch zurück. Mit niemandem hatte er je in seinen Heimatdialekt gesprochen, nur mit ihm. Denn die Kameradschaft, das Vertrauen und die Freundschaft, die sie miteinander verbunden hatte, waren so groß gewesen, dass sie einander verstanden hatten ohne zu sprechen. Sie mussten sich nur kurz ansehen, um festzustellen, wie der andere die Sache sah. Sai schloss die Augen und ließ in sein Gedächtnis noch einmal den Abschied durchspielen. Sie hatten sich gegenüber gestanden, genau hier. Eine letzte Zigarette geraucht und einen letzten Witz gerissen. Der Schwarzhaarige hatte gewusst, dass sein bester Kumpel Fire-boy, wie er ihn gerne nannte, egal wie gefährlich der Job war, alles meistern würde. Dieses Mal wusste er lediglich davon, dass sein Kumpel einen etwas aufwendigeren Undercoverjob an Land gezogen hatte. Bereits nach drei Wochen teilte Jiraiya ihm mit, dass Fire-boy unauffindbar war. Sai hatte dies nur darin bestärkt zu hoffen, sein Freund würde sich irgendwo da draußen rumschlagen. Zumindest bis er einige Monate später herausgefunden hatte, dass Fire-Boy dem Uchiha-Fall zugeteilt worden wäre. Ein Fall, der Unglück und Verderben brachte. Sai stieß sich von der Wand und schritt die wenigen Meter bis zum Ende des Flures entlang. Wieder hallten seine Schritte dumpf an den Wänden entlang. Mit einer gewissen Schwermut bog der Schwarzhaarige schließlich rechts ab und klopfte an der unscheinbaren grauen Tür vor sich. Als er Stimmen vernahm, trat er ein und wirkte überrascht, als er seinen neuen Vorgesetzten Ibiki ausmachen konnte mit Jiraiya an seiner Seite, ersterer stand direkt neben dem Schreibtisch des zweiten, der auf seinem Drehstuhl platz genommen hatte und ihn müde ansah. „Mr. Watson, schön dass Sie kommen konnten.“ Sai nickte nur und trat an den Schreibtisch. Hinter dem müden älteren Mann konnte er die Aussicht über die gigantische Stadt ausmachen. Trübe Wolken bedeckten den Himmel und wirkten wie schwere Watte, aus der jeden Moment die ersten Regentropfen entfliehen würden. „Sie haben mich zu sich rufen lassen?“ „Ja…“ Jiraiya seufzte schwer und winkte Ibiki näher heran. „Gib du es ihm.“ Der Hüne stellte eine kleine Kiste in etwa so groß wie ein Schuhkarton auf den Tisch und sprach: „Vor ein paar Tagen haben wir eine Leiche gefunden. Enthauptet versteht sich. Es handelte sich bei der Leiche um einen Agenten, der in Uchihas Revier eingedrungen ist und nach Tsunades Recherchen kannten Sie den jungen Mann. Sie ist noch nicht fertig mit den Untersuchungen, aber mittlerweile gehen wir stark davon aus, dass es sich bei der Leiche um einen ehemaligen Kollegen von Ihnen handelt.“ Sai öffnete die Kiste und sein Körper verkrampfte sich. Vor ihm lagen persönliche Gegenstände seines einstigen besten Freundes. „Woher wollen Sie wissen, dass es sich hierbei um meinen Kollegen handelt? Der Leichenbericht ist noch nicht da, also kann sich alles Mögliche ergeben. Außerdem sagten Sie, er wäre enthauptet gewesen.“ Die beiden älteren Männer sahen sich kurz an, dann sprach Jiraiya: „Wir haben etwas bei ihm gefunden. Es kommt Ihnen sicher bekannt vor.“ Er reichte Sai eine Uhr und als diese sie entgegennahm, hörte sein Herz ein paar Sekunden lang auf zu schlagen. Der Raum schrumpfte zusammen und wirkte mit einem Mal merkwürdig erdrückend. Die silberne Uhr mit den Verzierungen am Ziffernblatt versetzte ihm einen Stoß, der etwas bei ihm zu Bruch gehen ließ. Diese Uhr war einst das erste Geburtstagsgeschenk gewesen, was er seinem Kumpel geschenkt hatte. Fire-boy hatte schnell bemerkt, dass diese Uhr noch eine ganz andere Funktion hatte als die Zeit anzugeben. Der Schwarzhaarige riss seinen Blick von der Uhr in seiner Hand und fragte mit emotionsloser Stimme: „Kann ich gehen?“ Keiner der beiden Männer sagte etwas, sondern sahen ihm nur stumm nach. Die Tür fiel mit einem leisen `Klack` ins Schloss und beendete so das kurze Gespräch der drei Männer. Draußen lehnte sich Sai gegen die Tür und versuchte ruhig durchzuatmen. Der Boden unter seinen Füßen hatte ein paar Augenblicke lang nachgegeben. Doch jetzt, da er den Raum verlassen hatte, der ihn auf merkwürdigster Art und Weise erdrückt hatte, war er wieder in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Ruhe bewahren – war das Erste, was ihm einfiel, nur so konnte er alle Fakten im Kopf noch einmal durchgehen und die Tatsachen festhalten. Sai strich mit seinen Daumen über das Zifferblatt und bemerkte, dass die Uhr schon arg abgenutzt war. Wahrscheinlich hatte Fire-boy sie öfters getragen als er selbst zugegeben hatte. Ein Lächeln schlich über Sais Gesichtszüge und er beschloss den Rand der Uhr zu drehen um die zweite Funktion der Uhr aufzudecken. Nach drei Drehungen sprang das Ziffernblatt nach oben und Sai erblickte einen kleinen Zettel. Mit viel Mühe gelang es ihm, den Zettel heraus zu holen und die letzte Nachricht seines Freundes zu lesen. Eine Nachricht, die das Blatt innerhalb von Sekunden wendete. Selbst im Angesicht des Todes war ihm sein Land wichtiger als sein eigenes Leben. „Fire-boy… ich bin sichtlich beeindruckt, du kleines Genie.“ Er zerknüllte den Zettel mit seiner Faust und schloss das Ziffernblatt der Uhr mit einem leichten Klicken. Manchmal war das Leben von Menschen sehr kurz, vor allem dann, wenn sie einem viel bedeuteten. ~*~ So schnell eine junge Frau konnte, jagte sie die Treppen des dreistöckigen Flures empor. Schon als sie die Haustür des Hauses aufgeschlossen hatte, hatte sie das Klingeln ihres Telefons vernommen. Außer Puste schloss sie ihre Wohnungstür auf und stürzte zum Telefon. Ino riss den Hörer von der Gabel und hauchte: „Yamanaka!“ Atemlos lauschte sie der Stimme am anderen Ende der Leitung und zog sich dabei den weißen Mantel aus, ehe sie sich eine blonde Haarsträhne hinter das rechte Ohr klemmte. Kibas Stimme ließ sie die Augen verdrehen. Sie hatte ein paar Akten im Quartier vergessen, weshalb er ihr das nicht am Handy mitteilen konnte, war ihr ein Rätsel. Während sie mit Engelszunge auf Kiba einredete, fiel ihr Blick zu ihrem Fenster. Es stand auf Kippe. Die junge Frau runzelte die Stirn und verabschiedete sich hastig von ihrem Kollegen. „Ja, ich habe verstanden. Also bis morgen und klingle noch mal bei unserem Sorgenkind durch, um zu gucken, ob mit ihr alles okay ist, schließlich ist morgen ihr großer Tag.“ Ino legte auf und schritt zum Fenster, dabei runzelte sie die Stirn. Komisch, sie war überzeugt davon, es heute Morgen geschlossen zu haben, da es zu sehr regnete. Jedoch konnte es auch sein, dass sie sich irrte, schließlich war sie in Eile gewesen. Gleichgültig machte sie es zu und beschloss, Licht zu machen, da es langsam dunkel wurde. „Ich sollte mal wieder aufräumen“, murmelte sie leise, als sie das Chaos aus Zeitschriften, DVDs und Kosmetiksachen ausmachen konnte. Sie griff zu der Fernbedienung und stellte ihre Musik an. Augenblicklich hallte die die Stimme von Reamonn`s Frontmann durch ihre Dachgeschosswohnung. Manchmal hatte es etwas Gutes ganz oben zu wohnen. Ino löste ihren Haarknoten und Sekunden später fiel ein weicher goldener Schleier über ihre Schultern. Leichtfüßig schlüpfte sie aus ihren Stiefeln und öffnete ihre Jeanshose. Endlich einmal hatte sie wieder genug Zeit für ein entspanntes Bad. Schon lange hatte sie sich nicht mehr die Ruhe gegönnt, sich selbst zu verwöhnen. Schnell ließ sie heißes Wasser in die Wanne, was Sekunden später schon schäumte und Ino ein zufriedenes Lächeln entlockte. Sie zog sich aus und ließ sich in die angenehme Flut gleiten. Die weißen Fliesen waren bereits durch die Wärme im Badezimmer leicht feucht und der Spiegel beschlagen. Ihr Körper dagegen reagierte willkommen auf das heiße Wasser. Sofort entspannte sich jeglicher Muskel. Während sie sich zurücklehnte und die Augen schloss, schweiften ihre Gedanken zu ihrer besten Freundin. Sie hatte Sakuras Brautkleid gesehen und musste zugeben, es war atemberaubend. Ino war sich sicher, dass ihre Zielperson, sollte er noch so beherrscht sein, das würde ihm 100 Prozentig vom Sockel hauen. Das Brautkleid war allerdings in diesem Punkt Sakuras geringstes Problem, auch wenn sie ewig gebraucht hatte, um es zu finden. Ino erinnerte sich nur zu gut daran, wie ihr Gespräch über die Gefühle der Rosahaarigen geendet hatte. Sie liebte den Uchiha, ihre Gefühle waren nicht mehr vorgespielt, sondern echt. Niemand außer ihr wusste dies. Der Heiratsantrag hatte Sakura aus dem Gleichgewicht gebracht, auch wenn diese etwas Anderes behauptete, doch an den Augen ihrer besten Freundin erkannte Ino, dass sie alles andere als innerlich ruhig war. Der Tag würde kommen, an dem sich Sakura entscheiden musste. Ihre Liebe zu Uchiha oder ihre Loyalität zum FBI. Zwar wussten die engsten Kollegen von der Hochzeit und auch Ibiki hatte sein Einverständnis gegeben, aber welche Qual ihre Freundin durchstehen würde, davon ahnte niemand etwas. Für sie sah es so aus, als würde Sakura Uchiha nur heiraten um ihre Deckung zu bewahren. Wenn sie die Maskerade fallen lassen müsste, dann würde ihre Welt in tausend Teile zerspringen. Ino hoffte für ihre Freundin, dass dieser Tag noch in weiter Ferne lag, denn niemand würde ihr diese Entscheidung abnehmen wollen. Sie hob die Hände, um sich die Haare nach hinten zu streichen. Vielleicht würde irgendeine grausame Tat, die Sakura näher ging als alles andere, sie dazu bringen, ihr Leben zu riskieren, um den Mann, den sie liebte hinter Schloss und Riegel zu bringen. Ino tastete am Badewannenrand nach dem Shampoo und erstarrte, denn ihre Fingerkuppen hatten einen rauen Stoff berührt. Sofort fuhr sie hoch und sah auf den Mann, der neben ihr am Rand saß und ihr eine Pistole an den Kopf hielt. Eine falsche Bewegung und er würde abdrücken. Die hellen blauen Augen der jungen Frau weiteten sich und musterten jeden Zentimeter des rothaarigen Mannes neben sich. Gelassen lehnte sich Gaara gegen die Fliesen und steckte sich eine Zigarette an. Sein Haar stand in alle Richtungen ab und Inos Blick fiel auf sein schwarzes T-Shirt und der ebenfalls dunklen Hose. In diesem Moment war es für sie wie ein Schlag ins Gesicht. Der Mann, der ihre Gedanken wegen einer leidenschaftlichen kurzen Nacht beherrschte, war einer der Henker! Vor Anspannung vergaß Ino fast zu atmen. Noch immer starrte sie auf das Gesicht des Mannes neben ihr. Seine helle Haut war noch genauso makellos wie bei ihrer ersten Begegnung, lediglich die dunklen Ränder unter seinen Augen störten das Bild eines außergewöhnlichen Mannes. Seine wachsamen Augen blickten auf die Dusche vor sich. „Mach die Kippe aus!“ Inos leise aber bestimmte Stimme ließ Gaara schmunzeln und er warf das Gift geradewegs in das Waschbecken. Jedoch war er genaustens darauf bedacht, die Waffe weiterhin auf ihre Stirn zu halten. Zum ersten Mal an diesem Abend sahen sie unverwandt einander an. Eine Gänsehaut überkam sie. „Was verschafft mir die Ehre, Gaara?“ Sie sprach seinen Namen so verführerisch aus, dass sie hoffte, irgendeine Wirkung auf ihn zu haben. Doch der Rothaarige ließ sich nichts anmerken und beugte sich zu ihr herunter. Mit einer Kälte, die sie noch nie erlebt hat, sprach dieser: „Ich soll dir das Licht auspusten.“ Dann erhob er sich, jedoch nicht ohne sie dabei im Auge zu behalten. Er ließ Wasser ins Waschbecken laufen, um die Zigarette verschwinden zu lassen, dabei fiel Inos Blick auf seine Hände. Wie immer sahen sie sauber aus, doch trotzdem kam sie von dem Gefühl nicht los, dass er äußerst trockene Haut besaß. „Raus aus dem Wasser.“ Die Blondine versuchte gegen ihr klopfendes Herz zu kämpfen und möglichst ruhig zu bleiben. Keinenfalls würde sie jetzt anfangen um ihr Leben zu betteln, dies war unter ihrer Würde. Wenn sie schon sterben musste, dann würde sie ihren Stolz unter allen Umständen behalten. Obwohl ihr Mutpegel bereits im Keller war, schaffte sie es irgendwie, möglichst lässig in der Wanne sitzen zu bleiben. „Meinst du nicht, dass es einfacher ist, mir hier und jetzt eine Kugel durch den Kopf zu jagen? Im Bad lassen sich äußerst gut Spuren verwischen.“ Gaara grinste und ein Schauer überkam sie, denn es zeigte ihr, dass er ebenfalls schon daran gedacht hatte. „Überlass' das Denken mir und jetzt raus aus der Wanne.“ Er löste die Sicherung seiner Pistole und Ino schalt sich dafür, nicht darauf geachtet zu haben. Mit einem merkwürdigen Gefühl erhob sie sich schließlich und bemerkte dabei den Blick, mit dem er sie beobachtete. Es war der gleiche Blick wie damals an der Bar, abschätzend, wollend und verlangend. Sie wusste, dass sie gut aussah, doch er gab ihr als einziger Mann das Gefühl, wertvoll zu sein. Sie wusste, dass er dieser Schwäche seinerseits heute Abend ein Ende bereiten würde und doch stimmte es sie nicht ängstlich, eher lauernd auf das, was auf sie zukommen würde. Ino griff nach dem weißen großen Handtuch, was für sie bereit gelegen worden war. Sie wickelte es um ihren Körper und warf ihr hüftlanges Haar nach hinten. Herausfordernd sah sie ihn an. Gaara strich sich über das Kinn. „Hätte ich an jenem Abend gewusst, dass du zum FBI gehörst, wäre ich unser erstes Treffen anders angegangen.“ „Geht es ins Positive oder ins Negative?“ Er zuckte mit den Schultern, ließ die Waffe sinken und ließ die Munition auf den Boden fallen, ehe er die Pistole in die Dusche warf. „Nur für den Fall, dass du vorgehabt hast, mir das Licht mit dieser hier auszuknipsen.“ Sie sah auf die nutzlosen Kugeln, durch ihren Kopf rauschten zig Vorsichtsmaßnahmen. Auch wenn er nicht mehr bewaffnet war, so änderte dies nichts daran, dass sie trotzdem wachsam sein musste. Er war größer und stärker als sie und konnte sie ohne Mühe auch so überwältigen. Selbstverteidigung würde gegen einen Henker nicht viel bringen, er kannte gewiss die Tricks und Griffe, die eine Frau vom FBI benutzte, um sich zu schützen. Unbewusst wich Ino einen Schritt zurück, als Gaara einen Schritt auf sie zu machte, dabei stieß sie gegen ihren lebensgroßen Spiegel. Ihr Körper fühlte sich mit einem Mal merkwürdig kalt an. Der Henker dagegen schien ganz in seinem Element zu sein. „Bevor ich meinen Job erledige, will ich mich ein bisschen mit dir beschäftigen. Schließlich sind wir in unserer letzten Nacht beide auf unsere Kosten gekommen.“ Ino lachte unsicher. „Und da dachtest du, es ließe sich jetzt, wo die Gelegenheit günstig ist, noch einmal wiederholen.“ Ein einziger Schritt trennte sie noch voneinander und die Blondine zuckte zusammen, als ihr Gegenüber seine Hand hob und eine ihrer nassen Haarsträhne zwischen die Finger nahm. Sein Blick war auch dieses Mal so anders als Ino es von Männern seines Alters gewohnt war. Und gerade dies machte ihn zu etwas Besonderem. Seine Augen spiegelten keine Zärtlichkeit oder gar ein Gefühl wieder, sondern zeigten ihr das hier und jetzt. Sie sah das Geschehen von diesem Augenblick in seinen Augen und nicht, wie erwartet, lüsterne Fantasien. „Vielleicht.“ Seine raue Stimme ließ sie leicht schlucken, doch noch immer hämmerte ihr Herz wie wild gegen ihre Brust. War es nicht ihr sehnlichster Wunsch gewesen, ihn wieder zu sehen? Okay… die Umstände hatte sie sich anders vorgestellt, aber nun war er hier, der Mann, der ihr das Gefühl vermittelte, sein Gegenstück zu sein. Sein Gesicht kam dem ihren näher, bevor er sie bestimmt und besitzergreifend küsste, sie kannte diese Leidenschaft und öffnete ihren Mund, damit er sie weiter erforschen konnte. Gaara ließ sich nicht lange aufhalten und fuhr mit seinen Händen zu ihrem Handtuch, sanft zog er es ihr aus den Händen, sodass es zu Boden fiel. Ino erschauderte, als sie seine rauen Handflächen auf ihrer weichen Haut spürte. Sie legten sich um ihre Hüfte, ehe er ihre Pobacken umschloss. Noch einmal würde er mit ihr schlafen, ihr das Gefühl von Perfektion geben. Sie lieben, so wie sie war. Und dann würde er sie töten… mit seinen eigenen Händen. ~*~ 31.12.2008 In schnellen Schritten trat Sasuke Uchiha durch den Gang der Kirche. Obwohl die dunklen Holzbänke und die trüben hohen Wände eine dunkle Atmosphäre schafften, war Gottes Haus festlich geschmückt. Weiße Rosen erstreckten sich in zwei Reihen durch den Gang, durch den Sasuke gerade ging. Neben dem Altar warteten ebenfalls festliche Gestecke in Großformat. Das große helle Kreuz am anderen Ende der Kirche wurde von den bunten Fenstern beleuchtet und erzählte die Geschichte von Adam und Eva, wie Gott sie erschuf. Es war eine Art Erzählung aus Glas. In den vorderen Reihen hatten sich die geladenen Gäste eingefunden. Sasukes rechte Hand wanderte zu seinem Krawattenknoten, doch er hütete sich davor, diesen zu lockern. Wie immer war er komplett in schwarz gekleidet, mit dem einzigen Unterschied, dass er dieses Mal ein Frack trug statt ein normales Jackett. Das leicht cremefarbige Hemd passte zu der etwas dunkleren Krawatte. Sein Blick streifte eine unbekannte Frau. Er erinnerte sich daran, dass Sakura sie ihm am Vorabend als Oona Lewis vorgestellt hatte, die Lebensgefährtin ihres alten Onkels. Ihre grauen Haare waren zu einem Knoten gebunden und ihre zierliche kleine Gestalt unter einem weißen Kostüm versteckt. Sasuke trat neben Naruto, der seinen besten Freund gut gelaunt angrinste. Doch davon ließ er sich heute ausnahmsweise keine kalten Füße machen, nicht dass er es sonst auch täte. Er sah durch die Kirche und bemerkte kaum, dass der Pfarrer neben ihn trat. Hinata sah in ihrem hellblauen Cocktailkleid hervorragend aus, auch wenn der Mantel das meiste davon versteckte. Neben Neji wirkte sie wie ein kleines Kind, das man an die Hand nehmen musste, doch Sasuke wusste, dass sie den kühleren Kopf von beiden besaß. Auf der anderen Seite neben Oona Lewis erkannte er Sakuras ehemalige Mitbewohnerin. Tenten trug ihr langes braunes Haar offen und ließ es in leichten Wellen über ihre Schulter fallen. Sie trug einen Hosenanzug, was Sasuke schmunzeln ließ. Sakura hatte ihm schon erzählt, dass sie eine sehr praktisch denkende Frau angesichts der Kälte draußen war. Gaara, der neben Tenten stand, schaltete gerade sein Handy aus und Sasuke bemerkte, dass seine drei Henker überraschenderweise alle zu einer anderen Farbe gegriffen hatten. Naruto neben ihm trug dunkelblau, während Shikamaru ein dunkles braun bevorzugte und Gaara schwarz mit weißen dünnen Streifen. Normalerweise schienen sie sich, was Klamotten betraf, untereinander unbewusst abzusprechen. „Darf ich bemerken, dass die Ringe äußerst gelungen sind.“ Überrascht von Narutos ehrlichen Worten wandte sich Sasuke ihm zu. Er musste grinsen. „Danke.“ Eine kurze Geste folgte, indem der Blonde seinem Freund kurz auf die Schulter klopfte. Seine Stimme war leise, sodass nur Sasuke verstand, was er sagte. „Jetzt hast du sie endlich gefunden. Die perfekte Frau an deiner Seite.“ Der Uchiha nickte stumm. In der Tat, das hatte er. Nach mehreren Enttäuschungen konnte er endlich von sich behaupten, eine Frau gefunden zu haben, die es wert war, an seinem Leben teilzuhaben. Der er vertrauen konnte, ohne ständige Hintergedanken dabei zu haben. Eine Frau, die sein Doppelleben mitmachen würde ohne etwas zu ahnen. Eine Frau wie Sakura. Kurz sah er auf das große Kreuz, ehe er sich der Tür zuwandte, die soeben geöffnet wurde. Die Orgel begann zu spielen und er sah einen alten Mann mit streng zurückgekämmten grauen Haaren. Er trug einen dunkelblauen Anzug und sah kurz zum Altar hoch. Seine grünen Augen, die denen von Sakura so ähnelten, sahen kurz hinter der großen Hornbrille zum Altar empor. Ehe er seine knochige Hand ausstreckte und eine junge zierliche umschloss. Sakura betrat die Kirche und atmete tief durch. In ihren Ohren klingelte die Orgel und sie bemerkte, wie ihr Onkel ihre Hand um seinen Arm legte. Er lächelte und sprach: „Du siehst bezaubernd aus, mein Engel.“ Seine gerührte Miene ließ sie lächeln. Denn sie trug ein Kleid, was dem Hochzeitskleid ihrer Großmutter sehr ähnelte. Schlicht in Champagnerfarben war es trägerlos und ließ die Schultern dementsprechend frei. Um die Brust war es eng geschnürt und wurde unterhalb der Brust lockerer, sodass es wie glatte Seide zu Boden fiel. Einzig alleine die Schnüre am Rücken, die die Form eines Korsetts besaßen, hoben das Kleid von seiner Schlichtheit ab. Wegen der Kälte trug Sakura über den Schultern einen kurzen Pelzumhang, der ihr bis zu den Ellenbogen reichte. Schlicht in weiß gehalten gab er ihrer ganzen Erscheinung etwas Edles. Sie bemerkte den Blick ihres Verlobten und fuhr kurz mit der Hand, indem sie den weißen Brautstrauß hielt der Perlenkette um ihren Hals. Die passenden Ohrringe zu der Kette waren ein Erbstück ihrer Mutter, Sasuke wusste wie viel sie ihr bedeuteten. Ihre Haare waren leicht gelockt und reichten ihr nun knapp bis auf die Schultern, mit viel Geduld hatte man es fertig gebracht, dass sie lagen wie perfekt gemalt. Sakura setzte zum ersten Schritt an. Ein Schritt in eine Zukunft mit dem Mann, den sie liebte und der sie gleichzeitig ins Verderben brachte. Ihr Herz schrie nach ihm und sagte ihr, was sie tat, war richtig, doch ihr Verstand tendierte in die entgegengesetzte Richtung. Mit leuchtenden Augen sah sie zu Sasuke. Wie gewohnt zeigte er keinerlei Regung, doch sie erkannte an der Art und Weise, wie sein Blick über ihre Gestalt fuhr, dass ihm gefiel, was er sah. Letzte Nacht hatte er seiner Befürchtung, sie könnte sich ein äußerst kitschiges Sissi-Kleid ausgesucht haben, in Worte umgewandelt. Sakura musste lächeln. Sie wollte nicht an ihre Arbeit denken, nicht jetzt. Es war ihre Hochzeit, auch wenn ihre Kollegen nach außen hin alle glaubten, sie tue es, um ihre Deckung zu behalten, alle außer Ino. Sie würde Sasuke auch heiraten, wenn sie ihn anders kennen gelernt hätte und dies war das Entscheidende an ihrem Handeln. Sie liebte ihn, auch wenn sie es nicht durfte, dennoch konnte sie ihre Gefühle für ihn nicht totschweigen. Unterdrücken vielleicht… Zusammen mit ihrem Onkel hatte sie die Kirche durchquert und er reichte ihre Hand nun weiter an den Mann, der sie jeden Moment zu seinem Eigenen machen würde. Sasukes kalte Hand umschloss die ihre und er schenkte ihr ein zärtliches Lächeln, dann wandten sich beide dem Pastor zu. Sakura wusste nicht mehr, was der alte Pfarrer alles gesagt hatte, denn sie hatte sich die unendlich langen Minuten gefühlt, als wäre sie von angenehmer Musik umgeben gewesen. Sie spürte neben sich die Anwesenheit ihres Onkel Edgar und hörte, wie er ein paar Mal schniefte. Ihr Griff wurde automatisch fester. Sasuke sah kurz zu ihr und sie bemerkte die Zufriedenheit und Ausgeglichenheit in seinem Blick. Er schien die Ruhe selbst zu sein. Selten hatte Sakura ihn so glücklich gesehen, denn zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, waren seine Augen nicht hart und voller Hass, sondern unendlich weich. Die Wärme des Kerzenlichts ließ seine Blässe verschwinden. In diesem Moment stand neben ihr ein ganz normaler Mann, der Mann, der sie hierher führte, dem sie die Treue schwor und der ihr versprach, sie zu lieben bis in den Tod. Vorsichtig streifte er ihr jenen silbernen Ring über, der einzig und allein für sie bestimmt war. Dann nahm sie seine Hand und setzte das Zeichen für ihre Zusammengehörigkeit. Dabei sah sie ihn weiterhin an, sie liebte seine tiefen blauen Augen, in denen sie versinken konnte, die Worte des Pfarrers rauschten erneut an ihr vorbei. Wichtig waren nur sie beide. Sasuke sah es anscheinend ähnlich, sanft strich er mit seiner Hand über ihre Wange und sie verspürte nichts anderes als Wärme bei seiner zärtlichen Geste. „Meine Schöne…“ Seine Stimme war leise und heiser. „Endlich gehörst du mir.“ Seine besitzergreifenden Worte lösten eine Welle unbekannter Gefühle in ihr aus. Er beugte sich vor, sein Atem streifte ihr Gesicht und dann spürte sie seine weichen Lippen auf den ihren. Sie gehörten zusammen, vor Gott miteinander verbunden. Der Kuss besiegelte das, was für sie beide eine unausgesprochene Tatsache war. Sie waren das Gegenstück des jeweiligen anderen, wie füreinander geschaffen. Bis in die Ewigkeit. Es bleibt zwischen Menschen, sie seien noch so eng verbunden, immer ein Abgrund offen, den nur die Liebe, und auch nur mit einem Notsteg, überbrücken kann. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)