Lass mich die Nacht überleben von Dahlie (Sakura & Sasuke) ================================================================================ Kapitel 17: ... die der Verstand nicht versteht. ------------------------------------------------ . . . Manchmal wünscht du dir, du hättest dich vor langer Zeit anders entschieden, oder du wärst ihm auf einer anderen Art und Weise zum ersten Mal begegnet. Doch das Schicksal hatte andere Pläne mit dir. Pläne, die dich innerlich zu zerreißen drohen. Doch du bist stark, so stark, dass du den Weg, welcher für dich bestimmt ist, alleine gehen wirst. Immer mit dem Wissen, dass du in Wirklichkeit nicht alleine bist. Dich begleiten Freunde, Menschen, die an dich glauben und Menschen, die schon lange nicht mehr auf der Erde verweilen. Etwas abseits von Michigan, geführt von einer langen und unvorteilhaften, schmalen Landstraße lag eine alte Villa. Ihr weißer Putz blätterte bereits ab, doch das konnte den romantischen Eindruck und dem Wert des Hauses keinen Abbruch tun. Die ersten Frühlingsblumen schmückten die große Wiese, um den tiefen See und die Bäume, welche das Paradies wie einen Kessel umschlossen, wiesen erste Blätter auf, die sich in ein saftiges Grün verwandelten. Die ersten Vögel, welche die Winterzeit woanders verbracht hatten, hatten den Weg nach Hause gefunden und sangen nun fröhliche Lieder des aufkommenden Frühlings. Fasziniert saß eine junge dunkelblonde Frau auf der riesigen Terrasse und lauschte dem Gesang. Ihre Augen waren hellblau und dumpf, jeglicher Lebenswillen war aus ihnen gebrochen. Die einstmals langen Haare waren jetzt so kurz, dass sie auf ihre Schulter fielen. Ihre Brille bestand aus einem rechteckigen Gestell und die Gläser waren so dick, dass ein jeder erkannte, dass sie äußerst schlecht sehen musste. Shiho lehnte sich zurück in das dicke Kissen und legte eine Hand auf den Nebenplatz der Hollywoodschaukel. Der warme Wind spielte mit ihren Haaren und ein schwaches Lächeln zierte ihre blassen Lippen. Shiho sah in den wolkenlosen Himmel und die Sonne schien ihr ins Gesicht. Leise Schritte ertönten hinter ihr und Shiho erkannte eine der Schwestern. Diese kam auf sie zu und beugte sich zu ihr. Ihre Stimme war ruhig und vertrauensselig. „Du hast Besuch, Schätzchen.“ Desinteressiert sah Shiho weiterhin zum See und rührte sich nicht von der Stelle, sie merkte, dass die Schwester seufzte und sich wieder entfernte. Ihre großen gebrochenen hellen blauen Augen saugten die Schönheit der Umgebung auf und sodurch regte sie sich nicht, als sich jemand zu ihr gesellte. Ein großer braunhaariger Mann, bekleidet in Jeans und einer beigen Kapuzenjacke, blieb neben ihr stehen, auch sein Blick war auf den See gerichtet. Kiba schwieg eine Weile, bevor er sich neben seiner einstigen Freundin niederließ. Leise begann sie zu summen und schaukelte weiter sanft hin und her. Ihre Füße waren barfuß und genossen die Kälte des Pflasters. Kiba erkannte das Lied, welches sie summte und musste lächeln. „Das Lied haben wir oft bei Studentenpartys spielen lassen“, begann er flüsternd. „Meistens, um Pärchen die Gelegenheiten zum Tanzen zu geben. Auch wir haben uns einmal aufs Parkett gewagt.“ Er schmunzelte unweigerlich an dem Gedanken, wie rot Shiho damals geworden war. Damals hatte er nicht ahnen können, dass sie mehr als nur gute Freundschaft für ihn empfand. „Danach war stets Shikamaru dein Begleiter.“ Kurz schwieg er wieder und es schien, als würde sie ihm nicht zuhören. Noch immer summte sie die Melodie zufrieden vor sich hin. Doch Kiba war es gewöhnt, als einziger zu sprechen. Noch nie hatte sich Shiho in all den Jahren mit ihm unterhalten oder gar eine Antwort geben. „Und wegen ihm bin ich heute hier“, sprach er und spürte ein merkwürdiges Ziehen im Hals. „Er ist tot, von seinem eigenen Boss erschossen worden. Ich habe dir immer versprochen, ihn eines Tages zu erledigen, doch Uchiha ist mir zuvor gekommen. Verzeih mir diese Nachlässigkeit.“ Der ehemalige Agent beugte sich nach vorne, nahm den Blick von der Schönheit der Natur und sah auf das graue Pflaster. „Mein Auftrag ist erfüllt“, wechselte er abrupt das Thema. „Mein Dienst zu Ende.“ Kiba strich sich über das Gesicht. „Uchiha ist gefasst und ich bin sicher, Sabakuno und Watson werden sich gut um ihn kümmern.“ Ihm war klar, dass Shiho ihm nun nicht mehr folgen konnte, doch in diesem Moment war es ihm egal. Er musste das Geschehen der letzten Zeit loswerden. „Sakura soll den Fall vor Gericht übernehmen, doch ich bin nicht sicher, ob sie das schaffen wird, schließlich müsste sie den Mann, den sie liebt, anklagen. Aber wir werden ja durch die Medien erfahren, wie sie es gepackt hat.“ Er lachte leise und lauschte dann ihrem Lied. Müde lehnte er sich wieder zurück in die Kissen und spürte die warmen Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht. Wie lange war es her, seit er das letzte Mal so friedlich seine Umgebung genossen hatte? Ständig war er der Rache nachgegangen, hatte sich nie etwas anmerken lasse und stets kühl und reserviert reagiert, wenn man ihn auf Shikamaru Nara angesprochen hatte. Doch jetzt war er am Ende, seine Kräfte versiegt und er konnte nicht so weiter machen wie bisher. Sobald er zu Hause ankommen würde, wartete eine neue Identität auf ihn, ein neues Leben, welches er fernab von all den Menschen, die er bisher getroffen hatte, aufbauen wollte. „Heute bin ich zum letzten Mal hier“, sprach Kiba mit überraschend fester Stimme. „Ich wollte mich von dir verabschieden und dir alles Gute wünschen, auch wenn ich glaube, dass es nichts bringt.“ Er seufzte und griff zu seinem Handy, da dies eine SMS empfangen hatte. Während er die Nachricht las, spürte er etwas Weiches und Kaltes an seiner linken Hand. Überrascht hielt er inne und erstarrte. Regungslos bemerkte er die zarten Finger, die sich zu seiner Handfläche vortasteten und schließlich seine Finger mit den ihren verhakte. Kiba ließ sein Handy sinken und sah die Frau neben sich an. Noch immer starrte sie auf den See, der sie vollkommen zu fesseln schien, ihre Hand in seiner wurde warm und es gab ihm das Gefühl, der Zusammengehörigkeit. Ihre blassen Lippen zierte ein Lächeln. „Danke, Kiba.“ Er riss die Augen auf und starrte sie an. Langsam drehte Shiho den Kopf, doch ihre Augen schienen durch ihn hindurch zu blicken. „Danke…“ ihr Daumen strich über seine Hand. „… finde deinen Weg und werde… glücklich.“Dann löste sich ihre Hand aus der seinen und richtete ihren Blick wieder auf den See. Stumm saß Kiba neben ihr, er schloss seine Augen und atmete tief durch. Dann öffnete er sie wieder und erhob sich lautlos. Seine Schritte waren still und leise und doch kraftvoll. Von Sekunde zu Sekunde entfernte er sich mehr von ihr. Kiba sah nicht zurück, er wusste, dass dies ein Abschied für immer sein würde, doch merkwürdigerweise stimmte ihn dieser Abschied nicht traurig. Eher wirkte er erleichtert, fast schon befreit. Der Wind kam auf und Kiba lächelte, es wurde Frühling, der kalte und grausame Winter war vorbei… ein Winter, der ihn viel gekostet hatte. ~*~ Sakura lächelte, als sie erneut der Tonbandaufnahme lauschte, die Temari Sabakuno für sie gemacht hatte. Sasukes Worte lösten eine ungeahnte Wirkung in ihr aus. Während sie im Wartezimmer darauf wartete, zu ihm gelassen zu werden, hatte sie sich noch einmal seine Aussage bezüglich der Scheidungspapiere angehört. Nie hatte sie geglaubt, dass seine Gefühle für sie genauso stark waren, wie die ihren für ihn. Sie seufzte, als sie sich erhob und nahm die Ohrstöpsel aus den Ohren, um das Aufnahmegerät sicher in ihrer Aktentasche zu verstauen, dann strich sie ihren dunkelgrünen Rock glatt und sah sich noch einmal in dem grauen düsteren Raum um. Eigentlich musste sie diese Ausstattung gewohnt sein, doch dem war nicht so. Sie hasste das Staatsgefängnis von Los Angeles, dennoch bevorzugte sie es im Gegensatz zu dem in New Orlando. Sakura musterten die langweiligen Farbkleckse von Bildern an der Wand und schrak fast zusammen, als die Tür zum Wartezimmer geöffnet wurde und ein Wachmann eintrat. „Wir wären so weit, Miss Haruno.“ Er hielt eine Wegbeschreibung in den Händen, doch sie winkte ab. „Sagen Sie mir nur die Raumnummer und sorgen Sie bitte dafür, dass mein Vorgesetzter die Mahnung wegen unerlaubtem Belauschen erreicht.“ Sie wusste, dass Ibiki alle möglichen Vorsichtsmaßnahmen ergriffen hatte und genau dies gegen die Vereinbarung von Sasuke verstieß. Dieser Ungerechtigkeit machte Sakura nun einen Strich durch die Rechnung und dass sie Sasukes Verhandlung als Staatsanwalt führen sollte, auch da hatte sie schon für gesorgt, dass es einen Ersatz für sie gab. Der Wärter nannte ihr den Raum und sie rauschte dankend an ihm vorbei. Während sie den Weg zu Raum 43 einschlug, dachte sie über das nach, was ihr noch bevorstand. Sie wusste nicht, wie sie Sasuke entgegentreten sollte, noch was sie ihm sagen sollte. Ihre Zeit war auf eine Stunde begrenzt, weshalb sie sich an das Wichtigste halten sollte. Vor der besagten Zelle blieb sie stehen und legte die Hand auf die Türklinke. Noch einmal atmete sie tief durch, bevor sie die Klinke herunter drückte und in den Raum trat. Ein Tisch in der Mitte bot Platz für Unterlagen und Akten. Sonst war der Raum leer. Nur die summende Lampe spendete Licht. Die Trostlosigkeit, die dieser Raum ausstrahlte, kroch an Sakura empor wie ein dichter Nebel. „Setzten Sie sich doch, Frau Staatsanwältin.“ Seine dunkle belustigte Stimme riss sie aus ihren Gedanken und sie bemerkte, dass er bereits an dem eckigen Tisch platz genommen hatte. Sasuke trug ein weißes schlichtes T-Shirt und eine graue, viel zu große Hose. Lässig lehnte er sich zurück und zündete sich eine Zigarette an, deren Schachtel rechts von ihm auf dem Tisch lag. In seinen Augen konnte sie keinerlei Furcht erkennen, wahrscheinlich nahm er das Ganze hier noch nicht einmal ernst. Sakura legte die Aktentasche auf den Tisch und bemerkte, dass sein Blick an ihr rauf und runter fuhr. „Hübsches Kostümchen, lässt dich glatt zehn Jahre älter wirken.“ Unweigerlich musste Sakura lächeln. „Schicke Kluft, passt zu deinem Teint.“ „Okay, jetzt da wir uns gegenseitig Höflichkeitskomplimente gemacht haben, können wir zu diesem Aktenkram kommen.“ Er nickte auf Sakuras Tasche. „Die brauchst du gar nicht erst auspacken. Ich werde keine Fragen beantworten, das habe ich schon der Witzfigur von deinem Vorgesetzten erklärt.“ Sakura seufzte tief und sprach: „Warum weigerst du dich zu reden? Es würde dir helfen, wenn dein Prozess laufen würde.“ Der Schwarzhaarige sah sie schweigsam an, seine kalten Augen bohrten sich in ihre und sie wandte unweigerlich den Blick ab. „Hier geht es doch gar nicht darum, wie ich am besten Profit schlagen kann, wenn ich euch erzähle, was ihr wissen wollt“, begann er gehässig und blies ihr den Rauch ins Gesicht. „Nein“, wehrte Sakura ab. „Hier geht es lediglich darum, ob du lebenslang hinter Gitter kommst oder die Todesspritze dich frühzeitig ins Jenseits befördert.“ Ihre Stimme hatte an Neutralität gewonnen und sie nahm einen Kuli aus der Tasche und schlug die Beine übereinander. „Ich bin nicht hier, um irgendwelche deiner launischen Spielchen mitzuspielen, Sasuke.“ Sie sprach seinen Namen gelangweilt aus, was ihn dazu brachte eine Augenbraue zu heben. „Wenn du nicht reden willst, dann gehe ich wieder. Denn ich bin hier, um die Leute zu kriegen, die unter deiner Hand Morde begangen haben, für die sie jetzt bezahlen sollen.“ „Und du glaubst, dass ich dir meine Leute einfach so ausliefere?“ „Natürlich nicht“, erwiderte Sakura bestimmt. „Aber du verstehst nicht, dass es mein Job ist, diese Leute zu kriegen. Auf Uzumaki ist eine Einheit spezialisiert. Nara ist bereits tot, wofür ich dir überaus dankbar bin und Sabakuno versucht die kleinen Fische, die er persönlich kennt, dingfest zu machen.“ Sie holte tief Luft, als Sasuke grinste. „Doch die wirklichen Verbrecher, korrupte Politiker, machtgeile Manager und Drogengurus kriegen wir nicht, da Sabakuno diese nie kennen gelernt hat und auf bestimmte Dateien keinen Zugriff hat. Uns würde es gelingen, diese Dateien zu knacken, sobald wir Uzumaki in die Finger bekommen, der momentan in deren Besitz ist.“ Überrascht, wie gut seine Frau aufgeklärt war, beugte sich Sasuke nach vorne, doch Sakura war noch nicht fertig. „Mich interessieren die kleinen Fische nicht, ich will an die großen.“ „Sakura, Sakura“, tadelte Sasuke ernst. „Man will immer das, was man nicht bekommen kann.“ Sie sah ihn wissend an und sah auf seine Hand, die nun die ihre umfasste. Wie perfekt passte ihre schmale in seine große. Sakura ließ es geschehen und seufzte kaum merklich. „Ist dir wirklich egal, was aus dir wird?“, fragte sie leise und beugte sich zu ihm vor. Nur noch wenige Zentimeter trennten sie voneinander. Sie konnte sich im tiefen blau seiner Augen spiegeln und senkte den Kopf. „Verzeih, das war eine dumme Frage.“ „Nein, war es nicht“, sprach Sasuke ruhig und beugte sich so weit vor, bis er nahe genug an ihrem Ohr war, um flüstern zu können. „Du weißt, dass ich nicht mehr lange hier bleiben werde.“ Sein Atem jagte eine Gänsehaut über ihren Hals, weshalb er zärtlich mit seinem Zeigefinger von ihrem Ohr bis hin zu ihrem Kinn strich. „Du bist nicht dumm, Sakura, meine Kontakte gehen weiter, als sich all deine Kollegen vorstellen können.“ „Warum erzählst du mir das?“, wisperte sie heiser und wurde sich dieser unerträglichen Spannung bewusst. Sie griff in sein weißes T-Shirt und versuchte so die Fassung zu bewahren. Anstatt ihr zu antworten, lehnte Sasuke seine Stirn kurz gegen die ihre, kurz darauf legten sich seine kalten Lippen auf ihre warmen und ihr entfuhr ein leises Stöhnen. Zärtlich und sanft fing er für sie beide diesen kleinen einzigartigen Moment ein. Ließ sie ein letztes Mal für lange Zeit miteinander verschmelzen und zeigte ihr auf diese Weise, welch wunderbare, kostbare Bedeutung sie für ihn hatte. Fast schon vorsichtig nahm sie sein Gesicht in beide Hände und er griff in ihr weiches Haar, das sich zwischen seinen Fingern wie Seide anfühlte. Sasuke genoss es, das Gefühl zu haben, dass sie nur ihm gehörte, doch er war sich im Klaren darüber, was passieren würde, sobald sie diesen Raum verlassen würde. Sie würde für lange Zeit aus seinem Leben verschwinden, denn er wusste von Mrs. Sabakuno, dass seine Frau den gerichtlichen Fall nur bis kurz vor der Verhandlung begleiten würde. Sobald sie also diesen Raum verließ, würde sie in das Schutzprogramm des FBIs eintreten und Sasuke war sich bewusst, dass es lange dauern würde, bis er sie je wieder fand. Das FBI war gründlich und der Zugang zu solchen Daten sehr streng bewacht. Ein letztes Mal trank er von ihrem Mund, schmeckte ihre kostbaren Lippen und löste schließlich diesen leidenschaftlichen Kuss. Er spürte, dass Sakura dies missfiel, doch ihr Verstand schien sich genau dann wieder einzuschalten, als er sie kurz ansah und dann den Blick von ihr wendete. Sakura schluckte hart, als sie sah, dass er sich zurücklehnte und ihrem Blick auswich. Schweren Herzens akzeptierte sie, dass dies sein stummer Abschied war. Mit merkwürdig kalten Händen nahm sie ihre Aktentasche vom Tisch und erhob sich. Ihre Knie waren wie Pudding, doch irgendwie schaffte es die Rosahaarige ihren Kopf zu heben, ihm den Rücken zuzuwenden und zur Tür zu greifen. Draußen erwarteten sie drei Wachmänner, sie nickte ihnen knapp zu, dann rauschten diese an ihr vorbei und Sakura bog nach rechts ab, um zum Ausgang zu gelangen. Hinter sich hörte sie, wie die Wachen ihren Ehemann abführten. Drei gleichmäßige Schritte hallten in ihren Ohren und Sakura konnte sich bildhaft vorstellen, wie man Sasuke die Hände auf den Rücken, eingeengt zwischen den beiden großen Wachen, Richtung Zelle nach links drängte. Mit jedem Schritt, den sie sich von ihm entfernte, brach ein kleines Stück ihres Herzens mehr. Stumm rollte ihr die erste Träne über die Wange und Sakura schlug die Hand vor den Mund, um kein ersticktes Schluchzen von sich zu geben. Ihre Schritte wurden immer schneller und die Absätze hallten immer lauter durch den menschenleeren Gang. Tränenverschleiert erreichte Sakura schließlich die ersehnte Ausgangstür und stieß diese auf, dann schlug die Tür hinter ihr zu und sie befand sich im Anmeldezimmer. Kraftlos ließ sie sich gegen die nächstbeste Wand fallen und begann hemmungslos zu weinen. Warum nahm sie Sasukes Schicksal so mit? Natürlich, sie liebte ihn, aber für was für einen Preis? Warum verlangte das Schicksal solch eine grausame Entscheidung von ihr. Sakura wusste es nicht und sah an die graue Zimmerdecke. Das grelle Licht der Lampe brannte in ihren Augen und doch ignorierte sie diesen Schmerz. „Ich hätte nie gedacht, dass Sie sein Schicksal so mitnehmen würde.“ Die Rosahaarige biss sich auf die Lippe, bevor sie antwortete: „Macht es Ihnen Spaß, sich am Elend anderer zu ergötzen?“ Sarutobi schnaufte hörbar und zog etwas aus seiner schwarzen Jacketttasche. Die Haruno fragte sich, wie so oft, wie der alte Mann es fertig brachte stets lautlos zu erscheinen und im falschen Moment am falschen Ort zu sein. „Hören Sie auf, mich beleidigen zu wollen, dafür müssen Sie schon deutlich früher aufstehen und sich schmutzigere Worte einfallen lassen.“ Gerade als Sakura seinem stillen Wunsch nachkommen wollte, reichte er ihr einen großen Umschlag. „Hier ist alles drin, was Sie brauchen werden. Draußen wartet ein Taxi.“ Sakura stieß sich von der Wand ab und reichte dem alten Mann im Tausch gegen den Umschlag ihre Aktentasche. „Sie werden nichts Brauchbares finden. Uchiha weigerte sich zu reden. Er wählt lieber den Tod, als sich auch nur in irgendeiner Weise mit dem Staat zu verbünden.“ Sakuras Aussage überraschte ihn nicht und er sah kurz auf die braune Ledertasche, bevor er sie zurück gab und ihr direkt in die Augen sah. „An seiner Stelle würde ich genauso handeln, denn niemand lässt freiwillig ein Imperium solcher Größe verfallen.“ Kurz war es Sakura, als würde er lächeln, doch dann kehrte die kalte Ausdruckslosigkeit zurück. „Warum wollen Sie sich nicht von ihren Kollegen verabschieden?“ Sakura schluckte und strich sich kurz eine Haarsträhne hinter das Ohr. „Nein.“ Sie dachte an Sai und ihr wurde unbehaglich zumute. „Kiba ist bereits weg, Ino auch und Gaara werde ich nie wieder treffen. Was Sai betrifft, er wird sich meine Entscheidung erklären können.“ Der Alte nickte verstehend und verschränkte die Arme hinter den Rücken, ohne zu zögern schritt Sakura an ihm vorbei und er rief ihr nach: „Passen Sie gut auf sich auf.“ ~*~ Leise Schritte waren zu hören und Naruto sah auf. Er befand sich auf dem Dach eines Hochhauses, starker Wind zerzauste seine blonden Haare und er warf die Zigarette zu Boden um sie mit der Schuhspitze auszutreten. Sein schwarzer Mantel wehte im Wind und als er hörte, dass die Schritte hinter ihm verstummten, nahm er seinen Blick von der nächtlichen Schönheit Los Angeles. Die drei Gestalten vor ihm trugen allesamt graue Jacken und symbolisierten einst den Gegenpart der Henker. Ein Lächeln huschte über Narutos Lippen, als er die Waffen sah, welche sich in den Händen der Geier befanden. „Schön, dass ihr kommen konntet.“ „Für den Boss doch immer“, spuckte ihm der Anführer der Geier entgegen und grinste gehässig. „Vor ein paar Wochen waren du und deine Kumpels uns haushoch überlegen und was ist jetzt von den ach so tollen Henkern übrig geblieben?“ Das klirrende Lachen einer rothaarigen Frau zerrte an Narutos Nerven und Karin trat hinter Pain. „Der eine war ein Verräter, der andere wurde vom Boss persönlich gerichtet und der letzte steht hier.“ „Ich werde auch der Letzte bleiben“, sprach Naruto grinsend. „Doch darum sind wir nicht hier.“ „Richtig“, stimmte Juugo gelangweilt zu und dem Blonden wurde wieder einmal klar, dass er wohl der Einzige unter ihnen war, der vollkommen neutral handelte. Naruto steckte seine Hände in die Jackentasche und sah jeden einzelnen der Drei an. „Ihr werdet Sasuke aus dem Knast holen, den Plan habe ich dabei. Er ist 100 % sicher und das letzte, was ich meinem Boss bieten kann.“ Naruto überreichte einen Stick. „Passt drauf auf.“ Dann übergab er ihn Pain. „Sollte es euch mit meiner Hilfe gelingen, dann werdet ihr die neuen Henker unter Sasuke, was ich euch gönne.“ Kurz hielt der Uzumaki inne. „Wenn er draußen ist, versteckt ihn zuerst in der 66. Straße. Danach haltet euch an seine Anweisungen.“ Pain gab ein leises `Pff` von sich und sprach: „Was macht dich so sicher, dass wir Uchiha da raus hauen, schließlich könnten wir sein Imperium ohne mit der Wimper zu zucken übernehmen und selbst die Kohle einsacken.“ Naruto sah ihn einen Augenblick lang an, eher er sich für eine Antwort entschied. „Ihr strebt nicht nach Macht und Geld so wie Sasuke und es würde euch auch nicht zufrieden stellen, seinen Platz einzunehmen.“ Naruto sah zu Karin, dann zu Juugo und schließlich wieder zu Pain. „Jeder unter euch hatte einen Grund sich ihm anzuschließen. Sei es aus Rache, aus purem Vergnügen, aus Liebe oder wegen einem Versprechen, solange ihr euer ganz persönliches Ziel nicht erreicht habt, werdet ihr ihm treu ergeben sein. Denn er unterstützt euren Antrieb, ohne groß Fragen zu stellen und gewährleistet euch so viel Freiraum wie kaum ein anderer Gangster. Sasuke zu verraten oder gar hängen zu lassen, würde das Ende eures Strebens bedeuten.“ Naruto sah, dass etwas in Pain berührt worden war, zumindest zuckte etwas kurz in seinem Gesicht, ehe er wieder seine Maske aufsetzte. „Da mir niemand widerspricht, nehme ich mal an, dass ich Recht habe.“ Er grinste zufrieden und reichte Karin einen Umschlag. „Gib Sasuke das, sobald er sich von den Strapazen erholt hat. Es wird ihm helfen, sich bei seinen Finanzen und Kunden zu Recht zu finden. Schließlich gab es in letzter Zeit eine Menge Chaos.“ Die Rothaarige nickte, sah kurz auf den Umschlag und biss sich dann auf die Unterlippe. Eine Geste, die Naruto nicht verborgen blieb. „Ja, was gibt es Karin?“ Es fiel der jungen Frau schwer, das auszusprechen, was sie dachte. „Was ist mit dieser FBI-Agentin, die sich eine Zeit lang sein Eheweib nennen durfte?“ Die Eifersucht war deutlich herauszuhören und er seufzte. „Wenn es dich beruhigt, sie wird aus seinem Leben verschwinden, denn soweit ich informiert bin, wird sie in das Schutzprogramm aufgenommen, also sei ganz beruhigt, sie wird nie wieder seinen Weg kreuzen.“ Er sprach die Worte so aus, als würde er ihnen selbst glauben schenken wollen, doch tief in seinem Innersten wusste Naruto, dass sein Freund seine Frau niemals vergessen würde, schließlich war Sakura Haruno die erste Frau, die ihm das Gefühl vermittelt hatte, dass sie ihn wirklich liebte. „Genug!“, mischte sich Pain schließlich ein. Er wandte sich zum Gehen und warf einen letzten Blick auf den letzten Henker. „Auch wenn ich es nicht ernst meine, aber man sagt ja so etwas, in solchen Situationen, viel Glück mit der Hyuuga.“ Dann machte er kehrt und Naruto war sich sicher, diese Truppe nie wieder zu sehen. Trotzdem huschte ein Lächeln über seine Lippen. Wenn die Geier in einem gut waren, dann darin Traditionen einzuhalten. Er gönnte ihnen den Aufstieg zum Henker, schließlich hatten sie bewiesen, dass sie Nerven wie Drahtseile besaßen und man selbst in einer so kritischen Lage wie jetzt auf sie zählen konnte. Naruto strich sich durch das helle blonde Haar und griff zu einer neuen Zigarette. Seine Zukunft mit Hinata konnte beginnen. Niemand würde ihn jetzt noch aufhalten können, den Kontinent zu wechseln. Die Papiere waren fertig, seine Geliebte wartete am Flughafen auf ihn und ihr Gepäck längst eingecheckt. Der Weg war frei. ~*~ . . . . . 1 1 m o n t h s l a t e r . . . . . Eine junge Frau mit schulterlangen goldblonden Haaren schloss müde die Tür zu ihrer Wohnung auf. Sie war ausgelaugt und kaputt, die Schicht in der Redaktion nahm sie mehr mit, als sie es sich hatte vorstellen können. Zu Beginn war es ganz witzig gewesen, bei InTouche den neusten Klatsch auszuarbeiten, doch mittlerweile wusste sie, dass die Arbeit am Laptop auch stressig werden konnte, vor allem wenn der Chef plötzlich auf eine Änderung in einem lange geplanten Artikel bestand. Als kleine Mitarbeiterin konnte man ihr natürlich zusätzliche Arbeit aufhalsen. Sie war ja nur ein kleines Rädchen in dieser riesigen Firma, mit ihr konnte man es ja machen. Kaum dass sie die Tür geöffnet hatte, als ihr auch schon ein schwarzer Kater um die Beine sauste. Mit einem munteren Mautzen begrüßte er sie und die Blondine kraulte ihn, kurz bevor sie rief: „Bin wieder da!“ Sie betrat den schmalen abgenutzten Flur und sah ins Wohnzimmer, wo der Fernseher lief. Die Morgensonne schien durch die halb geöffneten Fenster und tauchte das Zimmer in ein helles orange. „Ino, schön, dass du auch mal nach Hause kommst!“, empörte sich eine dunkle Männerstimme, die die Blondine lächeln ließ. Auf der schwarzen Couch konnte sie müde und verschlafen ihren neuen Freund ausmachen. Seine dunkelbraunen Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und unter seinen mandelförmigen Augen lag ein leichter Schatten. Bekleidet in Jogginhose und Band-T-Shirt von Metallica, mit einem kleinen Menschen im Arm und einer Flasche, saß er auf der schwarzen Couch und sah sichtlich erleichtert aus, seine Freundin zu sehen. „Ach Sam. Hat sie dich schon wieder um eine Nacht Schlaf gebracht?“ Mitfühlend stellte Ino ihre Tasche ab und ließ sich neben ihn nieder. Sofort gluckste das Baby in seinen Armen zufrieden und sah sie mit großen blauen Augen an. Sam wirkte erleichtert, aber auch verletzt, als er das kleine Mädchen abgab. „Ich weiß nicht, was ich falsch mache, aber sie scheint mich nicht zu mögen und ständig auf Trapp halten zu wollen“, sprach er bekümmert. „Vielleicht sollte ich mir ein anderes Äußeres zulegen.“ „Quatsch!“, bereitete Ino seinen Gedanken ein Ende. „Sakuno ist nur ein bisschen launisch.“ Sie gab dem Baby die Flasche und lehnte sich zurück. Ihr neuer Lover strich ihr durch die glatten blonden Haare und sah ihr beim Füttern der Tochter zu. „Launisch ist gut“, grinste Sam und hörte, wie die kleine schmatze. „War die Arbeit gut?“ „Na was wohl“, brummte Ino missgelaunt. „Der alte Sack von Gaudinski kann sich nie entscheiden, wie er seine Artikel jetzt haben will. Musste das Ding ganze dreimal umschreiben, bis er zufrieden war.“ Lachend schaltete Sam per Fernbedienung den Sender um und blieb schließlich bei den Nachrichten hängen. Wirre Bilder flimmerten über den Bildschirm. »Wichtige Meldung. « »Gefängnisse nicht mehr sicher. « »Meine Damen und Herren, vor einigen Stunden ist es einem schwer kriminellen Drogenboss, anders bekannt als Sasuke Uchiha, gelungen aus dem Hochsicherheitsgefängnis in Los Angeles auszubrechen. Bis jetzt konnten die Ermittler nur feststellen, dass Sprengstoff…« Ino sah auf und ihr Körper verkrampfte sich und gleichzeitig drückte sie ihre Tochter enger an sich. Der nächste Akt hatte also begonnen. Doch dieses Mal ohne sie. Sie würde bleiben, wo sie war, denn der Name Uchiha gehörte nicht mehr zu ihrem neuen Leben. Müde erhob sie sich und schritt aus dem Wohnzimmer. „Mach den Fernseher aus Sam, es wird Zeit, dass wir ein bisschen Schlaf nachholen.“ Er tat, worum sie ihn bat und hörte, wie sie in Sakunos Zimmer schritt und den kleinen Schatz dort ablagerte. Ein wenig missmutig schaltete er den Fernseher aus und folgte seiner Lebensgefährtin. Sie hatte recht, die Nacht war lang gewesen und es war an der Zeit, sich ein wenig Schlaf zu gönnen. Nachrichten gucken konnte er auch noch am Abend. . . . In schnellen Schritten durchquerte ein junger Mann mit kurzen roten Haaren das leere Restaurant. Er trug ein weißes Hemd und eine schwarze Hose. Seine Kollegen waren bereits dabei, den Saustall vom Vorabend zu beseitigen. Das alte und doch moderne Restaurant bestand zum größten Teil aus Holz und glatten Marmor. Der große Kamin in der Mitte des großen Raumes war verdreckt, die runden Tische brachen unter dem Gewicht von leeren oder halb gefüllten Gläsern fast zusammen und auf dem Boden sammelten sich Zigarettenkippen. Auch die großen Fenster, die zur Straße raus zeigten, mussten geputzt werden, denn ein dicker Film erschwerte die Sicht nach draußen. Innerlich seufzte Gaara, doch äußerlich ließ er sich nichts anmerken. New York war nicht gerade seine Lieblingsstadt. Ständig regnete es und das Wetter hatte eine Laune wie eine Frau, die ihr Leben lang den Wechseljahren ausgesetzt war. „Na endlich, Manni!“, schnaufte ein blonder Kollege und warf ihm einen Lappen zu. „Wir haben schon gedacht, du drückst dich.“ Gaara grinste, als er die angepissten Gesichter der drei Brüder sah, die dabei waren, das Partychaos zu beseitigen. Seit knapp sechs Monaten ermittelte der Sabakuno Undercover in diesem Laden, da der Verdacht auf Menschenhandel bestand, doch bis jetzt musste Gaara zu seinem Leidwesen zugeben, dass der Laden sauber war. Aber wie gesagt, er wollte erst jeden Bierdeckel umdrehen, bevor er abzog. „Ich komme immer, wenn man nach mir ruft.“ „So wie gestern?“, lachte der jüngste Bruder mit Sommersprossen. „Als wir hier fast eine Schlägerei hatten und du die beiden Herren galant zum Gehen aufgefordert hast?“ „Er hat beiden die Nase gebrochen“, grölte der Mittlere. „Na wenn die mal nicht wieder kommen.“ Gaara nahm sich ein Tablett und begann damit die Tische abzuräumen. Dabei bemerkte er, wie der Älteste der drei, Adam, sich über die Theke lehnte und ihn beobachtete. „Hast du früher Straßenkämpfe gemacht oder weshalb ist deine Faust so hart, dass sie einem das Gesicht erneuern könnte?“ „Straßenkämpfe passt in etwa“, gestand Gaara und stieg über eine Pfütze Erbrochenes. „Und belass es dabei, du willst eigentlich gar nicht so genau wissen, wo ich herkomme, oder Adam?“ Der Älteste verstand die stumme Drohung und griff zu der Fernbedienung, um den Fernseher anzumachen. Eigentlich wollte er den Musiksender erwischen, doch im ersten Moment liefen die Nachrichten. »Ausbruch des Sasuke Uchihas, weist erste Fragen auf. Ist das Leben der Menschen heute noch durch den Staat gesichert? « Gaara hielt inne und sah zum Bildschirm. Seine Lippen zierte ein wissendes Lächeln. Es ging also von vorne los… doch dieses Mal würde Sarutobi das Desaster anders anpacken müssen. Ohne Ino, ohne Kiba, ohne Sakura und ohne ihn… einzig Sai war noch übrig. Und dieser hatte bei Uchiha nicht gerade besonders gute Karten. . . . „Hey Naruto, das musst du dir ansehen!“, rief eine aufgeregte Frauenstimme und ein blonder junger Mann trat aus der Küche, in seinen Armen einen kleinen Jungen, der munter an seinem Daumen nuckelte. Draußen war es bereits stockfinster und in Frankreich schlief bereits ein großer Teil der Bevölkerung. Doch dank des Nachwuchses blieb Familie O`Conner auf Trapp. Zurückgezogen in ihrem kleinen Häuschen, in der Nähe von Lyon genossen sie seit einigen Monaten das Familienglück. „Was gibt es?“, wollte er müde wissen und Hinata lächelte, als sie ihren Mann im hellblauen Schlafanzug, im Partnerlook zu seinem Sohn, der einen hellblauen Strampler trug, ausmachen konnte. Sie erhob sich und nahm ihm Keisuke ab. Den Kampf um den Namen hatte sie ihn schließlich gewinnen lassen. Weshalb ihr Sohn nun den Namen des besten Freundes, seines Vaters trug. „Warum muss mich Keisuke immer um halb drei aus dem Schlaf reißen“, beschwerte sich der Blonde. „Warum kümmerst du dich nicht um ihn, wenn du doch sowieso eine Nachteule bist!“, klagte er nun seine Frau an und sah, wie sich sein Sohn zufrieden von seiner Mutter hin und her wiegen ließ. „Hör auf zu meckern und sieh dir das an!“ Sie nickte zum Fernseher und bereits nach den ersten Worten des Moderators musste Naruto lächeln. Sein Französisch war bei weiten noch nicht so gut, wie sein Englisch und doch verstand er genug, um zu begreifen, was soeben passiert war. »Uchiha Sasuke, 30 Jahre alt, ausgebrochen aus einem Gefängnis Los Angeles. Er war einer der meistgesuchten Männer des FBIs, Interpol nimmt ihn ins Visier. « „Interpol also.“ Bewundernd strich sich Naruto über das Kinn und Hinata gab ihm einen Ellenbogenstoß. „Der ganze Krach da ist auf deinen Mist gewachsen. Du wolltest, dass die Geier so ein Krabum veranstalten, wenn sie Sasuke da raus hauen oder?“ Hinata setzte sich in den grünen Ohrensessel und ihr Gesicht wurde ernst. „Wenn er könnte, dann würde er dir eine Kugel ins Hirn pusten.“ „Wenn er könnte“, betonte Naruto zufrieden mit sich. „Ach was, er wird es schon überleben, wenn er mit dieser spektakulären Flucht in die Geschichte eingeht.“ Zufrieden mit sich warf er sich neben Hinata und sah dabei zu, wie sein Sohn ins Reich der Träume überwanderte. „Außerdem war Keisuke jeden einzelnen Knaller wert oder?“ Hinata seufzte, sie wusste, dass ihr Mann all die Monate nur so darauf gewartet hatte, etwas über seinen einstigen Chef zu erfahren. Eine zeitlang dachten sie sogar, dass das FBI seine Flucht vertuschen würde, doch die Bilder im Fernseher sprachen eine andere Sprache. „Ich bringe Keisuke ins Bett, ja, kommst du auch gleich?“ Überrascht hob ihr Mann eine Augenbraue. „Bitte?“ „Na ja…“, begann die Schwarzhaarige, als sie durch die Küche trat. „Ich dachte, es wird Zeit, dass wir uns darum kümmern, dass Kei kein Einzelkind bleibt.“ Dann ging sie Richtung Flur zum Schlafzimmer. Verstehend grinste Naruto und sprach: „Natürlich, ich bin ganz deiner Meinung. Ich werde gleich nachkommen, muss nur noch eben das Licht löschen.“ Er stand auf und machte den Fernseher aus, dann schritt er zum Lichtschalter, wo er kurz stehen blieb und murmelte: „Krasses Feuerwerk, Pein, alle Achtung.“ Dann löschte er das Licht, als würde er wollen, dass die Spuren seiner Vergangenheit damit verschwanden. . . . Seufzend ließ sich eine junge Frau hinter einem Schreibtisch nieder, schon wieder klingelte das Telefon. Sakura strich sich eine lange Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor sie zum Hörer griff und einen verzweifelten Blick ins Wartezimmer warf. Seit sie als Sprechstundenhilfe in Seattle arbeitete, war sie von morgens bis abends beschäftigt und kam kaum noch dazu, ihren Haushalt zu machen. Zu sehr nahm Dr. Tinkerbell sie in Anspruch. Zusammen mit ihren drei Kolleginnen musste sie täglich das Chaos einer ganz normalen Hausarztpraxis bewältigen. Und dabei kam es nie zu einer gewissen Ruhepause. Auch heute war das Wartezimmer wieder bis auf den letzten Platz mit kranken Patienten besetzt. Freundlich wie immer sagte Sakura am Telefon ihr Sprüchlein auf, als sie bemerkte, dass ihre Kollegin Annabeth im Wartezimmer den Wunsch eines Patienten nachkam und den Fernsehsender vom Kinderprogramm zu den Nachrichten änderte. „Ja, Mr. Bank, ich verstehe, dass Sie stets auf dem Laufenden bleiben wollen.“ Genervt verdrehte Annabeth bei den Worten des alten Geschäftsmannes die Augen und rauschte wieder hinter den Schreibtisch, wo Sakura sich gerade einen neuen Termin notierte. „Es ist doch immer dasselbe“, murmelte die junge Brünette und Sakura legte auf. „Kannst du laut sagen. Alle wollen sie als erstes dran und alle nehmen keine Wartezeit inkauf.“ Plötzlich knallte jemand vor ihnen eine Zeitung auf den Tisch und die ehemalige Agentin erkannte ihren Chef. Der junge Arzt schien schon am Morgen in Hektik zu sein. „Drei Bauchstellen!“, brummte er. „Können Sie sich das vorstellen? Drei!“ Wieder verdrehte Annabeth die Augen und reichte Dr. Tinkerbell die ersten Akten. „Kümmern Sie sich lieber um ihr im Wartezimmer sitzendes Einkommen.“ Er stöhnte und Sakura hörte ihn sagen: „Kümmern Sie sich bitte darum, dass Tommy Anderson sich ins kleine Zimmer bequemt, Miss Habbitt.“ Sakura nickte kaum merklich und erhob sich, dabei fiel ihr Blick auf die Zeitung. Stutzig hielt sie inne und nahm sie zur Hand. Als sie sie aufschlug, sprang ihr ein großes Bild von ihrem Mann entgegen mit der Überschrift: »Sasuke Uchiha, größter Drogen-Gangster aller Zeiten auf der Flucht. « Unweigerlich schlich sich ein kleines Grinsen über ihre Lippen und mit einem Mal war der Tag gar nicht mal mehr so grau, wie er angefangen hatte. Ihr Mann hatte Wort gehalten, man würde ihn nicht zum Tode verurteilen, denn bis zum Prozess hatte er es gar nicht erst kommen lassen. Glück für ihn, Pech für den armen überarbeiteten Staatsanwalt. Sakura betrat das Wartezimmer und rief den ersten Patienten auf. Die Gewissheit, dass Sasuke ein Lebenszeichen von sich gegeben hatte, beflügelte sie und vielleicht, aber auch nur vielleicht, sah sie ihn eines Tages ganz unverhofft wieder. Liebe mich dann, wenn ich es am wenigsten verdient habe, denn dann brauche ich es am meisten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)